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in der katholischen Hofktrche. nachdem man ihn 1874 »um Generalmusikdirektor ernannt hatte, bis zu seioer kur» vor seinem Tode erfolgten Pensionierung tätig. Julius Rietz, der selbst mancherlei schöne Lieder, wuchtig« Chor« mrb auch einig« Symphonien, darunter die namentlich in Dresden öfters gespielte „G-Moll"-Symphonte komponiert hatte, war ursprünglich ein heftiger Gegner von Richard WagnerS Musik gewesen. Nachdem er jedoch dessen „Meistersinger" im Dresdner Hoftheater AuSgang der 60er Jahre mit batte einstudiere« müssen, machte er aus seiner Bewunderung für die Schönheiten der Wagnerschen Musik, namentlich tu besten älteren Werken, als offene und redlich« Mustkantennatur kein Hehl daran» und erwies sich mit seinen zahlreichen Schülern als der lautere Charakter und vorbildliche Mensch, al» den man ihn gleich Emil Naumann iu -er sächsischen Musikgeschichte kennt. E.H. MM MMlklMe. > Zu« 1«. Geburtstag Emil Naumanns (8. «y>t. 18S7, «ad «. TodeSt-g HofkapeLmeifters Julins Rietz (IS. Sept. 1877.» tsd. Dresden, 12. Sept. Aus der Musikgeschichte Sachsens ragen di« scharfprofilierten Köpfe der beiden, erst lange iu Leipzig und dann fpäter in Dresden wirkenden Musiklehrer, Komponisten und Kapellmeister Emil Nau- manu und Julius Rietz herpor. Beide Männer haben das öffentliche Musikleben Leipzigs und Dresdens lange Jahre hindurch merklich beeinflußt. Der am 8. November vor 100 Jahre» iu Berlin geborene Musikschriftsteller und Pädagog« Emil Naumann ist ein Enkel des berühmten, in Blasewitz geborene« ehemalige» sächsischen Hofkapellmeisters Johann Gottlieb Naumann gewesen und war später als Musiker ein eifriger Schüler seine» Leimiger Lehrers, des Komponisten MendelSsohn-Bartholdy. Er beeinflußte als Kritiker lang« Zett hindurch die öffentliche musikalische Meinung der Pleiße» stadt, unterrichtete dort auch am Konservatorium und übt« nach seinrr Anfang der 80er Jahre nach Dresden vorgenom- meuen Ueberfiedlung diese Eigenschaften dort tu gleicher Weis« bi» zu seinem am 2S. Juni 1888 erfolgten Tode aus. Emil Naumann» mannigfachen musikgeschichtlichen und «usikpädagogischen Werke bilden teilweise heut« noch für de« Mustkstudierendeu wertvolle Unterlagen, wie u. a.-sein Buch „Die Tondichter von Bach bis zur Gegenwart", namentlich aber seine später durch den Dresdner Musik kritiker Professor Dr. Schmitz ergänzte »Illustrierte Musik geschichte . Bo» seinen verschiedenen Tonschüpfungen welt licher wie geistlicher Art hat man in Sachsen noch in den letzte« Jahren wiederholt das große Oratorium „Christus" aufgeführt, ebenso wie sein« Kantate „Die Zerstörung Jeru salem»." Eine von ihm erst «ach dem Tobe in Dresden gv- spielte Oper „Loreley" ist heute vergessen. Der verdienstvolle Dresdner Hofkapellmeister Julius Rietz war gleich EmU Naumau« auch mehr Musikgelehrtrr und Mustklehrer als ett» ausgesprochener Theaterkapellmeister und «ine kernig« deutsch« Mustkantennatur offenbarte. Als ein glühender Verehrer «n» Mozart und Beethoven fühlte er sich am wohl- ft«, wem» er diese Lehren und der« Symphonien dirigier« durfte. Rietz, der schon mit 17 Jahr« in einem Berliner Theaterorchefter al» Geiger gewirkt Latte, wurde später tu Leipzig al» treuer Anhänger seine» Meister» MendelSsohn- Bartholdy desteu Nachfolger al» Dirigent der berühmten GewaudhauSkouzerte und auch als Leiter der „Singakade mie". Schließlich betraute man ihn dort auch noch mit dem Amte de» TheaterkapellmetsterS. In dieser vielseitigen Etgeuschaft hat dann Rietz bi» 18S0 in Leipzig gewirkt, um dann von dort nach Dresden als Hofkapellmeister berufen i >>»>,,«» »»» »u Hier «ar er auch noch Letter d«r Kirchenmusik j Herr W^ß >ick> gerade auf einer Geschäftsreise befand. Seine Frau nahm d« Brief entgegen und legte ihn iu den Waschekasten. Nach ungefähr einem Jahr sand sie ihn wieder. In zwischen hatte sie ihn einfach vergessen. Da sie aber Angst bekam, ihr Mann möge zanken, weil sie ein