Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192308113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230811
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-11
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MterilkUWWIMKm Annahme der Stenergesetze Deutscher Reichstag. vbz. Berlin, 1«. August IVA. Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragt Abg. Kü rt en (Komm.) die Aushebung der gestrigen Verfügung deS MeichStogSvräsideuten, wonach die Zulassung von Delegatio nen beschränkt wird. Präsident Löbe erklärt dazu, er habe verfügt, daß von jedem Abgeordneten drei Gäste eingeführt werden dürfen. Diese Beschränkung sei notwendig geworden, weil gestern die Masse der Besucher sich unzulässigerweise in fremde« FranktlonS,immer« aufgehalten und wiederholt Abgeorb- nete behindert habe. Nach der Geschäftsordnung ttbe der Präsident da» HauSrecht und die Poltzetgewalt im Hause au». SS bleibe bet seiner Verfügung. (Beifall bei der Mehr heit.) Abg. Könen (Komm.) protestiert nochmal», selbst der „Vorwärts" habe anerkannt, daß die Arbeiterbelegierten ar ständige würdige Vertreter gewesen seien. Der Reich», tag sollte sich freuen, wenn die Arbeiter sich noch an ihn wen- den, und nicht andere AuSwege suche». Abg. Müller-Franken (Soz.) billigt die Maßnahmen Le» Präsidenten. ES komme jetzt vor allem darauf an, die Steuervorlagen ohne Störung schnell zu verabschieden. Nach einer Erwiderung des Abg. Thoma» (Komm.) wird in -le Tagesordnung eingetreten. Ohne Debatte werben mehrere Abkomme« «nd Ver, träge mit Polen, der Tschechoslowakei und Holland über kleinere Wirtschaft»- und Rechtsfragen in allen drei Lesun- gen angenommen. — Gesetzentwürfe auf Erhöhung der Be züge aus Alten-Teilsverträgen und der Rechtsanwaltsge bühren gehen an den Rechtsausschuß, ein zweiter Nach, tragSetat an den HauShaltungSauSschuß, ein Entwurf über die steuerliche Behandlung der Goldanleihe und ebenso der Entwurf über die Erhöhung der Verbrauchssteuern an Len Steuerausschutz. In der Fortsetzung der AuSf-rache über die RegieruußSerklSruuge« schließt sich Abg. Petersen (Dem.) den Ausführungen LeS Abg. Dr. Stresemann an. Deutschland könne in seinem Ver- stänbigungSwillen nicht weitergehen als in der letzten Note der Regierung. Weit Über den FriedenSvertrag hinaus habe sich Deutschland darin zu Reparationsleistungen bereit erklärt. Von der sranzösischen Regierung fehle dagegen noch immer eine positive Erläuterung ihrer Pläne im Ruhr gebiet. Selbst England, als Bundesgenosse Frankreichs, be mühe sich vergeblich, darüber Klarheit von Frankreich zu er halten. Aus Freundschaft für Deutschland würden England und Amerika niemals irgend etwas für uns unternehmen. Nicht Freundschaft verlangen wir von England und Italien, aber die Innehaltung des Versailler Vertrages, den diese Mächte selbst unterschrieben haben. (Beifall.) Auch Amerika ist moralisch verpflichtet, über die Einhaltung des Bertra- geS zu wachen, den Wilson in erster Linie mitgeschaffen hat. Es gib: Millionen Deutscher, die bereit sind, Opfer für den Staat zu bringen, wenn sie sehen, daß Liese Opfer Sinn und Zweck haben. Redner verlangt nicht einen, sondern lauter starke Männer in der Negierung. Man solle ihnen nicht nur die Stelle, sondern auch die Möglichkeit geben, ihre Ideen -urchzustthren. Zum Schluß verspricht Redner, Laß die De, mokratcu die Politik der Regierung, wie sie Dr. C««o »nd Dr. Rosenberg rargelegt hätten, mit aller Kraft unterstützen, aber