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- Erscheinungsdatum
- 1923-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192307044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-04
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
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7«. Jehrg. ISS. veileze zu« Ries«» regeRM. Mittwoch, 4» IM 1SS8, <»en»s. Frtzykreich i« Berh»r. EK war ist Anbetracht der diplomatischen Technik nur ein« Selbstverständlichkeit, daß weder die britische Regie rung sich kürzst,« zu den Warnungen und Droh ungen des „Observer" bekennen, noch die französische diese Worte als amtlichen und endgültigen Ausdruck der Londoner Politik auffassen würde. Nicht «linder unan zweifelbar ist es aber, daß gerade die Beschwichtigungen und Abschwächungen von beid?« Seiten den Borstotz der eng lischen Presse als einen von BaldwinS Regierung ettihett- lich aewoltten Druck auf Frankreich bestätigen. Das Verfahren ist im Grunde genommen höchst ein fach, und «S ist von denen, die es angeht, auch nicht mißverstanden worden. England erkennt, nach monate langem Zuwarten, daß eine Fortsetzung des Ruhrkampfes verhängnisvolle, auck für die britische Politik und Wirt schaft unerträgliche Folgen haben muß. England verlangt um» erzielt ein nach seiner Auffassung brauchbares deut sches Angebot. England stellt an Frankreich schriftlich die Frage, was eS in Anbetracht des erwiesenen deutschen Berständigungswillens zur Herbeiführung des Friedens zu tun gedenke. Frankreich weicht aus. England, am Ende feiner Geduld, verkannt eine Antwort, und zwar eine »christliche. Da Frankreich statt dessen nur noch wütender um sich schlägt, läßt England durch den Mund Lord Trewes den französischen Ministerpräsidenten nachdrück lich mahnen, und Überläßt es zugleich der unamtlichen Lon doner Presse, Frankreich deutlicher, als es von Regierung zu Regierung Brauch ist, auf die möglichen Folgen der Pariser Berranntheit aufmerksam zu machen. Daß Reuter einstweilen erklärt, der Aussatz des „Ob- lerver" sei nicht amtlich veranlaßt, der Ton der Bespre chungen sei freundschaftlich gewesen, und den Franzosen mit einer englischen Sonderpolitik zu drohen, sei nicht die Absicht, ist, wie gesagt, durchaus selbstverständlich. Die an Frankreich von der Londoner Preste gerichteten Warnungen drücken ja nicht die Wünsche, sondern dir Be fürchtungen Englands aus, und sind nur für den Fall gültig, daß Frankreich sich den Warnungen eben ver schließt. Zudem haben sie mindestens in einer Aenßer- lichkeit ihre Wirkung bereits getan: Pvincar« hat sich bequemt, die schriftliche Antwort zu geben. Er gibt sie sogar sehr ausführlich. Natürlich darf und muß das amtliche England jetzt abwarten, ob Poincars auf den 40 Seiten seines Schriftstücks ernstlich Rede steht, und ob Frankreich darüber hinaus sich zu Verhandlungen bereit zeigt. Wie die Dinge liegen, wird daraus sehr klar, daß selbst die Reuter'sche Btzschwichtigunasnote ihren glättenden Worten hinzufügt: allerdings sei die öffentliche Meinung, besonders der Eity, etwas ungeduldig Frankreich soll sich also beeilen. Es hat ein halbes Jähr lang tun dürfen, was es mochte, es verweigerte alles Redestehen, aber jetzt ist es im Verhör. Man begreift das in Paris sehr gut; eine seit langem nicht mehr ge kannte Bestürzthert der Presse äußert sich in einer für französische Leser wenig erbaulichen Mischung von Demut, Furcht und tobender