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- Erscheinungsdatum
- 1923-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192308140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-14
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Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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biüctlk die l IS Zentner Kartoffeln äestoblen und nur die arideren mit« aenommen, während sie dir kleinen liearn liehen. Der be- stoblen» Besitzer sammelte am nächsten Moroen nicht weniger al« 5 Zentner an«aemacht»r kleiner Kartoffeln auf seinem Felde. — Ans Rittertzutsllnr Obersteinback kam r« zu großen NnSsckreitungen. Man begnügt« sich nicht mehr mit Abschneiden der Nehren oder aar mit dem harmlosen Nehrenlesen, sondern eine ganze Anzahl „Aehrenleser" war mit Handwagen gekoznmen, sie belnden die Wagen und suhren damit fort. 500 Menschen sollen ans Obersteinbachrr Flnr auf diese Weise gehamstert haben. Meiden. Am Sonnabend hat sich der aus Grund de« Beamtenpflichtgesche« in den einstweiligen Ruhestand versetzte Amtsbauptmann Dr. Sievert von den Beamten »nd Angestellten der Amtehauptmannschaft und de» Ve»irk«verbandr« verabschiedet. * Dresden. Am 7. 8. wurde von der Weißeritzftraß« weg «in mit zwei Werden bespannter grlingestrichener Tafel wagen. der da« Firmenschild Alfred Zimmer, Dre«d»n-N. trug, gestohlen. Die Pferde sind ein 12 jähriger braun« Wallach, der am linken Vorbrrfnß «ine vernarbt« Opera- tion-wunde hat «nd «In gleichaltriger Rappwallach mit weißen Fesseln. Bei beiden Pferden ist der Schweif be schnitten. — An« einer Buckdrnckerei in der Seidnitzerttraße wnrden in der Nacht zmn 10. August mittel« Einbruch« vier Treibriemen, 1,2 und 5 Meter lang nnd etwa 5 Zentimeter breit, sowie 20 Kilogramm Bleiabfälle gestohlen. Wilsdruff. In der letzten Stadtverordnetensitzuna stand u. das OrtSgcsetz über die unentgeltliche Toten- bestattuna zur Beratung, das einstimmig angenommen wurde. ES bestimmt im 8 2: „Die Stadt übernimmt di« Beerdigungskosten in folgendem Umfange: 1. Die Kosten für den Sarg nebst Ausschlag in einheitlicher ortsüblicher, vom BestattunaSauSskbub zu bestimmender Form; 2. die Kokten für Bekleidung der Leiche, insoweit diese nicht au« dem Nachlab beschafft werden kann; 3. die Gebühren der Heimbürgin; 4. die Gebühren des Totengräber« <Grab- anfrrtigung, Grabaussetzen einschl. Nasenbeschaffung, Trans port der Babre); 5. die Kosten sür ein Reibengrab; 6. die Kosten kür iiebersübrung der Leiche nach der Totenhalle und nach dem Grabe bezw. vom Trauerbause nach dem Grabe und die Versenkung." Zur Durchführung wird »ach der Genehmigung durch die Oberbehörde ein BestattungS- auSschnb von fünf Mitgliedern gewählt. Zittau. Zn einem unliebsamen Zusammenstoß kam «» in Grottau gelegentlich de« Besuchs der Prager Sokol». Di« tschechischen Gäste empfanden da« Glockengeläut wäh rend de« Gottesdienstes als Provokation, erstürmten den Turm der evangelischen Kirche, verlangten da« Einstellen de« Geläutes und verjagten schließlich den Glöckner und leine Gehilfen unter Gewaltandrohung aus der Glocken kammer. Auch der katholischen Kirche wurde da« Glocken geläut untersagt. Leubsdorf. Am Sonntag nachmittag brach im oberen Gasthofe Feuer aus, das sehr rasch um sich griff. Das Gebäude, in dem bei Ausdruck des FenerS Tanzmusik stattsand, wurde bis auf die Grundmauern eingeäschert. Gin Teil der Einrichtung konnte gerettet werden. Der Schaden ist grob- Grim m a. Neber den Absturz des Bürgerschullehrer« Ernst Schulde hören die „Grimmaer Nachrichten" noch fol gende Einzelheiten: Schulze war mit einem gewissen Rudolf Thann an? Böhmen auf