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- Erscheinungsdatum
- 1931-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193112194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19311219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19311219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-12
- Tag 1931-12-19
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Monat
1931-12
-
Jahr
1931
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WIlWl. wievlele Menschen sind heute ratlo» — «««viel« können sich selbst nicht Helsen unb rate«! Der «in« hat sein Päckchen im Geschäft zu trage», -er andere daheim in der Kamille, hier klopft das Gespenst Krankheit an die Tür«, dort kommt der Tod geschlichen, diesseits ist «» Not und Armut, jen seits Hunger und Berzwetflung. Und nun wird an» diesen Zwischenfällen «in möglichst glatter LuSweg gesucht, man versucht ohne allzu große Hindernisse über derlei Situa tionen hinweg zu kommen. Aber man ist ratlo», man fleht den An-weg «ich», man fleht nur die Kluft, -en steilen Ab grund, vor dem man sich angeblich nicht zu retten vermag. Oder nehmen wir folgenden Fäll an: Hinter uns liegt seit ein paar Tage» der MonatLlehte, und an dtesem MonatS- letzten ist manch einer mit einem Kündigungsbrief über rascht worben, der e» sich noch nicht träumen ließ. Am nächsten Ersten soll er aufhören, unb da steht er plötzlich all« seine DiSposiNonen über de« Haufen geworfen. Hi«r unb da ist «r Verpflichtungen eingrgangen unb nun besteht die Gefahr, baß er sie nicht erfüllen kann. Da herrscht auch «in« Zeitlang völlig« Ratlosigkeit, in der Familie ist nie mand, der einen Ausweg weiß. Und doch, inan darf in diesem Stadium der Ratlosigkeit nicht »erharren, man mutz di« Energie ausbringen, einen Ausweg irgendwie herbei zuführen. In dem Augenblick, wo wir un» entmutigen lassen und da» Spiel des Leben» als verloren aufgeben, wird sich un» kein Wink zeigen, werben wir ratlo» sei». Nur da» felsenfeste Bewußtsein: Es mutz einen Ausweg geben! — gibt uns den Wink des Himmels. Wenn sich jemand innerlich stark genug fühlt, gegen sein Schicksal an- zukämpsen, dann wirb ihm auch Rat und Hilfe zuteil wer ben. Nur die Energielosen entschuldigen das mit Schicksal, waS in Wirkli^fe't Schwäche ist! Predi. I« SebrM Im MkktbkniMetm. Bon Dr. med. G. A. Schiller. Im Jahre 1626 wurde das Thermometer zum ersten Male zur Ficbermessung am Kranken angewandt. Das Thermometer war damals noch ein ganz neues Instrument. Galilei hatte 1603 einen Wärmemesser zuerst benutzt. Doch gestattete erst die von Fahrenheit eingeführte Skala eine wissenschaftliche Verwertung des Tlwrmometers. Seit Boer- have im 17. Jahrhundert das Thermometer zur Messung der Körpertemperatur benutzte, ist es in stetig zunehmendem Matze ein wichtiges und unentbehrliches Hilfsmittel in der Heilkunde geworden. Borlier hatten sich die Aerzte auf den Temperatursinn ihrer Hand verlassen. Erst das Fieber thermometer gestattete eine objektive Messung und den Ver gleich der einzelnen Fiebergrade. Auch beim gesunden Menschen ist die Körpertemperatur schon einigen Schwankungen unterworfen. Beim Uebergang in em heißeres Klima steigt die Körpertemperatur etwas an. Im Winter ist sie um 0,1 bis 0,3 Grad niedriger als im Sommer. Frauen haben un allgemeinen eine höhere Temperatur als Männer. Die Körpertemperatur des Men schen ist regelmäßigen Tagesschwankungen unterworfen. Am Tage steigt sie anhaltend und erreicht ihren Höhepunkt in der Zeit von 5—8 Uhr nachmittags, um in der Nacht all mählich auf ihren niedrigsten Punkt um 2—6 Uhr morgens abzusinken. So steigt beim Gesunden die Temperatur von 36,2 Grad bis 37,4 