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- Erscheinungsdatum
- 1923-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192307234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-23
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Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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vermischte». Explosion tn eine« Filmatelier. Lin fchrvc. «» SrplosionSunglück ereignete sich am Donnerstag im Ray-Filnmtelter tn Weißens««. Hier war man damit beschüf. <tgt, Aufnahmen zu dem Paul-Leni-Film „Das Wachtzfigu- senkabtnett" zu machen. Al» ExplosionSgrund ist anzusehen, ^ab versehentlich et» falsche» Pulver, da» zur Erzeugung ge- vtsser Rauchwtrkung dtrnt. verwendet wurde. Hilf»regifseur ktckebusch, der neben der Sxplosion-stell« im GlaShause and, erhielt lebensgefährliche Verletzungen und fand ge- netnsam mit dem Arbeiter JoSke im Weißenseer Kranken- iauS Ausnahme. D«r leitende Regisseur Paul Lent riß den Serunglückten die brennenden Kleider vom Leibe und verhü» «te so noch schwerere Verletzungen. Wetter wurde der Schauspieler JanningS an den Augen verletzt. Flammentod zweier englischer Flieger, ktne Flugzeugkatastrovbe hat sich in einem Londoner Bor. >rt abgespielt. Der Sltegeroffizter LoutS Trapagna Leroy var in Begleitung seine» Kameraden, de» Leutnant» LogS- iail, von dem Flugplatz Kenley zu einem Probeflug aufge- ttegen. Der Apparat befand sich kaum fünf Minuten in der Luft, al» er plötzlich mit der Geschwindigkeit eine» GeschoffeS mr Erde niedersauste. Unter furchtbarem Getöse bohrte er ich in da» Dach einer großen Villa. Der Benztnbehälter ie» Flugzeuge», der noch über Svv Liter Brennstoff enthielt, »latzte auseinander, da» Benzin strömte in die unteren tzttumlichkeiten der Billa und entzündete sich unglücklicher» vetse im gleichen Moment, so daß e» einem Flammenmeer zleich nach unten sich ergoß. In wenigen Augenblicken glich >a» Landhaus einem brennenden Scheiterhaufen, au» dem tte Trümmer de» Flugzeuge» gespenstisch hervorragten. Die Feuerwehr, die nach zehn Minuten an der Unglücksstelle ein- lraf, konnte nichts ausrichten. Die Ueberreste der völlig ringeäscherten Villa sind vier geschwärzte Mauern. Der Eigentümer konnte sich und sein« Familie noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Bon den beiden Fliegerofftzirren war keine Spur mehr vorhanden. Ein Luftschiff in» Meer gestürzt. Da» ame rikanische Niesenluftschifs, dessen Flugversuche in der letzten Zeit Aufsehen erregten, ist mit 32 Personen an Bord au», rirrer Höhe von ISO Meter in da» Meer abgrstürzt. Drei Personen sind schwer verletzt. Der Bau de» Schiffe», da» bet dem Sturz vollkommen in Flammen aufging, hat 1F Mil lionen Dollar gekostet. > Schweres Eisenbahnnnglückin Bulgarien, stuf der Eisenbahnlinie Sofia—Warna in der Nähe von Plewna stießen auf freier Strecke zwei Personenzüge zusam men. Mehrere Wagen der beiden Züge wurden vollständig zertrümmert. Sieben Personen wurden getötet und acht schwer verletzt. Die Ursache des Unglücks soll die vorschrifts widrige Abfertigung des einen der beiden Züge sein. Nevolte im Gefängnis. Im Zellengefängnis in Moabit brach gestern am späten Abend eine Revolte ans. Sin starkes Aufgebot von Schutzpolizei mußte eingreifen. Autounsälle. In Stuttgart wurde die Auto- mobil-Reichsfahrt mit einem Bergrennen über övo Kilome- ter beschlossen. Nach dem Rennen gab es einen schweren Unfall. Ein an der ReichSsahrt nicht beteiligtes Automobil fuhr bei der Rückfahrt gegen einen Baum und stürzte um. Der Fahrer war sofort tot: eine Insassin wurde schwer ver letzt. — Ein Lastauto, das den Jenaer Schwimmverein Was serfreunde .zu einem Schwimmfeste nach Erfurt bringen sollte, fuhr unterwegs infolge Reißens der Bremskette in wilder Fahrt den Apoldaer Berg hinab und stieb am Fuße des Berges gegen eine Mauer. 