dem Gebiete de» Mont Manne im Komplex des Mont Blanc im Abstieg begriffen, als Thann plötzlich auSglitt nnd seinen Kameraden nach sich zog. Sckulze fiel auf eine Schneebrücke und wurde dadurch aufgehaltcn. Thann wurde der Kopf an einem Felsen voll- ständig zersplittert. Schulze wurde nicht lebensgefährlich verletzt, verlor aber zunächst die Besinnung. Als er das Bewußtsein wiedererlangt hatte, brachte er den Toten noch selbst nach Chamonix, wo dieser beerdigt wurde. Grimma. Auf der Straße Sckaddel-Kleinbothen wurde abends ein Leipziger Aufkäufer von zwei am Straßen rands von ihren Nädern abgestiegenen Kerlen angesallen und seiner Habe, 20 Stück Butter nnd 40 Eier im Werte von über einer Million Marr beraubt. Die beiden Straßen- -nüber sind dann mit ihren Rädern davongefahren. Tie Tenermrgsunrilhelr. Lebensmittclbcschlagnabmen in Leipzig. Die „Neue Leipziger Zeitung" meldet: Am Sonntag haben kommunistische Hundertschaften in der Umgebung von Leipzig, besonders in einzelnen Orten der AmtSbauptmann- schaft Grimma Beschlagnahmungen von Fleisch vorgrnom- men. Verschiedentlich untersuchten ArbeitrrtruppS den Vieh bestand der Gedüste. Je nach der Anzahl der Vorgefundenen Tiere mußten die Bauern Vieh ablassen. E« wurde ihnen für das Pfund Lebendgewicht, ganz gleich ob Rind oder Schwrm, 50000 Mark geboten. Unter dem Zwange der Verhältnisse gaben die Viehhalter nach. Währenddessen hatten andere Teile der Hnndertschasten dir Bahnhöfe besetzt. Sie durchsuchten da» Gepäck jede» einzelnen Reisenden, der den Ort verlassen wollte. Di« ganze Aktion war auSdrück- Uck unter der Bedingung eingeleitet worden, daß jeder Frld- lurbstahl unterbleibe. Die kommunistische Generalstreikparol« in Leipzig wird, von einigen wilden Streiks der Druckerei-, Metall- und Bauarbeiter abgesehen, nicht befolgt. Die Arbeiter der städtischen Gaswerke, die am Sonnabend wegen rückständiger Lohnzahlungen in die passive Resistenz getreten waren, haben gestern mittag die Arbeit wieder aufgrnommen. Auf dem AugustuSplatz fand eine kommunistische Demonstratio» statt, die ruhig verlief, während der Platz von proletarischen Hundertschaften abgesperrt war. In einem von der KPD. beute früh verteilten Flug blatt wird mitgetrilt, daß dir gestern einberufen« Betrieb«» ratevollvrrsammlung den 24stündigrn Generalstreik für Leipzig beschlossen hat. Der Generalstreik, der unter der Parole: Gegen di« große Koalition! Für di« kommunistischen Wirtschaftssorderungeu! Für die Arbeiter- und Bauern regierung! stattfindet, setzt am Dienstag früh ein. Am Dienstag nachmittag soll ein« »weite Betriebrrätevollver- sammlung stattfinden, um weitere Maßnahmen krstzulegen. — Di« städtische Straßenbahn ist seit heut« morgen still- gelegt. Die TeuerungSdrmonstrationen in Neustadt, »i« am Sonnabend mit einem wilden Streik der Arbeiter schaft begonnen batten, fanden ihre Fortsetzung. Di« Arbeiter traten, von wenigen Betrieben abgesehen, aeftern nachmittag wieder in den Ausstand und schlossen sich den wilden Kontrollau«schüssrn an, welche di« Geschäft« nach Lebensmitteln durchsuchten. In eigen« zu diesem Zweck« requirierten Lastwagen fuhren einzeln« Trupp« in di« be nachbarten Dörfer, um sich Leben-mittel zu verschaffen. Auf diesen Streifzügen scheinen Au«schreitung,n nicht ganz unterblieben zu sein. So wurde in Langburkeridors «in Landwirt gefesselt, der sich der Durchsuchung seine« Gut,« «tdersrtzt hatte. Di« Einwohner von Langenwolm«dorf fetzten sich gletckfall« geschloffen zur Wehr und zwangen die ankommenden Lastwagen zur Umkehr. Die Lag« in Mitteldeutschland war grstrrn abend folgende: Di« Beteiligung am Streik hat Überall zugenommen, ist aber sehr