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- Erscheinungsdatum
- 1923-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192310164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-16
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Monat
1923-10
-
Jahr
1923
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n Köln. In Köln-Kalk kam es gestern zu Plündern«« »en. Als die Polizei eingrisf, wurde sie von der Menge mit Flaschen, Steinen usw. beworfen, auch soll ein Schutz gefallen sein. Hierauf machte die Polizei von der Waffe Gebranch, wobei eine Person getötet und eine zweite verletzt rrmrde. Neichöminister Sollmann in Köln. Der Neichsmintstcr des Innern Sollmann ist gestern in ictner Eigenschaft als Mcichstagsabacorbncter der besetzten Gebiete in Köln clngctrosfen, nm sich persönlich über die Notlage der Nbcinlande zn unterrichten, die in den letzten Tagen zu w schweren Ausbrüchen der Volksstimmung in mehreren Rsieinstädten geführt hat. Er erklärte dem Vertreter der „Kölnischen Zeitung", das, die Neichörcgicrnng die Bor» gänge i n besetzten Gebiete mit der schärfsten Aufmerksam keit verfolge. Leider seien durch die Kabinettskrise die Ka- bincttSbeschliisse verspätet erfolgt und die Weigerung der fran zösischen Negierung, leinen NeichSlvmmissar für das besetzte Gebiet zuzulassen, habe die Schwierigkeiten gesteigert. Nm Sonntag haben in Berlin zwischen dem Ncichsarbeitsminister Dr. BrannS, der ebenfalls Rheinländer ist, und den Vertre tern der Länder Besprechungen über eine Erhöhung der Er- werbslosennnterstützung stattgefundc». De» Erwerbslose» der besetzten Gebiete wird durch sosortige Zuschüsse geholten werden. Tie Reichöregicning wird fortsahren, mit den Besatzungsbehörden Verhandlungen über die Ingangsetzung des Wirtschaftslebens im Ruhrgebiet anznstreben. Ferner wird die Neics'Sregiernng indirekt tbrcn Einflntz geltend machen, damit die einst so blühende Wirtschaft sich wieder er holt. Tie Lasse im Rnhraebiet. dem Ruhrgebiet wird n. a. mitaetellt: D-.» d«S Rcicheverkrßr-minister- an die Eisenbahner im besetzten Telnet zriat, dass von deutscher Seite alle« getan wird, nm »ine Entspannung der Lage berbelznfübren. Mi« an» Kreisen der Eiscnbabngewerkschasten verlautet, werden auch dies« ihren ganzen Einflntz nnsbieten, damit die allgemeine Arbett-anfi'nbme sich möglichst schnell und reibungslos vollzieht. Eine arnndlegcnde Neudernug der Lage ist aller. bingS nur möglich, wenn der Güter- und Personenverkehr wieder ans den Stand vom i 1. Januar d. I. gebracht wird. Dem Dernrbmen nach beabsichtigt die Menie, einstweilen nur den Verkehr auf den groben Ost-Wcst-Strecken zu vrr- stärken. Da dies nach Einsicht führender WirtschaftSkreise nicht genügt, ist beantragt worden, dass mit größtmöglicher Beschleunigung alle stillgrlegten Strecken wieder in Ver- kebr genommen werden und datz die Nnschlüfse nach dem nnbesetztchi ltzebiet sickeraestesit und die Nnschlutzaleiie der Zechen wieder freigrgcben werden. Eine Besserung der Geiamtlaae kann aber auch nur eintreten. wenn di« militärischen Eingriffe in die Wirtschaft ansbören. Di« gestrige Besetzung der Zechen Gras Beust und -HcrknleS bat neue Erregung unter der Arbeiterschaft b-rvora-rnsen, da eine solche Belebung narb Ausgabe des passive» Wider staude« völlig sinnlos ist. Bei Krupp wurden außerdem für die Eiieiibahnregie 2 t Gntcrzuglokomotivrn und K72 Güterwagen rrguiriert. Dank des Ministerpräsidenten rruMiu» an die Pfalz. München. Der bäurische Ministerpräsident Dr. v. Knlllina hat im Einvernehmen uj.it dem gesauitcu