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welkergehen. Und mit ein^mmal fühlte er sich tief un glücklich. Sonnte ihm -ie Mutter dem» ersetze«, was ihm von Rechts wegen »«kam? Uns wenn er sie erst einmal verlor, was dann? Was ihn beherrschte, war immer nur das eine: der Gedanke an Nora. Immerzu sah er im Geiste ihr liebes Gesicht, hörte ihre freundliche Stimme, und eine heiße Sehnsucht nach ihr befiel den einsamen Manu. Er liebte sie ja so unsagbar, so innig, so tief. Und nun war sie sort, noch bevor er ihr von seiner Liebe zu ihr gesprochen. Viel leicht war es aber auch besser so. Wer weiß, ob sie ihm Gegenliebe geschenkt hätte. Ob sie die Seine hätte werden wolle». So öde schien ihm alles ringsumher, so unsagbar öde. Rur die roten Nelken hatten Jutereffe für ihn. Wie etwas Lebendiges kamen sie ihm vor. Sie leuchteten wie Blut, sie dufteten und grüßten ihn von ihr. , Und dann kam er sich plötzlich recht egoistisch vor. Nur an sich dachte er, immer nur am sich. Erlitt -ie Mutter durch Noras Fortgehen denn nicht auch einen großen Ver lust? Wie Mutter und Tochter waren sie gewesen, diese zwei. Und während die Mutter nun wieder einsam und allein zu Hause sitze» würde, hatte er seinen Berus, Arbeit, Pflichten. Nur treue Pflichterfüllung und Arbeit konnte ihm über -en Schmerz Hinweghelsen. Aber die Mutter würde sich langweilen, sich krank sehnen nach Nora. Der Frühling verging. Und der Sommer desgleichen. Dann kam der Herbst mit Sturm und Regenschauern und blieb während der Dauer seiner Regentschaft ein äußerst ungnädiger und mürrischer Gesell. Weihnachten kam und ging still vorüber. Ganz still für Doktor Peschel und seine Mutter. Nora hatte ab und zu einmal geschrieben. Sehr liebe Briefe, die der Doktor stets^mehrere Male las. Auch verschiedene ihrer Arbeite» hatte sie zuweilen geschickt. Novellen und Gedichte aller Art, die meist ist Frauenzeit schriften Veröffentlichung gefunden. Auch der Neujahrstag brachte wieder ein Lebenszeichen von ihr. Sie sandte neben tausend Grüßen die herzlichsten Glück- und Segenswünsche für Mutter und Sohn. Daß Gottfried Winterfels ihr schriftlich einen Heiratsantrag gemacht, wußte Johannes von diesem selbst. Ter Dichter hatte es ihm erzählt und auch nicht verschwiegen, daß er einen Korb erhalten. Da hatte -er Doktor unwillkürlich aufgeatmet. Als sei er von einer -rückenden Last befreit, so leicht war ihm geworden. Und eines Morgens flog nun eine Verlobungsanzeige ins Haus. Der Doktor sah es schon an der Beschaffenheit -es Umschlages, Laß es eine war. Seine Hände zitterten merklich, als er Len Bogen herauszog. Nora verlobt! -achte er, und eiskalt mard's ia ihm. Aber wie erstaunte er, als er statt Noras Namen denjenigen ihrer Schwester Anne las. Diese, die junge Studentin, hatte sich verlobt. Und zwar — war es denn denkbar! — mit dem Rechts anwalt Dr. Witte, Noras einstigem Bräutigam. Kopfschüttelnd reichte er der Mutter die Verlobungs anzeige. Sie war gleich ihm im höchsten Grade erstaunt. Am Nachmittage brachte dann die Post noch einen Brief von Nora. Sie erzählte, daß Dr. Witte und ihr Schwester chen wohl ein sehr glückliches Brautpaar sein müßten. Annes Briefe, die sie schriebe, zeugten davon. Anne müsse ihn wirklich grenzenlos lieben, sonst hätte sie ihr geliebtes Studium wohl nicht seinetwegen aufgegeben. Gegenwärtig fei sie noch in Jena, aber in den nächsten Tagen käme sie heim, um bis zur Hochzeit, die bald stattfinden solle, dazu bleiben. Da sie, Nora, sich nun zu Haus recht überflüssig vorkomme und natürlich auch bei der Hochzeit nicht zugegen sein möge, so frage sie an, ob sie sich wieder zu Tante Minchen und Johannes flüchten dürfe. Die Evern seien. ganz einverstanden damit, daß sie bei ihnen