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Riesaer G Tageblatt rrrrd Anreiger tEwettatt IkyetzrH. »^4.«°^ Dre«de» I5SL. Dar Mesa« Tageblatt ist dar zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast , Eirokaff«: Großenhain. des Amtsgerichts und d« Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Mesa, deS Rates der Stadt Riesa, Riesa Nr. SL de< Finanzamts Mesa und des Hauptzollamts Meisten behördlicherseits bestimmte Blatt. Drahtanschrift Tageblatt Mesa. Fernruf Nr. ». Postfach Nr. 8L 126. Mittwoch, 1. Juni 1932, abends. 85. Jahrg. Da« Riesaer Tageblatt «scheint jede« Tag abend» '/,« Uhr mit AuSnakme der Sonn- und Festtage. BezngSHretS, gegen Vorauszahlung, siir «ineu Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug NM. 2.14 etnscht Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de« Eintteten« von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalte» wir uns da« Recht der Preis- erhöhung und Nachforberung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Rtesa. V. M Mil U WlilMWW ttlllN Sie mm MMllMOder. * Berlin. Franz von Papen wurde am 29. Oktober 1879 in Werl in Westfalen geboren. Er war aktiver Offi zier der führenden Wehrmacht, zunächst im Düsseldorfer 5. Ulanen-Regiment. 1911 wurde er in den Großen General stab berufen. Während des Krieges war er Militärattache bei der deutschen Botschaft in Washington. Nach -em Kriege nähme er seinen Abschied und wurde 1921 im Wahl kreis Westfalen-Nord in den Preußischen Landtag gewählt, wo er zum rechten Flügel des Zentrums gezählt wurde. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender und Besitzer der Germania. Wilhelm Freiherr von Gayl, der im 53. Lebensjahr steht, entstammt einer alten preußischen Offiziersfamilie. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften war er zunächst in der preußischen Verwaltung tätig und übernahm im Jahre 1909 die Leitung der ostpreußischen Landgesellschaft, eines gemeinnützigen Giedlungsunter- nehmens für die Provinz Ostpreußen. Im Kriege, an dem er aktiv tcilnahm, wurde er im Jahre 191b Chef der Ab teilung für innere Politik und innere Verwaltung beim Oberbefehlshaber Ost. Nach dem Umsturz organisierte er vom Januar 1919 ab den Schutz Ostpreußens gegen die Bolschewisten. Im Jahre 1920 führte er als Reichs- und Staatskommissar die Abstimmung im ostpreußischen Ab stimmungsgebiet durch. Seit 1921 ist er Mitglied des preu ßischen Staatsrats und Bevollmächtigter Ostpreußens im Reichsrat. Er ist Mitglied der Deutschnationqlen Volks partei, hat aber weder Parteiämter übernommen, noch sich an der Agitation beteiligt. Freiherr Constantin von Neurath, der am 2. Februar 1873 geboren wurde, trat nach dem Studium der Rechts wissenschaften in den Konsulardienst ein und war in den Kricgsjahrcn Botschaftsrat in Konstantinopel. Im Jahre 1917 erfolgte seine Berufung zum Kabinettschef des Königs von Württemberg. Im Jahre 1919 trat er wieder in den diplomatischen Dienst ein und ging zunächst als Gesandter nach Kopenhagen; von 1922 bis zum Mai 1939 war von Neurath Botschafter am Ouirinal in Rom. Dann über nahm er das Botschafteramt in London, das er bis zum heutigen Tage bekleidete. Generalleutnant von Schleicher, der vor wenigen Wochen das 59. Lebensjahr vollendete, begann seine mili tärische Laufbahn im Kadettenkorps und wurde im Kriege vor allem im Generalstabe verwendet. Nach dem Kriege zur Reichswehr übernommen, wurde er im Jahre 1924 zum Oberstleutnant befördert und am 1. Februar 1928 zum Ab teilungsleiter im Reichswchrministerium ernannt. Mit dem 1. April 1929 übernahm er als Chef das neugebildete Ministeramt im Ncichswehrministerium und wurde kurze Zeit