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- Erscheinungsdatum
- 1922-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192208022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-02
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Monat
1922-08
-
Jahr
1922
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faße« Rechnung trägt. Bayern ««denke dem Vernehmen nach die Errichtung eine« auf Bader« befchränkten Staat». acrichtSboieS anzuregen. Im Zusammenbana mit der Beschlußfassung des Kabinett« Lerchenfeld und der Rumpf koalition über die Antwort an den Reichspräsidenten laufen die Verhandlungen über die Nengeftaltnna der Koalition. Zunächst kommt für die Erweiterung nur die Bayerische Mittelpartet infrage. Der Bauernbund wird beute zu dem Himutrttt der Mittelpartei zur Koalition Stellung nehmen. Bei der Bayerischen BolkSpartei kerrscbt die einmütige Auffassung, dab der Weg für den Eintritt der Mittelpartri offen steht. Wie die „Münchener Neuesten Nachrichten" melden, scheinen die Erörterungen über die Meinungsverschieden heiten zwischen dem Reiche und Bayern in ein ruhigere» Fahrwasser zn kommen. Die Ursache dafür liege in der zunehmenden Besonnenheit der verantwortlichen Stellen auf beiden Seiten. Die Anwesenheit des badischen Staats präsidenten in München kam nicht von ungefähr. Auch der wurttembergische Staatspräsident wird engere Fühlung mit dem Grasen Lerchenfeld suche». Wie dem „Berl. Tagebl." aus München gemeldet wird, ist die Reise deS badischen Staatspräsidenten Dr. Hummel nach München eine Folge der Besprechungen der Staatspräsidenten von Württemberg, Baden und Hessen und in deren Auftrag auSgeführt. Dr. Hummel bat den bayrischen Ministerpräsidenten auf die Tatsache verwiesen, daß die anderen süddeutschen Staaten mit allen ihren Kräften und mit ihrem ganzen politischen Einfluh die Reichsregierung unterstützen werden. Von dem Ergebnis der Münchener Besprechungen wird «S abhängen, ob die Staatspräsidenten in dieser Sache noch einmal beraten werden. Wenn es zu einer nochmaligen Beratung nicht kommt, ist zu erwarten, daß Bayern die Dinge nicht auf die Spitze treiben will. Dr. Vreitscheid über die frauzösiiche Politik. Nach einer Variier Meldung der „Voss. Zeitung" er klärte der in Paris weilende unabhängige Abgeordnete D r. Breit scheid einem Mitarbeiter des Gewcrkschastsorgans ..Le Peuple" u. a., er habe schon rn feiner Rede bei der Ianres-Aeier betont, dah die deutsche Sozialdemokratie die Pflicht zur Wiedergutmachung anerkenne. Frankreich müsse jedoch eiusehen. dah die deutsche LcistungSsähigkeit beschränkt sei. Die Besatzungskosten nähmen Milliarden vorweg. Tas deutsche Volk höre von den Leitern der französischen Politik immer nur Trohworte und glaube schließlich, dah Frankreich das Wiederhochkommen Deutsch lands verhindern wolle. Auf diese Weise erziele Frankreich nur eine Schwächung des republikanischen Gedankens in Deutschland. Kundgebung für den Frieden in Paris. Ans Paris wird gemeldet: Eine Reihe pazifistischer und demokratischer Vereinigungen hat bereits gestern abend zum Jahrestage des Kriegsausbruches eine Kundgebung veranstaltet, zu der u. a. die radikal-sozialistische Partei, die französischen Freimaurerlogen, die ständige Delegation der FriedeuSaesellschasten, die Liga für die Nepnblik, die Liga für Menschenrechte und der Allgemeine Gewerkschaftsbund lCGT.) Vertreter entsandt hatten. Den Vorsitz führte