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di? Stelle zu bannen. Wieder/" ' ...... , . in das das Brausen des Wassers drohend hinernklang, und die Stille im Zimmer noch schwüler und fühlbarer machte.' xssenironare angewiesen »ein — vk« AuslSnver aber bringen das meiste Geld. Ich könnte ihnen nebenbei auch Sprach unterricht erteilen. — An Dresden habe ich gedacht — wenn du nicht emwilligen solltest, daß wir nach Paris gehen." Frau von Hartenstein glaubte, nicht recht gehört zn haben. > »Nach Paris?" ' ' »Ja — ich muß dir eingestehen, Mütterchen, ich habe ogar schon an Amerika gedacht — da findet noch immer jeder, der arbeiten will, am allerersten ein austömmliches Brot." „So — so — nach Amerika also? — Warum nicht lieber nach Kamtschatka oder Turkestan? — In Amerika könnte es doch vielleicht schon einige deutsche Pensionate geben — in Kamtschatka oder Turkestan ist das voraussicht lich nicht der Fall! — Und da setzen wir uns morgen ein fach auf die Bahn und fahren los —" „Tu kannst scherzen, Mutter, und mir liegt das wie eine Zentnerlast auf der Seele." „Mir wahrhaftig auch! Aber du kannst nicht verlangen, daß ich alte Frau ohne weiteres in Pläne willige, die mir -einstweilen noch reckt sehr phantastisch erscheinen. Meinst du, daß man in Paris just auf uns wartet? Ja, wenn wir so viele Taufende wie Hunderte in Händen hätten und Zeit, auf den Erfolg zu warten. Tu weißt nicht einmal, ob es in Paris auch Abzahlungsgeschäfte gibt, und ob die mit dem ersten Besten zu unterhandeln genügt sind." » Es regnete regnete den ganzen Tag und der Dach brummte und murrte immer lauter seinen Aerger über die Hast, zu der ihn die aus den Bergen herabstürzenden Wassermassen zwangen, ins stille Tal hinein. t Um die Vesperzeit kam eine hohe Männergestalt in wetterfestem Lodenmantel ruhig und aufrecht durch Nebel Und Regen auf das Schweizerhäuschen im Eck zugeschrit ten und stand gleich darauf vor Lena, die in der Veranda Wit dem Sortieren von Wäschestücken beschäftigt war. » Sie schrie leise auf „Fred — du?" - Er bot ihr lächelnd die Hand, und als sie ihre zögernd hineinlegte, hielt er. sie fest. - „Tu siehst elend aus, Lena," sagte er bekümmert. — e- „Ick wette, du hast die Nacht schlaflos verbracht." - ,^Hat Mutter dich gerufen?" fragte sie statt einer Ant wort. » „Ja, und ohne daß du es aussprichst, lese ich dir vom Gesicht ab, daß du das aufs äußerste mißbilligst — aber das ist nun leider nicht zu ändern, du inußt mich schon rin Weilchen ertragen. Taß ich sonst nicht gekommen wäre, dich zu belästigen, weißt du." L Sie entzog ihm leise ihre Hand. „Sollen denn diese Erörterungen niemals zwischen uns Hufhören, Fred?" t „So lange nicht, bis du wirklich wieder mein bist! Ais ich nicht mehr bitten muß, daß du mir auch nur die Fingerspitzen reichst, sondern dich in meine Arme nehmen, tm mein -Herz pressen und küssen darf, so lange ich Atem habe." Sie war wie mit Blut übergossen, ihre Augen sahen ihn ordentlich feindselig an, beide Hände hob sie ab wehrend empor, als ob es Helte, eine Persönliche Berüh rung abzuwehren. — Und er stand doch vollkommen ruhrg vor ihr, sein rascher Atem nur zeigte, daß sein Herz heftig schlug, und in seinem Blick lag eine ganze Welt von Liebe. — i Tie alte Dame war freudig überrascht über sein Er- scheinen. So bald hatte sie nickt gewagt, ihn zu erwarten. .Er mußte sich doch gleich nach Empfang der Botschaft Huf den Weg gemacht haben. h- Sie wollte Lena rufen, damit sie ihm Tee bereite. .Er wehrte entschieden ab, dankte für alles, seine Zeit sei leider knapp bemessen, er müsse sie bitten, ihm ihre Wünsche bhne Verzögerung mitzuteilen. 