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Riesaer M Tageblatt Dr-ht°nsch-ist und Anzeiger lElbeblM un-Ameiger). Tageblatt Mesa. Dresden 1L30. Fernruf Nr. 20. DaS Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Girokafs« Postfach Nr. LL Großenhain, des Amtsgericht« und der AmtSanwaltschast beim Amtsgericht Riesa, des Rates der Stadt Riesa, Niesa Nr. SL des Finanzamts Riesa und deS HauptzollamtS Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 116. Donnerstag, 21. Mai 1931, abends. 84. Aabrg. Da» Riesaer Tageblatt erfchetu» jede» Tag abend» '/,S Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezu»«PretS, gegen Vorauszahlung, für «inen Monat 2 Mark SS Pfennig ohne Zustell, gebühr. Für den Fall de» Eintreten» von Produttion»verteurrung«n, Erhöhungen der Löhne und Matenalienpreis« behalten wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. 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Geschäftsstelle: Goethektrahe SS Verantwortlich für Redaktion: Heinrich llhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. MWe WWUU. Die amtlichen statistischen Zahlen über die deutsche Einfuhr an Nahrungs- und Genußmitteln litten bisher an einem zweifachen Mangel, auf Grund dessen sie nur ein sehr unzureichendes Bild darüber Permitteln konnten, wie sich das Rbhängigkeitsverhältnis unserer NahrungSmittcl- bersorgnng vom Nuslande entwickelt hat. Einmal waren in den Zahlen verschiedene Warengruppen enthalten, die nur zum Teil als Nahrungs- und Genußmittel, zum Teil aber auch als technische Hilfsmittel in der Industrie Verwendung sanden, während wichtige Gruppen landwirtschaftlicher Rohstosse in anderen Abteilungen der Anßenhandelsstatistik nntergcbracht waren; zum andern aber erschwerten die im Laufe der Jahre eingetretenrn erheblichen Prcisver- schiebungen eine vergleichende Betrachtung der wirklichen Gesamteinfuhr außerordentlich. Eine vom Statistische" Reichsamt nach Ausschaltung dieser Mängel znsamme gestellte Statistik ergibt nun, daß die Abhängigkeit unserer Ernährnngsbasis vom Ausland und damit die Konkurrenz der ausländischen Agrarerzeug nisse ans dem Inlandmarkt erheblich drückender ist, als es nach der Außcnhandelsstatistik bisher den Anschein hatte. Legt man den Berechnungen den Preisstand des Wahres 1928 zugrunde, so ergibt sich, daß die Einfuhr von Nahrnngs- und Genußmitteln im Fahre 1930 mit rund 4,89 Milliarden Reichsmark nicht unbeträchtlich über der des Jahres 1925 mit rund 4,75 Milliarden Reichsmark liegt, während die nicht bereinigte Außenhondelsstatistik den Anschein erweckt, als sei eine Abnahme von mehr als einer Milliarde Reichsmark eingetretcn. Die Zurück- drän.gnng der Auslandsware vom deutschen Markt hat zwar seit 1928, dem Jahr der höchsten Auslairdscinfuhr an agrarischen Erzeugnissen, dank den Bemühungen der Land- wirtschaft und ihrer Interessenvertretungen rechr erfreu liche Fortschritte gemacht, hat aver noch keineswegs das Ausmaß erreicht, das nicht nur im Interesse der Landwirt- schast, sondern der gesamten nationalen Wirtschaft not wendig ist. Denn jede Mark, die für solche Waren ins Ausland geht, die auch im Inland hergestellt werden können, bedeutet Schwächung der deutschen Kaufkraft, Ver mehrung der Arbeitslosigkeit. Die Entwicklung der Einfuhrzahlen in den einzelnen Warenklassen ist außerordentlich verschieden. Es lassen sich eine ganze Reihe von Gütern feststellen, deren Einfuhr dauernd gestiegen ist. Es ist bezeichnend, daß das gerade die in einer derartigen Notlage wie der unseren entbehr lichsten Güter sind. So ist neben der erheblichen Steigerung des Verbrauclis von Kaffee und Tee vor allem ein