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- Erscheinungsdatum
- 1922-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192207037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-03
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Monat
1922-07
-
Jahr
1922
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schreiende Not. Ten, Schutz der Verfasfuna und der Stch«ru»a deS aflaemeine» Rechtes wird damit nicht ge dient. Christliche Arbeiter, Angestellie «nd Beamte, «rmeist euch erneut al« der Ordnnngsblock der deutschen Volks» grmeinschaft. Deutscher GcwerkschaftSbund, Stegerwald. Ler Äara»1ieanSschutz. Neber die Arbeiten des Garantieausschusses, der sich in Berlin aushält, verbreitet da« Pariser „Journal de« DtbatS" eine Nachricht, in der aesaat wird, trotz der «roßen Ber» schwieaenbeit, mit der die Arbeiten des GarantieauLschnssr« von der RrvarationSkommisiion behandelt würden, alanbe man zu wissen, daß für verschiedene Fragen die Grundlage einer Verständigung grsnnden sei. Was die finanzielle Kon» trolle anbetresfe, würden die Forderungen der Alliierten be friedigt. ohne daß dir deutsche Souveränität dadurch ge schmälert würde. Die Veröffentlichungen der Statistiken sür Ein- und Ausfuhr seien sicbcrnestellt, jedoch mache da» Problem der Kapitalflucht Schwierigkeiten, da die von der deutschen Regierung vorgcschlagencn Maßnahmen sehr un befriedigend erschienen. Die Frage der Autonomie der Reichsbank sei noch nicht endgültig geregelt, aber sie scheine keinen ernsten Schwierigkeiten zu begegnen. Wenn die Arbeiten im gleichen Tempo fortschreiten würden, fei r« möglich, daß das Garantiekomitee schon End« der nächsten Woche seinen Bericht erstatten könne. Der Berliner Berichterstatter des „Journal" erfährt au« autoritativer Quelle, daß die deutsche Regierung die Absicht habe, das Garantiekomitee cinznladen, dringend bet de« Alliierten zu intervenieren, damit diese Deutschland finanziell zu Hilfe kommen. Die deutsche Regierung sei nicht in der Lage, den Kurssturz der Mark zu ändern. In folgedessen sei die Zahlung der nächsten Monatsrate au die ReparatiouSkomniission mehr als fraglich geworden. Welches auch der Dollarkurs sein möge, Deutschland werde immer genötigt sein, Getreide im Ausland zu kaufen. Be vor cS daran denken könne, die Reparationen zu bezahlen, müsse rS die eigene Bevölkerung ernähren, um eine Kata strophe zu vermeiden. Bo« der Haager Konferenz. „Daily Expreß" berichtet aus Riga, daß Krassin auf der Fahrt nach dem Haag begriffen sei. Auf die Frage des Rigaer Berichterstatters des Blattes, ob es wahr sei, daß seit dem Napallo-Vcrrrag die Deutschen eine VorzngSbchandlung beim Handel mit Rußland erlangt hätten, erwiderte Krassin, Deutschland allein könne Rußland nicht Helsen. Es sei nicht mehr daS Borkriegsdeutschland, ihm fehlten nicht nur die Mittel, sondern auch der Mut. Krassin zeigte sich bezüglich der Aussichten Deutschlands und des Wiederaufbaus pessi mistisch. Ausnahmsweise seien Konzessionen angeboten wor den. Die Deutschen verkauften den Russen jedoch nur gegen bar. Selbst Sünnes und große Gruppen in Deutschland zögerten, Abkomme» zu unterzeichnen. In einer Unterredung mit dem Times Berichterstatter tu Riga erklärte Krassin, die Sowjetregierung werde Aus ländern nur Produktiv»«- und Handelskonzcffivnen ge währen. Gemischte russisch-ausländische Handelskompagnien, in denen Ausländer bis zn 80 Prozent seien, würden jedoch zugelassen werden. Kredit sei unbedingt notwendig sür die Sowjctregierung, dagegen sei die sofortige Anerkennung nur von sekundärer Bedeutung. Der Berliner Buchdruckerftreik. Der Verein Berliner