StaatSmiuifterium an die pfälzische Bevölkerung nachstehende Kundgebung erlassen: Rach einem iu seiner Art und in keinem Umfange in dec Geschichte noch nie dageweiruen Widerstand von Ehrgeiz muhte die bisherige Abwehr gegen einen rechts- widrigen und srcvelbasten Einbruch in ein wehrlose« deutsches Land ansgcgebcu werden. Die MeichSregierung weitz sich mit dem Vertreter der besetzten Gebiete ein- in der Ansfassnug, datz die weitere Fortführung de- Wider standes mehr gegen das eigene Volk al« gegen den Angreifer geneckt hätte. So grotz auch der Schmer» ist, datz die Maßnahmen aufgehoben werden mutzten, so erhebend ist auch die Rückschau auf di« vaterländische Haltung der ge samten beteiligten Bevölkerung unter der Zurückstellung jeder trennendcn Gegensätze. — Tie bayrische Regierung ist stolz daraus, datz die Pfalz in der Abwehr iu Treue und Opiermut keinem anderen Gebiete nachgestandcn hat und so bleibt uns in diesem schweren Augenblick nur noch di« eine Pflicht, all den tapferen Kämpfern in der Pfalz unseren heißesten Tank und unsere herzlichste Anerkennung au«- »usprrchen. Dieser Tank gilt der gesamten Bevölkerung, sowohl denen, die auSgewiesen und in harte Hast gesetzt wurden, wie auch denen, die bis zulebt treu au-geharrt haben. Er gilt insbesondere auch der Beamtenschaft, von der «ine erschütternde grotze Zahl ihre Treue zum Staat mit Ausweisung und Cesängnir büßen mutzte. Allen sei dauernd Tank. Er wird alles geschehen, um die Not »u Angelas Heirat. Roman von L. G. Moberly. 7. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Der Iustizrat konnte die Hitze nicht vertragen, sie machte Ihn reizbar und nervös. Aergcrlich wollte er schon klingeln und fragen, warum man nicht früher dafür gesorgt, die Sonnenstrahlen zu verbannen, aber er unterdrückte diese Regung und setzte sich vor seinen Tisch und zog die Briefe heran, die da lagen. Doktor Grüning hatte etwas pedantische Ansichten be treffs der Korrespondenz und hätte es niemals seinem Bureauchef oder dem bei ihm arbeitenden Referendar ge stattet, die Post zu öffnen. Da Doktor Jansen aber vor Wahrnehmung der Termine nicht im Bureau zu erscheinen pflegte, so mußte der Iustizrat sämtliche Briefe selbst durch setzen, um dann seine Anordnungen zu treffen. Oben auf dem Haufen von Schreiben, die die heutige Morgenbestellung gebracht, lag ein kleines elfenbeinfarbenes Kuvert, von einer steilen Damenhandschrift adressiert. Bei dem Anblick dieses Briefchens glitt ein, man möchte fast sagen, schelmisches Lächeln über das ernste Gesicht des Justizrats und leuchtete besonders in seinen klugen, grauen Äugen auf. „Von der Erbin des alten Kästner, oder mein Name ist nicht Georg Grüning," brummte er vor sich hin. „Das ist doch die Handschrift eines jungen Mädchens. Na, wenigstens hat sie die Sache prompt erledigt, denn sie hat umgehend geantwortet. Jetzt wollen wir mal sehen, was sie sagt und wes Geistes Kind sie ist." Er öffnete das Kuvert, wie er dies stets zu tun pflegte, mit einem schmalen Papiermesser und las mit kritischen Augen das kleine Billett, das darin enthalten war.- Friedrichstraße 246, Berlin SW> 14. Juli. „Sehr geehrter Herr! Ich fürchte,-»Ihrem Brief an mich liegt ein Irrtum zugrunde. Ich kenne keinen Herrn Matthias Kästner, habe auch nie von ihm gehört und kann daher nicht seine Erbin sein. Ich werde Sie inorgen um elf Uhr in Ihrem Bureau ci"fstichcn. Hochachtungsvoll Anaela Karbera.