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- Erscheinungsdatum
- 1923-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192310307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-30
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Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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WS vemqe zu» «leseer regevlett. Dienstag, «v. Oktoder ISS», adeni«. 7«. Jayrg. Die Schale ahne Sern PotncarS nach der Konferenz von Lonnes wl.u.i «rgimser Briand stürzte, weil er angeblich die franzö- tische Politik in- Schlepptau Englands habe nehmen lassen, dä wandte sich der neue Mann, dessen Name zugleich ein Programm bedeutete, vor allem gegen das System der Konferenzen. Frankreichs Politik verträgt nicht die Ber. tretuna an einem Verhandlungstisch. Sie ist in ihrer DWtrebigkeit und GrabliniMt nur möglich, solange sie Acht in ein Parallelogramm verschiedenartig bewegter MEto etngespannt ist. Zwar hat auch Brirnk eS stets verstanden, den Ausweg einer mittleren Linie zwischen seiner Auffassung und dem Standpunkte Lloyd Georges zu verhindern. Alle Lösungen, die auch vor oem Amts antritt Poincarös erstrebt worden sind, anrgen ihrem Sach- «kerne nach nach Frankreichs Willen. Poincarö befürchtete jedoch, daß die zur Umhüllung deS Kernes gewählten Formen allmählich in ihrer ständigen Wiederholung störend wirken würden. So kam der Bruch mrt vem System der Konferenzen, der Bruch nnt England. Frankreich ging seinen eigenen Weg und ging ihn, vom französischen Stand- punkte ans, erfolgreich. Deutschland ist in einen Zustand der vollendeten Zersetzung auf wirtschaftlichem und poli- Mchem Gebiete gebracht worden. Frankreich braucht seiner Llmicht nach nur noch kurze Zeit in der Behandlung des Ntedergeworsenen Gegners sich treu zu bleiben, und die Gemhr einer Wiederauferstehung des Siebzig-Millionen- BolreS ist, immer vom französischen Standpunkte aus. be trachtet, beseitigt. Gerade in diesem Augenblicke kommt das störende Angebot einer neuen Konferenz, das schon grundsätzlich den Prinzipien Poincarös widerspricht. Ter franzö- sis«e Ministerpräsident denkt nun aarnicht daran, sich im Vertrauen auf seine diplomatischen Fähigkeiten und auf die unangreifbare Machtstellung seines Landes an den Disch Lu setzen und dort die Absichten seiner verbündeten Gegner zunichte zu machen. Er will von vornherein die sogenannte Weltkonferenz ihres BedeutungS- rerneS berauben. Sie soll eine taube Schale sein, die er England in den Schoß werfen will, falls England sich auf dieses Täuscherkuiiststitck einläßt. Wre gewöhnlich faßt er seine Absichten in einer Kriegerdenkmals- rede zusammen. Zunächst beweist er mit den bereits be kannten Advokatenkunststücken, die den staunenden Bewoh- PsrndeS Oertchens Sampigny vrelleicht einleuchten mögen, dis Böswilligkeit Deutschlands zum tausendsten Male. An ttno den Verhältnissen entsprechende Schuldfestsetzung denkt tzv nicht. „DaS Zahlungsstatut ist Deutschland mit Ulti- ntzrtmn mitgeteilt worden, Tie Festsetzung ist also end- 'gülttfl" Damit ist der Fall erledigt, mag auch Europa darob die Krämpfe kriegen. Ten Gedanken, daß Deutsch land etwa in einer Konferenz, die er von vornherein lächerlich macht, gehört werden soll, weist er als em eug- WcheH „Ansinnen" zurück. Der Friedensvertrag ist sem Gott, die Reparationskommission ist Prophet und Statt halter dieses Gottes, an dessen Unfehlbarkeit nicht gerührt werden darf. ! ^Fn England herrscht über diese Haltung starke Verstimmung, die sich natürlich entsprechend