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«1 Beseitigung strategischer Eiseubahulinie«. Die Pariser Botschafterkonferenz hat gestern ^rmittag beschlossen, eine Mitteilung an die deutsche Re- Sprung zu richten, in der die Einstellung der Arbeiten an Skwissen Schienenwegen von strategischer Be- Tie Berhaudlunge« des ReichSstuauzministers i« Paris. Das „Journal des Debats" glaubt zu wissen, baß ent gegen den allgemeinen Voraussetzungen dre vom Reicks- finanzminr'ster Dr. Hermes der RevarationSkommMon unterbreiteten Vorschläge für nicht b e sri e d i g e n d be funden wurden. Ter von deutschen Blättern an den Tag gelegte Optimismus scheine also übertrieben, denn wenn Tr. Hermes bei seiner Haltung beharre, würde es schwierig sein, die Verhandlungen fortzusetzen. Der Pariser Korre spondent des WTB. kann Mitteilen, daß diese Nachricht falsch ist. Tarm von Scköllenback. Ein Börsenroman von Barr-Runkel. (Nachdruck verboten.) wollten das Gold schmelzen lasten, ohne daß mir Kosten erwuchsen, es in Barren nach Deutschland transportieren und dann zu mir sagen: ,Herr Graf, Sie sind gar rejn übler Kerll Aber Sie verstehen nichts von Bergwerken und haben keine Ahnung, wie schwer das Leben ist! Deshalb habe ich für Sie gehandelt, hier ist Ihr Goltz!« SHwarz goß ein ganzes Glas Kognak hinunter und sank nrie ein Häuflein Unglück in seinem Sessel zu sammen, aber er sprach kein Wort. Da fuhr Tann fort: „Sehen Sie, Herr Schwarz, ein unerfahrener und nicht allzu gescheiter Mensch wie ich hatte hier nur zwei Alternativen! Entweder Sie waren der edelste, uneigennützigste Mann der Welt, oder Sie waren der unverschämteste Räuber, den es geben konnte! Meinen Sie, ich hätte auch nur einen Augen blick gezögert? Nein, ich wußte, daß Sie kein Lieb waren! Die Diebe wohnen nicht in einer Billa am Wannsee; denn dort gibt es doch nur Gereckt«! Also konnten Sie kein Dieb sein l Habe ich nicht recht, Herr Schwarz? Ja? Also dann setzen Cie sich hin, St« ehrlicher Mann, und schreiben Cie mir einen Cckeck über hundertfünfzig- tausend, die ich Kapitän Marquard bereits bezahlt hab«, und «inen zweiten über di« Summe, die sie Lipschütz ver- sprachen I Ich nehme Ihr« großmütige Gabe ebenso an, wie sie dargeboten wird. Ich frage nichh wo da» Gold ish darum werde ich mich schon kümmern l Aber da» neue Schiff, daß Sie zu chartern versuchen, wird nicht nach dem Paramakabu fahren! Ich kann Ihre Wohltaten wirklich nicht weiter annehmen l Da» einzige, worum ick Sie bitte, ist, daß Sie mir jetzt die Schecks ausschreiben, die Marquard» und Lipsckütz' Ansprüche decken! Deshalb hatte ich Sie aebeten, Ihr Scheckbuch mitzubrinaen l" werbe wie denen der anderen Mächte. Bor der Sitzung chatte Schan^r, Barthou und Jaspar Mitteilungen über den Verlauf der Bormtttag-Dihung gemacht, auf der Frankreich und Belgien nicht vertreten waren. Die R«ch»ttt<igSsttz«»ß der N«terr«»mtssts». Amtlich wird «S Genna gemeldet: I« der gestrige« Sitzung der Nuterkommtssio« de, erste« Kom- mtssi 0 «, an der die Delegierte« JtalieuS, Grotzdritanni««», Japans, Polens, N«mä«ie«S, Rußland», Schmede«» ««d der Schwei» teilnahmen, wurde« folgende Beschlüsse 1. SS fast eine Ko« «isst»« er«a««t werde«, «« «ochmals die Disfere«»e« »« prüfe«, die »wischen der russische« Regierung «ud de« andere» Regierung«« be stehe» und «m mit einer rnssische« Kommission, die dasselbe Mandat habe, zusammenzuwirke«. 