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- Erscheinungsdatum
- 1923-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192312249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-24
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Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Pariser WeihnachtSgesS«»«. CS ist nicht anzunehmen, das; die Tiraden, die Herr PoincarS bei der letzten Kammerjisnmg von sich gegeben Kat, in Deutschland eine ähnlich'' Beachtung finden wer den, wie cS im Anfang seiner Rede-Campagne der Fall war. Wir denken gar nicht daran, uns die Weibnachts- freude oder die Laune irgendwie dadurch verderben zu lassen, wenn wir auch natürlich achselzuckend konstaiieren, daß wieder einmal in der französischen Kammer soviel ge logen worden ist. datz sich die Balken bogen. Tie Reichs- regierung l>at sich ja die Mühe genommen, in einer längeren Entgegnung die gröbsten Unwahrheiten und Ent stellungen des französische» Staatsmannes richtigzustellen. Die unerhörteste Luge PoincarSS besteht in seiner Fäl schung des Vertrages der deutschen In dustriellen mit der Mi.um. Wenn er behauptet, da» die Erträge der Sachlieferungen, die aus dem Ruhrgebiet kommen, in erster Linie für die BesakungS- kosten aufgewendct werden, und erst der dann noch vcr-^ bleibende Rest dem Reparationskonto gut ^'schrieben werden soll, so steht in dem Vertrage etwas ganz anderes. Es wurde vereinbart, datz nur die Erträgnisse der Gebühren, also die Kohlensteucr und die Zölle kür die Besatzungs kosten verwendet werden dürfen, während alle anderen Lieferungen ohne Abzug auf das Neparationskonto ge schrieben werden müssen. Gerade darin lag der Wert für die Reichsregierung, wenigstens eine gewisse Verminde rung der Reparakionsschuld durch das Abkommen zu er zielen: Fällt dieser Vorteil weg, so ist -der ganze Vertrag für Deutschland nicht nur wertlos, sondern einfach schäd lich. Es wird Aufgabe der deutschen Regierung sein, diesen Tatbestand ohne Versäumnis vor aller Welt richtig zu stellen und seine Anerkennung durch die französische Re gierung zu erzwingen. Tie Unterredung, die nach den letzten Nachrichten der deutsche Geschäftsträger von Hoesch, zur Einleitung weiterer Schritte, demnächst von Poincard erbitten wird, dürfte dazu die beste Gelegenheit bieten. Jedenfalls wäre es mehr als bedenklich, die in der ersten Unterredung angekün^istcn präzisen Vorschläge zu macken oder gar bestimmte Bindungen darüber einzngehen, be vor nicht daescr entscheidende Punkt von der französischen Regierung einwandfrei klargestcllt worden ist. ' Ties vor allem ist wichtig, aber im übrigen, wie gesagt, bietet die Rede Poinearss keinen Anlatz zu irgend welcher Bestürzung. Ein grundlegender Wandel hat sich langsam, aber unverkennbar im Laufe des Jahres doch vollzogen. Herr Poin- carö sprengt nicht mehr zu schneidiger Attacke einher, er steht auf seinem Poste» und mutz die Angriffe abwehrcn, die immer häufiger auf ibn niekerprasseln. Und in diesem Stadium, wo der passive Widerstand aufgehört hat, und alle Welt darauf wartet, das; die bindenden Versprechungen, die er für diesen Fall eingcgangen ist, auch erfüllt wer- den, in diesem bedenklichen Stadium ist die Situation für eine geschickte und tatkräftige deutsche Außenpolitik nicht ungünstig. Eine solche Autzenvolitik mützte allerdings die Gunst der Stunde zu nutzen wissen, ehe noch die neue Regierung