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- Erscheinungsdatum
- 1923-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192311172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-17
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Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Abbruch der Verhandluuge« mit den Industriellen durch die Rieum. Die sich nunmehr über mehr als fünf Wochen hinziehen- den Verhandlungen zwischen den Kohlenzechen des belebten Gebiets und der „Mission Jntcralliee de Controls deö Un- sines et des Mines" sind gescheitert, weil die Micum die Zu sage, Satz die beabsichtigten Kohlcnliefcrungen und Barlei stungen der Zechen Deutschland ans Rcnarationskonto gut gebracht werden, verweigert hat. Der Ausgangspunkt der Verhandlungen zwischen den Zechen und der Micum war, bah Poincarö die Wiederherstellung des Zustandes vor dem 11. Januar, d. h. die Wiederaufnahme, der Rcparativns- kohlenlieserungen in dem gleichen Umfange wie vor Sem 11. Januar verlangt hat, dah Deutschland tastäcylich aber die dafür erforderlichen Geldbeträge gegenwärtig nicht aujbriu- gcn kann. In dieser Situation waren die Zcchenbcsitzer «in» gesprungen und hatten es von sich aus übernommen, die Rt- parationökohlenliesernugc» durch Anspannung ihrcS eigenen privaten Kredites vorläusig zu finanzieren, um dadurch die Kohlenförderung und damit die gesamte Wirtschaft des be setzten Gebietes wieder in Gang zu bringen. Aus dieser Basis sind die Verhandlungen begonnen wor den, und die Anrechnung der Leistungen der Zechen auf Ne- varationskonto war dabei die selbstverständliche Grundlage der Besprechungen. Neber alle anderen wirtschaftlichen nnd finanziellen Fragen, wie die Höhe der Kohlenlieferungcn einschlichlich der italienischen Quote, die nochmalige Zah lung der an das Reich bereits gezahlten Kohlensteuer für die zurückliegende Zeit nnd die Höhe der zukünftigen Kohlen abgabe an die Micum, sowie über alle anderen weitgehenden Bedingungen der Micum war man z» einer Einigung ge kommen, obwohl diese Bedingungen überaus hemmend in den Wirtschaftsverkehr der besetzten Geoicte nnd in die Selbstän digkeit der Zechen eingrisse». Erst neuerdings, alK die Ze- chcnlcsitnr der der Formulinnna der bis dabitt erzielten : Tas britische Parlament vertagt. )( London. Das Parlament ist bis zum SO. Dez. vertagt worden. U. a. tzeiht eS: Unglücklicherweise ist er nicht möglich gewesen, die Zustimmung der französischen Regierung zu de» Vorschlägen der britischen Regierung zu erlangen, von denen gehofft würde, dah sie zur Lösung des Reparationsproblems sichren würden. Ti» Regierung bc« trachtet mit tiefer Besorgnis die Fortdauer der gegeu- wärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa, die in so weitem Matze von der Lösung der NcparationSfrage ab- hängen. Tie bedenkliche Lage, di« sich in TcutschlauL entwickelt hat, nimmt dir Aufmerksamkeit der Regierung sehr ernst in Anspruch. Die englische Regierung vor entscheidenden Schritten. Der englische Ministerpräsident Baldwin ist im Be griff, die Folgerung aus der politischen und wiruchaitlichen Entwicklung der jüngsten Zeit sowie aus den Verhandlungen der Ncichskonfcrenz zu ziehen. In einer großangelegien Rede im Unrerhaus entwirft er das Programm, aus das ge stützt die konservative Partei in den Wahlkampf eintreren will. Die englische Regierung ist der Ansicht, daß dir augen blickliche Zusammensetzung des Parlaments nicht die geeig nete Plattform für die Durchführung einer Politik der kla- reu Linien ist. Sic will diese klaren Verhältnisse durch Auf lösung des Parlamentes schassen. Ten ersten Teil seiner Rede hat Baldwin der äußeren