bleibe, bis alles vorüber. Und dem Brautpaar müsse es ja erst recht wünschenswert sein. Der Doktor und seine Mutter waren aufs angenehmste überrascht. Noras Besuch in Aussicht! Wie diese Tatsache beide beglückte. Sofort telegraphierte Johannes an Nora, -aß sie herzlichst willkommen sei. Nach einigen Tagen traf sie ein, ohne vorher Zeit und Stunde ihrer Ankunft gemeldet zu haben. Sie sand die Tante auf ihrem Lieblingsplätzchen im Lehnstuhl am Ofen strickend vor. »Wo ist Johannes, Tante?" frug Nora, nach -em sie sich herzlich begrüßt. »In seinem Zimmer ist er. Geh zu ihm, Nora, über rasche ihn. Er wird sich freuen." »Meinst du?" gab Nora zögernd zurück. »Vielleicht störe ich ihn unliebsam. Ich möchte doch lieber nicht —" „Es wird keine unliebsame Störung für ihn sein. Wie kannst du nur Lenkens Geh, ich bitte Sich. Er arbeitet mkk übrigens viel zu viel. Und ich würde dir dankbar sein, wenn -u künftig verlangtest, daß er dir recht häufig Ge sellschaft leistet. Diese Erholung wird ihm gut tun." So ging Nora denn. Vor seiner Tür blieb sie sekunden lang lauschend stehen. Dann pochte sie-zaghaft. Kein „Herein" erfolgte Da klinkte sie leise auf. Und wie er einst sie überrascht, als sie an seinem Schreibtische gesessen und geschrieben, so geschah heute das Gegenteil. „Darf ich herein, Johannes?" trug sie, nur um sich be merkbar zu machen. Sofort verstummte das Knirschen der über das Papier eilenden Feder, und der Schreiber hob freudig überrascht den Kopf. „Nora, du — bist du endlich -a?" stieß er hervor. Er war aufgestanden und zu ihr getreten. Und ihre beiden Hände in die seinen nehmend, während sein Blick sich zärt lich in -en ihren versenkte, wiederholte er noch einmal: „Bist du endlich da? Ach, wie gut!" Dann dachte er daran, wie sie ihn einst vor den Spiegel gezogen, als er mit roten Backen nach Hause gekommen, um sich an seinem eigenen Bild zu erfreuen. Heute hatte -ie Winterluft ihr bas schönste Rot auf die Wangen ge zaubert. „Ein Bild der Gesundheit und Frische", hatte sic damals über ihn gesagt. Heute dachte er das gleiche in Bezug aus sie. Nora ihrerseits aber sah ihm besorgt ins Gesicht. „Er sieht angegriffen aus", dachte sie. Und dann sagte sie ihm dies. „Du mutzt dich nicht übermäßig anstrcngen, Hans", bat sie ihn weich. „Du überarbeitest dich." „Meinst du?" ,Ha, ich meine!" lachte sie nun. Dann aber wurde sie wieder ernst. Und mit besorgter Miene fuhr sie fort: „Du machst dich ja krank. Dein Leben ist ja nur Arbeit und —" Hier brach sie ab, denn er hatte sie plötzlich in seine Arme gerissen. „Nora," stieb er leidenschaftlich hervor, „ich habe mich so nach dir gesehnt. Du ahnst nicht wie sehr. — Wenn du bei mir bleiben wolltest, immer bei mir! Dann wäre mein Leben nicht nur Arbeit, dann — ich habe dich ja so lieb, Nora. So unsagbar lieb. . ." „Und ich dich . . .", gestand sie ihm zärtlich. Da küßte er ihren roten Mund. Und sie küßte ihn wieder, „Schön ist es, im Lande der Liebe zu sein, Darinnen zu wandern zu zweien, zu zwei».." so ging ihr's Lurch den Sinn. Das waren die Schlußzeilen eines Gedichtes, das sie gestern verfaßt. — Sie sagte es ihm. Und er drückte sie noch fester an sich. „Du, Hans," sagte sie plötzlich, und der Schelm lachte aus ihren Augen, „jene Novelle, die ich einst an deinem Schreibtische begonnen, als du mich überraschtest, weißt du, ist kürzlich in einer Zeitschrift erschienen. Ich habe sie dir mitgebracht. Der Held derselben ist ganz dn. Ihm gab ich deinen Charakter, dein Wesen, selbst dein Aeußeres. Be greifst du nun, warum ich es dich damals nicht lesen lassen konnte, was ich geschrieben?" „Meine liebe, liebe Nora!" In zärtlichstem Tonfall sprach er sie aus, diese vier Worte. — Tantchen war überglücklich ob dieses frohen