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Riesaer D Tageblatt und Anzeiger iMeblatt mü> ÄWlger). Fernruf Nr. «. Da» Riesaer Dagckla« ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShaupttnannschaft Postfach Br. «i. «roßenhain. de» Amtsgericht« und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa. d-S Rate» der Stadt Riesq. de» Finanzamt» Riesa und de» Hauptzollamt» Meißen behördlicherseits bestimmt» Blatt. Postscheckkonto« Dresden 1589. Girokaff«: Mesa Nr. LL I. 14S. Freitag, 8«. Juni 1981 adends. 84. Aahrg. La» ktiefa« LagHIatt ersAriat setze» Dea ckbend« *k,S vhr mit vurnahm, der Sonn- und Festtag«. B«t«»pret», gegen Voraugzahlung, für «inen Monat 2 Mark 25 Pfennig ohne. Zustell» gebttkr. FS» den Fall te« Eintreten« von Vroduktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreis« behalten mir uni da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. 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Geschift-ftelle: Goethestrotzr ätz. verantwortlich für Redaktton: Ferdinand Tetchgräber, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. WswMÜUMM-SSüM>SüSSW»uMWMM»M»SWM^^^I^^^^SSS«M»-«SSSSI«!^^^»M«i^^S»Wj«M«»^S»SSMSwiMW,«w i , i SS-SMSm« psilrsr Zusammenkunft Sm JuSS. LUmrsn nimmt persönllck« stiikluns mit Aon Ksslsrungsn. Kin«ristuni«i>v kiiclckrass in pari». — kngllscksr tzslnlsterbsruel» In Serlin nm 17. lull. MWllMllMKkWWkllr Eine zeitgemäße Erinnerung. Der Hintvei» in der Botschaft Hoover», daß Amerika nach wie vor die Verbindung zwischen den europäischen Reparationen und den Kriegsschuldenzahsungen an Amerika ablebne, dient zwar nur der Festhaltung der alten These, daß Amerika mit der Liquidation des europäischen Krieges nichts zu tun haben will, er hat aber in einem Zeitpunkt, wo dte Unerfüllbarkeit des Aoungplane» erwiesen ist, einen tieferen Sinn. Denn er erinnert daran, daß sich die Mil- liardenabgabcn, die die Sieger des Weltkrieges von Deutschland bis zum heutigen Tage verlangt haben, im Laufe der Zeit in ihrem inneren Charakter und sogar in ihrer Rechtsnatur entscheidend geivandelt haben. Gerade weil sie mit der Zeit die Unmöglichkeit der ursprünglich geforderten Pbantasiesummen erkennen mußten, haben cs die Siegermächte schließlich ausgegeven, ihre Forderungen mit dem Anspruch auf „Wiedergutmachungen" zu begrün den, das heißt also, zwar nicht auf daS deutsche Geld, Wohl aber auf das moralische Parfüm dieser im Friedens vertrag niedergelegten Begründung tatsächlich verrichtet. Der Augenblick, in dem das geschah, läßt sich ziem lich genau bezeichnen: es mar in den Tagen, als die Sach verständigen der Gläubiger- und Schuldnermächte zu sammentraten, um den gleichsam nur als Probe gedachten Dawesplan durch den, wie man voreilig meinte, endgül tigen Aoungplan zu ersetzen. Denn in welcher Weise kam die Berechnung der fortan von Deutschland zu zahlenden JahreSbeträge und kam die freilich sehr brüchige Eini gung zustande? Nicht mehr auf Grund der im Frie- densvertrag behaupteten deutschen Kriegsschuld; nicht ein mal nach Maßgabe der grundsätzlichen Forderung, daß Deutschland die der Zivilbevölkerung der Kriegsgebiete zu gefügten Schäden nach Kräften „wiedergutmachen" müsse; auch nicht im Anschluß an die früher von den Siegern vorgenommenen Abschätzungen dieser Schäden. Alles das haben die Vertreter der Siegerstaaten zwar nicht aus drücklich vreisgegeben, aber sie haben auch nicht mehr davon gesprockfen. Sie erklärten nicht mehr: dies steht uns, aus diesen Gründen, zu: sie begnügten sich, schlicht zu sagen: soviel mindestens brauchen wir. Denn inzwischen war zweierlei geschehen. Das GrK- ßenmatz dessen, was man aus Deutschland herausholen zu können hoffte, war auf einen Bruchteil zusammenge schrumpft, und die eigenen Verpflichtungen der euro ¬ päischen, namentlich der festländischen „Alliierten", also ihre Schulden an Amerika oder an England, hatten endlich anerkannt und in Wirkung gesetzt werden müssen. Hin- ter dieser Erfahrung, was eine langwährende Abgabe- Pflicht bedeutet, trat der Gedanke an „Wiedergut machungen" einigermaßen zurück; viel wichtiger war eS, einfach auf ferne Kosten zu kommen. Ein solcher Gedanke: — was Amerika uns abnimmt, müssen wir uns von Deutschland zurückvergüten lassen, was Amerika nachläßt, können wir den Deutschen