20 Personen erlitten sehr schwere, zum Teil lebensgefährliche Verletzungen. Verbrecher in Ferien. In den Sommermonaten sind gewisse Formen des Verbrechens, wie -. B. Hochstape leien, Juwelen, und Taschendiebstähle, tn den Großstädten seltener. Das kommt daher, daß die eleganten Verbrecher sich in diesen Monaten, in denen es in dem Häusermeer nicht angenehm ist, nach den Erholungs- und Badeorten zurück ziehen. Immerhin bleiben noch genug zurück, um die durch die allgemeine Reisezeit günstiger gewordenen Gelegenheiten des Einbruchs auszunützen. Der Verbrecher in Ferien be nimmt sich je nach der „Spezialität", in der er arbeitet, sehr verschiede». Wie der Kriminalist G. T. Crock ausführt, lie ben es die Juwelendiebe, das Angenehme mit dem Nütz lichen zu verbinden. Sic bevorzugen die elegantesten und Flammen. Roman von Hans Schulze. 45. Fortsetzung. Die meisten der aus Amerika nachgekommenen Fracht kisten standen noch ungeöffnet, als hätte er geahnt, daß fernes Bleibens in Pahlowitz nicht von langer Dauer sein Würde. In einer knappen halben Stunde war alles wieder ver packt und vernagelt; dann leerte er in seinem Schlafzimmer sämtliche Schränke und Schubladen und stopfte Wäsche und Kleidungsstücke, Stiefel und Toilcttengcgenstände wahllos in seine beiden Rohrvlattenkoffer. Alsleben wollte das Kavalierhaus bis spätestens zum Nachmittag verlassen haben, ehe das Gerücht seines Weg ganges bis auf den Wirtschaftshof gedrungen war. Ein paar Karten aus dem Pahlowitzer Dorfkrug wür den der gesellschaftlichen Form eines Abschiedes vom Schloß genügen, während er im Amtshause und bei Pastor Hagedorns noch einmal persönlich vorzusprechen beschloß. Und vierundzwanzig Stunden später saß er hoffentlich bereits im Frühzuge nach Berlin, und alles war vorbei. Mit einem wehmütigen Blick umfaßte er noch einmal bas trauliche Bild seines Arbeitszimmers, in dem er den schönsten Traum seines Lebens geträumt hatte und nun so jäh aus allen Himmeln seiner Glückshoffnungen gestürzt worden war. Dann nahm er mit einem leisen Seufzer seine Wirt schaftsbücher zur Hand und begann eine eifrige Rechnung. Unterdessen waren im Schloß Vorbereitungen zur Ver lobungsfeier bereits in vollem Gange. Ein Dekorateur aus Frankfurt an der Oder war schon fn aller Morgenfrühe in Pahlowitz eingetroffen und hatte die große Eingangshalle mit Hilfe der reichen Schätze der Gewächshäuser binnen kurzer Zeit in eine blühende Garten landschaft umgewandclt. Schwankende Tannengirlanden zogen sich aus allen Ecken des mächtigen Raumes in schöngeschwungenen Linien über die breiten Lafelfelder der Decke und liefen in dem vielarmigen Gcweihkronleuchter der Mite anmutig ver schlungen einemander. Helles Birkengrün gab dem nüchternen Weiß der ge tünchten Wände einen festlichen Farbenton, neben dem rie sigen alten Kamin war zwischen den weitklasternden Blätter kugeln zweier Oleanderbäume eine kletue Laube eingebaut worden. Eine bunte Laterne hing über dem Eingang, und Trude Warkcntin, die von Tagesanbruch an unermüdlich treppauf, treppab in Bewegung war, hatte da» verschwiegene LiebeS- verstcck sogleich zur offiziellen BerlobungSlaube ernannt. Unten im Park arbeitete der Wartenberger Drogerie besitzer, Herr Robert Krause, ob sein«» buntbewegten Leben» Robinson Crusoe genannt, ein