auch verlangen würden, Latz diese Politik mit aller Rück sichtslosigkeit zum Heil des deutschen Vaterlandes durchge- fllhrt werde. Abg. Boehm sBavr. Vp.) glaubt, daß jeder Gerecht denkende die schwierige Lage der Regierung würdigen werde, wenn auch die Rede des Kanzlers nicht alle befriedige. Red ner bedauert, Laß zwischen Amerika und Europa eine EiS- berg-Lust herrsche, und daß auch in England sich kein Ver ständnis für Deutschlands Lage zeige. Leider zeige sich auch noch kein Anfang der Selbsthilfe. Deutschland sei daS Land ohne Währung. Tie nunmehrigen Beschlüsse über die neuen Stcuerovser würden allerdings besonders Lurch die An passung an die Geldentwertung momentan erleichternd wir ken. Obwohl sie einen Eingriff in die Substanz bedeuteten, mühte» doch diese außerordentlichen Opfer gebracht werden. Sie seien für Siiddeutschland um so bitterer, La schon wäh rend Les Krieges die Veranlagung zum Wehrbeitrag so un gleichmäßig war, Latz das übergewissenhafte kleine Würt temberg mehr zahlte, als ein fünfmal so großer Teil des übrigen Deutschlands. Die Landwirtschaft habe alle erübrig te» Mittel zur Verbesserung der Betriebe verwendet. DaS gelte besonders von den bayerischen Landwirten, die ein be scheidenes und anspruchsloses Leben führten. Aber auch für die Landwirtschaft zögen infolge der Teuerung schwere Zei ten herauf. In allen Kämpfen müsse die Einheit gewahrt werden. Redner versichert als bayerischer Abgeordneter im Namen seiner Freunde, daß Bayern am Reichsgedanken fest halte» werde. Abg. Fröhlich (Komm.) erklärt, daß Millionen deut scher Arbeiter auf dem Sprunge ständen, vom passiven Wi derstand gegen die Enno-Regierung zum Generalstreik über- zugehen. Redner stellt die Veröffentlichung von Dokumen ten in Aussicht, nach denen sich eine Reihe hochangesehener Firmen den Franzosen verpflichtet hätte. Die großen Hal- denbestände seien den Franzosen in die Hände gefallen, an statt daß diese Kohlen rechtzeitig in die Keller der deutschen Haushaltungen wanderten. Redner wirft, während das Haus sich fast völlig geleert hat, den Arbeitgebern planniäßigen Verrat der Volksinteressen vor. Ter von der Cuno-Regie- rung vorbereitete Bürgerkrieg sei jetzt unvermeidlich ge worden. Tas mit der elenden Cuno-Mark abgespciste Volk lasse sich Lurch verspätete Konzessionen nicht mehr beruhigen. Redner klagt die Cunoregierung der planmäßigen Ausplün derung des deutschen Volkes, der Duldung und Förderung des Hochverrats an und fordert, daß sie vor Len Staatsge richtshof gestellt wird. Inzwischen ist folgender Mißtranenöantrag der Kam, mnmste« eiugcgangen: „Der Reichstag wolle beschließen: Die Ausführun gen Les Reichskanzlers entsprechen nicht Len Anschan- nngen des Reichstages. Ter Rcgiernng wird das Vertrauen entzogen." Abg. Graefe (Teutschvölkstch) erklärt, daß er ange sichts der eben gehörten Auslassungen seine Angriffe gegen die Negierung vertagen wolle. Er wolle den Spießbürgern nicht Veranlassung geben zu sagen: Da seht ihr wieder, die Extreme von rechts und links gebe» sich die Hand. Redner ruft der Regierung zu: Kanzler werde hart! Der Reichs tag hat sich selbst bankerott erklärt, als er in der schwierigsten Situation in die Ferien ging. Aus der Rede des Reichskanz lers klinge zwar eine Umkehr heraus, aber auch ein ent sagungsvolles Klagelied. Nachdem alle versöhnlichen Ver suche gescheitert seien, hätte der Kanzler die Konsequenzen zu einem entschiedenen nationalen Widerstand ziehen müssen. Lies bedauerlich sei die Verurteilung „Verbrecherischer An schläge*, wie sich der Reichskanzler ausgedrllckt habe. SS sei —e» »-»seh.» «Le» »nru. Eitle Sitzung gewerkschaftlicher Organisationen. Laut „Vorwärts" sand gestern nachmittag im Reichs- tage eine von der Berliner Gcwerk'clmstslommiision und dem Asakartcll einberuicue Sitzung unter Tciüi.'