der Aktivität der in Frime kommenden Gruppen abstuft. General Smuts hält alle Bemühungen auf der von Frankreich vorgeschla- aenen Grundlage von vornherein für zwecklos. An amt lichen Kreisen ist man naturgemäß in seinen Aeußerungen zurückhaltender, wenn auch die Grundstimmung wohl die gleiche ist. Naturgemäß wird man von der englischen Re- gierung aus versuchen, die vorbereitenden Verhandlungen weiter zu führen und eine Einwirkung auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege über Brüssel er streben. Groß sind die Aussichten dieser Weiterverhand- lungen, die zur Wahrung des Gesichtes geführt werden, nicht gerade. . Die eaglische Sabinettsfitz««-. ' London. Das Kabinett hielt gestern abend eine lange Sitzung ab, in der die Antworten auf die Vor schläge Frankreichs und der anderen alliierten Mächte für die erneute Prüfung de SReparations- problems unter amerikanischer Beteiligung erörtert wurden. Curzon hatte gestern morgen diese Ant worten ün die Alliierten der britischen Reickskonferenz^ übermittelt und die Premierminister der Dominions Hal-, ten ihre Ansicht über den gegenwärtigen Stand ber An-" aelegenheit bekartnt gegeben. Tie Meinungen, wie sie in der Presse zum Ausdruck gelangen, scheinen aber geteilt > zu sein, ob die vorgeschlagene Untersuchung, die durch' dis Einwände Poincarös recht beschränkt werde, irgendwel chen Nutzen erzrelen könnte. An einigen Kreisen ist man der Ansicht, Laß die Vorschläge durch die Einwände Poincarös. so entwertet worden sind, daß sie fast zwecklos wären. Dagegen hält man es in anderen Kreisen noch immer für möglich, daß die Untersuchung doch euren gewissen Erfolg haben könnte, und auch aus diesem Grunde vor genommen werden solle. Die britische Regierung hat in ihrem Wunsche, einen Fortschritt zu erzielen, die Haltung Amerikas zu den Reparationen berücksichtigen müssen und ebenfalls tue Weigerung Amerikas, an irgend einer Kon ferenz teilzunehmen, ohne daß es von den europäischen Alliierten eine Einladung erhalten habe. Auf der anderen Seite bleibt jedoch die Weigerung Frankreichs, die Ein ladung an Amerika zu unterzeichnen, da es durch die Teil nahme Amerikas eine .Einschränkung der Positionen ' der Reparattonskommission erblickt. Umfangreiche BetriebSstillegimgeu im Ruhrgebiet. - Aus gutuntetrichteten Kreisen des Ruhrgebiets wird unÄ mitgeteilt: Die neue Woche werd zweifellos zu den schwersten Zeiten gehören, die das Ruhrgebiet bisher erlebt hat. Die Betriebsstillegungen sind heute in einem Maße erfolgt, dcK der völligen Arbeitseinstel lung gleichkommt. An nahezu allen größeren Wer ken stehen die Maschinen still und die Schlote rauchen nicht mehr. Tie Verantwortung für diesen Zustand und seine Folgen haben einzig und allein die Besetzungsmächte zu übernehmen, die durch ihre Maßnahmen und ihre uner- füllbaren Bedingungen die jetzige Lage geschaffen haben. Auf deutscher Seite besteht nach wie vor VerHand lungsbereitschaft und es bedarf nur einer vernünf tigen Stellungnahme der interalliierten Kontrollkommission für die Hütten und Bergwerke. An einem solchen Falle er scheint eine Einigung nickt ausgeschlossen, Ivie zum Bei- fptel die Verhandlungen der Firma Krupp be weisen. Aber auch selbst wenn in den nächsten Tagen Ab kommen abgeschlossen werden können, die eine Wiederauf nahme des. Betriebes gestatten, bestehen Schwierigkeiten aeniig, die der produktiven Arbeit im Mae stehen. Tie Transportfrage ist immer noch, ungelöst. Wenn eS Nicht gelingt, Erze, Roheisen und Koks an die Werke heranzu bringen und d« Fertigfabrikate auszuführen, so ist die Wirtschaftlichkeit dieser Werke selbst durch Abkommen der- kchiedenster Art nicht um einen Schritt gefördert. Tie Regie entschuldigt sich neuerdings damit, daß die deutsche Eisenbahnverwaltung das nötige Material nicht zurücke» üatt^. M. ^ELS^äLdüch ^MweMlt?werdeL.'