* «leichtern und so wieder di« geraubt« Heimat »urück- »usühren. Urber Vr»einsachuna von SollformalitSteu. ( Genf. Dir vom Völkerbund «Inberufene tn«<r- nationale Konferenz für di« Vereinfachung von Zoll- formalttüten, auf der auch Deutschland vertrrten ist, wurde beute vormittag tm Völkerbund-sekretariat durch ein« Rede des vom Völkrrbund«rat ernannten Präsidenten Biirton er- öffnet. Buxton betonte, daß laut Veschluft de« Rat« di« Konferenz sich nickt mit der Zolltarif- und Handelsvertrag«- Politik der einzelnen Staaten zu befassen babe, sondern nur mit der Vereinfachung der Zollformalitäten. Dies» Frag« sei aber angesichts der aegenwärtlaen Verhältnisse besonder« wichtig für den wirtschaftliche» Wiederausbau. Und zwar sei eine Steigerung de« internationalen HandelSverkebr«, por allem in den vom Krieg« betroffenen Ländern, unent behrlich, sie werde aber gegenwärtig durch nutzlos« und ver wickelte Zollformalitäten erschwert. Andererseits seien durch die Grenzveränderungen und FriedenSverträg« neu« Zoll verwaltungen und neue Zollschwierigkeiten entstanden. Di« normalen Handelswege seien desorganisiert oder würden abgelenkt. An« allen diesen Gründen sei di« Einbernsung einer Zollkonserenz gerade im jetzigen Zeitpunkt angezeigt. Bnxton sprach weiter seine Befriedigung darüber au», daß die Vereinigten Staaten sich wenigsten« durch einen Beob- achter vertreten ließen. Dir Konferenz vertagte sich hierauf auf beute nachmittag. Eine Erklärung des deutschen Vertreters. )( Genf. Tie internationale Zollkonferenz erledigte gestern nachmittag die allgemeine Aussprache über das vom Wirtschaftskomitee des Völkerbundes ausgearbeitete Ar beitsprogramm. Tabei gab tm Namen der deutschen Delega tion RegierungSat Ernst tn deutscher Sprache die folgende Erklärung ab: Die deutsche Negierung hat die Einladung zur Genfer internationalen Konferenz über Zollformalitä ten gern Folge geleistet, umsomehr, als sie mit Freude jede Gelegenheit ergreift, um die friedliche Zusammenarbeit unter den Nationen zu fördern. Ich kann erklären, daß die deut sche Delegation grundsätzlich mit dem Programm, wie cS im Wirtschaftskomitce anSgearbcitet wurde, einverstanden ist, daß sie sich jedoch vorbchält, im einzelnen Vorschläge zu Acnderungcn und Ergänzungen zu machen. Tie deutsche Ne- giernng ist gewillt, sich durch ihre Delegation in weitestgehen dem Maße an den Arbeiten der Konferenz zu beteiligen, und was an ihr liegt, dazu bcizutragen, daß nicht nur beher zigenswerte Beschlüsse gefaßt, sondern daß diese auch in loyaler Weise in die Tat nmgesctzt werden. Verzicht des Reichspräsidenten aus die Hälfte seiner Aufwandsgelder. Der Reichspräsident hat in einer Zuschrift an den Reichskanzler niitgctcilt, daß er im Hinblick ans die Finanz lage deS Reiches und den Ernst der Zeitverhältnisse künftig bis auf weiteres aus die Hälfte der ihm nach dem Reicks- haushaltSplan zustehcndcn Auswandsgcldcr Verzicht leiste. Der Danziger Gulden als Rcchnnngseinheit. Die Einsührnng des vorläufigen Danziger Guldens ist gesichert. Nachdem es in den Verhandlungen während der letzten Tage möglich geworden ist, die großen technischen und finanziellen Schwierigkeiten einer Einführung zu beseitigen, wird Ser Danziger Verkehr damit rechnen können, daß be reits in den ersten Tagen der nächsten Woche wertbeständige Zahlungsmittel in Abschnitten von einem Danziger Gulden sowie 50, 10, 5 und einem Danziger Pfennig in Umlauf ge setzt werden können. Tic erforderliche Organisation, welche gegen Einzahlung von englischen Pfunden die neuen Gel'' scheine in Verkehr setzt, ist in Bildung begriffen. Die Druck aufträge sind bereits erteilt. Ter Senat hat den Vorschlägen, dte ihm gemacht worden sind, zugestimmt