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reu Lags uoch etwas früher als der Herr Baron nach Göhlts, woselbst ich -en Herrn Inspektor v. B. sosort antras, un- er mir das Getreide aus -em Boden zeigte. Als wir mit dem Han-el fertig waren und bei-e wte- -cr auf -em Hofe erschienen, kam auch -er Herr Baron dahin; ich grüßte besten- un- empfahl mich bei -em Herrn Inspektor; gleichzeitig trat -er Herr Baron näher un- bat mich, -och ein wenig zu warten, er ginge gleich wie-er mit zur Stadt zurück, was mir ja geraLe gelegen kam. Bei-e Herren sprachen kurze Zeit mitetnan-er, und alsdann begab tch mich mit -em Herrn Baron zur Eta-t zurück und wir plauderten dabei über verschiedenes. Als wir bei-e durch das kieferne Hölzchen gingen, wo setzt das Wasserwerk steht, sragte ich -en Herrn Baron: ich habe gehört, er wolle sein schönes Gut ver kaufen, ich -em so sei; woraus er mich scharf anfah, un- meine Frage bejahte, worauf ich nun weiter fragte, ob -enn -er Herr Baron wohl geneigt fei, das Gut an die Stadt Riesa zu verkaufen; -a blieb er stehen und sah mich abermals scharf an und sagte: Da haben so viele hineinzureden, un- Sie wissen ja auch, was alles mir immer von -er Staüt schon zu Leide getan worden ist. Er äußerte ferner, wenn er es nur mit mir allein zn tun haben würde, so würde er „Ja" sagen. Als ich -em Herrn Baron be-eutete, -aß ich -ies nicht allein abmachen könnte, aber im Falle eines Sauses nur noch ein städtischer Abgeordneter bei -er Verhandlung zu gegen sein würde, worauf er mir antwortete, dann sei er nicht abgeneigt, mit -er Stadt in Unterhandlung zu treten; vorläufig sei er aber schon mit einem Leipziger Herrn im Unterhandeln, und so haben wir uns beider seitig 8 Tage Bedenkzeit vorbehalten; nach Ablauf dieser Zeit wollte mir der Herr Baron seine Ansicht übermitteln. Bei dieser Unterhaltung war die Stadt erreicht, und wir empfahlen uns beide vor meinem Grundstück (der Brückenmühle). Als ich diese Unterredung mit dem Herrn Baron noch an demselben Tage dem Herrn Bürgermeister mitteilte, war letzterem an -em Ankauf -es Ritter gutes gar nichts gelegen; er äußerte, daß er dadurch unnötige Mehrarbeit bekommen würde. Daß trotzdem die städtischen Kollegien den Be schluß gefaßt hatten, das Rittergut zu kaufen, wurde in der Bürgerschaft allseitig mit Freuden begrüßt. Der Gewerbcverei» berief eine Bürgerversamm lung im „Wettiner Hof"-Saalc zusammen und wurde auch hier diese Angelegenheit besprochen und mit Be geisterung im Allgemeinen für den Ankauf -es Gutes cingctreten; nur der Herr Bürgermeister sprach da gegen uud meinte, mau könne für 6000 Taler ein schö nes Rathaus bauen, was lange Zeit für die Stadt aus reiche. Dieser Ansicht pflichtete auch -er Stadtrat und stadtgutsbesitzcr Holzhansen bei. Die reich besuchte Bürgerversammlung sprach sich, nur gegen die 2 vor genannten Stimmen, dafür aus, das Rittergut für die Stadt baldigst anzukaufen. Am 211. Februar 1874 bekam ich von dem Herrn Baron v. Welck einen Brief, in welchem er darum bat, daß ich mich mit -em Stadtrat Grundmann im Lanfe des nächsten Tages zum Bormittag in seiner Schlotz- erpcdition wegen -er betreffenden Angelegenheit ein- findcn sollte, wovon auch -er Herr Bürgermeister in Kenntnis gesetzt wurde und -er hierzu seine Erlaub nis erteilte. Beide Bertreter stellten sich auf Wunsch des Herrn Barons zur bestimmten