in England ihren Kurs endgültig festgclegt hat. Eine solche Außenpolitik hätte jetzt darau zu erinnern, daß Poinears in den beiden Noten vom 16. Juni und vom 12. Juli dieses Jahres der englischen Regierung mitgeteilt hat, daß er nach Aufgabe de-S passiven Widerstandes die deutschen Behörden wieder in ibre Rechte emseöen würde und daß die Besatzung-Struppen unsichtbar gemacht würden, datz schließlich der Zustand wiederhergcstellt werden würde, tote er vor dem 11. Januar bestand. Hat sich nickt Lord Curzon im Vertrauen auf das Wort PoinearöS gewisser- maßen zum Bürgen für die französische» Versprechungen gemacht, als er nach dem Empfang dieser Noten der deutschen Regierung den dringenden Rat zum Abbau deS passiven Widerstandes erteilte? Kanu England, da nun nichts von allen Versprechungen erfüllt worden ist, einen solchen Wortbruch seines Verbündeten schweigend hinneh men? Herr Poiucars hat nichts mehr, womit er uns vor seinen Verbündeten und vor der Welt auklagen könnte; Wohl aber hat er selbst uns ein Anllagenmaterial in die Hand gegeben, welches das letzte Vertrauen für ihn er schüttern muß, wenn es in der richtigen Weise verwendet wird. Freilich, ein Argument steht Herrn Poincars zu Gebote, welches noch immer alle anderen schlügt: Ein Heer von LOO 000 Mann. Aber schließlich ist es doch der Geist, der auch über Millioncn-Hcere den Sieg erringt. Ein neuer französischer Nevergriff. )( Remscheid. Gestern früh besetzt« französisches Militär die Natbauswache. Zwei mit Maschinengewehren ausgerüstete Kompagnien umstellten die Unterkunitsräume der Schupo und durchsuchten sie. 1k Beamte, darunter ein Polizeioderleutnaut, wnrden fcstgenommcn und abgeführt. Dir bei Beginn der Aktion ebenfalls in Haft genommrurn Oberbürgermeister Dr. Hartmann und Polizeimajor Quast wnrden im Laufe des Nachmittag«, als die französischen Truppen wieder abrückten, auf freien Fuß gesetzt. Der „Kölnischen Zeitung" wird zu den Borgängen in Remscheid gemeldet: Nachdem vor einiger Zeit, aus der hiesigen kommunistischen Fraktion de« Stadtverordneten kollegiums au die Stadtverwaltung die Anfrage gestellt worden war, ob die dortige Schupo über besonders große Waffenloser verfüge, und die Antwort vollständig ver- neinend au«gefalleu mar, erfolgte gestern vormittag 5 Uhr auf eine kommunistische Denunziation hin ein« Nnter- fuchuna durch zwei Kompagnien kriegsmäßig bewaffneter französischer Lrupcn. Au« dem Düsseldorfer Hauptguartier var «in« eigene Abordnung zur Feststellung de» Sachver halte» erschienen. Der Oberbürgermeister, der Besatzung«- dezernent und der Kommandeur der Schupo wurden um 5 Uhr morgen» geweckt und nach dem Rathau» bestellt. Trotzdem alle Stellen versicherten, daß über die planmäßigen Mengen hinaus Waffen nicht vorhanden seien, erfolgte auf besonderen militärischen Befehl hin die Untersuchung de« in der Nähe des Echupoguartier» befindlichen Birmarck» turmes, wo sich angeblich große Waffenmengen befinden sollten. Die Untersuchung verlief vollständig ergebnislos. Während der Untersuchung wurde der Besatzungtzdezernent al« Geißel auf der französischen Wache festgehalten. Die Schweiz im Dienste des deutsche« Volkes. Das unter Leitung von Geheimrat Professor Emil Abderhalden-Halle stehende Schweizer Kinderhilfskomitee schreibt: Es gibt zurzeit in der Schweiz keinen Ort, an dem nicht zur Linderung der deutschen Not sich ungezählte Hände rühren. Unter