.hme drs Allgemeinen Deutschen Gewerkichastsbundes, aes A alwu Vorstandes, des Haupt- und dcS Berliner Vorstandes der SPD. und der Kommunistischen Partei start. Es würd' eine Entschließung angenommen, rn der die sofortige Bereitstellung von ausreichenden Zahlung-- nnd L e b c n s m i r t e l n gefordert nnrd. In der En'scb! - ßung wird weiter der Auffassung Ausdruck verliehen, de" die Regierung Cuno au der heutigen schwierigen Situa tion Schuld habe und ihr deshalb lein Vertrauen entgegen gebracht werden könne. Die Bvrstanüskonseren; richt'! an die organisierte Berliner Arbeitnehmerschaft die Aufforde rung ,nr Erreichung dieses Zieles nur dem Rute ter Go- werkichasrsvrganisalivuen zu folgen. Rach Schluß der Konferenz trat der engere Auc-stin:'- der Gewcrkschaftskommission zusammen und beschloß ein Reiche von Richtlinien für seine derzeitige Tätigkeit. E? wurde die sofortige Durchführung folgender Ma''nah.ne-i gefordert: Einführung eines wirktich wertbeständig» Lahnes, automatische Anpassung der ge-amten Sozialver slcherung und der Wohlfahrtspflege au die Gelbenrwertuna, organisierte Sicherstellung der Lebensmittel und Bedarf.-- arrikel, Deckung der Staats- und Gememdeauc-gaben durch schärfste Belastung des Besitzes in Handel, Industrie und Landwirtschaft, verschärfte gesetzliche Sicherung gegen Ein schränkung und Schließung der Betriebe. Vom Reichstag werden sofortige gesetzgeberische Entscheidungen rur Ler-, Akülk Lu» Berlin wird un« geschrieben: Im Lauf« der dreitägigen Verhandlungen im Plenum, in den Ausschüssen, wie in den Fraktionszimmern de« Reichs tage« bat sich trotz de« neuen Erfolge» der Reaierung Euno, der sich in der Annahme der Gteuervorfchläa« «»«drückt, «IneverschtebnnsdrrvarlawentartschenLavede» Kadinett» geltend aemacht. Dl« VSBD., di, von vornherein der Re gierung den Vorwurf aemacht hatte, daß fi« zu spät in di« verbSngnl»voll« finanziell« und wirtschaftliche Entwickelung im Innern «inaegrtffen hat, hat sich tm Verlauf der Debatte durch di« Erklärungen der Regierung nicht zu einem ver- trauen für da« Kabinett durchrluaru können. E« besteht daher innerhalb der VSBD. di« Neigung, sich dem komm». «Mischen Mißtrauensvotum anzuschließen. Demgegenüber wird di» Bürgerlich« Arbeitsgemeinschaft da« Kabinett Luno so laug, unterstützen, al« der Reichskanzler selbst e« mit der inneren und Süßeren Lag» für vereinbar hält, gegebenen« all« auch gegen dl« Sozialdemokratie regieren zu können. Naturgemäß wird bei den Beschlüssen de« Reichskanzler« di« Strllungnabm« de« Reichspräsidenten «in« wesentlich« Roll« spiel,». Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, will für die VSBD. ausschlaggebend di« Erwägung sein, daß der Augenblick zur Bildung der großen Koalition ae- kommen ist, sowohl in innerpolitischer wie in außeuoolitiswrr Hinsicht. E« ist also gerade der Wille »um Durchbalten im Rubrkampf, der di« Haltung der V8PD. bestimmt. Dazu kommt da« einig« Annehmrn der gewaltigen Steuergefetze, di« viel mehr von dem enthalten, was die Sozialdemokratie seit löngrrer Zeit verlangt. Di« Arbeitsmöglichkeit in einem Kabinett der großen