4 „Tie habe» jetzt immer wenig Zeit für uns, Fred." > - „Nein, gnädige Frau, das liegt doch anders, als Sic denken! — Bestimmen Tie getrost über mich, ich stelle mich Ihnen unbeschränkt zur Verfügung." r „Nur bleiben wollen Sie nicht bei uns — aber ich verstehe. Lena ist so launisch, so nervös verstimmt jetzt -immer — auch zn Ihnen, wie ich zu meinem größten Staunen gemerkt habe Haben Sie früher w miteinander -ezankt? — Ich glaube nein — und letzt scheinen Sie doch Differenzen gehabt zu haben, wenn Lena es auch streitet. Unter den Umständen wirs es mir schwer, mit mernem An liegen lwrauszurncken, denn es betrifft eben gerade Lena." „Wir haben keine Differenzen gehabt, gnädige Frau, seien Tie versichert — wenigstens nicht in dem -sinn, wie Sic denken. Ich vergesse nicht einen Augenblick, daß Lena eine schwere Zeit hat durchkämvfen müssen — das geht nichr spurlos am Menschen vorüber. Wenn Sie mir doch glauben wollten, daß ich noch immer Lenas unwandel bar treuer Freund bin und keinen größeren Wunsch kenne, als ihr und Ihnen zu dienen " Frau von HarkenstetN reichte ilM die vano. „Ich danke Ihnen, Fred, und ick glaube Ihnen, darum werde ich auch ganz ehrlich und unbekümmert mit Ihnen sprechen, obwohl es gegen Lenas Wunsch ist." „Wenn cs sich um Lenas Wohl und Wehe handelt, bin ich jederzeit bereit, auch gegen ihren Willen für sie zu wirken." Frau von Hartenstein legte ihm rückhaltlos ihre Ver hältnisse klar und Lenas Zukunftspläne. Von der Pensions idee wußte er bereits seit dem Tage vorher. Er nahm die Mitteilung ruhig aus, auch daß sie sie möglichst umgehend in die Wirklichkeit umsehen wollte, schien ihm einleuchtend, aber als dann Fra» von .Hartenstein, etwas zögernd, von dem abenteuerlichen Plan Lenas sprach, nach Paris oder gar Amerika gehen zu wollen, da zog sich seine Stirn finster zusammen. I Er durchschaute, daß sie vor ihm fliehen wollte, und cs war ihm peinlich, das; ihre eigene Mutter ihm das ahnungs los verriet. Tie alte Dame mcmte, er fände das gerade so phantastisch und absurd wie sie, und sie fühlte sich be treten und fast beschämt für ihre Tochter. „Es ist das natürlich nur so eine flüchtige Idee von ihr, die fie ohne Ueberlegung ausspricht," versicherte sie schnell. „Wer weiß, was sie einmal darüber gelesen hat — viel Erfahrung in solchen Dingen besitzen wir ja beide nicht." „Tas ist sicherlich nicht eine flüchtige Idee, gnädige Frau! Ich glaube bestimmt, daß Frau von Szertöst; auf ihrer Ausführung bestehen wrrd, aber ich kann Ihnen nur ganz entschieden davon abraten, ins Ausland zu gehen. Sie sowohl, als Frau von Szertösy." „Warum in der Gotteswelt nennen Sie Lena plötz lich mit diesem Namen, der ihr so verhaßt ist, daß sic als Witwe wieder den Mädchennamen angenommen hat? Ich würde nicht imstande sein, in meinen vertraulichen Mit teilungen fortzufahren, wenn Sie bei der frostigen An rede beharren." !» Er verbeugte sich leicht und fuhr fort: „Sie, gnädige Frau, wie auch Lena, haben dazu, wie Sie selber sagen, erstens nicht genügend Erfahrung, dann aber auch halte ich Lena für zu schwächlich, wenigstens augenblicklich, um sich in eine solche Anstrengung und Verantwortung zn stürzen." „Gestern schienen Sie dem Plan mehr geneigt." Ta hielt ich ihn auch noch für eine flüchtige Idee, die nicht zur Ausführung gelangen würde. Jetzt, da ick sehe, daß Sie beide ernstlich dazu entschlossen sind, muß ich rückhaltlos meine Meinung sagen." Er begründete ausführlich seine Ansicht, daß Lena überhaupt nicht zur Uebernahme einer solchen schweren Aufgabe geeignet sei, die verlange nicht allein körperliche Kraft und ein resulutes Wesen, sondern auch Geschäftsgeist, und den besitzt sie ganz und gar nickt. Er sprach ruhig-, sachlich, das meiste hatte sich Frau von Hartenstein schon