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- Erscheinungsdatum
- 1922-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192208154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-15
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Monat
1922-08
-
Jahr
1922
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gern« tivernahm, brauche ich wohl nicht zu sagen. — ES ist bei uns alle« noch beim Alten,* fuhr er fort, während Paul stch in einen Vestel nteverlteß und den mehrfach versiegelten Vries Sffnete, au« dem er einige Banknoten h«ranSnahm, ,e« wird immer stiller und einsamer im Schlosse, seitdem da« seltsame Ansichten; er ist aeizig geworden, er schickt mir auch heute nicht, was ich gefordert halte, fordern muhte. Dah ich Schulden haben »mite, bezweifelt er, und doch zwang sein« Sparsamkeit mich, sie zu machen. Da» Leben kostet hier mehr als in Lindenwalde, da« scheint mein Vater nicht zu beden ken; die Gleichgültigkeit, mit der er mich hier in bedrängter Lage läßt, muß mich erbittern." „Um Gottes Willen, Herr Baron, wahren Sie den Arie» den," sagte Franz erschreckt, und in seinem Gesicht spiegelt« sich ernste Besorgnis. «Kommen Sie nach Lindenwalde und sprechen Sie mit dem Herrn Bater so offen, wie Sie jetzt mir mir geredet haben, dann wird alle«, waS Sie wünschen, er« füllt werde». Gr ist ja glücklich, wenn er Sie wieder unter seinem Dache hat! Und Baroness« Meta auch; sie hoffen beides daß Gi« wieder Lebe» und Frohsinn in'» Hau» bringen.* »Und hängen beide dabei immer noch mehr an Kurt al» an mir!" erwiderte Paul bitter. „Kann da» Leben mir dort angenehm sein, wenn ich täglich Klagen über den verlorenen Sohn hören muh?" „Dem Baterherzen dürfen Sie dies« Schwäche nicht Übel nehmen, Baron Kurt war immer sein Liebling." „Und deshalb mutzte ich zurückstehen, ich weitz da» wohl. Ich mache meinem Bater auch keine» Borwurf, er hat diese Bevorzugung seines LieblürgS schwer büßen müssen, nun aber sollte er endlich de« Verschollenen oergeffen und sich dem Sohne zuwenden, der ihm stet« gehorsam war und die Ehr« seines Namen« fleckenrein bewahrt«." „Kommen Sie nach Lindenwalde, Sie werden dort nur Liebe finden," bat Franz. „Und wa« di« Schulden betrifft —" „So sollst Du de» ersten Sturm vommir abwenden, alter Freund l" unterbrach ihn der Baron, nun plötzlich «inen bei ter«» Don anschlagend. „Ich geb« Dir mein« Beicht« schrift lich mit, mein Lat« wird jedenfalls mit Dir darüber reden, dann nimm mich In Schutz und sorge, daß ich da« Geld er- halte. Du darfst in meinem Namen versprechen, datz ich all« Wünsch« meine« Bater« erfüllen will, weigert er stch auch dann noch mit seiner Hartnäckigkeit, di« wir ja beide kennen, dann stecke Dich hinter inet»« Dante, wir sprechen darüber noch näher. Du wirst bl« zu Deiner Abreise hier bei mir Getäuschte «Hoffnungen. Roma» von Ewald Ang. König. 14 »Ist ein Unglück daheim passiert?" fragte Baron Paul erregt, indes sein Blick voll ängstlicher Erwartung auf dem alten Manne ruhte, hinter dem die Türe geräuschlos sich schloß. „Nein, Herr Baron," antwortete Franz ruhig, während er ein Portefeuille auS der Tasche holte, „Herr Baron Ber tram und das gnädige Fräulein Tante befinden stch gott lob wohl, es ist nichts vorgefallen, was Sie beunruhigen könnte." „Dein Himmel sei Dank!" sagte Paul mit einem unsiche ren Blick auf da« kleine Briefpaket, datz er jetzt in den Hän den de« Dienert sah. „Aber weshalb hast Dl» die weite Reise hierher machen müsse»? Den Brief hätte ja auch die Post be sorgen können!" „Der Brief ist auch nicht die Ursache," erwiderte Franz, „benthigen Sie stch nur, Herr Baron. Meine Schwester, die hier wähnte, ist gestorben, ich bat um