.dckL Lautende^ von Wagen auf den toten Strecken des Ruhrreviers stehen. Ab Montag, den 29. Oktober ist für den Regiebetrieb ein neuer Fahrplan vorgesehen, der eine Verstärkung des Be triebes und die Betriebsaufnahme auf bisher noch nicht befahrenen Strecken bringen soll. In einer solchen Be kanntmachung der Regie ist jedoch schon mitgeteilt wor den, daß die Wiederinbetriebnahme bisher stillgelegter Strecken noch nicht erfolgen kann. Es fehlen der Regie vor allem die höheren deutschen Eisenbahnbe amten, die in der Lage wären, eine Reorganisation des Verkehrs im Ruhrrevicr durchzuführen. KrsnzSstsche verhandln«--« mit Sru-v. W verlautet, daß die Verhandlungen der Firma Krupp mit der französischen Kommission in Düs seldorf in den nächsten Tagen zu einem Abschluß gelangen werden. Die Firma Krupp soll dadurch die Möglichkeit erhalten, gegen Hinterlegung einer Sicherheit ohne Festlegung auf spätere Dauerabgaben die produk tive Arbeit in einem gegenüber den letzten Wochen erweiterten Maße wieder aufzu nehmen. Hierdurch würde sich eine längere Arbeitslosigkeit für etwa 75 000 Arbeiter und Angestellte in Essen, Rheinhausen sowie den Kruppschen Zechen vermeiden lassen. Ueber die Verhandlungen zwischen den Ruhrindustriellen und der Angenienrmis- sion berichtet Havas aus Düsseldorf: Die Verhandlungen Würden in Düsseldorf fortgesetzt werden und man nehme an, daß es in dieser Woche zum Abschluß wichtiger Abmachungen kommen werde, durch die sich die Zahl derjenigen Gruben- und Fabrikbesitzer, die bereit seien, die Reparationslieferungen wieder aufzunehmen, von 27 auf 90 Prozent erhöhen würde. Die Gewerkschaftsführer bet Degoutte. Essen. Der freie christliche und Hirschduntersche Ge- werkschaftSverband sind bei General Degoutte vorstellig geworden, um ihn auf die wirtschaftliche Notlage in der Industrie und der Arbeiterschaft von neuem hinzuweisen. D-egoutte versprach den Arbeiterführern, alles zu tun, um die wirtschaftliche Ordnung wiederherzustellen und Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Er stehe einer Kreditbeschaf fung der Andustrie nicht rm Wege, er wolle fie sogar fördern. Tie Wiederherstellung der Bahnneye könne noch einige Zeit dauern, da die deutsche Sabotage viel Schaden angerichtet hat. Immerhin sei sein Bestreben darauf ge richtet, möglichst wieder recht bald geordnete Verhältnisse zu schaffen. Ern positives Ergebnis hatte die Besprechung nicht, in Gewerkschäftskreisen mißt man diesen Bespre chungen daher wenrg Bedeutung zu. Der bayrische «abivettsrat verschöbe«. , , Der bayrische Ministerrat, der zur Beantwortung der Note der ReichSregierung über die Wiederherstellung der RelchSbefehlgewalt in der bayrischen Reichswehr für gestern in Aussicht genommen war, bat, wie wir erfahren, picht stattaesunden, sondern ist auf heut« Dienstag vormittag verschoben worden. Die bayrisch« GtaatSregieruna will der der großen grundsätzlichen verfassungsrechtlichen Bedeutung di« Ungelegenheit nicht überstürzen. »ras Lerchenfeld zu de« Vorgängen i« Bayer«. ' An einer Zuschrift des ehemaligen bayerischen Gesand ten in Berlin Grasen Lerchenseld an die „Münchener Neue sten Nachrichten" heißt es: An einem Augenblick, in dem Deutschland mit dem Verluste eines seiner wertvollsten Territorien