Volltext Seite (XML)
^riff in ihre Tasche und reichte stumm den Entlassungs- ichein, den man ihr im Gefängnis gegeben. Der Korvettenkapitän wurde sofort höflich. „Das freut mich für Sie. Aber was suchen Sie hier am Pier?" Ada erzählte ihm ihre neue Not. „Kommen Sie mit in das Zollgebäude. Dorthin sind alle beschlagnahmten Papiere gebracht worden." Mit leise aufdämmernder Hoffnung folgte Ada dem Korvettenkapitän, obgleich sie die Empfindung nicht los wurde, daß dieser Mann sie noch immer für eine Schul- dige hielt. Ein Fach im großen Safe wurde aufgeschlossen. „Was soll es sein?" „Ein Brustbeutel aus gelbem Leder, enthaltend sieben hundert Mark in deutschem Gelbe." Der Beamte schüttelte den Kopf. „Es ist weder ein Brustbeutel noch überhaupt deut sches Geld gefunden worden. W» soll es gewesen sein?" „In dem kleinen Safe im Zimmer des Oberstewards." "Da haben Sie Pech gehabt. Der Obersteward ist der einzige von den Halunken, dem es gelungen ist, über Bord zu springen und zu entfliehen. Er scheint den ganzen Inhalt seines Geldschrankes mitgenommen zu haben." „Ich danke." Ada wußte selbst nicht, wie sie die Kraft aufbrachte, in Fassung das Gebäude zu verlassen und mit raschen Schrit- ten am Ufer entlang zu gehen. Jetzt war trotzdem alles zu Ende. Sie hatte nicht ein mal Geld um an Will zu telegraphieren. Sie wußte sich unter Aufsicht. Sie mußte im Hotel geradezu als Zech- prellerin erscheinen. Sie rannte durch Straßen, ermattet von der feucht-heißen Luft,, fühlte, daß alle ihre Kräfte Serlrieb: Romanverlag K. Sc H. Bretter. G m. b. H-. Rastatt S. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Das Lunch ist bereit." Ada war schwach vor Hunger; aber sie schüttelte den Kopf. Sie durfte ja nichts essen; sie konnte ja schon ihr Zimmer nicht bezahlen! Sie fragte einen Vorübergehenden nach dem Weg zum Hafen. Ada wußte selbst kaum, was sie tat, sie hatte nur den unbewußten Drang: Sie mußte zum Hafen, mußte die Jacht suchen. Vielleicht war das Geld noch da! Sie eilte die Canal- Street hinunter, hatte keinen Blick für das Leben und Treiben um sie herum, stand endlich am Ufer und erkannte das große Zollgebäude, das sich unwillkürlich ihrem Ge dächtnis eingeprägt hatte. Sie trat an den Pier heran. Das Kriegsschiff und die weiße Jacht waren verschwunden; aber sie sah einen Marineoffizier mit schnellen Schritten herankommen, der plötzlich stehen blieb und sie scharf musterte. Ada erkannte den Korvettenkapitän, der sie verhaftet hatte und sie nun höchst verwundert fragte: „Sie sind frei?" „Meine Unschuld hat sich vor dem Schnellrichter er wiesen." Der Offizier schien ihr nicht zu glauben „Haben Sie einen Ausweis?" Wieder übergoß Ada ein Gefühl glühender Scham, zu mal dieses neue Verhör ja auf offener Straße aeschah. Sie Der Memel-Streit kommt vor de« Haager SchiedSgerichtShof. Der Prozeß über das Memelstatut kommt am 8. Juni Prozeß Partei ist, sondern Vizepräsident Guerrero vor dem Haager Weltgerichtshof (Mitte) zur öffentlichen (links). Die litauische Regierung wird sich durch ihren Verhandlung. Den Vorsitz des NichterkollegiumS wird Gesandten SidsikauSka (rechts) vertreten lasten, nicht Präsident Adacti führen, da sein Land in dem Scharfer dentsch-sranzöstscher Zusammenstoß i« Geus. Im Unterausschuß der Luftabrüstungskommistion in Genf kam es bei den Erörterungen über die Kolonial- und Festungsflugzeuge zu ernsten Zusammenstößen zwischen dem deutschen Vertreter, Ministerialdirektor Brandenburg, und dem französischen Delegierten. Da dieser halsstarrig aus dem französischen Standpunkt be harrte, der für Deutschland — das keine Militäraviatik und Verteidigungsmittcl mehr besitzt — als Verhand lungsbasis unmöglich ist, verließ Ministerialdirektor Brandenburg die Sitzung und wird auch an den „Ver handlungen" nicht mehr teilnehmen. Landgewinnung durch freiwilligen Arbeitsdienst an der Nordsee. Die Stadt Hamburg hat einen Trupp Arbeitsloser zum freiwilligen Arbeitsdienst an die Norbseeküste entsandt, um hier Landgewinnung vorzunehmen. Durch diese Maßnahme können lange gehegte Pläne, die bisher Eine Million Kilometer im Flugdienst znrückgclegt. Ein einzigartiges Jubiläum hat jetzt der Flugkapitän Karl Noack (links) von der Deutschen Lufthansa zu ver zeichnen: er erreichte als erster Flugzeugführer im planmäßigen Flugverkehr eine Million Kilometer, eine Leistung, die vor ihm noch kein Pilot erreicht hat. Neben ihm sein Bordmeister Stum. immer an der Kostenfrage scheiterten, endlich in Erfül lung gehen. Unsere Aufnahme zeigt die Truppe beim Ausheben von Gräben bei Cuxhaven, in denen sich bei Ebbe der ablagernbe Schlick sammelt. Zum Präsidenten des Deutschen Lnstschutz-Verbandes wurde der frühere Reichsverkehrsminister Dr. Kröhne gewählt. Der Deutsche Luftschutzverband ist durch den Zusammenschluß des Deutschen Luftschutzvereins und der Deutschen Luftschutzliga gebildet worden und be zweckt die Vorbereitung von Schutzmaßnahmen für die Zivilbevölkerung gegen die Gefahren eines Luftkrieges. Autogiro — das Flugzeug der Znkunst. Der Erfinder des Windmuhlenilugzeuges, der Spanier -e la Cierva, ist in Berlin eingetrofscn, um der Reichs hauptstadt seine neueste Schöpfung, ein Kabinen-Auto- giro, vorzustellen. Tie Maschine besitzt einen Motor von 120 Pferdestärken und entwickelt eine Stunden geschwindigkeit von 150 Kilometern. Seine besonderen Vorzüge liegen in der absoluten Flugsicherheit und kurzen Landestrecke. Einweihung eines Gedenksteins für den Schöpfer des Deutschland-Liedes. An der Stätte, wo Joseph Haydn das Deutschlandlied und die österreichische Nationalhymne geschaffen hat — nm heutigen Neuen Markt in Wien — wurde jetzt eine Tebenktasel (auf unserm Bilde oben recht») enthüllt. verbraucht waren, fürchtete sich vor den Menschen ans der Straße. Sie war zufällig in das französische Viertel gekommen, einem der ältesten Stadtteile, der fast nur von Kreolen bewohnt wird und noch aus der Zeit stammt, als Neu« orleans unter französischer Herrschaft stand. Kleine, weißgetünchte Häuser mit alten Stuckfassaden inmitten tropisch prunkender Gärten, gaben gerade diesem Stadtteil ein idyllisches Aussehen, zu dem allerdings die meist arme Kreolenbevölkerung in seltsamem Gegensatz stand. Ada war auf eine Bank auf einen der vielen kleinen Plätze gesunken. Üeber ihr breiteten sich die herrlichen Wedel einer wun dervollen Palme, um sie herum blühten Blumen in allen möglichen Farben, aber sie sah dies alles nicht, war ver zweifelt und suchte immer wieder aufzustehen, um vas Letzte auszuführen, was ihr zu tun blieb — den Freitod im Wasser des Mississippis suchen! Auch dazu fehlte ihr in dieser Stunde die Kraft! „Soock cka?, Miß!" Ada fuhr empor, um wieder zu erschrecken. Vor ihr stand der alte Herr, den sie im Gerichtssaal für einen Kriminalbeamten gehalten und der ihr das Hotel empfohlen hatte. „Sie wollen mich wieder verhaften?" Unwillkürlich stieß sie die Worte hervor. Der alte Herr schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich habe gar nichts mit der Polizei zu tun; aber ick bin Nfnen gefolgt." In diesem Augenblick überkam Ada eine ohnmachts ähnliche Schwäche, und sie mußte sich auf den Arm des Fremden stützen.