darauf zum Generalleutnant befördert. Dr. Schätzet, der im 58. Lebensjahr steht, war nach Be endigung seiner juristischen Studien kurze Zeit als Rechts anwalt tätig, trat aber dann in die Bayrische Postverwal tung ein; im Jahre 1923 wurde er als Leiter des Referats Bayerns mit dem Titel „Staatssekretär" in die Reichspost verwaltung berufen. Im Januar 1927 wurde er Reichs postminister, so daß er in diesem Jahre auf eine fünfjährige Amtszeit zurückblicken konnte. Georg Schätze! gehört der Bayerischen Volkspartei an. Hermann Freiherr von Lüuinck, der erst 39 Jahre alt ist, studierte Rechtswissenschaft und nahm nach Beendigung des Studiums im Jahre 1914 aktiv am Weltkrieg teil. Nach Beendigung des Krieges trat er zur preußischen Staats verwaltung über, wo er als Regierungsassefsor und Hilfs arbeiter im Innenministerium tätig war. Nach vorher gehender informatorischer Tätigkeit bei den christlichen Ge werkschaften schied Freiherr von Lüninck im Jahre 1923 aus dem Staatsdienst aus und wurde stellvertretender Generäl sekretär -es Rheinischen Bauernvereins. Er ist Vorsitzen der der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz, Prä- sidialmitglieb der Vereinigung des Rheinischen Bauern- Vereins und LandbunüeS sowie Mitglied des Deutschen Landwirtschaftsrates und der Preußischen Hauptlandwirt schaftskammer. Dr. Karl Goerdeler, der 47 Jahre zählt, trat nach dem Studium -er Rechtswissenschaft in den Gerichtsdienst ein, war später informatorisch bei der Bank der preußischen Landschaft und der preußischen Seehandlung zum Studium der bankmäßigen Behandlung des kommunalen Anleihe wesens tätig. Er wirkte bann als Assessor und 1912 bis 1929 als Beigeordneter der Stadt Solingen. Nach Be endigung des Kriegs, an dem er teilgenommen hatte, wurde er 1929 zweiter Bürgermeister der Stadt Königsberg in Preußen und 1939 Oberbürgermeister in Leipzig. Im Dezember 1931 wurde er zum Reichskommissar für Preis senkung ernannt, welches Amt er nach Durchführung der Preissenkungsaktion im April nieberlegte. Dr. Herman» Warmbold, geboren am 21. April 1878, betätigte sich mehrere Jahre als Landwirt und studierte dann Land- und Volkswirtschaft. Er arbeitete als Assistent an verschiedenen UniverfitätSanstalten und war von 1997 bis 1917 bei wirtschaftlichen Instituten der Landwirtschaft in leitender Stellung tätig. 1917 bis 1919 wirkte er als Pro- sessor für Wirtschaftslehre des Lanbbaues und gleichzeitig als Direktor der württembergtschen landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, um dann als Direktor der M MllMWW MW dkl MWM. j( Berlin. Der Herr Reichspräsident empfing gestern Herrn v. Papen und erteilte ihm de» Auftrag zur Bildung einer Regierung der nationalen Konzentration. Herr von Papen hat diesen Auftrag angeuomme«. Die Beauftragung des Herrn von Papen mit der Neu bildung der Regierung zeigt, daß der Reichspräfideal mit seinen Parleiführerbesprechungen programmätzig zu Ende gekommen ist. Der Auftrag ist sogar noch schneller erteilt worden, al» man ursprünglich erwartete. In politischen »rei sen rechnet man damit, datz dadurch zweifellos auch zu ein« Beruhigung der öffentlichen Meinung beigetrageu werden wird. Herr von Papen wird sich heute mit deu Persönlichkeiten in Verbindung setzen, die für da» neue Kabinett in Irage kommen. Lr wird voraussichtlich spätestens Donnerstagvor mittag, wahrscheinlich aber bereits heule im Laufe de« Tages mit der Sabinetlbildung so wett fertig sein, daß er dem Reichspräsidenten die Ernennung der Minister Vorschlägen kann. Al» Persönlichkeiten, die in erster Linie für da, Kabinett von Papen» in Frage kommen, werden genannt: Inneres: Freiherr v. Gayl