Grad. Im Hungerzustand beträgt die Durchschnittstemperatur 36,6 Grad gegenüber 36,9 Grad (in der Achselhöhle) und 37,2 Grad (un Mastdarm) bei Normalernährten. Vorübergehend« Temperaturerhöhungen finden nach r-ichltchen Mahlzeiten und heißen Bädern statt. Bei Kindern kann durch andauerndes Schreien sich die Temperatur um einige Zehntel Grade erhöhen. Es ist luch nicht gleichgültig, wo man die Körper temperatur mißt. Unsere Haut hat eine von der Luft temperatur abhängige Wärme von 32—35 Grad. Zur Temperaturmessung werden mit Vorliebe Körperhöhlen be nutzt: Mund, Achselhöhle und Mastdarm. Auch hier be stehen Wärmeunterschiede, die man bei der Bewertung der vom Thermometer angezeigten Temperatur in Betracht ziehen mutz. Im Mund und im Mastdarm pflegt die Temperatur üm einen halben Grad Höher zu sein als rn der Achselhöhle: bei Fieber kann dieser Unterschied aber auch einen ganzen Grad betragen. Bei Säuglingen mißt man die Temperatur in der Leistenbeuge, die eine Mittel stellung hinsichtlich ihrer Wärmeverhältnifse zwischen Mast darm und Achselhöhle einnimmt. Die Achselhöhlentemvera- tur wird durch die Nähe der Lunge und der großen Blut gefäße erniedrigt. Außerdem tritt eine Abkühlung dadurch ein, daß bei mageren Menschen die Achselhöhle schlecht schließt, oder bei Wohlernährten das schlecht durchblutete Fettgewebe die Bluttemperatur nicht voll zur Geltung kommen läßt. Durch Schweißverdunstung erfährt die Temperatur eine weitere Erniedrigung. Andererseits muß man bei Kindern darauf achten, daß sie das Thermometer AelMwAW. Bon Börries, Frhr. v. Münchhausen. Schlimme Zeiten, Notzeiten! — Wie die Tage von einem zum anderen kürzer und dunkeler, kälter und trüber werden, so wird die Welt kälter, trüber und dunkeler von einem Tage zum anderen. Es fehlt nicht nur das Geld, es fehlt weit mehr noch die Stimmung zur Freude. Auch dem, der noch zu essen hat, quillt der Bissen im Munde, wenn er an die Hungernden auf der Straße denkt, und wenn ihrer drei sich einen freundlichen Abend bei Bier und Zigarre machen wollen, so fällt sicher das Gespräch nach wenigen Minuten in den dunkelen Brunnen Trübsal. Rechts und links brechen Bauernhöfe und Güter, Fabriken und Geschäfte zusammen, die Not klopft an jede, jede Tür — wo findet die Seele die Heimat, die Ruh! — Unzerstört lebt uns allen eine heilige Zuflucht auch außerhalb des Glaubens: Die Kunst. Tiefer als sonst senkt sich die wunde Seele in die Geheimnisse der Musik, tiefer greift uns heute ein schönes Bild in die Seele als früher. Aber die treuesten Tröster sind heute wie in allen Notzeiten die Bücher. Da springen hell die goldenen Pforten der Dichtung auf, da rauscht und klingt es vom Wunderborne der sage, da lebt die Seele ein zweites glücklicheres Leben in den Gestalten der Erzählung, — ja, auch um die Lippen des Traurigen huscht bald wohl ein fröhliches Lächeln. Wir sagen, man vertieft sich in ein Buch, und die Wendung rst fein und bezeichnend wie alle alten Sprachbilder. Wie der Kleine Klaus des Märchens steigen wir in die kristallenen Tiefen des Flusses deutschen Schrifttums hernieder, hier grünen ewig grüne Wiesen, hier rauscht der immerlebendige Zauberwald Hronzeliand des Zauberers Merlin, der schon dem sterbenden Heine in seiner Pariser Matrazengruft er schien, und dessen Wipfel wie grüne Flammen gen Himmel lodern, hier wandeln die Jungen in ewiger Jugend, hier verliert selbst der Tod seine Schrecken, da er eingewachsen ist in den Kristall der Reinigung und Vergeltung. — Selige, friedliche Stunden über Büchern! So dunkel ist kein Stübchen, daß es nicht hell würde vom Lichte eines Huches, so kalt ist kein Herd, daß nicht da» Feuer