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Riesaer W Tageblaü und An;riger Mchlatt md Änzkiger». Lrahtimschristr LageVlätt Mesa.. Lernruf, Nr.. LV Das Riesaer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachnngen der »mtSyanptmMnschaft Großenhain, des Amtsgerichts, der Amtöanwaltschaft beim Amtsgerichte -niw -der? Nates der Stadt Riela. des Fivanramt« Nieko n«d tu-s Hai'.ptzpttamta M-iken 'Postscheckkonto: 'Dresden'15Al ^Äirokqfie.RissN'Nr, SS. 274. Montag, 26. November 1623, abends. 76. Iahrq. 'L>ns illiejaer Taaeblal» erschein« jeden Tag abends '/,V Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. BezugSPre«», gegen Barauszahlung, für die Zeit noin 24.lt. bis -tu. II. 1920 Milliarde» Ni. einichl. Bringerlohn. Für de» Fall des Eintretens von ProduktionLverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preiserhöhung und Nachsorderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Niesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. " - ' ' i, 7 ' > ' " ", ' Die Krisis ves Systems. Gründe der AugenblickStaktik haben Dr. Streseman»« vei der letzten grasten Rede, dir er im Reichstage zur Ver teidigung seiner Kanzlerschaft gehalten hat, daran gehindert, seine Feststellung, daß eS sich nm ein« Krisis des Parlamente« und nicht der Negierung bandele, noch grundsätzlicher und ausführlicher aus,»drücken. Bereits bei Uebernahme der Kanzlerschaft hat Dr. Stresemann, als Warnung und Drohung, darauf hingemiesen, dast sein Kabinett wahr scheinlich das letzte legaler Art darstellen würde. Der bisher stets sicher eingestellte Führer der Deutschen Volkspartei hat nun in monatelangeu Kümpfen die undankbare Aufgabe auf sich genommen, da« System der parlamentarisch ge- traaenen Regierung, dast in ruhigeren Zeiten bereits von Krise zu Krise geführt hat, gegen die wildesten Anstürme der Ereignisse zn schützen. Er ist in tapferem Kampfe auf offenem Schlachtselde für eine Sache gefallen, an deren Lebensfähigkeit er innerlich selbst nicht mebr geglaubt bat. Der Anhänger des für feden politischen Kampf allerdings bestechenden Systems, mit dessen Hilfe England die erste Macht der Welt geworden ist, bat erkennen müssen, dast nicht nuf jedem Boden die gleiche Saat gleich« Frucht bringt. Kostbarste Zeit ist mit unfruchtbaren Partei- und Parka- mrntskäuipfen vergeudet, die Stunde fordert so dringlich wie nie zuvor Entschlüsse von grundsätzlicher Bedeutung. Wie ist unsere Lage? Nustenpolitisch bleibt Deutschland auf absehbare Zeit einer brutalen Gewaltpolitik ausgeliefert, deren Machtgrundlagen noch unerschüttert stehen, während allerdings das moralische Fundament bereit« überall Sprünge und Nisse zeigt. Die innere Selbstbehauptung verlangt Maßnahmen, die in ihrer Brutalität jede BevölkerungSschicht, jede politische Richtung in die Opposition treiben müssen, wenn sie wirklich Erfolg haben soll. Die Nentenmark ist zwar auf dem Papiere eingeführt, das Programm de« Vorstände« der Rentenbank mit feinen bekannten SanierungS- forderungen ist aber noch nicht einmal in seinen Anfängen in Angriff genommen.. Es ist auch kein« Hoffnung vor handen, dast sich eine parteipolitisch umgrenzte Parlaments gruppierung restlos für dir Durchführung von Forderungen eiusetzen wird, wie sie in Oesterreich nur durch den von der Entente bestellten Diktator zur Verwirklichung gebracht werden konnten. Im besonderen ist jede Hoffnung auf eine Mitarbeit der Sozialdemokratie nach der jüngst erfolgten Stellungnahme hinfällig. Auch innerhalb der bürgerlichen Parteien