oder von der Osten Auswärtiges: Botschafter v. Neurath Reichswehr: Geueral v. Schleicher Wirtschaft: der früh. Reichswirtschastsmin. Warmbold Arbeit: Dr. Goerdeler Ernährung: Freiherr v. Lüningk Justiz: Reichsminifter Joel Bost: Reichspostminister Schätze! Finanzen und Verkehr steht noch nicht fest. * Vie SteMms des Zevtrimrs Don besonderem Interests ist natürlich die Frage, wie sich das Zentrum Kl dem Kabinett von Papen einstellen wird. Die „Germania" polemisiert gegen die Gerüchte, wo nach eine Persönlichkeit des Zentrums zur Führung der neuen Regierung berufen werden dürfte. Sie schreibt, man möge sich doch verwundert fragen, warum denn eigentlich die Krise entfesselt wurde, wenn Herr Brüning einfach durch einen anderen Zentrumsmann ersetzt werden solle E» werde jedenfalls keine Perfönlichkeit geben, die sich al« Führer oder al» Mitglied de» neuen Kabinetts darauf berufen könnte, Vertrauensmann der Zentrumspartei zu sein. Das Blatt fügt dennoch die Festestllung hinzu, daß das Fehlen eines ver antwortlichen und handlungsfähigen Regierung selbst für den Zeitraum weniger Tage nicht zu ertragen sei, und daß es deshalb gerade zur Aufrechterhaltung unserer finanziellen Ordnung notwendig sei, ohne Verzug zu wichtigen Entschei dungen M gelangen. Jnteressanterweise enthält die gleiche Ausgabe der „Ger- mania" auch die Mitteilung, daß Herr von Papen zu einer Aussprache über die Regierungsbildung vom Reichspräsiden ten empfangen worden sei. In politischen Kreisen ist auch schon vorher nicht unbekannt geblieben, daß das Zentrum einer Kandidatur von Papen keineswegs zustimmend gegen überstand. Anter diesen Umständen ist wohl anzunehmen, datz Herr von Papen sich zunächst formell von seiner Fraktion lösen wird, ähnlich wie ja auch Dr. Goerdeler seinerzeit aus der Deutschnationalen Volkspartei ausgetreten ist, als er sich dem Ruf des Reichspräsidenten in das Amt des Preis- senkungskommiffars nicht entziehen zu können glaubte. Die Entscheidung darüber liegt aber naturgemäß beim Zentrum selbst, dessen maßgebende Instanz sich am heutigen Mittwoch mit der neuen Lage beschäftigen wird «> Der Wktntmrf, der zur DenWn AriiniG führte. vdz. Berlin. Wie in politischen Kreisen sofort er klärt wurde, spielten beim Rücktritt des Reichs kabinetts Brüning vor allem auch die Fragen der landwirtschaftlichen Siedlung eine große Rolle. Jetzt wird der Wortlaut des Gesetzentwurfs veröffentlicht, der hauptsächlich Gegenstand der Opposi ¬ tion gegen Brüning gewesen sei und der die Ueberschrift trägt: „Verwendung nicht entschuldungsfähiger Grund stücke im Osthilfegebiet und Förderung der landwirtschaft lichen Siedlung. Der Entwurf spricht aus, daß der ReichSkommissar für die Osthilfe ermächtigt werde, im Osthilfegebiet gelegene landwirtschaftliche, forstwirtschaft liche und gärtnerische Grundstücke, die nach den geietzlichen Vorschriften über die landwirtschaftliche Entschuldung nicht mehr entschuldet werden können und für die andere, die Gewähr zweckmäßiger Verwendung bietende Erwerber nicht vorhanden sind, für das Reich freihändig oder im Wege der Zwangsversteigerung zu erwerben. Die Streitfrage bei diesem Entwurf soll nicht zuletzt die Bemessung des Mindestpreises gewesen sein, zu dem die landwirtschastlichen Grundstücke zu ersteigern waren. Di« amtlichen Stellen meinen, daß die Verordnung, die nun wohl nicht erlassen werden dürfte, hierbei einen Mittel weg zwischen den Interessen der Gläubiger des Eigen tümers und denen der Siedler gewählt habe. Der Reichs arbeitsminister, dem das ersteigerte (Nut für Siedlungen anzubieten war, sollte nach dem Entwurf berechtigt sein, unter bestimmten Voraussetzungen einen