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Prozeß «ofenthel. Mn Sonnabend wurde die Vernehmung be» Sachvrr- «gen Dr. Phtl Senbnrd »netter fortgesetzt, von der ver. tetdigung wurde»» tm verlaus« des vormittag» mehr al» hundert verschiedene Kragen gestellt und Vorbehalt« getan, die sich aus all« möglichen, mit dem Gegenstand der Verband, lung zusammenhängend« Dinge bezogen. Gegen Mittag wurde al» nächster Sachverständiger Prof. Dr. Wolf aus Halle ausgerusen, der Vorsitzende der BeztrkSpreiSprllsungS- stelle Magdeburg. ES setzten zunächst, von der Verteidigung ausgehend, AblehnungSbebatten wegen verdacht» der B«. fangenheit ein. Die beantragte Ablehnung de» Sachverständigen Wolsf au» Halle wurde von» Gericht »urttckgewiesen. Professor Wolff, der Vorsitzender der BeztrkS-PreiSprüsungSstelle Merseburg ist, setzte ausführlich auseinander, was unter Notmarktlage zu verstehen sei. Unter Vortrag eine» sehr umsangretchen statistischen Material» vertrat er den Stand- punkt, baß zu der in Frage kommenden Zeit ein« Notmark«, läge bestände« habe. Lrzeugerschast und Kaufmannsstand hätten sich über die Aufnahmefähigkeit getäuscht, es sei eine Notlage entstanden, Schuld trage zum Teil der Produktions rückgang. Da die Einfuhr von Hülsenfrüchten im Jahre 10S0 viel größer gewesen sei wie vor dem Krieg«, so sei dadurch der Beweis erbracht, daß eine Nachfrage danach ge herrscht habe. Und weil eine Ware nicht vorhanden war, die man sonst kanfen konnte, entwickelten sich geschichtlich gewisser maßen die Kettenhandelsgeschäfte. — Hierauf wurde der Syndikus der Berliner Handelskammer Dr. phil. Weißbarth gehört. Die Handlungsweise der Beschnldtgter» sei keine un ehrenhafte gewesen, eine Notmarktlage habe und könne damals gar nicht bestanden haben. Die Geschäfte, die von der WEG. getätigt worben seien, gälten nicht als unlauter. Im Gegenteil, zu jener Zeit seien derartige Geschäfte in und u»n Dresden und außerhalb Sachsens viel zum Ab schluß gebracht worden. — Sodann wurde Verwaltungs direktor Rebmann vom Rate der Stadt Dresden vernommen. Dieser Sachverständige hat die von der WEG. zum Abschluß gebrachten Geschäfte «achgeprüft, er ist dabei zu dem Er gebnis gekommen, daß die Firma im fraglichen Zeitraum in ihrer Gesamtheit einen MindercrlöS im Umsätze in Höhe von 8870186 Mark zu verzeichnen hatte, als sie nach den ihr -«gebilligten Sätzen vereinnahmen respcktiv verdienen konnte. Daraus folgere wiederum, daß der übliche Prozent satz bei diesen Geschäfte»» nicht ausreichend war; eine»» festen Prozentsatz könne man überhaupt nur bei aufsteigender Kon junktur in Ansatz bringen. Die Frage des Vorsitzenden, ob sich die Maßnahme»» der WEG. als unwirtschaftlich erwiesen haben, beantwortete Verwaltungsdirektor Neßmann mit Nein. Nachdem -er letzte Sachverständige vernommen worden war, stellte der Staatsanwaltschast an den Sachver ständigen Badt (Berlin) die Frage, ob nach Ansicht des Handels die Preistreibereiveroronnng als überholt anzu sehen sei. Der Sachverständige Badt erwiderte darauf: Die Preistreibereiverordnung ist längst überholt und überlebt. Nach einer Reihe weiterer, nur unwesentlicher Bemerkungen schloß der Vorsitzende die Verhandlung am Sonnabend kurz nach 7 Uhr abends und setzte sie auf heute Montag aus. Das Urteil ist »richt vor Mittwoch zu erwarten.