Biichdruckereibesitzer beschäftigte ach am Sonnabend in einer Sitzung mit der Lage im Ber liner Bnchdrnckgewerbe. Nach bevor der Beschluß gefaßt wurde, als Notwehr gegen den Tarifbruch der Buchdrucker zu Aussperrungen zu schreiten, traf die Nachricht ein. daß die Arbeitnehmer ihrerseits im GewcrkschastshanS beschlossen batten, am Sonnabend mittag 12 Uhr in sämtlichen Druckereien Berlins in den Streik zu treten. Dies ist auch, soweit diese Maßnahme die Buchdrucker betrifft, restlos er folgt. Die Berliner Zeitungsdrnckereien sind in ihrer Ge samtheit stillgelegt, sodaß auch die sozialistischen Zeitungen nicht mehr erscheinen können. Die Buchdrucker beabsichtigen täglich ein gewerkschaftlicheSMitteilungsblatt bcrauSzugcbeu. Tie Haltung der Hilfsarbeiterschaft steht noch nicht fest, da der HilsSarbeiterverband noch keine Direktiven erlassen hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürften auch sie sich dem Streik anschließeu. Angesichts dieser Lage in Berlin werden im Buchdruckgewerbe im Reiche Beratungen darüber ge pflogen, ob eine Unterstützungsaktion sür die Berliner Buch druckereibesitzer in Form von Aussperrungen im Reiche zu leisten sei. Nack den bisher vorliegenden Nachrichten ist mit Sicherheit damit zu rechnen, daß bereits am Anfang der neuen Woche in der Provinz Brandenburg, sowie in einem Teil der Vrooinz Pommern, vor allem in Stettin, die Buchdruckereibesitzer zu Aussperrungen schreiten werden. Meldungen aus Süddentschland besagen, daß auch dort die gleiche Absicht besteht. Znsammenstötze tu Oberschlesien. Nach der „Ostdeutschen Morgenpost" wurde in Natibor am Freitag abend ein französischer Offizier von Zivilisten angegriffen. Eine italienische Patrouille griff ein. Dabrt fielen Schüsse, durch die zwei Italiener schwer verletzt wurden. Bo» welcher Seite die Schüsse fielen, konnte noch nicht sestgestellt werben. Tie Erregung der Massen wird darauf zvrückgeführt, daß nn Laufe des Nachmittags einige französische Autos cintrascu, uw die Waffen der in Auf lösung begriffenen Aoo abzutransportieren. ES bildeten fick daraufhin große Menschenansammlungen, die gegen den Abtransport der Waffen demonstrierten. Die Stadtver ordnetenversammlung wurde in Anbetracht des Zwischen falles ausgelöst und dabei bekanntgcgcbcn, daß der Komman dant der Besatzungstrnppen aufgefordert habe, auf die Massen beruhigend zu wirken. Wenn nicht binnen einer halben Stunde die Straßen von den Massen geräumt werden, würde er Feuer eröffnen lassen. Die Garnison wurde alar- micxt und schritt mit schußbereiten Waffen gegen die Massen ein. Im Zusammenhang mit diesem Zwischenfall ist der Belagerungszustand über Natibor verschärft worden. Im Laufe der Nacht von Sonnabend zum Sonntag dauerte die Schieberei in Oppeln an. Am Sonntag morgen war Ruhe. Am Sonntag nachmittag begann die Schießerei von neuem. Bisher sind auf deutscher Sette ein Toter und drei Verwundete gemeldet. In Gleiwitz machte sich schon Sonnabend früh unter der Bevölkerung infolge der Ablieferung der Waffen fettens ber Apo an die französischen Besatzungstruppen größere Auf regung bemerkbar. In der Schröterstrabe, dem Standort der Apo und am katholischen Veretnshaus kam eS zu Zn» sammeust-ße« zwischen Zivilisten «nd französische« Truppe«, die argen Abend großen Umfang annahmen. Die Zahl der Toten beziffert sich auf siebe». Unter den Toten be findet sich ein französischer Offizier. Die Zahl ber Ver wundeten dürfte etwa fünfzehn betragen. Am Sonntag ist bedeutende Beruhigung ctngctreten, zumal die Franzosen tm Laufe LeS Tages die Stabt verließen, nachdem die Ita liener bereits abgerückt sind, rind mehrere Hundertschaften der Schutzpolizei in Gletwttz etngetrofsen sind. Die Kran- zosen fuhren noch mit Tanks und Automaschtnengewehren durch ote Gtrahen und musterten die Paffanten mit angeleg ten Gewehren. Die französischen Maschinengewehre, die am Sonnabend die Straßen zierten, sind tm übrigen gestern wieder verschwunden. Sin mit Waffen beladene» Lastauto, von Beuthen nach Gleiwitz unterweg«, wurde bet Kars von bewaffnete« van» bite« übers«!»