Wut. Wut auch gegen den Minister präsidenten PoincarS, der beschuldigt wird, das Land in die Wahl zwischen tödlicher Einsamkeit und „Versklavung" durch England hincingestoßen zu haben. Ae lrmiM «MM mi WM bereitr MrsM? Während die Pariser Presse die Frage noch erörtert, ob oom Ouai d'Orsay «ine schriftliche Antwort nach London geschickt werden wird oder nicht, ist diese Antwort, wie di, Eingeweihten wissen wollen, in einem Umfange von 40 Sckreibmaschiuenseiten in Wirklichkeit schon abgegangen. Der Inhalt der Antwort soll sich im wesentlichen mit seinem bisher dauernd vertretene« Standpunkt in der Ruhr- und ReparationSfrag« decken. * Ernste Stimmung in Paris. Einen Beweis dafür, mit welchem Ernst die Lage tu Pari» aufgefaßt wird, liefern die Blätter, die bis jetzt mutig als einzig« für «in« Perständigung mit England eingetreten sind. So schreibt d«r linksradikal« „Quoditien", die Politik Englands, d. h. so weit ein Land durch seine Regierung vertreten werd«, s«i gewiß ein Denkmal des Egoismus und eine Herausforderung an die Gerechtigkeit. Frankreich würde di« materiellen und moralischen Interessen verrat«», di« ihm oblägen, Frankreich würde sich selbst verraten, wenn er «in«r Drohung dieser Art wiche. Für den Staat wi« für den Einzelnen sei die Isolierung besser als di« Sklaverei. WaS aber sei von denen zu halten, die blind und taub, um nicht zu sagen stumm, Frankreich in dies« Sackgasse geführt hätten? Was soll« man von dem Ministerpräsidenten denken, der e« nach Elem«nc«au und besser als dieser verstanden hab», den Frieden zu sabotieren? Es sei kein Trost, sich auf die Geschichte zu berufen oder auch nur auf dir nächsten Wahlen. Bi» dahin sei genügend Platz für mehr als »in« Kata^rophe^uvelle» die heutige Politik Frankreichs führe zu einer Isolierung in einer haßerfüllten Welt und der Vernichtung des Sieges. Die Kammer des nationalen Blocks, die der Ansicht sei, daß da» alles für Ferienbetrach- tunaen geeignet sei, müsse, das stehe historisch fest, sich zu der Tatsache bekennen, daß di« großen Interessen de« Vaterlandes sie kalt ließen. Heros rät in der „Bietotre" der französischen Negierung, im Streben «ach Ausgleich etwas weiter,« gehe«, da mit, soweit «S in ihren Kräften stehe, der Sprung in« Un gewiss« vermieden werde, den der Bruch der rnglifch-franzö- lischen Allianz für ganz Europa bedeuten würde. Ein solcher Bruch könnte einen bewaffneten Aufstand Deutsch land« gegen den Vertrag von Versailles und damit di« Wiederaufnahme der Feindseligkeiten »wischen Frankreich und Deutschland zur Folg« haben. Die französische Regie rung dürfe es an nicht« fehlen lassen, um die Katastrophe zu verhindern. Komm« «s aber zu -einer Katastrophe, ko müsse Frankreich di« Gewißheit haben, daß die Verant wortung dafür allein England treff». Wenn aber trotz der verzweifelten Anstrengungen der französischen Regierung nicht verhindert werden könne, daß England den Vertrag von Versailler, unter den es fein« Unterschrift gesetzt habe, al« «inen Fetzen Papier betrachte, dann komme, wa« wolle. * Dte Spauuulrs HAt ««. Der Londoner „Star" schreibt in einem Leitartikel, zweifellos werbe die französische Regierung und die fran zösische Presse ein eventnelleS Souderabkomm« Englands mit Deutschland als »nsrenndliche Handlung bezeichnen. Diese Handlung sei aber nicht unfreundlicher als daS Ver halte« Frankreichs gegen England beim Einmarsch ins Ruhrgebiet. Es sei hohe Zett, daß