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- Erscheinungsdatum
- 1923-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192309048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-04
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Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Naake t« Lftervrn, Walbschlvßiyemrraße in, dt« Händlerin Hulda Ur« er In Nünchritz, Langenbergerstratze 14, W je 200000 Mark Geldstrafe. Ferner wurde auf Einziehung de» erzielten Uebererlöse» erkannt. —* BerufSschultag. Der Sächsisch« BerufSschul- lehrerveretn hielt am 81. August und 1. September in Pirna den IS. Berufsschultag ab. Ueber die künftige Ausbildung der Berufsschullehrer berichtete Schulleiter Mebnert-Pirna. Geheimrat Dr. Richter vom Volksbildung-Ministerium trat ebenso wie der Vorredner für dir Beseitigung des Dualis mus in der Unterstellung der Berufsschulen unter zwei Mi nisterien ein. Den Hauptvortrag hielt Schulrat Professor Dr. Kerschensteiner-Mttnchen über baö BerusSlnteresse als Bi!» -ungSgrunblage. Der erste Vorsitzende Bernharb-DreSben wurde Miedergewählt. —* Sächsischer Gewerbeschulverband. Der Sächsische Gewerbeschulverband iKreiS Dresden) besichtigte am Sonnabend den Betrieb der Firma Max und Ernst Hartmann in Freital-Deuben, die Wärmefanganlagen al» ünztge» Arbeitsgebiet hat. Betriebsingenieur MyliuS gab zunächst im Vortragssaale an der Hand technischer Skizzen einen Ueberblick über Bau und Zweck des Hartmann-Spar- Vorwärmers. Nach einer eingehenden Besichtigung des zett- gemäßen Betriebes, bei der man erfuhr, wie auch diese- Un ternehmen unter der Ruhrbesctzung zu leiden hat, dankte Ge- werbestndienrat Rüth für die eingehenden Darlegungen. In einer anschließenden Sitzung berichtete Oberstubiendirektor Gräf über die Tagung des Sächsischen BerufSschulvereinS in Pirna. Der Vorsitzende teilte mit, baß für den 20. Oktober die Besichtigung der Meißner Ofen- und Porzellanfabrik ge plant sei. » —* Wiedersehensfeier der ehemaligen 78er. Her Verein ehem. sächsische Felbartillerie 78 in Wurzen veran staltet Sonnabend, 8. September, im Schützenhause in Wur zen ein Konzert zum VeskNl seiner Unterstützungskasse. Mit diesem Konzert soll eine Wiedersehensfeter der ehemaligen 78er verbunden werden. —* Abgesagte Tagung. Infolge der allgemeinen Notlage hat auch der Rrichsbunb der Standesbeamten Deutschlands seinen auf den 7. und 8. September in Dresden angesetzten Bundestag abgesagt. —* Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrt- Aktiengesellschaft. Infolge der immer weiter fort schreitenden Steigerungen aller Betriebskosten sind wir ge zwungen, die am 1. Juli festgelegten Grnndfrachtsätze ab 1. September d. Js. auf bas OOfachezn erhöh en. Für Kartoffelsendungen erheben wir jedoch wie bisher nur den SÜfachen, für Obst, Gemüse und Feldfrttchtc den Machen Frachtsatz. Die Mindestfrachtsätze für Frachtgut betragen künftig 300 000 Mark per Sendung Werktags, 600 000 Mark per Sendung Sonntags. Hof. Pfarrer Kühn tritt in den Ruhestand und leat sein Amt nieder. Herr Kühn ist 69 Jahr» alt und seit 1883, also 40 Jahre, in seinem Amte in Hof tätig gewesen. Ob in Hof wieder «in Pfarrer eingesetzt wird, das bleibt abzuwartrn, wahrscheinlich nicht, weil er doch nur wenig zu amtieren hat. Vermutlich wird die Stelle ausgelöst und von einem andern Pfarrrr-mit vertreten werden. Pfarrer Kühn verläßt zum 1. Oktober Hof. Dahlen. Betr. ErwrrbSlosensammlungen