Volltext Seite (XML)
ersterer leise, indem leine Blicke wie gebannt "an der vor- ausrcitenden Lina dingen. „Komtesse Lina ist ja einfach bildhübsch geworden. Donnerwetter! Diese Figur, wie eine Elke, nnd diese Bewegungen, und dies süße Gesicht, und bei dem allen die Manieren einer kleinen Königin! Tie wird noch mal Furore auf den Bällen machen!" „Ich bitte dich, höre auf!" rief Heino empört. „Aber weshalb denn? Ich sage doch nur einfach, was meine Alkgen s?h-m! — Du bist wirklich zu beneiden uin diese Cousine, Heino!" Franz lachte, als er sah, wie bei feinen Worten tiefe Röte über das sonst so blasse Gesicht des anderen zoll. Es war Zornesröte, denn ihm war, als würde Lina durch die Worte und Blicke des jungen Offiziers entweiht. Das junge Mädchen war so weit dorausgerrtten, daß sie nichts von der Unterhaltung vernommen hatte. AIS sich Franz endlich verabschiedet und beide wieder allein waren, sagte Lina ausatmend: „Gut, daß er fort ist." i ' „Ja," meinte Heino nur, und dann blieb er still. Sv war es ja immer gewesen, solange sie Franz kannten — immer hatte seine Gegenwart einen Mißton hervorgebracht. Wieder und wieder mutzte Heino an die Worte Franzens denken, und zum ersten Male sah ec Lina mit anderen Augen an als bisher. Er sah die bieg same, elfcnartige Gestalt, die graziösen Bewegungen das schmale, reizende Oval ihres Gesichts, das das goldiae Lockenhaar, das im Nacken zu einem Knoten verschlungen, wunderbar lieblich umrahmte. Er sah den Liebreiz dec ganzen Erscheinung, wie er ihn früher nicht gesehen, und dann klang es wieder in seinen Ohren: „Tu bist zu be neiden uin diese Cousine." Es strömte ihm heiß zum Herzen. „Was ist dir, H-ini?" fragte ihre sanite Stimme, „bist du müde?" „Nein." entgegnete er so kurz, wie sie es von ihm nicht gewöhnt war. Ihre grotzcn, blauen Augen sahen ihn erstaunt an. Dock» sie sagte nichts. Gewiß hat ihn Franz wieder mit irgendeiner Bemerkung gekränkt, wie er ja immer tat, er ist eben noch genau derselbe geblieben, dachte sie. Bald waren die jungen Leute zu Hause. Das Mittag essen verlief weniger heiter als sonst, da die nahe Trennung und die Abreise wie ein Truck auf den Gemütern lag. Trotzdem bemühte sich jeder, dem anderen sein Leid zik verbergen. Nachmittags gingen Heino und Lina noch einmal durch den Park. Sie wanderten still an dem klaren Bach entlang, in ihre wehmütigen Gedanken versunken. Da! kamen sic an die Stelle, an der vor Jakren Franz die kleine Lina durch das Wasser getragen. Beide bliebe« stehen. Trüben blühten, wie damals, in herrlicher Fülle, große, blaue Glockenblume«, die Lina immer so vesonders liebte. „Sieh, wie schön!" rief sie. Das Erlebnis von damals stand plötzlich wieder lebendig vor Heinos Seele, und noch jetzt, nach fünf Jahren, kam! ein Zorn über ihn, daß Franz das kleine Mädchen so ohne weiteres an das jenseitige Ufer getragen, während er müßig stehengcblieben war. In dem Augenblick vergaß! er, daß er ja ein gebrechlicher, kraftloser Knabe gewesen. Es erwachte in ihm das unbezwingliche Verlangen, es Franz gleichtun zu können, und als Lum noch sinnend z« de» blauen Glocken hinübcrsah, sühlte sie sich plötzlich emporgchoben. Cie dachte vor tleberraschnng an kein Sträuben, und erst als sie drüben neben den Blumen z« Boden gesetzt wurde, rief sie erschrocken: „Aber Henn, du darfst doch so etwas nicht tu», das schadet dir!" Er atmete, schnell, und Schweißtropfen perlten ihnr auf der Stirn, aber er lachte: „Tu bist ja federleicht," und nach einer Pause: „Du bist mir doch nicht böse, Linchen? Damals sagtest du, du möchtest dich nicht tragen lassen, weißt dn's noch?" „Ja, das war damals Franz! Aber bei dir, Heini, ist das ja doch etwas anderes, von dir lasse ich mich ja gern tragen, aber es ist unverständig, cs kann dir schaden, und der Doktor würde cs gewiß nicht erlauben. Aber schön ist's doch, daß du jetzt schon so stark List!" Und sic sah bewundernd zu ihm auf. Tw Blumen waren ge pflückt; sie hielt de» großen Strauß in ihrer Hand, die Abendsonne zitterte durch die Baumkronen und warf goldene Lichter aus das Weiße Kleid und die blonden Haare des Mädchens, das sinnend in das vorübersließende Wasser blickte. 