2. Spätestens am 20. Juul «erden die Name« der i« der «ichtrusstschen Kommission vertretenen Mächte und die Namen der Mitglieder dieser Kommissiou der russischen Re gierung und ««gekehrt die Name» der Mitglieder der r«ssi- fche« Kommisfi»« de« anderen Regierung«« mitgeteilt. ». Die »0« diese« Kommissionen z« behandelnde« Frage« werde» alle vorhandene« Frage« bezüglich der Schulde«, des Privateigentums und der Kre dite umfasse«. 4. Die Mitglieder der beide« Kommission«« solle« am 2L J«ni 1SL2 im Haag ««wesend fei«. 5. Die beiden Kommissionen werden sich bemühe«, ge, mciusame Empfehlungen bezüglich der i« dem Beschluß »« ü. bezeichnete« Fragen zu erreiche«. «. Um zu ermöglichen, daß die Arbeite« der Kommissionen i» aller Ruhe voustatte» gehe« und «m das gegenseitige Bertraue« wieder herzustellen, wird »wische« der russische« Negierung und den gegenwärtig mit der russische« Regie» rmtg verbündeten Regierungen einerseits und den andere« Negierungen anderseits ein Abkomme« abgeschlossen, wo- «ach sie sich aller aggressiven Handlange« gegen gegenseitiges Gebiet «nd jeder ««stürz» lerischcn Propaganda z« enthalte« habe«. Die Verpflichtung, vo« alle« aggressiven Handlungen Abstand z« nehmen, wird begründet sein «ns der Beobachtung des status quo nud wird in Kraft bleiben während einer Periode vo« vier Monate« «ach Abschluß der Arbeiten der Kommissione«. Die Verpflichtung bezüglich der Propaganda wird di« Re gierung«« dazu verbinde«, sich in keiner Form t« die innere« Angelegenheiten der andere« Staate« ei«z«mischen, die politische« Organisationen in de« ander«« LL«der« weder finanziell «och mit andere» Mittel« zn unterstütz«», sowie i« eige««« Lande die Versuche z« unterdrücke«, die darauf ge richtet find, gewalttätige Handlung«« i« andere« Staate« hervorznruse« oder solche Handlung««, die bezwecke«, de« territorialen oder politische» status quo z« störe«. Rheinische Abgeordnete n« die Genueser Konferenz. Reickstagsabgeordnete der rheinischen Wahlkreise Düssel dorf-Ost und -West sandten ein Telegramm über die Frage der Aushebung der Besetzung vo» Düffeldorf, Duisburg u«d Rubrort an die Genueser Konferenz. Diese Städte seien ohne Rechtsgrundlage in Widerspruch zum Versailler Vertrag, dem Rbeinabkommen und dem Völkerrecht durch französische und belgische Truppen besetzt worden. Nachdem alle diplo matischen Versuche vergeblich waren, ersuchen die Reichs- tagSabgcordueten der betreffenden Wahlkreise die Genueser Konferenz und alle friedliebenden Völker, für sofortige Auf hebung der rechtswidrigen Besetzung der drei rheinischen vtädte einzutreten. Nutzer den unabhängigen Sozialdemo, traten stimmten all« anderen einmütig für die Kundgebung. beutung in be« Rheinland«« ««b dir Beseitigung oder Ad- «nbernng gewisser strategischer Eisenbahnlinien vor Ablauf der vesatzungSpertode verlangt wirt. Ker vllkertANd-rot beschloß gestern nach einer längeren Rede Balfour» über