Politik gewidmet. Lcharse Borwürfe richtet er gegen Frankreich und Belgien, weil diese Länder in betonter Absicht die Bemühungen der angel sächsischen Mächte, eine Geiundung in Europa herdeizusüh- ren, zunichte gemacht haben. Den Weg des offenen Bruches mit diesen Mächten hält Baldwin nicht für gangbar, weil er „neue Feindschaften in Europa" schaffe. Er fordert von Neuem „unendliche Geduld". Grund der britischen Zurück haltung ist natürlich nicht die Angst vor „neuen Feindschaf ten", denn diese Feindschaften sind da und werden nur müh sam verschleiert, sondern die Erkenntnis, daß die Macht grundlagen zur Durchsetzung einer Politik der Vernunft ge genüber dem militärischen Beherrscher Europas fehlen. Die wachsende Arbeitslosigkeit in England führt Baldwin in er ster Linie auf die Auswirkungen der Rnhrzerstörung zurück. Gegen die Möglichkeit eines wieder arbeitsfähigen und aus- snhrmächtigen Deutschland wünscht Baldwin von vornherein Zollmauern zu errichten. Der Kampf um diese Zolle wird in seiner grundsätzlichen Form bei den Wahlen eine bedeut same Rolle spielen. Die beiden liberalen Parteien werden geschloffen igegen das Schutzzollprogramm anfmarschieren. Lloyd George wünscht dieses negative Programm außenpoli tisch positiv im Sinne seiner in Amerika öffentlich vertrete nen Politik zu ergänzen. Die freihändlcrische Gruppe inner halb der Konservativen hat Unterstützung der Negierung be schlossen und zwar unter dem Gesichtspunkte, daß die Zoll frage nicht grundsätzlicher, sondern vorübergehender, von Augenblickserwägungen Ser Zweckmäßigkeit bestimmter Na tur seien.. Dew AuSlcklaa wirkt Sie Arbettuvgrtei^reben-dfe, M MMMM M Kit Pkütit». Die parlamentarische Lage ist noch nicht geklärt. Im Reichstage tagte gestern nur die Fraktion der Deutschen de mokratischen Partei, um den Bericht des Abgeordneten Koch über die Verhandlungen mit dem Reichskanzler entgegenzu nehmen und in eine Erörterung der politische« Lage auch im Hinblick auf die interfraktionellen Besprechungen mit den anderen Parteien zu treten. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Tie Fraktion trat um 1 Uhr erneut zusammen, nachdem in zwischen eine Sitzung der Führer der Koalitionoparteien stattgefunden hatte. Zur Stunde ist insofern eine Art Ent spannung der krisenhaften Situation zu verzeichnen, als die Ncichsrcgiernng nnd im besonderen der Ncichsinncnministcr Dr. IarreS mit Nachdruck erklären, cs handle sich um ein Mißverständnis, wenn man innerhalb der Parteien geglaubt habe, die Reichsregierung rechne damit, den Nheiulanden die Gestaltung ihrer politischen Zukunst zunächst selbst über lassen zu müssen. Dr. Jarres bezeichnete cs im besonderen als unzutreffend, daß er sich bei der Uebernahme seines neuen Amtes den Beamten seines Ministeriums gegenüber in die sem Sinne geäußert habe. Weiter wird darauf verwiesen, daß soeben Anweisung ergangen ist, hundert Millionen Nentenmark zur Wcitcrlcistnng der Zahlungen an die Nhcinlandc bcrcitzustcllen. Andererseits betont die Reichs regierung aber auch, daß sie in wirtschaftlicher Hinsicht bei ihrer bisherigen Ansicht bleibt, nämlich, daß das Reich finan ziell außerstande sei, die mirtschastlichen Ansordcrnugcn der Rheinland«: auf die Taner zu erfüllen. Zusammcnfassend ist zu sagen, daß eine Entscheidung in der Regierungsfrage im Augenblick nicht zu erwarten ist, sondern, daß man zunächst sehen wird, wie die für morgen anberaumten erneuten Ver handlungen der Reichsregierung mit den vom rheinischen Provinziallandtag eingesetzten Ausschuß verlaufen. Auch die Verhandlungen des Auswärtigen Ausschusses am nächsten Montag glaubt man abwarten zu müßen, ehe man Beschlüsse