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.«einst du denn wirllich, Luis«, daß Helen«« Siete zw Redwitz erloschen ist?' .Rom» »ft nicht »tt de» Wort Hieb«'! Jawohl, der! Rausch Hai Ach verflüchtigt. Helene Hal Redwitz nie ge- lftbt. Jetzt, wo st« seine» unhellvole» Einfluß «in« Zett- lang entzogen »ar, zeigt es sich in «Irr Deutlichkeit.' »Und inwiefern?' .Run, »ar aste» eben darin, daß ste trotz der täglichen Grüße ihre« Verlobten und trotz der diele» Blumen, die er ihr geschickt Hat, nicht davon spricht, Snrt Wiedersehen zu wollen.' »Mag sei», daß du recht hast. Gan- überzeugt di» ich elerding« »on deiner Aufftstung noch nicht. Ich last, dir -der freie Hand.» Helene saß t» Gr», de« Haffelschen Lohn-tuvuer«, trüu»erisch durch« Fenster 1» die Veit« blickend. Ruf de« Korbsessel ihr gegenüber hatte sich ihre Mutt«, niedergelassen, die st« still beobachtete. Sie merkt«, daß in de« Herze» ihre« Rinde« etwa« arbeitet«. E« wollt« ihr diese« stille Wesen -ar nicht go> laste». Vor et» paar Lage» schien e«, al« wolle sich di, früher« Munterkett wieder «iustesten. Helen« begann wie»« zu lache« und ihr gewohnt««, liebe«, asteteit ftöh- liche« Geflchl -n -eigen. Das hatte sich neuerlich wieder geändert. War ihr Ge müt wieder »il schwere» Druck belastet? Bangte st« »or einer Entscheidung? Die Rulle, konnte sich wohl denke», u» wa« e« sich handelte. Sie vermutelt richtig: die Sorge ihre« Rinde« galt den Fragen: Wa« ist mir Run von Redwitz »och? Wie sost ich »ich weiterhin gegen ihn »erhalten? Helen« befand stch dt eine« argen Zwiespalt. Sie hau« Rur« ihr Jawort gegeben, hau« also A ge sagt. Rußt« st« nun nicht wohl »der Übel auch B sagen? Aber — warf eine Gegenstimme dazwischen — Helene, bedenke, daß dn nur et» Leben hast. Willst du dir diese« «ine Lebe» verderben, indem du dich an einen Rann kettest, der dir vielleicht frühe, etwa« bedeutet hat — heute aber nicht« mehr bedeutet? Heute nicht« «ehr bedeutet? Wer sagt da«? Ist da« den» wahr? Run, Helene, sagt« die innere Gegenstimme wieder, ich glaube, das brauche ich dir nicht lang« auseinander-usetzen. Wa« dich einst an Rur« von Redwitz fesselte, war eine Schwärmerei, nicht« weiter. Da« glaubst du nicht? Ja, wie erklärst dn dir e« dann, daß d« so gar kein, Sehnsucht verspürst, Kurt wieder-usehe»? Run, d« gibst sa keine Antwort? Hab« ich de» Ragel auf de» Sopf getroffen? Ja, sa, e« war so! «in leise« Frösteln schüttelte Hel««. Die Mutter sah e«. „Frierst du, mein Rind?' Statt jeder Antwort streckt« Helen« di« Hände nach der Mutter au«, die sofort aufsprang — erschreckt — in Rengstea. .«utter, Mutter! HUs mir!' Schluchzend barg Helen« ihre» Sopf an ihre, Mutter Schulter. .Mutter, sag' mir, wa« sog au« »urt werde»?' Frau Hassel hatte auf diese« Augenblick, auf diese Frage schon lange gewartet. Ste wa, ,»frieden, daß da« Thema nun endlich einmal zur Sprache kam. I« ehe, «S erledigt war, um f» bester! .Leuikind, beruhige dich doch! Wir wollen di« Sach« miteinander besprechen. Aber zuvor mußl du ganz mihi- werden.' Da« Weinen erstickte allmählich, u» schließlich ganz «nszuhSren. Da« Mädchen nah» sogar eine gefasste Hat lung an .Mutter — ich -land« — damals — in Datzo« — hatte», du rech«.' .Wie «einst du da«?' .Ich weiß nicht, «ntter — so ost ich daran denke, muß ich «ich wundern, wie e« m-glich »erden konnte, daß ich »uri» «raut wnrde. Sieh mal, bi« ,u» Abend »or meine« Srankwerden war ich der festen Ueberzeugung — nnb nicht« hätte mich davon