bedroht ist, spricht man von der Trennung Bayerns vom Reich. Daß eS nicht baz« komme« wird, davon bi« ich überzeugt; aber es ist schlimm genug, daß man überhaupt davon sprechen kann. Wer will die Trennung? Außer einigen Querköpfen, die sich keine Vorstellung von den politischen, wirtschaftlichen und finanziellen Folgen machen können, will sie niemand. Weder die führenden Männer in Berlin, noch in München. Aber wegen einer an sich sehr untergeordneten Frage ist eins Meinungsverschiedenheit entstanden, die Gemüter haben sich erhitzt, man zog Dinge herein, die mit der Sache eigent lich nichts zu tun Haven und plötzlich steht Las Gespenst eines schweren Konflikts vor uns. Er wirb geschlichtet werden, denn er muß geschlichtet werden, daran kann ich nicht zwei feln. Es ist nicht denkbar, daß das Werk, von dem die Deutschen durch Jahrhunderte geträumt und das sie in fünf zigjähriger Arbeit ausgebaut haben, zur Freude unserer Feinde und unter ihrem Hohn von unS selbst zerstört wird. Wo der Wille ist, da findet sich auch ein Weg. Aber es ist . hohe Zett, -aß er beschritten wird. Äon beiden Seiten müs sen Opfer gebracht werden,, indem man bas Trennende bei seite schiebt, das Einigende heraushevt. Graf Lerchenfeld geht dann in der Zuschrift auf Bis marcks Wirken zur Erhaltung ber Einheit unter den Bun desstaaten ein und fährt fort: Möge.die Methode, die durch 80 Aahre den Frieden zwischen den Bundesstaaten erkalten hat, auch diesmal von beiden Teilen angewandt werden. Was beoeuten Rechts lagen, ja auch einzelne Verfassungsfragen, gegenüber der Unendlich viel wichtigeren Frage der Einheit des Deutschen Reiches? Wirb diese aus Len Stürmen dieser Zeit gerettet, dann —aber auch nur dann — -ürfen wir auf eine bessere Zukunst rechnen. Der Boden muß erhalten bleiben, auf -em man dereinst neu äufbauen kann. Die Reichsleitung soll nie vergessen, Latz nicht der Einheitsstaat, aber der Bun desstaat dem Genius der deutschen Nation entspricht. Der Bundesstaat hat unS geeint, der Einheitsstaat droht uns zu trennen. Bayern aber soll nicht vergessen, was des Reiches ist und was es dem Reiche verdankt. ES ist in hohem. Grade unerfreulich, welche Hetze von einem Teil der Presse gegen Bayern getrieben wird und wie dieses der schwärzesten PlänS beschuldigt wird. Nicht minder unerfreulich ist das Echo hierauf, das aus einzelnen bayerischen Blättern gegen Preußen klingt. Darin liegt eine große Gefahr für die Einheit. Möge auch die Presse sich ihrer hohen Aufgabe bowutzt werben und statt Del in das Feuer zu gieße», die Nation Immer wieder mahnen, das kostbare Gnt der Einheit zu wahren. Der Gampf mit de« Sonderbündler«. " Die äuS allen Teilen des besetzte» Gebietes bei der ReichSregierung einlaufenden Nachrichten beweisen, daß die eingesessene Bevölkerung der Rheinland« und des Rnhrge- bietes dem hochverräterischen, von landfremden Elementen »«gezettelten Separatistenputsch mit verschwindenden Aus nahmen völlig ablehnend gegenüber steht. Der Separati« ftenpntsch ist damit trotz der gewaltsamen Inbesitznahme einiger öffentlicher Gebäude von vornherein z«m Scheitern verurteilt. Mit bezahltem Gesindel läßt sich kein Staat gründen. Die verzweifelten Anstrengungen der Separa tisten und ihrer Helfer, die Bevölkerung durch Einschüchte rungen und falsche Nachrichten zu beeinflusse», vermögen daran nichts zu ändern. Die ReichSregierung zollt der stand haften Haltung der Bevölkerung -er besetzten Gebiete vollste Anarkeununa. Sie weist, daß die besetzten Gebiete, sich durch !! nichts vom Baterlande trennen