« und zum Teil auSgeraubt. Desgleichen wurden zwei nach Gleiwitz fahrende Automobile, die Ge wehre, Munition und Kleidungsstücke der aufgelösten Ge meindewachen mit sich führten, da» ein« hinter Langendorf, da» andere bet Labanb von Banditen überfallen und zum Teil auSgeraubt. — Mit Maschinengewehren »nd Hand granate« ausgestattete Banditen versuchten tn ber Nacht »um Sonnabend bet Borstkwerke und Hindenburg die pol nisch-deutsche Grenze zu überschreiten, wobei e» zu einem Feuergefecht kam, das bis zum frühen Morgen andauerte. Der Versuch wurde vereitelt. Der über Benthe« verhängte Belagerungszustand bat heute früh sein Ende erreicht. Der Fahnenwechsel erfolgt« sowohl tn Hindenburg als auch tn Gletwttz und Beuthen heute vormittag. Mehrere Kommando- der Schutzpolizei trafen bereits tn Beuthen ein, tn Hindenburg übernahm hie Schutzpolizei schon gestern den Strabenschutz. Wie dir „Oppelner Nachrichten" melden, hat da» «liierte Kriegsgericht in Oppeln drei Mitglieder ber berüchtigten Gorka-Bande, den Grubenarbeiter Wawrzinäk, den Gruben arbeiter Rartoschek und den Bandenführer Gorka zum Tode verurteilt. Sie hatten einen englischen Sergeanten tn Neu dorf bet Kattowttz gefangen genommen und erschossen. Die Kriegsschulden AravkreichS. Neber den Auftrag des Ministerialdirektors Parmentier, der sich im Auftrage der französischen Negierung nach Washington begibt, nm über die französischen Kriegsschulden zu verhandeln, schreibt der „Petit Parisien": Am 0. Februar hat der Kongreß ein Gesetz angenommen, aus Grund dessen Frankreich sowie die anderen Schuldner der Vereinigten Staaten aufgefordert werden, ihre Schulden — Zinsen und Kapital einbegriffen — innerhalb 28 Jahren zurttckzuzahlen, nnd zwar ans der Grnndlage eines Zinsfußes von 414 Pro zent. Die Schuld Frankreichs gegenüber Amerika beträgt 8380 Millionen Dollar. Die sofort fällige Annuität würde also 220 Millionen Dollar betragen. Wenn die gleichen Be dingungen für die Schulden Frankreichs gegenüber England gestellt würden, würde diese Schuld 2500 Millionen Dollar, die Annuität ungefähr 172 Millionen Dollar betragen. Frankreich hätte also für die beiden Schuldbeträge ungefähr 1530 Millionen Goldmark im F^ihre zn bezahlen, nnd diese Summe wäre also ein wenig höher, als das, was Frankreich von Deutschland erhalten würde, sofern der Londoner Zah lungsplan vom 5. Mat 1021 bestehen bliebe, nach dem 52 Prozent Frankreich zugcsprochcn seien, «nd wenn er unverkürzt zur Ausführung gelange. Hier sehe man, zu welchen Folgen eine Nebertreibung der Logik führen würde. Wenn die Rück ahlung der interalliierten Schulden nach dem amerikanischen Gesetz verlangt würde, würben nicht nur alle Reparationszahlungen dadurch ausgewogen» eS sei vielmehr zu befürchten, daß Frankreich selbst eine doppelte Schuldenlast ans sich nehmen müßte, einmal, um die zer störten Gebiete wiederaufzurichtcn, und dann, um seine Alliierten z» bezahlen. Tagcsgeschichte. Deutschs« Reich. Waffenfunbe bet Holzminden. Gestern wurden in Forst bei Holzminden Waffen in großen Menaen tn einem Versteck gefunden. Die Untersuchung wurde vom Staats ministerium sofort einaeleitet. Streik der Schiffsoffiziere in Hamburg. Ein vom Reichsarbeiisministerinm