Koalition ist also für die VSBD. be sonder« günstig. Kn wie wett sich bt« »um Montag die varlamentarischr Situation nach der einen oder anderen Seit« aufklären wird, ist heut« noch nicht »u sagen. E» ist «benso wobl möglich, daß di« BSPD. unter dem Eindruck rein politischer Erwägungen zu ihrer früheren Wahl in der Haltung gegenüber dem Kabinett Cuno »urückkehren wird. Ausschlaggebend für di« Beurteilung der innerpolitischen und parlamentarischen Lag« ist aber di« Tatsache, daß einerseits bi« gewaltigen Struergrsetz« dr« Reichskanzlers in einer Front von den Deutschnationalen bi« zu den vereinigte» Sozialdemokraten angenommen wurden, und andererseits, daß diejenigen Kräst«, die «in« Neubildung oder Umgestal tung des Kabinetts erwägen, sich lediglich von den Gesichts punkten leiten lassen, die Widerstandskraft de« deutschen Volke« »tm sein« national« Existenz zu störten. * Da» Scho der Kanzlerrede in der Schweiz. Di« Mittwochrede des Reichskanzler« Cuno bat in der Schweiz nur geringe« Interesse erweckt. Nur di« „Neue Züricher Zeitung" sagt: Wenn auch die Srklörungen de« Kanzlers ver Stimmung de» deutschen Volke« entsprechen, so baden di« Erklärungen um keinen Schritt den Ruhr konflikt der Lösung näher gebracht. ES wird sich »och »eigen, wie sehr man aus der seelischen und materiellen Notlage de« deutschen Volke» herau« di« scharfen Kritikausfälle de« deutschen Kanzler« versteben kann. So sind vom politischen Standpunkt aus doch nur diejenigen Rede» von Staats männern al» wirklich fruchtbar zu betrachten, di», ohne di« eigenen Gefühl« de» Volkes zu verletzen, dir al» Hauptziel di« Lösung dr« Konflikte« nickt aus den Augen verlieren. In dieser Hinsicht bietet di« Rede CnnoS kaum mehr positive Elemente, al« die letzten Aeußerungen PoincarsS. PoinearöS Helfer in Deutschland. Di« französisch« Press« veröffentlicht beinahe im Wort laut die letzte Rede des sächsischen Ministerpräsidenten Dr.Zeignrr und knüpft daran Kommentare, in denen sie sagt, daß e« keinen besseren Beweises bedürfe, um vor aller Welt das drohende Spiel und die Rrvanchrabsichte» zu entlarven. Verordnung zur Wiederherstellung ver öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Der Reichspräsident erläßt eine Verordnung »ur Wieder herstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, dl« mit dem 10. Augnst in Krast tritt. Nach der Verordnung können periodische Druckschriften, durch deren Inhalt zur gewaltsamen Beseitigung oder zur gewaltsamen Aende- rung der verfassungsmäßig feftgefteNten republikanischen StaatSsorm deS Reiches oder der Länder, oder in einer de» öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zu Gewalt tätigkeiten ansgefordert oder angereizt wird, wenn «S sich uw «ine Tageszeitung handelt, bis zu vier Wochen, in an deren Fälle» bi« zu sechs Monaten verboten werden. Das Verbot gilt für das gesamte Reichsgebiet und umsatzt auch etwaige Ersatzdruckschriften. DaS verbot und die Anord nung der Beschlagnahm« erfolgt durch den Reich-Minister des Innern. Für die Anordnung der Beschlagnahme ist bei Gefahr im Verzug« auch die Polizeibehörde zuständig. Gegen da« Verbot und die Beschlagnahme ist binnen zwei Wochen Beschwerde beim Reichsminister dr» Innern «inzulegen. Der Neichrminister de« Inner» kann der Beschwerde abhelfen oder sie unverzüglich dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik »ur Entscheidung vorlrgen. Wer eine auf Grund dieser Verordnung verbotene Druckschrift herauSgibt, verlegt, druckt