macht der Bürgermeister bekannt, bei ibm gehen Beschwerden wegen Sammlungen von Lebensmitteln »In, die von Erwerbslosen in der Umgebung von Dablen gemacht werden. Den Herren Gemeindevorftänden und Landwirten der zur PreiSprüfungS- ftelle Dahlen gehörigen Gemeinden wird hiermit bekannt gegeben, daß derartige Sammlungen ungesetzlich und nicht genehmigt sind, eine ordnungsmäßig« Verteilung nicht ge währleistet ist und in Zukunft derartig« Personen zurück- zuweisen sind, weil die Sammlungen keinesfalls mit Ge- nehmigung der hiesigen Behörde und im Einverständnis der Erwerbslosen geschehen. Meißen. Die erst» Reif« de« Weines ist in den städtischen Bergen zu beobachten. An blauem Portugieser wurden die ersten reifen, vollständig blauen Trauben fett- gestellt. In einzelnen Lagen fand man auch schon weich« Trauben an gelbem Riesling. Vom städtischen Oberwinzer wird diese frühe Reife zum großen Teil auf Düngung, Schnitt und Landarbeit zurückgeführt. Döbeln. Die republikanische Jugendkundaebung, welche am Sonntag in Döbeln von der sozialistischen Arbeiterjugend aus Döbeln und zahlreichen anderen Städten veranstaltet wurde, brachte viel Leben in dir hiesige Stadt. Außer verschiedenen Veranstaltungen erfolgte V,11 Uhr «ine Kundgebung auf dem Obrrmarkte, wobei u. a. der sächsische Ministerpräsident Dr. Zrigner eine Red« hielt, die scharfe Worte an die Gegner der Republik enthielt. Mittweida. Aus Furcht vor Straf« sucht« sich ein Von hier gebürtiges 17jährige» Mädchen im Tchwanenteich m ertränken. Sie wurde aber von zwei Arbeitern, welche oft Absicht beobachtet hatten, daran gehindert und seitens der Polizei dem AmtSgerichtSgefängniS »ugeführt, und zwar deswegen, weil sie ihrem Chemnitzer Dienstherr» 400000 M. unterschlagen hatte. "Dresden. Durch Einbruch gestohlen wurde in der Nacht »um 2. September aus einem Autoschuppen an der Augsburgerstrabe ein kleines zweisitziges Personenauto mit hintereinander liegenden Sitzen. Das Auto ist ein Wanderer wagen. — Einer hiesigen Firma im Ausstellungsgeliinde (»HINen): IS VS2 ffvo ». Fernsprechmelbung, ohne Gewähr. wurden zwei Hansakassetten gestohlen. Die «ine enthielt Füllfederhalter aus Silber, Gold und dergleichen, di« andere Taschenftttte. Der Gesamtwert der gestohlenen Sachen beträgt etwa 6 Milliarden Mark. Die bestohlene Firma hat für Wiedererlangung der Sachen 500 Millionen Mark »ugrsichert. — Sonnabend nachmittag batte sich ein 11 Jahre alter Schnlknabe an ein in Fahrt befindliches Lastauto gehängt. Beim Abspringen geriet er unter den Anhänger, dessen Räder ihm über di« Brust rollten, sodaß der Tod sofort »intrat. — Der Arbeiter Hugo Rothe von der Beterstraße und der Händler Georg Johne aus der Halleschen Straße, die sich unter der Hand billiges Schweine fleisch verschossen wollte», entwendeten aus einer Ktthlzell« de« städtischen Schlachthofe« ein halbe« Schwein. Für diese Art der Selbstverioraung sanden die Angeklagten jedoch beim Schöffengericht kein Verständnis; ihre Handlungsweise wurde mit je 100 Millionen Mark Geldstrafe geahndet. Äostelwitz. Ein schwerer SrhicksalSschlag hat di« Familie Sasek betroffen. An« Hamburg traf die Nachricht ein, daß dort da« Familienhaupt, der an der Kieler Werft beschäftigte Maschinist Sasek, nnd sein achtjähriger Sohn ertrunken sind. * Chemnitz. Drei Maurer, die am 14. Mai d«. IS. gegeniiber mehreren Arbeitgebern des Baugewerbes schwere Ausschreitungen verübten und einen Baumeister