PainlevS. In einer am Schluß der Versammlung angenommenen Tagesordnung schließen sich die Teilnehmer all den Kund gebungen an, die in allen Ländern von den pazifistischen und demokratischen Verbänden veranstaltet worden sind. Angesichts der Gefahren, so heißt es in der Tagesordnung weiter, die fünf Jahre nach dem Krieg noch den Frieden bedrohen, angesichts der Hartnäckigkeit der miteinander rivalisierenden Imperialisten scheu die Verbände ihre Hoff- nung auf eine internationale Organisation mit Einschluß sämtlicher Völker, die nicht von de» Regierungen, sondern von den Völkern anSginge, welche die Geheimverträge und den Militarismus abschafstc und durch positive Strasmaß- nahmen jede widerspenstige Nation zähmte, lieber den Kopf der Regierungen hinweg appellieren die Verbände an die ganze Kraft der Demokratie und der Arbeit in den Völkern. Die Antwort der Mächte an Griechenland. , Nach einer Havasmeldung ans Athen haben die diplomatischen Vertreter Englands, Frankreichs und Italiens Montag nachmittag dem griechischen Minister des Aeußern die gleichlautenden Antworten ihrer Negierungen auf das griechische Ersuchen, betreffend die Besetzung von Konstantinopel, übergeben. Die Antwort der Alliierten ist negativ und enthält die Mitteilung, daß ihre Truppen jedem Versuch der griechischen Streitkräfte,nachKonstantinopel dnrchznsroßen, Widerstand leisten würde. — Unter dem Vorsitz des Königs fand dann in Athen ein längerer Mmistcrrat statt. Reuter meldet ans Smyrna vom 31. 7.: Kleinasien wurde gestern vom griechischen Oberkommissar als autonomer und unabhängiger Staat proklamiert. Das Gebiet, auf HeLäuschLe Koffnrmgen. Roman von Ewald Ang. König. S "Ich hab« nicht viel zu verschenken, Frau Koch, und ich kann auch nicht allen Helsen, über dieses Kind hat daS Schick sal mir in den Weg geführt, und da ist eS nun auch meine Pflicht, mich seiner anzunehmen. — Sorgen Sie, daß di« Kinder satt werden," fuhr er fort, indem er ihr einige Geld- sliicke in die Hand drückte, „recht satt, das lindert rascher alS gute Morte den Schmerz; sie werden schlafen und vergessen, und wenn sie morgen wissen, daß sie einen Freund haben und nicht verlassen sind, so fassen sie wieder neuen Mitt. Die Leiche lasse ich morgen fortbringen, bis dahin müssen Sie di« Kinder zu sich nehmen; wollen Sie daS?" „Gerne," entgegnete die Wärterin. „WaS dann später mit den Kindern geschehen soll, darüber werden wir wohl jetzt noch nicht bestimmen können; ich denke, wir wart«» die Rück kehr Werniks ab —" „Ganz recht," erwiderte der Doktor, sich erhebend. „Somit wäre das Nötigste erledigt. Ich komme morgen wieder, um mich nach den Kindern umznschanen, sie müssen erfahren, daß sie nicht verlassen sind. — Sie haben diese Nacht die Wache im Hospital? Na, dann achten Sie auf de» fremde« jungen Mann, den sie uns vor vierzehn Lagen an« der „Trauve" gebracht haben; ich geh, jetzt seinetwegen «och einmal -iiinnS." „Gla,iben Eie, daß er wieder genesen wird?" fragte die Wi rlcrin, während sie dem alten Herrn daS Geleit gab. „Ja, wenn ich da« mit Sicherheit ooranSsagen könnte!" onlworlete er achselzuckend. „Frau Schlau ist fest überzeugt, daß er sterben wird." „Die Fran Schlau ist überhaupt so schlau, daß st« daS GraS wachsen hört," spottete er, „sie weiß alle« Lesser. Urbri- genS sollt« sie so schlau sein, sich etwas mehr um thre eigene Person, als nm andere Leut« zu bekümmern, tch hab« thr schon mehrmals