und wird dem VolkStag brüte Dienstag einen Gesetzentwurf vorlegen, wo nach der Danziger Gulden als Rcchnnngseinheit anerkannt wird und di e erforderlichen sonstigen gesetzlichen Bestimmun gen erlassen werden. — Nach wie vor bleibt aber die Reichs mark das alleinige gesetzliche Zahlungsmittel in Danzig und muß cS bis zur endgültigen Einführung der neuen Danziger Währung bleiben. Bis zur Erscheinung des vor läufigen Guldens muß der Verkehr sich mit Hilfe der vor handenen Zahlungsmittel abwickcln. Eine Zurückweisung der Reichsmark widerspricht auch den gesetzlichen Bestttn- mnngen und gefährdet die Einführung des wertbeständigen Geldes. ES ist vorgckommen, daß die Annahme von Reichs mark rechtswidrig verweigert worden ist. Zunächst beschränrt sich diese Weigerung auf wenige Fälle, nimmt sie aber über hand, so würde das Wirtschaftsleben unmittelbar vor Ein führung eines vorläufigen wertbeständigen Geldes neuen schweren Erschütterungen ausgesetzt, dte den Erfolg des gan zen Werkes tn Frage stellen könnten. ' „Sle meint, sie kann nicht des alten Kästners Erbin sein," lachte der Iustizrat. „Naiv von ihr, aber sie weiß, was sie will, und genau das sagt ihr kurzes Briefchen. Kein Wo-t zu viel oder zu wenig. Ich möchte wetten, daß das Mädchen Charakter hat. Hoffentlich ist sie so wie ihr Brief." Er legte das Billett beiseite und machte sich daran, die übrige Korrespondenz systematisch durchzusehen, um sie dann mit den nötigen Bemerkungen feinem Sekretär zu übergeben. Dabei wandten sich seine Blicke von Zeit zu Zeit auf die lauttickende Uhr, welche, nachdem alle Briese gelesen waren, auf fünf Minuten vor elf Uhr zeigte. „Nichts von Herrn Martens," brummte Doktor Grüning und drückte auf den Knopf der elektrischen Klingel, um seinen Sekretär Herbeizurusen. „Ich habe ihm doch genau dasselbe geschrieben wie Fräulein Karberg und ihn nur auf eine spätere Stunde bestellt. Vielleicht kommt er einfach zu der angegebenen Zeit, ohne mir vorher zu schreiben. Lieber Himmel, es ist wirilich eine komische Zumutung, und ich bin begierig, wie die beiden jungen Leute sich dazu stellen werden." Und er lachte wieder in sich hinein und lachte immer noch leise, als der Sekretär eintrat. Beim Anblick des erstaunten Gesichtes, das der junge Mann machte, lachte der Iustizrat laut heraus. „Ja, ja, Herr Grahl, ich lache. Sie irren sich nicht, und es ist ein sehr guter Witz, über den ich lache. In der Justiz kommen auch Witze vor, sie ist gar nicht so trocken, wie man anzunehmen pflegt, und der Witz, über den ich lache, ist ein ganz besonders guter, und das Drolligste dabei ist, daß ein Verstorbener ihn aus dem Grabe heraus macht." „Aus dem Grabe heraus, Herr Iustizrat?" Herr Grahl hatte nicht viel Sinn für Humor, auch war er nicht daran gewöhnt, seinen Chef zum Lachen und Scherzen aufgelegt zu finden. „Aus dem Grabe heraus?" fragte er noch ein-^ mal und überlegte sich dabei, ob des Iustizrats Gehirn viel leicht durch die Hitze gelitten haben könnte. „Ja, ja, so ist's, Herr Grahl," sagte dieser jetzt, „ich habe augenblicklich keine Zeit, Ihnen die Sache zu er klären, sonst würden Sie auch lachen. Ich werde e« Ihnen später mal erzählen, aber ich erwarte um elf eine Klientin, und es ist elf. Wollen Sle, bitte, jetzt die Briefe nehmen und so beantworten, wie ich auf den Kuvert» angemerkt habe, und wenn Fräulein Karberg kommt, soll sie jo ort zu mir hereingeführt werden." Seine grauen Augen blitzten lustig, als er die halb erstaunte, bslh verlegene Miene Herrn Gradls lab. und «oßvaa» l«a nueoer seugrnomme» «eroen. jl