ungleichmäßig. In Haue ruhen die großen Betriebe, doch haben die Mrtallindultrtrllen die Arbeiterschaft mit der Zusage einer morgigen Äutzzah- lung von 4 Millionen Mark befriedigt. Sn Seid hat sich die Lage weiter sehr »ugrspitzt. Um den Ackrrplüuderunaem die angeblich von Syndikalisten an- ggstUtet würben. lLinbnlt »» tu». hertU wärtia, «Suva., Al« genern vormittag «in Zu, von etwa 20000 Beraarbeitern au« der Nachbarschaft von Zeitz über di, Franenbrück« in di« Stadt zog, wurde der Durchzug mitten im Zuq, plötzlich oesoerrt. Au« unbekannt«« An laß kam e« plötzlich zu einem Zusammenstoß »wischen Schupo und Demonstranten. Di» Scknvo schoß scharf. Die Angaben schwanken zwischen 10 und 1A Datei, nnd SS bi» SV znm Teil schwer verletzte«. Di» chemischen und Bergwerk«- betriebe auf der Strecke Halle-Wittenberg ruhen fast sämtlich. Sn Gera stehen seit gestern mittag fast sämtlich» Be trieb» der Stadt unter der kommunistischen Generalstreik- parole. Die Mehrheit der Arbeiter hat sich der Straß« an- aeschlossen. Die l«b«n»wichtigen Betriebe bleiben von dem Streik «««geschloffen. Im benachbarten Greiz wird ebenfalls stellenweise ge streikt, doch ist dort die kommunistisch« Trneralftreikparole nicht durchweg zur Durchsührung gekommen. Gestern vor mittag traf «in Trupp bewaffneter Arbeiter ein, der au« Meuselwitz kam und besetzte gemeinsam mit den in Zeitz ansässigen Arbeitern da« Ratbau«. Ti, wurden zunächst von der Schutzpolizei auoeinandergetrieben. Die Arbeiter erhielte» jedoch Zuzug und versuchten «inen nochmaligen Vorstoß gegen das Ratbau«. Hierbei kam e« zu blutigen Zusammenstößen nnd «» entwickelt« sich «in regelrechter Kampf. E« gab Dote «nd Verwundete. Lohnforderungen der erzgebirgischrn Eisenbahner. Am 6. August versammelten sich in Aue die Betriebs räte sowie die Ortsverwaltungsvorsstzendrn der Eisen bahner des oberen Erzgebirges, um gegen die vom DEB. geübte Lohnpolitik zu protestieren und Maßnahmen gegen die Verelendung der im Eisenbahndienst stehenden unter sten Beamten und Eisenbahner zu fordern. Eine Resolu tion wurde einstimmig angenommen, in der zum Aus druck gebracht wird, daß die jetzigen Löhne in keiner Weise den jetzigen Verhältnissen entsprechen und daß der Hauptvorstand des DEV. schnellstens Schritte unter nimmt, um der weiteren Verelendung der unteren Beamten und Arbeiter Einhalt zu tun. Weiter wird in der Resolu tion gefordert, daß für die in dem industricreicken Frei staat Sachsen bediensteten Eisenbahner die Reicksindexzahl nicht in Anwendung kommt. Es werden Löhne und Ge hälter gefordert, die nach dem Friedensreallohn festge setzt werden. Auch eine 14 tägige Lohnvorauszahlung wird gefordert. Die Resolution schließt: Tic Versammelten find sich jedoch bewußt, daH die Cuno-Regterung unserem Willen nicht Rechnung tragen wird und fordern deshalb Bildung einer Arbeiterregierung. Unterzeichnet ist die Re solution von den Ortsverwaltungen Aue, Schwarzenberg, Schneeberg, Rautcnkranz, Johanngeorgenstadt, Bockau, WolfSgrün, Eibenstock, Erla, Schönheiderhammer. Die Lage in Berlin. Die Kommunisten haben im Laufe der Montags in Berlin alles aufgeboten, um den Streik auszudekmen, besonders die Privatindustrie mit in den Streik hineinzu ziehen. Erfolg hatten sic nur innerhalb der Betriebe der Metallindustrie, die zum Teil durch Gewalt gezwungen wurden, die Arbeit mederzulegen. Die Gcneralstreiklei- tung setzte ganz planmäßig einzelne Trupps fest, die in die Betriebe zogen, und dort die Arbeitswilligen ber- ausholten. Da der Streik auf den städtischen Gaswerken fortdauert, mußte gestern die Abgabe von GaS eingestellt werden. Das Polizeipräsidium Berlin teilt mit: In der ver gangenen