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Messer HTiMblatl und Anzeiger lMeklattNvL Anzeiger) Freitag, 18. März 1S8T, abends 85. Jahrs Der «Äerdiirgkrieaen verfügt »«raelmiias üer Varlegungrolllclil Mr plskste unü niigdlStter WWW M AMkü M Üik WWWNlkMM er« Postscheckkonto: Treiben 1580. Girokasse: Niesa Nr. 52. Prozent Prozent Prozent Prozent Prozent Drahtanschrift Tageblatt Niesa. Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 82. ff Berlin. Auf Anregung der Oberbehörden der evangelischen und der katholischen Kirche hat der Herr Reichspräsident eine Verordnung erlassen, durch die, ähnlich wie eS sür die Weihnachtszeit dnrch die Verordnung vom 8. Dezember 1931 geschehen ist, auch für die Oster,eit das innerpolitische Leben befriedet werden soll. In der Zeit vom Palmsonntag bis znm Weihen Sonn tag mittags 12 Uhr dürfen keine öffentliche« politische« Ver sammlungen und keine politischen Versammlungen «ud Aus züge unter freiem Himmel stattsiuden. Für die gleiche Zeit ist jede Art der öffentliche« Verbreitung von Plakate«, Flugblätter« und Flugschriften politischen Inhalts verboten. Die Reichsregierung ist nicht gewillt, die in den letzten Wochen beobachtete maßlose Verhetzung durch Flugblätter, DaS Riesaer Lagevtatt Ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der «mirhanptmannschast vroßenhain. de« Amtsgericht« und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Rate« der Stadt Riesa, de« Finanzamt« Riesa und de« Hauptzollamt« Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Tcr zweite Vundessührer Duefterberg veröffentlicht eine Erklärung, in der er seinen Wählern dankt und dann sortsährt: „Ich habe angesichts unserer gemeinsamen vaterländi- schen Not mich bemüht, den Wahlkamps sachlich zu führen, damit endlich eine nationale Einigung sich anbahnen kann. Wir haben nicht gegen, sondern um Hindenburg gekämpkt. Lein Lieg ist in erster Linie der Lieg des Generalkeld- marschalls aus großer Zeit. Unser ISjähriger Kampf gegen das System geht weiter." die in den Häusern verteilt worden sind, noch weiterhin zu dulden. Nach den bisher geltenden Vorschriften der Ver ordnung zur Bekämpfung politischer Ausschreitungeu vom 28. März vor. Fs. brauchten nur solche Plakate und Flug blätter politischen Inhalts der Polizei zur vorherigen Kenntnisnahme mitgeteilt werden, die an oder aus öffent lichen Wegen, Straßen oder Plätzen angeschlagen, ausgestellt, verbreitet oder der Oessentlichkeit zugänglich gemacht wer de«. Nunmehr ist diese Vorschrift dahin ergänzt worden, daß die Vorlegnngspslicht auf alle Plakate und Flugblätter politischen Inhalts ausgedehnt ist, die in irgendeiner Art, also auch durch Verteilung in den Häusern, öffentlich ver breitet werden. 2 558 989 — 6.8 18 834 ISN - 49.8 11 34t 388 - 38.1 4S82S3S — 13.2 111488 - 8.3 Stimmen. Stillegung des Mannesmann Köhren-Werter Willen (Ruhr), 18. März. Da« Werk willen der Man- ne«n,ann-Röhren-Werke A.-G. soll am 1. April stillgelegt werden S00 Arbeiter und 70 Angestellte werden entlassen. Iss« WM der MWWeiltklllW. ! Berlin. sFuukspruch.) Der Neichswahlausschuß hat heute vormittag bas vorläufige endgültige Ergebnis der Reichspräsidentenwahl festgestellt. Insgesamt wurden S7 6S8 838 gültige Stimme» abgegeben. Davon haben halte«: Duefterberg von Hindenburg Hitler Lhälmauu Winter Zersplittert 8622 Auf Gruud dieser Angaben hat der Neichswahlausschuß sestgestellt, daß unzweifelhaft keiner der Anwärter mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten hat und daß Be denken gegen die Gültigkeit der Wahl nicht bestehe«. * Mus -eß krckn Wm zur WtllvM Hindenburgs. Berlin. (Funkspruch.f Gras Westarp übergibt der