Dresden. Dte Nachrichtenstelle der GtaatSkanzlel teilt mit: Am Sonnabend, den 18. b. MtS. kurz vor 8 Uhr. erfuhr die sächsisch« Reaierung, bah der Banbenführer Roß bach vom KtaatSgericktShos aus der Haft entlass«» werde weil Verdunkelungsgefahr nickt mehr vorliegt. Darauf hat die sächsische Regierung der Polizei in Leipzig funkentelegra- vbisth den Befehl erteilt. Roßbach vorläufig festznnehmen Gleichzeitig hat die sächsische Negierung beim Wehrkreis kommando 4 den Antrag gestellt, Roßbach auf Grund des ? l des Gesetzes vom 4. 13. 1« in Schntzhaft zn nehmen. Der Antrag wurde damit begründet, daß die wettere Festhaltung Moßbachs zur Abwendung einer Gefahr für die Sicherst'>. de» Reiches erforderlich sei, das ergebe der bekannte Sach verhalt ohne weiteres. Gleichzeitig ist dem Wehrkrelskom wanbo mitgeteilt worden, daß die sächsische Negierung der Polizei tn Leipzig den Befehl erteilt habe. Roßbach vor läufig festzunchmen. Als aber die Leipziger Polizei den Be- fehl ausführen wollte, war Moßbach bereits aus der Hast entlassen. Sein Aufenthalt war nicht bekannt. Die Po1i'<tt bat sich bemüht, seiner habhaft zu werden, hat ihn aber bisher nicht ermitteln könne«. — Vom Wehrkreiskommando wurde durch Schreiben vom 14. b. Mts. mttgeteilt. baß im Einvernehmen mit dem RetchSwehrminister die Schutzhaft über Roßbach verhängt worden ist. Ta-rsgeschichte. Deutsche« M«fch Botschaftsrat Dr. SlSmiS »uriilkgekehrt. Wie mir erfahren, ist BotickastSrat Dr. A«mi« nnnmrhr von seiner im Anitraa b«S An«wärtig«n Amte« auSgUiihrten 1 '/.jährigen wirtschaftlichen ErknndnngSrels» durch Russisch-Asien nach Berlin zurückiiekehrt. Die Reis«, di« von d«n russisch«« Behörden überall in der entgegenkommendsten Weise ge- fördert wiird«, hat recht besksedigende Grgrbniss« gehabt und sehr wertvoll« Insormationen geliefert. Geheimrat A«miS wird sein» Beobnchtunaen in einer R«Ibe von Vor» trciaen an v«rsckiedenen Orten Deutschland« weiteren Kreisen zugänglich macken. Der kommunistische vetriebSrakekongreß für Niedre- s«chf«n war für Sonntag nack Hannover «Insternfen worden. Di» Veranstalter dirigierten idr« Gefolgschaft aber nach Hildesheim. Dort wurde die Tagung aufge hoben. 72 Mann, darunter Kommnnistensübrer an« Hannover, wurden festgenommen. Zahlreiche« Material, darunter MobilmackninaSpläne, wurden beschlagnahmt. Durch di« Wolizei verhindert wurde auch der Versuch, den in Hildesheim gesprengten Kongreß in Alfeld fortzusetzrn. In Gerten bei Alfeld wurden 24 Verhaftungen sorge- nommen. Ein« größere Anzahl Teilnehmer konnte durch di« Fenster in« Freie stückten. Die sozialistisch-kommunistischen EinignngSverband- lunaen zur Herstellung einer proletarischen Einheitsfront in Hambnra, die Sonntag im Rathaus fortgesetzt wurden, sind vorläufig gescheitert. Der Generalstreik in Blankenburg und den um. liegenden Harzbrzirken ist beendigt. DI« Arbeit wnrd» wieder ausgenommen. Die Verhandlungen zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern führten zu einer Einigung, nachdem sich die Arbeitgeber verpflichtet hatten, als Wirt- schastrbeihilse Lebensmittel zu beschaffen. Der „Völkische Beobachter" erscheint wieder. Del „Völkische Beobachter", da« Organ der bayerischen National» Sozialisten, der am 4. Oktober verboten wurde, ist gestern wieder erschienen. Die Sckriftleitnng nimmt in dr» gestrigen Ausgabe zu dem vom GeneralstaatSkommissai ergangenen Verbot Stellung. Als Grund diese» Verbote sei die Veröffentlichung eine» Aufrufe« betitelt „Artilleristen' angegeben worden. Dieser Aufruf sei von einem Mitglied der Sturmabteilung versehentlich ohne vorherige Einsicht» nähme selten- der Redaktion direkt tn die Setzerei gegeben und ko auf der Inseratenseit« zur Aufnahme gelangt. Die politische Lage in Thüringen. Die Sozial- Lemokraten und die Kommunisten sollen sich auf einer gemeinsamen Regierungsbasi« geeinigt haben. Die Minister liste steht allerdings noch nicht fest. Im thüringischen Landtag wird heute Dienstag die Regierung-bildung als erster Punkt der Tagesordnung erledigt werden. Verbot einer Sevaratistenversammlnng durch dte Franzosen. Die Separatisten wollten auch in Essen rin« Versammlung abbalten, um Stellung zur neuen Lage zu nehmen. SS ist bezeichnend, daß di« Franzosen dies« Ver sammlung verboten haben. > Ueber die JnterventionStätigkeit am Devisenmarkt wird berichtet, datz sür diesen Zweck dem Reichrfinanz- Ministerium auch die Devisen zur Verfügung stehen, die aus Grund der Verordnung vom 25. August an das Reich abzut liefern sind. Aus diesen Devisenabliefrrungen, di« man bisher auf etwa 100 Millionen Goldmark schätz«» dürfte nachdem der Sekretär mit den Briesen verschwunden war, lachte er noch einmal herzlich auf. Aber als bald darauf an die Tür geklopft und Fräu lein Karberg gemeldet wurde, hatten seine Züge wieder ihren gewöhnlichen ruhigen, klugen Ausdruck, und seine Augen blickten ganz ernst, wie er sich jetzt erhob und dem jungen Mädchen entgegenging, das durch die Tür eintrah die ein junger Schreiber offenhielt. „Es fteut mich sehr, daß Sie es möglich gemacht haben, heute zu kommen, Fräulein Karberg," sagte der alte Herr liebenswürdig, zog einen der alten Roßhaarstühle an den Tisch und lud sie zum Sitzen ein, „die kleine geschäftliche filngelegenheit, wegen der ich Ihnen schrieb, ist nämlich zwichtig, und es liegt mir daran, sie gleich mit Ihnen zu besprechen und alles in Ordnung zu bringen." Während er sprach, hatte er die junge Besucherin jmit seinen scharfen alten Augen genau beobachtet und war zu dem Schluß gekommen: „Sie ist entschieden eine Dame trotz ihrer schäbigen Kleidung, aber sie scheint mir nur die Schattenseite des Lebens zu kennen." Ob er das aus ihrem sehr abgetragenen schwarzen Kleid oder aus dem schwermütigen Zug in dem jungen Gesicht schloß, wäre schwer zu entscheiden, aber seine ernsten Augen blickten mit fast zärtlichem Mitleid auf das schlanke-, zierliche Geschöpf da vor ihm, dem rauhe Stürme bereits allen Iugendschmelz geraubt zu haben schienen. In seiner langjährigen juristischen Laufbahn hatte der Iustizrat sich gewöhnt, auf jede kleine Eigentümlichkeit seiner Klienten zu achten, denn er pflegte zu sagen, dass eine scheinbar unbedeutende Kleinigkeit oft den Schlüssel zu wichtigen Entdeckungen liefere. So beobachtete er auch heute, daß Angelas Hut wohl alt, aber sauber gebürstet und so aufgesetzt war, wie er ihr am besten zu Gesicht stand. Ihr einfacher Cheviotrock war vom langen Tragen glänzend, aber veinlich rein und ordentlich, und ihre Stiefel und Handschuhe waren billig aber hübsch und gut gehalten. ! Nachdem er dies alle» bemerkt, kehrten die Blicke des Iustizrats zu dem Gesicht des jungen Mädchens zurück, und wieder leuchtete der warme Ausdruck in seinen Augen auf. Das junge Gesicht gefiel ihm, die großen, grauen Augen mit ihrem offenen Blick, die freie Stirn mit dem jblonden Löckchen, das sich unter dem Hut hervorgestohlen, Die streng geschnittenen Lippen, der entschlossene Zug um den Mund, der wie ihr Brief einen ausgeprägten Charakter ckvckunLete. das alles machte «inen auteuZLIuüruck aul Um.
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