schlugen und durch Messerstiche verletzten, wurden vom hiesigen Schwurgerichte zu 6 Monaten bi« 2 Jahre» Gesängni» verurteilt. Freiberg. Die Demonstranten vom Freitag habe» ihre Drohung wahrgemacht und sind nm Sonnabend gegen '/,11 Ubr vormittags wieder vor dem LandgerichtSgebäude erschienen. Die von de» KommissionSmitgliedern gestellte Forderung, Mende beranSzugeben, wurde wiederum von der Staatsanwaltschaft abgelehnt. Darauf entfernten sich anscheinend di« Demonstranten. Von Dresden war Nraie- rungSkommissar Rudolph erschienen, der den Strafgesangenen Mende im Auto nach Dresden abtransportirren wollte. Gegen '/,2 llbr, kurz vor dem der Kraftwagen das Land- gerichtSgebände verlassen wollte, sind die Demonstranten, die sich anscheinend in den Anlagen oder den umliegenden Straßen verborgen gehalten hatten, auf rin gegebenes Zeichen hi» auf das eiserne Tor zugestiirmt, überkletterten dies »nm Teil und rissen eS dann auf. Dann stürzten sie sich aus den Kraftwagen, in dem sich Mende befand. Der Wagen war wieder nach dem LandgerichtSbas gefahren. Dem begleitenden Beamte» wurde Mende entrissen. Die Demonstranten nahmen dann Mende auf die Schultern, trugen ihn auf dem Obermarkt herum und zogen dann schließlich mit ihm nach der Union. Werdau. Ein 15 Jahre alter Bursche stahl mit seinem noch schulpflichtigen Bruder einer in ihrer Nähe wohnhaften Familie in der letzten Zeit Geldbeträge in einer Gesamtsumme von 6 Millionen Mk., sowie mehrere Silber münzen. Bei Ermittelung der Langfinger fand di« Kriminal polizei nur noch die Silbermünzen und «inen kleinen Geld betrag vor. Die Diebe sind wiederholt von der Straße au» in Abwesenheit der Eheleute durch« Fenster in dir Wohnung eingestiegen. Flankender g. Einem nachts den Weg an der Kirche vorbeigehrnden Herrn sprang plötzlich eine Bisam ratte an dir Brust. Nach Abschlagen derselben lief sie wie ein getreuer Hund ein Stück neben dem Herrn her, bis dieser mit Hilfe eine» au» der Polizeiwache geholten Feuer hakens dem Tier« mit 14 Schlägen den GarauS machte. * Leipzig. Am Freitag hat die Hälfte de« Straßen- bahnprrsonal« dir Kündigung erhalten und zwar rund 1400 Mann vom Jahr- und Werkstättenpersonal. Die groß« Zahl der Kündigungen läßt darauf schließen, daß man noch mit einer weiteren Einschränkung de» Betriebe« rechnet. Leipzig. Am 1. September wurde in der Haupt straße in L.-Lrutzsch »in Buchhalter von einem Radfahrer umgerissen. Er erlitt einen Schädelbruch und verstarb am folgenden Tage, ohne da« Bewußtsein wiedererlangt zu haben. An demselben Tage stießen auf der Kreuzung der Nürnberger und Königstraß« zwei Radfahrer zusammen, wobei einer Kopf- und Handverletzungen davontrug, der ander« aber wahrscheinlich infolge innerer Verletzungen in der folgenden Nacht verstarb. Durch di« ringeleitetr Unter suchung wird srstgestellt werden, wer di« Schuld an den Unfällen trägt. 8«pK«enI»vi» EsukvsGsIIungsn auf das werktäglich erscheinende Riesaer Tage blatt werden von den Postämtern und ZeitungS- auSträgern sowie zur Vermittelung an diese von der Tageblatt-Geschäftrstelle in Riesa, Goethe- straße 59 (Fernsprecher 20) jederzeit entgegengenommrn. vr. se,silier n»er vamme Hkminr. ild. Dresden. Ministerpräsident Dr. Zeigner am Freitag in einer Versammlung der sozialistischen Partei funktionär« und BetriebSpertrauenSleut» in Dresden über di« politische Lag«. Ueber die sächsische« Verhältnisse sagt« er u.a.: Di, Regierung sei den