- ri»ko«w«rh»Ima». ». «. Am Montag, de« LS. April, hat die «««»»dank -en Wechseldiskont von 13 auf 1» Prozent und den Lombard- satz von IS auf 19 Prozent erhöht. ReichSbar»kpräsid«nt Dr. Havenstetn hat seine ungewöhnliche Maßnahme in längeren Ausführung«« erklärt, die er vor dem ZentralauSschuß machte. ES ist in der Geschichte der NeichSbank »merbürt, baß eine Diskonterhöhung um »olle k Prozent tdie Hälfte des bisherigen Satzes) durchgeführt wurde. Die Tatsache, daß der Ausschuß das Vorgehen des ZentralnoteninstttuteS einstimmig billigte, beweist, daß selbst in den Kreisen der ««mittelbar von -er Kredttverteuerung Betroffenen Ver ständnis für das außergewöhnliche Vorgehen besteht. Die NeichSbank sieht tn der Diskonterhöhung eine notwendige Ergänzungsmaßnahme zu den anderweitigen Vorkehrungen, die zur Verhinderung eines wetteren Steigen der Devisen kurse bienen solle«. Der NeichStagsabgeordnete Dr. Hertz hat kürzlich behauptet, die Neichsbank hätte durch fahrlässige Vehanblung der Kreditgewährung den Spekulanten gegen die Mark ihr Werk außerordentlich erleichtert. Ihm hatte bereits Retchswirtschaftsminister Dr. Becker entgegnet, baß die schwierige Frage der richtigen Kreditgewährung nicht mit ein paar polemischen Wendungen erschöpft werden könne. Jedenfalls ist es durch die bisherige Politik der Neichsbank in der Kreditgewährung erreicht worben, daß die deutsche Wirtschaft ihren Betrieb fortführen konnte, soweit dies bei der schwierigen Nohstoffbeschaffung und den gestörten Absatz verhältnissen überhaupt möglich war. Die von Neichsbankpräsident Dr. Havenstein verteidigte Diskonterhöhung genügt an sich nicht, der Versteifung des Geldmärkte» gründlich abzuhelfen. Diejenigen Stellen, die ihren Finanzbedarf unmittelbar bei der Reichsbank zu decken in der Lage sind, erhalte»» ihren Kredit selbst bet dem erhöhten Diskontsatz noch immer zu einem Bruchteil der jenigen Sätze, welche die Privatbanken ihren Kreditnehmer» berechnen. Darum forderte auch Dr. Havenstein die Ver treter der Banken dringend auf, ihrerseits größte Zurück haltung zu bewahren. Es liegt ein Kern Berechtigung in der Behauptung, daß die Spekulation gegen die deutsche Dtark gerade durch die Kreditpolitik der großen deutsche»» Geldinstitute unterstützt worden ist. Wer erwarten konnte, daß er mit Leihgcld, sür welches er innerhalb einiger Mo- Wstzg»» Dienstag erscheint, wegen gesetzlicher Arbeit«- MlW HtkUSlllA rnbe in, Freistaat Sachsen, kein »Riesaer Tageblatt". Nt »We Mck Postbeziehern am Donnerstag vormittag zuge- stellt wird. Mein» Anreis-tt im „Riesaer Tageblatt" über An- MM AlUlW und Verkäufe oder dergl. haben immer beste Beachtung und gewünschten Erfolg zu erwarten. Unrsiü»« Art für das „Riesaer Tageblatt" «lljllstkll jlokl All werden täglich von früh 8 durch gehend bis nachmittags 6 Uhr in der Tageblatt. Geschäftsstelle, Goethestratze 59 (Telefon Nr. 20) angenommen. Kostenlose Raterteilung über Abfassung von Anzeige». «at« vielleicht so Prozent Zinsen zu »avlen hatte, oa» orev ober vterfache de» Nennwerte» verdienen konnte, war natürlich durch keine «och so hoch gespannte Zinsforderung für Leihgeld in seine»« wirtschastSfetndlichen Beginnen zu stören. Die Ermahnungen de» NeichSbankpräsidenten zur Kreditbeschränkung hatten überhaupt nur tm Zusammenhang mit dem Entschluß, die Markstabilisierungsaktion tatkräftig fortzusetzen, praktische Bedeutung. Der Leiter de» zentralen