Nach lassen — wäre vom Standpunkt des natürlichen National egoismus immerhin begreiflich, und der Versuch de» Sie gers, a-us dem gewonnenen Krieg auch finanziell den er reichbaren Ertrag zu ziehen, einigermaßen verständlich —, wenn sich nicht gerade die Siegermächte durch dieses nüch terne Verfahren in einen unlösbaren Widerspruch zu ihren eigenen feierlich verkündeten Grundsätzen, zu den von ihnen selbst verfaßten Vertragsbestimmungen gesetzt hätten. Wie ist es denn im Friedensvertrag? Deutschland, so hieß eS dort, kommt als Urheber für alle Schäden aus, die der von ihm verschuldete Krieg usw. Ausdrücklich wurde je doch hinzugeseht, daß in Anbetracht der Begrenztheit der deutschen Lerstungstvaft die WiedergutmachungSpflicht auf die der Bevölkerung -ugefügten Schäden zu beschränken sei. Kein Wort von Ersetzung der eigentlichen Kriegsrosten, geschweige denn von Uebernahm« der Schulden, die man zum Zweck der Kriegsfahrung mittelbar oder unmittel bar bei Amerika gemacht hatte, und eS ändert daran nichts, daß noch in den Tagen des „Londoner Ultimatums" die angeblich reinen Wiederausbaukosten mit 132, Mil liarden berechnet wurden, so daß e» Praktisch gleichgültig schien, ob Deutschland diese niemals aufbringbare Summe unter dem Ncnnen der Wiedergutmachung oder unter dem einer einfachen Kriegsschuld — schuldig blieb. Als die Gläubigermächte indessen hofften, nunmehr zu einer ausführbaren Reparationsregelung zu gelangen, war, wie gesagt, ihr erste», daß lie die ganze ,.Wieder gutmachung" über Bord warfen und da» Mindestmaß ihrer Forderungen nach dem Betrag ihrer eigenen Kriegsschuld- zinsen berechneten. Da» mochte vom Standpunkt ihrer Noe Mite IMMe Me oo Stwoo. )l Washington. Da« Staatsdepartement veröffent- licht «in« vom italienischen Botschafter überreicht« zweite Rote, in der erklärt wird, Italien beabsichtige den Mara- toriumSvorscblag Hoovers am 1. Juli prvwpt und restlos au»»uführ«n. SIMM ist kill Mch kwIM. Berlin, L«. Juni. Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, sind die Ml« düngen wonach bereits eine französische Einladung an den Reichskanzler und den Reichsaußenminister oorliegen soll, falsch. Es ist selbstverständlich, daß am Mittwoch in der Un terhaltung zwilchen Briand und dem deutschen Botschafter über dte Anregung des Kanzler» gesprochen worden ist. Aber bisher ist weder eine Einladung erfolgt, noch ein Zeitpunkt für die Zusammenkunft festgesetzt worden. Die französische Regierung hat den Gedanken sehr freundlich ausgenommen. Ihr wäre offenbar sogar daran gelegen, daß der Besuch recht bald erfolgt. Die Abwesenheit des Kanzler» und des Außen ministers von Berlin ist aber unmöglich in dieser Situation, die jeden Augenblick neue Ueöerraschungen erfahren kann. Es ist deshalb notwendig, zunächst zu warten, bi« eine Klä rung über die Durchführung des Hoooerschen Vorschlages erzielt worden ist Erst dann wird Frankreich' offiziell an- fragen, ob eine Einladung erwünscht ist, und daraus wird man sich über den Zeitpunkt de« Besuche» verständigen. Die Zusammenkunft selbst gilt aber schon seht als sicher, und zwar wird sie noch im nachstchea Monat stattslaüeu. Stimsou; «eiseplm Washington, L« Juni. Nach langen Verhandlungen zwischen Präsident Hoover, Staatssekretär Etimson und Unterschatzsekretär Mills ist an Schatzsekretör Mellon die Anweisung ergangen, sich aus zwei Tage nach Pari» zu begeben. Die von dem amerikanischen Botschafter au» Paris ein gegangenen Nachrichten lauteten io ermutigend, daß Staats sekretär Stimson sich entschlossen dat. an seinem ursprüng lichen Reiseplan festzuhalten. Er wird daher am Sonnabend- nachmittag nach Neapel abfahren, sich kurze Zeit in Rom aufhalten und von dort ungefähr am 17 Juli nach Pari» weitersahren. In Berlin wird er etwa am 21. Iuli eiatref- fen, von wo er sich nach London begeben und nach längerem Erholungsaufenthatt in Schottland Anfang September nach Amerika zurückkehren wird. l Im Staatsdepartement wurde betont, daß man die ge- genwörtige Lage als in Uebereinstimmung mit der von Hoo ver angestrebten Entwicklung für so wett geklärt halte, daß Stimson es wagen könne, eine zwölftägige Seereise anzu treten. In Europa werde Stimson durch persönliche Füh lungnahme und durch das Gewicht seiner hohen Stellung viel dazu beitragen