Kommunisten sehr weit ent- gegen gekommen, aber leider spekuliere ein Teil der Führer am das Tohuwabohu. Trotzdem drohe di« schwerst« Gefahr nicht von dieser Seite, den» man habe die Massen hinter sich. Zeigner lehnte darum «ine Koalition mit de« Bürger- liche« iu Sachsen ab. Di« Politik der Sozialdemokraten in Sachsen müsse i» den bisherigen Bahne» weitrrgehen. Sie müßten «ine Klärung dr« Verhältnisse« drr Reich«wrhr zur Republik erzwingen, sie müßten ferner die Politik der «roßen Koalition im Reiche stütze», solange dies« mit aller Entschiedenheit die Macht de« Staate» gegenüber den große» Wirtschaft«vrrbänden durchsetz« »nd dir Interesse» der immer mehr wachsenden proletarischen Schichten in den Vorder- gründ stell«. Dr. Zetguer gegen de« RetchSwebrminifter. tsd. Dre«dr». Ministerpräsident Dr. Zrigner setzt entsprechend den Forderungen der Reairrnno«vart«ien sein« Angriffe auf den Reich«wehrministrr Dr. Geßlrr fort. Di« »Sächsische StaatSzeitung" bringt an der Spitz« d«« Blatte« ein« längere Erklärung, in der a»f ein vertraulich«« Schreiben Dr. Geßler» vom 23. August 1922 an den Senatspräsidenten Dr. Hagen« Bezug genommen wird, da« al« ein Eingriff in «inen Strafprozeß bezeichnet wird. Ferner wird dieBe- bauptnug wiederholt, daß Dr. Geßler eine Teilnahme der Reichswehr^ a» der sächsischen BerfaffunaSfeter in Rück sicht auf die bekannt, Red« Zeigner« in Leipzig verboten hab«, und dir Erwiderung Dr. Geßler», er habe nur da« Ersuchen de» Wehrkreiskommando«, an der Verfassung«feftr nicht trilzunrhmrn, gebilligt, al« unwahr bezeichnet. Di« Erklärung in dem Rrgieruna«organ schließt: ES muß der öffentlichen Meinung überlassen werden, ob Herr Dr. Gehler angesicht« dieser Tatsachen weiter auf seinem Posten ver bleiben kann. Legt di« ReichSrrgierung Gewicht auf «in« vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der sächsischen Regie rung? Wenn ja: Wir will sie Sicherheiten schaffen gegen solche jede» Vertrauen untergrabende Darstellungen de» Herr» Reich,wehrminister«? Beratung zur Gehalts,ahluug ver veamte». In der Frage der Umänderung der Zahlung der Ve- amtengehälter batte das Ne>ch«stnanzministrri»m gestern eine erneute Beratung mit den Vertretern der Länder. Auch die einzelnen Spitzrnorganisationrn besprachen gestern noch einmal die Angelegenheit. Das Rrichrfinamministerium hat die Tpitzenorganisationrn der Beamten für deute zu einer Besprechung eingeladrn, in der de» Gewerkschaft«- Vertretern die endgültigen Beschlüsse der NrichSregierung über die Bramtengebälterftage mitaeteilt werden sollen. Heute wird über die Erhöhung der Staatsarbeiterlöbn« und im Lauf« der Woche auch über die Erhöhung dv Teptemberbezüg« der Beamten verhandelt werden. Neueste Nachrichten nnd Telegramme vom 4. September 1923. Ein französischer Kommunist erstochen. »Essen. In Dortmund wurde «in al« Kommunist bekannter französischer Soldat mit Stichwunden am Kopse und an den Armen auf dem Republik-Platze tot aufgrfunden. Poftsperrr im EinbruchSgebiet. " Münster. Die Franzosen haben seit gestern morgen über da» gesamt« EinbruchSgebiet aus unbekannten Gründen eine achttägige Postsperre verhängt. Kein« Verlängerung der SlufentbaltSbewilligungrn für Deutsche in Polen. * Warschau. Ter „Motin" meldet: Das Ministerium hat infolge ernster Nnzuträglichkeiten ungeordnet, daß die bisher erteilten Aufentbalt«bewilligniuGn an deutsch« ReichSangehörige nicht mehr verlängert werden dürfen. Lffrse«, E-srt