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- Erscheinungsdatum
- 1923-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192311163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-16
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Monat
1923-11
-
Jahr
1923
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Yenstern-Ernstthal, durch die auch der LandtagSavyeordnete Schneller betroffen wurde, und bemerkt dazu: Der „Kämp fer" bezeichnet seine Festhaltung alS «inen unerhörten Druck des Immuniiätsrcchtes. Das ist unrichtig. Denn auch ein Reichstags- oder L'andiagSabgcordnetrr kann verbastet wer« den, wenn er bei der Begehung einer strafbaren rat ergrif fen wird. Die Reichswehr wird behaupten, das; der Abge ordnete Schneller durch dir Einberufung nud Abhaltung der polizeilich nicht genehmigten Konferenz sich gegen die And- nahmeverordnilUg vergangen habe. Gegen die Inhaftierung läßt sich also juristisch nichts machen, und auch die sächsische Regierung und der sächsische Landtag können der Reichswehr hier keinen VersassnugSbruch vorwerfen. Indes kann der Landtag die .hast ausheben lassen. Der Artikel 87 der Reichs verfassung sagt im 8. Absah: „Jedes Strafverfahren gegen ein Mitglied des Nelkbe-tageS oder eines Landtages und jede Haft oder sonstige Beschränkung seiner persönlichen Freiheit wird aus verlangen des Hauses, dem der Abgeordnete ange- hört, für die Dauer der Sitzungsperiode aufgehoben." Da der Artikel :!7 der NcichSverfassung durch die Auönahmever- ordnnng des Reichspräsidenten vom 28. September 1928 nicht aufgehoben ist, lttnd überhaupt nicht aufgehoben werden konntet, so bedarf cs also nur eines Beschlusses des Land tages, um die Haft des Abgeordneten Schneller sofort zu be enden. Da-> Wehrkreiskommando s wird sich selbstverständ lich an die Rcichsoersasfnng hallen und den Abgeordneten Schneller aus Verlangen des Landtages sofort aus der Haft freigebcn müssen. Es ist deshalb absonderlich, das; die kom munistische Landtagssraktion nicht sofort den entsprechenden Antrag im Landtage gestellt hat. Offenbar ist unter ihren Mitgliedern keines, das sich über das Rechtsverhältnis bezw. über die einschlägige Bestimmung der Neichsverfassung un terrichtet hat. General SmtttS für eine nette Konferettz. Die „Times" veröffentlichen ein Schreiben des heut« nach Südafrika zuriickkebrendeu Generals SinntS, in dem dieser nachdrücklich dafür eintritt, daß Großbritannien, nachdem durch die ablehnende Haltung Frankreich« der Versuch scheiterte, eine» Sacbverständiaeu-AuSscbnh zur Untersuchung der Neparationsnage zustande zu bringen, unverzüglich die Vereinigten Staaten und andere Länder zu einer Konferenz eiuladc» fälle, die sich einer Prüfung de« ReparntionSprobleins im weitesten Umfange sowohl vom wirtschaftlichen wie auch vom finanziellen Standpunkte widmen solle. Diese Konferenz würde ausserdem auch zu erwägen haben, wie ein wirklicher Frieden für Deutschland gesichert und wie Deutschland eine billige Gelegenheit ge geben werden könne, seine eigene Wiederherstellung ohne dauernde Bedrohung und Einmischung von aussen dnrch- znfiibrcn. Deutschland könne nicht Reparationen zahlen, wenn nicht die deutsche Währung und der deutsche Kredit wiederhergcstcllt würden. Diese Wiederherstellung sei nicht möglich, wenn nicht der gesamte ReparatiouSbetrag auf eine gerechte und vernünftige Höhe festgesetzt werde, und Deutschland gestattet würde, in Frieden und ohne dauernde Behinderung seine produktive Industrie wieder anfznnehmen. Die Lage sei jetzt so ernst n.;d bedrohlich