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- Erscheinungsdatum
- 1923-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192306042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-04
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Monat
1923-06
-
Jahr
1923
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Da« Un-lüS au) dem Le-rrer Bahnhof. Im Laufe de» Tonnabenb-NachmtttagS gelanq e- unter Aufbietung »aklretcher Arbeitskräfte den riest,,en Trüm merhaufen zu beseitigen und sd die Sin- und Ausfahrten zum Bahnhof wieder freczuleaen. Das Unglück hat, wie bereit- am Sonnabend berichtet, außer de» vier Leicht verletzten einen Loten gefordert. Die Befürchtung, daß unter den Trümmern möglicherweise noch eine «weite Leiche begraben liegen könnte, Kat sich glücklicherweise nicht be- stättgt. Sofort noch Beseitigung de- Trümmerhaufens ging man daran, eine provisorische Signalanlage an Stelle der zerstörten im St-llwerk zu errichten. Da» war in den späten NachmittagSstunden geschehen, und nun konnte der Fernverkehr von und nach dem Lehrter Bahnhof wieder ausgenommen werden. Der Vorortverkehr ruht noch voll ständig. Man hofft aber, ihn Montag abend oder Diens tag früh wieder aufnehmen zu können, allerdings mit «rotzen Beschränkungen; denn die zerstörte Signalanlage mutz erst vollständig erneuert werden, ehe der normale Verkehr wieder ausgenommen werden kann. Das kann vor Montag abend nicht der Fall sein. Nebenher lausen auch noch die Ausbesserungen der durch den Unfall in Mit- letdenschaft gezogenen Gleise, die heute voraussichtlich be endet werden. Brand der Petersburger Oper. Nach Mel dungen aus Helstngfor» ist die Petersburger Oper wäh rend der Vorstellung am 80. Mat in Brand geraten und vollständig zerstört worden. Die Kleider eines Sängers fingen Feuer, und die Flammen griffen aus die Bühne über. Bet der hierauf entstehenden Panik wurden viele Personen getötet und verletzt. Zum Erdbeben tn Persien. Nruter meldet aus Teheran: Die amtliche Mitteilung über das Erdbeben in der Gegend von Turbeti-Rctdari lautet: Am 20. Mai er- eigneten sich heftige Erdstöße, die den ganzen Tag an dauerten. Die Bazare der Stadt wurden zerstört, ebenso 30 Dörfer und Flecken, die im Umkreise von 22 Kilometer um die Stadt liegen. In der Stadt wurden bisher vierzig Leichen geborgen, in der Umgegend 2200. Zwei Fernbcben registriert. Freitag abend wurden auf der Hamburger Hauptstation für Erdbeben forschung zwei Fernbeben aus 9000 Kilometer Entfernung registriert. Grubenbrand in Essen. Auf der Zeche Kon solidation, Schacht 1 in Essen, ist ein Grubenorand aus gebrochen. Die Menschen, die zuerst in Gefahr waren, konnten inzwischen geborgen werden. Milliardendieb stahl in Mailand. Unter aufsehenerregenden Umständen ist in Mailand «in Dieb stahl von Schmuckstücken im Wert« von »'.Millionen Lire lda« sind etwa 4'/, Milliarden Mark) verübt worden, der an die kühnsten Streiche der bekannt«» französischen Auto- mobilbanditrn der Bande vonnot «rtnnrrt. Ein« Ange- stellt« eine» Goldwarengeschäft«», di« von einer Bank zurück- kam, von der sie 2 Handkoffer mit Schmuckstücken geholt batte, wurde überfallen und der Handkoffer beraubt. Di« Räuber «ntf«rntrn sich in «lntm Automobil mit grotz«r Geschwindiakeit, wobei die Banditen auf di« herbeiaerilten Polizisten Revolvrrschüff« feuerten. Es ist den Räubern gelungen» zu «nttammen; bi» letzt fehlt von ihnen jede Spur. Neueste Nachrichten «uv Telegramme vom 4. Juni 1V2S. Neu« Polizei t« Bochum. * Bochum. Durch Schreiben an den Magistrat der StNdt