können, die Einigung über die notwen- digen Detail» der einjährigen Zahlungspause durchzusetzen. Im Staatsdeparlemenl ist man der Ansicht, daß der Grundstein für da» Geltuge« de, Hoover Vorschlag« glück lich «legt sei. Von setzt ab dürfte wr die nächsten Wochen der Schwerpunkt der diplomatischen Arbeit in Europa liegen. Inzwischen werde Präsident Hoover sich in Washington dar um bemühen, die innenpolitischen Annahme seine» Vor schlages durch den amerikanischen Kongreß stcherzustellen. Da schon setzt die Mehrzahl der Parlamentarier dafür ge wonnen sei, dem Hoover-Vorschlag ihre Zustimmung zu ge- den, sehe der Präsident der wsiteren Entwicklung der Dinge mit großem Optimismus entgegen. Fknanzminister zweckmäßig fern: aber welchen RechtSgrund gab e», die Schulden an Amerika, mit denen wir aner- danntermaßen nichts zu tun habdn, von Deutschland be zahlen zu lassen? Einigte man sich aber dahin, dte Tat sache de» von Deutschland verlorenen Krieges auf diese Weise begleichen zu lassen; niit Melcher Begründung durfte man darüber hinaus noch „WieLefgutmachungen" ein kassieren? Denn tatsächlich ergeben die Doungzahlungen, wenn man den Gesamtbetrag der Leistungen an Amerika Zer Miner MlS MMM ml! MkksW. )t sondon, 25. Juni. Im Unteehanse teilte heute Staatssekretär Clynes mit, daß Premierminister Mac- donald und Außenminister Henderson die Einladung deS deutscheu Reichskanzlers zu eine« Besuch in Deutschland mit großer Freude angenommen hätte« und am 17. Juli in Berlin eintreffen würde«, wo sie dis zum Al. Juli zu verbleibe« gedächte». Reim io Mr rlMkoffko. X Pari«. Der amerikanisch« Staatssekretär Mellon ist aestern 17.45 vbr aus London kommend, in Pari» ein- getroffen. Er wurde vom Ehei des Protokolls und vom amerikanischen B»tscbaiter empfangen. Mellon lebnt» eS ab, aus die an ihn über die aktuellen Probleme gestellten Fraoen zu antworten und begab sich sofort in die Botschaft der Bereiuiateu Staate«. Die amerikanische Botschaft gibt solgeudeS Kommunion» Hera«»: Schatzsekretör Mellon, der von London eingetroffen ist, hat längere Zeit mit de» amerikanische« Botschafter konferiert und sich daun zu einer einfachen Höflichkeits visit« zu Finanzminister Flaudiu begeben. Der erste Kon takt mit der französischen Regierung wird am Freitag auf eine» Frühstück ftattfindeu. do» der MinisterprLftdent gibt. MrllmW MMse io Poch. )l Paris, 25. Juni. HavaS verbreitet am späte« Abend folgende Auslassung: Die französische Regierung hat noch keine Antwort von der amerikanischen Regierung auf die Mitteilung erhalten, die sie gestern auf den Vor schlag Hoovers hat machen lasten. Jedoch hat die amerika nische Regierung nähere Angaben betreffend die technische Durchführung über de« von Frankreich gemachte» Vor schlag der ungeschützte« Annuität sJneonbitionnel» durch Deutschlaud und zu der Gewährung einer Anleihe an Deutschland durch Vermittel«»« der Internationale« Zah. lnngSbank erbitte« laste«. Ma« folgert daraus, daß di« amerikauische Regieruug die franzöfische Antwort nicht ,n- rückweift, sondern eine methodische Prüf««» ihre» Inhalte» vornimmt. WIM kollM Noe Schoimee. X London. In Verfolg der Entscheid»»« her britischen Regierung, HaoverS Vorschlag anznnestmen, ist, wie Times berichtet, den Regierungen, die vereinbar«»«», gewäft ihre Kriegsschulden an Großbritannien in Raten »ablen, mitgeteikt worden, daß weitere Zahlungen dieses Jahr nicht erwartet werden. öimer viaot Mül MMm W Mmkilo. XNewvork. Wie die Times aus Washington meldet erwägt Hoover auch «ine Hilfsaktion für Südamerika, di« selbstverständlich andere Formen annehmen müßte, als die Aktion für Europa, da «S sich dort nm vorwieaend wirtschaftliche Problem« «nb privat« Schulden, al > nickst von Regierung zu Regierung bandele. Es sei eine -Sirt- schaflSkoufere«, für Südamerika in Aussicht genommen. abzieht, noch einen erheblichen Ueberschuß zugunsten der Empsängerstaaten, tn Sonderheit Frankreichs. So wider spruchsvoll begründete und berechnete Abgaben aber sind nicht „Reparationen" mehr, nicht einmal auf dem Papier, e» sind politische Kriegsentschädigungen schlechthin. Del der Neuregelung der ganzen Frage, die im Gefolge des Hooverschen Feierjahres so oder so kommen muß, werden dte Gläubiger Deutschlands au dreien Feststellungen nicht vorübergehen können.