eingesetzter SonderschlichtnngS- ausschntz hat kürzlich mit Rücksicht ans die nahe bevorstehende Neuregelung der Bezüge die Forderungen der technischen SckiffSosfiziere znrückgrwiescn. Inzwischen haben die Schiffs- osfizierc in Hamburg nnd Bremen gestern den Streik begonnen. Eine unsinnige Forderung der französischen Ueber- wachungSkommisfion. Die fraiizösische UeberwachunaS- kommission hat die Zerstörung des größten Teiles der früheren Mnnitionsanstalt Scbleitheim bei München ge fordert. Die Kommission weiß, daß diese Forderung sinnlos ist, da in diesen Gebäuden seit längerer Zett keine Ein richtungen mehr für Mnnitionsberstellung vorhanden sind, und daß die vorhandenen Räume von einer Reihe industrieller Unternehmungen als Lagerhallen wirtschaftlich auSgenutzt werden. Frankreich. Die Veröffentlichung der GeheimfltznngS Protokofle. Der Kammerausschnß für auswärtige Angelegenheiten, der sich mit der Veröffentlichung der Protokolle über die Geheimsitzungen. die während des Krieges stattfanden, befasien soll, sollte am Freitag über den Bericht der Sitzungen vom 16. Oktober 1917 befinden, wonach von Juni bi« September 1917 von Briand mit Baron v. Lancken Ver handlungen geführt wurden. Auf Bewirken BriandS schob die Kommission die Verlesung dieses Dokument« bis nächsten Dienstag auf. England. Di« Kämpfe in Dublin geben weiter. Die Dubliner Rebellen haben sich jetzt in Sackoille Street, der Hauptstraße Dublins, in einem Gebäudeblock von zweihundert Meter Frontbrcite verschanzt, zu dem einige große Hotels gehören, die von den Gästen geräumt werde» mußten. Die Rebellen sind eifrig damit beschäftigt, diese Gebäude zu befestigen und Tunnels zwischen ihnen zn graben. Man glaubt, daß de Valera dort das Kommando führt. Die Freiftaatler holten die gegenüberliegende Straßenseite besetzt. Während in der Nacht der Kampf ruhte, wurde die Ruhe Sonnabend früh unterbrochen durch den Angriff eine« Panzerauto mobils auf die Freistaat-Trnppen. Diese erwiderten da« Feuer in heftiger Weise: darauf explodierte eine Mine unter der Straße iu der Nähe des Automobil«, ohne dielen» jedoch Schaden zuzufügen. Der Stabschef der Freiftaatler ließ bekannt machen, daß Plünderer sofort erschossen werden. Gestern früh ergaben sich fünfzig Rebellen in der Nähe der Four Courts. In Drogheda wurde ebenfalls heftig gekämpft, wobei eine Eiseubabnbrücke gesprengt und dadurch die Verbindung Dublins mit dem Norden abgeschnttten wurde. Aus verschiedenen Orten der südwestlichen Grafschaften werden Angriffe der Rebellen auf die Freiftaatler gemeldet. Amerika. Zugunsten der Juden. Das Repräsentantenhaus hat, bevor es sich bis zum IS. Oktober vertagte, eine Entschließung angenommen, die jetzt dem Senat überwiesen und in der erklärt wird, daß die Vereinigten Staaten sich zugunsten von Heimstätten für die Jude» in Palästina anssprechen, vorausgesetzt, daß nicht« zum Nachteil der bürgerlichen und der religiösen Rechte der christlichen und anderer utchtjüdische» Gemeinschaften in Palästina getan wird und weiter voraus gesetzt, daß die heiligen Stätten angemessen beschützt werde». Ar MMMWemmr I« Leipzig. Am 4. BerhandlungStag erfolgte die Verlesung der Aus sagen ber kommissarisch vernommene« französischen Zeugen. Der Musikdirektor Paul Noung in Parts will gesehen haben, wie der Angeklagte im Lazarett Keks und Schokolade aß, die aus Beständen ber amerikanischen Liebesgaben stammten. Der Angeklagte sei stets von einem 15jährigen französischen Mädchen begleitet gewesen, das er sonst ein gesperrt hielt. Marcel SericiS, Tischler tn Bsdarteux, be richte^ daß sehr »wenig" Mtlch von den Milchkühen -e- Lazarett- zur