einige Tage Urlaub, nm ihr daS letzte Geleite geben z» können; der gnädige Herr bewilligt« nieme Bitt« und gab mir bei dieser Gelegenheit den Brief für Sie mit. Er meinte, eS würde Ihne» vielleicht lieb sei«, jemand au« der Heimat zu sehen, den Sie nach diesem oder jene,» frage« kvnnttn, und daß ich di« Botschaft gern« übernahm, brauche ich wohl nicht zu sagen. — E« ist bei uns alle« noch beim Alten," fuhr er fort, während Paul stch in einen Gefiel niederlteß und den mehrfach versiegelten Brief öffnete, au« dem er einige Banknoten heranSnahm, .e« wird immer stiller und einsamer im Schlöffe, seitdem das Anglück ringezogen ist. Der gnädig« Herr kann den verlore nen Sohn nicht vergeffen, uno Baroness« Meta vermißt ihn auch noch jeden Lag; wenn er zurückkäme, ich glaube, alle» würde ihm verzieh«« werden." Baron Paul hatte die Brauen wieder znsamnieimezogen, er hört« nicht auf die Worte des alten Mannes, dessen Blick prüfend auf ihm ruhte; der Inhalt des Briefes berührte ihn sichtbar sehr unangenehm. Sein Bater macht« ihm Borivürfe wegen seiner Ver- «ArnGDnwa. « nmt-MeüL. biraroü, Summe«» lcktckev. liiusiaen Stand de« aeaen Fechendach «ingelesteten ver- fahrens wieder frelaelaffen worden. Republik Oefterrelch. Die Koste» der LebenSkaltuna sind vom 1ö. Juli bl» 18. «uanst um 124 Prozent arfileaen. Oesterreich» Not und di« Londoner Konferenz Wir die „Wiener Allgemeine Zeitung" meldet, erwartet man in hiesigen parlamentarischen Kreisen mit großer Spannung den Ausgang der Londoner Konferenz. Sollten wider Er- warten auch diesmal die Zusicherungen der Entente nicht erfüllt werden, so glaubt man mit Sicherheit annrbmen zu können, datz die Regierung den Nationalrat zu einer außer ordentlichen Tagnng elnberufen werde. Da« Blatt bemerkt dazu, die Ententevertreter seien über die dringende Not Oesterreich» und über die unumgänglich zu leistende Hilfe nicht im unklaren gelassen worden. Erleichterungen im Deviseuverkebr. Wie dl« „Wiener Allgemeine Zeitung" meldet, fand Montag bei der Devisen zentrale eine Beratung wegen Erleichterungen im Devisen- verkehr statt, die jedoch noch keine bestimmten Ergebnisse zeitigten. Eine vollständige Freigabe de» Devisenhandel» nintz jedoch von vornherein infolge der gegenwärtigen Der- bältnifie von der Beratung auSgeschaltet werden. Die Erleichterungen sollen sich in engen Grenzen bewegen in der Art, wie sie in Tirol, Salzburg und Vorarlberg bereit» gewährt wurden. Italien. Ein Unfall D'AnnunzioS. D'Annnnzio erlitt in seiner Villa in Gardone Riviera einen Unfall, wobei er am Kopfe nicht unerheblich verletzt wurde. Sein anfänglich beunruhigender Zustand hat sich gebessert. Rußland. DaS Eigentumsrecht. Für den vierten Kongreß des Exekutivkomitees bat das Justizkommissariat ein Projekt für das bürgerliche Eigentumsrecht ausgearbeitet. Die Grundidee des Projektes ist der Schutz der Eigentumsrechte der Privatpersonen nnd gegebenenfalls dieses Recht des Privatvertrages durch die Gerichte zu verteidigen. Das Projekt entbält auck die Grundlinien des Rechtes der Aus länder. Im Vordergrund stehen die Interessen der arbeitenden Klaffen. Land kann nur in Pacht gegeben werden, darf aber nicht als Privateigentum gelten. England. Lord Nortbeliffe ist gestorben. — Lord Northcliffe ist tot, der Zeitungsmagnat und Politiker, der restlos sein Instrument, seine Presse seinen politischen Zielen dienstbar machte, selbst ganz und gar nicht Journalist, aber mit einem Organisationstalent begabt, das ibn einen der ein- flutzreichsten StimmungSmacher werden ließ. Und dies, verbunden mit einem geradezu fabelhaften Deutschenhaß, das machte ibn zum schlimmen Giftmischer — während des Krieges und seither. Er