der Leitung der großen Organisationen Schweizerisches Kinberhilfskomitee und Komitee für die hungernden Völker ist das ganze schweizerische Volk, das nun seit bald zehn Jahren ununterbrochen zur Linderung der Wunden, die der Krieg und die Nachkriegszeit geschlagen haben, tätig ist, erneut mobil gemacht worden, um einerseits Propaganda für die Aufnahme von hungernden Kindern zu machen, und anderseits Lebensmittel, Kleiber, Wäsche, Schuhe usw. für die notleidenden Schwestern und Brüder in Deutschland zur Verfügung zu stellen. In fieberhafter Eile wirb zurzeit Tag und Nacht gearbeitet, um die alle Erwar tungen übertreffende Ausbeute an Liebesgaben aller Art zu sortieren und so rasch als möglich an die am meisten notlei denden Städte in Deutschland weiterzuleitcn. Es find be reits eine ganze Reihe von Küchen in Süddeutschland im Betrieb, um recht rasch und wirksam helfen zu können. Die Unterstützung von benachbarten Städten beschränk». Ma« hofft, daß sich bte nordischen Länder in ihrer Hilfötüttgkett auf den Norden von Deutschland konzentrieren. Hat bte Schweiz kurz nach dem Kriege den Schwerpunkt ihrer Tätig- kett zur Hilfe für daS hungernde Oesterreich und dann für das hungernde Rußland gelegt, so ist fetzt jedes einzelne HilfSwerk ganz und gar auf die grobe Deutschlanbhtlfe kon- zentriert. Wenn auch die kleine Schweiz, die selbst noch schwer unter den Nachwehen der KrtegSzeit leidet, daS grobe Elend nicht zu beseitigen vermag, so mub doch schon der Gedanke, bab ungezählte Herzen für daS deutsche Volk schlagen, in dteser trüben Zelt erhebend wirken. Tausende von deut schen Kindern erleben fetzt in der Schweiz die praktische An wendung der Nächstenliebe an sich selbst und von ihnen strahlt wieder sehr viel Liebe auf die zu Hause Gebliebenen zurück. Italien zu Krankreicks Mittelmeervolitik. )l Nom. Für die italienische Stimmung ist ein Leit artikel der „Epoca" bezeichnend, in dem eS heisst: „DaS LoS der Mittelmeerpolitik ist an der Ruhr gefallen. Während wir Italiener Poinrars ob seiner Festigkeit gegenüber Deutsch land priesen »nd ihm ohne icdc Entschädigung Oberschlesien zerstückeln halfen, dachten wir nicht daran, dab Frankreich im Besitze der enropüischcn Rohstoffe seine Mtttelmeer- und Balkanpolitik mit neuer Energie aufnehmen würde. Heute diktiert Poincarü in Tanger das Gesetz und gleichzeitig unterstützt er in Athen die Republikaner und Venizelos und verhandelt mit der neuen Regierung über einen Militär vertrag. Wenn eS ihm gelingt, Griechenland in die Klein entente aufzuuchmen, haben wir aus dem anderen Adriaufer zwei gerüstete und Frankreich verbündete Mächte, Jugo slawien und Griechenland, die beide durch ein antittalient- scheS und antibulgnrtscheS Programm geeint sind und von Vucari bis zum Korsukanal ein defensives und offensives Marinesystem organisieren. Wir bestreiten Frankreich nicht das Recht, eine italien-cindliche Politik zu treiben, bitten aber Frankreichs Politiker und Presse, unS nicht für so töricht zu halten, die Wirklichkeit nicht zu erkennen, die Wirklichkeit, die wir zur Basis uncrer neue« diplomatischen und nichtdiplomatischen Aktion machen werden. Ihren Renjahrsglülkwnnfch zur Veröffentlichung in der Montagausgabe vom jl. 12.1923 des „Riesaer Tageblattes" können Sie schon hente bestellen! von alljährlich wiederkebrendru Gratulanten ge äugt uns die Bestellung „Wie gehabt!" Alle anderen