Bochum hat der französische Militärkommandant seine Zustimmung zur Aufstellung einer neuen Polizei in Stärk« von 200 Mann gegeben. Die Bildung derselben ist au« den Mannschaften der ehemaligen blauen Polizei und de« Selbstschutz»« der Gewerkschaften bereit« eingrleitet. Ihre Ausrüstung erfolgt nach englischem Muster. Frankreich« ablehnende Galt«»» in der Saarfragr. )( Pari«. Wi« Haoa« mitteilt, hat Ministerpräsident Poincars gestern da« «nglische Memorandum über di« Ein setzung «ine« Untersuchungsausschüsse» für di, Verwaltung de« Saargebiet«« beantwortet. Urber den Inhalt der Not« «rklärt Haoa«, man könne sich, selbst wenn man ihren Wortlaut nicht kenne, ihren Gedankengang unschwer vorstellen. Die französische Regierung bestreite zunächst den recht mäßigen Charakter des m London geforderten Verfahrens, da diese- nach ihrer Ansicht gegen den Artikel 46 des Ber- fatller Vertrages verstoße, der Frankreich „volle Freiheit Flammen. Koma« von Han« Schulze. 3. Fortsetzung. Daten aber knüllte sie da» dumme Blatt auf einmal Meder krampfhaft zusammen und schqute sinnend auf die altertümlich« Porzellanuhr, die unter dem wimmelnden Völkchen der Meißener Schäferinnen auf dem obersten Absatz der Gchreihttschetagere stand und jetzt mit Müls kurzen, klingenden Schlägen di« schwüle Luft des Zimmers -urchschrritt. Leo von AlSleben! Warum war er nach Pahlowttz gekommen? Hatte er gewußt, daß er sie hier treffen würde, oder hatte ein tückischer Zufall diese Begegnung herbeigeführt? Ein harter Zug trat plötzlich in bas Gesicht des schönen Mädchens. Unwillkürlich holte sie tief Atem. Ihr war'S auf einmal, als fühle sie an ihrem Halse wieder die Faust eine- sinnlos erregten Mannes, wie damals vor vier Jahren, als sie sich zum letzten Male gegen übergestanden hatten, Todfeindschaft im Blick. Die ganze Nacht hindurch hatten sie die Augen dieses Mannes verfolgt, von dem sie sich durch ein Weltmeer ge trennt glaubte, und der am vergangenen Abend wie aus dem Boden gewachsen vor ihr gestanden batte. Dies« Augen, die so kalt und erbarmungslos zu blicken wußte«, in denen sie es auch gestern wieder erschauernd gelesen hatte, daß «S zwischen ihnen keinen Frieden mehr auf Erden geben konnte, daß einer von ihnen das Feld räumen mutzte, wenn sie nicht beide zugrunde gehen sollten. Wer würde der Stärkere sein? Mit einer trotzigen Bewegung warf Hella de« Kopf zurück und reckt« den gertenschlanken Körper, den der dünne blauseibene Kimono in fließenden Linien nachzeichnet«. Dann sprang sie auf «inmal auf und eilte wieder vor den Toilettenspiegel ihre» Schlafzimmer», al» ob ihr der Anblick ihre» eigenen Selbst Mut und vertrauen zurück- geben könnt«. In vollendeter Harmonie klang der G«samteintruck ihrer berückenden Erscheinung zusammen. Da» »arte Oval be» fetnen Gesichte», von der Erregung de« Augenblick« rosig getönt, da» leuchtende Gold de» Haares, da» so wundersam zusammenklang mit dem schim mernden Türkisblau der Aua««, und dann der Mund in seiner üppig geschwungenen Linie, wie ein Kindermund, süß und weich, und Loch ko heiß vom Kuß der Männer. Ihre sieghaft« Schönheit, da» war da» einzig«, wa» sie in die Dagschsl« der Entscheidung zu werfen hatte. Sie hatte schon so viele Herzen »e«vuugtn., , Vielleicht, baß sie mit ihr auch in tiefem letzten Kampfe Sieger blieb. Al» Hella in der fünft«, Stund« au» ihrem Schlaf- - nimmer kndlt» wieder nach »em Sveitesaal Üeradkam. batte« der Ausnutzung de« Betriebe» der Bergwerke" »arann-re. Für die französsiche Regierung könne oie Reg erungs- kommisston im