blieb Gegner der Versöhnung und was er über Deutschland noch 4 Jahre nach dem Krieg auf Grund einer eigenen Informationsreise zu sagen wußte, war Blasphemie. Entgegen der Meinung und den Interessen seines Landes blieben er und durch ihn die „Times" nnd seine andern Organe die Vertreter der französischen Richtung — der Kriegspolitik auch nach Friedcnsschlutz. Mit geradezu genialer GeschäftStiichtigkeit schuf er im Kriege die Organisation, die aus allem was deutsch war, ein Schand bild schuf und es in unzähligen Versionen der Welt ver mittelte. Die Mittel waren ihm gleich, Skrupellosigkeit, Niedertracht. Lüge, das waren die Waffen der papiernen Waffenschmiede Northcliffes, giftiger als die Gase in den Schützengräben, und sie wirken nach. Die unheilvolle Zer störung des Völkcrfriedens bleibt Lord Northcliffes ehernes Denkmal. Seine Größe und Bedeutung verdankte er seiner GeschäftStiichtigkeit. Einer alten Buchhändlerfamilie ent stammend (am 15. Jnni 1865 in der Grafschaft Dublin geboren), gründete ec bereits als Schüler eine Zeitung und mit 22 Jahren war die Gründung der billigen Wochen schrift „Answers" ein großer Erfolg, der bis ans den heutigen Tag sich in der großen Auflage des Organs dokumentiert. 1896 schuf er die „Daily Mail", die gewissermaßen die Amerikanisierung der englischen Presse einleitete und bald erreichte diese Zeitung die in Europa unerhörte Auflage von über einer Million. Fast alljährlich folgte eine neue Zeitnngsgründung. „Daily Mirror", die „Matrone", „Evening Post", „St. James Gazette", alles sind seine Gründungen. 1906 kaufte er die „Times" und so ward Northcliffe bald der mächtigste Mann Englands, der seinen Einfluß skrupellos ansnutzte. 1904 war er in den Adel stand erhaben, im folgenden Jahre wurde er — Alfred William Harmswortb — zum Lord Northcliffe und Baron of Tbanet ernannt. Er stürzte ASqnitb, brachte Lloyd George ans Ruder, den er ebenso wieder'bekämpfte, als er sich nicht als .willfähig erwies. Er war es auch, der in Amerika die Propaganda für dessen Teilnahme am Kriege entfesselte. Northcliffe ist tot. Wann wird ihm der Geist des Völkerhaffes folgen? Amerika. Die kalifornische Fruchternte in Gefahr. Der amerika- Nische Eisenbahnerstreik droht die gesamte kalifornische Frucht ernte im Werte von 50000000 Dollar zu vernichten. VerttiäüS und MAsisches. Riesa, den 18. August 1VSS. Konstituierend, Bersammluna der Dbeat-roemeind« Riesa der „Täcks. Lande«, bühn»". Unter.Vorsitz de« Herrn Bürgermeister« Dr. Scheider fand gestern abend im Saale der „Elbterrasse" die Gründung«»,ersammlung der Tbeatrraemeiude Riesa der „Säcks. LandeSbühn« statt« Der Herr Vorsitzende besprach di« Entwickelung der von 18 Städten subventionierten L." aus der „Künstlerischen Schaubühne" de» Sächs. Künstlerhilfsbunde». di« innere Organisation, mit dem früheren Dresdner Intendanten Graf Eeedack an der Spitze, die bervorragende Qualität ihre» neuen Ensembles und Svirlolanes und die daraus folgernde kulturelle Notwendig keit ihrer Unterstützung. Ebenso wurde die Einrichtung der Theatergemeinden erläutert mit ihren verschiedenen Kategorien non Mitgliedern: Gründungsmitgliedern mit mindesten« 8000 Mark einmaligem Beitrag (bisher in Riesa 7 mit Zusammen 65000 Mark), Stiftenden Mitgliedern mit 3000 Mark Beitrag auf die nächste» zehn Jahre, Fördernden Mitgliedern mit 800 Mark, Einzelmitaliedern mit 80 Mark, Körperschaftlichen Mitglieder» mit 100 Mark jährlichem Beitrag. Besonder« Beachtung verdienen nach Angabe de» Herrn Vorsitzenden di« den Mitgliedern der „G. L." zu stehenden ganz bedeutenden Preisermäßigungen beim Bezug von Eintrittskarten. Die Versammlung, der auck ein« An zahl Vertreter hiesiger