uvd Epirl. Riesaer Sportverein, Abteilung für Jugendpflege. Der Jngendmeitter weilte am Sonntag in Oschatz und konnte die dortig», in letzter Zeit sehr gut zuiammenge- stellte und in stärkster Aufstellung spielend« 1. Jugend de« Oschatzer Sportverein« mit 2:0 schlagen. Der Gegner spielt« sehr aufopfernd, technisch und taktisch war ihm der Jugrndmrister um viele« überlegen. Die 3. Jugend spielt« in Nauwalde und mußte der dortigen 1. Jugendrlf mit 2:0 die Punkte überlassen. Sportverein „Germania" Nickritz. Ergebnisse vom 2.9. 1923. Man berichtet unS: Nickritz 1. — Lommatzsch 1. 10:0 (VerbandSspiel). Ta» Spiel hatte Nickritz jederzeit fest in der Hand. Die Lommatzscher enttäuschten unange nehm. Dieselben hinterließen sportlich wie gesellschaftlich einen ungünstigen Eindruck. Insbesondere erschwerten sie dem Schiedsrichter sein schwere» Amt. Nnv doch! Roman von Anny Wo ihr. LS. Fortsetzung. Nachdruck verboten, vopxrigbt bx Anno Wothe, Leipzig. „Und darum gerade darf es nicht sein," fahre ich ihn empört an. „Darum gerade darf ich nicht einen Finger rühren, das Glück des jungen Paares bauen zu helfen, denn meinetwegen darfst du meiner Familie keine weiteren Opfer bringen. Jedes Opfer, oas du bringst, bannt mich fester an deine Schnelle, knüpft die Kette enger, und ich will, ich mutz frei sein! Ich ertrage die Qual nicht länger, und wenn du nicht freiwillig dich in unsere endliche Trennung fügst, so zwingst du mich eben, selbst mir den Weg zu ebnen." Er lächelt zu mir hernieder —> förmlich in Spott ge faucht ist sein Antlitz, und unter den dunklen, tief über der Nase zusammengewachsenen Brauen blitzen mich seine Augen doch zornig an. „Du bist ein Kind, Jolande," sagt er unglaublich über- legen. „Glaubst du im Ernst, datz ich dir erlaube, mit deiner und meiner Ehre zu spielen. Glaubst du, datz ich der Welt Gelegenheit geben werde, den Namen Hassenbura zu verunglimpfen? Nein, mein Kind, da kennst du mich schlecht. Versuche doch, die Fessel abzustreifen, die dich drückt, ob gleich du doch wohl kerne Ursache hast, sie zu empfinden, und ich werde dir zeigen, daß man mich nicht unge straft reizt. ' ' Eine Frau wie du — hat unnächstchtlich ihre Pflicht zu erfüllen, wenn sie den folgenschweren -schritt in die Ehe einmal getan hat. Wie du diese Pflicht bisher erfüllt hast, die Kritik überlaste ich deiner eigenen Beurteilung- Du magst das mit dir selber auSmachen, denn da ich dich ohne Liebe wählte, habe ich kein Recht, mehr als diese jZslichlerfüllung zu verlangen, aber nach außen hin, da Menke ich dir kern Jota von deiner Pflicht mir gegenüber. Das merke dir!" Seine Augen flammten heiß zu nur herüber. Ein Unbeugsamer Trotz und Stolz lag in seinem Gesicht, und Die unertlärliche Furcht, beiße Furcht vor ihm wallt eS ßt mir auf. „Und wenn ist einen anderen Ausweg suche," entgegne ich. Plötzlich verschüchtert und leise. „Wenn ich mit einem einzigen kühnen Entschluß die Qual löse?" Meine Blicke gleiten über die grünen Wellen, auf denen tausend Silbertropfen schimmern. Er hat mich verstanden, denn ich sehe, wie sein Antlitz jäh erbleicht, aber schon wieder fliegt das Spottlächeln, das mich zur Verzweiflung bringt, um seine Lippen, als er sarkastisch sagt: ^Deine Gedanken kann ich nicht binden, Jolande, aber die Tat, die hemme ich, des sei gewitz." „Man könnte diese Tatkraft eigentlich bewundern," höhne ich dagegen, „wenn man nicht wüßte, daß sie nur aus feiger Furcht