den englischen Standpunkt in der Fmae dr» Byläftina- Mandat« «nd der Haltung Amerika», in dieser Laguna nickt mrbr in di« Debatte über di« Anerkennung d«O eug- lisch«« Mandat- Projekt«» über Palästina emzutreten, sondern sie auf eine spätere Laguna zu verschiede», di« vor dem 1k. Juli stattfinden soll. Balfour, der zu Beginn der gegenwärtigen Ratstagung die sofortige Verhandlung nnd gestern eine Beratung in spätesten» sechs Wochen ver langt batte, erklärte sich einverstanden. Er betonte aber, daß diese Aufschiebung nicht« an dem biSheriaen allgemeinen politischen Grundsatz« der alliierten Mächte in der Frag« dr« englischen Mandat« über Palästina ändere, sondern nur praktischen Erwägungen entspringe, und vor allem dadurch bervorgerufen worden sei, daß die englisch-amerikanisch« Einigung in der MandatSfraae zu spät erzielt wurde, um den anderen Negierungen jetzt noch einen Meinung«- austausch zu gestatten. Diel bemerkt wurden dir eindring lich« Unterstützung, die der japanische Vertreter den allge meinen Darlegungen Balfour« zn teil werden liest, und di« Aussührunaen de» französischen RatSmitgllede«, Bouraeol«, der »war für di, längere Vertagung eintrat, aber di« völlig« Einmütigkeit unter den Alliierten Hervorbob. Der VvlkerbundSrat beschloß, den Bericht über bte Beschwerde de» DeutscktumSverbande« in Polen der polnischen Regierung »u übermitteln. Bi» zur Regelung der Frage durch den Rat soll Polen auf alle gerichtlichen Schritte oder Verwaltungsmaßnahmen ver zichten, die die normale Stellung der deutschen Landbe völkerung polnischer Nationalität beeinträchtigen könnten. MMr SeimiIWk in der MWWM. Die tschechoslowakische GetverkschaftSveretnigung und der deutsche Gewerkschaftsverband erlassen eine gemein schaftliche Kundgebung, in der sie zu einem 24stündtge« Generalstreik für Freitag, i9. Mat als Zeichen der Solidarität für die streikenden Metallarbeiter a uffordcrn. Ausgenommen vom Generalstreik sind humanitäre Anstalten und Betriebe von öffentlichem Interesse. , Der Kampf tu der süddeutsche» Wetalliudastrie. Wie die Berliner Blatter zu dem Konflikt in der süd deutschen Metallindustrie melden, wurden die Kündig«»«»« in allen Betrieben in Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, Hanau, Oberursel und Bad Homburg durchgeführt. Da die meisten Betriebe sechStägiae Kündigung baden, werden, wenn die Verhandlungen in München zwischen dem Deutschen Metallindustriellrnverbande und den Gewerkschaften zu keiner Einigung führen, die Aussperrungen von nächster Woche ab in Kraft treten. Gi« Bandenführer i« Oberschlefie« verhaftet. In einem von den alliierten Truppen in Antonien hütte umstellten Gasthof befand sich unter den Banden mitgliedern auch der berüchtigte Bandenführer Gerka. ES gelang ihm zwar zu entfliehen, er wurde aber bald darauf in Vielschowitz mit 4 Kumpanen von der Gemetndewache erkannt und verhaftet. Sämtliche Verbrecher, die im Alter von 18 bt» 24 Fahren stehen, find gefesselt nach Kattowttz gebracht worden. Der Schaden, den die Bande «»gerichtet hat, wird auf k Millionen geschätzt. Im Petersdorfer Prozeß beantragt der Staatsanwalt gegen drei Angeklagte die Todesstrafe, gegen