Innungen, Äewerksckaften und Ver eine beiwohnten, erklärte sich mit der Gründung einer Theatergemeinde hierauf einstimmig einverstanden. Di, daraufhin vorgenommene Wahl dr« Vorstande» ergab folgende» Resultat: Bürgermeister Dr. Scheider (1. Dors.), Stadtverordnetenvorsteher Günther (2. Vors.), Direktor Sckopvmann (Kassierer), Oberlehrer Schönebaum (Schrift führer', SägewerkSbesttzer Hynek, Direktor Zeißig und Ritter gutspächter Heyde-Kottewitz. Zum Schluß wurde der Spiel plan der am 26. September v. I. beginnenden Spielreih« für die Riesaer Tbeateraemeinde bekanntgegeben, der fol gende Stücke nmfaßt: „Nathan der Weise" von Lessing: „Das alte Heim" von Gustav ESmann; „Der Herr Senator von Echöuthan und Kadelburg; „Gespenster" von Ibsen; „Heiniat" von Sudermann; „Der eingebildete Kranke" von Molisre; „Der keusche Lebemann" von Arnold und Bach; „Vor Sonnenaufgang" von Gerhart Hauptmann. Empfohlen wurde regste Propaganda für die Zwecke und Ziele der „S. L." und ihrer neuen Tbcatergemeinde Riesa und darauf bingewiese», daß Mitgliederanmeldungen von de» Vor standsmitgliedern, sowie von den Mitglieder-Werbrftellen (Städt. Sparkasse Riesa, Konsumverein Riesa, Hoffmann'« Buchhandlung, GemeindeamtGröbaundKonsumvereinGröba) jederzeit entgegengenommen werden. —* Mtlchpreisregelung. Die Pretskommtssion Les M.L? B. hat in ihrer am 11. August 1922 abgehaltenen Sitzung beschlossen, die Bollmilcherzeugerpreise sür den Frei staat Sachsen für die Zeit vom 16. bis 31. August 1922 wie folgt festzusetzen: Bei Lieferung sauber gewonnener, gut ge reinigter und gekühlter Vollmilch (unverändert wie sie von der Kuh kommt) 1. ab Stall an Molkereien, Händler und Sammlerstellen a) in den Amtshauptmannschaften Oelsnttz, Auerbach, Plauen, Annaberg, Flöha, Chemnitz, Marienberg, Schwarzenberg, Stollberg, Zwickau, Glauchau, Rochlitz, Werdau je nach Festsetzung durch die dortigen Bezirks organisationen bis zu 15 Prozent mehr oder bis zu 13,80 Mark für den Liter; b) im allgemeinen 12 Mark für den Liter; c) in den Amtshauptmannschaften Dippoldiswalde und Freiberg, soweit es sich um Milch handelt, die in Ort schaften einer mittleren Ortshöhenlage von über 559 Meter ü. d. M. gewonnen ist und als Frischmilch zum Versand ge langt, 13I0 Mark für den Liter. 2. Zuschläge bei Lieferung frei Verlade- bezw. Abgangsstation, Molkerei ober Sammel stelle a) bet einer Lieferung vom Gehöft zur Bahnstatton, Molkerei oder Sammelstelle bis 5 Kilometer 49 Pfg. für den Liter; b) desgleichen über 5 Kilometer je nach Größe der Entfernung bis zu 60 Pfg. für den Liter; c) sofern die Vollmilch von der Sammelstelle gekühlt werben muß 29 Pfg. für den Liter. 3. Für von Lanbmolkereien versandte und am Empfangsort in einwandfreiem Zustande eintreffend« Milch ergibt sich der Verkaufspreis frei Slbgangsstation der Molkerei aus dem Gestehungspreis frei Molkerei und einem Zuschläge für tatsächlich erfolgte molkereimäßige Behand lung von 2,59 Mark für den Liter. 4. Die Kleinverkaufs preise des Mtlchhandels ab Laden ergeben sich aus dem Ge- stehungsprets frei Stabt (einschließlich Eingangsverlust) zu züglich einer Handelsspanne von 25 Prozent in Städten mit weniger als 109 000 Einwohner und von 33 ein Drittel Pro zent in Städten mit mehr als 100 000 Einwohner. Die Fest setzung eines Zuschlages für Lieferung frei ins Haus bezw. ab Wagen wirb örtlich geregelt.. 5. Die Kletnverkaufspreise der Landwirte in den Städten find die gleichen wie die des MilchhandelS. Die Frage, i» welchen Grotzstabtvororten die Milchhändler und Erzeuger den GroßstadthandelSpreiS nehmen dürfen, wirb von den in Frage kommenden Organi sationen der Milchhändler und Erzeuger gemeinsam örtlich geregelt. 