Nachlässigkeit Vorwerken müsse», und tch ver mute sogar, daß st« heimlich dem Branntwein «gebe»» ist. Können Sie mir darüber Auskunft geben?" „Nein, Herr Doktor," sagte die Wm' nn, «der ber un« v»»r, Lou ihrer Stimme lieh erkennen. Latz li« mehr wußte. da« sich die Proklamation bezieht. umfaßt vermnMch dksi von der grtechtschrn Armee besetzten Dell des Landes. TegeSgeschichte. De«»»«» Reich. Gin« besouderr Spitzenaewerkschaft der unteren Ber- kehr»b«amt«n. Der Beschluß de» RetchSverbandr« Deutscher Poft- und Telearaphenbeamten, au« der ReichSpoftgewerkschaft und dem Deutschen Beamtenbunde auszutreten, dürste di« Einleitung »n weiteren organisatorischen Umwandlungen in der Beamtenschaft bilden. Wie wir von unterrichteter Seite »rfabren, beabsichtigt >der MeichSverband mit dem kürzlich gefaßten Beschluß keinesfalls den Anschluß an den Ende Juni in Leipzig aegründeten freigewerkschaftlichen Allgemeinen Deutschen Äeamtenbund. Die Postbeamten erstreben vielmehr den Zusammenschluß aller sozial gleich gerichteten Beamtenschichten auf der Grundlage partei politischer Neutralität. In dieser Hinsicht sind zurzeit Bestrebungen im Gange, die Beamten der unteren Be soldungsgruppen 1 bis 6 in einer besonderen Beamten organisation zusammenzufaffen und zwar in erster Linie die Beamten der Eisenbahn und der Post. Laudarbetterstreik in -er Halberstädter Gegend. In Halberstadt und in fünf umliegenden Ortschaften find feit gestern die Landarbeiter wegen Lohnforderungen in den Streik getreten. Wiederaufnahme de» Handelsverkehr» »wischen Deutschland und Australien. Reuter meldet unterm 1. August au« Melbourne: Australien nimmt beute amtlich den Handelsverkehr mit Deutschland wieder auf. Di« Ver ordnung, die die Einfuhr au« ehemals feindlichen Ländern von einer besonderen Erlaubnis der Ministers für Zölle abhängig macht, bleibt indessen bis auf weiteres in Kraft. Hilfsaktion für LebenSversicherungSgesellschasten. Der lleberwachungsausschutz deS Reichstage« verbandelte die Frage einer Hilfsaktion für diejenigen LebenSver- sicherungSgesellschafte», di« durch ihre Aufwands verpflichtungen in finanzielle Bedrängnis gekommen sind. Insbesondere bandelt es sich um eine Verpflichtung von 5 Millionen schweizerischen Franken, di« bereit« jetzt zur Zahlung fällig, aber noch nicht gezahlt sind. Die Schweiz ist bereit, diese Summe zu günstigen Bedingungen vor zustrecken, wenn das Reich die Verpflichtung übernimmt, diese Summe zurückzuzahlen, fall« da« Abkommen mit der Schweiz nicht bis zum 1. Dezember zustandekommt. Nach Schluß der Aussprache stimmte der Ausschuß dem Ab schlüsse eines vorläufigen Abkommens mit der Schweiz grundsätzlich zu. Folgen deS BuchdruckerftreikS. Am Montag waren das Postscheckamt Breslau sowie die dortige Retchsbank» bauptstelle laut „Lokalanzgr." zahlungSunsähia, da die Folgen des BuchdruckerftreikS noch nicht ganz überwunden sind. Eine große Anzahl von Betrieben war nicht in der Lage, ihren Angestellten die fälligen Gehälter auszuzahlen, da sie auf ihr Guthaben weder beim Postscheckamt noch bei der Reichsbank Geld erhalten konnten. — Im Gegensatz hierzu erfährt die T. N. von der ReicbSbank, daß nach Er kundigungen bei der Reichsbankstelle in Bresla» dort irgend eine Zahlungsunfähigkeit oder Zahtungsstockung nicht eingetreten ist. Streik der städtischen Arbeiter in oftvrensttscheu Städte». Seit Dienstag morgen streiken in