geworden, das; jedes Verfahren, das jetzt begonnen werde, geeignet sei» sollte, zu praktischen Losungen und nicht zu weiterem Zeit gewinnen zu führen. Eine Konferenz von derart großer Reichweite und wirklicher Autorität biete die einzige Aussicht auf Abwendung der Katastrophe. Selbst wenn Frankreich nicht an einer neuen Konierenz teilnehmen wolle, müsse dies« einbernfen werden. Die« sei ohne Zweifel das, was die ReichSkonferenj in Aussicht genommen hätte. Tic Lage im Berliner Buckdruckerftreik. , Die Lage im Buchdruckerstrcik ist noch immer unge klärt. Tn die Entlassung der Vorsitzenden der graphischen Vereinigung ans der Haft abgelehnt worden ist und eine geplante Funktionärvcrsainmlnng der Streikenden polizei lich verhindert wurde, sind die Streikenden ohne Führung und Znsaniineuhalt. Ans der anderen Seite bat die Zahl der Arbeitswilligen zngenommen, sodaß der Streik zusammen- brechcn nud kurz vor dem Ende stehen dürfte. Ein Ver such der Streifenden, die Arbeiter der städtischen GaS- und Elektrizitätswerke zu einer Sympathirbewegung zu vrran- »assen, ist vom Wehrkreiskommando unterbunden worden. — Gestern nachmittag sanden im NeichSarbritsministerium Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeit nehmern des Bnchdrnckgcwcrbes statt. Es sollte über die Höhe der Löhne der kommenden Woche verhandelt werden. Wie der „Vorwärts' mitleilt, haben dir Berliner OrtS- wrstände der graphischen Organisationen beschlossen, den Abbruch des Streikes im Berliner Bnchdruckgrwerbe zu rmpfeblen. EVsngHaH Heirat. Noman von L. G. Moberlh. 27. Fortsetzung. Nachdruck verboten. 'rror verLtlr hielt eine Equipage, und Herr de Larios salf seiner Schwester hinein, während der Geheimrat im lohen Kopf mit herausgekommen war, um sich von der honen Witwe zu verabschieden. Seine Hand hielt ihre zierlichen Finger wohl eine halbe Minute länger fest, als nötig oder üblich war, und im fahlen Licht der anbrechen» deNvMorgendämmerung, die die feenhafte Beleuchtung des Parks düster erscheinen lieh, ruhten seine Augen sehr zärtlich auf der schlanken kleinen Gestalt, die neben ihm fast lächerlich winzig aussah. Seine Stimme klang wie eine Liebkosung, als er leise sagte: „Also ich darf Sie bald in der „Villa Ahorn" auf suchen?" Diese Worte, so einfach an sich, bedeuteten unendlich viel für seine Zuhörerin, und ein triumphierendes Lächeln erschien in ihrem Gesicht und war auch noch nicht daraus verschwunden, als sie an de Larives Seite rasch aus der Landstraße nach Berlin hinrollte. „Nun," rief ihr Begleiter ungeduldig, nachdem -Frau von Trent lange Zeit schweigend hinausgeblickt hatte, wo die Hecken und Felder sich langsam aus dem Morgennebel heraushoben und tm bläulichen Frllhlichk scharf umrissen erschienen, „nun, Leonore i Bedeutet dies Lächeln Erfolg?" Das Lächeln vertiefte sich bei dieser Frage, und mit einem schelmischen Blick sah sie ihn an. „Jawohl, Erfolg," versetzte sie dann. „Ich halte alle Fäden fest in meinen Händen, in diesen kleinen Händen, mein Freund," und sie hielt sie ihm hin und lachte leise. „Und wenn diese Hände erst einmal etwa» erfaßt haben, dann halten sie es auch fest." „Das stjmmt," sagte er mißmutig, und wer Leonore jetzt gesehen hätte, wie ihre Augen aufleuchteten wie Raub tieraugen, wie um ihren Mund sich plötzlich harte Linien eingegraben hatten, der würde in ihr gar nicht die reizende junge Witwe wiedererkannt haben, die bei den Grauberger Damen so beliebt war, die hübsche, kindliche kleine Frau, die fast zu zart und zu zerbrechlich schien, um den Kamps vrit der bösen Welt allein aufzunebmen. 