die britische Regierung e« Frankreich klar mache, daß di« Geduld England» erschöpft sei. Die „Pall Mall Gazette" spricht die Hoffnung au», daß alle Beteiligten au» den letzten Ereignissen die nötigen Leh ren gezogen haben. Wenn dies nicht der Fall sei und wenn Erankretch nicht »narben wolle, dab nur et» wiederher««» M SMU U den MWOk. Genf, 4. Juli. Der BölkerbunLSrat trat gestern vor mittag zu einer öffentlichen Sitzung zusammen, um die Er örterung der «aarsrage zu beginnen. Der Rat beschloß, nach Entgegennahme der Ausführungen Lord Robert Cecils und des französische» Delegierten Hannotaux, di« ganze Regie- rungStommtsston, und nicht nur den Präsidenten allein, nach Genf kommen zu lassen und sich von ihr alle Ausschlüsse gebe» zu lassen. Ueber de» Antrag deS schwedischen Dele gierte» Branting, auch Sen Landrat anzuhören, soll nach Vernehmung der Regierungskommission entschieden werden, falls der Völkerbund da»n noch diese Vernehmung für not wendig hält. Lord Rodert Eeetl hat sich damit zufrieden gegeben, daß der Vülkerbundsrat vor Vernehmung der Re- gierungskommisston die Prüfung seines Antrages vor nimmt, ob di« Vermalt««, des Saargebietes durch die Re- gierungskommtssion dem Bersaiüer Vertrage entspricht und ob auf die Entsendung einer besonderen Kommission in das Saar-Gebiet zur Untersuchung der dortigen Verhältnisse verzichtet wird. In der Sitzung des VülkerbundSrates begründete Lord Robert Cecil in längerer Rebe den Standpunkt der englische« Regierung. Frankreich habe das Recht, die Bergwerke des Saargebietes in voller Freiheit auszunützen, während ande rerseits der Völkerbund durch das Organ der Regierungs kommission bas Land verwaltet. Die das Saarland vermal» tende RegierungSkommiffiou sei aber nicht Frankreich, son dern de« Völkerbünde sür ihre Amtsführung in jeder Hin sicht verantmortlich und der Völkerbund selbst trägt die Ver antwortung für die Verwaltung des Saargebietrs. Lord Cecil wies dann auf die bekannte Verordnung -er Regie- rungSkommtssion vom 7. März hin, welche infolge gewisser Bestimmungen die größte Mißstimmung der öffentlichen Meinung in England und in anderen Ländern heroorgeru- fen habe. Ferner wandte er sich gegen die Verordnung der Regierungskommission vom 2. Mai über bas Streikposten, stehe«. Die Verordnung der Regierungskommission -sei otz» irgend welche Befragung der Bevölkerung und ohne -wüt- gende Notwendigkeit in Kraft gesetzt worben. Di« Annmsmw heit franzöfischer Truppe« i« Saargebiet sei direkt verbot«». Ueber die Notwendigkeit der Einführung der französischem Krankenmährnng im Saargebtet soll eine Untersuchung vor« genommen werden. Zum Schluß hob der britische Minister mit grobem Nachdruck hervor, daß seine Anträge in keiner Weise gegen irgend eine« Staat gerichtet seien, sondern ein zig und allein den Zweck verfolgen, das gute Ansehen de» Völkerbundes gegenüber der öffentlichen Meinung -er gan zen Welt zu wahren. Der französische Delegierte Hannotaux verteidigte di, Verwaltung des Saargebietes und machte geltend, daß nicht nur der Bölkerbunbsrat, sondern mehrere hervorragend« Mitglieder der Völkerbundsversammlung selbst, insbeson- dere Lord Balfour, die Verwaltung des SaargebieteS durck- aus gelobt hätten. Hannotaux wandte sich lebhaft gegen dm minderwertige Ablöhnung, die im Saargebiet zum AuSvrmtz deS Streiks der Bergleute wesentlich beigetragen habe. In Anbetracht der groben Gefahren dieses Streiks sei