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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Mesa. Verkettung tter läge in l.su8snne. Vsrtsgung 6vr VoHsitrung. Nimsriks forciert qusntitstiv« Abrüstung von krsnkrsick. tu. Lausanne, so. Juni. Die Dreimiichtebesprechttng im Hotel Beau Rivage dauerte über zwei Stunden. Die Unterredungen sind für streng vertraulich erklärt worden. Vereinbarungsgemäß wurde der Presse nichts mitgeteilt. Zunächst wurde in Anwesenheit von Herriot und dem fran zösische,i Finanzminister verhandelt. Diese kehrten jedoch nach einiger Zeit in ihr Hotel zurück, so daß die weiteren Besprechungen allein zwischen den deutschen und englische» Ministern stattsanden. Unmittelbar nach der Sitzung sand im Hotel Savoy eine Sitzung der deutschen Abordnung statt, in der der Reichskanzler und der ReichSanßenmiuister die übrigen Herren der deutschen Abordnung über ihre bisherigen Be sprechungen unterrichtete«. Aus den privaten Besprechungen am Montag ergibt sich, baß die Lage sich nicht geändert hat. Die Franzosen behar ren auf ihrer bisherigen Stellungnahme und fordern im Falle einer Streichung der Tributzahlnngen eine deutsche Abschlußzahlnng durch Verpfändung von Eisenbahnobliaa- tionen. Auch in der Abrüstungsfrage hält die französische Regierung an ihrer Forderung der lediglich haushaltsmäßi gen Lösung fest. Die Lage hat sich damit im allgemeinen weiter versteift, ohne daß Lösungsmöglichkeiten sich am Montag abend ab zeichnen. Jedoch steht die Stellungnahme der französische« Regierung zur Tribut« und AbrüstungSsrage ausschließlich im Vordergrund der Verhandlungen. Englischerseits ver sucht man, einen praktische« Ausweg aus der gegenwärtig noch völlig festgcsahrenen Lage zu sinken. Eine Sitzung der Konserenz soll erst stattsinden, falls sich Möglichkeiten einer Einigung abzeichnen. Parallel zu den Lausanner Bespre chungen finden in Genf AbrüstnngsVefprechungen statt, über die die beteiligten Regierungen fortlaufend unterrichtet werden. Die LertWilg -er 8MW in Lansme. )( Lausanne. Nach Schluß der gestrigen Nachmit- tagssitzung, an der alle Haupt-elegierten teilnahmen, wurde folgendes Kommuniqus ausgegeben: „Die Chefs der Delegationen und andere Delegierte der einladenden Mächte versammelten sich hente nachmittag um 1 Uhr im Hotel Du Chateau. Der Präsident der Kon ferenz benachrichtigte seine Kollegen» daß Besprechungen im Gange seien und fortgesührt würde« zwischen den Delega, tionen über die Hauptprobleme der Konferenz. Um Zeit für die Entwicklung dieser Gespräche z« gewinne«, wurde entschieden, die Vollsitzung, die für Dienstag, de» S1, Juni »m 10 Uhr vorgesehen war, zn vertage«. hWlbchkchiM ii Lnsme. Lausanne. (Funkspruch.) Auch der heutig« Tag wird -in wesentlichen mit Einzelbesprechungen der Delegations- sührer und Sachberater ausgefüllt sein. Reichskanzler von Papen empfing heute vormittag den belgischen Minister Frangui; weiter dürfte der Reichskanzler eine Bespre chung mit Gran-t haben. Reichswirtschaftsminister Dr. Warmbold sucht« heut« vormittag den französischen Handelsminister Duran- auf, bei dem auch Vertreter der österreichischen Delegation vorsprachen. Httlitir -Mi. Zn einer Besprechung mit der französischen Presse legte ,er französische Ministerpräsident Herriot dar, daß es ssch für Frankreich um eine durchaus koukrele Zahlen- frage handle, während z.V. England in einer Größen- o dnung von ca. IS Millionen jährlich selbst an den Vent ilen Reparationsleistungen interessiert sei, habe Frankreich jetzt ZSg Millionen auf die Dauer von 37 Jahren mit S,5 Prozent zu bekommen. Da, sei eia konkrete« Objekt, mit dem man rechnen müsse, mährend alle anderen bisher aufgetauch- ten Kombinationen abstrakt seien. Auch Jugoslawien z. B. habe SS Millionen jährlich zu bekommen. Zn diesen Zahleu liege das Problem. Herriot führte weiter an«, bevor man mit Herrn von Papen zu eine« Dlrkuftion gelangen könne, müsse er sich mit MacDonald über die grundsätzliche Seite dieser Frage ver- ständigen. E« sei de»halb nicht weiter verwunderlich, daß di« Erörterungen