eine» Buches ihn wieder aufflackern ließe. Eingeschmiegt in den bequemsten Stuhl nehmen wir ein Buch in die Hand, zärt lich gleitet die Hand über den Einband, zögernd und spielerisch blättern die Finger in den Seiten, noch schiebt man genießerisch den Beginn hinaus in behaglicher Vor freude. Vielleicht wartet man auf die geliebte Frau und die Kinder, um ihnen vorzulesen. Und dann versinkt die graue rauhe Welt um uns her, wir sind eingetreten in den köst lichen Zaubergarten, m dem die Blumen nie welken, wir sind mitten darin in der Schatzkammer jener einzigen Köst lichkeiten, nach denen „die Diebe nicht graben noch stehlen". Freilich mutz man auch das richtige Lesen erst lernen. Langsam und genießerisch, wie der Feinschmecker, nicht in Gier und Hast wie der Fresser müssen wir an diesen Tisch treten. Eigentlich kennt erst der die edelste Art des Lesens, der wie der greise französische Forscher Littrtz zu der Weis heit gelangt ist: Je ne lis plus, je relis: wirklich, der alte Republikaner hat die Palmen der Akademie schon sür diesen einen besinnlichen Satz verdient: Ich lese nicht mehr, — ich lese wieder! Erst beim Wiederlesen erschließt sich ein wertvolles Werk völlig, und es ist eines der sichersten Kenn zeichen der überflüssigen Bücher, daß sie beim Wiederlesen langweilig sind. Wie klug ist der Satz: Ein Buch, da» nicht zweimal gelesen zu werden lohnt, lohnt auch nicht das einmalige Lesen! Die Zeitgenossen haben wie Goethes Direk tor klagt „schrecklich viel gelesen", aber sie haben fast all« das Wiederlesen verlernt. Sie haben verlernt, daß Lesen eigentlich Auslesen bedeutet, und daß eine der wichtigsten Voraussetzungen des Lesens dies ist, die rechten Bücher auszulesen. — Und dann: Lest nicht, um über das Gelesene mitreden zu können, vor allem aber: Gebt euch dem guten Buche willig und gütig hin. Macaulay meinte, man sollte in Büchern nicht suchen, um zu glauben oder zu widersprechen, sondern nur, um über sich und andere nachzudenken, um zu prüfen, was gerade dies Buch uns geben kann. Nur so kommen wir zu der überlegenen Freiheit dem Buche gegen über, daß wir ihm nicht rn dumpfer Gläubigkeit wie der Kommunist seiner Zeitung und nicht in heimlicher Wider borstigkeit wie der Schüler dem Lehrer zuhören, sondern in selvstgewollter Hingabe. Man kann nämlich aus allen Büchern lernen, sowie man an allen Freude haben kann. Wobei man nicht einmal an Riehls batavischen Bibliothekar nicht zu sehr an sich pressen: denn durch die Mustzeltätigkeit wird di« Temperatur erhöht. In ähnlicher Weife kann auch die Ntastdarmmessun». wenn sie zu Zeiten der BerdauungStätigkeit ausgeführt wird, zu fälschlich erhöhten Temperaturen Veranlassung geben. Bei der Messung tn der Mundhöhle ist dafür Sorge zu tragen, daß nicht durch vorherige» Atmen mit offenem Munde oder durch die Ausnalnne kalter Speisen und Ge tränke eine Abkühlung der Körpertemperatur eintritt. Da» Resultat der Ntundhöhlenmefsung wird auch dadurch fehler haft, daß eine Temperaturerhöhung durch heiße Speisen, Kauen, längere» Sprechen oder durch krampfhaften Mund schluß bewirkt worden ist. Die Achselhöhlenmesfung hat die meisten Fehlerquellen. Sie sollte nur in Anwendung kommen, wenn die vor liegende Erkrankung eine Messung im Ätund oder Aster nicht »uläßt: allerdings wird es sich oft empfehlen, doppelt zu messen, das heißt, sowohl m den Ptund wie in den Mastdarm ein Thermometer etnzulcgen. So erhält man durch den Vergleich ein verläßliches Ergebnis über die Höhe der Körpertemperatur. Freilich muß man sich zur Regel machen, im Darm nur nach einstündiger Ruhe und bei möglichster Untätigkeit des Verdauungsapparates zu messen. Temperaturen, die