abgebracht —, daß ich Rurt liebte. Heut« weiß ich, daß davon kein« Red« sei» kann.' I» Fran Hastet« Her- -og Fröhlichkeit ein. Aber vor sichtig sein, warnte ste stch selbst, kein» Frendenstimmung offenbaren, sonst tonnte womöglich alle« wieder verdorben werde». Gin einzige« unbedachte« Wort und e« würde großer Schaden an gerichtet! ,Wa« willst du setzt tun? Bist du dir darüber schon schlüssig geworden?' .Rein, Mutter! Rein! Da« ist e« sa gerade, wa« mir Sorge bereite«, worüber ich gern Slarhett haben möchte — »««wegen dn mir helfen sollst!' .ES ist für eine« Dritte« schwierig, eine» Mensche» zu raten in einer Angelegenheit, die wie die deinige so sehr Gefühl«- und Herzenssache ist. vielleicht, Helene, ist «« am beften, du sammelst dir Rraft, damit du, bevor wir reisen, dich einmal gründlich mit Rurt auszusprechen in der Lage bist.' »Da« will ich auch, Mutter! Aber wa« soll ich ihm, sage«? Daß ich ihn nicht mehr liebe? Daß ich ihn über haupt noch nicht geliebt hab«? Wird er eS glauben, nach dem ich ihn durch mein frühere- Benehme« gewissermaßen! vom Gegenteil überzeugl haben muß? Und wen« ich e« ihm sage, wa« ist damit erreicht? Wenn er dann trotz- dem darauf besteh«, daß ich mein Wort halte? Mutter, muß ich mein »ort nicht hallen? Bin ich das nicht, wtferem und schließlich auch seinem Ramen schuldig? Darf ich um meiner Person willen einen Skandal herauf beschwören?' .Sind, du flehst die Dinge schwärzer al« ste find. So eben ist mir ein Gedanke gekommen: Sieh mal, wir wollen ja verreisen. Du wirft längere Zett von Berlin fern sein nnd ebensolange Rurt nicht Wiedersehen. Laß die Dinge stch gründlich auSreisen! Man darf sich niemals heißen Impulse- zu Handlungen hinreißen lasten, die man später möglicherweise nicht mehr verantworlen kann. Vielleicht ist e« richtig, Helen«, du unterziehst dein Herz erst noch! einmal einer genaueren Prüfung. Ich weiß, Rurt drängt! auf eine» schnelle« HochzettStermtn. Der steht aber infolge! deiner Rrankhett auf alle Fälle in weiter Ferne. Du wirfh drunten im Süden — in der Stille — Gelegenheit be- kommen, deine Herzschläge zu belauschen. Dau« wird eg sich ja Herausstellen, wie e« mit deinen Gefühlen gegenüber Redwitz bestem ist. Rurt selbst, wenn er dich liebt, wie er angtb«, wird di« Probezeit schon überstehen. — Im übrigen, «ei« Mädchen, möchte ich dir sagen: Rur nicht bloß Rücksicht auf den anderen genommen! DaS eigens Leben, da« eigene Wohl ist doch schließlich auch da« wert! Eine nicht durch Lieb« verbundene Ehe ist ein Unglück fürst ganz« Leben.' Die Wort« übte» auf Helen« eine wohltuend«, stärkende Wirkung aus. Sie warf ihrer Mutter einen dankbaren Blick zu. .Mutter! Du weißt mir doch immer »» helfen. Aber - da fällt mir ein, willst du «urr Bescheid sagen, daß ich ihn sprechen möchte. Ich kann doch nicht ohne Abschied reiftw DaS müßte ja sonderbar auf ihn wirken.' .Sollst du auch nicht. — Wart' mal! Am Freitag reise« wir, wen» nicht« dazwischen kommt. Snrt mag als* morgen zu« Lee kommen. Das heißt, wenn der Sanität«- rat einverstanden ist. Du fühlst dich doch stark genug?' .Gewiß, Mutter!' Insgeheim zitterte fl« aber doch bei dem Gedanke« aw das bevorstehend« Wiedersehen «U Rurt. Richt, als ob sie feine Macht fürchtete, »ein! Dir Rranb» heil hatte sie gereist. Wie sie sich verhalte» fallt«, würde ihr schon der Augenblick eingeden. Aber, daß sie Ihm ein« EnttMttchuna bereiten mußte, die seine Wed» zu ihr haw treffen würde, da« war es, weswegen sie wünschte, die