Zeit in -er Schloß- rxpedition ein, wo sie freundlichst empfangen wurden. Der Herr Baron teilte mit, daß er die Verkaufs- Unterhandlungen mit -em Leipziger Herru abgebrochen un- sei nun nicht abgeneigt mit -er Stadtverwaltung Riesa darüber zu verhandeln; er äußerte gegen uns bei-e den Wunsch, wenn es zum Verkauf kommen sollte, die Sach« nicht in die Länge zu ziehen. Wir erkundigten «ns bei -em Herrn Baron nach -er Größe -es Gutes, den Einheiten desselben und nach -em Preis, worüber er uns genau unterrichtete. Nachdem zeigte er uns In sehr zuvorkommender Weise sämtliche Räumlichkeiten im Schlöffe. Nachdem man dies alles gesehen hatte, mußte man sich ohne weiteres sagen, -aß dieses herrschaftliche Wohnhaus sich ohne großen Umbau voll und ganz zu einem Rathaus eigne. Wir fragten nochmals wegen LeS Preises un- -er An zahlung, worauf der Herr Baron sagte: Es kostet 838 000 Taler, wovon nichts zu kürzen ist; er verlange beim Abschluß -es Kaufes 38000 Taler Anzahlung. Wir baten -en Herrn Baron, uns -en Tag des Abschluffes zu bestimmen, welchen er auf -en 28. Fe bruar 1874 festsetzte; alsdann empfahlen wir unS bestens. Beide Bertreter der Stadt referierten über die stattgefundene Unterredung mit -em Herrn Baron un- wurden nunmehr beauftragt, am 26. Februar 1874 zur bestimmten Zeit, nachmittags 3 Uhr, sich auf das Schloß zn begeben, nm nunmehr -en Kauf perfekt zu machen. Als Stadtrat Grundmann und Stadtverordueten- Borsteher Röhrborn in der Expedition -es Herrn Barons am 26. Februar eintrafen, war auch bereits -er Vertreter -esselben, Herr Finanzprocurator Leh mann -ort erschienen un- hatte bereits -ie Punktatiou -es Kaufes nie-ergeschrieben, welche uns beiden zur Genehmigung langsam vorgelesen wurde. Wir beide vermochten -enn auch nur weniges zu ändern, und so wurde diese Punktatiou für richtig erklärt und beider seits unterschrieben. Die Nebergabe des Gutes erfolgte bereits am 27. Februar und gingen von da an alle Lasten und Nutzungen an die Käuferin über. Ter Herr Baron sagte, er werde seinen Inspektor, Herr» v. Bicdcnfeld, sofort benachrichtigen, -aß das Gut verkauft sei und morgen (27. 2.) mit allem übernommen werde. Ter Herr Baron bat die beiden städtischen Vertre ter noch, mit ihm in -en Speisesaal (jetzt Ratösitznngs- saal) zn kommen, um uns seiner Frau Gemahlin, einer geborenen Gräfin von Schlicben, vorzustellcn, un- ihr -ie Mitteilung von der Verkauf -es Gutes zu machen, welch' letztere sie gerührt entgegennahm, und wir uns alsdann von der Frau Baronin empfahlen. Nunmehr gingen der Herr Baron, sein Vertreter un- wir beide vom Schloß zur Ratsexpedition zum Herrn Bürgermeister (neues Schulhaus — jetzt Was serturmschule), nm dort die bedungene Anzahlung von 38 000 Talern zu erheben. Das Rittergut hatte beim Ankauf 693>L Acker mit 16^122 Steuereinheiten. Das übergebene Vieh, In ventar, Mobiliar und die Vorräte hatten einen Wert von 38 000 Talern, so -aß der Acker Land durchschnitt lich auf 443 Taler zu stehen kam (oder der Quadrat meter durchschnittlich 24 Pfennig, inel. sämtlicher Ge bäude). Am 27. Februar früh 8 Uhr war- -aS Gut vom Etadtrat übernommen un- dem in Riesa privatisie renden Leconomie-Jnspektor Michaelis bis zu Jo hanni, wo es an Herrn Nanmann verpachtet wurde, ans Rechnung übertragen. Der erste Rittergutspächtcr Naumauu zahlte an Pacht jährlich inel. Ziegelei 18 000 