unter Berücksichtigung dieser Maßnahmen gefunden werden, sind al» normal zu,bezeich nen, wenn sie 37 Grad nicht überschreiten. .Da» gilt nicht für Stubenhocker, RekonvaleS enten und Kranke, die Liege kuren machen, sowie sür Fettle bige. Diese Menschen werden selten eine unter 37 Grad liegende Darmtemperatur auf- zuweisen haben, weil bei ihnen eine örtliche Wärmestauung vorliegt. Auch bei Frauen finden wir häufig zu gewissen Zeiten eine durch Blutüberfüllung der UnterleibSorgane her- vorgerusene Temperaturerhöhung. In allen diesen Fällen klärt eine gleichzeitige Mundmessung die Sachlage. Die tm Munde gemessene Temperatur darf ebenfalls nicht über 37 Grad liegen, um nicht als Zeichen einer Krankheit zu gelten. Die Mundhöhle als Ort der Wärmeabgabe ist von der Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit abhängig. Daher empfiehlt es sich nicht, im Freien an windigen und kühlen Tagen oder im Winter die Mundmessung vorzunehmen. Höhere und andauernde Temperaturerhöhungen treten im Fieber auf, das am häufigsten unter dem Einfluß von Infektionskrankheiten zustandekommt. Die Höhe des Fieber» ist kein Ausdruck für die Gefährlichkeit einer Krankheit. Bekanntlich reagiert der kindliche Organismus schon bei harmlosen Mandelentzündungen mit sehr hohem Fieber. Da» Fieber ist eher ein Zeichen der Abwehr des Körper» gegen die Krankheit. Dafür spricht auch, daß wir bei alten Leuten, selbst bei Vorliegen schwerster Infektionskrank heiten mitunter kein Fieber beobachten können, weil der Körper zu schwach zur Abwehr ist. Fieber kann auch bei der Aufnahme von Blutergüssen durch die Körper auf treten, so zum Beispiel nach Knochenbrüchen und Opera tionen. Die höchste, je festgestellte Fiebertemperatur betrug 44,65 Grad; allerdings trat gleich danach der Tod des Patienten ein. Das Thermometer mutz zu einer zuverlässigen Tem peraturmessung mindestens 5 Minuten liegen bleiben. Am zweckmäßigsten ist es, den Fiebermesser für zehn Minuten einzulegen. Wie kann man nun aber ohne die Benutzung des Fieberthermometers die Höhe des Fiebers wenigstens unge nau feststellen? Es kommt so oft vor, daß das einzige Fieberthermometer gerade, wenn es gebraucht wird, sich als zerbrochen yerausstellt, oder die Quecksilbersäule nicht steigen will. Zur nächsten Apotheke ist cs sehr weit. Die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse zwingen vielleicht zum sparen jeder vermeidbaren Ausgabe. Andererseits möchte man gerne, bevor man den Arzt ruft, über die Höhe des Fiebers orientiert sein. In diesem Falle hat man nur nötig, die Pulsschläge in einer Minute zu zählen, um einige Rückschlüsse auf die Fieberhöhe ziehen zu können. Bei einer Körpertemperatur von 37 Grad zählt man durch schnittlich 78 Schläge in der Minute, bei 38 Grad 91, bei 39 Grad 100, bei 40 Grad 108, bei 41 Grad 110 und bei 42 Grad 137 Pulse. Das ist aber nur ein Notbehelf, der uns bei Herzkranken besonders un Stich lassen kann. Des halb ist es wichtig, das Fieberthermometer verschlossen in einem Raume mit gleickmiäßiger Zimmertemperatur auszu bewahren. Kinder haben sich beim Spielen mit Thermo metern schon häufig nicht unerheblich verletzt. Weiter muß man wissen, daß alle Thermometer bei längerem Gebrauch die Temperatur zu hoch anzeigen. Daher empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit sein Thermometer prüfen zu lassen und gegebenenfalls zu erneuern. Mele Patienten meinen, sie müßten gleich nach dem Ablesen der gemessenen Temperatur die Quecksilbersäule herunterschlagen. Das ist ein falsches und schwieriges Unterfangen. Man wartet zweckmäßiger, bis der Fiebermesser sich abgekühlt hat. Es ist ja ohnehin vor dem Einlegen