9. Kapitel. ! Ans die brütende Hitze des August und vek ersten Lag« des September war eine lange, stürmische Regenzeit ge folgt, «in Wetter, das Menschen melancholisch stimmt, wenn K« im trauten Familienkreis« leben, da» aber fast un» lartkLalild werdinkan», wenn.man ollettrin.eiNLmaaben Di» Plenarversammlung fier MewerkscstaktSkommissian s von «erlitt nnd de« Aia OrtSkartell« beschäftigt« sich I oeftern mit dem Eingreifen der MiIii«iiL^üL.d» im i-r» «uckdeuckerttrejk. Von den Kommunisten wnrd« dt« Proklamier««» deS Generalstreik- aß- Protest argen die Verbaitttna der Bnkbdrnckeriiibrer aesordert. Der kommu nistische Antrag wurde nach längerer Debatte gegen eine stark» Mlndrrbeit abgelebt,«. Äon den infolge de« Vnchdrnckerstreik- seit mehreren Lagen nickt erschienenen Berliner Blättern ist der Lokal anzeiger bente morgen wieder erschienen. Ausruf der vaterländischen Verbände Bayern* znv Einigung. " M iinche N. Die vatelländischen Verbände Bayerns erlassen einen Aufruf zu den letzten Ereignissen, in dem »« n. a. beißt: Erschüttert blicken wir ans die letzten Ereignisse zurück. Deutschland bat die Hoffnungen der Feinde ver wirklicht. ja Übertroffen. Nur deutsche» Blut ist geflossen. Dlirck rücksichtsloses Einsetzen seiner Person bat «in Herr von Kahr den Staat aerettet. Es aibt nur eine Möglich keit: Einigung «nd Sammlnng. Die vereinigten vater ländischen Verbände Bayerns, die aus diesem Gedanken sich seinerzeit heran« gebildet haben, werden diese« Ziel weiter verfolge». Dir leitenden Männer der vaterländischen Verbände haben Schritte unternommen, «m dir Einigung berbeiznführen. Der Aufruf ist unterzeichnet von Professor Bauer und General von Kleinkon». Verirrter der deutschen Beamtenschaft beim Reichskanzler. Auf Veranlasst««» der Bramtenspitzrnorganisationen sand am 14. 11. rin Empfang der Vertreter der Deutschen Beamtenschaft durch den Reichskanzler statt. Beteiligt waren: der Deutsche Veamtenbiind, der Allgemeine Deutsch» Beamtenbund, der Gesamtverband Deutscher Beamten- nnd StaatSanaestelltcn-Gewerkschaften, der GkwerkschaitSring nnd der Reichebund der höheren Beamten. Der Sprecher der Organisationen wie« auf die tiefgehend« Erregung in weitest«» Kreisen der Beamtenschaft HI» und behandelte in ausführlichen Darlegungen die Frage» der Beamten- besold»««, der Arbeitszeit und deS BeamtenabbauS. Be- ziigllcb der Beamtenbesoldmig wandte er sich gegen die Ge fahren de» weitere» Absinken» de« Realeinkommen«; für die Arbeit«zrit der Beamte» wünscht« er grundsätzlich Auf- recbterbaltuna des Achtstundentages, wie sie von der Gr» samtarbriterschaft gefordert werde; er sprach sich ferner gegen di« durch die Personalabbanverordnnng etngrtretrne Beschränkung der Rechte der Beamtenschaft an«. Insbe sondere wies er auch ans die Frage des Beamtenrätegesetze« nnd dir verzweifelte Lane der Beamten des besetzten Ge biete« hin. — Der Reichskanzler behandelte in an«führ- ttcken Darlegungen die politische Gesamtlage nud gab in bestimmter Weise der Absicht der Neichrregirrung Ausdruck, an den Grundlagen deS BekiifsbeamtentnmS nicht rütteln »n lassen, da« er für die letzte starke Klammer für den Zu sammenhalt de« Drntschen Reiche» bezeichnete. Er recht fertigte die getroffenen RrgierungSmatzuabmen mit dem Hinwei« auf die trostlose Finanzlage de« Reiche» und die auch den Benmtenorgguisatioiieu bekannte schwere Not de» ganzen Volke». Die Vrnmtenorganisatiouru werden, wir wir hören, nunmehr zn der durch den Verlauf der Be- sprechung geschaffenen Lage Stellung nehme». Der Mitztrauelisantrajl der evqlischeu Arbeiterpartei abffelehut. 