bi-cher noch nicht weiter in Fluß gekommen feien. Ls handelt sich dabei um die sogenannt« indemnite« nette, also um di- Leberschüsse, die Frankreich, England, In. aoslawien nsn». ihren eigene« Verpflichtungen für sich übrig behalt«. Es erscheint schwer verständlich, daß auch je' s noch, in einem Augenblick, da da» Reparattonsexperimenl sich al, völliger Zuschlag erp-kjen hat^dje ganze.I«g« von fran zösischer Seite noch als reine, Zahlenproblem gesehen un behandelt wird. Auch hier muß wieder darauf hingewiefen werden, daß es sich heute um die Rettung der Welt vor einem drohenden Zusammenbruch von unübersehbarem Ausmaß handelt und nicht um die Beibehaltung unmöglich geworde ner politischer Zahlungen. 8ayton Mn -je smzWe RtymtiMtse. ff London. Im News Chronicle schreibt Sir Walter Larsion: Herriot hat zwei bekannte Argumente gegen eine völlige Beseitigung der deutschen Reparationen vorgebracht. Das erste lautet, baß bei völliger Beseitigung aller Kriegs schulden Dentschland ein starker industrieller Konkurrent sein wird. Das zweite Argument wird fein, daß eine solche Politik Frankreich ein größeres Opfer anferlegeu würde, als irgend einer anderen europäischen Macht. Demgegenüber führt Layton aus: Herriot habe sein erstes Argument durch einen Hinweis auf den Baseler Sachverständigenbericht verstärkt. Er habe es aber unter lassen, auf den Punkt einzugehen, daß Reparationszahlun gen auf die Dauer nur in Gütern geleistet werden können. ES sei somit klar, baß irgendwelche deutsche Reparationen nur durch Erhöhung der deutschen Ausfuhr über die Ein fuhr zu bezahlen seien, d. h., durch ein Größerwerden und nicht durch ein Geringerwerden der deutschen Konkurrenz. Die Erfahrung habe gezeigt, daß die Länder solche Trans fers nur bis zu einer gewissen enggezogenen Grenze ohne Gegenleistung erlauben wollen, und baß bei Bezahlung in Gold die Wirkung verhängnisvoll sei. Das zweite Argument Herriots scheine an sich richtig. Der Uoungplan gebe Frankreich einen wesentlichen Ueber- schuß über seine Schuldenzahlungen an Amerika. Es sei jedoch zu bemerken, daß Frankreich einen sehr wesentlichen Betrag zur Wiederherstellung seiner zerstörten Gebiete be reits erhalten habe. Völlige Schulbenannullierung belasse auf Englands Schultern eine ebenso schwere Last wie auf denen der Vereinigten Staaten. Layton schließt: Die Berechnungen über die von jedem einzelnen gebrachten Opfer sind aber tatsächlich von ge ringer Bedeutung. Vernünftige Erwägung heißt, daß alle Beteiligten Vorteile haben würben, wenn „der Schmutz der KriegSfchulbenzahlungen" beseitigt und das Terrain ge ebnet werden könnte für den Wiederaufbau des internatio nalen Handels. Amerika iss aerssimml Washington, S1. Juni. Präsident Hoover hatte ein längeres Telephongespräch mit Botschafter Gibson in Genf, über dessen Inhalt Still schweigen bewahrt wird. E« verlautet, daß lm Weißen hau» der To« der französischen Presse besonder, in den letzten Tagen verstimmt habe. Wenige Tage vor der Lausanner Konferenz habe Staats- sekretär Stimson die fremden Diplomaten ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Europa nicht einfach ganze finanzielle Pro bleme Amerika in den Schoß werfen könne. Die formelle Vorbedingung für Hoovers Aussichten und Bemühungen, den Kongreß zur Revision der Schuldenfrage zu bestimmen, sei also, wie so oft betont, die Einigung Europas über die Repa- rationen, sodann individuelle Anträge auf Feststellung der Zahlungsfähigkeit des betreffenden Schuldnerstaates; sach liche Vorbedingung fei die Bereitwilligkeit, die Rüstungen herabzusetzen und die Wehretats erheblich zu beschneiden. Maa nlmmt an, daß Hoover in diesem Sinne zu Gibson gesprochen und besonder» betont habe, daß Europa aus keine Sympathie hoffen könne, so lange e« gewaltige Summen für Arlegsrüstungeu ausgebe. v- Mn WI SmMM ml ssyinümn. Newyork. Auf dem Jahresbankett des amerikanischen Reklameverbanbes erklärte Präsident Butler, Kriegsschulden und Reparationen seien eine -er Hauptursachen der gegen wärtigen Weltwirtschaftskrise. Kür Verlängerung der