6, Di« Kletnverkaufspreise der Landwirte ab Stall war und daß entsprechende nokftjsche Maßnahmen herett» vor dem Erscheinen des „Frelheit"-Artlk»l« getroffen worden sind. Auck da» von der „Freiheit" veröffentlichte Schreiben, da« tn Abschrift an zahlreiche G,Nnn»»na«frninde von Ebrbardt gerichtet wnrd», befindet sich in Händen der Berliner politischen Polizei. — Wie di» Berliner Morgen- blätter Mitteilen, wird feiten« der Berliner politischen Polizei erklärt, daß sie. obne fick vorder mit den zuständigen Stelle» irgendwie in Verbindung zu setzen, am Sonnabend an die Münchener Polizei da« dringende Ersuchen gerichtet habe, bei Eberbardt von Putkammer und einigen anderen mit der Ebrbardtbankgründuna befaßten Personen in München eingehende Haussuchungen norzunedmen. Internationaler Delegrapdiften Wettstreit. Der Reichs präsident bat anläßlich des vom 17.-21. August in Berlin siattfindenden Internationalen Telegraphlsten-WettstreitS «inen Gilbrrpokal al« MeistertchaftSpreiS gestiftet und den Vorsitz des EbreuauSschnffeS übernommen. Ein allgemeiner Sandarbeiterftreik ist am Montag in den Kreisen Kassel, Hofgeismar, Eschwege, Witzenbausen, Homberg, Melsungen. Molsbagen, Rotenburg, HerSfeld und Fritzlar sowie im Freistaat Waldeck auSgebrochen. Die Notstandsarbeiten werden verrichtet. Der Landarbeiter verband bat den SchlichtnngSanSschnß angerufen, vor dem am Mittwoch Verhandlungen stattfiüden. Das Deutschlandlied. Daß die dankenswerten Bemühungen des Reichspräsidenten, unserem Volke in dem alten Deutschlandlied Hoffmanns v. Fallersleben wieder «ine Art Nationalhymne zu schaffen, bei den großen Mafien einstweilen noch keine Gegenliebe findet, konnte bei der Vrrfaffungsfeier nm Freitag vor dem Staatlichen Sckau- spielhanse festaestellt werden. (Unmittelbar nach dem Liede „Deutschland über alles" war die Internationale angestimmt worden.) Die „Freiheit", das Organ der Unabhängigen Sozialdemokratie, bezeichnet daS Deutschlandlied als das Symbol des deutschen Imperialismus, und das einziae, waS durch die Erklärung des Deutschlandliedes als die Nationalhymne erreicht werden dürfte, werde eine nationalistische Welle sein, die durchaus nicht im Interesse der Reichsregierung und der Republik liegen dürfte. DaS Blatt glossiert im Anschluß daran die Tatsache, daß nach der Feier im Reichstage die Ehrenkompagnie der Reichs wehr unter den Klängen des Liedes: „Das ist die Garde, die unser Kaiser liebt", abgezogen sei und meint, man könne «S der Arbeiterschaft, den treuesten Söhnen der Republik, rncht verübeln, wenn sie den Glauben an eine Nenordnnng unter den gegebenen Umständen nicht finden könne. „Nein, dieser Tag hat nickt die innere Anteilnahme des deutschen Proletariats gefunden" — sagt die „Freiheit". Die deutschen Arbeiter, beißt es weiter, kennen nur einen Feiertag, den V. November:, ohne den 9. November des deutschen Proletariats märe keine republikanische Verfassung möglich gewesen. Nur diesen Tag würden die deutschen Arbeiter als Gedenktag einer neuen Ordnung freudig bejahend feiern. Die neue gcsctzlicke Miete für Berlin. Der Berliner Magistrat schlug dem WobnnngSansschuß die fünffache Friedensmiete als gesetzliche Miete für Berlin vor. Ein Reickskriminalvolizciamt. Im RcichSininisterium de» Innern ist man laut „Berliner Tageblatt" mit dec Organisation eines NeichSkriminalpolizeiaintes angelegentlich beschäftigt. ES dürfte im engsten Anschluß an das bisherige Reichskommissariat für öffentliche Ordnung errichtet werden und dieses vielleicht ganz in sich aufnehmeu. Bis zum 1. September sollen auch die neuen NeichSdisziplinargerichte eingerichtet und in Tätigkeit gesetzt werden. Die Berliner