1l London. Der Mitztrauensantrag der Arbeiterpartei ist vom llnterhause mit 28ö gegen 190 Stimmen abgelehnt worden. Macbonald erklärte, die Nuszenpolitik der Negierung habe gezeigt, daß sie unfähig gewesen fei, das amerikanische Angebot znr Mithilfe bei der Lösnng der Reparationspro« blcme zu bcnntze«. Sie Hobe in schwächlicher Weise den französischen Vorschlag angenommen, der auf Überhaupt keine Konferenz hinauslaufe. Ter Vorschlag Amerikas sei vernünftig, gerecht und gesund gewesen, aber Baldwin habe ihn verworfen. Die Außenpolitik der Negierung sei nervös und tölpelhaft gewesen. Sie habe zugelassen, -ah -le briti schen Märkte in Mitteleuropa zerstört wurden. Der England und Frankreich geschuldete Betrag Hütte wirksam in der eng lischen Politik eingebracht werden können. Und irr'dem sei Frankreich in das Ruhrgebiet einmarschiert und - die Stellung Englands zerstört. ES sei die Verzweifln - Euro pas, -ah die britische Regierung die europäische La^c nicht mit geschickter Hand onzusassen wisse. Macdonold erklärte, dieArbeitcrpartei habe das Gefühl schwieriger Berpjltchtun- isth gehabt, eine Regelung zu erreichen, aber Augen hqlten müssen, bah sie -en Frieden schneller herbeiführe, wenn sie eine neu« Feindschaft in > i schaffe. Es sei daher ihre Pflicht gewesen, alle An ¬ ge» und sie empfinde Dankbar«» gegen Smut» für seinen olän.«rbr» moralischen Protest, bs» er gegen die «rnon im Ruhrgebiet erhoben hat«. In Erwiderung ackf die «ndführung.n «aedvnalds sprach der WAnifterpräfibent Baldwin zunächst fiter die aus- wärtigrn Angelegenheiten und sagte, er stimm« mit Macdo. nald über««, da» in den auswärikgrn Angelegenheiten vor allen; unendliche Geduld notwendig sei. Die Regierung habe jedekzelt de» Wunsch gehabt, eine Regelung zu «rretchl sie b'be sich vor ; nick» Ev:-> str igen zu unternehmen, um im Einklang mit den Al- lil eine Regelung zustande zu bringen. Am gegenwär- tic-c igenblick könne die Negierung nicht behaupten, daß in nithunge» erfolgreich gewesen seien. Er habe nichts neu, es den Alliierten zur Kenntnis zu bringen, dah das n itische Volk nicht unbegrenzte Zeit fortsahren könne, den für die Zusammenarbeit und für die Erhaltung der Entente notwendigen Geist zu bewahren. Die Verhand lungen mit Amerika wurden durch das Vorgehen zweier un serer Verbündeter zum Scheitern gebracht. Die erste Pflicht einer neuen Negierung wird sein, die Gtsamistiuatlon be züglich der NeparattonSfrag« erneut zu prüfen und über die notwendigen Schritte zu entscheiden. Der Premiermini ster sagte weiter, man befürchte ein gewaltig«» Anwachsen der deutsch«« AuSsuhr »ach England, wenn Deutschland be ginne, Reparationen zu zahlen und wieder kr«t leinen Han- del zu betreiben. Tagesgeschichte. Zur Linderung der Not in Deutschland sind m Budapest von Ungarn und Reichsdeutschen 6o Mil lionen ungarische Kronen gesammelt worden. Ferner Hai der Verein der Reich'.deutschen ei» Hilfswerk in die Wegt geleitet, um dur--', Verse; d !-:i von Lcbensmittelpaketen die Not in Deutschland za a d-rn. Angesichts der Tatsache, daß auch in Ungarn d>- Not außerordentlich groß ist, ist diese Hilfsbereitschaft besonders hoch anznerkcunen. Post- und Eisen bah «Verwaltung. Im In teresse einer wirtschaftlichere» Gestaltung des Post- und Eisenbahndienstes sind seit längerer Ze t Bestrebungen im Gange, die, einem Vorgänge i» Süooeukschlaud folgend, auf die Zusammenlegung von Dlenstgesckäs- ten der Post- und Eisenbahnverwaltung 'N den Reichsgebieten hinzielc», in denen derartige Einrich tungen noch