deutschen Kreditinstitutes brachte in seiner Rede klar zum Ausdruck, baß die Neichsbank schonungslos und ohne Rück- sicht auf die Bedeutung der Firma gegen jeden vorgehen werde, der die bestehenden unnormalen Verhältnisse auf dem Geldmärkte weiterhin auszunutzen sucht, um sich auf Kosten der Gesamtheit wucherische Privatgewinne zu ver schaffen. Dem kleinen Gewerbetreibenden, der ohnehin durch die Schwere der Zett zu leiben hat, kann Kredit unter erträglichen Beding«»»»«» selbst bet dem gegenwärtigen hohen Diskontsatz gewährt werden, wenn die Kreditvermttt» lungSstellen sich in ihre»» Forderungen beschränken. Kunst nnd Wissenschaft. Sächsische Staatstheater. Frau Ballettmeister Tust Hahi ist die auf Grund ihrer Vermählung nachgesuchte Entlassung aus dem Verbände der sächsischen Staatstheater mit End« dieser Spielzeit bewilligt worden. «nnstreise der Dresdner Staatsrapelle. Die Dresdner Staatskapelle wird in den Opernferien eine Kunstreise nach Süddcutschland unternehmen und in der Stärke von etwa 100 Mann unter Leitung des Generalmusikdirektors Fritz Busch Sinfonie-Konzerte in Stuttgart, Ulm, Augsburg und München veranstalten. Der Obstgarten im Mai. Trotz der reichen vorjährigen Ernte ist der Blüten- ansatz unserer Obstbäume im allgemeinen recht befriedigend. Die Feuckfigkeit des Sommers 1922 und eine ausreichend« Wiuterfeuchtiakeit lassen verinuten, daß die für den Obstbau notwendigen Bodennährstosfe in ausreichender Menge dem Obstöaum zur Verfügung stehen, sodaß, wenn die Blüte nicht durch Frost oder schlechte Witterung leidet, in diesem Jahre wieder mit einer guten Ob st ernte gerechnet werden kann. Notwendig wird es allerdings in vielen Fällen sein, reichblüheude Obstbäume durch reichliche Be- Wässerung und Zufuhr von geringen Mengen Stickstoff zu unterstützen. Der Mai ist die geeignetste Zeit zum Uni veredeln älterer Bäume. Zur richtigen Bekämpfung der Schädlinge wird auf das neu herausgegcbenc Merk blatt des Landesverbandes Sachsen für Obst- und Weinbau über Schädlingsbekämpfung verwiesen. Den Karbolineum- frcunden wird geraten, Obstbaumkarbolineum in ganz ver- oünntcn Mengen zu verwenden Zum Abputzen der Stämme benutze man dreiprozentige Lösung, zum Spritzen einvro- zcntigc. Alle frischgepflanzten Bäume sind be» jeder Wit terung stets reichlich zu bewässern und mit Dünger ztz bedecken, um unter alle», Umständen das Anwachsen ztz begünstigen. Die Hoch- und Halbstämme vorjähriger Pflan zung sind in der Rinde in der ganzen Länge des Stan» »nes an der Vorderseite in gerader Richtung von ob« nach unten zu schröpfen. > Schlafstelle frei Gasanstalt V, 3. Eta, r. Wohnungstausch. 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Gin leichtes Zucken, das halb und halb em tieftrauriaes Lächeln war, zog Lottes Mundwinkel herab. Unwillkürlich suchte ihr Blick den Klementinens, d»e sich halb abgewenöet hatte, dann machte sie eine leichte Handbewegung und erwiderte: „Wie sollte ich —" „Gewiß, gewiß," stimmte die Gräfin zu. „Aber was ist euch an dem Buche ausgefallen? Be» der Schilderung der männlichen Hauptfigur ? Natürlich habt ihr's auch er raten." Nach kurzem Schweigen wandte sie sich direkt an die Komtesse: „.Nicht, Kind? Denke eininal nach." „Mir ist nichts aufgefallen, Mama." Die Gräfin zuckte in freundlicher Ungeduld di« Schultern. „Aber das ist ja unser edler Toter, den der Dichter da abkonterfeit