besteht nirgendwo die Entschlossenheit, alle Partei rücksichten fallen zu lassen und sich von der Vergangenheit zu lösen. Sollte, allen dielen Tatsachen zum Trotz, nochmals der Versuch einer parlamentarisch-fundierten Regierungs bildung gemacht werden, io ist er von vornherein fast aussichtslos. Der frühere Reichsmirrtster Albert mit der Kabinettsbildung beauftragt. Berlin. Nachdem der Versuch deö Neichstagsabge- ordneten vonKardorff, ei»« Kabinett der bürgerliche« Parteien zu bilden, gescheitert ist, hat der Reichspräsident im Laufe des gestrige» Tages mit den Ncichsmiuistern Dr. Jarres, Dr. Brauns und Dr. Gehler die Frage der Kabi nettsbildung besprochen. Die Besprechungen führte« zu dem Ergebnis, dah zurzeit die Bildung einer Koalitionsregie rung keine Aussicht auf Erfolg bietet. Der Reichspräsident hat deshalb am Nachmittag an der« früheren Rcichsminister Albert folgendes Schreiben gerichtet: „Meine bisherige»« Besprechungen über die Kabinetts bildung haben mich überzeugt, dah es znrzeit nicht möglich ist, eine Koalitionsregierung auf ausreichender parlamentari scher Grundlage zu bilden. Die Lage Deutschlands ist aber i« jeder Hinsicht so überaus ernst, dah die Bildung einer verfassungsmäßigen Negierung keinen Aufschub mehr duldet. Ich sehe nur die eine Möglichkeit, eine Regierung bewährter Männer zr» bilden, die entschlossen sind, unter Zurückstellung von persönlichen nnd parteipolitischen Rücksichten ihre ganze Kraft für die Lebensnotwendigkciten «nscres Laridcs ein- znsetzen. In dieser schweren Stunde appelliere ich nochmals dringend an Ihr vaterländisches Pflichtgefühl, Ihre mir ge- änherten und auch von mir gewürdigten Bedenken zurückzu setzen und die Bildung einer solchen Regierung zu überneh me«. Für umgehende Erklärung wäre ich Ihne« sehr dank bar. Anschließend hatte der Reichspräsident eine Besprechung mit dem Rcichsminister a. D. Albert, in deren Verlauf dieser de« Auftrag zur Kabinettsbildung übernahm. Der mit der Kabinettsbildung beauftragte frühere Noichs- schatzminister Albert verhandelte gestern abend bereits mit verschiedenen Persönlichkeiten über die Zusammensetzung einer übcrvarlamentarischen Regierung. Wie man in politi sche« Kreise»« annimmt, werde Albert mehrere Minister der zurückgetretene« Regierung, nnd zwar den Neichswehrmiui- ster Dr. Gehler, den Reichsarbcitsmirrister Brauns und de« Reichseruährungsministcr Grafe»« Kanitz in sein Kabinett übernehmen. Als Kandidaten für den Posten des Ministers des Auswärtigen werden der frühere Staatssekretär im Aus wärtige« Amt v. Hintze nnd der dentsche Botschafter in Moskau Gras v. Brockborff-Rantza« genannt. Der „Montagspost" zufolge werbe sich Albert auch nm die Mit arbeit von Sozialdemokraten in seinem Kabinett bemühen. So soll der frühere preußische Finanzministcr Dr. SÜbe ln m an die Spitze des Reichsfinanzministerinms treten. Wenn Albert die Kabinettsbildung gelinge, so würde er vom Reichstag zunächst ei« Vertrauensvotum fordern. Sollte der Reichstag dem Kabinett das Vertrauen verweigern, so würde bann sicher die Anklölnngdes Reichstages erfolgen. Stresemann über seinen Sturz. Kurz nach dem Sturz der deutschen Regierung hat Dr. Stresemann dem Berliner Vertreter des „Daily Expreß" ein Interview gewährt. Hierin bemerkte Dr. Stresemann, daß er das Ergebnis der Abstimmung bedauere, weil er gerade ein Telegramm erhalten habe, daß die deutschen Industriellen im Ruhrgebiet mit den Franzosen eine Stereknbarnng abge, schloffen hätten. Sic hätte es ihm ermöglicht, sei« wirtschaft