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Roosevelt — Prilside«tschaftSkandidat der amerikanische« Demokraten. Der Gouverneur des Staates Newyork und frühere Staatssekretär im Marineministerium, Franklin D. Roosevelt — ein entfernter Verwandter des früheren Präsidenten Theodore Roosevelt — ist von der demokra tischen Parteikonvention als Kandidat für die amerika nische Präsidentenwahl nominiert worden Die Hochzeit Prinz Friedrich Wilhelms z« Lippe. Nach der Trauung in der Hoskirche zu Breslau verläßt Prinz Friedrich Wilhelm zu Lippe mit seiner Gemahlin das Gotteshaus. Käthe Kollmltz SS Fahre alt. Frau Prosessor Käthe Kollwitz, die bedeutende Radiere rin, wurde vor 65 Jahren in Königsberg geboren. Die ist Vorstand des Meisterateliers für Graphik an der Preußischen Akademie der Künste, und ihre graphischen Meisterwerke zeugen von warmem Mitgefühl sür die Armen und Aermsten. wurde in der alten Nibelungen-Stadt Worms enthüllt. Das Standbild zeigt, wie Hagen gerade den Nibelungen- Schatz im Rhein versenkt. Goethes „Götz" im Heidenheimer Naturtheater. Die Heidenheimer Volksschauspiele — die bedeutendste Laienbühne Siiddeutschlands — führt im Goethe-Jahr „Götz von Berlichingcn mit der Eisernen Hand" in be sonderer Bearbeitung für die große Freilichtbühne auf. Unser Szenenbild gibt den Bändertanz bei der Bauern hochzeit wieder — ein lebensvolles Bild alter deutscher Volkskultur. Helen Wills — zum fünfte« Male Weltmeisterin. Bei den inoffiziellen Weltmeisterschaften der Tennis amateure, die jetzt in Wimbledon ausgetragen wurden, blieb bei den Damen auch diesmal wieder — und da mit zum fünften Male — die Engländerin Helen WillS- Moody Siegerin. Don Äons des Umaldts. Von E. v. Ungern-Sternberg. (Lin Ball im Dickicht des Urwaldes! Mehrere Stunden vor dem Tanz beginnen die kupfergelben Herren mit ihrer Toilette. Mit größter Sorgfalt kämmen sie sich das Haar und ordnen die Stirn- und Ohrenlvcken. Die Augenbrauen und Wimpern werden ausgerissen, ebenso wie alle anderen Härchen, die ihrer Meinung nach das Kinn oder die Ober lippe verunzieren. Dann wird mit der Bemalung des Ge sichtes begonnen, jeder bunte Strich wird sorgfältig im Spiegelchen begutachtet. Die schöne grell-rote Farbe liefert der Samen eines Busches, die gelbe wird durch Kauen einer Wurzel bereitet, und die schwarze besteht aus Rutz, der mit Speichel verrieben wird. Dann werden die Hals ketten aus Schneckenschalen und der Federschmuck geordnet, und schließlich werden die schweren Ohrenklötze geputzt. Als besonderer Luxus gilt ein von den Weitzen abgelegtes Hemd oder eine Hose. Die eitelsten unter den Männern setzen sich eine mit Schneckenmnscheln besetzte Haube auf den Kopf. Wir waren Gäste der Tschoroti- und Aschuslesstämme im Gebiet des Pilkomayo. Man könnte sie wilde Indianer nennen, denn sie waren noch ganz mit der sie umgebenden Natur verbunden, sie lebten im Urwald ihr eigenes Leben, kamen nur selten mit den Weitzen in Berührung, bei denen sie Spiegel, Messer und allerlei Tand eintauschten, und kümmerten sich im übrigen wenig um die Begriffe euro päischer Zivilisation. Sie waren freundliche, in ihrer Art ritterliche Menschen, die aber, gereizt, wie unartige Kinder großes Unheil anrichten konnten. Den dienenden Wert der Arbeit überschätzten sie nicht; neben den notwendigen Be schäftigungen init der Jagd und dem Fischfang Vertrieben sie sich hauptsächlich die Zeit mit nächtlichen Tanzver- gnügungen und mit gelegentlichen Trinkgelagen. Die Männer erschienen eitler und puhsüchtiger als die Frauen, die meisten unter ihnen waren richtige Don Juans des Urwaldes. Die Frauen und Mädchen tragen zum Ball keinen