Saargehiet nickt der Kontrolle des Völker- Kunde» unterstellt werden, und die Notverordnung vom 7. März se, ihr »«folge vollkommen rechtsgültig. Ferner könne der Völkerbundsrat, der auf seiner letzten Tagung vor einigen Wochen erst noch einmal der klugen Verwal tung der RegierungSkommis'ton Anerkennung gerollt Kobe, heute nicht auf einmal tnese Verwaltung tadeln, ohne akeich- zettia seiner eigenen Autorität als unparteiische Körper- schäft Eintrag zu tun. Im übrigen werde der englische Protest alsbald gegenstandslos werden, da die von der Kommission ungeordneten Ausnahmebestimmungen bis auf weiteres aufgehoben werden sollen. Hierfür werde nur der Beschluß der Plenarsitzung der Kommission abge wartet, die sich durch die Abwesenheit des tanadischeu Delegierten verzögert habe. La« Rnbrnnternebme« eine blinde Tyrannei. -(London. „Gunday Times" und „Observer" bebe» in ausführlichen Artikeln die Notwendigkeit einer «nverzüa- lichen Regelung der Ruhr- und NeparationSsrage durch die neue britische Regierung hervor. „Snnday Time»" erklärt, die Hauptfrage, der sich die Welt, Europa und daher die Regierung Baldwin gegenüberaestellt sehen, fei die den sche Frage. Bevor diese geregelt sei. könne keine Annähernng und keine politische oder wirtschaftliche Stabilität erreicht werden. Wenn eine europäische Katastrophe abgrwendet werden solle, so müsse eine rationelle Regelung in Deutsch land erzielt werden. Es bestehe ein starker und nicht un- vernünftiger Glaube, daß unter Baldwin die britische Politik mehr Rückgrat erhalten werde, als während der letzte» sechs Monate. — „Obscrver" schreibt, das Rnbrunternehme» habe von Anfang bis zu Ende bestanden aus zweckloser Gewalt blinder Tyrannei, wie r? in der moderne» Geschichte Europas in FriedenSzeiten beispiellos sei. Verglichen mit dem, was Männer wie Poincar» und Dariac vor sechs Monaten er warteten, sei das Ergebnis ein wirtschaftliches Fiasko und eine politische Katastrophe gewesen. Die deutsche ZahlunaS- fähtgkeit sei weiter vermindert worden. Poincarö habe Haß und Bolschewismus, Not und Verhängnis gesät. Frankreich werde nie so viel erhalten, wie es erhalten hätte, wenn die Ruhrbesetzung nicht erfolgt wäre. Lord Enrzon wünscht Bruch mit Rußland. )( London. „Daily Telegraph" schreibt, Krassin erhielt au» Moskau die Hauptlinicn der Antwort der Sowjet- rraieruna auf die letzte Note Lord Curzons. Wenn die end- gültige russische Antwort diesen Linien folge, könne sie nur al» unbefriedigend erachtet werden. — Tschitscherin erklärte gegenüber dem Berichterstatter der Daily News, die Klausel 7 der britischen Note werse die gesamte Frage der Ansprüche, sowie der persönlichen Schäden auf. Sir setzt aufznwersen, bedeute, eine Versöhnung unmöglich machen. Seiner erwogenen Ansicht nach wünsche Lord Cnrzon den Bruch. Knust ««» Wissenschaft. Wochenspielpla« deS Zentraltheater» in Dresden. Von Montag, den 4. Juni bis Montag, den 11. Juni, abends 7'/, Uhr „Der Günstling der Zarin". Prof. Dr. Mayer-Jena Der Zoologe Vrofeffor Dr. Mayer ist in Jena gestorben. Er bat 30 Jahre lang eine Tätigkeit an der deutschen zoologischen Station in Neapel entfaltet. Mefse-Kunftschau. Anläßlich der Leipziger Herbstmesse vom 26. August bi» 1. September veranstaltet der Verein »Leipziger Jahresansstellung" (Lia) wiederum eine Aus- strllung auserlesener moderner Gemälde und Plastiken, die dem Besucher der Meße Gelegenheit geben wird, die neuer« Entwicklung der bildenden Kunst zu verfolgen. Die Aus stellung wird am Sonntag, den 26. August 1923 im Städtischen Museum aoi AugustuSplatz eröffnet werden. Turnen, Sport und Spiel. Verein für Bewegungsspiele. SonntaaS-Resultate: 1. Elf gegen ML. 04 Leipzig 1. 