Nacht beschlagnahmte die Berliner politische Po lizei die „Rote Fahne", bevor es möglich war, die Zeitung in den Verkehr zu bringen. Die Beschlagnahme ist er folgt, weil die Zeitung eine Aufforderung zum Hoch verrat enthielt. Am Sonntag sind von ver -Schutzpolizei Linksradikale wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und anderer politischer strafbarer Handlungen festgenom- men und der politischen Polizei zugeführt worden. Auch am Montag vormittag erfolgte die Festnahme verschie dener Personen. Hierunter befanden sich streikende Ar beiter, die bei der AEG. in der Hussiten- und der Acker straße einen Gewerkschaftsführer überfallen und mißhandelt hatten, ferner 20 streikende Eisenbahner, die aus den Staatsbahnhösen gewalttätig gegen Arbeitswillige und die Bahnanlagen vorgcgangcn waren. Flugblätter ver schiedenen Inhalts, z. B. solche, die sich an die Reichs wehr und an die Schupo wenden, wurden von der Polizei beschlagnahmt. Die Schutzpolizei ist sowohl am Sonn tag wie am Montag an verschiedenen Stellen Groß-Ber lins den sich bildenden Ansammlungen von Menschen massen entgegengetreten und hat oadurch größere Aus schreitungen verhindert. Tlreikvropaganda unter de« Landarbeiter». Die Kommunisten entfalten unter den Landarbeitern eine rege Streikvropaaanda. Ihrer Streitbarste sind im Kreise Soldin die Arbeiter auf mehr als 50 Gütern ge folgt. Auch im Kreise Gentkfin und weiter in den Kreisen Köthen, Kalbe, Quedlinburg, Wanzleben, Bernburg und Ballenstedt herrschen landwirtschaftliche Teilstreiks. Da in vielen Fällen von den Streikenden die Notstands arbeiten verweigert wurden, ist Technische Nothilfe zur Bergung der Ernte und zur Viehpflege eingesetzt worden. Plünderungen in Krefeld. Die Ausschreitungen hielten auch gestern an. Unter dem Drucke der Massen mußten viele Geschäfte ihre Waren weit unter dem Verkaufspreise abgeben. Es wurden z.B. Schuhe und Anzüge für 100 OOO Mark verkauft. Zum Teil wurden auch Sachen ohne jede Bezahlung mrtge- nommen. Die Plünderungen erstreckten sich auch buk Lebensmittel- und Schokoladeugeschäfte. Auch Zigaretten geschäfte wurden ausgeraubt. Von der Polizei mußten 150 Personen wegen Plünderung verhaftet werden. Ausnahmezustand über Hamburg. Amtlich wird aus Hamburg mitgeteilt: AIS gestern gegen 63/» Uhr morgens arbeitswillige Werftarbeiter sich an ihre Arbeitsstätten begeben wollten, wurden sie hieran von ausgesperrtcn Arbeitern gewaltsam gehindert. Hierbei kam es zu Zusammenstößen nnt der Polizei. Unlautere Elemente hielten tue Straßenbahnwagen an und versuchten die Fahr gäste aus den Wagen herauszuholen. Die Ordnungspolizei rst durchaus Herr der Lage. Da im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Schwie rigkeiten gewisse Elemente durch landfremde Hilfen ihr feindliches Treiben fortsetzen, und versuchen Unruhen her vorzurufen, hat sich der Senat zum Schutze der öffent lichen Sicherung entschlossen, den Ausnahmezustand über das Gebiet des Hamburger Stadtgebiet« zu ver hängen. . Blutige Zusammenstöße l« Aach««. Gestern versuchte ein Trupp Kommunisten das Aachener Polizeigebäude za stürmen. Die Polizei machte von der Schußwaffe Gebrauch. Hierbei gab es 15 Tote und zahlreiche Verwundete. Kommunistischer Ieuerübrrfall i« Remscheid. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag wurden in Remscheid wiederum 60 Angehörige einer Remscheider Wan dergesellschaft in der Nähe von Dabrtnghausen während des Abkochens von einigen Hunderten Kommunisten, dar unter auch solchen aus Köln, überfallen. Da die Ueber- fallenen sich schließlich in eine Scheune geflüchtet hatten, mußte»» jie sich, da sic von ven Kommunisten beschossen wurden, eigebe». Der kommunistische Führer wurde an schein 'tz von seinen eigenen Leuten erschossen, da die Ang I K ,i der Wandergesrllschaft, wie polizeilich s«ffz>, Di« Opfer der Unruhen in Hannover. Nach den bisher eingezogenen Erkundigungen an lichen Stelle» sind bei den Unruhen am (7 Sonntag in Hannover insgesamt fünf Personen tötet und 52 verletzt worden. S»f«n«e»fh»Ha «» Rotthanse, ««» Gelsenkirchen. Sm Zentrum de» Industriegebietes ist cS »u Unruhe» gekommen, die kaum unterdrückt sind und von denen man nicht weiß, wann sie wieder aufflackern. Der äußere Anlaß der BewMN«, deren eigentlich« Ursache der Levensmittel- mangel ist, wurde durch folgenden Vorgang gegeben: In Rotthausen hatten juacnbltme Arbeiter «inen Galgen er richtet und an ihn zwei Puppen mit den Schildern „Nieder mit Cun« und Sttnncs!" gehangen. Die Essener Polizei entfernte dieses Zeichen eines Dummen-Sungen-Streiches. Dabei kam es zu Zusammenstößen. Ein Jugendlicher entriß einem Polizisten die Dienstvistole und schoß den Be amten nieder. Der Polizist war sofort tot. Im Anschluß daran scharte sich in Rotthausen eine große Menschenmenge zusammen, die von der Polizei nach Gelsenkirchen abge brannt wurde. Die Polizei mußte von der Hieb- unk Schußwaffe Gebrauch machen. Die Franzosen yaben anläßlich der Gelsenkirchener Unruhen mitgeteilt, daß sie gegen jeden Störer der Ruhe Vorgehen werden nnd nötigensallS mit Maschinengewehren etngretfen werden. Die Polizei hat Befehl, die Reviere unter allen Umständen zu verteidigen und keinerlei Zu sammenrottungen zu dulden. lvluttge Zwischenfälle i» Mühlhausen. In Mühlhausen fanden im Laufe deS gestrigen Nach mittag» erhebliche Ausschreitungen eines Teiles der Ar beiterschaft aufgehetzter Kommunisten statt. Mitglieder des Jungdeutschen Ordens wurden aus den Betrieben heraus- geholt und schwer mißhandelt und blutig geschlagen. Die Straßenbahnen wurden angehalten und Leute, die sich als Angehörige des Jungdeutschen Ordens herausgestellt bat ten, ebenfalls schwer mißhandelt. Da die Stadt Mühl hausen gegenwärtig nicht die gesamte Schutzpolizei im Orte hat, wächst sich die Situation immer gefahrdrohender aus, lgungen an amt- Sonnabend und ge- Sine Mahnung au die Eisenbahner. Der Allgemeine Eisenbahner-Verband in Berlin gil angesichts der gespannten innerpolitischcn Verhältnisse so! aende Anweisung für seine Mitglieder heraus: Die im Augenblick vor altem zu behebenden Schwierigkeiten der Ernährungs- und Papiergeldknapphcit sind durch einen Generalstreik nnd im besonderen durch einen Verkehrs streik nicht zu beheben. Durch einen Verkehrsstreit würde vielmehr die Lebensmittelversorgung, besonders für die arbeitende Bevölkerung in der bedrohlichsten Weise ge fährdet werden. Alle auf dem Boden der Neichsverfassung stehenden nnd für staatliche Ordnung strebenden Eisen bahner müssen es in dieser schweren Zeit ablehnen. Mit- Helfer politischer Umstnrzpläne zu sein, welche da? deutsche Volk in das tiefste Elend und die Einheit der deutschen Nation in die Gefahr deS Zerfalls bringen würden. Von den Mitgliedern wird erwartet, daß sie in voller Wür digung der großen Verantwortung, die in dieser schweren Zeit auf den Schultern der Eisenbahner lastet, den Eisen bahnverkehr, und ganz im besonderen die Lebensrnittel- tranSporte vor jeder Störung bewahren. Dir beiden Bundesvorstände deS A. D. G. B. «ud deS Afa-BundeS erlassen folgenden Aufruf: Gegenüber der neuesten General- ftreikparole der Kommunisten wiederholen wir hiermit aus unserem letzten Aufruf vom 26. Juli die Aufforderung an unsere Mitglieder: Lehnt die Gemeinschaft mir diesen Aktionen der Kommunisten ab! Haltet gewerkschaftliche