ganz außerordentlich starkes Anwachsen der Einfuhr an Südfrüchten zu verzeichnen, das auch von der sonst im allgemeinen zu beobachtenden Abwärtsbewegung der Jahre 1929 und 1930 nicht berührt worden ist. Die Ein fuhr an Südfrüchten betrug — wiederum unter Zugrunde legung der Preise von 1928 — 310 Millionen Reichsmart gegenüber nur 189 Millionen im Jahre 1925 und 253 Mil lionen im Jahre 1928. Demgegenüber kommt das geringe Abgleiten der Einfuhrzahlen für sonstiges Obst nicht allzu sehr in Betracht, zumal auch hier die Zahlen den Stand von 1925 noch weit übersteigen. Sehr unerfreulich ist auch die Entwicklung der Einfuhr von Küchengewächfen. Die Zahlen der unbereinigten Außenliandelsstatistik ioeisen zwar auch hier einen starken Rückgang im Verhältnis zu dem Jahre 1929 aus. Doch ist dies Ergebnis absolut irreführend, da es ausschließlich durch den hier besonders fühlbaren Preissturz be dingt ist. Der Einfuhrdruck lastet mengenmäßig m unver minderter Schwere auf dem deutschen Markt- DaS gleiche gilt für Butter uick>, mit einer geringen Einschränkung, für Eier. Auch die Einfuhr von Futtergetreide ist noch nicht in dem wünschenswerten Rtwhe verringert worden. Dagegen ist es gelungen, die Vieh-, Fleisch- und vor allem Weizen einsuhr stark zurückzudrängen. Das darf aber nicht darüber Hinwegtäuschen, daß auch hier bei der unsicheren Lage der Wcltagrarpreise jederzeit neue Einbrüche in den deutschen Absatzmarkt drohen können, die nur bei tatkräftigem Einsatz der zur Verfügung stehenden Abwehrmittel vermieden wer den können. S. H. K KMmiz »kl MWllllWiMn. vbz. Berlin. Im preußischen Finanzministerium fand am Mittwoch eine Konferenz der Finau.mintster der Länder statt, an der die Finanzminister der Länder Preu ßen, Bayern, Sachse«, Württemberg, Baden, Thüringen, Hessen und Hamburg teilnahmen. Den Vorsitz führte der preuß. F-inanzmintster Dr. Höpker-Aschvff. Den Bespre chungen, die an sich mit ziemlicher Regelmäßigkeit mehrmals im Jahre stattftndeu, kam diesmal im Hinblick auf di« be vorstehenden für Länder und Gemeinden außerordentlich wichtigen Entscheidungen des Reichskabinetts besondere Be deutung zu. Dies kam auch darin zum AuSbruck, daß Reichsfinanzmirrister Dietrich längere Zeit an der Konfe renz teilnahm und auch tu die Aussprache eingriff. Bei den Besprechungen handelte eS sich besonders um die Finanz schwierigkeiten der Gemeinden und die Frage der Wohl, sahrtscriverbsloseu, die in den nächsten Beratungen deS Neichskabinetts einer Klärung entgegengeführt werden soll. Bon -eu Vertretern der Länder wurde die bringe»-« Not, MVlimale MW. MMk«M «Net. WWA Im kmW-MsiW Mr da» Warlredil-Milnl. )l Genf. Im Europa-Ausschutz entwickelte sich gestern nachmittag bei der Beratung der Frage der Agrarkredite durch das Eingreifen der Vertreter Rußlands und der Tür kei eine lebhafte Aussprache. Zunächst erstattete der französische Unterftaatssekrctär Francois Poncet den Bericht über die Arbeiten der verschie denen Ausschüsse, die sich in den letzten Monaten mit der Vorbereitung -er Internationalen Hypothekar-Kreditgesell- schaft beschäftigt haben. Diese Vorarbeiten sind soweit ge diehen, daß nunmehr alle erforderlichen Entwürfe, insbe sondere ein internationales Abkommen über die Errichtung dieser Gesellschaft, die Gründungsurknndc und die Statuten der Gesellschaft. auSgcarbeitet sind. Das neue Kreditinstitut soll, wie bereits früher gemeldet, als Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von fünf Millionen Dollar ausgcbaut werden und di« Ausgabe haben, durch Vermittlung der Kreditinstitute der einzelnen Länder gegen erststellig« Hypotheken Darlehen zu landwirtschaftlichen