0:0. Tie Gäste mit voller Mannschaft leisteten nicht das, was man von ihnen erwar tete, aber auch die Blauweißen, welche mit 2 Mann Ersatz antraten, waren nicht allenthalben auf der Höhe. Im große» ganzen beeinträchtigte der Wind genaues Zuspiel. VfB. 2. gegen VfL. 04 Leipzig 2. 2:0 (0:0). VfB. 3. gegen Elbflorenz 1. i» Strehla (Meisterschaftsspiel) 1:1 (1:0). — Jgd.-Ausschuß: Die 1. Jgd. war spielfrei. Die 2. Jgd. verlor gegen Lommatzsch 2. Jgd. 5:1. Die Lommatzscher waren körperlich stärker, unser» Kleinsten zeigten aber Eifer am Spiel. Bockest. Riesaer Sportverein — Dre«densia 1. unv 2. komb. in Trotzen. Vor einer zahlreichen Zuschauerin»««» trafen sich beide Mannschaften auf dem berrllcb gelegenen Sportplatz Elchwles« im Große» Garten. Trotz de» Ersätze«, der sich aber out bewährte, lieferten die Hiesigen namentlich in der 1. Halbzeit ein äußerst schnelle» und technisch gute» Spiel. Da« 1. Tor schießen die Dresdner nach lieber- spielen de« rechten Läufer« nnbaltbar ein; bei diesem Staude bleibt - bi» Halbzeit. In der 2. Halbzeit verstärken Heide Mannschaften das Tempo, DreSdensia versucht, da« Ergeb nis zu erhöben, MSV. an«z»alelchen. Letztere» gelingt auch, indem der Halblinke durch 2 Tore da» Ergebni« auf 2:1 für MSB. stellt. Erst mit Schlußpfiff gelang e« Dretzdensia, au« dem Gedränge da» AnSglrichStor »n schießen. Beider seits wurden sichere Torgelegenheiten au-gelassen. FauftbaU und Barlauf. Am gestrigen Sonntag wurde in Roßwein die Meisterschaft der Gangruppe Mulden- Zschovaiital ausaetraaen. Im Faustball errang sich die Grupvenmeisterschast MTV. Oschatz gegen Tbd. Roßwein mit 53: 4» Punkten, mährend im Barlauf To. Roßwein gegen To. Lenden mit 15:13 Punkten siegte. Beide Ent- scheidnnaSspicle zeigten nach scharfem Kampfe recht gut« Spielfertigfeit aller Mannschaften. Nächsten Sonntaa finden ans der Jllaen-Kainpsbakn in Dresden die Endspiele uw die KreiSmeisterschast im Freistaat Sachsen in Faustball und Barkauf statt, zu der 8 Gaugruppenmeister zngelassen sind In Schiagball sind die Vorrnnden bereits auSgetragen, so daß bei diesem Spiele nur die letzten 4 Sieger in Frag, kommen. Da nur die besten Mannschaften antreten, sink außerordentlich spannende Kämpfe zu erwarten, die feinst« Durchbildung der Mannschaften vorstibren werden. Deutscher Siea im Fußball-Länderkampf mit de» Schweiz. Vor einer riesigen Menschenmenge, die au» dec ganzen Schweiz in Extrazügen berbeigeeilt war und auch aus Deutschland ln Sonderzügen eintraf, fand gestern am dem idealen Sportplatz der Basler „Lls Boys" das Fuß ball-Wettspiel Deutschland gegen Schweiz statt. Bereits in der dritten Minute konnte Deutschland den ersten Erfolg davontrage». Wohl leiteten die Schweizer stürmische An griffe ein, aber die deutsche Verteidigung, insbesondere der Torwart Zöllner, konnte alle Angriffe erfolgreich abwehrrn. Mit 1:0 ging es in die Pause. Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte vermochte Deutschland ein zweites Tor »u buchen. Auch setzt wurden die gut eingeleiteten Angriffe der Schweizer abgewiesen. Zwanzig Minuten vor Schluß konnte die Schweiz das Ehrentor einsendrn. Trotz weiterer guter Angriffe der Schweizer trennten sich die Mannschaften mit 2:1 unter brausendem Jubel der Zuschauer, — Schieds richter war Manroi. Polttwlrtfchaft. Eine S. Preußische ttalianleibe. Wl« Finanznilniste; Dr. Richter gestern tm Hauptausschuß des preußischen Land