Königsberg, Insterburg, Allenstein, Lyck, Gumbinnen, Marienburg, Elbing und BraunSberg die städtischen Arbeiter wegen nicht bewilligter Lohnforderungen. Streik bei A. Wertheim in Berlin. Der Zentral- verband der Angestellten teilt dem „Vorwärts" nut, daß die kaufmännischen Angestellten, Handelshelfer und Fach arbeiter der Firma A. Wertheim in Berlin den Streik be schlossen haben. Nochmalige Vereidigung der Reichsbeamten. Wie der Pfälzer Vertreter der „Frankfurter Zeitung" ans höheren Beamtenkreisen hört, soll die Reichsregierung beabsichtigen, die Rcichsbeamtcn auf Grund des Gesetzes über die Pflichten dec Beamten zum Schutze der Republik einer nochmaligen Vereidigung zu unterziehen. Darunter würden dann auch die bayrischen Reichsbeamten, also alle im Dienste des Reiches stehenden Beamten, mithin Post-, Eisenbahn-, Grenz- nnd Finanzbeamte, fallen. Der Dollarkurs. Bei etwas abgeschwächter Tendenz setzte am Dienstag an der Berliner Äormittagsbörse der Dollar mit 535 em. die Prager Krone wurde mit 1510 genannt. Pole«. Umgruppierung der Parteien. Der Verlauf der Kabinettskrise hat in der Parteigruppierung des Seim eine gewisse Umgruppierung hervorgerufen, und »war hat sich eine der größten parlamentarischen Gruppen, die Partei SkulSkis, die fast zwei Jahre gemeinsam mit der Zentrums partei gegangen ist, dem radikalen Flügel der Rechten an geschloffen und gemeinsam mit dieser einen Rechtsblock gebildet. Auf der anderen Seite sind auch auf der Linken als sie verraten wollte, „bitte, fragen Sie mich nicht, tch möchte gerne Frieden halten mit allen, mit denen tch zusam- meuleben i»nß." „DaS ist brav gedacht, aber durchsetzen können Sie e« nicht. Ich will Ihnen nur sagen, daß die Frau Schlau Ihnen nicht gewogen ist." „DaS weiß ich längst, Herr Doktor, sie haßt alle Men schen, und eben deshalb will ich ihre Feindschaft nicht herauS- sordcrn, trotzdem Ich «in gute« Gewissen habe. Sie mag ja wohl dann und wann «in GlaS über den Durst trinken, aber solange sie ihr« Pflichten nicht versäumt, kann man ihr kei nen Vorwurf deshalb machen —" „Na, na!" „Nein, Herr Doktor; sie wohnt tm Gasthaus „Zur Traube," die Wirtin Ist ihre Schwester, da liegt die Versu chung nahe, Sie werden das zugeben müssen." Der Doktor, der langsam die Treppen hinuntergestiegen war, holte seine Dose aus der Tasche und nahm geräuschvoll «tue Prise „Nichts gebe tch zu," erwiderte er, nun «inen barschen Ton anschlagend, „ich verlange vom Hospitalpersonal vor allen Dingen Nüchternheit und strenge Gewissenhaftigkeit; wenn Ich diese vermisse, ist mein Vertrauen verloren, und dann mache ich kurzen Prozeß." Damit nahm er Abschied. DaS Hospital lagnn einer belebten Straße. Seit einer Reihe von Jahren war Doktor Grollinger Chefarzt dieser Anstalt. Unermüdlich in seinem Wirken und Schaffen, selbst los und opferfreudig, beliebt wegen feiner Leutseligkeit und Gutherzigkeit, daneben aber auch gefürchtet wegen seiner Strenge, durfte der alte Herr mit Senngtttttug auf sein ar beite- und segensreiches Leben znrückbltcken. „Nicht« Neue«, Herr Kollege?" fragte er de,« junge», Assi- stenzarzt, der an der breiten Treppe ihn empfing. „Nicht», Herr Doktor!" lautet« di« Antwort. „Und unser Australier?' „Ich glaube, wie stehen vor der Krise!" „Möglich, daß st« in dieser Nacht «intritt, Ich habe sogar mit einiger Sicherheit auf diese» Endtermin gerechnet," sagte Dr. Grollinger, während sie die Treppe hinanfstiegen. „lieber lein» Herkunft