verkrachter Apotheker, der durch ein von ihm erfundene» Waschmittel mit dem origi nellen Titeü: „Der Tod der Waschfrau" zu behaglichem Wohlstand «laust war und Lch neben seinem eigentlichen besuchtesten Seebäder mit große« Hotel» und Pensionen, und da »och niemand weiß, baß ihre Fingerabdrücke in dm Re gister« der Polizei zu finden sind, so gelten sie für ehren werte Mitglieder der Gesellschaft und üben ihr Geschäft In de« Schlafzimmern und Garderoben der Mitbewohner au», ohne irgend welchen verdacht zu erwecken. Die Hochstapler dagegen, die Aristokraten der Verbrecherwelt, verbringen ihre Serien meist in stillen, abgelegenen Erholungsorten und Salten sich während dieser Zett vom Geschäft vollkommen fern. Sie spielen den ganzen Tag über Tennis und Golf und ruhen sich die Nerven au», die durch die anstrengende Arbeit während der Saison ermüdet worden sind. „Ich diniert« neulich," schreibt Lrock, „in einem bekannten Reftau- rant neben zwei intimen Freunden von „Bludger Bill", dem Fürsten der Schwindler, der diesen Winter in Part» zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Sie hatten vor einigen Tagen dem einfältigen Sohn einen bekannten Mil lionär» 11000 Set abgenommen, und ihr Gelvräch drehte sich um die Frag«, ob sie nach den Bereinigten Staaten oder nach Devonshirr gehen sollten. Zweifellos bedeutet« Amr- rika «rbett und Devonshire Ferien. Sie entschieden sich für da» Letztere und sie konnten sich auch ruhig etwa» erholen." Die Gehe im liste de» Telephons. Eigentlich ist da» Telephon dazu da, baß e» allen denen, die mit einem Teilnehmer sprechen wollen, die Möglichkeit gibt, sich sofort an sie zu wenden. In Wirklichkeit aber gibt e» viele Aus nahmen von dieser Regel. Wer heute eine bekannte Per sönlichkeit anrufen will, die ihrer Stellung und ihrem Ge schäft nach unbedingt einen Anschluß haben müßte, sucht nicht selten im Verzeichnt» vergebens und erhält auch vom Amt keine Auskunft. Diese in der grellsten Oeffentlichkett stehenden Leut« wissen genau, welche Gefahren der Tele- phonanschlnß für sie mit sich bringt, und um sich ein ruhige» Privatleben zu erhalten, haben sie dafür gesorgt, baß ihr Name nicht im Verzeichnis steht und daß ihre Telephonnum- me- niemandem gesagt werden darf. Nur ihre intimen Be- kannten wissen die Nummer, und es ist ein Zeichen großen Vertrauen», wenn sie diese einem Fernerstehenden verraten. In den Pariser Telephonämtern gibt e» sogen, „rote Listen", tn denen die Namen der Teilnehmer eingetragen sind, die nicht genannt werden wollen, und e» ist den Beamtinnen aufs Strengste verboten, ihre Nummern mitzutrilen. Der eisgekühlte Tanz. In heißen Tagen muß man schon ein sehr leidenschaftlicher Tänzer sein, um sich diesem anstrengenden Vergnügen htnzngeben, und wenn auch bet Siedehitze die Tanzsäle gefüllt sind, so ist jedenfalls der Genuß ein sehr zweifelhafter. Da» ist aber nur bei un» der Fall, wo man tn der Pflege des Ballsaals noch nicht so weit gekommen ist, wie in der neuen Welt. In Amerika will man auch bet der heißesten Temperatur in eleganten Badeorten auf das Vergnügen des Balles ntcht verzichten, und so ist denn der „eisgekühlte Tanz" in Mode gekommen. Wirst man einen Blick in den Tanzsaal eines der prachtvollen Kurhäu ser tn den amerikanischen Badeorten, so findet man einen luftigen, von einem geheimnisvollen blauen Licht durchflu teten Raum, in dem eine Fontäne ihre kühlenden Wasser strahlen sprudeln läßt und an den Fenstern das Eis in gro ßen Behältern langsam schmilzt, während sich zu einer diskre ten Musik die Paare aus einem seidebespannten