Krise müßte« die Bereinigten Staaten und Frankreich die Haupt- »erantmortnng aus sich nehmen. Es liege in der Hand des Kongresses, die Tauer der Weltwirtschaftskrise zu beein flussen, da seine Haltung gegenüber der KriegSschuldenfrage — wenn auch unabsichtlich — eine Verlängerung der jetzigen Luttänüe nach sich Ziehen würde. KlWWMeWs und WWU kine MlikaMe krlliirW. Lausanne. sFuukspruch.j Ein gewisses Aussehen er regte eine gestern in den späte« Abendstunden stattgesundene Zusammenkunft zwischen Herriot nnd dem amerika nischen Delegierten in Gens, Gibson. Sie sand in Morges unweit Lausanne statt. Dabei hat gutem Vernehmen nach Gibson Herriot er klärt, wenn Frankreich die amerikanischen Wünsche in bezug aus die quantitative Abrüstung nicht erfülle, so könne es nicht erwarten, daß Amerika die Kriegsschulden streiche, den« die Last dieser Schulden betrüge nur eine« Bruchteil derjenige» der Rüstunasansaabeu Diese Erklärung ist iusoser« besonders bemerkenswert, als sie »um erste« Male aus einem berufenen amerika nische« Munde in diesem Zusammenhang eine Bezugnahme aus die Notwendigkeit oder Möglichkeit einer Kriegsschulden, ftreichnng enthält. Es verlautet heute morgen, daß unter Umstände« Herriot im Zusammenhang mit diese» gestrige» Unterhaltungen vorübergehend nach Genf fahren wird. lllitmeklls Ws-ll-hmitt. Lausanne. (Funkspruch.) Zu dem Zusammentresse» das aus Wunsch des amerikanischen Hauptdelegierten auf der Abrüstungskonferenz, Gibson, mit dem französischen Mini sterpräsidenten Herriot un- -em französischen Kriegsminister Paul Boncour vergangene Nacht am Genfer See statt gesunden hat, hört man hier folgende Einzelheiten: Gibson soll den amerikanische« Standpunkt in der Ab, rüstnugsfrage «och einmal dargelegt haben. Darauf soll der französische Ministerpräsident erklärt habe«, die amerikanische These von der quantitative« Abrüstung sei für Frankreich völlig »«annehmbar. Mau könne vielleicht über qualitative Abrüstung rede«, aber man müßte die quantitative Frage aus dem Spiel lasse«. Demgegenüber soll Gibson wiederholt haben, daß Amerika zu einem positiven Resultat kommen will. Wenn Frankreich in der Frage seiner Verpflichtungen an Amerika etwas erreichen wolle, so müsse es seinerseits zu Opfern bereit sei«. Besonders bemerkenswert an dieser Zusammenkunft ist die Tatsache, baß hier zum ersten Male die Frage -er Ab rüstung und der internationalen Schulden als eng zusaw» menhängenb erwähnt wird. Ausgedehnte Unterredungen zwischen Herriot und MacTonald. Lausanne. (Funkspruch.) Zwischen Herriot und Mac- Donald fand heute vormittag eine mehrstündige Unter redung statt, die um vier Nhr nachmittags wieder ausge nommen wird. Tic beiderseitigen Finanzminister sind an dieser Besprechung beteiligt. AbrüftlMgskSmpse Schwierige englisch-amerikanisch-sranzösische Verhandlungen Genf, 21. Juni. Die privaten Besprechungen der Delegationsführer Groß, britanniens, Amerikas uno Frankreichs dauerten gestern nachmittag etwa zweieinhalb Stunden. Gerüchtweise verlau- tet, daß die Frage einer Abrüstungskontrolle, ferner Fragen, die sich auf eine Regelung der schweren Angriffswaffen be ziehen, besprochen worden seien. Der amerikanische Plan einer Festsetzung der Heeresstärken nach einem bestimmten Schlüs sel soll ebenfalls behandelt worden sein. Allgemein hört man, daß die drei hauptdelegiecten in ihren privaten Besprechungen auf erhebliche Schwierigkeiten gestoßen seien und e» wird infolgedessen wieder als fraglich bezeichnet, ob schon Mitte der Woche die andern Delegationen zu den Besprechungen hinzugezogen werden. Sir John Simon und Grandi haben sich gestern wieder nach Lausanne begeben. zMitykil -es smzWen MWWMlG? London. Der Timeskorrespondent in Lausanne sagt es bestehe guter Grund für die Annahme, daß die Fran zosen ihre Bereitwilligkeit bekundet hätten, ihren Vorschlag betreffend einer Völkerbnndsarmee znrückzuzleheu. Dadurch werbe ein rein künstliches Hindernis aus dem Wege der Konferenz entfernt, das ohnehin hätte verschwinden müssen, aber geeignet gewesen wäre, die Arbeit aufzuhalten.