vor dem Gerede der Leute entstände." „Jolande!" Die Warnung, ihn nicht zu reizen, ist um sonst, ich bin viel zu müde dazu, noch mehr zu sagen, aber mit geheimer Wonne sehe ich, wie tief erregt er ist. Nur sein Eigensinn verhindert, daß er die unwür- dtaen Fesseln löst, die uns aneinander schmieden, und die erbärmliche, feige Furcht vor der Welt. Mag er mich doch gehen lassen, zurück in das leere Dunkel meines Lebens. Mag er doch das Weib mit der roten Lockenpracht, die daraus brennt, Herrin der Hassen burg zu werden, an sein Herz nehmen, mich soll eS nicht kümmern, nur frei, frei will ich sein! Habe ich es laut hinausgerufen über den Rhein? Der Blick des jungen Kaplans streift mich erschreckt. Hasso aber nimmt ganz selbstverständlich meine Hand und zieht sie durch /einen Arm, es mir so, wie schon früher, un möglich machend, mich zu rühren, wenn ich nicht Gewalt brauchen will. „Komm, Jolande," sagt er ruhig und gleichmütig. ,Mtr wollen doch nicht gleich der Welt ein Schauspiel geben, sondern wir wollen uns lieber unseren Gästen als glückliches Ehepaar präsentieren!" Und ich schreite wortlos zwischen den anderen an seinem Arm das Verdeck des Schiffes entlang. Ich fühle den mißbilligenden Blick von Zedwitz, und ich möchte gern meinen Arm aus dem Hastos befreien — aber eS aeht nicht. Sein Wille und seine Kraft be- >4.bkrrjche« «uL. Ich M Mittäter KnwLru»a.M^1 schon einmal, aber ich schreite weiter und weiter an seiner Seite, und seine Stimme klingt so seltsam weich und warm. Und weiter fahren wir den Rhein zu Tal. In Sonnen gold getaucht, in Frühlingsluf: gebadet, liegt die Welt. Fern überm Rbein die Osterglocken klingen. Der Klang verweht, aber semen Nachhall spüre ich noch, als ich längst wieder daheim. Es ist mir, als wäre es still auf der Hassenburg — wie ausgestorben! Und doch klingt Esthers Lachen durchs Haus wie lauter Glück, und ihre Augen leuchteten wie hellflackernde Lichter. Zedwitz ist abgereist. Sein Blick, der mich beim Ab schied traf, verfolgt mich wie em Fluch. Immer und im mer sehe ich diesen Blick! Was barg er in sich? Ich will nicht sinnen und grübeln — nur sagen will ich mir, daß mir in der Ferne ein Freund lebt, der mir helfen wird in der Stunde der Not. Ob sie bald kommt, diese Stunde? Ich fürchte, sie ist da, ehe ichs gedacht. Ich fühle eS. Jobst ist auch in seine Garnison zurückgekehrt. Ich habe mit Delia über ihn und Manon gesprochen. Delia sah mich fast entsetzt an, als ich vccki Jobsts Ver hältnis zu Manon sprach. Dann aber flog ein merk würdiger Glücksschimmer über ihr blasses Antlitz, so daß ich sie ganz erschreckt ansah, und dann umarmte sie mich, wie noch nie zuvor. „Du billigst es?" konnte ich nur voll Mißmut fragen „Wer ich bitte dich, Delia, was soll nur aus der ganzen Kinderei werden?" - Da lächelte sie — es stand ihr reizend, dieses Lächeln, das ich noch gar nicht bei ihr kannte, uno weit mit glücks- durstiaen Augen in die Ferne sehend, sagte sie: „Das Ende? Ach, denke doch nicht an die Zukunft in Nebeltraum. Laß der Jugend das Glück, selbst wenn es nur trügerisches Goldlicht birgt, laß es der Jugend." Und in der Stunde hatte Delia ohne besonderen Ab schied die Hassenburg verlassen. Sie war in unser kleine-, armseliges Heim im Städtchen zurückgekchrt. Hasso hatte sie selbst heimgesahren, als Arno eine Segelfahrt aus de» Nbxtn machte. Sie hatte ihn nicht wieder peftben.
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