Federschmuck, ihr Stolz sind schön tätowierte Muster auf der mit Fischsett blank geriebenen Haut. Der Geruch ist zwar abstoßend, aber dis Indianer sind anderer Ansicht und behaupten, daß oie Weißen einen unangenehmen Duft an sich hätten. Wenn die Frauen mit den Weißen in Be rührung gekommen sind, tragen sie einen Lendenschurz oder den „Tipoy", der auch den Oberkörper halb bedeckt; selt samer Weise nehmen es aber die Mädchen, die nackt ein hergehen, mit der Tugend viel genauer als die schamhaft bekleideten. Der Ball beginnt mit Sonnenuntergang. Unter riesigen Urwaldbäumen werden Feuer aus trockenem Reisig ent bindet, fantastische Schatten und Lichtreflexe huschen über die Palmenkronen und Lianen. Zuerst treten die Männer ii den Kreis und stimmen einen immer wiederkehrenden utturalen Kehrreim an. Der Rhythmus steigert sich, irimitive Tongefätztrommeln fallen ein, Musikbogen, die mein Flitzbogen gleichen, streichen über «in wenig wohl- lingendes Instrument, eine Pfeife, auf der man wie auf einem Schlüssel Pfeift, gibt schrille Töne von sich. Die Sou Juans unter den Indianern sind nicht eifersüchtig aus ihre Frauen und Mädchen, wohl aber können sich die Damen wegen eines Kavaliers in die Haare geraten; dabei geht es keineswegs sanft zu, mit Pfriemen aus Knochen oder auch mit einer Peitschte aus Tapirhaut schlagen sie auf einander ein, bis die Schwächere das Feld geräumt hat. Manche Männer haben zerkratzte Gesichter, das Kratzen ist ein Beweis besonders feuriger Liebe. Dem Tanz folgt ein Trinkgelage, das bis zum Sonnen aufgang dauert. Am Tage bereiten die Frauen die be rauschenden Getränke, sie streifen im Walde umher, um die Früchte zu sammeln und sie zu kochen, am unentbehr lichsten ist die Algarobafrucht, die nach dem Gärungsprozeß ein süßes, schweres Bier liefert. Ein Europäer tut gut, der Zubereitung des Getränkes nicht zuzuschauen; das Bier wird nämlich dadurch gewonnen, daß die Frauen die ge mahlene Frucht kauen und sie in einen Topf speien. Den Gärungsprozeß überwachen dann die Männer, bis das fertige Bier schön zu schäumen beginnt. Außer dem schweren Algarobagetränk wird auch. Maisbier und das süß-säuer liche Channabier gebraut; mitunter gibt es auch von den Weißen eingehandelten Zuckerrohrschnaps, aber das ist ein seltener Luxus. Gäste werden gerne gesehen, aber sie müssen mittrinken, und wehe ihnen, wenn sie Ekel zeigen: sie würden die Gastgeber tödlich beleidigen. Man muß durchhalten, bis die älteren Indianer berauscht werden und zu heulen beginnen, als größten Freundschaftsbeweis sich gegenseitig in den ausgehöhlten Kürbus spucken, der als Trinkgefäß dient, und dem Gast den Mund abwischen. Groß ist die Gier nach Tabak. Die Indianer bauen zwar auch ihren eigenen Tabak an, sie verstehen ihn aber nicht zuzubereiten, und deshalb ist die Ware der Weißen be sonders begehrt. Die Pfeife geht, wie wir das aus den Jndianergeschichten wissen, von Mund zu Mund, jeder tut ein paar Züge und gibt sie dann seinem Nachbar weiter. Selbst Kinder von 5 bis 6 Jahren kann man mit Lust qualmen sehen. Nach einem Tanz und Trinkgelage werden natürlich viele krank. Dann muß der Medizinmann seine Kunst zeigen. Der Kranke wird auf ein hartes Lager gebettet, die Jndianerärzte stellen sich rund um ihn herum, beugen sich nieder und beginnen am Körperteil, der schmerzt, zu saugen. Dann werden die Brust.und der Magen geknetet, angeblasen und bespien. Dabei werden allerlei Zauber- sormeln gemurmelt. Das Seltsamste ist, daß diese Kuren von Erfolg begleitet sind, wenigstens stehen die meisten nach etwa einer Stunde Behandlung völlig geheilt und munter von ihrem Lager aus und gehen an ihre Be schäftigung, als