Empfehlungen, insbesondere „Kleine Anzeigen", finden in der Sylvester- und Neujahrs- Nummer, die an 2 Tagen ausliegt, ganz besondere Beachtung. — Wir bitten um bnlligeff. Einlieferung der neuen Anzetgentexte. Tageblatt - Geschäftsstelle Niesa, Goethestraße SS. — Fernsprecher 20. Dr. Schacht Reichs bankpräsident. Der Reichspräsident hat entsprechend dem Vorschlag beS Neichsrates den Währungskommissar und bisherigen Bank direktor Dr. Schacht zum Ncichö-ankpräsldeuterr ernannt. Dr. Schacht behalt seine Stellung als Reichsmährmigskom- »nissar bei. - Der Reichs siuauzunuister über Deutschlands Kiuanzlage. )l Basel. Die „Baseler Nachrichten" veröffentlichen ein Interview ihres Berliner Berichterstatters mit dem NeichSfinanzminister Tr. Luther über die Finanzlage Deutschlands. Der Minister bezeichnete die Finanzlage des Reiches als außerordentlich ernst, stellte aber fest, baß sich die Reichsausgabeu in der ersten Dezemberhälste gegenüber dem Monat November wesentlich verringert haben. Zu den Steuereinnahmen bemerkte Dr. Luther, datz bei ihrer Beur teilung vor allem berücksichtigt werden müsse, datz die Ein nahme^ aus dem reichsten Gebiete Deutschlands seit Anfang d. I. nur sehr durstig slictzcn. Trotzdem aber biete diese Einnahmenscite des Etats ei» erfreuliches Bild, bank der an haltenden Stabilisierung des Markkurscs. Das neue grob angelegte Stcuerprogramm sei autzerordentlich hart, aber die Not des Landes, die der Ursprung der ncnen Steuern sei, wiege schwerer, als mancher an sich berechtigte Grundsatz. Charakteristisch für die neuen Steuern sei die Zahlung in Goldmark und die Verbindung eines tragbaren Tarifs mit einer scharfen Erfassung der Goldwerte. Dr. Luthers Erklä rungen schlossen nach den „Baseler Nachrichten" mit folgen den Worten: Die Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, ist autzerordentlich schwer und wird der größten Anstrengungen aller Kreise bedürfen, um dem gesetzten Ziel nahe zu kom men. Vor allem haben wir cs mit den unmittelbaren Zah lungsschwierigkeiten zu tun, die vor allem darauf beruhen, daß die Einnahmen aus den Steuern und die Ausgaben zeitlich auseinander fallen, daher auch die Verzögerung in der Auszahlung der Bcamtengehälter für die zweite Dezem- berhälftc. Grundvoraussetzung für das Gelingen des Pla nes ist freilich, bah wir die Stabilisierung der Mark auch weiterhin aufrecht zu erhalten vermöge«. Wenn auch eine endgültige Lösung des Problems ohne tätige Mithilfe des Auslandes nicht erreicht werden kann, so werben wir doch alles tun, was in unseren Kräften steht, um bte Schwierig keiten zu überwinden. Zur Krrichtuua der rheinisch-westfälischen Golduoteubunk. )l Köln. In der Vollsitzung der Kölner Handelskam mer erklärte Geheimrat Dr. Louis Hagen über die Ver handlungen in der Angelegenheit der rheinisch-westfälische« Goldnotenbank u. a„ datz ein erheblicher politischer Erfolg im Zusammenhang mit den Verhandlungen Uber die Errichtung der Goldnotenbank erzielt worden sei. Dieser Erfolg bestehe darin, datz die deutschen Unterhändler von den französischen und belgischen Mitgliedern der Rheinlandkommission die Zu sage erhalten haben, datz Zug um Zug mit der Genehmigung der Goldnotcnbank das bis fetzt im besetzten Gebiet noch nicht genehmigte Nentenbankgcsetz zugelassen werbe. Durch die Zulassung dieses Gesetzes in vollem Umfange würden nicht nur die vkrerst für benWesten poraekrhen. aewrsenerr lüllZ MNNonen ffkentenmark, deren Zulassung aus politischen Gründen nicht erfolgte, sondern ferner 800 Millionen Neu rentenmark hineingelassen werben können, weil damit auch die vnpothektartsche Belastung von vier Prozent im besetzten Gebiet Platz greifen werde. Das sei ein erheblicher politi scher Erfolg, über den man sich autzerordentlich freuen könne. Rock seine Sntscheibuu- über die Besetz»«, der verteeterpoften tu Pari- «nd Brüssel. Zu der Meldung de« Pariser Blatte» Eck» de Pari«, datz die Reicksrealernng die Ernennung von Hoektst'S znm Botschafter in Pari« beschlossen habe, erfährt die Trle- graphen-iinion ank Anfrage von zuständiger Stelle, daß bisher weder über den Pariser Botscbaftrrposten noch über dr» Brüsseler Gesandt,»posten eine Entscheidnna durch di» Rrich»regirriina getroffen worden ist. Der Eevaratisteuführer MattheS im Düsseldorfer Schupoprozeh. X Düsseldorf. Der Sevaratistenkührer Maltbet erklärte bei der Vernehmung, er habe seine Propaganda mit ein paar größeren politischen Versammlungen in Bonn, Aacben, Düsseldorf usw. beenden wollen. In einigen Städten seien die Teilnehmer an diesen Versammlungen unerwartet überfallen worden. Darum sei der sogenannte Selbstschutz gebildet worden. Znm Rheinischen Tag in Düsseldorf habe er al« zu einer unbedingt friedlichen Kundgebung aistgerufen. ES sei an keine Gewalt gedacht gewesen. Jeder Rufr „Nieder mit Preuße», nieder mit BerlinI" sei streng ver» boten worden. Bei dem Zuge, der znm „Bergischen Löwen" gegangen sei, habe er den Kansmgnn Oehme getroffen nnd ibn gebeten. ihm sein Auto zur Verfügung zu stellen. Da» Auto sei stets unter der grün-weitz-roten Flagge gefahren. Er habe nirmal» Handgranaten im Auto gesehen. Wenn er gewußt batte, daß iolcke darin waren, hätte er e« verböten. Matthes sagte weiter: „Das Anto fuhr znm Hindenbnrgmall. 5 Minuten vor 4 Uhr hörte ick einen Schuß. In der Folge fielen weitere einzelne Schüsse. Ick bin auf den Sitz des AntoS gestiegen und habe von dort ans meine Ansprache am Kaiser Wilhelm-Denkmal gehalten. Links von mir saß Oehme. Ich batte nach 5 Minuten meine Ansprache beendet und ein Hoch ausgebracht. In diesem Augenblick wurde „Hurra" gerufen. Ich bekam das erste Feuer in der Nähe der Elepbanten-Avotbeke entweder von einem Dache oder Fenster. Am Bahnhof wurde ich von »leinen Freunden mit Vorwürfen empfangen, weil ich am Vormittag gesagt batte, die Scbnpo werde u»S nicht angreiscn. Die Besatzung bat unbedingte Neutralität ver- sprachen." Auf Befragen des Borsitzrndcn erklärte MattbeS, er bade an Selbstschutz 3—4000 Mann bei fick gehabt. Von den 25—30 000 Teilnehmern an dem Zuge seien etwa 10 Prozent bewaffnet gewesen. Kommunisten, Nationalisten und teilweise Polizeibeamte batten ihm vorher gedroht, daß sie den Separatisten die Schädel einscblagen würden. Da hätten sich viele aus Notwehr bewaffnet. Die Dele gierten der einzelnen Städte hätten ihren Selbstschutz mit gebracht. Auf dir Frage der Verteidigung, ob sich dieser Selbstschutz am Bahnhof militärisch ausgestellt habe, erklärt« Matthes: „Ich habe eine Besichtigung des Selbstschutzes am „Bergischen Löwen" vorgenommen und ihm noch einmal dargclcgt, daß er gekommen sei, nm friedlich zu demonstrieren. Ich sagte, „Versammlungen finden nicht statt. Ich will sehen, wie die Leute militärisch organisiert sind." Ein« weitere Frage der Verteidigung beantwortet MattheS dabin, er habe den Leuten