selber gefasst, aber seine verständige^ kühle und doch auf richtige Teilnahme verratende Art tat ihr wohl. Aber was dann? Sie waren doch nun emmal ge zwungen, irgend etwas zu beginnen, um den Lebensunter halt zu verdienen. / . Fred sagte plötzlich unvermittelt: „Lena könnte "sich wieder verheiraten." . , - Langsam und schwer wie die Stunöenschläge der Turm uhr waren die Worte in das. augenblicklich herrschend« Schweigen gefallen, /---r-, <D ÄL - -: .E - Frau von Hartensteins Augenbrauen zucktest tst ner vösem Schreck und ihr Mund preßte sich unwillkürlich fester übereinander. Sie richtete sich höher auf, ihr ganzes Wesen drückte Abwehr aus. - -- - -ch, Lena war in demselben Augenblick mit einem Teebrett auf dem Arm in der Türe erschienen. Sie hatte Freds Worte gehört — —nUn lehnte sie blaß und ohnmächtig am Türpfosten und starrte auf die Gruppe vor ihr. Tie Mutter kehrte ihr den Rücken zu, aber Fred sah sie. Seich Blick blieb fest und grade/ auf sie. geheftet, schien sie-an " 5 i. für einige Sekunden ein drückendes Schwelgest, Bransen des Wassers drohend hinernklang, und die Stille im Zimmer noch schwüler und fühlbarer machte.' Ern schwerer Atemzug der alten Fran. Nun sprach sie wieder. !/... „Es ist ganz ausgeschlossen/ daß Lena noch einmal heiratete." - „Warum?" fragte er rauh/ ohne' den Mick von^ der blassen Frau in der Tür zu wardemÄDZW^- - „Sie wissen nicht, was ihre erste/ Ehe ihr auferlegt hat eine Fran, die das durchgemacht hat, heiratet nicht wieder. Lena kann und darf sich und ihr Kind nickt dem aussetzen, daß ihr zweiter Manu eines Tages vielleicht aus der Schmach ihrer osten Ehe die Berechtigung zieht» sie gering zu achten." > - „Tas. müßte ein brutaler Egostt sein, der deS/Der» möchte.". s Frau von Hartenstein schüttelte dest lgracko» Scheitel. »Es würde genüge», oaf; er sich enttäufcyr in n;r sähe und das kann sehr leicht geschehen. Lena ist arm, ihre Schönheit ist dahin und noch mehr ihre sonnige Heiterkeit. Sie bringt ihrem Manne nichts in die Ehe nut, als ei» Kind, und das ist oft eine lästige Bürde für den Stiefvater, selbst wenn er die Mutter ehrlich liebt. Für Lena käme allein noch eure Vcrnunftsheirat in Betracht, vielleicht mit einem alten reichen Herrn, der sich erne liebevolle Pflegerin sichern möchte, oder einem Bürgerlichen, dem cs auf eure Verbindung mit dem Adel ankvmnit — ein Standesgenosse würde allein schon an dem Namen Szertöstz Anstoß nehmen — und dazu ist Mir mein Kind zu schade." „Tie geborene Hartenstein einen Bürgerlichen?" fragte er ungeschminkt mit demselben harten Ton. Ta hob die alte Dame den alten Kopf mit einer stolzen Gebärde, etwas Unnahbares lag in ihrem Blia, „Wir wollen über dies Thema nicht weiter verhandeln." Auf den; Tecbrctt in Lenas Händen klirrten die Gläser aneinander. Langsam löste sie sich von der Tür und trat ins Zimmer. Frau von Hartenstein wendete sich. „Ach du, Lena," sagte sie in ganz verändertem Ton, „das ist gut, daß du von selber daran gedacht hast, Tee zu bereiten. Fred litt nicht, daß ich dich damit beauftragte. Er könne nicht so lange bleiben, sagte er." Ter war bereits anfgestandcn. „Ich mutz leider nun buch sofort gehen." l „Ein Glas Tee werden Sie Wohl noch trinken können, man rechnet nicht mit Minuten, wenn man in der Sommer frische und bei guten Freunden ist," Es klang ein wenig gereizt. Tie Unterredung mit Fred war nicht so ausgefallen, wie Frau von Hartenstein gehofft hatte. Eigentlich stand man doch noch auf dem alten Fleck. - - Er nahin notgedrungen ein Glas Tee aus Lenas Hand. Ihr Blick hing mit einer angstvollen Frage an ihm, als sie es ihm reichte, aber er sah sie nicht an. Stehend schlürfte er den Trank, erkundigte sich nach