Oessentlichkeit eine Erklärung, in der er dazu aufruft, durch Wiederwahl Hindenburgs Deutschlands Stellung im außen politischen Entscheidungskamps zu stärke«. Alle nationalen Frauen und Männer müßten bekunden, daß das deutsche Volk geschlossen hinter seinem Präsidenten als dem Führer im Freiheitskampfe stehe, gewillt, den Kamps gegen Tribute, einseitige Entwaffnung und Kriegsschuldlüge bis zum vollen Siege burchzuführen. An alle, die am 13. März ihre Stimme noch einem anderen nationale» Kaudidaten gegeben haben, ergehe der dringende Rus, der Selbstzersleischnng Einhalt z» tn«. Luesterberq kandidiert nicht mehr. * Berlin. Die Einstellung des Stahlhelm zum Aus gang der Reichspräsidentenwahl wird in der letzten Num mer des Bundesorgans der „Stahlhelm" eingehend dar gelegt. Es heißt in dem Artikel u. a.: Im übrigen haben wir keinerlei innere Hemmungen, das Ergebnis des 13. März als politischen Tatbestand anzuerkennen. Unser Kampf hat nicht der Person des Generalfeldmarschalls, son dern dem System gegolten, das hinter seiner Person in Deckung gegangen war. Nachdem sich gezeigt hat. daß diele Deckung viele Gegner des Systems gehindert hat, ihren Kamps mit der notwendigen Schärte fortzusühren, daß also die Verehrung sür de» Feldmarschall sdie wir durchaus teilens vom System für eine» Scheinerfolg ausgenutzt wer den konnte, werden wir dem System nicht den Gefallen eines zweiten Angriffes von dieser Seite tun. Der nächste Angriff gilt Preußen! Am Sonnabend und Sonntag tagt der Bundesvorstand des Stahlhelm. Nach dieser Tagung wird die Bnndesführung die Form be stimmen, in der wir den Angriff durchführen. Daß er zum entscheidenden Einbruch in die feindliche Stellung führen wird, dafür birgt die in den letzten Wochen aufs neue er härtete Stoßkraft und Geschlossenheit des Ltahlhelm. * krklarW beß RMililkimiMrs zur Aktisn gegen die WM. Berlin. (Funkspruch.) Ter R e i ch s i n u e n m i u i- ster veröffentlicht folgende Erklärung über die Aktion bei der NSDAP.: Es ist zutreffend, daß Herr Roehm einige Tage vor den Wahlen mir als Reichsinnenminister hat melden lassen, daß er beabsichtige, für den Wahltag die SA. in ihren Untcrkiinstsräumen geschlossen ziikam menzuhalten, um allen Zusammenstößen aus der Straße vorzubeugen. Gegen diese Maßnahmen bestanden beim Reichsministerium des Innern keine Bedenken, besonders auch deshalb, weil dadurch die Verantwortlichkeit der obersten SA.-Leitung sür alle etwaigen Vorkommnisse klar festgestellt war. Der ruhige Verlauf des Wahltags hat der Auffassung des Neichsinnenministers Recht gegeben. Was die in den letzten Tagen in der Presse verbreiteten Nachrichten über Mobilmachung der SA. und Putschabsich ten anbetrifft, so handelt eS sich dabei um altbekannte Nachrichten. Soweit es sich um neue Nachrichten handelt, werde ich sie unverzüglich scharf nachvrüfcu. Selbstver stündlich wird von mir die nat.-soz. Bewegung dauernd sorgfältig beobachtet und jede Nachricht auf ihre Richtig leit nachgeprüst. Ich habe den preußischen Minister des Innern gebeten, mir schleunigst das bei den Haussuchungen der letzten Tage gefundene Material zugänglich zu machen. Nach Prüfung desselben werde ich meine weiteren Ent schlüsse fassen. MW lies ParteivMuSes der LtMen Msmtei. Berlin. fFunkspruch.) In der heutigen Sitzung des Parteivorstandes der Deutschen Volkspartei kam, wie der Pressedienst der DVP. mitteilt, der einmütige Wille zum Ausdruck, die gesamte Stoßkraft der Partei, die selbständig in de« Kamps eintrcten wird, für die Beseitigung der Herr schaft der Weimarer Koalition in Preußen einzusgtzen. Be grüßt wurde allseitig das Ergebnis der Ncichspräsidentcn- wahl. Es wurde