Zwecken geben. Der Darlehnszinsschein soll von Land zu Land verschieden sein. Als Sitz der Internationalen Hypothekat-Kredft- gesellschast schlagen die Ausschüsse Paris oder Genf vor. Der Berichterstatter beantragt, daß der Europa-Ansschutz sich über den Sitz endgültig schlüssig werden und dem Völkrr- bundsrat einen entsprechenden Antrag unterbreiten solle. Nach Genehmigung der Vorlagen über die Errichtung dieses Kredit-Institutes durch den Völkcrbuudsrat soll das inter nationale Abkommen bis zum 15. August den europäischen Mitgliedstaaten des Völkerbundes zur Unterzeichnung ofsenstchen. Falls das genannte Grundkapital nicht bis Ende des Jahres aufgebracht sein sollte, soll sine Konferenz -er beteiligten Regierungen sich der Frage annehmcn. Der türkische Außenminister Tewsik Nuschdi Bey prote stierte aeaen den Ausschluß der europäischen Nichtmitglieder des Völkerbundes von dem geplanten Agrarkrcdit-Zystem und verlangte unter Hinweis auf den Charakter der Türkei als ausgesprochenes Agrarland eine Aenderuua der Bestim mungen, die auch den Beitritt der Türkei und damit den türkischen Landwirten die Erlangung von Hypothekarkrcdi- ten unter erträglichen Bedingunaen möglich machen würde. Der russische Volkskommissar Litw'uoss kritisiert« den Grundgedanken des vorgeschlageuen Planes, wonach land wirtschaftliche Kredite nur gegen Hypotheken gewährt wer den sollen. Diese Bestimmung komme nur den Großgrund besitzern und den Großbauern zugute. Aber auch in diesem Falle handle es sich nicht um eine nachhaltig« Abhilfe, da nach einmaliger Gewährung eine Hypothek jede weitere Kredithilfe für den betreffenden Landwirt ustmöglich sei. Die Agrarkrise sei eine Folge des Preissturzes für land wirtschaftliche Erzeugnisse, der immer wieder dadurch ent stehe, daß ohne Rücksicht auf die Marktverhäliniffe und die Nachfrage große Getpeidemcngen auf den Markt geworfen werden müßten. Es sei deshalb zweckmäßiger, nicht für die Grundstücke, sondern sür die zur Ausfuhr bereitstehcnden landwirtschaftlichen Produkte Kredite zu gewähren. Während der italienische Vertreter den Antrag der Tür kei auf Zulassung der Türkei zu dem geplanten Kreditinsti tut unterstützte, erklärte Briand ironisch, er wisse ein Mittel, um den türkischen Wunsch zu erfüllen und überlasse es dem Scharfsinn des türkischen Außenministers, hiesss Mittel zu finden. Im übrigen versuchte Briand auch dec Bedenken Lit- winoffs gegen die in Aussicht genommene Regelung zu be schwichtigen. Er teilte ferner mit, daß die französische Ne- gierung auf die Wahl von Paris keinen Wert lege und Genf als Sitz der internationalen Hypothckar-.Kredftgescllschgft Vorschläge. Damit erklärte sich der schweizerisch« BondeSrat Motta im Namen seiner Regierung sofort einverstanden. Der britische Außenminister Henderson begrüßte die Schaffung des neuen Instituts als einen weiteren Beweis der solidarischen internattonalen Zusammenarbeit, wies aber darauf hin, daß vom britischen Standpunkt gewisse Schwierigkeiten hinsichtlich dieses Abkommens bestünden, die er nach feiner Rückkehr nach London überwinden zu kön nen hoffe. Ncichsaußcumiuistcr Dr. EnrtinS sprach die Erwartung aus. daß das geplante Kreditinstitut der notleidenden Land wirtschaft Erleichterung gewähren werde. Deutschland er» wart« ferner, daß die internationale Agrar-Üreditgesellschast gesamteuropäische» Charakter tragen werde, das heißt, daß die großen Länder, deren Kapitalmärkte für die Operationen des Jnstttuts in Betracht kommen, mindestens in ihrer Mehrheit das Abkommen unterzeichnen. Ohne die Unter zeichnung durch bestimmte Länder zn einer Voraussetzung für die deutsche