weitere drei Angeklagte je IS Jahre Zuchthaus. Die Urteilsverkündung erfolgt heute nachmittag vier Uhr. Sozialistische Konferenzen. Die beiden Mitglieder der Arbeiterpartei im englischen Unterhaus Arthur Henderson und Dom Shaw und da« frühere Parlamentsmitglied Ramsay Maedonald gehen beute nach Brüssel, um mit den Vertretern der französischen und der belgischen Sozialisten über die im Zusammenhang mit der Konferenz von Genua stehenden Fragen zu beraten. Bon Brüssel werden sie sich zur Teilnahme an der inter nationalen Sozialistenkonferenz nach Köln begeben. Tagesgefchichte. Deuts»«» Rri». Seine Ausnahmebestimmung«« gege« weiblich« Beamt«. Der Reichsverkehrsmintster macht bekannt: »Nach Art. 1282 der Reichsversassung werde« alle Ausnahmebestimmung«« gege« weiblich« Beamt« tzeseMgt. Nach rtner S«tscheld«ng? bet Reichsgericht«» gelte« daher auch alle d«tm Inkrafttreten »er Retch»verfassu«g »rrttü» destedeud«» gesetzliche« Aus nahmebestimmungen oder v,rfassu«a»artU,l, dt, mit »em genannten Artikel tm Widerspruch stehe«, ak» »«fgehobei.. Ich ersuche daher, solche Bestimmung«« t» Zukunft «tcht mehr anzuwenden. Z«samnw»»r«ch de» pawweesche« LaudaWttterfireikS. Dt« »Pommersche Tagespost" meldet au» Sauendurgr Der hiesige Snnbarbeiterstreik, geführt durch »en Deutschen Vand- ardeiterverdand, ist gestern restlos »usammengebroche«. Bunb«»bilfe und Zusammenhalt »er wtrffchafttzmedltche« Arbeiterschaft und der Arbeitgeber stellte« jeden Streik- . erfolg in Frage, sodaß die streike«»« Sandarbeiterschaft üb» die Köpfe der Berband-lettuna hinweg überall dat, die Arbeit wieder aufnehmen m dürfen. Die Geschädigte» i« NerbfrauKttch UM««« de»tfche Sachliefe«»«ge» schö« beziehe«. Da» französisch« Mini sterium für bt« befreiten Gebiete tetlt mit, daß, obwohl La» Wiesbadener «nd da» ergänzende Berliner Abkomme« noch nicht vom Parlament ratifiziert worb« stn», dt« fran zösisch«, Geschädigte« schon jetzt »rutsche Sachlieferungen be ziehen könnten. Dte Interessenten müsse» um dte Eröff nung etne» Kredites für wieberherstevungSlteferungen «ach- suchen und sich verpflichte«, dte Vezogenen Ware« zur Mobtltarwteberherstellung zu benutzen De« beutfchen Lieferanten wähle« ste selbst «nd verhandel« mit ihm Über die Abschlutzbebingungen. Hterbet wird »«»besondere der Preis -er War« frei Grenzbahnhof Franke« auSgrmacht. Dte Bestellung muß mindesten» 4MV Franken »«tragen. Di« VntternetiernugSkemmisfie» t« v«rli« drschloß ein stimmig, bte amtlichen verliner vutternottr- rungen, welche parttättsch vo» Handel und Landwirtschaft vorgenommen werben, solange einznstelle«, bt» de- hürdliche Maßnahmen getroffen find, um wettere Preis? tretbereien auf den Auktionen z« verhindern. Der frühere Fähnrich Oltwig von Hirschfeld, der wegen Getste»erkranku«g t» dte Psychiatrisch« Klinik t« Freiburg gebracht war und daran» wieder entlasse« wurde, befindet sich, wie der Amtliche Prenßtsche Pressedienst «tttrtlt, wieder in Strafhaft. Die Führer de» Etsenbalmerstreik» Menne, Thieme und Delvik, gegen welche dte Diszipltnarkammer Erfurt auf Dienstentlassung erkannt hat, habt« gegen da» Urteil Be rufung eingelegt. Die Angelegenheit wird «unmehr den RetchSdisztplinarhof in Leipzig beschäftige«. Dt« Nachtdienstznla-e der Eisenbahner. Den Berliner Blätter« zufolge hat da» Retch»verkehr»mtntst«rtum ent sprechen» dem Antrag der Gewerkschaften die Nachtdienst- zulage für Eisenbahner um 100 Prozent erhöht. Am 1». und 20. d. M. werben wettere Lvhnverhcmdlungen stattfinden. Griechenland. Da» «en« Kabinett Strato». Nach einer Havasmel- duna aus Athen hat da« neue Kabinett Strato« den Eid geleistet. Stratos übernimmt die Portefeuille« des Aus wärtigen und de» Kriege». Pole«. Der freiwillig« Militürdteust der Fra««». Die Militärkommisston de« Sejm befaßt« sich Dienstag mit dem Gesetzentwurf Über die allgemeine Wehrpflicht. Eine be sonders heftige Debatte entspann sich bei der Besprechung des Artikels, der den freiwilliaen weibliche« Militärdienst behandelt. Di« Mehrheit der vanrrnpartet sprach sich ent schieden gegen da« Recht au«. Frauen zum freiwilligen Militärdienst zuzulassen. Die Abstimmung über diese» Artikel wurde auf Mittwoch vertagt. England. Chamberlain über die Niederlage der Negierung tm Unterhaus. Im Unterhaus teilt« Chamberlain mit, daß die Regierung die gestrige Abstimmung sorgfältig erwäg«, und dte Weigerung de» Hause«, sie bei notwendigen Maß nahmen zur Herbeiführung einer Verringerung der Ausgaben zu unterstützen, als ernste Angelegenheit betrachte. Die Abstimmung habe aber über «inen Antrag auf Vertagung ftattgefunden, dem keine ausschlaggebende Bedeutung bei gemessen werden könne. Die Regierung beschloß darum, dem Wunsche de« Hause» stattzugeben, daß «tue Kommission ernannt werde, di« zu untersuchen habe, ob der vorliegende RegierungSvorscklag «inen Bruck des Vertrauen» gegenüber den Lehrern bedeute. Die Entscheidung de» Hause« müsse notwendigerweise die Annahme der Bill wesentlich verzögern, welch« eine Ersparnis von zwei Millionen Pfund Sterling bewirkt haben würde, und selbst wenn da« Haus di« Bill später annehmen würde, würde die Fortdauer des gegen wärtigen System» 800000 Pfund Sterling monatlich kosten. Die Regierung müsse daher eine wettere Budget forderung von 600 000 Pfund Sterling einbringen, um die vermehrten Ausgaben des ersten Quartals de« gegenwär tigen Finanzjahre» auSzuglelche». Mit einem ächzenden Laut nahm Schwarz am Tijch Platz und zog fein Scheckbuch heraus. 10. Kapitel. Graf Tann von Schöllenbach konnte mit seinen Er folgen einigermaßen zufrieden sein. Er hatte sogar dem Halunken Schwarz imponiert und ihn in Furcht gesetzt. Ein» aber war ihm nicht gelungen: Agathe hatte er nicht wieder auffinden können. Solange er im Kampf mit dem verbrecherischen Börsenmann alle seine Geisteskräfte anstrengte, al» er vom Schlafwagen ins Automobil, vom Automobil in die Bar kasse stieg, von Konferenz zu Konferenz eilte, hatte er kein« Zeit, seiner Herzensangelegenheit nachzugeheu. Dabet darf man nicht glauben, Agathe sei ihm gleichgültig ge worden : tm Gegenteil, je länger er ihre» Anblick» ent behrte, desto heftiger verlangte seine Seele nach ihr. Aber Tann war auch in Liebessacken «in Stoiker. E« wider strebte ihm, «inen Detektiv mit den Forschungen nach der jungen Dame zu beauftragen; dazu war sie ihm