Zusammenkunft wäre schon vorüber. Helene hatte fett langem keine -eittich so ausgedehnte und seelisch aufregende Unterhaltung gehabt wie diese. Rein Wunder, das SanttätSrat Wolff, der kurze Zett später eintraf, erhöhte Temperatur feststem«, et» bedenk liche« Gesicht «achte und sofort Bettruhe anordnete. Er hörte dann von der Mutter, daß Helene ihre« Ver lobten empfangen wollte. Dem Arzt wollte da« nicht paffen. Man sah e« doch jetzt, wo schon da« bloße Denke« an ihn gesundheitliche Schädigungen herbetgefiihrt hatte, wohin r« unter Umständen komme« konnte, wen» Rurt von Redwitz persönlich erschien. Er wollte von de« Be such nichts wisse«. Doch mußte er sich dem entschiedene« Widerstand der Patientin schließlich fügen. Liebe erweckt Liebe. Das predigte sich Fritz Steinbach jeden Tag. Aber daß er von der Wahrheit dieses «orte« schon etwa« erfahren hätte, tonnt« er gerade nicht behaupt«. Und wollte er auch nicht. Rur eine«, dar wußte « — ganz positiv. Rämlich: daß er liebt«, und daß da« Atel, der Gegen stand seiner Liebe, Grete Borchardt war. ES war licht geworden in seinem Herze«. Au« de» anfänglich nur verschwommenen Gefühl der Htnneigung zu dem Mädchen hatte stch eine reine, echte Leidenschaft entwickelt, die ihr Vorhandensein durch eine gewiss« Ab geklärtheit seines Wesen- offenbarte. DaS Unruhige, Un stete, Lebhafte seines Auftretens hatte eine vorteilhaft« Mäßigung erfahren. Seinem Optimismus war er aber treu geblieben. Und einen starken, ihn immer wieder anfeuernden Optimismus besaß er im Punkte seiner Liebe. Warum sollte er auch verzagt sein? Well Srete früher eine- andere» Bild im Herzen trug? Weil ste diesen anderen vielleicht auch jetzt noch nicht ganz vergesse« hatte? Unsinn! ES kam nur darauf an, beharrlich zu bleiben. Lieb« muß Gegenliebe erwecken. Ja, ja — Fritz Steinbach hatte eine» unerschütterlichen Glauben an den Steg seiner Liebe. Er war fest überzeugt, daß e« ihm schließlich gelingen würde, Rurt von Redwitz auszustecheu. Reulich — «S mochte jetzt vierzehn Tage her sein — traf er seine» ehemaligen Freund von Bergeshofs. Ste Gatte» sich lange nicht mehr gesehen und bliebe« ein paar Abendstunden zusammen. Herr von Berge-Hoff hatte ihn» — durch einen Anfall «amen ste auf ihn zu sprechen — reinen Sein über Rurt »on Redwitz etngeschenkt. Durch Herr» von Ber-e«hoff erhielt er auch Gewißheit, daß Grete Borchardt nicht Rurt von Redwitz' Geliebte — in anrüchigem Sinne dies Wort gemeint — gewesen war. Im Grund« genommen hatte er übrigen« nie auch nur an die leiseste moralisch« Befleckthett Grete« geglaubt. Hätten ihre Blick« sonst so unschuldvoll sein könne»? Immerhin — e« freute ihn, daß er nun fein« Ansicht »on dritter Seite al« richtig bestätigt bekam. Jawohl, Assessor Steinbach war -uverstchtlich gestimmt. Ein Peter Tropfen unterhöhlt den Stein. Beharrliche Lieb« kann auf die Dauer nicht ohne Eindruck bleiben. Daß er dabet de« Wunsch hatte, dieses „auf die Dauer' möchte nicht allzulang« ausgedehnt sein — wer wollte «S ihm verdenken?! Grete Borchardt war zu allen Menschen die Freundlich- Heft selbst. Fritz Steinbach hätte keineswegs behauplen können, daß sie ihm gegenüber auch nur um eine» kleine» Grad freundlicher wie zu andere« gewesen sei. Und dennoch! Manchmal wollte er gesehen haben, wie st« ihn mit ihren lieben Karen Auge» insgeheim beob achtete — so, als wollte ste erforschen: Gehörst du auch zu lvner Sorte Männer, die außen glänzen, in*» ah« morsch sind, oder vtst