Unterschrift machen zu wollen, müsse er er klären, daß Deutschland sei«« Ratifizierung von der Unter, zeichnnng nicht nnr durch Frankreich, Italien und Belgien, bi« ja seftzustehen scheine, abhängig mache, sondern auch von d«r Unterzeichnung durch die Schweiz, Holland und Schwe den. Aus den Erklärungen des holländischen und des schwe dischen Außenministers ergab sich, daß die Regierungen die ser Länder noch gewiss« Vorbehalie gegenüber dem Abkom men machen, mährend di« Vertreter der anderen Staaten, insbesondere der Agrarstaaten, in kurzen Erklärungen ihre vorbehaltlose Zustimmung zum Ausdruck brachten. Schließlich wurden die vou Francois Poncet vorgelegten Entwürfe als Antrag an den Bölkerbundsrat mit den aus der Debatte hervorgegangenen Aenderungen angenommen. Die Friß znr Unterzeichnung des Abkommens wurde bis zum 30. September 1981 verlängert «ud als Sitz der Bank Gens endgälüg bestimmt. 5sckssn in cisr OrÜMe. Dresden, 21. Mai. Im Zusammenhang mit einer Führertagung der Kon servativen Volkspartei sprach am Mittwochabend Reichsmi nister Treviranus über die Ausdehnung der Osthilfe auf Sachsen. Ministerpräsident Schieck, die Kreishauptleute Buck- Dresden und Dr. Waentia-Bautzen sowie zahlreiche Vertreter des kommunalen und öffentlichen Lebens waren anwesend. Der Minister führte u. a. an», dah wahrscheinlich durch eine Verordnung vom 21. Mai die Beteiligung 0 stsoch se n s an der vslhllfe festgelegt werden würde. Di« vsthllse könne nur daz» dienen, di« Notstände in der Verschuldung zu mildern. Eine hundertprozentige Zurückerstattung von Kre diten und eine allgemeine Senkung de» Zinse« dürfe von ihr nicht «wartet werden. Ihre Voraussetzung sei. dah eia Ak kord mit den Gläubigern erzielt werde. Di« Beleihangrgrenze sei auf 68,SS Prozent des Werke» festgesetzt. Dabei sei zu beachten, dah da» Entschuldungsverfahren noch keine Rente bring«. Ein« scharfe velriebskoa trolle sei not wendig. wobei da» Leich al» Treuhänder auftrete. Arber Betriebe bi» zum Einheitswert von 40 SOS RM entscheidet der Aml»hanptmaan an Ort und Stelle mit einem Vertreter der Industriebau?. Eine Zentralisation in,Berlin sei also ver- wendigkeit einer Reichshttse betont. Der Retchsfinauzmi- nister gab eine ausführliche Uebersicht über -ie Finanz- und Kaflenlag« des Reiches. Er teilte mit, daß die entscheiden den Kabinettsberatungen voraussichtlich erst nach Pfingsten staitfinben werden. Die Verhandlungen, an denen nur die Minister selbst uud keinerlei Referenten teilnahmen, würben sür streng vertraulich erklärt. mieden worden. Bei der Feststellung des wertes werde mA geätzter Vorsicht und Sorgfalt vorgcgangen werden müssen. Die Osthilfe werde auf Sachsen angewandt werden »noch Matzgabe der vorhandenen Mittel und der Dringlichkeit-. Die vorhandenen Mittei würden voraussichtlich ausreichen. Die Begrenzung der llmschuldungsaktion aus den Osten bringe gewisse Härten mit sich, das sei aber unvermeidbar. Mau werde so vorgehen, dah man jene Betriebe, deren Ge suche überhaupt bewttkigl werden, endgültig durchs«- uiere. vor neue« schweren Entscheidungen Der Minister schloh, dah da» Jahr 1932 für die öffentli chen Finanz» zweifellos da» schwerste werden würde. Da» Defizit im Reich würde voraussichtlich noch er- heblich gröher werden. Die Reichsregierung werde Anfang Juni vor neuen schweren Entscheidungen stehen; nur au» eigener Kraft, nicht durch fremde Hilfe können wir uns Helsen. z-lgen der Oustrie AssSre Pari». 21. Mai. Ein von vuflric kontrollierte» Unternehmen, die Sociele d'Erpansion de L'Industrie Francaise, mit einem Kapital von 25 Millionen, ist handeisgerichtlich bankerott erklärt worden.