Ursula, bat, sie zu grüßen, aber alle seine Worte richtete er allein an Frau von Hartenstein. Lena beachtete er gar nicht. Beim Abschied von der alten Tame versprach er, ihr ausführlich zu schreiben, sobald er genaue Erkundigungen über die Pensionatsvcrhältniffe in den verschiedenen Orten eingczogen hätte. Er freue sich, das persönlich bewirken zu können, denn seine Zeit im Gebirge sei um — er reise ab. - ---- I Fra» von Hartenstein war unangenehm überrascht von dieser Mitteilung. Sie hatte erst angefanqen, sich ein wenig heimatlich hier zu fühlen, seitdem sie Fred in der Nähe wußte, und sie fand es nicht sehr rücksichtsvoll, oatz er bisher von seiner Abreffe geschwiegen hatte. So fiel ihre Verabschiedung nickt ganz so herzlich aus, wie sonst. ! In Lenas Gesicht war ein Ausdruck von Grauen. — — Also er ging! sie sollte wieder allein jein — ver ¬ lassener und einsamer als zuvor! Sie rang mit sich, während sie ihn Hinausbebleitete; die Verzweiflung raste in ihr; die Angst machte sie ganz sinnlos. An der Gartenpforte standen sie sich gegenüber Auge in Auge. Er sah den Kampf in ihr und fern Blick sprühte auf, in seine Stirn schoß ein jähes Rot. Frei lich wartete. er auf ein Wort von ihr. » «ss- 7 LenLL sprach es nicht. Das Licht in seinen Augen -erlosch"^E-^langsam ging er ohne Gruß von dannen. , AA Fttd/schlugt den Weg'zur Schmdelbaudc ein, nm sich jur, Abreise zu rüste«/. iG . Er war-' nicht entmutigt/ nicht einmal besonders nie dergedrückt — er zürnte auch Lena im Herzen nicht, nur ein unendliches Mitleid empfand er rmt diesem armen, verängstigten und verbitterten Geschöpf, dem seine schlimme Aho alles Vertrauen, selbst das auf seine treusten Freunde, geraubt hätte. Er mußte aber einsehen, daß sein Bleiben jetzt zwecklos war„i ja Lena nur immer mehr zu einer ver zweifelten. Abwehr „feiner Werbung drängen würde. .Und während er durch den unaufhörlich flutenden Regen mit Anstrengung dre schlüpfrigen Pfade bergan klomm» - erwog er bei sich, daß es sicherlich am besten Wäre, wenn die Pensionsidee zur Ausführung käme. Lena erhielt dann einen Wirkungskreis, der starke Anforderungen im ihre körperliche Leistungsfähigkeit stellen und ihr kerne Zett zum Grübeln lassen würde. Sic würde mich wieder Mehr mit ihren Mitmenschen in Verkehr kommen, ihre Scheu vor der Welt verli«en, Selbstvertrauen und Energie aewsinren - undihre -/ übertriebene Empfindlichkeit ab- schleife«. - A - > Er durfte sogar Hoffers daß diese Wandlung in Lenas Wese« nicht allzulange auf sich warten lasten würde, denn Lena war bet aller Zartheit von Grund auf körper lich und seelisch ein gesundes Menschenkind. > ES war bereits finstere Nacht, und der letzte Teil sAms^FSarckeruru^he^dei^/berrKb-ndei« Anüernis gerade ¬ zu em Wagstna geweie», ai» ^rco endlich in der Sch.nvci- baude anlangte. < Er bedurfte nicht viel Zeit zum Packen seiner Gar- derobe. Als praktischer Reisender führte er nur das Not wendigste mit sich, aber das ordnungsmäßige Unterbringen der vielen gesammelten naturwissenschaftlichen Objekte hielt ihn die ganze Nacht munter. Als er bann beim ersten Schimmer des Morgengrauens vor die Tür der Baude trat, sah er mit wahrer Erleichte rung, daß der Himmel sich auszuklären begann und der Nebel in gespenstischen Fetzen talabwärts zerflatterte. Tie Sonne ging seltsam grellrot auf, und gleich vom frühen Morgen an brütete eine schwüle drückende Hrpe über den Bergen. Ter Himmel war in einen flimmernden Dunst gehüllt, der der verdampfenden Feuchtigkeit nicht das Ent weichen gestattete. Sie blieb in der Lust gelagert und er zeugte eine unangenehme Warmhaus-Temperatur, die das Atmen erschwerte und die Glieder von Mensch und Tier trüg machte. Ein unheimlicher