nickt bestehen. Nunmehr ist vom RetchSver- kehrS- und Rcichspostmlnisteriunl je eine Direktion mit Ermittelungen und Versuchen auf diesem Gebiete betraut worden. Nach dem Abschluß dieser Erhebungen ist beäb- fichtigt, den Gedanken in dem noch näher seftzustell.ndcn Umfange allgemein zu verwirklichen. Gegen den Wucher auf dem Fleisch markte Gestern früh wurde von der Berliner Wuchcrpolize' "'N starkem Aufgebot von Kriminalbeamte« und Schutzpolizei eine umfassende Aktion gegen den Wucher aus dem Fleisch markte unternommen. Auf alle Verkaufshallen des Schlacht- hofeS wurden Beamte verteilt, die von Stand zu Stand gingen, um das Vorhandensein der GrotzhandelSerlaubniS zu prüfen und gleichzeitig festzustellen, ob sich die sie« forderten Preise mit den am Morgen festgesetzten Richle- preisen für den Großhandel auch tatsächlich deckte». Gleich zeitig waren alle Ausgänge aus dem Scblachtbofe polizei lich gesperrt. Wo Preistreiberei sestgsstcllt wurde, erfolgte Beschlagnahme der Waren. Außerdem wurden die Fälle dem Marktgericht zur Entscheidung übergeben. Die Botschafterko uferen; ist gestern u» r/zt> Uhr zusammengetreten. Sie hat über die Rückkehr bei ehemaligen deutschen Kronprinzen und über die Frage de Militärkontrolle in Deutschland verhandelt. Wie Haval mitteilt, ist der englische Botschafter jetzt im Besitze seine: Instruktionen. — HavaS glaubt zu wissen, daß der britische Botschafter der Botschafterkvnferenz namens seiner Regio rung erklärt habe, England wünsche an keinem in Berlir zu unternehmenden Schritt in der Frage der Rückkehi oes ehemaligen deutschen Kronprinzen und de? Kaisers teilzunehmen. Was die Interalliierte Militärkontrolle be treffe, so sei die englische Regierung ebenfalls gegc: Sanktionen. Sie wolle sich auch keinem Schritt anschlie- tzen, um die Wiederaufnahme der Kontrolloperationei herbeizuführen. Internationale V e r k e h r s k o n f e r e n z Gestern morgen ist in Genf eine internationale Vcr kehrs- und Transitkonferenz eröffnet worden, auf der auä Deutschland vertreten ist. Die russische Regierung wa. ebenfalls eingeladen; Tschitscherin hat aber in einem Telc Huuje wohin, vque andere Gesellschaft als die Licnstböten und einen treuen Hund und ohne irgendwelche bestimmte Beschäftigung. -- ! Das Entzücken, das Angela zuerst erfüllt hatte, wieder auf dem Lande wohnen zu können, war während der trüben Septembertage langsam einem Gefühl unendlicher Einsamkeit und Verlassenheit gewichen. Es war ihr auch kein Trost, daß der alte Gärtner ihr oft erklärte, der Regen sei außerordentlich nötig gewesen, und sowohl der Park, wie die Felder könnten ihn wochenlang vertragen. Angela ver suchte sich darüber zu freuen, daß der vertrocknete Rasen sich erholte und die durstigen Blumen, erquickt von dem er sehnten Naß, die Köpfe wieder hoben; aber es war nicht immer leicht, die Dinge vom philosophischen Standpunkt zu betrachten, wenn die Aussicht immer durch graue Nebel schleier verhangen war, die Regentropfen monoton auf die Dächer und gegen die Fenster pladderten, und alle Büsche und Sträucher vor Nässe trieften. Spazierengehen war selbst für eine Naturfreundin wie Angela jetzt kein Vergnügen mehr, denn auf allen Wegen versank man knietief im Schmutz, und sogar der solideste Regenmantel gewährte keinen Schutz gegen die Regen böen. Und doch trieb das Verlangen nach Abwechslung und frischer Luft die junge Herrin von Schloß Kammerstein gar manches Mal hinaus, bis sie durch und durch nah und todmüde wieder zu Hause antam. „Es tut mir wirklich leid, Luise," pflegte sie dann