Teil der Kauf summe in Reichsmarkschuldverschreibungen zu zahlen. * LttlM PrkWiMll zsr Vtllmng v. ?9t«s. Berlin. Die „Germania" nennt die Betrauung des Herrn v. Papen mit der Regierungsbildung eine „Zwischen lösung". Die Haltung des Zentrums gegenüber der jetzt versuchten oder einer anders gearteten Regierungsbildung ergebe sich klar aus der besonderen Zweckbestimmung des neuen Kabinetts und auch aus der Vorgeschichte der Krise. Die Zentrumspartei werde in der kommenden Regierung, wie immer sie auch aussehen möge, nicht vertreten sein. Sie werde zu der sachlichen Arbeit des neuen Kabinetts sachlich Stellung nehmen und unter diesem Gesichtspunkt jeweils ihre Entscheidungen treffen. Zum Schluß sagt bas Blatt, daß die Mitteilung, Papen werbe, falls er das Reichskanz leramt endgültig übernehmen sollte, aus der Zentrums partei ausscheiden, bis zur Stunde noch nicht bestätigt sei. Die „Vosiische Zeitung" meint, die Betrauung Papens werde als ein Schlag gegen das Zentrum empfunden, die neue Regierung habe auf keinerlei Entgegenkommen deS Zentrums zu rechnen, nicht einmal auf ein passives Ver halten. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" glaubt, daß die Aus sichten für das neue Kabinett an sich ganz günstig seien, da die Tolerierung durch die Nationalsozialisten als gesichert betrachtet werden könne und das Zentrum kaum in der Lage sei, zur offenen Opposition überzugehen. DaS Blatt berichtet in diesem Zusammenhang, daß von nationalsozia listischer Seite die Anregung gegeben worden ist, den Etat noch durch das Parlament zu verabschieden, was im Eil tempo geschehen könnte, so bald sich eine Mehrheit für die Unterstützung dieser sachlichen Regierungsarbeiten zusam menfinde. Sei das nicht der Fall, dann werde der Reichstag sofort ausgelöst. „Lokalauzeiger" und „Tag" betonen, daß die Parteien der bisherigen Opposition, also in erster Linie die Deutsch nationalen und die Nationalsozialisten, offiziell mit der Bildung dieses Kabinetts nichts zu tun haben. Von ihren Stimmen hänge die Mehrheit des Kabinetts ab. Die Ent scheidung sei noch nicht getroffen. Zusagen seien von beiden Seiten noch nicht gegeben. V. Pape» bei Brüning. vdz. Berlin. Ter mit der Neubildung deS Kabinetts beauftragte Herr von Papen hatte am Mittwoch vormittag, wie das Nachrichtenbüro des VDZ. hört, eine Besprechung mit dem Reichskanzler Dr. Brüning. In parlamentarischen Kreisen verlantet, daß er Herrn Dr. Brüning die Ueber, nähme des Postens des Außenministers anbiete« will. Der geschäftssührende Vorstand der Zentrumssraktion hielt gleichzeitig im Reichstag eine Sitzung ab. Die Irak» tionssitzung des Zentrums begann mittags um 12 Uhr. Tie soz.-dem. Fraktion hielt gleichzeitig am Mittwoch eine Fraktionssihung ab. Domänenabteilung in das preußische Landwirtschaftsministe rium einzutreten, dessen Leitung er 1921 als Minister über nahm. Im gleichen Jahre schied er aus dem Staatsdienste aus und wurde Anfang 1922 Vorstandsmitglied der badi schen Anilin- und Soda-Fabrik, die später in die I. G.- Farben-Jndustric anfging. Seitdem gehörte er dem Vor stand dieser Gesellschaft an. Im Oktober 1931 wurde er in das zweite Kabinett Brüning als ReichswirtsärastSminister berufen, legte aber dieses Amt Anfang Mai dieses Jahres infolge Meinungsverschiedenheiten über die Arbeitszeit frage und die beabsichtigte Sparprämienanleih- nieder. Loch Kriegsgericht gegen Schulrat Meyer und gegen Becker korvno, 1. Juni. Das Kriegsgericht Hal in der Sache gegen Becker und Schulrot Meyer den Beschlutz gesaht, die Verhandlungen noch vor den Gerichtsferien zu beginnen und zu Ende zu führen. Ein Termin ist noch nicht festgesetzt worden.