'Aus der Spitze einer Edeltanne saß ein Fink und schmetterte sein Lied. In dem nahe» Feld klang das! melancholische Flöte» der Ammer. „Willst d» den Rückweg machen w'-e damals, oder darf ich dich wieder tragen?" srigte er. , „Ich fürchte nur, ich bin dir zu schwer," meinte sie zaghast. Ta hatte er sie auch schon emporgehoben, ihre Arme umschlangen seinen Hals. Sw sühlte sick so sicher und geborgen und schloß einen Moment lang die Augen. AlH an Heino das Wunder vollbracht," sagte sie, indem sie einen flüchtigen Kuß auf die weiße Stirn drückte. „Dies ist Heinos Mama," dachte Lina. Sie hatte sich eine Mutter so anders gedacht. Tie Einsegnung verlief schön und feierlich, und die Anwesenden schienen bewegt, oder waren es auch wirklich. Am meisten Lina. Heino war ernst und still nach seiner Art und schien reifer, als es sonst junge Leute mit sechzehn Jahren zu sein pflegen. Als er nachmittags mit Lina durch den Garten ging, der das alte, düster blickende Gutshaus umgab, sprachen sich beide über das aus, was heute am meisten ihre Herzen bewegt hatte. Das Mädchen hatte ihren Arm in den seinen gelegt und sah liebevoll zu ihm auf. „So, Heini, nun bist du ein erwachsener Mensch, und ich bin noch ein Kind,- da bin ich doch noch weit hinter dir zurück." „Du bleibst immer mein kleiner Freund, Linchen, das weißt du ja." ,^Ja, Heini, und denkst du noch manchmal daran, wie wir uns zuerst kennen lernten? Da sagte ich, wir wollten Immer Gott bitten, daß er dich gesund und stark machen möchte. Uud nun bist du auch wirklich so viel gesunder geworden, als du damals warst, dein Husten ist saft ganz fort, und du brauchst gar nicht mehr zu stottern. Wie hat er doch meine Gebete erhört!" „Tn gutes Linchen, wie danke ich dir für alle Liebe, die du mir immer erwiesen! Mein Leben war so dunkel, diS ich dich kennen lernte; da fing es auf einmal au hell xn werdrn, und dann ist cs immer Heller geworden." .„Heini, der Pastor sagte doch heute, daß das Leben so diele Versuchungen, Kampf, Trübsal bringt; mir wurde ganz bange — aber versprich mir — was auch kommen mag — wir bleiben doch Freunde immer — immer!?" „Wie könnte das wohl einmal anders sein, Linchen?" erwiderte er und drückte ihre kleine Hand zur Bekräftigung. „Wir bleiben Freunde durch, dick und dünn!" Als Lina ihr sechzehntes Jahr vollendet hatte, be schlossen ihr Baler und ihre Großmutter, sie, bevor sic für erwachsen gelten sollte, auf ein Jahr m em Berliner Pensionat zn geben. Sie war daheim nur von Erzieherinnen unterrichtet worden, und in der Nachbarschaft waren wenig Altersgenossinnen zum Verkehr gewesen. So war sie ziemlich allein ausgewachsen, und die Ihren sachten, eine Zeit m dem anregenden Pensionat, wo man nicht nur die Wissenschaften pslegte, sondern auck de» Sinn für Kunst zu wecken suchte durch die Besuche von Bildergalerien, Kon zerten, Theatern, würde auf Lina wohltuend wirken, ihren Geist bereichern, ihren Gesichtskreis erweitern. An-angs war ihr der Gedanke an die Trennung von ihrem ge liebten Vater und von LSaldstem unerträglich gewesen, aber sie fand sich, schließlich in das Unvermeidliche. Heino sollte im Herbst nach Heidelberg