weih man «och immer nicht«?" „Sein Paß lautet auf den Namen Konrad Müller au» Melbourne!" „Das weiß ich schon, aber ich glaube, Ihnen bereit« ge sagt zu hoben, daß ich nicht glaube, die« sei sein wirklicher Name," entgegnete Dr. Grollinger, indes st« einen langen Korridor durchwanderte,„Ich entnehme das au« den Fis« bttphantasien des jungen Mannes, die sich mit dem Wärt» chen Verzeihung sehr viel beschäftigen. Wer einen schlechten Streich begangen hat, der hat auch Ursache, seinen Namen zu ändern." RHdirüna«, zu verzeichnen. Fm. «roßen und aanzen zer- fällt der Selm in zwei große Hälften, in deren Mitte sich ein kleine« Zentrum, bestehend au« verfaffunaSklub und büraerltcher Partei befindet. Einige «ba.ordnete der Nationalen Arbeiterpartei sind au« der Partei au«aetreten und haben einen Eeparatklub unter dem Namen .Di« Partei der nationalen Arbeiter" beschloßen. R«m»M Oesterreich. , «chtwöchio« «infnbrsperre. Wie dle Abendblätter berichten, beabfichtiat die österreichisch« Reaieruna eine wett- gebende Drosselung der gesamten Einfuhr und eine Per- fchSrfnna der bisherigen Devtsenordnuna. Die österreichische Industrie sei mit Rohstoffen aller Art versehen und könne daher eine Einfuhrsperre von acht Wochen ertragen. Während dieser Zeit sollen «„«schließlich M-Hl. Fette und Kohlen eingeführt werden. Dle Verteidigung ?r" Achtstundentag,«. Wie die „Libertü" an« Lille erfährt, bat der BerbandSauSschuß der Bergarbeiteraewerkschasten der Departement« Nord- und Pa« de Calais Montag «ine Entschließung angenommen, wonach die Bergarbeiter weder die geringste Lohnkürzung noch die mindeste Verlängerung der Arbeitszeit hinnehmen würden. — Wie die Pariser Blätter Mitteilen, bat der Landesausschuß der Matrosen der Handelsmarine Montag beschlossen, in den Generalstreik zu treten, fall» der auf Revision de« Achtstundentage» abzielende Verordnungs entwurf dr» Untersekretär« der Handelsmarine inkraft gr» fetzt werde. Jlalle«. Der Generalstreik. Nach vorliegenden Meldungen über den Generalstreik wird in Rom der öffentliche Berkehr auf- rechterhalten. Der Trambahnbrtrieb wird in verringertem Umfang« von nationalistischem Personal weitergeführt. Der Eisenbahnverkehr ist ebenfalls eingeschränkt und wird von Militär und Faschisten aufrechterhalten. Zeitungen sind nickt erschienen. In Florenz wurde der Generalstreik nicht erklärt, all« öffentlichen Betriebe sind in Tätigkeit. In Turin fanden sich die Arbeiter fast vollzählig zur Arbeit ein, die Eisenbabnzvge verkehren fahrplanmäßig. In Genua ruht die Arbeit im Hafen, im übrigen sind dort all« Betriebe in Tätigkeit. In Mailand verkehren die Gjsenbahnzüge fast regelmäßig. Die Zeitungen sind erschienen. In Bologna, Ancona und Neapel sind die öffentlichen Betriebe in Tätig- kett. Ans Venedig wird ein Zusammenbruch des Streiks gemeldet. DaS neue Kabinett. D« Facta hat dem Könige Diens tag nachmittag mitgeteilt, daß da» neue Kabinett gebildet ist. Der König hat fick mit der ihm von Facta unter breiteten Liste der Mitglieder des neuen Kabinetts ein verstanden erklärt. Rußland. Die ErnteauSsichten. Die Moskauer „Prawda" vom 21. Juli veröffentlickt ein Gespräck mit dem Verpflegung«, kommtssar Brjuchanow über die diesjährigen ErnteauSsichten. Nur im Petersburger Gouvernement und tm anliegenden Seegebiet sei die Ernte des WintergetreideS unter Mittel. Dieser Rayon habe aber hinsichtlich der Getretdeproduktion niemals eine große