lasse« und ihm auch weite» die Treue halten werden. Die Laa« in Duisburg hat infolge -er Haltung der bel gischen Besetzungsbehörde eine Verschlechterung erfahren, Gestern nachmittag ist der stellvertretende Qberbürger»«!, ster Sind von den Separatisten verhaltet worden. Kind hatte die Bevölkerung in einer öffentlichen Bekanntmachung vor ber Annahme des gefälschten Notgeldes gewarnt, das dit Separatisten herausgegeben haben. Tie Duisburger Ge schäftsleute, die sich geweigert hatten, das gefälschte Notgeld anzunehmen, wurden von Separatisten mit vorgehallener Pistole zur Annahme gezwungen. Die belgischen Patrouillen griffen nicht ein. Das Nathans ist immer noch von bewaff neten Separatisten besetzt. Es ist der Bevölkerung nicht mög lich, die Sonderbündler zu vertreiben, da auch gleichzeitig starke belgische Truppcpabteilungen sich im Nathause befin den, und da deutsche Gegenmaßnahmen zur Vertreibung der Sonderbündler als Angriff gegen die belgischen Truppe« aufgefaßt werden. Am Laufe der letzten Tage war aus allen Kreisen der Bevölkerung ein Selbstschutz gebildet worben, der den Schutz der öffentlichen Gebäude übernehmen sollte und der die Aufgabe hatte, die Rathäuser in Duisburg- Nuhrori, Tuisburg-Meidcrich und Tuisburg-Beeck vor dem Zugriff der Separatisten zu schützen. Dieser Selbstschutz ist gestern in Tuisburg-Beeck von belgischen Truppen entwaff net worden. Infolge des Verhaltens der belgischen Behör den vermögen sich die Separatisten in TuiSburg noch zu hal ten. Tie Schwierigkeiten steigern sich jedoch stündlich. TaS gilt besonders von der Arbeitslosenfrage. Tie Separatisten haben am Sonnabend Lebensmtttellager, die dem Konsum verein gehören, mit Gewalt geöffnet und die Lebensmittel an die Arbeitslosen verteilt. Wie zuverlässig verlautet, sind von Len Separatisten auch belgisch-französische Militärkon» scrven zur Verteilung gebracht worden. )l Frankfurta. M. Nach einer Blättermeldung auS Darmstadt haben die Franzosen eine große Anzahl Bürger in dem benachbarten Arheilgen «ach Mainz transportiere« lassen, weil die Bewohner gegen dt: Separatisten in Arheil gen scharf Stellung genommen und der Bürgermeister einige in Schutzhaft hatte nehmen lassen. Tie Franzosen haben die sofortige Freilassung der Separatisten verlangt und, ohne die Entscheidung der deutschen Behörde abzuwarten, bi« obigen Verhaftungen vornehmen lassen. München-Gladbach, Neuß, Preum und mehrere ander« Orte sind von den Separatisten srei. An Trier sind anstelle der separatistischen Posten sranzösische Pofte« ausgestellt worben. Bayer«- Sampf Hege« die Reichssteuer«. Tie bayerische Landesbauernkammer und der bayerische Handwcrkerkammertag fahren in dem gemeinsamen Kampfe gegen die neuen Reichssteuern fort. Der General- stabSkommissar hat sich veranlaßt gesehen, an die Landes- finanzämter das dringende Ersuchen zu richten, daS von den am 1. und 5. November fälligen Steuerraten, die der Landabgabe und, soweit der Mittelstand in Betracht kommt/ auch die Arbeitgeberabgabe unterbleibt, bis auf dre pon der bayerischen Regierung neuerliche, zwe« Milderung der Steuergesetzgebung und des Steuervoll- zugcs eingeleitete Schritte eine weitere Stellungnahme der Reichsregierung erfolgt. Dir Landesbauernkammer und die Handwerkerkammer haben daher an die Landwirte und die Gewerbetreibenden die Anweisung gerichtet, die am 1. und 5. November fälligen Steuern an Landabgabe uNd Betriebssteuern solange nicht zu leisten, bis eine Revision dieser Steuergesetze auf Grund der Entschließung des Ge- neralstaatskommissars an die