Verteilung gekommen fei. Er redet stets mit ber Einschränkung -unan sagt" ober „man sagte". Der vatatllon-chef LhalandrS aus Nantes bat verumadete und Gefangene in Treis« auf seichtem Stroh liege« sehen, be deckt mit schlechten Decke«. Mtchelsohn hab« kri«e oder ,u wenig Medizi« verschrieben «nd keine Verbände angelegt. Die Nahrung sei mehr al- rnbtmentär gewesen. Dr. meb. Luca» au» Nantes hat au» Trelo» Krank« t« bedauerns- wertem Zustand« empfange«. Der Gendarmerlewachtmeister Meide Henry in Varenton-Sel erbebt Beschuldigungen über die schlechten Verhältnisse »nd die ungenügende Nahrung, die die Kranken erschöpft habe. Frau Mari« Sanarb in Mohon klagt Dr. Mtchelsohn formell an, den Tob vieler Kranken herbetgeführt zu haben. Sie hat auch gesehen, daß Dr. Mtchelsohn ein Bild, da» ihn interessierte, von der Wand genommen hat, um eS verpacken zu taffe« und zu versenden. Der «»geklagte, der jede Anschuldigung widerlegt, klärt diesen Vorgang dahin aüf, daß die Beobachtung stimme und daß er da» Bild tatsächlich von der Besitzerin -eS Hause» gekauft habe. Die Quittung ber Eigentümerin wird verlesen! Der französische HauptbelaftungSzenge, Dr. meb. Pichard in Evreux ist entrüstet über da» Verhalten, da» Dr. Michel- sohn ihm gegenüber a« den Tag gelegt habe. Die schwerste Strafe für bte Hospitanten fet gewesen, daß er sie mlt der Entziehung be» Brote» bestrafte. Außerdem habe Dr. Mtchelsohn tn Effrq 1500 Krank« tn einen Saal zusammen gepfercht, so bah eS an Luft mangelte. Dr. Mtchelsohn habe ihm n»iederbolt bte Behandlung von Kranken verboten mit den Worten: „Diese Leute sollen sterben!" In ähnlichem Zusammenhang soll er gesagt haben: „Andere sterben auch — eS ist Krieg." Bor den Hundehütten will ber Zeuge große Stücke rohen Fleische» im ungefähren Gewicht non fünfzehn Kilogramm gesehen haben. Weiter sei bte Mtlch ber Lazarettkühe ständig erst zum Zwecke ber Butter- bereitung sür den Angeklagten entrahmt worden, «he sie die Kranken tn geringer Menge bekommen Hütten. Einmal habe der Angeklagte aus den amerikanischen Liebesgaben für die Franzosen 875 Dosen kondensierte Milch und 40 Kilo Kakao nach Deutschland verkauft. Dr. Michelsohn widerspricht in längeren Ausführungen verschiedenen Angaben des Zeugen/ Gegen 2 Uhr nachmittags erhält der Vertreter ber Netchsanwaltschast Staatsanwaltschaftsrat Lingemann das Wort zu seinem Schlußvortrag. Er stthrt einleitend aus, das; nach den französischen Beschuldigungen, die in ber AuSltefe- rnngSliste enthalten sind, und nach den französischen Zeugen aussagen man habe annehmen müssen, daß der Angeklagte sich tierische Gransamkeiten habe zu schulden kommen lassen. Das Ergebnis ber Hauptverhandlnng sei jedoch ein wesent lich anderes, es habe sich für die schwersten Anschuldigungen in der Beweisaufnahme keine Stütze finden lassen. Ei» weiterer Punkt der französischen Beschuldigung ist die man gelhafte Ernährung. Diese lag in der Ungunst der wirtschaft lichen Verhältnisse begründet. ES steht sest, daß Dr. Michel- sohn selbst in Esfry sehr gut gelebt hat. Der weitere Bor wurf ist der der Beihilfe zur Abtreibung. Auf die moralische Seite und den guten Geschmack des Dr. Michel sohn einzugehen, ist nicht Sache der Anklage. Daß Dr. Michelsohn von ber Abtreibung gewußt oder sich der Bei hilfe dazu schuldig gemacht hat, ist durch nicht» erwiesen. In allen Punkten, die den Hauptgegenstand ber französischen Beschuldigungen bilden, hält der NeichSanwalt eine Schuld nicht für erwiesen. » Hierauf geht der Vertreter der Reichsanwaltschaft aus die einzelnen Fälle ber Anklage ein. Er hält für erwiesen die Prügelstrafe des operierten Russen und daß er