gehen, um Kolleg zn hören, wenn ihm seine noch immer schwache Gesundheit auck, verbot, einem Korps beizutreten. Es war der vorletzte Tag des allsommerlichen Bei sammenseins in Waldstein. Heino und Lina kamen von einem weiten Spazierritt durch den schönen Buchenwald. Es galt einmal wieder Abschied nehmen von allein Lieb gewordenen — für ein langes Jahr, wie sie es ja von Nein auf immer um diese Zeil gewußt. .Linchen, die Trennung wird mix jedes Jahr schwerer," sagte Heino gepreßt. „Mir auch," erwiderte sie traurig. Der Weg war schmal, und ihre Pferde mußte» dicht nebeneinandergeben, das dichte Unterholz färbte sich schon gelb und rot. „Wie schön ist's dock, hier," sagte Lina, „wie werde ich mch nach der stillen Waldluft sehnen ,n den, duustioen, auten Berlin!" Cie reichten sich stumm die Hände, lösten sie aber plötzlich wieder, als bei einer scharren Biegung des Wald weges ein junger Offizier sein Pferd dicht vor ihnen zum Stehen brachte. Es war Franz, der seit kurzem als Leut nant bei dem Husarciiregiinent in der nahen Garmfonstadt stand. „Las ist ja eine charmante Ueberraschung, meine Herr schaften!" ries er, „ich darf Sie wohl ein Stück begleiten -'" Und ohne die Zustimmung abzuwarten. hatte er sein Pferd gewandt und lenkte es an Linas Seite. „Wann denken Sie denn Ihr Kloster zn beziehe», gnädigste Komtesse?" „Sie meinen die Pension? Ich reise morgen ab," sagte sie mit zitternder Stimme, der man es anhörtc, daß sic sich znmmmcnnahm, »m nicht zn weinen. „Nun, Sie scheinen nicht sonderlich erfreut — verdenke es Ihnen wahrlich nicht!" Tas inngc Mädchen hatte keine Lust zu einer weiteren Unterhaltung und trieb ihr Pferd an, uin etwas Vvro:,s;u- reilen. Co kam Franz an Heinos Seite. „Ist ja eine unglaubliche Idee vom Alien, ein so ent- iückendes, Geschöpf noch >n e>ne Pension zu schicken," begann er sie zn Böden gleiten ließ, hielt er sie noch einen Augen blick in seinen Armen; er hätte sie gern geküßt, wie ec ja früher so oft getan, als sie noch Kinder waren. Aber ein Etwas hielt ihn zurück. Sie waren ja keine Kinder mehr, das war ihm heute durch Franzens Bemerkung plötzlich zum Bewußtsein gekommen. So ließ er sie aus seinen Armen. „Tanke, Heini, für die Blumen," sagte sie freundlich. „Wir wollen uns zum Andenken jeder eine davon pressen, und wenn wir sie ansehen, wollen wir uns immer freuen, daß Gott unsere Gebete so erhört hat, und du schon so stark geworden bist." Er nahm die Blumen, die sie ihm aus ihrem Strauß reichte, und legte sie behutsam in sein Taschenbuch. In dieser Nacht fand Heino wenig Schlaf, und als er endlich etnschlumwerte, träumte ihm, er sehe Lina inmitten eines Ballfaciles, und alle tanzten mit ihr, und Franz am meisten, und sie lächelte jeden an, nur ihn sah sie nicht, und er konnte auch nicht zu ihr gelangen, nm mit ihr zu tanzen. — Er erwachte stöhnend. Ter nächste Morgen fand die jungen Leute reisefertig am Frühstückstisch. Man erwartete die Wagen, die sie nach entgegengesetzten Stationen zur Bahn führen sollten. Ter Graf wollte seine Tochter selber nach Berlin bringen. Heino und Lina waren einige Minuten allein. „Linchen, ich möchte dir hier Adieu sagen, nachher sind wir nicht mehr allein," sagte er heiser und ergriff ihre Hand. „Gott schütze dich und schenke uns nächstes Jahr ein Wiedersehen," er drückte die zarte Gestalt einen Augen blick fest an sich. „Leb wohl, Linchen, und werde nicht bange und verzagt in dem neuen Leben in Berlin, ein Jahr vergeht ja schnell." Sie konnte nichts erwidern, er sühlte das leise Beben ihrer Hand, die er festhielt, und sah, wie die Tränen über ihre Wangen rollten. — La wurden die Wagen gemeldet, man verabschiedete