Ereignisses. „Kinder," rief sie aus, „nachdem mir der liebe Gott diesen meinen LieblingSwunsch erfüllt, kann ich nun ruhig sterben!" „O, sterben sollst und darfst du noch lange nicht, Herzens tantchen!" protestierte Nora. „Du sollst doch die Dritte in unserem Bunde sein, lange, lange! Hörst du! Nebrigens werde ich nun bald Marter zu dir sagen dürfen. Ach, wie schön!" „Und wann koll denn die Hochzeit sein, Kinder?" fragte die Mutier. „Schließlich haltet ihr noch Doppelhochzeit, du und deine Schwester Anne!" fügte sie neckend hinzu. „Um's Himmels willen nicht» Tantchen! Anne nnd ihr Verlobter sind für eine größere Festlichkeit, Johannes und ich dagegen, wir lieben die Stille. Sehr bald werden wir uns gleich hier in Berlin ganz, ganz still trauen lassen. Nicht wahr, Johannes?" Er nickte glücklich. „Ja, ganz in der Stille, mein Lieb ling." Und selig verträumt malte er sich im Geiste das Glück aus, das ihm nun an Noras Seite blühen würde. Gemeinsam mit ibr durchs Leben zu gehen, welche Seligkeit! „Schön ist es, im Lande -er Liebe zu sein. Darinnen zu wandern zu zweien, zu zwein.. so klang's und sang's in seinem Herzen und in dem ihren Lazu. . „Kirche!?" „Kirche" — viel« brauchen dieses Wort mit dem Aus rufungszeichen der Ironie, „überwundener Standpunkt": viele mit dem Fragezeichen des Spottes: gibt es denn überhaupt noch so etwas wie Kirche? stehen die Gotteshäuser nicht schon längst leer? Daß dem nicht so ist, lehrt der Augen schein. Wiederum haben wir Pfingsten gefeiert. Reden wir vom heiliae» Geist, fo predigen wir tauben Obren un trägen Herzen,- denn wer kein göttliches Leben in sich fühlt, keine Liebe zu dem Herrn Christus, keine Lust zum Glauben, znm Gebet, zum heiligen, frommen Wandel, keine Be geisterung für das Evangelium, wie will der verstehen, was heiliger Geist ist. Aber die Kirche ist da, als eine groß artige Erscheinung der Geschichte, als die wunderbarste Or ganisation, die ihre Netze über die ganze Welt spannt, als die heilsamste Erziehungsanstalt der Völker, der Häuser»' der Herzen, u«L darum als eine Schöpfung Gottes, die auf Erden nicht ihresgleichen hak. Schaue auf sie, und du be kommst eine Ahnung, was Pfingsten ist und will. Am Pfingsttage des Jahres 30 ist sie als eine Gemeinde von 3000 Seelen in Jerusalem gestiftet,- seit bald 19VÜ Jahren wirkt sic und wächst sie in der Welt, in den letzten hundert Jahren trotz aller Widerstände von innen und außen mehr denn je, auch jetzt nach der Revolution! „Kirche!" Tie Männer der Wissenschaft sind znm Teil mit ihr zerfallen, weil sie anders denken als jene, weil ihre Anschauungen, ihre Systeme das angeblich nicht zulaffen! Aber soll sich wirklich die Kirche nach den jeweiligen An sichten der Wissenschaft richten, die jedes Menschenalter erfahrungsgemäß wechseln? Wahrlich das hieße doch Sand statt Felsen als Grundlage nehmen, das hietze doch Gott und Christus von unserm menschlichen Meinen abhängig machen: wir aber wollen etwas Festes, Bleibendes als Grundlage nnseres Heils haben. Es kommt nicht darauf an, was w i r über Gott und Christus denken, sondern was Gott und Christus über uns urteilen! Hätte sich Christus nach der Meinung der Menschen gerichtet, dann wäre er der Bundesgenosse der Pharisäer und Schrift gelehrten geworden, und nicht der Gesandte Gottes, der Freund seines Volkes, der Heiland der Seelen. Glaube» heißt nicht den Verstand opfern, wohl aber Vertrauen haben, und Christo vertrauen, ist das wirklich zuviel verlangt? Niemand verdient unser Vertrauen mehr als er. Glauben heißt Vertrauen haben zur heiligen Schrift, und wer ihr mit wirklichem Vertrauen naht, dem erschließt sie ihre Kräfte »nd Schätze. Glaube ist Leben aus Gott, nicht aus uns; und an diesem Leben fehlt es bei