Fußboden, der Feierlichkeit de» Raumes angemessen, ruhig dahinbewe gen. Der Kampf gegen die Hitze, der in den von furchtbaren Temperaturen heimgesuchten amerikanischen Großstädten so eifrig geführt wird, hat auch im Ballsaal gesiegt und durch eine Fülle von Vorkehrungen den Tanz zu einer Freude gemacht, selbst wenn draußen die größte Hitze herrscht. Bei uns begnügt man sich höchstens mit gewissen Ventilations vorrichtungen. In den Vereinigten Staaten aber ist die Zuführung von frischer Lust durch elektrische Fächer usw. zur höchsten Vollkommenheit ausgebildet. Außerdem treibt man eine bei unS unbekannte Verschwendung mit Eis. Eis steht nicht nur tn großen Gefäßen auf jedem Büfett, wirb mit je der Waffcrkaraffc gereicht, ist in jedem Getränk vorhanden, sondern auch die Fenster sind sogar mit Eis verbarrikadiert, sodaß die Hitzestrahlen durch diese kalte Wand nicht hindurch dringen können. Eine große Bedeutung mißt man sodann der Färbung des Lichtes bei. Man unterscheidet zwischen warmen und kalten Farben und hält darauf, -aß im Äallsaal jede grelle Farbe ausgeschaltet wird und der ganze Raum in eine kühle, dämmerige Atmosphäre getaucht ist. Die elektri schen Fächer, die kühle Luft zusühren, sind mit Blöcken von Li» nmgrde«, ivoan »e rieine viorenkvrn in »er rrurr ver stäube« und kalte Strömungen durch den Saal verbreite». I« Rio be Janeiro, wo ebenfalls im Sommer viel und bei größter Hitze getanzt wirb, ist man darauf verfallen, »wische» »wei Tänzen immer eine kurz« abktthlenb« Antonuchtlfa-rt zu unternehmen und sich dadurch von den Anstrengung«» de» Tanze» zu erholen. SiMst IM» Wissenschaft. von der Universität Leipzig. Der ordentlich« Proseffo. an der Universität Heidelbera, Tr. Theodor Kröver, ist »um ordentlichen Lrofrffor für Musikwissenschaft in der Phito- fopbtfchen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Der SckiarlachdazillnS entdeckt? Nach Meldungen medt, zittischer Blätter aus Rom soll e» dem Direktor der Kinder» klinik in Palermo bi Ertsttna und dem Direktor der Kinder klinik in Nom Caronia gelungen sein, den Scharlachbazillul zu entdecken. . Sport. Ehrenpreis fite turnerisch« und sportliche Leist««» Der Reichspräsident hat, um für die am Berfajsun^tag» stattfinbenben sportlichen Wettkämpfe eine besondere Anr«< aung zu geben, einen Ehrenpreis für turnerische und sport, liche Leistungen ausgesetzt. Er besteht in einer von dem Bildhauer Alfred Vocke entworfenen P l a k e tte, die auf der Vorderseite einen Adler in natürlicher Form vor der auß> gehenden Sonne und die Inschrift „BrrfaffungStag ISA", auf der Rückseite einen Eichenzweig und die Worte „Ehren preis des Reichspräsidenten" zeigt. / Volkswirtschaftliches. Die außerordentliche Generalversammlung Alt Aktionäre der Riesaer Bank vom 21. dS. Mt«. erteilt« dir Genehmigung zu der von der Berwaltung beantragte» KapitalSrrböhnng von 30 auf 100 Millionen Mark durch AuSaabe von 70 Millionen Mark Inbabrrftommsttien nm Dioldendenberechtiaung ab 1. d«. Mt«. Bon den neuen Aktien sind 29 Millionen Mark den bisherigen Aktionären im Verhältnis von 1:1 »um Kurse von 2000 Prozent zuzüglich Schlußscheinstemprl zum Bezüge anzubieten, wahrend die restlichen 41 Millionen Mark im Gesellschaft«- intrreff« brstmöglichst verwertet werden sollen. Da« Stimmrecht der bestehenden Vorzugsaktien wurde von IS auf 70 Stimmen pro 1000 Mark erhöht. Ueber di« oe- schästlichr Entwicklung äußerte sich die Verwaltung der friedigend und wurde von dieser «in günstige« Jahre»- «rträgnis in Aussicht gestellt. Di» Durchführung det Kapital««rböhung soll