Landesämtsr erwlgt ist. Tie Handelsbauernkammer hat sogleich an die bäuerisch« Landwirtschaft das Ersuchen gerichtet, durch unentgeltliche Naturalabgabe die Not der städtischen Kreise in weitem Umfange zu lindern und alles zu tun, um die Lebensmittel versorgung zu sichern. -- Löhne i« wertbeständigen Zahlungsmittel«. In einer Besprechung, die am 29. dr. MtS. im Reich«- arbeitSministerium »wischen den beteiligten RctchSressortS und Vertretern der Svitzenverbände der Arbeitnehmerschaft stattaesunden haben, wurde auf Grund der Erklärungen de» Vertreter» de» RrichSsinan,Ministeriums sestgestellt, baß wertbeständige Zahlungsmittel in einer zur Lohnau»»ah< lung auSreickenden Menge in der laufenden Woche noch nicht zur Verfügung stehen. Erst in der kommende« Woche wird ein geringer Bruchteil der Löhne und Ge- hälter»wertbeständia au»gezahlt werden können. Der Urber- gang zur völligen Bezahlung in wertbeständigen Zahlung»- mittrln wird dann noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Er kann sich naturgemäß nur in dem Ausmaß vollziehen, in dem die Herstellung wertbeständiger ZahlunaSmittel technisch möglich ist. Dabei ist zu beachten, daß wett- beständige Zahlungsmittel eines erhöhten Schutze» gegefi Fälschungen bedürfen und daher in der Herstellung gewissen Beschränkungen unterliegen. Alle Beteiligten waren dar über einig, daß die Verteilung der wertbeständigen Lohn- zablnnaSmittel auf die einzelnen Berufe und VrwerbSzweigr möglichst gleichmäßig erfolgen müsse und hierbei inS- besondere das Reich nickt schneller als die PrivatindustrI« Vorgehen darf. Die Vertreter der Spitzengewerkschaften forderten einmütig den sofortigen Uebergana »ur Berech nung der Löhne in Goldmark. Eine endgültige Klärung dieser Teilfrage ist noch nicht erfolgt. DI« Besprechungen hierüber sollen daher am Mittwoch, 31. Oktober unter Hinzuziehung der Bereinigung der Deutschen Arbeitgeber verbände fortgesetzt werden. Eine Erklär««- der Reichsbattt. )( Dresden. Bon der RrichSbank wird mitgeteikt! Die durch die überraschend «iiigetreten« Geldentwertung beroorgerufenr Geldzetchenknappbeit ist von interessierter Seite benutzt worden, um gegen die Reichswehr zu Hetze«, In den letzten Tagen der vorigen Woche wnrd« da« Gerücht verbreitet, daß da» Wehrkreirkommando di« Geldbestände der Reichsbank für Trnppenzwrcke beschlaguabmt habe. Demgegenüber wird festgestellt, daß zu keiner Zeit, weder vom Wehrkreiskommando noch von irgend einer anderen Stell« der Reichswehr dir Beschlagnahme von Reichsbank, geldrrn vorgenommrn oder auch nur beabsichtigt worden ist. Die ReichSbank nimmt die Verteilung der eingehenden Gelder vollkommen selbständig vor nach Maßgabe der ihr »ur Verfügung stehenden Mittel. Der Geldbedarf der Reichswehr fpielt auch bei ihrer verhältnismäßig geringe« Kopftahl nur «ine untergeordnete Rolle gegenüber den großen von der Industrie und vüm Handel benötigten Summen, Wie wir hören, ist da» Wehrkreiskommando bei den in Frag« kommenden Reichsftellen und beim Reichs bankdirektorium in Berlin bereit« mehrfach dringend vor- stellia geworden, um Sachsen in anbetracht seiner besonderen wirtschaftlichen nnd politischen Schwierigkeiten bet Verteilung der Geldmittel b«vor»ugt zu behandeln. Die Reparationslieferungen an Gerbte». Der Wert der bisher geleisteten deutsche» Reparationen belauft sich nach einer Erklärung, di« der jugoslawisch« Gesandte in der Pariser Reparationskommtssion BoSkowitsch im oestriarn Ministerrat abaeoeben bat. aus tnSaelaqtt
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