hat. Natürlich. Unbegreiflich daß euch das entgangen ist. Uebriyens ein Akt pflichtschuldiger Dankbarkeit von feiten des imigen Mannes. Ich habe mich darüber recht gefreut. Fräulein Lotte, wenn morgen die Rede auf das Buck kommt, so unterstützen S»e mich wohl ein wenig — damit ich die Namen nicht ver wechsele. Sie sind sehr gewählt, aber schlecht zu behalten." ^Jch werde achtgeben, Frau Gräfin." Die Schloßherrin näherte sich der Tür und horchte. „Die Mamsell kommt nicht. Es ist also doch wohl noch nicht so weit," sagte sie und ließ sich mit maiestätischer Behaglichkeit in einen Fauteuil nieder. Em schalkhafter Zug überflog ihr Gesicht, als sts sich letzt wieder zu Lotte wendete: „Sie wissen das Buch gewiß auswendig, denn Sie sind ja eine geradezu begeisterte Verehrer»» des junge» Dichters. Man könnte beinahe vermuten —" Lotte warf einen gequälten Blick auf Klementine, dann bat sie hastig: „Frau Gräfin, ich —" „Schon gut, ich will nichts gesagt haben," lachte die Gräfin gutmütig, „natürlich nicht. Aber uh werde es mir später ja doch nicht nehmen lassen, Ihre Aussteuer zu be- sorgen. Sie haben das um Mlementme verdient. Aber wo ist denn — Klementine — Kind!" Di« Komtesse war zu einem Fenster gegangen, durch das ihre schmerzenden Augen In d« Nacht hinau-starrten, welche die Weihnachtsnacht hieß und für sie auch nicht einen blassen Strahl, einen verlorenen Schimmer »n ihren weltumspannenden Gabenhänden hielt. Das junge Mädchen wandte sich Langsam und kraate müden Tone»: „Ja, Mama?" ' „Du bist so MN." „Bin ich sonst anders?" ^ Dte Gräfin seufzte: „Leider, leider bist Vu oft so. Und doch, in den letzten Wochen hast du manchmal wieder so herzlich gelacht, daß ich meine Freude —" s»e unterbrach tuv plötzlich »nd lchlUL die Lände zusammen, während ein ärgerlicher Schatten über ihr Gesicht flog. „Kindchen, was für eine schlechte Mama bin ich!" rief sie in» Ton auf richtigen Selbstvorwurfs. „Heute ist Weihnachten, und ich vergesse die Hauptsache — deinen großen Wunsch! Unter den Tannenbaum werde ich das Geschenk freilich nicht mehr legen können, wenn es nicht gerade eme volle Börse für irgendwelche Zwecke ist; doch du wolltest ja vor heute nicht sprechen. Kvmm zu mir, mein Kind!" Langsam kam Klementine vom Fenster herüber. Sre hatte den Kopf gesenkt, so sah die Mutter das herzzer reißende Lächeln nicht, das ihre Lippen umspielte. „Mein großer Wunsch," sagte sie leise. Dann warf sie aber mit einem jähen Ruck den Kopf zurück und näherte fick rascher. „Es war Laune," begann sie mit erhobener Stimme, „daß ich damals nicht gleich gesprochen habe. Verzeihe nur liebe Mama." Die Worte fielen bestimmt und flüssig von ihren Lippen. Sie war offenbar schon vorher über das, was sie sagen wollte, mit sich ins reine gekommen. „Du wirst lachen. Erinnerst du dich noch an die goldbraune Stute Lola, die wir beim letzten Rennen iir Baden-Baden sahen? Sie ist jetzt zum Verkauf ausgeschrieben. Die möcht' ich gern haben. Freilich kostet sie zehntausend Mark." Die Gräfin ließ ein erstauntes „Ah!" hören. „Zehn tausend Mark! Es »st viel Geld für ein Pferd. — Allein das ist es nicht, was miÄ bedenklich »nacht. Das schöne Tier soll jedoch unbändig und eigensinnig sein, w»c uns Traf Dobbern damals erzählte. Ku bist zwar eme gute Reiterin — natürlich, unser edler Toter war dein Lehr meister, aber —" . Klementine ging mit