in aller Kürz« erfolgen. Anmeldungen auf die freien Stück« können bereit« jetzt an der Hauptkaff« der Bank in Riesa abgegeben werden. DK Trueriingszahlen de» sächsische« Arbeitsministerin«». Teuerung-zahl Punktzahl Steigerung ü» gegenüber gegenüber Prozenten Vorkriegszeit Januar 1922 gegen di« , , — 93—89 100 Vorwoche 16. bi« 22. JUliH^ ^ 2507879 150083 42-98'/. c * » O — «arktdertcht«. Auf dem wroßenbainrr Wochenmarkte stellten sich am Sonnabend di« Preise pro Pfund wie folgt: Erdbeeren 7000 M., Heidelbeeren 8000—10000 M., Johannisbeeren, rote 6000-7000 M., schwarze 6000 M-, Stachelbeeren 2000 bi« 3000 M., Himbeeren 10000 M., Guöken, grüne, hiesig« 8000-^10000 M., Karotten, jung«, da« Bäckchen 700 Kartoffel», neue 4000 M., Kirschen 5000—6000 M., Ammern 5000—6500 M., Blumenkohl, hiesiger, der Kopf 3000 bi» 9000 M., Kohlrabi, junger, der Kopf 500 — 700 M, Gelbling« 15000 — 20000 M., Radierchen, da« Päckchen 250—300 M., Rhabarber 400 M„ Salat, hiesiger, di« Staude 400-500 M., Schoten 4000-6000 M., Spinat 1500 M, Tomaten 14000 M., Zwiebeln, das Stück 40—100 M. Beruf aus Privatliebhaberei gern als Feuerwerkstcch- niker betätigte. Er hatte im Durchblick des großen Vorplatzes neben dem Rosengarten bereits ein geheimnisvolles Lattengerüst errichtet und zeigte der neugierigen Truoc nick dem Stolz des schaffenden Künstlers ein selbstgcsertigtes Transparent, das als Schluß- und Prunkstück ferner ganzen Vorführung vorgesehen war und die phantastisch verschlungenen Ini tialen des Brautpaares in dem Funkenregen einer dreh baren Raketensonne erglühen lassen sollte. Zugleich mit Herrn Krause war auch Fräulein Antonie Kühn, die Perle aller Hausschneiderinnen, aus Marienberg gekommen und hatte in Hertas Zimmer ihr Hauptquartier aufgeschlagen, um an den von Gerson gelieferten Festge wändern der Damen noch eine letzte Hand anzulegen, und überhaupt bei den kleinen Toilettcnunfällen am Verlobungs tage sogleich zur Stelle zu sein. Fraulein Kühn, bei alt und jung als oaS „kühne Tön- chen" bekannt und geschätzt, war ein verwachsenes, kleines Persönchen mit einer riesigen Hornbrille aus der unwahr scheinlich langen, düirnen Nase, die ihrem Gesicht im Verein mit dest lebhaft blinkenden, schwarzen Aeugelchen eine auffallende Aehnlichkeit mit einer Spitzmaus verlieh. Seit unvordenklichen Zeiten erschien sie wie das Mäd chen aus der Fremde in jedem Sommer zu einer großen Flickkampagne in Pahlowitz, zugleich mit ihrer zärtlich geliebten Mopshündin Paula, einem walzenförmig-verfet- keten, asthmatischen Wesen, in dessen heimlicher Peini« aung sich vor allem Trude WarkcntinS erfinderischer Scharfsinn schon von jeher erschöpft hatte. Desgleichen führte sie in einem grünseidcnen Rtdikül neben einem klebrigen Konglomerat von Hustenbonbon ständig ein Bild ihres bereit- vor grauen Jahren verstör- benen Bräutigams Theodor bei sich, ein altes Daguerreotpp, das einen mäßig intelligenten jungen Mann mit flügel- förmig abstehenden Ohren darstellte und bis aus die stark aufgekragenc Vergoldung der Uhrkette fast verblichen war. Die Lebens- und Leidensgeschichte dieses Jünglings, Von dem Fräulein Tönchen stets im Stil einer Todesanzeige als einem treMorgenden Bruder, Nessen und Bräutigam sprach, bildete für sie ein unerschöpfliches UnterhaltnngS- thema, und auch heute begann sre nach einem ausgiebigen Begrüßungsfrühstück sogleich ein unendliches Garn zu spin nen, das die Kindheit und Jugend Theodors mit liebens- voller epischer Breite behandelte. f «Herta, der der Lebenslauf Theodors etwa mit der gleichen Genauigkeit bekannt war, wie