tage« mitteilte, ist die Auflegung einer Karten Kalianleih« dr5 preußischen Staate- beabsichtigt. * * * Marktberichte. Auf dem Großenhainer Wochenmarkte stellten sich am Sonnabend die Preise pro Pfund wir folgt: Stachel beeren 600 M., Möhren 70—100 M.. Radieschen, Päckchen 100 M., Rhabarber 200-220 M., Salat, hiesiger, 100 bis 120 M., Spinat 500 M. Die amtlich notierten Preise waren an der Berlin» Produktenbörse pro 50 tg ab Station: Weizen, märkische» 135000—140000. Steigend. Roggen, wörtlicher, 112000 bis 118000. Steigend. Gerste, Sommergerste, märkisch« 85000—100000. Sehr fest. Hafer, märkischer 92000 bis 95000, pommrrscher 81000-84000. Sehr feit. Mais lokc Berlin 108000—110000, waggoufrci Hamburg 112000 bis 114000. Sehr fest. Weizenmehl pro 100 r? frei Berlin 380000 — 420000, feinst« Marken über Notiz bezahlt. Steigend. Roggenmehl pro 100 t-x frei Berlin 3I5OOO bis 345000. Sehr fest. Weizenkleie und Noggenkleie frei Berlin 60000. Steigend. Raps 24 >000. Steigend. Leinsaat 245000. Steigend. Erbsen, Vsttorin 14OO00 — 160000, kleine Lpeiserrbien 105000—115000, Futtccerbseu 95000, Peluschken 110000—115000, Ackerbohncu 95000—10009), Wicken 115000— 125000, Lupinen, blaue ohne Angebot, gelbe 145000 — 155000, Serradella 235000 — 245000, Rapskuchen 92000, Leinkuchen 140000—150000, Trocken schnitzel 35000—36000, vollwertige Znckerschnitzcl 50000 v.s 52000, Tornnclasse 30 70 30000—32000, Kartoffelstock« :i 56000-58000. sich die Kaffeegäste de» Nachmittag» an der groben Tafel unter den Blutbuchen bereits vollzählig eingefunden. Al» erste waren mit gewohnter Pünktlichkeit Pastor Hagedorns erschienen, die von altersher an jedem zweiten Sonntag im Monat zum Kaffee ins Schloß geladen waren und während der langen Abwesenheit der Baronin „ihren" Sonntag mit dem ausgezeichneten Kaffee und Kuchen schon längst schmerzlich vermißt hatten. Herr Pastor Hagedorn, ein wohlkonservierter Fünfziger in einem ungemein sorgfältig gebürsteten Bratenrock, galt als ein tüchtiger Kanzelrcdner, den nur seine leidenschaftliche Liebe für die Bienenzucht in die Einsamkeit der abgelegenen Dorfgemeinde bannte, während seine schöngeistig angelegte Gattin mit unverstandener Seele in die Weite der großen Welt strebte, die sie auf häufigen Reisen nach dem nahen Frankfurt an der Oder vorzutäuschen suchte. Sie war bet dem einzigen Buchhändler des Städtchens Wartenberg auf dessen verstaubte Leihbibliothek und einen Zirkel guter Familienblätter abonniert, versuchte sich selbst gelegentlich in gefühlvollen Gedichten für die Wartenberger Kreiszeitung und betonte ihre Beziehungen zur Moderne Lurch talarartige Eigenkleidcr in viel zu jugendlichen Farben, die eine Frankfurter Schneiderin nach allerlei geheimnis vollen Maßanweisungen für sie ansertigen mußte. Herr von AlSleben, den sie instinktiv vom Hauch jener großen Welt umwittert fühlte, der ihre heimliche Sehnsucht gehörte, war denn auch sogleich ihrem DensationsbedürfniS »um Opfer gefallen und zum Gegenstand eines peinlich genauen Verhör» über Name und Art gemacht worden, bis ihm dir Ankunft der Reckenthtnschen Herrschaften endlich die Möglichkeit bot, sich der Blockade der „heiligen Familie", durch eine geschickt« Schwenkung auf einen mehr neutralen Stuhl zu entziehen und seinen Eckplatz auf dem Ehrensofa der Freifrau von Reckenthtn zu überlassen. > Im Gegensatz zu der strichmagepen PfarrerSgattin, auf deren stetlaofallenden Schultern sich ein neugieriger Vogels kopf in einer ständigen radsörmigen Drehung befand, war Frau von Reckenthtn eine hochbusta«, umfangreiche