Taler, der Schloß- Brauereipächter Gaschütz jährlich 1600 Taler, der Ratskellerpächter Schack jährlich KOO Taler, -er Schloß- gärtnereipächter Pinkrrt jährlich 200 Taler, ohne die Wiesen uno Felder, welche privatim mit 825 Talern jährlich verpachtet waren un- -ie Miete, -ie -as Rat haus brachte; auch konnten vom Guts- und Schloß grund Baustellen verkauft werden. Am 17. März 1874 war- -er Rittergutskanf ge richtlich consiermiert und auf Fol. 636 des Lehns- hofes eingetragen. Die obengenannte Anzahlung wurde auf übernommene Vorräte, Inventar, Mobi liar usw. von -er Kanfsumme abgerechnet, so -aß noch LOO 000 Taler auf Liegenschaften kamen. KO 000 Taler bezahlte -ie Käuferin am 1. Juni 1874; 180 000 Taler bleiben nach k jährlicher Aufkündigung in Raten zu 25 000 Talern, indem ein mehreres als dieser Betrag auf einmal nicht gekündigt werden soll, zu bezahlen, un- zwar zu 4 Prozent; 100000 bleiben zu 4'^ Prozent hypothekarisch fest stehen. Mit vollzogen wurde dieser Kauf gerichtlich am 17. März 1874 von folgenden Herren: Eurt Heinrich Freiherr von Welck; der Stadtrat zu Riesa: Steger, Bürgermeister; Karl Heinrich Holz. Hausen, Friedrich August Grundmann, Ernst Käse berg, Heinrich Wilhelm Senrig. Das Stadtverordneten-Collegium, vertreten dnrry Ernst Friedrich Röhrborn, Vorsteher; Friedrich Ernst Möbius, C. Stohwasser, Albert Herzgcr. Kurze Zett nachdem -er Kauf vollzogen und alles geregelt war, hatte der Bürgermeister noch heraus gesucht, -aß -er Herr Baron bei Gründung der ersten DtaconatS-Stelle, im Jahre 1863, sich für sich und seine Nachbesitzer verpflichtet hatte, alljährlich 200 Taler zu Sieser Stelle zu zahlen (darüber entstand ciu lang wieriger Prozeß, von -cm ich in einem besonderen Artikel zu berichten gedenke — I. Th., R.). Der Herr Baron von Welck hatte sich bis Ostern 1874 freie Wohnung im Schloß vorbehalten, zog aber bereits Ende März mit seiner Familie nach Schloß Obernitzschka b. Wurzen. Er kam zu mir, um Abschied zu nehmen und übergab mir -ie Schlüssel zum herr schaftlichen Schloß, welche ich nicht anuehmen wollte, sondern ihn bat, diese -och dem Herrn Bürgermeister einzuhändigen, worauf er äußerte, -aß er solches in gar keinem Falle tue, sondern -ann die Schlüssel dem Gärtner Pinkcrt übergebe; daraufhin ließ ich mich dazu bewegen, un- wir nahmen wahrscheinlich für Immer voneinander Abschied." Zllgsnüerinaeningsn eins? ehemaligen Kiekers. Ich denk als Kind mich znräcke Und schüttle mein graues Haupt, Wie kehrt ihr mir wieder, ihr Bilder, Die längst ich vergessen geglaubt. Nach vielen Jahren war ich wieder einmal nach meiner Vaterstadt gekommen. Donnernd fuhr der Zug über die mächtige Eisenbahnbrücke un- schon stürmten -ie Erinnerungen auf mich ein. Langge streckt zieht sich -ie Stadt am Ufer hin und jedes Haus schien mich zu grüßen, jeder Platz mich willkommen zu heißen. Am Elbkai lnden sie noch ans. Wie oft hatte tch den Weg ans seinem holprigen Pflaster zu rückgelegt, um mir die nötigen Verladenotizen und Steuerpapiere zu verschaffen. Am Bahnhof, -er, wegen -es erhöhten Verkehrs, einen Umbau über sich hatte ergehen lassen müssen, stau- nicht mehr -ie alte Pferdebahn, flinke Autobusse nahmen -ie Reisenden auf. Wie war ich -och mit dem alten Pferdebähnchen verwachsen gewesen, besaß ich -och als Junge, da ich ja oft für die Pferdebahngesellschaft Wege besorgte »nd -aS