Truck lag wie eine elektrische Spannring über der Erde. SNbst dem wetterharten Fred schien die Glut uner träglich. Lässig und langsam wanderte er der Jagdhütte zu, »in vor der Abreise noch einmal nach der Tröpiemarie zu sehen. Er fand die sonst so geduldige ruck gleichmäßig ruhige Frau in einem Zustand nervöser Aufgeregtheit. Sie hatte eine schlechte Nacht gehabt, sich wie Fred um die Leute im Eck gesorgt, und die merkwürdige Hitze nach dem lang anhaltenden Regen erfüllte sie mit ahnungsvoller Be ängstigung. „Es kommt etwas, ein schweres Gewitter, etn Hagel wetter oder ein Wolkenbruch Sie können sich darauf verlasse», Herr Doktor," sagte sie. „Mr hier oben brau chen kein Barometer, das haben wir in den Knochen. Man fühlt's, wenn was im Anzuge ist, braucht gar nicht mal nach den Wollen zu sehen. Und daß Sie nun auch gerade Weggehen wollen." - „Na nun, Frau Hollmann, Sie leben schön so lange allein hier oben und jetzt plötzlich wollen Tic unter die Angsthasen gehen?" „dich, wegen meiner! Mein Häusel steht unter seinem Felsdach geschützt genug, das hat schon manchen tollen Sturm ausgehaltcn — —aber die unten im Eck." „Seitdem das Flußbett reguliert ist, hat's da unten auch keine Gefahr mehr." " - Tie Tröpiemarie lachte geringschätzig. „Was sich die Gebirgswasser an so ein schwächliches Gemäuer von Men schenhand kehren, wc>m die erst mal angefangcn haben, mit Fclsbrockcn Fangball zu spielen.",--c , „Es wird so schlimm nicht werden/— die gezwungene Rast macht Sie ungeduldig, Frau .Hollmann, Sie sehen Gespenster. Ich muß fort, da ist nun leider nichts mehr zu ändern." Er erneuerte ihre Verbände und versprach ihr, den Arzt von der Station hcraufzuschickcn, aber sie wollte davon nichts wissen, sie kuriere sich allein weiter. Sie war gereizt und unzugänglich, wie er sie noch nie gesehen hatte. ,..n . Seitdem sic wußte, daß der Herr Doktor und dis liebe jmigc Frau im Eck miteinander bekannt, ja sogar alte Freunde ivarcn, hatte sie sich in ihrer Einsamkeit aller hand freundliche Pläne für sic zurcchtgetüstelt. Sie paßten zusammen, wie für einander geschaffen, und er hatte doch noch gestern, als der Franzel die Meldung brachte, die alte gnädige Frau drunten erwarte ihn, gar nicht schnell genug nach dem Eck aufbrechcn können. Nun machte er ihr einen Strick durch ihre ganze, fein ausgeklügelte Rech nung. Sie grollte ishn und es. fiel ihr nicht ein, ihm das zu verbergen. „To füllte ock eener drc Mannsleut' auskenna lern! —t o jemersch nee! — Tv hoattte a jeder seine ecgeire Noarr- hetei! — Ihr Seliger woar gewiß goar siehr a guter Moan, und er hoat'r ni nischt Brests gethorn, aber manchmal, da krigt er an seine tnllc Stund«, und denn woar nischtc mit'm oanzufanga, grab' als ub's 'mj do er a Kuppe fahlte. Und. der Herr Tuktcr woar also au ni besser? Doas bätt sc nimmer gcdncht — siech ock — steck! — wie man sich er de Menschen crren koan. — Nu wenn schunn — woas gings ihr ova — balfa kunnt se dem oorma junga Weiba dc ni — doa hectzt's obwoarta, bis daß sich -c Mncka be« dem Mannsvulk geläht hoan!" !> Trotz dieser philosophischen Betrachtungen blieb di« Tröpiemarie verstimmt und gereizt. Unruhig warf sie den Kopf auf dem Kissen uml>er und erging sich in Klagen, daß sie im Bett liegen müsse, die Hüfte ihr noch bei jeder Be- wegtmg schmerze, daß sie nun aber doch das Anfftehen erzwingm werde, und der Herr Fred ihr >rur ja keinen anderen Doktor senden möckstc, sie nehme ihn doch nicht an. Fred hielt es für gewagt, die Frau,n ihrem aufge regten Gemütsznstand allem zu lassen. Er beschloß zu bleiben, bis der Franzel von St. Fridolin, wo er mit Blaubeeren hausierte, zurück sein würde. Er kau» aeaeu Mittag, batte natürlich auch im Eck