sich von der greisen Gräfin. Noch einmal drückte der junge Mann Linas Hand an seine Lippen iind dann führten die verschiedenen Wege die beiden ihren verschiedenen Zielen entgegen. Es war rin neues Leben, das das junge Mädchen in der Pension umgab. Schon früher war kie mit ihrem Vater hin und wieder in der Hauptstadt gewesen. Er hatte mit ihr Theater und Konzerte besucht und ihr manche Sehenswürdigkeiten gezeigt. — Aber diese Besuche hatten immer nur wenige Tage gedauert, und dann War man wieder in das stille Schloß der Ahnen zurückgekchrt. — Jetzt nun war sie für lange Zeit umgeben von einer Anzahl junger Mädchen ihres Alters, von denen manche nach und nach ibrem Herzen näher traten, die meisten jedoch fernbliebcn. Biel ^Oberflächlichkeit, Sinn für Puh, Vergnügungs sucht traf ihr da entgegen, und oft sühlte sie sich erschreckt und peinlich berührt über die Art, mit der die Mehr zahl unter ihnen über „Liebe" sprach. Sie hatte bisher von diesem Begriff so doch, ja so heilig gedacht, daß sic sich ost verletzt abwandte, wenn die. jungen Mädchen Neckereien und anzügliche Reden tauschten. Indessen gewannen ihre Gefährtinnen Lina trotz ihres zurückhaltenden Wesens doch Kalo lieb, ihrer stets gleichen Freundlichkeit uud Bescheidenheit wegen. — Cie lernte, was cs dort irgend zu lerne» gab, sie nahm in den Museen. Kirchen, Bildergalerien und Theatern auf. was ihren, Geist und Ange geboten wurde — doch blieb ihr Herz voll steter Sehnsucht nach Waldstein, nach den, Vater, nach Heino. Eie schrieb letzterem öfter lange Briefe, wie sie es von Kindheit an während ihrer Trenuungszcit getan, uno er zählte ihm von allem, was sie erlebte und lernte. Auch re sch,rieb manchmal ans Heidelberg, doch seltener und kürzer. Er berichtete von seinem Leben und den Studien, und manch mal klang cs schmerzlich durch die Zeilen, daß er dem lustigen Stndententreiben, den körperlichen Uebungen und kletteren Vergnügungen der anderen jungen Leute immer fcrnbleiben mußte, und daß er unter dem ihm bezeigten nritleidigen Bedauern seiner Altersgenossen oft schwer litt. — Dann tröstete Lina ihn: „Sei nicht traurig, Heini, ich weiß ja doch, daß Tu iittitiger bist, als sic alle, und -auf die Paukereien nui> die Trinkereicn kommt cs doch nicht an. Der Fechtbodcn und die Kneipe sind doch nicht die Welt. Ich sehe und höre hier auch nianches, woran ich nicht tcUnchmen mag und was mir für das Leben oft töricht und zwecklos scheint. — Wir wollen uns srenen auf den Sommer und auf Waldstein; dann trägt sich so manches in der Gegenwart leichter. — Jetzt schneit es noch, und Schickten klingeln durch die Straßen — da ist sreilich der ersehnte Sommer noch sern — aber die Zeit hat ja Flügel." Eines Tages hörte Lina, wie sich in» Nebenzimmer zwei junge Mädchen über Waldstein unterhielten. „Ein entfernter Neffe de? allen Graten erbt die ganze Geschichte," hörte sie sagen, „und dabei soll dieser Glücks pilz ein fast schwachsinniger Schwinüsuchtskandidat sein, der weder Kvrpsbrnder „och Leutnant werden kann. — Eine Frau wird der ja nie bekommen !— Tann sterben die Waldensteins aus!" > Unbemerkt war Lina hlnausgeschlichcn. In ihrem Schlafstübchen schloß sie sick ein. Also so dachte man über Heino, der ihr doch klüger und besser schien als alle Studierten, Uniformierten, Examinierten, dis sie bisher kennen gelernt hatte. Tie Tränen stiegen ihr ick die Augen. Tann mußte sie daran denken, wie es sein würde, wen» nun trotzdem Heino vielleicht eine Frau fände und ver heiratet wäre. Bisher war ihr noch niemals der Gedanke gekommen. — Finden würde er doch später gewiß eine Krau, wenn es hier die Mädchen in der Pension auch nicht