der Erlaß der beanstandeten Notverordnung eine politische Notwendig- keit gewesen. In der Praxis sei es aber nicht einmal not wendig geworden, sie anzuwenden. Tie Einführung deS französischen Franken im Saargebiet sei notwendig gewor den, um der furchtbare« Spekulation, die infolge des Be stehens der deutschen und der französischen Währung im Saargebiet, sich breit gemacht habe, zu begegnen. Der Vertreter Schwedens, Branting, beantragte, der Rat möge einige Vertreter der Laarbevölkerung selber an hören, um »on ihren Wünschen selbst Kenntnis zu nehmen. Ueber den Streik im Saargebiet erklärte Branting, daß er nicht auf Grund der Verordnung der Kommission, sondern wegen der Nichtbewilligung der Löhne entstanden sei. stelltes Deutschland Reparationen zahlen könne, dann müsse Großbritannien allein handeln. Eine andere Möglichkeit gebe es nicht. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" spricht die Vermutung aus, -aß der französische Botschafter bereits im Besitze der Antwort Poincarss sei, aber diese Antwort nicht eher bekannt gebe, als bis sein belgischer Kollege in -er Lage sein werde, sich ihm anzuschließen. Mög licherweise befinde sich die Politik Frankreichs und diejenige Belgiens noch nicht ausreichend in Uebereinstimmuug, um vorzugehen, aber ebenso wahrscheinlich sei eS anzunehmen, daß TheuniS erst bann verhandeln wolle, wenn er im Besitz des Vertrauensvotums -es Parlamentes sei. Weiter sagt der Berichterstatter, wenn die französische Regierung es vermeiden wolle, ihre Antwort allzu katego risch abzugeben, so sei die britische Regierung im Gegenteil der Auffassung, daß die Zeit für kategorische Antworte« ge kommen sei. ES sei unrichtig anzunehmen, die britische Re, gieruvg habe bereits in dieser oder jener Form eine even tuelle unabhLngige Aktion beschlossen. Zweifellos aber müß ten die britischen Minister sich bereits überlegt haben, was es für Alternativen gebe, wenn ein Zusammenarbeiten aller Alliierten in Uebereinstimmnng nicht möglich sei. Selbst verständlich seien verschiedene Möglichkeiten erörtert wor den. Die eine sei, daß Großbritannien und alle Alliierte», die sich ihm anschlietzen sowie Deutschland eine internatio nale Kommission zur Festsetzung von Deutschlands Zah lungsfähigkeit ernenne» würden. Bon dem so festgesetzten Betrag würde Großbritannien dann seinen Anteil von 22 Prozent erhalten. Es könne sogar sein, -aß der inter, nationale Gerichtshof eingeladen werden würde, gewisse Bestimmungen deS Vertrages von Versailles autoritativ auszwlegen. Ferner würben andere Erwägungen finan zieller Art ins Auge gefaßt werben. Für Len Augenblick aber sei dieser Punkt noch nicht erreicht. Die britischen Staatsmänner hofften aufrichtig, daß es nicht geschehen werbe. Jer ilsIirnW MlltemMM W MMM. Ministerpräsident Mussolini erörterte im gestrigen Ministerrat die jüngsten Geschehnisse auf dem Gebiete der auswärtigen Politik. Er ging von dem Sturz Stambulijskis und der Ersetzung seiner Regierung durch eine Regierung Zankoff aus, wodurch in einigen Staaten der Kleinen Entente Erregung hervorgerufen woroen sei. Italien habe sofort vermittelnd eingegriffen und die be fürchteten Verwicklungen seien vermieden worden. In Lausanne stehe allem Anscheine nach die Unter zeichnung des Friedensvertrages bevor. Darauf ging Mussolini auf die Ruhrfrage ein. Die Lage an der Ruhr habe sich in den letzten Tagen verschlechtert. Einerseits dauere der