Rolle gespielt. Fast in allen übrigen Gebieten ist die Ernte gut. teilweise sehr gut, teilweise mittel. Ungünstige Nachrichten über den Stand des Sommergetreides sind überhaupt nicht eingelaufen. Obgleich in den ehemaligen Hungergebieten die bestellte Flache selbst im Vergleich zum vorigen Hungerjahr um ungefähr 30 Prozent zurückgegangrn ist, wird die gesamte Brnttoernte in Sowjetrußland um 35 Prozent die vorjährige Ernte übersteigen. Die Brutto ernte deS vorigen Jahres betrug nach Brjuchanow 1800000000 Pud (1 Pud — 16,38 Kilogramm), wahrend sie in diesem Jahre 2 700000000 Pud betragen dürste. Im Vergleich zur Vorkriegszeit, als der Ernteertrag mehr al» 4 Milliarden betrug, ist die Ernte zwar gertng, dock trage hieran bereits nicht mehr die Dürre schuld, sondern der von den imperialistischen Staaten entfachte Weltkrieg und der von diesen Staaten unterstützte Bürgerkrieg in Rußland (natürlich!). DaS Wolgagebiet, das im vorigen Jahre ent- setzlich unter der Hungersnot gelitten hat, wird sich den Worten Brjuchanows zufolge in diesem Jahr im allgemeinen selbst ernähren können. Brjuchanow sieht sogar v^au», daß die diesjährige Ernte der Sowjetregierung die Möglichkeit geben werde. 150-200 Millionen Vnd Getreide auSzuführen. Auffallend ist, daß Brjuchanow mit keinem Wort der fürchter lichen Hungersnot Erwähnung tut, die in diesem Jahr« nach den übereinstimmenden Berichten der bolschewistischen Presse in der Ukraine, der Krim und im Ferghanagebiet herrscht. . Amerika. Regelung der Kohlenversorgung durch dle Regierung. Nach einer Meldung des „Newyork Herald" aus Washina- ton vom 81. Juli wird die Verteilung von Kohle durch die Regierung, wodurch die lebenswichtigen Industrien vor einer Kohlennot bewahrt werden sollen, innerhalb 48 Stu» den beginnen. Zuerst sollen die öffentlichen Betriebe bedielt werden. „Ebenso der Abenteurer und Glücksritter," erwiderte der Assistenzarzt. „Ich sah den Patienten, al» er hierher gebracht wurde. Er besaß weiter nichts al» den Anzug, den er auf dein Leib« trug, »nd diesem sah man eS an, daß er einst sehr ele gant gewesen war. Außer dem Paß fanden wir keine Papier« und an Geld nur einige Groschen; alles dentete.daraufhin, daß der jmige Mann eii« Vagabund Ist. Vielleicht ein Vaga bund der schlimmste» Sorte." „Nein, da« glaube ich nicht," sagte Dr. Grollinger, da« weiße Haupt energisch schüttelnd, „diesen Eindruck macht er »licht auf mich. — Na, wir müssens abwarten, retten wir ihm da« Leben, so wird er wohl mit der Sprache heranSrücke», und stirbt er, was ich wahrscheinlicher finde, s» haben wir unsere Pflicht getan und tragen keine Schuld daran, wenn er für sein« Angehörige» verschollen bleibt." Der alte Herr legte bet den letzten Worten die Hand auf den Drücker der Tür, die er nun leise öffnete. Die beiden Aerzt« traten tn da« dunkle Krankenzimmer. Sine große, hagere Frau, die schon ziemlich befahrt war, kam ihnen entgegen; kein Mitgefühl sprach au« ihrem eckigen, scharf markierten Gesicht, nur innere Unzufriedenheit spiegelt« sich in den harten, kalten Zügen. „Wie steht«, Frau Schlau?" fragte Doktor Grollinger leise. „Er phantasiert tmnrer noch," antwortet« dl« Wärterin. „SS wird wohl bald mit ihm zu Snd« sein." Doktor Grollinger nahm den Schirm von ber Lamp« und trat an da« Bett-, der Lichtschein fiel nun »oll ans da» bleiche, eingefallen« Antlitz de« Patienten. »GIF
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