faßt. Dem Vernehmen nach haben gestern die Fraktionsführer der Deutschen Volkspartei, des Zentrums und der Demokra ten eine Besprechung abgehalten, in der zum Ausdruck kam, baß die drei Koalitionsparteien der Rcichsregierung kein« Schwierigkeiten machen und eine Koalttionskrise vermieden sehen wollen. Tie Sozialdemokraten und das Zentrum haben auf Montag Fraktionssitzungen anberaumt, während die Deutsche Volkspartei auf Sonntag im Anschluß an die Sit zung des Zentralvorstandes eine Fraktionssitzung angesetzt hat. Der wirtschaftspolitische Ausschuß des vorläufigen Rcichs- wirtschastsrates hat einen Berordnungsentwurf zur Bildung vom Fachaus schüssen für die einzelnen Wirtschaftszweige, die die Regie rung und den ReichSwirt'chaftsrat beraten und die inneren Verhältnisse ihres Wirtschaftszweiges ohne Eingreifen des Staates durch freie Vcreiubarung auch nach Fortfall der Außenhandelskontrolle regeln soll, an- den Versaffungsans- schnß verwiesen. Angenommen wurde ein Antrag der Arbeit nehmer, die Rcichsregierung zu ersuchen, das Reichsver kehrsministerium zu veranlassen, die Arbcitcrrüeksahrkartoü sofort bedeutend herabzusetzen, da andernfalls hunderttgln- sendc von Familienvätern und Familienangehörigen am Wochenende nicht mehr zn ihren Familien znrückkehtfcn können, ferner ein Antrag der Arbeitnehmer, der die Reichs regierung ersucht, dafür zn sorgen, daß die neuen wertbe ständigen Zahlungsmittel auch den breiten Mafien der Be völkerung schleunigst in großem Ausmaße zugänglich gemacht werden. Die Gemeinden, in denen die Arbeitgeber ihren Wohnsitz haben, sollen von den Betriebsgemeindcn einen Zu schuß erhalten, der in cinsachstcr Weise bei der Vorauszah lung der Lohnsummen- nnd Kapitalsteucr berechnet wird. , rung des passiven Widerstandes tätig gewesen. Tie schwer sten Strafen sind gerade auf dem Gebiete oes Valm- wcsenS und der Polizei verhängt worden, da hier die Weigerung, den Franzosen dienstbar zu sein, am bittersten empfunden wurde. Eine endlose Reihe von „Ordonnanzen", die meist mit den gültigen deutschen Gesetzen in unmittel barem Widerspruch stehen, sind herausgebracht worden, um die „gesetzliche" Handhabe gegen reichstreue Deutsche zu erhalten. Besonders hart sind die Strafen für soge nannte „Sabotageakte" gewesen, das heißt für Handlungen, die in aktivem Eingriff die Durchführung der verbrecheri schen französischen Pläne zu verhindern oder zu erschwere« snchten. Wo befinden sich nun die Unglücklichen? Zum größten Teil in rheinischen Gefängnissen, die entweder von den Besatzungstruppen regutricrt worden sind oder in deut scher Hand verblieben und unter französischer Ueber- wachung zur Aufnahme deutscher Gefangener gezwungen worden sind. 3955 Gefangene befinden sich heute noch in französischer Hand. 17 „Schwerverbrecher" sind „ach Frankreich überführt worden, 18 nach Belgien. Wenn das deutsche Bolk nicht den letzten Rest von Selbstachtung uno Ansehen unter den übAgen Völkern verlieren will, so muß es die Freilassung dieser Unglücklichen fordern, für deren Festhaltung nach Aufgabe des passiven Widerstandes auch der formale Rechtsgrund fehlt. Tie bisher beliebte Un- tätigkeit gerade in dieser Ehrenfrage ist eine Schande, dis wir nicht länger auf uns sitzen lassen dürfen. Und die Ruhrgefangeuen r Mir haben uns, natürlich nicht ohne Grund, daran gewöhnt, die Frage der Ruhr und des übrigen besetzten Gebietes in erster Linie vom Wirtschaftlicken Standpunkte aus zu scheu. Auch heute wieder bedrückt uns, Regierung wie Wolt, die unerbittlich uäherrückende Notwendigkeit, aus rein wirtschaftlichen Gründen, um die Finanzierung in dein geplanten Umfange durchführen zu können, die