vielen, ja am guten Willen zu diesem Leben. Daran ist nicht die Wissenschaft, das Hindernis, sondern der eigne Stolz und der Mangel an Innerlichkeit; deshalb so wenig Verständnis für die Kirche. „Kirche!" Die Arbeiterschichten stehen zum großen Teil der Kirche fern. Warum? Weil sie nicht zur Kirche gehen und halten dürfen. Man verbietet und verekelt sic ihnen. Es ist ein teuflischer Trick, jeden Freund und Diener der Kirche als Toren oder Heuchler darzustellen. Die Kirche ist in die Politik hineingezogen worden, weil ihre Auffassung von der Welt grundsätzlich dieser Politik zuwidcrläuft. Man bekämpft die Kirche, weil sie das stärkste Hindernis gegen den Klasscnkampf und die Beherrschung der Masse ist. Viele aus diesen Kreisen möchten gern zur Kirche gehen, sic haben religiösen Sinn, aber sie schämen und fürchten sich. Man rechnet damit, daß in den kommenden Geschlechtern der kirchliche und christliche Sinn allmählich ausstirbt. Wie nranche Burgen nur noch als Ruinen einer früheren Zeit dastchcn, so soll es mit -er Kirche werden. Ob das gelingen wird? Der Kampf gegen -ie Kirche hat stets mit dem Sieg der Kirche geendet. Kirche und christlicher Glaube befriedigen tiefinnere Bedürfnisse der Mcnschenseele; man müßte also dem Menschen das Veste aus der Seele reißen, was er von Gott bekommen hat; „Denn die Mcnschenseele ist von Natur eine Christin". „Kirche!" An ihre Stelle treten heute die „Ver gnügungen". Sic werden im reichsten Mabe dem Volke geboten. Pfingsten ist für viele nur ein großes Bcr- gnügungsfcst, mehr als Weihnachten und Ostern. Wo gehen wir hin? Wie machen wir uns vergnügt? Das ist für viele die Hauptfrage in diesen Tagen gewesen. Daß diese Vergnügungen sehr oberflächlicher Art sind, kann niemand leugnen, daß sie meistens in Essen und Trinken, in Tanzen und rohe Lust gipfeln, kann nur dem entgehen, der unser Volk nicht kennt und beobachtet. Wie feinsinnig waren Jrüher die Volksfeste mit ihren Liedern und Volkstänzen. Man sucht sie heute wieder zu beleben und das mit Recht. Ob cs gelingen wird? Wir hoffen cs. Aber wenn die Herzen nicht beim Feiern sind, dann machen es die Formen WaldmSrcheu. Meinem lieben kleinen Heinz znm sechsten Geburtstag. Von NuthBortzfeldin Coburg, I. Lief in des dunklen Waldes Mitte da steht des Papa Käfers Hütte; in eines großen Pilzes Bau wohnt er mit Kinderlein und Frau. Des Tages fliegt er oft spazieren, Die Mama muß die Wirtschaft führen Die Töchter helfen ihr zu Haus! Die Söhne aber reiben ans. Am liebsten treiben mit Gebrumm sic immer sich im Wald herum, da suchen sic sich saft'ge Blätter und legen dann bei schönem Wetter .. sich faul auf's Moos so weich und sacht und kommen heim zur späten Nacht. Wenn aber nicht die Sonne scheint, dann gehen sie mit einem Freund, ins Wirtshaus — trinken ohne Pause . und kommen gar erst früh nach Hause. such nicht aus. NnLere suchen «rffvlung «»L Zer^! streuung. „Erholung" brauche» wir nach dem nerven zerrüttenden, hastigen Treiben unserer Arbeit, nach den ge- wattigen Erschütterungen, die wir immer wieder erleben. Wie wenig kommt heutzutage die körperliche Ruhe wirklich zu ihrem Rechte, Todmüde gehen die Pfingstausflügler nach dem Feste wieder an ihre Arbeit, seufzend wieder an ihr Joch. Ist das wirklich der Sinn eines solchen Festes? „Zer streuung?" Nein, wir brauchen sie wirklich nicht. Unsere Zeit hat soviel Verflüchtigendes, Zersetzendes an sich, daß gerade das Umgekehrte: die innere Sammlung und die Selbstbesinnung uns dringend not sind. Seelische Kraft und neuen Mut brauchen wir wie das tägliche Brot. Wer gibt sie uns? Die Kirche will uns „erbauen", ein schönes Wort! Der Mensch will auch innerlich den Staub des Alltags ab schütteln und seiner Seele neuen Schwung