am „Bergischen Löwen" gesagt: „Wir find zu einer sriedlicben Kundgebung gekommen. Wenn wir angegriffen werden, haut tüchtig draufl Von Waffen gebranch war aber keine Rede." lieber sein Ziel befragt, das er mit der Bekundung am 30. September verfolgt habe, führte MattheS aus: „Acht Tage vorher hatte man in Düsseldorf in der Bresse gelesen: Separatisten gibt e« nicht, es gibt nur ein kleines Häuschen, Ich wollte nur den, Inland« und dem Auslande zeigen, daß wir eine Masse sind und daß eine Rbeinlandfrag« existiert." In seinem Büro^ Roienstraße 61, sei bis zu seinem Weggang nach Koblenz bestimmt kein Waffenloser gewesen. Was wüter geschehen sei. wisse er nicht, habe eS auch nachher nicht erfahren. Damit war die Vernehmung von Matthe», di« über eine Stunde dauerte, beendet. Die verbotene« Parteien bei der Wahl. vdz. Im Rechtsansschutz des Reichstags wurde am Sonnabend ein sozialdeu»okratischcr Antrag einstimmig angenommen, der fordert, daß vom Tage der Ausschreibung der Wahlen bi« zu ihrer Beendigung auch für verboten« Parteiorganisationen die Gründung von Vereinigungen ausschließlich zur Betreibung der Wahlen zulässig sein soll, Verfammlung«- und Presseirriheit sollen auch sür die ver« botenen Parteiorganisationen nur den allgemeinen straf, rechtlichen nnd polizeilichen Beschränkungen unterliegen. In derselben Sitzung wurden von sozialdemokratische» Seite Beschwerde»» über die lange Dauer der Schutzhaft und über di« Behandlung der Schntzbäftlinge vorgebracht. Der Vertreter de« Rcichsmehrministerinm» kündigte am daß nach Möglichkeit noch vor Weihnachten eine Anzahl von Schutzhäftlingen entlassen werden fall. Vom AnSichuß wurde eine Entschließung angenommen, in der die Reich«» regierung ersucht wird, die Prüsung der Schutzhaftfälle cyif das äußerste zu beschleunige» und dafür Sorge zu tragen, daß in möglichst großer Zahl Schntzbastgesangenr noch vor d«n Festtagen zu ihren Familien zurückkrhren können. Die Regelung der Arbeitszeitfrage im mitteldeutschen Braunlohleubergbau. Ein vom NeicksarbeitSministerinm zur Regelung he» Arbeitsreitfrage für den mitteldeutschen Braunkohlen bergbau eingesetzter EchlichtungSausschuß hat einen Schieds spruch gefällt, wonach die Arbeitszeit unter Tage acht Stunden, in den Randrevieren achteinhalb Stunde», über Tag zehn Stunden betrage» soll. Die Schichtlöhne sollen im Hinblick auf die Steigerung der Arbeitsleistung um «in bi« zwei Achtel erhöht werden. Die englische Arbeiterpartei und der deutsche Prioritäts-Antrag. "Pari«. Aus Arußerungen der Pariser Morgen blätter ist zn schließen, daß diese damit rechnen, daß di« Arbeiterregtrrung Anfang Januar in London di« Macht ergreifen und das Schicksal der deutsche» Lebensmittel« anleth« entscheide« werde. In diesem Zusammenhang« verdient eine Londoner Nachricht de» New Bork Herald Beachtung. In dieser wird auSgesührt, daß die Labour- Partei sich für dir Annahme des deutschen Ersuchen» ein setzen werde. In London gelte als sicher, daß di« Vereinigten Staaten den PrioritätSplan durchaus befür worten werden nnd e« unterliege keinem Zweisrl, daß eins au« müudlichrn Erwägungen erfolgter Appell in den Kreisen der Labönr-Partri großen Widerhall finden wird. Pertiua« im Echo dr« Part» spielt gleichfalls auf die Bedeutung am di« der Entschluß Ramsey Macdonald» in der Frag« dtt Prioritäts-Anträge« haben wird.
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