viel leicht wichtiges Schreiben jo lange lieg« ließ, wagte sie nicht, ihm den Brief zu geben, sondern legte ihn wieder in den Wäschekasten zurück, wo er liegen blieb, bis beide gestorben waren. Ja, noch länger, denn die Kinder erb ten zwar auch tue Wäschekiste, doch dauerte es viele Jahre, bis endlich mal jemand d« Inhalt sortierte und auf den Boden des Kastens griff. Dort lag der vergilbte Brief. DaS war im Jahre 1882, also 25 Jahre, nachdem er in Arad eingetroffen war. Und wie der Brief in der Kiste, so lagen die sieben Millionen Pfund in Lon don im Tresor der Bank von England. Die Kinder des Ehepaares Weitz bekamen keine gelinde Wut, als sie er fuhren, daß sie schon fett vielen Jahr« vielfache Mil lionäre waren, ohne eS zu wissen. Als sie sich jedoch jetzt an den Londoner Magistrat wandten, wollte sie dieser nicht als Erben anerkennen und verweigerte die Auszahlung des Betrages von immerhin 140 Millionen Mark. Man weih nicht recht, warum diese Weigerung erfolgte, jedenfalls mußten sich die Erben einen Anwalt nehmen (später mehr), der den Prozeß anfechten sollte. Dieser Prozeß dauert nun auch schon seine 45 Jahre und hat bereits sechs Millionen Ge richtskosten verschlungen, aber dafür dürfte er auch in ab sehbarer Zeit zu Ende gehen, denn die Chancen für die Erben stehen sehr günstig. Es ist,a auch an sich eine ganz klare Geschichte, und man begreift nicht, warum sich der Londoner Magistrat derart weigerte, einen Betrag auszuzahlen, von dem er selbst ja nie etwa» hab« konnte. Hätte er damals gleich ja gesagt, ohne Frage würden die glücklichen Erben mehrere Millionen für die Londoner Armen oder für einen ander« wohltätig« Zweck gestiftet haben. Aber beute? Heute bekommt der Magistrat nicht» für seine Arm«, er hat sogar noch Kosten zu zahlen, h"ute bekommen die Erb« nicht», und deren Kinder gehen leer aus, denn sie alle sind längst verstorben, ebenso wie der erste Rechtsanwalt, der den Prozeß begann. Heute sind fast hundert Anwälte mit der Angelegenheit beschäftigt, während die Zahl der Erb« und Erbeserben auf 250 angewachsen sind. Bei 140 Mil lionen kommt auf jede Familie immer noch ein ««sehn licher Batzen, obwohl sich das Geld im Tresor der Lank von England nicht vermehrt. Sie alle aber Lab« nur «ine Hoffnung, daß nämlich die Auszahlung stattftnden möge, ehe man gezwungen sein wird, im Jahre 1S57 da» 100 jährige Jubiläum jene» UualüÄ-SUÜäbrtei«» »u feiern. AM M eine MW m 1Ä Minen. vdz. ES passieren schon seltsame Dinge. Im Jahre 1808, so weit muß man zurückgehen, wurde der in Rot kirchen in Bayern lebende ungeheuer reiche Breh- händler Weißkopf verhaftet. Er sollte an irgend einer bis zum heutigen Tage nicht völlig geklärt« Mordgeschichte beteiligt sein, leugnete aber standhaft. Und obwohl man ihm nichts Direktes nachweisen konnte, ob- wohl nur geringfügige Indizien gegen ihn sprachen, ward er doch »um Tode verurteilt und bald darauf auch hinge- richtet. Seine drei Kinder: zwei Söhne und eine Tochter, verließen darauf die Stadt, nannten sich in Zukunft nicht mehr Weißkopf, sondern nunmehr Weitz und gingen alle drei ins Ausland. Der eine der Brüder wandte sich »ach Ungarn, wo er in Arad einen Pserdehandel betrieb, der andere ging mit der Schwester nach Lon don. Er selbst blieb Junggeselle, die Schwester aber heiratete «men sehr reichen Viehhändler «amen» Levy, der im Jahre 1850 starb. Sieben Jahre später folgte sie chm nach. Die Ehe war kinderlo» geblieben. Nun beginnt die Geschichte interessant zu werden. Frau Levy geborene Weißkopf hatte nämlich, da ihr Bru der unverheiratet und sie selbst kinderlos gestorben war, ihren anderen Bruder in Ungarn zum Alleinerben ein gesetzt. DaS Vermögen betrug 7 Millionen Pfund Nach ihrem Tode verständigte der Londoner Magistrat den Erb« durch eingeschriebenen Brief, datz im Tresor der Bank von England der Betrag zu seiner Verfügung stehe, doch vergeben» wartete man in London auf eine Antwort. Das Schreiben traf nämlich in Arad ein, al»