als selbstverständliche Pflicht aller Volks- partciler erklärt, Wahlmüdigkcit und Flaumachcrei auf das schärfste zu bekämpfen und auch im 2. Wahlgang alle Kräfte sür Hindenburg einzusetzen. * M VuicksUrn lies StMelin zur MAWellteimchl. * Berlin. Die beiden Vundessührer des Stahlhelm haben, wie die „Kreuz-Zeitung" mitteilt, Erklärungen zur Reichsprüsidentenwahl am Sonntag abgegeben. Der erste Bundesführer, Franz Scldte, hat eine Kund gebung erlassen, in der es heißt: „Allen Stahlhelm- Kameraden, die während der letzten Wochen in vorbildlicher Hingebung für die Parole Duefterberg gefochten haben, sage ich meinen kameradschaftlichen Dank. Meinem Kameraden Duefterberg gebührt der besondere Dank des ganzen Bun des dafür, wie selbstlos er sich dem Ruse des Kampsblockes Schwarz-weiß-rot zur Versügung stellte und wie ritterlich l er diesen Kamps durchgeführt hat." Um die Wahlmündigkeit. Welches ist das „richtige" Wahlalter? Der Plan, das Wahlalter um 4 oder 5 auf 24 oder 25 Jahre hinaufzusehen, hat im Preußischen Landtag, ein allzu rasches und stilles Begräbnis gefunden. Es lohnt sich, da das Problem nun einmal in den Vordergrund des Interesses gerückt ist, ihm etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn es handelt sich hierbei um eine oft und heftig umstrittene Frage von grundsätzlicher Bedeutung. Oie Festsetzung des Wahlalters, d. h. des Zeitpunkts der Erlangung des aktiven Wahlrechts auf das 20. Lebens jahr hat nicht den daran geknüpften Erwartungen ent sprochen, die im Augenblick der Formulierung dieser Be stimmungen mit seiner politischen Hochspannung und all gemeinen Anteilnahme wohl begründet erscheinen mochten. Immerhin war es von vornherein ein merkwürdiger in nerer Widerspruch, daß das Wahlrecht, die Betätigung also der politischen Mündigkeit ein ^kahr früher beginnen sollte, als die Mündigkeit im juristischen Sinne erreicht wird. Unr aber zu einer richtigen Bewertung des Problems zu gelangen, muß man sich die Verhältnisse in anderen Ländern vergegenwärtigen und sie mit den in Deutsch land herrschenden Bedingungen in Beziehung setzen. Es er gibt sich dann die Tatsache, daß sich in der Gestaltung der diesbezüglichen Vcrsassungsbestimmungen in den ein zelnen Ländern das Bewußtsein von der Verschiedenartig keit der natürlichen Entwicklungsbedingungen ziemlich deut lich manifestiert hat. So ist es kein Zufall, daß in der Türkei das niedrigste Wahlalter besteht; es wählen hier bereits die Achtzehnjährigen. Der Ethnograph weiß, daß im Orient das Alter von 18 Jahren bexeirs dgs Stadium der vollen körperlichen und geistigen" Reise- bezeichnet. Dem tangsamerern Entwicklungsgang der Natur entspricht es, wenn in den nordischen Ländern die Grenzen der Er langung des Wahlrechts am weitesten hinausgeschoben sind: in Schweden und Norwegen auf 23, in Finnland auf 24, in Dänemark auf 25 Jahre. Alle diese Angaben beziehen sich auf das aktive Wahlrecht, d. h. also auf das Recht zur Ausübung des Wahlrechts. Das passive Wahlrecht, die Möglichkeit gewählt zu werden, tritt in den allermeisten Ländern übereinstimmend mit dem 25. Lebensjahre in Kraft, wenngleich es einzelne Länder gibt, die das aktive wie das passive Wahlrecht gleichzeitig ver leihen, so Lettland und Estland bereits mit 20, Litauen mit 21 Jahren. Zwischen diesen Grenzaltern im skandinavischen Norden einerseits und dem Orient andererseits bewegen sich die diesbezüglichen Bestimmungen in den übrigen Kultur staaten mit parlamentarischer Verfassung. Bei 20 Jahren beginnt das aktive Wahlrecht außer in Deutschland auch in Portugal und in der Schweiz. Die weitaus überwiegende Mehrzahl der europäischen Länder lassen das