Goethes Leben aus Wahrheit und Dichtung, hielt dteSmal selbst der eingehend sten Kletmnalerei seiner erstaunlichen Leistungen aus der Mittelschule tn Wartenbera stand, ja sie empfand das sanfte Klappern der Plappermühle des alten Fräuleins, vor dem ste sonst schon nach fünf Minuten die Flucht zu ergreifen pflegte, tn ihrer augenblicklichen Stimmung geradezu als «ine willkommene, wohltätige Beruhigung ihres noch im mer heftig schwingenden NervensvstcmS. Trotz aller nach außen »ur Schau getragenen Beherr- fchung wollte eine verzehrens Unruh«, eine peinigende Km-sk des Tag und Macht nicht von ihr weichen Das tiefe Weh, in dem sie an jenem unseligen Abend' auf ihr Zimmer geflüchtet war, schwoll immer wieder brennend in ihrer Seele auf und zugleich damit ein dunip- fes Gefühl von Zerbrochenheit, als ob sie jeden Halt, jeden inneren Stützpunkt verloren habe und mit ihrer Verlobung gleichsam mit geschlossenen Augen einen Sprung ins Dunkle wage. Wie hatte sie in dieser Zeit des Zweifels einen Be such des Bräutigams zu einer offenen, rückhaltlosen Au» spräche herbeigesehnt, mit der ganzen Kraft ihrer großer* heißen Liebe, die sie noch immer für rhn im Herzen trug und die sie gerade darum doppelt um ihn leiden Neß- Und nicht ein einziges Mal war er zu ihr gekommen. Immer nur hatte er Blumen geschickt, nichts al» Blumen und dann und wann ein paar kurze Zeilen, sö flüchtig und frostig, so sichtbar gezwungen, daß sie seine nichtssagenden Briese kaum mehr zu öffnen gewagt hatten Das Mittagessen verlief dank der Anwesenheit det Wartenberger Gäste erträglicher als Herta gedacht hatte. Hella war mit der üblichen Entschuldigung starker Herz, schmerzen wieder einmal auf ihrem Zimmer geblieben und auch Dr. Reinwaldt, der zu einem gerichlllck-en Termin nach Frankfurt geladen worden war, fehlte rn den: gewohnt« kleinen Kreise. Dafür entfaltete jedoch der welterfahrene, vielgereist« Herr Krause all seine mannigfachen gesellfchailiichen schnür, ren aus seiner Apothekertatigteit in Mexiko und Florida mit einem so^rwüchsigcn Humor, daß selbst das ernste Gesicht der Baronin zuweilen ein leises Lächeln überflog. Nach dem Kaffee saßen die beiden jungen Mädchen dann auf der Terrasse und stellten zum zehnten Male die Tisch ordnung der Verlobungstasel zusammen. Reckentins hatten am Morgen wegen eines plötzlichen Todesfalles in der nächsten Verwandtschaft des „alten Blücher" abgesagt und bald daraus l-atte auch der Warten berger Landrat angcrufen und aus dein gleichen Grunde gebeten, sein Fernbleiben von der Feier zu entschuldigen. So gab es denn eine Menge notwendiger Platzvcrschie- bungen, die zuerst durchgearbecket werden mußten, ehe sich die allgemeine Rangordnung nach Alter, Stand und Würde wieder einigermaßen ins Gleichgewicht bringen ließ. Kaum war diese schwierige Ausgabe erledigt, als der Pahlowitzer Lehrer gemeldet wurde. Er hatte gebeten, mit seinen Kindern nach dec Tafel fingen zu dürfen, und, legte nun unter vielen Dienern fein Programm vor, das schöne Lied von „der teueren Hei- mat" und den „Leiermann" von Schütte, den Herta und Trude schon als kleine Mädchen in der Pahlowitzer Dorf schule mit Inbrunst gesungen hatten; außerdem einen neuen mehrstimmigen Chor, in dem ein langgezogene», tremolierendes „Wir grü—ßen Euch, wir grü—ß—en Euch" in kunstvollen Durchslrchtungen immer tviederkehrte. i Er wurde nachträglich zum Aasfee etngeladen und aß in derr Verlegenheit von Fräulein GrigoleitS Kuchen, al» »» er seit drei Tagen gefastet hätte. - Sorts«k«»a «»Ws
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