d« wirk ich et« Persönlichkeit in bestem Sinn«? Er war, seft jene« Spaziergang durch de« Tiergarten, noch verschiedentlich »ft ihr »nsammen gewesen. DaA erstemal bei einem Betriebsfest. Rnrz« Zett darauf traf er ste samt ihrer Mutter auf einem WohltätigkeitSbafar. Die starten hatte ste vom Chef erhalten, amd er war da» gewahr geworden. Schleunigst versorgte er stch ebenfalls »U einer Sarte. Ste verlebte» miteinander «in paar Harmlos-fröhliche Stunden, an di« Fritz Steinbach a»ch nm deswillen »ft besonderer Genugtuung znrückbachte, well e« ihm an diese« Tage gelang, die Mntter für sich zn interessiere«. Ja, ja, bei Fran RechmmgSrat Borchardt war er seit jene» Tage gift «geschrieben. Und wen» e» »ach ihr allei»gega»ge» wäre — er war sich dessen sicher—, tnorge» scho» wär, er erklärter Bräutigam der Tochter. Der »eg z» dere» Herze» würde sich leichter erschließe» käste», wen» er die Mutter als Wegwetseri» zur Sette Geüte. I» übrige» wußte er: Die Zett arbeitet Pir »ich Also: de» stapf hoch di« Lklge» auf! Lva» aver von Redwitz anfang«»? Er hätte gar zu gern dem Bursche» de» von ihm a» Grete Borchardt verübten verrat heimzatzlen wollen. Und außerdem Hatte er di« verwaudtsthaftliche Pflicht, dafür zu sorgen, daß seine Rusin« Helene Hastet Rurt von Redwitz nicht »um Opfer fiel. Er hatte zwar schon einmal etwa« davon läute» Höre», al« ob die Verlobung Helene« aus dem beste» »ege sei, ein Ende zn nehme». Seine Mutter erging stch kürzlich in Andeutungen über diese Möglichkeit. Was aber, wenn e« sich hierbei nur um ei» leere« Ge rücht Handelte? vielleicht herrschte unter de« Verlobte» nur eine augenblickliche Verstimmung, di« über kurz oder lang in da« gerade Gegenteil ««schlug. Hatte er al« Verwandler nicht begründete Ursache, den Vater Helene« aufzukläreu oder ihm wenigstens An deutungen zu machen, die ihn veranlaßten, wett« zu forschen und dann et» Machtwort zn sprechen. Fritz Steinbach Hatte hierüber schon häufiger nach gedacht, aber nie hatte er zu einem Entschluß komme» können. Jetzt wurde er ihm nun endlich klar, daß ihm nichts andere« übrigblteb, al« de» Weg der Pflicht zu gehen. .Wieviel Uhr ist eS jetzt? Oh, erst fünf Uhr? Wenn ich mich beeile, muß ich Onkel Hassel »och in der Bank an- treffen.' , , Wochen waren verstrichen, seitdem Helene Hastel und ihre Mutter an de« Lago Maggiore gereift waren, und eä sah noch nicht danach an«, al« würde« sie in absehbarer Aett »ach Berlin zurückkehre«. Erft sollte Frühling sei». Bankte, Hastel erhielt alle vier bi» fünf Tage Nachricht, nnd jedesmal lautet« sie günstiger. Rurt von Redwitz befand stch in Verzweiflungs stimmung. Er trug zwar noch de» Iking an seiner Linke» Aber seit geraumer Zett hatte er alle Hoffnung, daß di« Verlobung zu einer Heirat führen würde, aufgegeben. Dann und wann erreichte ihn et» Lebenszeichen Helene«. In der erste« Aett hatte ste «och Brief« ge schrieben. Reuerdtug« vermochte sie stch kaum noch -ft . kurzen Poftkartengrüßen aufzuschwingen. So sehr Halts offenbar ihr Interesse für ihn nachgelassen. Sollte er ihr den Ring vor die Füße werft» und ihs sagen: Hör' mal, Verehrtest«, für einen dummen Junge» mag dein« Behandlung angepaßt sein, ich »erzichft dankend? Da« möchte er wohl — aber — »a« dann? »ft wäre «S, wen« er zu ihr reiste? Daß Ihr« Z»e »eigung zu ihm nachgelassen hatte, war ja nur daraut zurückzuführen, daß fie sein«« persönlichen Einfluß ent zogen wurde. Vielleicht, wenn « ste besuchte, würdg wieder alle« wie küber.