oder verbreitet, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft, nachdem daneben auf «ine Geldstrafe bis zu 500 Millionen Mark erkannt werden kann. Slnsländer, die sich einer der genannten Handlungen schuldig gemacht haben, können aus dem Reiche auSgrwiesrn werden. Die ZioilverwaltungSbrhörden des Reiche«, der Länder und der Kommunen haben einem auf Grund dieser Verordnung ergangenen Ersuchen de» RrichSminifter« dr« Innern im Rahmen ihrer Zuständigkeit Folg« zu leisten. Artikel 118 der Reichsoerfaffung wird, soweit seine Bestimmungen dieser Verordnung »ntgegensteheu, vorübergehend außer Kraft ütsetzt. Bom demokratische»! Friedeuskottgretz. An der vorgestrigen Sitzung des 3. Internationalen Demokratischen Friedenskongresses in Freiburg i. Br. wur den drei Resolutionen, die bereits in früheren Sitzungen eingegaugen waren, angenommen. Bou diesen befaßt sich dis erste mit den Reparationen, die zweite mit der Rulir- fragc, während dis dritte, welche von den pantschen Teil nehmern eingebracht worden ist, im wesentlichen die Be reitwilligkeit Deutschlands zur^Ersülluns der Reparations leistungen bckniidct. und die Sabotageallivnen im Ruhr gebiet ^verurteilt, unter dem gleichzeitigen Hinweis, daß Frankreichs Vorgehen im Ruhrgebiet nicht zur Forderung der Friedensbewegung beitrage. Unter anderen sprach Prälat Gießwein über die notwendige Annäherung zwi schen Frankreich und Deutschland sowie später zwischen den Vereiniglen Staaten und Europa. Ilniderntätsprofcssor von Schuitze-Gäveriii!; fasste de» Eindruck des Kongresses dahin zusammen, daß hier cme Aussprache zwischen Deutschland und Fraulecich zustande gekommen sei, die ntan befriedigend neunen könne. Marc Sangnier, der für die freundliche Ausnahme in Vaden dankie, versprach im Sinne einer Annäherung zwischen Frankreich und Deutsch land, das heißt über die Kopie der Regierung hinweg »rberte» ru .Aetlall Mißerfolg. Redner legt Verwahrung dagegen ein, mit de» Bolschewisten in einem Atem genannt ,ü werben. Er prote stiert gegen die Verleumdung der „Deutschen Allgemeinen Zeitung, daß in den nationalen Verbänden französisches Gelb steck«. Redner fragt den Staatssekretär v. Maltzan in welchem Ressort die Herren säßen, die mit Rabek-So- lelsohn in freundschaftlichster Weise nicht nur diplomatisch sondern auch sonst verkehren, und ob es wahr sei, daß Ra- det bis zum 1. September die Einreiseerlaubnis nach Deutschland erhalten - habe. Er wisse genau, wo sich Rabe! aufhalte. Redner protestiert gegen die Behandlung Roß. Lachs und anderer in Leipzig, die geradezu zum Himmel schreie. Er schäme sich, daß eine derartig« Regierung ein« nationale Firma trage, und könne die Juden nur warnen de» Bogen nicht zu Überspannen. AuS dem Sumpf heraus könne uns nur eine Diktatur führen. Aba. Ledebour iUnabh.): Herr v. Graefe ist ein offe ner, >' Cuno ein verschleierter Nationalist. Cuno bat sick mir stli.cn Erlassen und seiner Politik als bester Helfer Poincarrs erwiesen. Tie Ruhrwrbetterschaft will von sinn losen Sabotageakten nichts wisse». Staatssekretär v. Maltzan gibt in Beantwortung de, gestrigen Anfrage deS Abg. Dr. Stresemann über die Aus Weisung deutscher Staatsangehöriger in Polen und wegen der Memelbahn eine Erklärung ab, in der eS heißt, baß in den Fällen der Ausweisungen stets Vorstellungen erhoben wordeu seien. Die polnische Regierung lasse es leider an dem nötigen Entgegenkommen fehlen. Die deutsche Negie rung werde daher aus diesem