Sorge für den Lebensunterhalt der arbeitslosen Rukrbe- oölkerung hinransetzcn zu müssen. Mangel an Geldmittel, also ebenfalls ein vorwiegend wirtschaftlicher Gesichts punkt, hat uns zur Aufgabe deS Nuhrwiderstanves ver anlaßt. Ter Ausfall der gerade im verstümmelten Deutsch land wirtschaftlich ausschlaggebenden Ruhrbroduktwn türmt dünkle Sorgen vor unseren in die Zukunft schauenden Blicken auf. Gar zu leicht vergessen wir über all diesen wirtschaftlichen Nöten, die so tief in unsere Lebcnsgrund- kageu cmgreften, für Augenblicke wenigstens die Tatsache, daß es an Rhei n n n d R uhr nicht n u r u m Sach werte und Wi r t s chaf ts v c r lu st c geht, son dern daß deutsche Menschen in namenloser Qual leben, gemartert und getötet sind und noch täglich gemartert und getötet wer den. Ter Mensch aber ist letzten Endes höchster Wert und tiefster Sinn des Staates. Als zum ersten Mal der Ge danke der Ruhrkapitulation auftauchte, da erhob sich so fort, gewissermaßen als selbstverständliche Notwendigkeit, die Forderung: nur unter der Bedingung können wir die Waffe der Abwehr aus der Hand legen, daß diejenigen, die für ihr Vaterland von Hans und Hof gejagt sind, die in die Kerker nicht nur des besetzten Gebietes, sondern des europäischen und kolonialen Frankreich qeschlevvt sind, die Freiheit wieder erhalten. Um eine Ehrcnforderung lxindclte es sich, deren Gewicht zum mindesten ebenso schwer wog, wie die übrigen Bedingungen zusammen. Keine, unserer Hoffnungen und Bedingungen, unter deren Vor aussetzung das deutsche Bolk zum zweites Male die Waffen aus der Hand gelegt hat, sind uns erfüllt worden. Auch unsere Gefangenen schmachten weiter unter der Bewachung weißer und schwarzer Sklavenhalter. Ihre einzige Schuld ist ähre Treue. Warum hört man so wenig von ihrem Schicksal? Warnm wird ständig über die Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs, über die Neubelebung der Zechen und Gruben verhandelt und niemals über das Schicksal unserer deutschen Volksgenossen? Diese Tatsache ist ein besonders bitterer Makel unserer an Schande jeder Art nicht gerade armen Zeit. Als Opfer de,r französischen Politik, deren Ziele heute in jeder Beziehung klar vor Augen liegen, sind unsere Landsleute in die Gefangenschaft gegangen. Eer Ausbau eines vom Reiche losgelösten, unter französischer Ober herrschaft stehenden Rheinstaates ist der festbcschlossenc Wille der Pariser Machthaber. Weil sie sich auf irgend einem Gebiete der Durchführung dieses Willens widersetzt haben, sind unsere Landsleute eingekerkert. Sie haben sich nicht den Bestrebungen nach Organisation einer fran zösisch beeinflußten Verwaltung, einer französisch geleiteten Eisenbahnrcgic gefügt. Sie haben sich dem System der widerrechtlichen Zoll- und Steuererhebung widersetzt. Sic haben Widerstand gegen -ic Auflösung des denftchen Poli- zeiapvarates geleistet. Sie sind in der Presse der fran zösischen Propaganda entgegengetretcn, sie haben sich der „Rechtsprechung" der Sieger nicht gebeugt, sie haben sich geweigert, die LandeSerzeuanisse nach Frankreich abtrans- Hortiexen »u lasse*.-kie nnd 'mDienste der.Finah-u- MM. KmrllMK mk KkkWtll Mk. Tie Handlungsweise, die unsere westlichen Nachbarn seit mehreren Jahren gegen unS in Anwendung zu brrngen belieben, läßt sich mühelos immer wieder auf krimina listische Formeln bringen, ohne daß dadurch den Tatsachen allzu grob und klicheeartig Gewalt angetan würde. Man braucht hierbei gar nicht an das Betragen der weißen und schwarzen Landeskinder der großen Nation in den tausenden, dokumentarisch beglaubigten Einzelfällc» zu denken, die überall dort, wo in der Welt ein GeimssenSrest übrig geblieben