des Thermometers erforderlich, daß man sich von dem tiefsten Stand des Quecksilbers an der Grad scala überzeugt. I . Mm »irmmwmfilky. von Dr. Schneck, Halle. Kk »L Milck von selbst aufrahmen ließ. Bei dieser Art der Rahm- gegenüber den anderen Milchbestandieilen geringeren spezi- fischen Gewichte» schwächer an al» diese, so daß sich da» Milchfett in Form einer Rahmschicht tm obere« Teile der Milch ««sammelt. Die von der Natur gegebene Kraft, di« Schwerkraft, kann man weder vergrößern noch verkleinern: man kann nur die Bedingungen, unter denen diese Kraft wjrkt, für die Rahmbildung günstig oder weniger günstig gestalten. In den ältesten Zeiten der Milchwirtschaft und »um großen Teile bi» in» vorige Jahrhundert hinein wurde die Milck kuhwarm oder durch den Transport vom Melkstand »um Milchraum etwas abgekühlt in di« AufrahmungSgefähe von mannigfachster Form und Beschaffenheit gegeben, in denen sie dann solange gelassen wurde, bi» Magermilch und Rahm dick geworden waren. Nach ihrer Trennung stellte man aus dem Rahm Sauerrahmbutter her, aus der sauren Magermilch wurde Quark und Handkäse gefertigt, oder man gab sie dem Vieh, mit Vorliebe den Schweinen. Erst durch die Einführung bestimmter AufrahmungS- verfahren erfuhren diese Verhältnisse eine Besserung und gerade diesen verdanken die vornehmlich Rindvtehzucht trei benden Provinzen und Länder die Güte und die Berühmt heit ihrer Molkereierzeugnisse. Als ältestes dieser Verfahren hat sich vor mehreren Jahrhunderten in den ausgedehnten Marschen der Nieder lande das Holländische Aufrahmung-Verfah ren entwickelt. Die FettauSbeute nach dem Holländischen Verfahren war jedoch gering: man brauchte für 1 Kilo Butter im Durchschnitt 44 Liter Milch. Nach dem holländischen Vorbild gelangte da» sog. HolsteinscheBerf ahren zu großem Ansehen, da» in den Betrieben der großen Höfe Holsteins entwickelt wurde und wohl die größte Rolle i« der Geschichte de» Molkerei wesens gespielt und in allen Viehzucht treib nden Ländern der Welt Nachahmung gefunden hat. Diesem Verfahren, da» peinlichste Sauberkeit verlangte, die sich besonder» auch auf die Behandlung der Milchgeräte erstreckte, ist «S zu verdanken, daß man in Holstein schon früh eine wegen ihrer hervorragenden Eigenschaften in der ganzen Welt berühmt« Butter Herstellen konnte. Das Holsteinsche Verfahren behauptete seinen Vorrang bis zu Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhundert». Zu jener Zeit drängte die Entwicklung deS Buttereibetrtebe» zur Ersparung von Raum, Geräten und Arbeit, Verringe rung der Anschaffung-- und Unterhaltungskosten und führte uns in die Periode der Massenaufrahmungsverfahren, die den Uebergang zu unserer heutigen Zentrifugalentrahmung darstellen. Von den zahlreichen Methoden dieser Art sei das von dem Gutsbesitzer von Destinon in Holstein nach seinem Namen benannte Verfahren erwähnt. Fast gleich zeitig wurde von dem schwedischen Major Gussander eine neue, nach völlig anderen Gesichtspunkten auSgeübte, weit einfachere und billigere Aufrahmungsmethode, bekannt gegeben, die auch für kleinere milchwirtschaftliche Betriebe geeignet war. Das Gussandersche Verfahren brauchte keine kostspieligen Milchkeller, sondern nur «ine lustige, Helle, trockene Milchstube, tn der die Aufrahmung bei Zimmertemperatur vor sich ging. In Deutschland fand Gusfanders Verfahren nur wenig Anhänger, trotzdem «S, allerdings nur bei sorgfältiger Beachtung der Vorschriften, gute Resultate lieferte. Gussander verwandt« für seine Auf rahmungsgesäße erstmalig verzinntes Eisenblech und es ist sein Verdienst, dieses Material in die Milchwirt schaft eingeführt zu haben. Den Abschluß der sich über