Disziplin! Dle Kommnwstei- kennen kein anderes Mittel gegen alle Nöte des Volkes als Demonstrationen und Generalstreik. Diese Sinnlosigkeit können die Gewerkschaften nicht imtmachen. Der völlig verantwortungslose „Rcickisausschuß der Betriebsräte" in Berlin hat nickt das geringste Recht, Ver deutschen Ar beiterschaft die Richtung und die Methoden ihres Kampfes vorzuschrciben. Die Berliner Ortsausschüsse des A. D. G. B. und des Afa-Bundes haben bereits am Sonnabend den Generalstreik als das ungeeignetste Mittel zur Besei tigung der augenblicklichen Not erklärt und ihn deswegen ganz entschieden abgclehnt. Er muß von den Gewerfichafts- mitgliedern im ganzen Reiche ebenso entschieden abge lehnt werden. Die Regierung Cuno wußte bereits seit unserer Erklärung am 30. Juli, daß sie jedes Vertrauen der arbeitenden Bevölkerung verloren hatte. Mit großer Schuld beladen ist die Regierung Cuno jetzt verschwunden, sie ist dem zornigen Unwillen des Volkes gewichen. Die nun zu bildende neue Regierung wird sich nur halten können, wenn sie durch wirklich tiefgreifende Maßnah- men die Ursachen beseitigt, welche die gegenwärtige furcht bare Lage herbeigestthrt haben. Sie muß also, wenn sie nicht ebenso wie ihre Vorgängerin scheitern will, die Forderungen der Gewerkschaften und der Sozialdemo kratischen Partei erfüllen. Diese Forderungen können aber nicht erfüllt werden, wenn durch einen Generalstreik die Not im Lande nock riesenhaft vergrößert wird. Wir rufen aus diesem Grunde, im Bewußtsein unserer Ver antwortung für das Wohl der arbeitenden Bevölkerung, alle Arbeiter und Angestellten im ganzen Reiche aus, trotz kommunistischen Drucke» die Arbeit fortzusetzeu resh, wieder aufzunehmen. in Verminst nnd Ruhe. E« wird un« aesckrirben: Der Handwerker und der Kletnkansman» befinden sich ... einer denkbar schwierigen Lage. Di« Fabrlkanten und Großhändler berechnen in ihren Kontoren di« Preise, di» sie fordern, sie diktieren dl« Bedingungen, unter denen allein sie gewillt sind zu liefern. Der Ladeninhaber, der auf Roh stoff« angewiesen« Handwerker erhält fast täglich Mit teilungen über erhöbt« Preis». Erhöht er auch nur an nähernd seine Forderungen, um sich nicht in kürzester Zett zu Grund« zu richten, so hat er den nervenaufreibendste» Ansturm de« Käuferunwillen« au«,»halten. Er ist der unglückselig« Buffer »wischen Fabrikation, Großhandel und Publikum gewordrn, ständig in Gefahr, daß sein bi«ch«n Hab« der Wut und Gier plündernder Massen zum Opfer fällt. vengftllch« Notrufe kommen au« Handwerkerkreisen, von einer Schuhmacher-Innung wird darauf hinaewiesrn, daß dl« Leder-Jndustri« wie auch di« Schuhfabriken ihr« SrttUgniffe an da« Handwerk und den Kleinhandel nur auf der Grundlage de« Dollarkurs«» verkaufen. An Tagen starker Devisenfteiaerungen fei di« Lag« völlig unhaltbar. Wenn Geld am Montag fortgeschickt sei und Mitt, der Woche in den Besitz de« Lieferanten gelangi, so müsse auf Grund de« a,stiegen,n Dollar« oft «in vielfacher Prei« noch nachgezahlt werden. Dabei nähmen die Prri«prüfung«. stellen und Kontrollau«schüsse auf dies« Notlage überbaupt keine Rückficht. Wenn dieser Zustand fortdauer«, werd« in wenigen Wochen da« Tchuvmachergrwerb« vollständig ruiniert «erden. Stürmisch« Klagen laufen darüber ein, daß di« Vrel«. prüfung«strllen und Kontrollau«schüff», ,um Teil unter dem Druck de« proletarischen Selbstschutz«», dl, Mehlb,stände in den Bäckeretbetrirben kontrollieren und größer« Mengen beschlagnahmen. Ti« bieten al« Gegenleistung vrets« an. für den sich der Bäckermeister nur noch den zehnten Teil de»^R«b^uan^um« wieder kaufen kann. Ander,rseit« w^
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