ist, Empörung und Abscheu erwecken. Tie französische Politik, in deren Schlevvtau sich Bel gien trotz mehrfacher LoSlösungsversuche immer noch be endet, ist ihrer Anlage, Durchführung und Zielsetzung nach Verbrechen großen StileS. Nickt etwa des halb, weil eine Nation sich und ihren Bolksangehörigen mit Macbtcinwendung Lebensraum zu schassen sucht, ist sie vom Gesichtspunkt der Geschichtsmoral guS strafbar, sondern wenn die innere Kraft, an BevölkerungSzahl und Ver mehrung sowie an Wirtschafts- und Knsturleistung nicht dem von der Politik gesteckten Rahmen mebr entspricht und wenn schöpferisch stärkere Nationen dadurch in ihrer Ent wicklung verkümmert oder gar erdrosselt werden. Frank reich befindet sich Deutschland gegenüber in d-r letzteren Lage. Es begeht, von maßloser Selbstüberhebung getrieben, eine Politik deS Verbrechens. Dem Einbruch, einer Dieb stahlsaktion großen Stiles, ist nach der Knebelung der Ueberwältigten die Politik der Erpressung gefolgt, die in den soeben bekannt gewordenen Forderungen ihren Höhe punkt erreicht. Seit über einer Woche schon schweben zwischen den deutschen Wirlschaftsvertretern und den Einbruchsmächten Verhandlungen, die notwendig geworden waren, weil sich unter den augenblicklich herrschende», von Frankreich hcr- beiaeführten und beharrlich verewigte» Verhältnissen buch stäblich Millionen von Menschen dem Hungertode gegenüber sehen. Zweck dicker Verhandlungen war, die Wiederauf nahme der sogenannten Reparationsleistungen, in erster Linie der Kohlenlieferungen, sicher zn stellen. Frankreich hat nun gemeinsam mit Belgien erklären lassen, daß der Gegenwert der zn liefernden Kohle nnd deS Transportes nicht auf daS sogenannte Reparationskonto, sondern auf ein besonderes Konto verrechnet werden soll, das anscheinend, ohne daß Deutschland irgendeine Gut schrift dafür bekommt, für die Kostendeckung deS Ruhr- abenteuerS hcrangczogen werden soll. Frankreich glaubt, da der Bevölkerung Les Ruhrgebietes tatsächlich oaS Wasser bis an den Hals stieg, diese» ErpressungZversnch durchführe» zu können, der auch den übrigen Alliierten gegenüber eine dem sonstigen Verhalten Frankreichs allerdings würdioe Herausforderung bedeutet. Es ist nicht ganz klar, ob Sic deutsche Regierung unter dem Druck dieses Erpressungs versuches den Entschluß gefaßt hat, die für die finanzielle Gesundung des Landes schlechthin verhängnisvolle Kelo-- liefcruug au das besetzte Gebiet wieder aufzunehmcn. Aber diese Maßnahme wird Frankreich nicht um Haaresbreite von seinem Verbreckerwege abdrängen. Frankreich wünscht eben nicht, daß in Deutschland geordnete Verhältnisse wie der entstehen. Es will, nach Einbruch' und Erpressung, den nackten Mord. Es will das Reich als Organisation des deutschen Volkes ermorden. ES will zwanzigtausend Cinzelmenschen, deren Leben und Arbeit seiner Ansicht nach eine Gefahr für die Zukunft Frankreichs bedeute, ins Jenseits befördern. Das sind Erkenntnisse, sie immer wieder durch Tatsachen erhärtet werden. Mit diesen Tat sachen und den daraus sich ergebenden Folgerungen muß die im Werden begriffene Regierung der nationalen Selbst behauptung rechnen, wenn sie nicht scheitern will, wie alle, varhergcgangenen. Neben insttmmung dl« Anrechnung der Leist»« gen ans Repa« racionslonto in das Abkommen mit ausnehmen »sollten mnrde dies verweigert. Damit war der Ausgangspunkt unk die gesamte Grundlage der Verhandlungen verschoben. AIS bet brr letzten Verhandlung am Mittwoch, den 14. Noven» ber IW, abends, den Zechen in uliimativer Form eine Jo» multcrung vorgelcgt wurde, die die Anrechnung auf Repara« tiouskonto nicht sichcrstellte und die bis li.k,) Ul» abends be