liches Programm durchzusühren, da die Arbeit im Ruhr gebiet wieder aufgenommeu werde. Er werde den Reichs präsidenten bitten, sv rasch wie möglich zur Neubildung der Regierung zn schreiten, da ein Interregnum, besonders im Rheinland und in Berlin, gefährliche Folgen haben könnte. Die Koalition mit den Sozialdemokraten sei kein Fehler ge wesen, aber diese Koalitionspolitik sei wegen Parteizwistigkei- tcn zusammengebrochcn. Er habe eine deutliche Erklärung Les Reichstages erbeten, da nur eine große Majorität ihm Ver trauen gesichert hätte. Stresemann, so schließt der Bericht, schreibt die Schuld an der gegenwärtigen Lage nicht nur den wirtschaftlichen Umstünden, sondern auch der tiefen Ernied rigung zu, die Deutschland durch die Noten der Alliierten erleiden mußte. Das Ausland zum Rücktritt des Kabinetts Stresemann. )s London. „Times" nimmt zu dem Rücktritt des Ka binetts Stresemann Stellung und schreibt, der Sturz Strcse- manns habe eine besondere Bedeutung. Er sei das Ende einer Epoche. Stresemann habe ein durch die wahnsinnige Finanz. Politik seiner Vorgänger fast ruiniertes Deut chland regie ren müssen. Er habe mit gewaltsamen oder mir diplomati schen Maßnahmen gegen die offene Revolte von Gruppen, Parteien und Staaten ankämpfen müssen. Tie wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte, seien außerordentlich gewesen, aber das unüberwind- liche Hindernis, dem er gegenüberstand, habe in den Be ziehungei« zwischen Deutschland und den Alliierten gelegen. Hier habe Stresemann alles getan, was ein sterblicher Deut scher hätte tun können, um mit den Alliierten zu einer Re gelung oder wieder zu Verhandlungen zu kommen. Es sei ihm ohne seine Schuld nicht geglückt. Stresemann habe große Anstrengungen gemacht, freilich ohne Erfolg, weil er nach dem Ausbleiben einer wirklichen Unterstützung von außen seinen Einfluß auf die innere Politik verlor, deren Ver wirrung und chaotischer Zustand immer größer wurde. )( Paris. Havas berichtet aus Washington, im Weiße»« Haus lehne man eS ab, sich über die Folgen des Rücktritts des deutschen Reichskanzlers Dr. Stresemann zu äußern. Für den Augenblick beschränke man sich auf die Er- klärung, daß die Vereinigten Staaten ebenso wie alle zivi lisierten Nationen den Zusammenbruch Deutschlands nur beklagen Das Ruhrabkommen. Fast zur gleichen Zeit, al« da« Kabinett Stresemann dem Ansturm der vereinigten Gegner erlag, ist zwischen den Franzosen und den Vertretern der westdeutschen Industrie ein Abkommen geschloffen worden, dast zwar gegenüber dem, was Frankreich vor kurzem noch verlangt bat, einen Fort schritt bedeutet, das aber letzten Endes doch den Ruhr- «inbruch ii» seinen praktischen Folgen »u legalisieren geeignet ist. Die Industriellen haben sich zur Zahlung einer Koblen- ftcuer von 15VVV Dollar für die Zeit vom 1. Juli bi« 1. November bereit erklärt, sie haben weiterhin für jede verlauste Tonne Kohl« eine Abgabe zugesicbert, sie haben sich verpflichtet, 18 Prozent der Ncttoproduktionen obue Entschädigung abzuliefrrn nnd alle vorhandenen Vorräte vom 1. Dezember ab an die Feinduiächte z» überweisen. Sie haben sich weiterhin der französischen Nussudrkontrolle gebeugt und weitere Abkommen über die Nebenprodukte der Kohle in Aussicht gestellt. Ter Erfolg diese« Abkommen«, dessen grundsätzliche Schwere dadurch allerdings nicht ge mildert wird, ist die Verwirklichung der Weigerung, die Kohlenlieferungen zn Gunsten der Brsatzung«kontei« aufzu nehmen, ohne dast eine Gutschrift auf Reparationskonto erfolgt. Die