Dame mit einem stattlichen Schnurrbart auf -er gebieterisch auf geworfenen Oberlippe, „Her alte Blücher", wie sie ihre» -erb zugretsenden, energischen Wesens halber tm Umkreis von zehn Meilen allgemein genannt wurde. Man erzählte sich, daß sie aisi ihrem fast 6000 Morgen großen Dominium Schönwalle ein unumschränktes, selbst herrliche» Regiment führe und da» übrigen» musterhaft ver waltete Gut von ihrem Gemahl bi» zum kleinste« Hüte- junge« hinab gleichmäßig vor ihrem Kommando zittere. Besagter Gemahl, ein stelzbeiniger, kleiner Herr mit einer vergnügten Rotwelnnose in dem verwitterten Lebe- mannSgestcht, der in seiner Jugend als der größte Schürzen jäger des ganzen Kreises bekannt gewesen war und in Lieser Vez'.ehung von seiner majestätischen Ehehälfte auch jetzt noch mit einer gewissen mitleidige» Nachsicht behandelt wurde, tzß zur Seite der Hausfrau und führte mit ihr ein anscheinend sehr interessantes Gespräch über den Stand der Wiurcruug in Pahlowttz, mährend er mit seinen verkniffen':.:, wasser blauen Aeugelchen heimlich zum Lpringbrunncnroudell des Parkes hinüberichieltc, von wo sich Hellas weisses Kleid wie ein wandelnder Sovncnslcck langsam dem Schatiendach der Rotbuchen näherte. Die Kunde von der schönen Gesellschaftsdame, die sich die Baronin Löhna von ihrer italienischen Reise mitgcbracht habe, war natürlich schon längst auch nach Schönwalde ge drungen und nur ein verspäteter Gichtanfall hatte den alten Herrn bisher verhindert, sich durch einen gelegentlichen Frühstücksbeiuch persönlich von der Wahrheit des ange nehmen Gerüchts zu überzeugen. So hatte er denn der Absicht seiner Gattin, av3 Nach mittag zu einer Kasfeevisitc nach Pahlowitz hinüberzuiahren, mit unverhohlener Befriedigung zugestimmt und nur ein Wermutstropscn mar dadurch in den Becher seiner hoch gespannten Erwartungen gefallen, das; seine beiden Löhne am Morgen unvermutet aus ihrer Züllichaner Garnison zu einem kurzen Urlaub nach Hause gekommen waren. Vorläufig faßte er allerdings die Konkurrenz seiner blonden Enakskinder, die den Vater fast um anderthalb Haupteslängen überragten, nicht allzu tragisch auf. Sie saßen mit Herta Löhna und Trude Warlentln im lustigen Wortgeplänkel unbekümmerter Jugend ganz am untersten Ende der Tafel und machten ihren reizenden Tisch damen mit der ganzen Schneidigkeit zwanzigjähriger Leut nants auf Tod und Leben den Hof. Da klang ein leichter Schritt auf ocnc K'eZ Park weges, Herr v. Reckenthtn fuhr aus und starrte wie ge blendet auf das blonde Schönheitswunder, das da vlöLlich unter Len breitausladenden Zweigen der Blulbuchen wie in einem wundervollen, natürlichen Rahmen vor ihm stand. Gab es denn überhaupt so viel sonmge Jugend, wie sie die- bezaubernde Geschöpft ihr eigen nannte. Dem alten Freiherrn wurde es auf einmal ganz warm um- Herz, daß er am liebsten den entzückenden Blond kopf in beide Hände genommen und einen Kuß mitten auf den süßen roten Mund gedrückt hätte. Hella hatte auf einen Wink der Baronin bet der Jugend Platz genommen und saß hier zwischen Herta Löhna und dem älteren Leutnant von Reckenthtn ganz als da- bescheidene, zurückhaltende Gesellfchaft-sräulein, da- sich seiner Stellung in dieser feudalen Umgebung durch aus bewußt blieb und nach Möglichkeit hinter den anderen jungen Mädchen zurückzutreten suchte. Dabei lauschte sie jedoch mit großer Wachsamkeit auf jedes Wort, das von der Unterhaltung der älteren Herr schaften zu der „süßen Ecke" der Jugend yerüberklang. Mortsetzün« folg»
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