passive Widerstand fort, andererseits sei die Besetzung ausgedehnt und verschärft worden durch Maßnahmen, die immer mehr politischen und militärischen Charakter annähmen. Die allgemeinen Rück wirkungen dieser Krisis, die einen akuten Zustand erreicht zu haben scheine, kämen in den Wechselkursen der euro päischen Valuta zum Ausbruch die einschließlich des englischen Pfundes sich im Vergleich zum Dollar ungünstig entwickelten. Das sehr edelmütige Eingreifen des Papstes im Interesse Europas und der Mensch heit haße die Lage nicht verändert. Unmittelbar darauf sei die vom französischen Senat einstimmig gebilligte Rede Poincaräs gefolgt und es habe sich ein, wie Mussolini meint, „Sabotageakt" ereignet, der zahlreichen bel gischen Soldaten das Leben gekostet habe. Sonach sei leine Entspannung, sondern eine Verschlechterung der Lage ein getreten. Nach Lösung der belgischen Krisis könne die diplomatische Aktion wieder ausgenommen werden. Italien beteilige sich an ihr unmittelbar und werde sich auch künftig nicht fernhalten, sofern das Problem aus den Weg einer vollständigen Lösung im Sinne der Vorschläge des Londoner Memorandums gebracht würde, zu dem auch die späteren Entwürfe nicht im Gegensatz ständen, nämlich die Verbindung des Reparationsproblems mit dem der interalliierten Schulden, ein ausreichendes Moratorium für Deutschland, Festsetzung eines endgültigen Zahlungsbetrages durch -inen Plan, der vernünftige Zah- lungen und ernste wirtschaftliche Bürgschaften enthielte und den Verzicht Frankreichs auf die Besetzung der Ruhr in Aussicht nähme. Was den passiven Widerstand an- lange, so glaube Italien, daß Deutschland kein Interesse daran habe, ihn zu verlängern, da es nickst daran denken könne, Frankreich zu überwinden, noch auch die Illusion hegen könne, auswärtige Hilfe zu erlangen. Man müsse di« Herbeiführung von Möglichkeiten für «ine Verständi gung durchaus beschleunigen, da die Ruhrfrage auf der europäischen Wirtschaft schwer laste und den Wiederaufbau verzögere. Der Ministerrat sprach keine Zustimmung -» den Aus führungen Mussolinis auö. DaS Programm der «e«e« Belgische« Regierung. )( vrüssel, 4. Juli. In der Kammer erklärte gestern Ministerpräsident TheuniS, die neue Regierung trete mit demselben vollständigen Programm bezüglich der «Ut- tärtschen und Svrachrufrage an die Geschäft« heran wi« di« vorige. Das militärische Softem müsse vor allem durch die technischen Notwendigkeiten der Truppenausbildung sowie durch den nationalen Bedarf an ausgebildeten Be ständen bestimmt werden. Der Zweck werde durch die Annahme der zwölfmonatigen Dienstzeit mit der »wei- rnottatigen Zusatzvervflichtung erreicht. Ebenso lang« müßten die zur Zeit gegen Deutschland angewandten Zwangs-und AuSnabmemaßregeln aufrecht erhalten werden. Die Regierung beabsichtige, die Politik ihrer Vorgängerin, die das Parlament gebilligt habe, fortzuführe«. Im Inner», fuhr der Minister fort, Arbeit und Sparsamkeit, in außen politischer Beziehung Aufrechterhaltung unserer wertvollen Freundschaften und Anwendung aller Mittel, die nötig find, um die Zahlung der geschuldeten Reparationen zu erlangen, Mit ebenso viel Mäßigkeit wie Festigkeit wird die Regierung di« größte Energie entfalten, um das feige und verab- schenenswnrdige Verbrechen zu ahnden, dessen Opfer «in» Anzahl unlerer Soldaten geworden ist. (Anm. des WTB.r Der belgische Ministerpräsident nimmt hier das Ergebnis einer Untersuchung