geben. „Erbanen", darin liegt für viele etwas „GefühligeS", man erbaut sich an einem Gang durch die schöne Natur; aber wie selten klingt wohl aus tiefster Seele das Lied von Franz Abt: „Der liebe Gott geht durch den Wald!" Ober das an-ere - von Mendelssohn: „Wer hat dich Sn schöner Wald aufgebaut so hoch da droben? Ja, den Meister will ich loben, solang noch mein Lied erschallt!" Man erbaut sich an den Meister werken unsrer Dichter, oder an einer schönen Musik, aber ist nicht das seichte Lustspiel heute viel begehrter als eine ernst« Dichtung, die leichte Tanzmelodic der Operette als die tiefe Musik unsrer klassischen Meister, von dem Kino, dem „Volks theater" ganz zu schweigen; wo bleibt da die Erbauung? „Erbauung". Dieses Wort will ja uns an die große Aufgabe erinnern, daß wir den inwendigen Mensche-r auf bauen und unsre seelischen Kräfte stärken sollen. Hier liegt die ureigenste Aufgabe der Kirche. Sie baut nicht einseitig - auf; nicht bloß das Gefühl regt sie an; Gefühle verrauschen. Auch die Erkenntnis sucht sie zu vertiefen. Sie führt nns zu den großen Lebensfragen: Gott und Welt, Christus und Seele, Sünde und Heiligung, Leben und Sterben, Zeit und Ewigkeit, Fragen, die jeden denkenden Menschen Irgendwie beschäftigen müssen und die dringend eine Antwort fordern. Sie führt uns zu den- reichen Lcbensquellen der Schrift, -es Kirchenliedes, der Predigt. Bedenke wohl: die größten Erzieher der jetzigen Kulturvölker sind die Apostel,-,» die Männer der Bibel und Kirche sind die christlichen Persönlich keiten. Die Geschichte der christlichen Predigt ist zugleich die Geschichte eines reichen innere» Segens, der über die Menschen gekommen ist und noch kommt. Sie wirkt vor allen Dingen auf den Willen nicht bloß mit menschliche» Mitteln, erziehlichen Uebungen und trocknen Mahnungen, sondern durch leuchtende Vorbilder, durch gewaltige Per sönlichkeiten, durch die göttlichen Kräfte, die sie vermittelt. Gewiß, der Pfingstgeist kommt heute nicht mehr durch Windcswehcn und Feuerzungen, wohl aber durch das feurige Wort gcisterfülltcr Zeugen, — und an ihnen Hai eS der Kirche zu keiner Zeit gefehlt — und durch die Sakramente, die Christus selbst in der letzte» Erdennacht im gepflasterten Saal zu Jerusalem und am letzten Erdentage auf dem Himmelfavrtsbergc eingesetzt hat. Ist es wirklich denkbar, das; Christus in seinen letzten Vermächtnissen Nichtiges und Wertloses gestiftet nnd anbefohlen hat? „Kirche", absichtlich steht das Fragezeichen hinter diesem Worte. Es wendet sich an dein Gewissen. Mit einer abweisenden Handbcwcgnng ist die Frage nicht abgetan; denke nach. Pfingsten fragt nicht bloß zweifelnd: „WaS will das werben?" sondern mahnend, „was willst -« werden?" Darum achte auf bas Ausrusungszeichen; sieh in ihm den Finger Gottes, der dich auf deine Kirche weist: Wahrlich eine Hütte Gottes bei den Menschen, der Tempel des Pfingstgeistes! . G. Dcv Mama macht das rechte Not nnd Papa hat schon oft gedroht. nd Minchen Käfer weint und sprich? „Ich mag euch alle beide nicht!" Und Gretchen Käfer zankt nicht minder: „Ihr seid die richt'gen Gaffenktnder!" Jedoch die ungezog'ncn Brüder, Die taten's alle Tage wieder. Da ward's dem Papa doch zu toll, und endlich sprach er würdevoll: „Ich ließ cs lang genug geschehen, so aber kann's nicht weiter gehen; ihr müßt mir beide ans dem Haus, und zwar in strenge Zucht hinaus, ich will euch schon zur Ordnung zwingen, zu einem Freund will ich euch bringen, er ist sehr streng und sehr gescheit! Dort bleibt ihr, bis ihr besser sei-'" Ach, da erschraken doch die zwei. Es wurde ihnen schwül dabei, sic baten mit erhobenen Händen, daß sie zu Hause bleiben könnten; -och Papa sprach: „Ich will euch lehre«" auf mich nnd die Mama zn hören;