Abmackungen mit Bayern. In der Besprechung des bayerischen Ministerrats, die am Sonn abend mit den Führern der Koalitionsparteien stattfand, wurde nach dem „Berliner Tageblatt" folgendes Ergebnis erzielt: Die Fraktionsfnhrer erklärten nicht für sich allein ihre Zustimmung zu dem, was in Berlin beschlossen worden sei, geben zu können. Da der Landtag zur Zeit nicht ver sammelt ist. werden die Fraktionen und Koalitionsparteien am Mittwoch im Landesausschuß und die anderen Parteien am Donnerstag ihre Entschließung fassen. Soweit es sich bisher zeigt, herrscht keine große Zufriedenheit mit den Abmachungen. Der „Völkische Beobachter", das Organ der national-sozialistischen Arbeiterpartei in München, droht dem „Berliner Tageblatt", daß er nun im Kampfe gegen die bayerische Regierung alle persönlichen nnd familiären Rücksichten fallen lassen werde. Deutlicher wird der „Miesbacher Anzeiger", der von Enthüllungen über Vor gänge im Hause des. Ministerpräsidenten spricht, die Graf Lerchenfeld schließlich zum Rücktritt zwingen würden. — Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeiger" aus München will der bayrische Kultusminister die Richtlinien des RelchsmlNlsters des Innern für den republikanischen Schutz »n den bayrischen Schulen nur mit Vorbehalten und Einschränkungen annehmen. Der Dollarkurs. An der Berliner Börse notierte am Montag mittag 1 Uhr der Dollar mit 827, die Prager Krone 2075. Zum Prozesi Jeckenbach. Redakteur Kämpfer von der unabhängigen „Münchener Morgen-Post" ist bei dem vor- die Paul gefordert hatte, und kam dabei auf seine eigene Jugend zurück, in der Arbeit die Hauptsache und da» Ver gnügen nur eitle Ausnahme gewesen waren. „Du hast nun die Landwirtschaft genügend studiert," schrieb der alte Herr, „jetzt gilt es, in der Praxis die Theorie zu erproben. Der Müßiggang taugt nichts für Dich, ordne Deine Angelegenheiten und komme hierher, eS gibt hier Ar beit genug, die fremden Händen anzuvertrauen nicht in unse rem Interesse liegt. Schulden wirst Du hoffentlich keine ha ben, da ich Dich stets ausreichend mit Geld versah; ist e» aber der Fall, so nenne mir die Summe, und ich will sie tilgen unter der Bedingung, daß Du nun auch endlich mei nen oft geäußerten Wünschen Dich fügst. Deine Cousine, Alma von Sternberg, wird stark umworben, st« wäre längst verlobt, wenn sie nicht auf Dich ivartete; Du weißt, wie sehr ich dies« Verbindung wünsche, durch die unser Rittergut mit dem benachbarten verschmolzen wird. So mach' denn endlich der Ungewißheit ein Ende, besprochen und beraten ist da» Projekt längst. Du wirst keinen Korb erhalten, dafür bürgt Tante Meta Dir. Schick' mir durch Franz gute Nachrichten» damit endlich wieder ein Lichtblick in mein dunkles Leben fällt, ich habe so viel Schweres tragen müssen und leide noch immer so sehr darunter, daß mir wohl eine kurze Freude zu gönnen ist. Ich erivarte Deinen Entschluß, denke an Deine Pflichten, die Du al» künftiger Majoratsherr von Linden wald« Deinem Vater und Dir selbst schuldest." Paul faltete den Brief wieder zusammen und zählte die Banknoten, «in herber Zug lag um seine Lippe:». „Hat mein Bater Dir mündliche Aufträae gegeben?" fragte er den Kammerdiener in unfreundlichen» Ton«. „DaS gerade nickt," erwiderte Franz, „aber der gnädige Herr sprach die Hoffnung au», Sie würden »»»ich auf der Rückreise begleiten." „Wann »virst Du die Rückreise antreten?" „Uebermorgeu, Herr Baron." „Unmöglich I" „Der gnädige Herr meinte, Sie könnten Ihr Mobiliar und die Pferde sich nachschicken lassen." „So rasch geht da» nicht," unterbrach Paul den asten Manu mit einer abwehrenden Gebärde. „Mchr Mgts Hot
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