aktive Wahl recht mit dem 21. Jahre beginnen, so Frankreich, Belgien, die Balkanstaaten und Griechenland, England, die Tschecho slowakei und Polen und die USA., sowie die Mehrzahl der südamerikanischen Staaten und endlich auch China. Japan, das sich noch mitten auf dem Wege zur Entwick lung eines modernen Wahlrechts befindet, läßt das Wahl recht mit allerhand Einschränkungen erst bei 25 Jahren beginnen. Von besonderem Interesse für die internationalen Be- zrisfe von Wahlmündigkeit sind neben den Altersbestim- die den Da« Niesaer Tageblatt erscheint jetzt» Ta« abenb» 's,« Uhr mit An.nahm« der Tann- und Festtag«. vezugSPrei«, gegen Barauszahlung, sür einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug NM. 2.14 rinschl. Postgebühr lohn« ZustellungSgebühr). Für den Fall de« Eintreten« von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis- «Höhung und Nachsorderung vor. Anieige» sür die Nummer de« Ausgabetage« sind bi« S Uhr vormittag« auszugeben.und im vorau« zu bezahlen; eine Gewähr sllr das Erscheinen an bestimmten Tagen und Petzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die 3S Mw breite, S mm hohe Grundschrift-Zeil« (6 Silben) 25 Gold-Pfennige; dt« 89 wm breite Reklamczeil« 180 Gold-Pfennige: zeitraubender und tabellarischer Satz 50-/, Ausschlag. Fest« Tarif«. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfällt, durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. ZahlungS- und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltung«beilagr „Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der Besörderungteinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreise«. Rotationsdruck «nd Verlag: Langer tz Winterlich, Riesa. Grschäft-ftelr: Goetheftratze S». Verantwortlich sür Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. mungen auch die verschiedenartigen Einschränkungen. sich in zahlreichen Ländern — vor allen Dingen Frauen gegenüber — finden. Die eben erwähnten Be schränkungen des Wahlrechts in Japan beziehen sich ins besondere auf die soziale und finanzielle Stellung der Staatsbürger. In Portugal ist das Wahlrecht auf die jenigen Männer beschränkt, die lesen und schreiben können. Belgien, das wie Frankreich und die Schweiz, die Balkan staaten und Griechenland, das Frauenwahlrecht nicht kennt, hat nach dem Kriege den Witwen, den Müttern Kriegsge- sallener und denjenigen Frauen das Stimmrecht verliehen, denen das Prädikat ..patriotisch" verliehen worden ist, weil sie während des Krieges belgischen Staatsangehörigen >ur Flucht aus dem besetzten Gebiete und zum Kriegsdienst verhalfen haben. England gibt zwar den Männern vom N. Jahre an das aktive wie das passive Wahlrecht, den Frauen aber erst vom 30. Jahre an . . . eine merkwürdige Ironie der Weltgeschichte, haben doch die englischen Susfra- aettes mehr als die Frauen irgend eines anderen Landes mr Erkämpsung der politischen Gleichberechtigung der Frau getan. Zu erwähnen wären hier noch die Beschrän kungen, die — zum Teil in zweifelsfreier Verletzmg der Bundesgesetzgebung — einzelne Staaten der USA. den Negern bei der Ausübung ihres Wahlrechtes auferlegen. Dies alles sind Sondererscheinungen, die für die künftige Gestaltung der Dinge in Deutschland, resp. in den nnzelnen deutschen Ländern keine Bedeutung haben. Von Wichtigkeit bleibt allein die Frage der Regelung des Wahl- alters. Hier ist, wie aus der vorstehenden vergleichenden Uebersicht mit ausreichender Deutlichkeit hervorgehen dürste, die Forderung einer Heraussetzung des Wahlaktcrs nicht unbedingt von der Hand zu weisen, wenn es auch ange bracht sein dürfte, derartige Abänderungen in politisch ruhigeren Zeiten vorzunehmen.