viele Jahrhunderte er streckenden Entwicklung 4>er Aufrahmungsmethoden unter Verwendung der Schwerkraft bilden Verfahren, bei denen die Rahmgewinnung unter dem Einfluß von kaltem Wasser oder Eis vor sich geht. Bon allen diesen erlangte und be wahrte sich lange Zeit das Swartzsche Aufrah mungsverfahren die größte Bedeutung und galt als das vollkommenste Verfahren zur Verarbeitung von Milch auf Butter. Der Grund dafür liegt in erster Linie in dem niedrigen Wärmegrad bei der Aufrahmung durch Ver wendung von Eis, in der dadurch bewirkten Unab hängigkeit von äußeren Verhältnissen, in der Gewinnung vollkommen süßen Rahmes und süßer Magermilch und der damit zusammenhängenden Möglichkeit der verschiedensten Verwertung dieser Erzeugnisse. Nach Gusfanders Einführung von verzinntem Eisenblech und nach der Entdeckung von Swartz, welche Kroße Vorteile sich aus der Verwendung von Kälte un milchwirtschaftlichsn Betriebe ergeben, bedürfte es nur noch eines Schritte», allerdings eines riesengroßen, um sich in der AusrahmungS- technik vom Grundprinzip, der Schwerkraft, abzuwenden und an seine Stelle die Zentrifugalkraft zu setzen und so der Weiterentwicklung der Milchwirtschaft ungeahnte Mög lichkeiten zu erschließen. zu denken braucht, — die guten Bücher liebte er, weil sie so hervorragend gut waren, die schlechten ent zückten ihn durch ihre interessante Bosheit, bei den mittel mäßigen aber bewunderte er ihre ungeheuere Menge. — Wenn man an die Seligkeiten denkt, die etwa Dicken» Copperfield und Stifters Nachsommer auf dieser unseligen Welt geschaffen haben, wenn man bedenkt, wieviele Hun derttausende von des DumaS Grafen von Monte Christo in fast zerreißende Spannung getrieben sind, wie viele Menschen etwa heute von den Dichtern unserer Tage hin ausgehoben sind über ihren Alltag, — so möchte man glauben, daß gute Bücher weit wichtiger sind, als alle politischen und sozialen und wirtschaftlichen Maßnahmen. Und vielleicht hätte man recht damit! Denn es liegt ein Zauber in Büchern, der unwiderstehlich ist und der, — wählt man nur das richtige Buch — für jede» Atter, jeden Stand, jedes Geschlecht, jeden Beruf, jeden Glauben, jede irgendwie denkbare seelische Einstellung — immer gleich stark ist. Ich habe es so oft gejagt, daß ich mich fast schäme, es zu wiederholen: Bücher sind die treuesten Trö ster, Bücher sind bessere Freunde als Menschen, denn sie reden nur, wenn nur wollen, und schweigen, wenn wir andere Vorhaben. Sie geben immer und fordern nie. Sie sind die ewig Geduldigen, die Jahre und Jahrzehnte war ten können, ohne daß ihre Gedanken bitter, ihre Gefühle kühl werden. Sie altern nicht, sie sind nicht launisch, sie haben immer Zeit für unS, wenn wir zu ihnen kommen. In den Büchern hat jeder Arme und Einfältige die Möglichkeit des Umgang» mit den erlauchtesten Geistern seines Volkes, mehr noch: aller Völker, mehr noch: aller Völker aller Zeiten! Die Weisheit der Welt ginge ver- loren, wenn die Bücher verloren gingen, aber auch alle Schönheit der Welt lebt ihr höheres und geistigere» Leben auf stillen Buchseiten. Die wahre Universität und die wahre Volksschule unserer Tage ist die Bücherei. Die billigste Her- berge, der sonnigste Garten voll Blüten ewiger Schönheit ist hie Bücherei. Und der zauberisch« Gesundbrunnen im mer erneuter Jugend, der nie versiegende Heilquell tief- sten Vemetzens ist «dermal» die Bücherei. Bücher sind ' die weisesten Greise, Bücher sind die tapfersten Männer, Bücher smd die mütterlichsten Frauen, Bücher sind die lieb- lichsten und zärtlichsten Mädchen. Wer siebe» gute Bücher hat, braucht keine Mensck-n mehrt
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