zu wert^ und seine eigene phlegmatische Natur konnte sich zu einem systematischen Suchen nicht aufschwingen. So wartete er geduldig auf den Zufall, der ihm Agathe doch später oder früher wieder zuführen mußte. Indessen baut« er ihr tn seinem Herzen «ine Kultusstätte, «0 er alltäglich in stillen heimlichen Augenblicken seine Andacht verrichtete. Er trat dann bet sich selbst ein und hatte die Genugtuung, vor ihr und sich allein ganz er selbst sein zu dürfen. Aber da» große Geschäft, tn da» er sich eingesponnen, ließ ihm nicht viel Zeit, sich und seinen stillen Gedanken zu leben. Neue Ereignisse rissen ihn mitten tn den Strudel hinein. Al« die Börsenleut« von ihren Sommersetten zurück kehrten, erhob sich zuerst leise und dann immer lauter ein Flüstern tn den Hallen de» mächtigen Gotte« Mammon, das seine eifrigsten Anbeter bi« in« innerste Herz er beben ließ. Man munkelte, di« Reichsbank fei in Schwierigkeiten. Innerhalb drei Wochen war der Bankdiskont ebenso viel« Male erhöbt worden und stand jetzt so hoch, all« Unter nehmungen und Spekulationen im Keim zu ersticken, und zwar tm Herbst, wo jedermann gehofft hatte, die Ge» schäft« sollten sich heben. Vorsichtig« Bankier» begannen die ausstehenden Gelder elnzuziehen, war bet den Danken einem Reffen der Segel gletchkommt. Ehrgeizige Pläne wurden vielfach aufgegeben, well man befürchtet«, daß da« Geld knapp würde. Gesell- schäften, die eben noch hatten ins Leben gerufen werden sollen, und auf di« ihre Gründer große Hoffnungen ge setzt hatten, wurden einstweilen noch zurückgehalten. Di« Geschäfte an der Börse standen still, und wetterkundige Leute prophezeiten noch Schlimmere«. Anfang Oktober ging ein unheilsckwangere» Gerücht um, da, einem hoch sensationellen Artikel eine« Neuyorker Börsenblattes ent sprang. Diesem Gerücht wurde infolge seine» Ursprung« zuerst nicht geglaubt; aber bald kam die Welt dahinter, daß «» nur zu gut begründet war. Das Neuyorker Blatt behauptete nämlich, daß ein mächtige« Konsortium ge wiegter Finanzleute zusammengetreten sei, um alle» Gold aufzukaufen. Und da« war etwa» noch nie Dagewesenes. In Weizen war schon manchmal zum großen Nutzen irgend eine» Individuum» und zum Nachteil der übrigen hungrigen Welt auf diese Weis« spekuliert worden; aber mit Gold hatte e» bt« jetzt noch niemand versucht. Mit Weizen war da« etwa» andere», den konnte man nicht »ach Belieben heroorbringen. War er einmal gesät, so konnten di« Mathematiker mit ziemlicher Genauigkeit — »ine gute Ernte vorausgesetzt — di« Zahl von Hektolitern berechnen, die aller Wahrscheinlichkeit nach im kommenden Herbst auf dem Markt erscheinen würden. Zu dieser Menge konnte niemand etwa» hinzufügen; denn da» Heroorbringen de» Getreide» hing «den mit dem langsamen Wechsel der Jahreszeiten zusamme». Mit Gold war e«, wie schon gesagt, etwa» ganz andere«. Gold konnte Sommer and Winter, Tag an» Nacht ohne Unterbrechung vroöüzlert werden, und daher hatte noch k«in einzelner Geschäftsmann, und wär« er so reich wie Mtda» gewesen, noch kein Konsortium, und hätte e« au» den gewaltigsten Goldmännern bestanden, den versuch ge wagt. da« Gold krstzulegra. (Fortsetzung folgtJ