ob nichts geschehen wäre. Die Medizin männer sind natürlich auch gefürchtete Hexenmeister, deren schwarze Kunst vjel Unheil anrichten kann. Bei den Ehacoinoianern am Pilkomayo gibt es weder Arme noch Reiche: ist man satt, so ist man reich, gibt es nichts zu essen, so darbt man und hilft sich gegenseitig aus. Diebstahl ist unbekannt, d. h. Diebstahl untereinander, dem Weißen darf man, wenn sich eine Gelegenheit bietet, etwas von seinem unermeßlichen Reichtum Wegnehmen, und sei es auch nur eine alte Hose oder ein Hemd, um irgend einer Stammesschönen zu imponieren. Auch Mordtaten sind selten, es sei denn, daß man die Tötung neugeborener Kinder oder siecher Eltern als ein Verbrechen bezeichnen wollte; aber jede Indianerin hält es nicht nur für ihr Recht, sondern auch sür ihre Pflicht, einen nicht ganz gesunden Säugling zu töten, und für den Mann ist es ein Akt der Pietät, auf seine Bitte hin den erblindeten Vater von seiner Qual zu erlösen. Schlimm ist das Uebernachten für einen Europäer in einer der engen Jndianerhütten. Der Raum ist so be schränkt, daß Männer, Frauen und Kinder, bisweilen auch noch Hunde oder andere Haustiere in einen Haufen zu sammenrücken müssen, um Platz zu finden. Eine Decke muß sür mehrere dienen, und es ist sicher nicht angenehm, wenn irgend ein neugewonnener kupferfarbener Freund oder eine nach Fischfett duftende Dame unerwartet unter die Schlafdeckc des Weißen schlüpft und das meist nicht ungezieferfrcie Haupt an die Schulter lehnt. Die jungen Indianerinnen, die sich sehr viele Freiheiten vor der Ehe erlauben dürfen, beziehen bisweilen eine besondere Mäd chenhütte, in der sie ohne Scheu einen erfolgreichen Don Juan empfangen dürfen. Blasen nicht die südlichen, kühleren Winde, so übernachten alle im Freien, jedoch immer mehrere unter einer Decke. Es gibt Teile des Ehaco, die unerforscht sind, in dem die Jndianerstämme noch ganz nach ihren alten Sitten leben und in dem Weißen den Feind und Eindringling sehen. Weiter nach Norden, in den Urwäldern Boliviens und Brasiliens weht undurchdringliches Gel-eimrns, man erzählt von bärtigen und von weißen Indianern, über deren Herkunft sich die Gelehrten den Kovf zerbrechen. Der fremde Eindringling wird mit vergifteten Pfeilen überschüttet und Getötete im Kochtopf gesotten. Noch gibt es, fern von den prächtigen Hauptstädten Rio de Janeiro, Buenos Aires, Asuncion, La Paz, in Südamerika eine unbekannte Welt, die unberührte Welt des Indianers, die ihre Tugenden und Fehler wie alle Menschenansiedlungen hat. Der Don Juan des Urwaldes hat aber dieselben Instinkte wie der Gesellschaftslöwe einer modernen Groß stadt. Allerlei Aumor Roch schlimmer. „Ich kenne nichts Schlimmeres, als baß die Frau einen dabei ertappt, daß man einen Brief in der Tasche hat stecken lassen, den man zur Post geben sollte," sagt« ein Mann zu seinem Freunde und drehte nervös die Karten um. „Ach, ich weiß noch was Schlimmeres", sagte der andere. „Und das wäre?" „Daß die Frau einen Brief in der Tasche findet, den man zu verbrennen vergeßen hat." Kein Bedenken. Tante: „Ein Mädchen, das verlobt ist, sollt« nie mit einem andern jungen Mann ausgehcn." Moderne Nichte: „Ach, Tantchen, es ist alles in Ordnung. Er ist auch verlobt!" Immer ftandesgemätz. Der angetrunkene Jüngling hatte in der Bar soviel Krach gemacht, daß ihn der kräftige Portier mit einem tüchtigen Ruck zur Seitentür hinausbe förderte. Entrüstet richtete er sich auf: „Das wird Ihnen schlecht bekommen! Wissen Sie nicht, datz ich aus einer der besten Familien stamme?" „Nun, entschuldigen Sie nur," begütigte der Portier. „Kommen Si« noch mal rein, ich werde Sie zur Vordcrtür hinausschmcißcn."