vorweg, die selbst nach den französischen und belgischen Meldungen keinerlei Nachweis deutsche» Täterschaft erbracht bat.) Di« Regierung wird bei ihr« Reparationspolitik bleiben,bis dasLandGrnugtuung erlangt; ZmWM MllMitlklM N MMkl. Die Wirkung der Berkehrssperre. Die Berkehrssperre wird non de« Franzose« anft schärfste durchgeführt. Es ist unmöglich, oom besetzte« ins unbesetzte Gebiet z« gelange«. Tie Berkehrssperre in Duis burg, Mülheim und Oberhausen übt aus die Lebensmittel- Versorgung des Industriegebietes eine gerade,« »ernich, tende Wirkung ans. Die Lebensmittelversorgung des Ruhr gebietes wird von Tag z« Tag kritischer. In einer ganzen Anzahl von Fälle« find die Lebensmitteltransporte entgegen den Zusage« ans den Tnrchgangsbahnhöfeu zurnckgehalten worden. Die «artoffeluot hat sich in erschreckender Weise verschärft, ein Zentner Kartoffeln wird bereits mit 7V SG Mark bezahlt. Die Auswirkung der über die Städte Duisburg, MA» heim, Oberhausen und Hamborn verhängt« Sperre für Antos, Straßenbahnen unL Fuhrwerke macht sich gan- außerordentlich drückend bemerkbar. Endlose Scharen mü- der Wanderer ziehen die staubigen Straßen entlang; -er eine schleppt einen Sack Kartoffeln, der andere einen Sack mit Kohlen, andere schleppen Körbe voll Lebensmittel, an dere mühen sich mit Maschinenteilen ab, unter deren Last sie fast zusammenbrechen, und müde Kinder weinen. ES ist ei« Zug des Jammers. So müssen viele ihre Lasten schweiß gebadet drei bis fünf Stunden weit schleppen. Welche ge sundheitlichen Schäden sie dabei erleiden, wirb erst die nächste Zeit lehren. Zahlreiche Personen, die am Sonnabend abend von der Berkehrssperre in Duisburg nichts erfahre» hatten und nicht rechtzeitig den Heimweg antreten konnten, kletterten einfach, um sich nicht der Gefahr des HsschosseN- werdens auszusetzen, bei fremden Leuten über die ZÄrne und baten für die Nacht um Obdach, was ihnen auch bereit- ivilligft gewährt wurde. Auf Stubenbielen und Speicher« übernachteten manchmal bis zu zehn Mann in eine« Hanse, um am frühen Morgen ihre mühselige Wanderung fortzu setzen. Nach Meldungen aus dem Ruhrgebiet wurde« im Laufe des gestrigen Tages in Duisburg noch einige Stadt verordnete und zwei Fabrikanten als Geisel« verhaftet. Die Truppen „beschlagnahmten" in Duisburg Holz und Kohlen für ihre Zwecke. SLmtliche Straße« find durch Drahtoer haue abgesperrt. Das besetzte Rathaus und das Postamt wurden jedoch wieder geräumt, nur der Bahnhof blieb be setzt. Den durchfahrenden Personenzügen wird die Weiter fahrt gestattet. Der Sitternerkehr ist «»»komme« otge« sperrt. In Bottrop haben die Franzosen durch Anschlag angeord- net, daß sämtliche Wirtschaft«» auf di« Dauer von »i« Wa che« ab 8. Juli zu schließe« haben, ebenso wird der gesamte Etraßendahnverkehr ans vierzehn Tage eingestellt. AlS Grund für diese Maßnahme wirb angegeben, daß in der Nacht vom 29. -um 80. Juni einem französischen Kraftwagen dadurch ein Unfall zugeftoßen ist, baß dieser gegen et«« groß«, ans der Hauptverkehrsstraße i« Bottrop liegend« Stein gefahr« ist, und Mvar in der Nähe deS Bahnhof« Bottrop, wobei die Insassen des Wagen» verletzt wurden. Zur «erketzrslage im bergisch« La«»« teilt die Reick» bahndirektion Folgendes mit: In Vohwinkel ist überhaupt jeder Reiseverkehr «nterbrochen. Auch Ausländer Hatz« mit Schwierigkeiten ,u rechnen «nbmüssen fast dnrckvWaKA
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