Verhalten die Konsequenzer ziehen. Gegen die Uebernahme der Memelbahn auf die litauische Negierung habe die deutsche Regierung.Protest eingelegt. Rctchsernährungsmintster Dr. Luther erklärt, daß di« Schwierigkiten in de- Lebensmittelversorgung auf dem Ge biete der Zahlungsmittel und des Kreditwesens lägen. Für die notwendige Einfuhr besonders an Kartoffeln, hätten die erforderlichen Devisen gefehlt. Dieser Mißstand werde abc jetzt gehoben werden. Die Einschränkung der Kredite dürfe nicht auf Kosten der Lebensmittelversorgung geschehen. Durch die Schaffung wertbeständiger Aulagemöglichkeiten werd« sich auch der Lcbensmittelonkauf erleichtern. Ueber ein« schnellere Versorgung der Städte werde noch heute zwischen den laybmirtsklrastliche» Organisationen und den Konsum- genoffenschasten verhandelt. Heute müsse sich jeder einreihev in die Einheitsfront zur Bekämpfung der Not. (Beifall.! Damit ist die erste Lesung der Steuervorlagen erledigt. Angenommen wirb noch ein Gesetzentwurf, der die AusprL. guug vou Ersatzmünzen incht nur bis zum Nennwerte St- zu 1M0 Mark, sondern bis zu einer Million zuläßt. Um SAS Uhr wird darauf die Sitzung bis 6L0 Uhr unter brochen, damit die Fraktionen noch einmal zu den Steuer gesetze» Stellung nehmen können. In der neuen Sitzung sol len dann die Vorlagen in zweiter und dritter Lesung ver abschiedet werden. D « M Präsident Löbe eröffnet die Sitzung mit eineinhalb, stündiger Verspätung um 8 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung sSwtlicher Sterrer-esetze, wie sie im Ausschuß beschlossen worbe« ist. Abg. Oberfohren (Deutschnatl.) gibt als Vorsitzen- dec des Sst-uerauSschuffcS rin Namen sämtlicher bürgerlichen Parteien eine Erklärung ab, wonach der Ausschuß die Steuergesetze einstimmig mit Ausnahme der Kommunisten verabschiedet habe. Schwere Bedenken seien zurückgespelll worden hinter dem großen politischen Ziele, durch entschlos sene Maßnahmen der Not zu steuern. Der Redner bittet die Gesetz: ohne Aussprache möglichst einstimmig auch iw Plenum zu vercrbschieden. (Beifall.) Abg Keil (So,.) stimmt für die sozialdemokratische Fraktionen den Gesetzen ebenfalls zu und erblickt darin einen kraftvollen Schritt aus dem Wege, den die Sozialdemokratie seit Jahr und Tag befürwortet habe. Die rechtzeitige Durch führung dieser Maßnahmen hätte dem deutschen Volke die schwere Not erspart. Eine durchgreifende Finauzresor« müsse unverzüglich eingeleitet werden. Die Erfassung der Sachwerte dürfe keinen weiteren Aufschub erleiden. Abg. Könen (Komm.) glaubt nicht an eine energische Durchführung der Steuergesetze: nur eine Arbeitcrregierung könne helfen. Damit schließt die Aussprache. Das Gesetz über die Erhebung einer außer» r- deutlichen Abgabe anläßlich der Rnhrbc- setzuug wird darauf einstimmig in zweiter uud dritter Lesung angenommen, ebenso das Steuerziusgesetz nud bas Gesetz über die Vorauszahlung zur Einkom men- «nd Körperschaftsfteuer. Gegen die Kom munisten wird das Gesetz über die Abänderung der Ver, brauchS steuergefetze angenommen. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Präsident Loebe stellt fest, daß noch die Frage der wertbeständigen Anleihe und das kommunistische Miß trauensvotum zu erledigen sind. Dieses Mißtrauensvotum kann erst einen Tag nach seiner Einbringung zum Abschluß gebracht werden. Es wird beschlossen, die nächste Sitzung am Montag nachmittag 3 Uhr abzuhalten. Schluß 9 Uhr.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)