Ablieferung geht jetzt an die Alliierten, nicht lediglich in die Tasche der Franzosen. Auch gegenüber dein Abkommen der Otto Wolf-Gruppe bedeutet der gegen wärtige Vertrag insosern einen Fortschritt, al« die Nach zahlung der Kohlensteuern von 74 Millionen Dollar auf 15 Millionen herabgesetzt und auch die laufende Koblen- steuerzahlung vermindert ist. Bon der getroffenen theoretischen Festsetzung bis zn ihrer Durchführung ist der Weg noch weit. Die gesamte Industrie nnd vor allem das Verkehrs wesen befinden sich weiterhin in einem Zustande der völligen Verwirrung. Eine schwere Belastung der ReichSantorität ist ansterdem die Tatsache, dast die Franzosen ihren Willen, nicht mit der Negierung, sonder»« mit einzelnen Interessen- gruppen zu verbandeln, dnrchgedrnckt haben und dast hier durch die tatsächliche LoSlösnng des Industriegebietes im Weste»« in Veriragsform ihre Bestätigung gefunden hat. Besprechungen Poinearts mit Barthon. )( Pari«. Ministerpräsident Poincars hatte gestern eine längere Unterredung mit dem Vorsitzende»« der Repa- rationSkommijsion Barthon. Aus einer Mitteilung des „Motin" ersiedt man, daß über da« deutsche Expos» beraten wurde, das Staatssekretär Fischer über die wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschlands vor der Reparation«, konnniision gegeben hat. Ansterdem ist über den vorgestern abgcjchlosscncn Düsseldorfer LieierungSvertraa verbandelt worden, dessen Art. 17 vorschreibt, daß die Ney^razio!.:- kommissio» über den Ertrag der Steuern und die Rück- zahinng der Besetzungrkosteil zu entscheiden habin wird. Nach dem „Ten.ps" sei nun zu bestimmen, ob diese Stipn- >i -nia der KomvctrnL der RevarationskammiMlnt unter steht oder von den alliierten Negierungen selbst geregelt werden muß. Ein hollänbisches Urteil über die Schmach im Ruhrgebiet. )l Rotterdam. In einen» Artikel des „Nieuwe Rot- terbamsche Courant" heißt es: „Ein Besuch im Ruhrgebiet erweck» das Gefühl der Bc'chämung über das, was das ge genwärtige Europa in diesem Land begangen ha«. Lien man. nach Hause gekommen, die letzten Reden von Ja'par und PoincarO, dann überlegt man schaudernd, in welchem Maße man cs heutzutage fertig bringt, sich selbst und die Völker irre zn führen. Vergleicht man diese Zustände mit dem, was in ein paar Hauptstädten darüber bekannt gegeben wird, so bekommt man den Eindruck, daß das morali'che Ge fühl der Völker nicht bcionders groß ist. Wenige hundert Kalonieter von den betreffenden Hauzäsicidten können Tinge geschehen, die die dafür verantwortlichen Völker, wenn erst ihre Verblendung gewichen ist, als ein dummes barbarisches Verbrechen betrachten werden, wenn auch gegenwärtig kein Gefühl für die tatsächliche Lage zu den Parlamenten durch zudringen schein«. Wen» das sranzösilche Volk die Wahrheit wüßte, so würde niemand, der seine Geschichte kennt, daran zweifeln, wie es reagiert wird. Aber es weißt nichts von diesen Dingen, weil die sranzösilche Preise aus eigener Ini tiative dem Volksbewußtsein die Tatsachen so verheimlicht, wie dies keine offizielle Zenlvr tun könnte. Ist es ein Wun der, daß es im Ruhrgebiet immer wieder zu Ausbrüchen der Ungeduld und der Verzweiflung kommt? Plünderungen sind alle Tage Siraßenercignisse. Täglich falle« Tote im be« setzten Gebiet. Dinge, die vor zcbn Jahren in der ganzen Welt Verblüffung erregt haben würden, gelten jetzt nur als kleine Neniakoit. Trotzdem kann man stacn, daß das Volk im Ruhrgebiet in großer Selbstbeherrschung verhungert!