Gelb ans -em Automaten kassierte, einen Schein, der mich ans Dienstwegen zur freien Fahrt be rechtigte. Das Birkenwäldchen am Bahnhof, was für reizende Stunden habe ich dort verlebt; eS war da- Mals noch für jedermann frei und besonders für uns Jungens war es für unsere Jndianerspiele ein un übertroffenes Dorado. Meinen ersten Fasanenhahn habe tch -ort mit einem Stcinwnrf erlegt und glück strahlend brachte ich meine Jagdbeute nach Hause. Mein alter Herr wollte ein heiliges Donnerwetter loslasscn, verbunden mit -en unausbleiblichen kalten Einschlägen, doch war meine junge Weidmannsfreude S« groß, so -aß ich mit einem gelinden Anschnauzer und -em strengen Gebot, solche Wilddiebereien in Zu- kunft zu unterlassen, wegkam. Der Fasan wurde so- gar für mich gebraten und ich durfte ihn mit meinen Geschwistern allein verzehren. Hirsche wur-en auch eine Zeitlang vom früheren Bahnhofswlrt im Gatter gehalten, -och waren dieselben eines schönen Tages ansgcbrochen, die Umzäunung war nicht hoch genug gewesen. O selige Erinnerung einer sorglosen, glück lichen Zeit. Der Auto-Omnibus führte mich nun in rascher Fahrt »ach -em Innern der Stadt. Wie vertraut standen noch -ie alten bekannten Häuser am Wege, der früher noch nicht gepflastert und noch von keinem glatten Fußsteig eingefaßt war. Am Rosenplatz, früher Kaiser Wilhelm-Platz, stieg ich aus. Wie schmuck nimmt er sich aus und was war er vor 40 Jahren? Tiefe Löcher teilweise mit Birken umstanden. Hohlen genannt, traf man auf ihm an. Hier habe ich für unseren Naturgeschichtslehrer Stechapfelgewächse bo tanisiert, was mir ein Lob eintrug. Ich habe seitdem nie wie-er solche gesehen, obgleich ich öfters danach Umschau gehalten habe. Hier sah ich auch das erste Mal einen Specht an einer Esche arbeiten, wie fleißig benutzte -er kleine Kerl seinen festen Schnabel und wie flogen -ie Splitter bei -er eifrigen Tätigkeit um -en harten Stamm. Eine glückliche Idee war es, f. Zt. beim Bau -er Hübler-Mtthle -as überflüssige Erdreich zur Ausfüllung -er Schlammlöcher zu be nutzen, -enn wie stattlich nimmt sich jetzt der Platz im Gesamtbild -er Stadt aus. Nach -em Elbstrom führte mich nnu mein Weg, Las städtische Elbbad hat man allerdings ans einen Platz, talwärts unterhalb -er Elbbrücke verlegt. Was haben wir uns -ort, besonders in den großen Ferien, herumgetummelt, -enn das Schwimmen lernte man ja als Junge, -er sich viel im Wasser hcrumtricb, bald. Die alte Schiffswerft, mein Weg führte mich, wenn ich baden ging, ja täglich daran vorüber. Vergeblich suchte ich jedoch nach -em alten Schiffcrsprnch über der Türe -er Kantine „Gott mit uns", er war der neuen Zeit zum Opfer gefallen. Ein alter Werkmeister fragte mich seiner Zeit, als mich mein Weg vorbciführte nn- -en Spruch las, „na Junge, was steht daraus?". Die Erinnerung ist mir haften geblieben. Tie alte Prom- nitzer Fähre, früher ein einfacher Kahn, -er auch Passagiere vom Dampfschiff ciu- und ansbootetc, jetzt ein schmuckes Motorboot, wie mutete mich -as alles vertraut an. DaS neue, elegante und komfortable Bootshaus mit seinen schönen bequemen Räumen und sanitären Einrichtungen, sowie stattlichen Bootspark. Selbst verständlich kommt mir -a unsere alte Bretterbude 1» Erinnerung mit unser» 1 Vierer-, 2 Zweier- und 2 Einerbooten, wovon -ie letzteren noch dazu Privat eigentum waren. Die Dusche wurde zu meiner Zett