entschuldigend zu ihrer Zofe zu sagen, wenn diese mit nicht allzu freundlichen Blicken die schmutzbespritzten Kleidungs stücke musterte. „Es tut mir wirklich leid, daß ich Ihnen die Mühe machen muß, das alles wieder auszubürsten,! aber ich konnte es nicht mehr im Hause aushalten, ich mußt« hinaus in die Luft." Ihre liebenswürdigen Entschuldigungen besänftigten das Mädchen, und wenn Luise auch in ihrem tiefsten Herzen dachte, es sei verrückt von ihrer jungen Herrin, bei solchem Weiter stundenlang auf den unwegsamen Pfaden im Regen umtzerzulaufen, nur um eben draußen zu sein, so mußte sie ihr doch auf der anderen Seite zugestehen, daß es recht langweilig sein müsse, den ganzen Tag so allein zu sein. Und dieses Alleinsein war es auch, was Angela fast zum Wahnsinn trieb. , Außer den paar Wochen, di« sie seinerzeit in Berlin auf der Suche nach einer Stellung zugebracht hatte, war sie nie vorher in ihrem ganzen Leben auf sich selbst an gewiesen gewesen. Ihre Mädchenzeit hatte sie ganz bet ihrer MtterLugebrgcht, und ibr Aukentdall Lei den Litfilfiä war enplyleoen weoer ruhig noch einsam gewesen. Und so kam es, daß, nachdem die Aufregung über die plötz liche Erbschaft und die eigentümlichen Umstände, unter denen ihre Heiratstattgefunden, sich gelegt hatte, die Reaktion mit doppelter Gewalt einsetzte, und das Leben ihr, nament lich bei schlechtem Wetter, unaussprechlich langweilig und nutzlos vorlaut. Das große Haus schien ganz furchtbar leer, und Angela war mehr als einmal versucht, Frau Diehl und deren Kinder auf ein paar Wochen zu sich einzuladen, um ein wenig Leben um sich zu haben, ein Vorhaben, das ihr wirklich nur von der Verzweiflung eingegeben sein konnte. Seit Frau von Trent so unverkennbar ihrs Absicht kundgegeben hatte, sich gegen die einsame junge Frau aus Schloß Hammerstein freundlich zu erweisen, hatten sich auch die übrigen Nachbarn bereit gezeigt, Angela in den ge heiligten Kreis der Grauberger Gesellschaft aufzunehmcn, und selbst die gestrenge Frau Bürgermeister kam ihr jetzt, wenn auch nicht freundschaftlich, so doch mit herablassender Liebenswürdigkeit entgegen. Aber Angela hatte die Emp findung, daß man sie trotz dieses äußeren Entgegenkommen» doch nur widerwillig aufnahm, und da« trug nicht gerade dazu bei, daß sie sich in ihrer neuen Umgebung heimisch oder gar glücklich gefühlt hätte. Frau von Trent war di« einzige Person, die sich ihr gegenüber wirklich herzlich gab, sie kam sehr oft aufs Schloß, und Angela hatte sie auch ein paarmal in „Villa Ahorn besucht, aber die junge Witwe war einen großen Teil der September nicht in Grauberg gewesen, und das melan cholische Wetter hatte sehr niederdrückend auf Angelas Stimmung eingewirkt. Die kurzen Briefe ihre» Gatten, die ihr anfänglich einigen Trost gewährten, hatten auch aufgehört zu kommen, und in dem letzten Schreiben, das ihr zugegangen war, hatte er ihr mitgeteilt, er werde sich jetzt in da» wilde Hinterland begeben, wo die Möglichkeiten, in Verbindung mit der europäischen Kultur zu bleiben, schaurig und selten wären. Obgleich Erich Martens' Frau ihren Gatten tatsächlich nur zweimal gesehen hatte, so war ihr doch sein fester Händedruck beim Abschied deutlich in der Erinnerung ge blieben, und sie hörte immer noch seine letzten Worte: „Später einmal — vielleicht —" tm Ohr klingen. Und zuweilen stieg ein leidenschaftliche« Verlangen in ihr auf, noch einmal sein Gesicht zu sehen und seine Stimme zu hören, ein Berlanaen. da» sich geradezu zum physischen Schmerz steigerte.-
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