antwortet sein mußte, haben die Zechenbefitzer der Micuuj ihre ablehnende Stellung schriftlich mitgetetlt, aber die Be» reitwilligkcit zu weitere« Verhandlungen ausgesprochen. Darauf hat die Micum geantwortet, sie halte er für unop portun, die Diökuffion über Art. 17 und über die Frage der Wassertransporte sortzusetzen. Sic betrachte die Besprech««, ge« als abgeschlossen und nehme ihre Handlungsfreiheit wie- der auf. Tie Micum hat danach die Verhandlungen abge brochen. Aus dem Schriftwechsel geht klar hervor, baß die Verhandlungen allein an der Frage der Anrechnung der Leistungen auf Reparationskonto gescheitert find, lieber die Frage der Wassertransporte, die im Antwortschreiben der Micum erwähnt wird, war am letzten VerhandlungStage überhaupt nicht gesprochen worden. Auch in der ultimativen Formulierung war dieser Punkt nicht enthalten. ' General Fach koer DeuNchlandS angebliche Rüstung. )t Varir. Uebrr di« gestrig« Sitzung der Botschaft«» kouferen» veröffentlicht die Agence Hava« einen Bericht demzufolge Joch in einer großen Rede einen lleberblick über die angebliche Wiederaufnahme der Bewaffnung Deutschlands gab. Er behauptete, di« Hadl der Reichs, webrtrnvpen übersteige wesentlich den Deutschland zuge billigten Bestand. Ferner «vnßte er von der Wieder- aufnabme der Herstellnng von Kriegsmaterial außerhalb der besetzten Gebiete zn erzählen, ivobei er bnnugesügt haben soll, selbst Stinnrs habe aus dem Ruhrgebiet nach dem Innern Deutschlands bestimmte Arbeiter bernien, die sich speziell mit der Herstellung von Kriegsmaterial besaßten. Auch von deutschen Aufträgen für Muiiitions- liesernng an das Ausland, namentlich an Rußland, muht« der General zu berichten. An diese Angaben knüpste er dann d-e Bemerkung, diese Vorgänge bedeuteten eine Drohung, die in Zukunft beunruhigend wirken könnte, wenn die deutsche Industrie von jeder lieberwachung befreit würde nnd ihre Macht und ihren Ecfindunaraestt in den Dienst der Vorbereitung des Krieges stellte. Im Interesse deS europäischen Friedens hätten die Alliierten Frankreichs die Pflicht, die berechtigten Forderungen Frankreichs Wege» Berbürgnng seiner Sicherheit zu prüfen. Tie wirkliche Zahl unserer Reichswehr. )l Berlin. Marschall Joch Kat in der oeniiaru Sitzung der Botschafterkonferenz bebauptet, dir Bestände der Reichswehr seien größer als der Vertrag von Versailles erlaube. Hierzu wird von mazgebeudcr Seite mitaeteilt die Aeußernnqeu des Marschalls sind lediglich eine Wieder holung von Behauptungen, die gerade in der letzten Zeit mehrfach von amtlicher deutscher Seite widerlegt worden sind. Immerhin fei noch einmal festgestellt, daß die Reichs wehr nicht einuial die im Vertrage von Versailles vor gesehene Stärke von lOOOOO Man» erreicht, daß außer ihr zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Innern alles in allem noch etwa 150000 Schutzpolizei einschlirhlich der zivilen Polizeibeamteu in Deutschland vorbandrn sind nnd dah das gegenwärtig in Teut'chland vorhandene Material, wie mich der Interalliierten Militär kontrollkommission bekannt sein dürfte, nur zur Deckung des dringendsten Bedarfes antreicbt. Tie NeichSreaierung ist eifrig bestrebt, die illegalen Verbände mit militärischem Charakter, die sich hie und da gebildet haben, zu beseitigen. Sie hat dies wiederholt durch ihr Vorgehen bewiesen. Im übrigen liegt es gerade an der französischen Politik, wenn Deutsche illegale Verbände zu bilden suchen. Frankreich ist cS, das es jeder deutschen Negierung durch seinen unauf hörlichen Druck unmöglich macht, die Lebensintereffen des deutschen Volke« wirksam zu wahren.
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