die in der Leichcnkammer eingebrochenen Russen verprügeln dürfe. Nach alledem ist der Angeklagte der Körperverletzung in vier Füllen schuldig. Er war nicht Vorgesetzter und auch nicht Beamter. Der Reicheanwalt beantragt gegen den Angeklagten Dr Michelsohn in den Fällen des handverletztcn Russen unter Versagung mildernder Umstünde acht brzw. drei Monate Gefängnis und in den Mißhandlungsfällen je einen Monat Gefängnis und zusammenfassend eine Gesamtstrafe von einem Jahr Gefängnis. Die Urteilsverkündung findet am Mon tag mittag 12 Uhr statt. * Tie sranzösisch« Regierung erklärt, daß sie der Aufforde rung, gelegentlich des Prozesses Michelsohn Zeugen zum Reichsgericht nach Leipzig zu entsenden, nicht entsprochen habe, weil die früher gefällten Urteile der französischen Ne gierung bereits Veranlassung gegeben haben, eine Protest note an die deutsche Negierung vorzubereiten und die fran zösischen Beisitzer aus Leipzig abzuberufen. OertMes «nd Sächsisches. Riesa, den 3. Juli 1922. —* Die Arbeitsruhe am Dienstag. Wie un« mitgeteilt wird, stellen die freien Gewerkschafts-Organi- fatiönrn in Riesa morgen zn einem Demo« st rat io ns- zuge, der sich durch die Bismarck-, Schützen- und Haupt- straße nach dem Albertplatze begeben wird, wo Ansprachen gehalten werden sollen. Nachdem Wettermarsch nach dem Bahnhof zn. Ein zur Verteilung gekommener Ausruf de« Aktionsausschusses der Gewerkschaften und sozialistischen Parteien fordert die gesamte werktätige auf dem Boden der Republik stehende Bevölkerung auf, am Dienstag mittags 1 Uhr die Arbeit niederzulegen nnd nach dem Schwarzen Platze geschloffen zu ziehen, wo alle weiteren Parolen aus- gegeben werden. Infolgedessen sehen wir uns veranlaßt, das Tageblatt bis mittags '/-I Uhr sertigzustellen. —- Gin Raubüberfall. In der Nacht vom Sonn abend zum Sonntag ist der Ofenbauer Rothe von 6 bis 7 Personen, Arbeitern in der Kesselschmiede des Eisen werkes, an der Ecke Wilhelm- und Elbstraße überfallen und blutig geschlagen worden. Einige der Angreifer waren bei dem Ausruhrakt im Stadtpark mit beteiligt. Sir hatten bet einer Zecherei tn „Stadt Hamburg" entdeckt, daß Rothe eine größere Geldsumme bei sich führte. Ihm raubten die frechen Burschen 55000 Mark, die sie unter sich verteilten. Die Täter sind nach der Untat entflohen und haben den Verletzten liegen lassen, dec später von Gtraßrnpassanten, in einer Blutlache liegend, besinnungs los aufgehoben und nach seiner Wohnung gebracht worden ist. Ww sich herausstellte, befand sich unter den hilfs bereiten Personen auch ein Mittäter, der 500 Mark von dem geteilten Raube bei sich trug. Die Attentäter wurden verhaltet bi« auf zwei. Der eine ist ein Schiffer aus Gröba, der andere hat sich durch die Flucht nach Stettin zu seiner Familie unter Mitnahme von 42000 Mark der Festnahme entzogen. Der Stadtteil, in dem der Ueberfall sich ereia- «ete, ist während der Nacht in grobes Dünkel gehüllt. ES ist da« eine Folgeerscheinung der Rücksichtnahme auf gröber« Sparsamkeit, die sich in der Jetztzeit alle Gemeinden auf- erlegen müssen. Bon der Eisenbahn. Herr Eisenbahnamt« mann R a n f t wurde nach Hilbersdorf bet Chemnitz versetzt. Sein Nachfolger ist Herr Eisenbahn-Oberinspektor Hanfs« au» Greiz. — Ami. Juli konnte der bei der hiesigen Güter« adfertiaung beschäsUgte Eisrnbahninspektor Krauß auf eine 80 Übrige Dienstzeit zurückblicken. « T«flgottesd.i«nst. Au«Anlaß de« 28jährigen B«st»b«n« der Trinitatjskirch« fand gestern ein Frstgottr«- dienst.statt, in dem di« Lieder, Vorlesungen und Gebete der Jubelfeier de» Gotteshauses angepagt waren. Einem B««
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