glaubten; aber die kannten ihn ja zar nicht. — Und wenn er eine fände, dann würde er sie als Freund ja nicht mehr brauchen — dann mußte doch keine Frau auch sein Freund sein. — Und sie selber mußte ja später ein mal Waldstein verlassen, wenn es Hemo gehörte — arm war sie ja auch — sie würde dann Diakonissin werden — Traurig hing sic Liesen Gedanken nach. — „Und wen» er nun doch nicht heiratete, dann konnte sie doch bei ihm bleiben: wie bisher würden sie gemeinsam alles teilend sie würde wie seine Schwester sein, wie er so oft sagte." —' Die Vorsteherin ließ Kvmtesse Waldenstein m das Besuchszimmer rnfen, da jemand gekommen sei, sie z» sehen. . „Ein Herr," erklärte die Zofe. ' Lina fuhr überrascht empor. Ihr Vater konnte «S. nicht sein, den hätte inan ihr gleich gemeldet. Sollte es Heino sein? Vielleicht auf einer Durchreise? — Sie eilte die Treppe h'nab, aber enttäuscht blieb sie auf der Zimmer schwelle stehen, denn vor ihr stand Franz, hoch und kräftig, den blonden Schnurrbart aufgewirbelt, ein Bild männ licher Kraft nnd Schönheit. Die Husarcnuntform stand ihm gut. Bei ihrem Eintritt leuchteten seine stahlblauen Augen auf. Er trat rasch auf sie zu und führte ihre Hand an seine Lippen: das Beben ihrer Finger war ihm nicht ent gangen. Als man Platz nahm, sagte er, etwas gezwungen lachend: „Gestehen Sie es nur, Komtesse, Sie sind enttäuscht, in dem fremden Besncher nur mich und nicht Heino zu finden?" > Sie errötete wider Willen. „Ich wnßtc wirklich nicht, wer mich hier besuchen könnte. Sic wissen ja, daß Heino in Heidelberg ist." Tann erkundigte er sich nach ihrem Ergehen und erzählte ihr von Waldstein. von ihrem Vater, den er kürz lich besucht, und war glücklich, als sich bei "diesem GesprächS- acgcnstand ibr Gesicht belebte, und sie mit leuchtenden Augen unzählige Fragen nach der geliebten Heimat an ihn richtete. Sie vergaß ihre Enttäuschung, die anfangs sein Erscheinen hcrvorgerufcn, und sah in ihm nur noch den Träger heimatlicher Grüße und Nachrichten. Tie Besuchsstunde war rasch verstrichen, und als sich! Franz verabschiedete, dankte sie ihm freundlich, daß er gekommen sei, unk erklärte, sie habe sich so sehr gefreut, von daheim zu hören. — Er verließ sie inil glücklichem Lächeln. ; Als er gegangen, wurde Lrua von ihren GefLhrtinne» mit Fragen nach dickem „Verehrer" bestürmt. Sie hatte« ihn über den Hausflur gehen sehen und bewunderten diese „ideale Erscheinung". . - „Er ist durchaus kein Verehrer," erklärte sie. „wir waren schon als Kinder ost zusammen, und setzt brachte er mir nur Grüße aus der Heimat. Uebrigcns habe ich mir nie etwas aus ihm gemacht." „Wie sie sich doch verstellen kann!" raunten ungläubig die anderen. , Nach etwa vier Wochen wiederholte Franz seinen Be such. Diesmal brachte er Rosen aus dem Waldsteiner Treibhaus mit. Er war sehr liebenswürdig, fragte teil nehmend nach Heino nnd vermied jede Bemerkung, di« Lina etwa hätte kränken können. Die Vorsteherin war ganz entzückt von diesem wohlerzogenen Offizier nnd bewill- tommncte ihn herzlich, als er bald in jedem Monat ein mal erschien, „nm seine Aufwartung zu machen", wie elf sagte. Er selber konnte die Stunde kaum erwarte», wo" er Lina wiedersah. > : . < ...^ „Sie wird immer reizender," murmelte er, „und jrßk wird sic endlich auch zutraulicher." , Liua berichtete Heino in ihren Briefen von allem, wMi sie erlebte, und so erzählte auch sie von Franzens Be suchen: . , „Er ist viel netter geworben. Tu wirst es auch findet Tas Leben unter den Kameraden bekommt ihm entschieden gut. Er ist viel bescheidener geworden, und ich freue mich immer so, durch ihn viel Neues von zu Hause zu hören." Fortsetzung folgt.