* Zum Verbot der radikalen Parteien. Tie von General v. Seeckt ausgesprochenen Verbot« «egen di« extremen Parteien haben bereit« im Laust de« Freitags zn Besprechungen darüber geführt, ob und wie ei»« Fortbestand der Parteien während der Zeit de? Ver bote« zu sicher»« ist. Wie verlautet, haben die Koinuiunisten wichtige Besprechungen abgehalten, in denen man »ich dar über einig war. daß die illegale Fortführung der Organisationen fichrrzustcllen sei. Dir Arbeiten sind im Augenblick natürlich durch die Tatsache gehemmt, daß di« vorhandenen offiziellen Dank- nnd Voftscbecrionten beschlag, nahmt worden find, doch glaubt man dir finanzielle^Krisi- uberrvindrn zu können. Für die verbotene „Note Fahne" soll übrigens «in Ersatz geschaffen werden, doch steht ei noch nicht fest, ob eine bereits erscheinende periodische Zeit schrift kür diesen Zweck in Anspruch genommen oder ob eine Neugründung unter anderer Fiaggr erfolgen soll. — Namen« der völkischen Führerschaft bat der RrickSiaasabaeordnete Maior a. D. Henning am Freitag an den Reichspräsidenten ein Schreiben gerichtet, in dem er sich wegen des Verbot» der Deutschvölkischen FrrihritSpartei durch General v. Seeckt beschwert. Er bezeichnet diele Maßnahme als einen Ber stest gegen die NeiLsverfafiung und eine Ucberschreitung der den« Oberbefehlshaber verliehenen Kompetenzen. In einem zweiten Schreiben an General v. Lccckr betont Henning, daß Seeckt über die Ziele der Partei falsch unter- pichtet worden fei. Tagung der Interalliierten Militärkontrollkonunission in Berlin )( London. Ter diplomatische Berichterstatter des „Observer" schreibt, rs werde erwartet, dah die alliiert« Militärkontrollkommisfioi« Anfang dieser Womr in Berlin zusainuicntrete» werde. TaS britische Mitglied der Kom mission Benham muffe in enger Fühlung mir dem Foreign Office bleiben bei der heiklen Arbeit der Wiederherstellung der militärischen Kontrolle über ein Tcutichiand, dessen künftige Lage nicht vorauSgeiehen werden könne. Die Politik, die er dnrchzusübren habe und wegen deren er in enger Fühlung mit Lord Curzon stehe, bezwecke, sicherzu stellen, daß kein Versuch gemacht werde, eine Kontrolle ii« Teilen Deutschlands anSznnbrn, wo augenblicklich die Berliner Regierung keinerlei wirksame Autorität ausüben könne. Nach britischer Ansicht würde es ein Hohn fein, Uninöglicke» von Deutschland zu fordern und dann seine Nichterfüllung als Verzug vnzusehen. Um de» Unterhalt der Sievarationskoinmissfon. )( Paris. Der „Matin" schreibt, die deutsche Negie rung, die nach dem Friedensvertrage für den Unterhalt der Neparationskommlffion sorgen muffe, habe bis zum Juli ihre Verpflichtungen nach dieser Richtung erfüllt; fritdein aber fei trotz wiederholter Aufforderungen die fällige Siruime nicht gezahlt worden. Die Reparation»- kommisfion habe deshalb die notwendigen Enmmcn für die Bezahlung der Beamte»« ans einem Reservefonds ent nommen, dessen Höhe 25 Millionen Frank» betrage. Diese Summe genüge, nm bis zuin 31. Januar die dringendsten Ausgaben ,n decken. Selbst wenn man einen starken Prozentsatz des Personals »ntlaffe, könne man den Fort bestand der RrparationStomniifsion nur für zwei bis drei Monate sicherstellen. OeserS WirtschaftS-rorrramur. NeicbSverkehrSminister Oescr hatte kürzlich die Präfi- dente» der Reichsbatzndirrktione» nach Berlin berufen, um rnit ihnen eine Reihe von Fragen zu besprechen, deren Lösung angesichts der ernsten finanziellen Lage des Reich» unverzüglich in Angriff genommen werden muß. In ein- aebender Rede entwickelte der Reichsv,rkehr-mtuist-r iei»