gleichgültigem Achselzucken von der Mutter fort. „Du kannst mir meine Bitte ia ver sagen." Die Gräfin richtete sich aus ihrer behaglichen Lage auf und machte den Versuch, eine etwas gestrenge Miene an zunehmen. „Die Laune, von der du vorhin sprachst, scheint auch jetzt noch anzudauern," versetzte sie. „Du fälltest am Weihnachtsabend deiner Mutter keine solche Antwort geben, mein Kind." Qm Nu war die Komtesse wieder bei ihr und kniete vor ,hr nieder. „Verzeihe mir," schluchzte sie, „es war unrecht." „Aber so weine doch nicht! Du sollst ja das Pferd haben." „Ach, das Pferd!" „Nur mußt du mir versprechen, vorsichtig zu reiten und immer dcp Fritz mit dir zu nehmen. Willst du mir das versprechen?" „Ja, Mama." Klementine stand auf. Die feinen Finger nestelten nervös an den Spitzen ihres Kleides. < „Du bist ein gutes Kind," sagte die Gräfin befriedigt. > „Ich werde freilich stets zittern, wenn ich dich auf dem , Rücken dieses Tieres weiß. Die Borstelluna wird mich ' quälen, du könntest Kürzen und. —" „Und dann lüg' ich da — starr und kalt und still —- und mir wäre wohl," glitt es in erschütternder Eintönig keit von den Livpen der Komtesse. Sie stand regungslos inmitten des Zimmers, »n eine dunkle Ecke starrend. ES war, als habe sie ganz vergessen, daß sie sich nicht allem im Zimmer befand. , „Um Gottes willen — Klementine!" schrie di« Gräfin bei den schrecklichen Worten ihrer Tochter auf. Sw war von ihrem Sessel emporgefahren und stand nun va, di« erhobenen Hände in fassungslosem Schrecken gefaltet. ' „Aber Mama," versuchte Klementine zu lächeln, „ich' scherze ja nur." „Du hast sonst nie mit deiner Mutter »n dieser Weise gescherzt. Ich weiß nicht, was ich denken soll." Und wieder war Klementine bei ihr und flüsterte in das mütterliche Ohr: „Daß ich dich lieb habe! Und daß ich nie, nie von dir gehen werde!" Schnell versöhnt zog die Gräfin den Arm der Tochter unter den ihren und schritt so plaudernd mir ihr durch das Zimmer, wie sie das zuweile« zu tun Neble. „Nie von mir gehen," wiederholte sie. „Das solltest du nicht sagen. Es wird ja doch die Zeit kommen — natürlich —" „Ich bitte dich, Mama!" * Die Gräfin hielt den schlanken Mädchenarm fest, der sich ihr entziehen wollte. „Einmal müssen wir davon sprechen. Stets weichst du mir aus. Sieh, mein Kmd —" „Nein, heute nicht!" stieß Klementine erregt hervor. „Ich bitte auch," rief Lotte mit einem künstlichen Lächeln vom Blumentisch herüber, wo sie sich schon seit einiger Zeit zu schaffen machte, um »n ihrer kläglichen Ge mütsverfassung, die überwacht sein wollte, nicht so qualvoll müßig dazustehen. „Ja, was bedeutet denn das?" fragte die Gräfin er staunt und unruhig. „Ihr seid so seltsam, und ich —" „Es ist nichts, Mama," fiel die Komtesse rasch etn. „Wir wollen von unseren Weihnachtsplänen sprechen. GS ist prachtvolle Schlittenbahn. Das freut mich besonders für Axel, der ja doch nicht lange im Zimmer aushält." Die Gräfin lächelte in sich hinein. Ach, das alles war nur ulädchentrohige Ziererei, die sich aber schließlich ver riet! „Du denkst an Axel?" fragte sie freundlich. „Das ist hübsch von dir. Du bist ein gutes Kind." - „Ach!" Die Komtesse zerrte wieder heftig an de« Spibengenesel. das ihren Hals umgab. „Mr könnten morgen, wenn der Leutnant hier ist, ja eine Schlittenpartie nach der KönigStanne machen," schlug Lotte rasch vor. , — Gortsetzung folgt.)