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- Erscheinungsdatum
- 1920-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192009176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-09
- Tag 1920-09-17
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Monat
1920-09
-
Jahr
1920
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worvm M. — «wnnnn( oenonnnen «lev noa v«m der Einladung de» bieliaen Turnverein« zu seinem »0 jährigen Stif»nng«feft am,18. und IS. diese« Monat« und von per de» Dovvelgnartett« „Liedertafel" znr Jeter seine» lOjäb- rioen vrkteben«. Hieraus nichtöffentlich« Sitzung. regesgeschlcht«. Goitaldemvkralie ««p Regier««,. Der Führer der Deutschen VolkSvartei, Stresemann, war in den »Deutschen Stimmen- stir die Teilnahme der Sozialisten an der Re- ateruna einaetreten. Stresemann charakterisierte einen sol chen Eintritt al« vernünftigen Ausgleich zwischen Bürger tun, und Sozialdemokratie und er erklärt e« für selbstver ständlich. daß die Sozialdemokratie innerhalb einer solchen umgrbildeten Regierung „einen vollberechtigten Anspruch haben könne aus den Einfluh, der ibr zahlenmähig nach ihrer Jraktlon«stärke zukommt. Den Gedanken eine« Aus scheiden« der Deutschen BolkSoartet au« der Regierung lebnt Dr. Stresemann entschieden ab. Zn diesen Aus- sührunaen Stresemann« bemerkt der „Vorwärt«": Herrn Stresemann« Erklärung bat an der politischen Situation seit den ReickStägSwaylen nicht da« mindeste geändert. Wenn im Vbriaen sachlich noch besondere Gründe notwendig waren, um die Sozialdemokratie von ihrem Eintritt in das Kabinett fernzubalten, so genügten die katastrophalen Wirkungen, welche die Aushebung »er Zwangswirtschaft ans dem Gebiet de« SrnährnngSwesen« zu zeitigen beginnt. Gegen den Widerspruch der Sozialdemokratie bat die jetzige bürgerliche ReichSregieruna die letzten Dämme gegen ein« völlige Ueberflutung unseres Ernährungswesrn« durch Wucher- und Srhiebertum zerstochen. Jetzt, wo sich die Folgen »n zeigen beginnen, lädt man uns freundlich ein, die «Verantwortung für da« mit zu übernehmen, was gegen unseren Widerspruch geschehen ist. Die angebliche Stillegung de- Fernsprechamtes Rbeingau in Berlin. W. T. B. meldet aus Berlin: Die von Berliner Zeitungen zum Teil in aussehenerregender nutzerer Aufmachung gestern verbreitete Meldung von einer drohenden Stillegung der Fernsprechämter Rheingau und /Westend entspricht nicht den Tatsachen. Es ist richtig, datz »sich in diesen beiden zusammenhängenden Aemtern Teile von belgischen Fernsprechvermittlungseinrichtungen befinden. Diese sind seinerzeit als Kriegsbeute von der Heeresverwaltung für Heimatzwecke ausgebaut worden. Als dann die Heeres- Verwaltung für sie keine Verwendung mehr hatte, wurden sie von der Reichstelegrapben-Verwaltung in der Voraus setzung übernommen, datz eine Rückforderung belgischerseits nicht in Frage käme. Vor mehreren Wochen haben belgische Beauftragte die technischen Einrichtungen der beiden Aemter besichtigt. Die Zeitungsmeldung, datz augenblicklich zwischen Bevollmächtigten der belgischen Regierung und dem Reichs postministerium über den Gegenstand verhandelt werde, ist n.izutrcsfend. Sollte es zu solchen Verhandlungen kommen, so wird dabei festzustellen sein, ob und in welchem Umfange belgische Ansprüche berechtigt sind und wie die Frage am zweckinätzigsten zu lösen sein wird. Davon, datz der Berliner Fernsprechverkehr vor unabsehbaren Benachteiligungen stünde, kann keine Rede sein. Ebenso sind die Zeitungsmeldungen über den Kostenpunkt phantastischer Art. Ter Zeitwert der bestehenden Einrichtungen ist kürzlich auf 200—S00000 Mark abgeschätzt worden. Nach alledem liegt für die Oesfentlich» keit unisoweniger ein Anlatz zu einer Beunruhigung vor. als seitens der Reichstelegraphenverwaltung für alle sich bietenden Möglichkeiten die Wege bereits seftaelegt sind, wie die Frage technisch ohne Benachteiligung der Teilnehmer zu lösen sein wird, falls sich eine Auslieferung der Apparat teile au die belgische Regierung nicht vermeiden lassen sollte. Tcheidemann über den Bolschewismus. I» seiner von uns bereits erwähnten Rede in Kassel führte Scheide mann n. a. noch aus: Der Kampf zwischen Rutzland und ^Polen ist für Deutschland gefahrdrohender, als vielleicht ^angenommen wird. Er könne nur dringend wünschen, datz tchnellstens eine friedliche Verständigung Platz greife und ^damit der furchtbare Druck von uns genommen werde. Die völlige Besiegung Polens durch Rutzland würde die Sowjetisierung Polens bedeuten. Wenn wir den Bolschewis mus für Deutschland auch verhüten könnten, so mühten wir wahrscheinlich doch wieder zahllose Putsche, vielleicht auch einen Bürgerkrieg über uns ergehen lassen. In dem Augen blick, in dem wir den Bolschewismus bineinlassen, halten ihn auch der Rhein, die Vogesen und der Kanal nicht mehr auf. Deshalb mutz der Entente immer wieder klar gemacht werden, datz sie sich vor dem Bolschewismus nur bewahren kann, wenn Deutschland leben und arbeiten kann, also auch finanziell nicht erdrosselt wird. Gesetzliche Einführung des Achtstundentages. Eine der ersten grobe» sozialpolitischen Vorlagen, die dem Reichs- tag in seiner nächsten Tagung zugeben werden, wird ein Gesetzentwurf für die Einführung des achtstündigen Arbeits tages sein. Der Friedensvertrag schreibt in dem Abschnitt, der sich auf die Organisation der Arbeit bezieht, vor, datz die erste internationale Arbeitskonferenz, die im Oktober 1S1V in Washington abgehalten wurde, sich mit der Durchfüh rung des Grundsatzes des Achtstundentages als wichtigsten I Punkt der Tagesordnung zu beschäftigen habe. Die Kon ferenz, au der Deutschland, wie erinnerlich, nicht beteiligt war. dann Verelndarnngn, «wer »re Beiwrmmma der Arbeit«,eit in gewerblichen Betrieben auf acht Stunden täalich und 48 Stunden wöchentlich grtroffen, die die Grund- lag« kür eine gesetzliche Regelung in allen am Völkerbund teilnehmenden Staaten bilden sollen. Jeder Staat ist ver pflichtet, spätesten« bi« zum 10. Januar 1921 der Bolk«- vertretuna einen Gesetzentwurf übtt den Achtstundentag vorznlegen. Ein Zwang zu einer Annahme der Vorlage bestebt aber nicht. Die Fördern«, der Sechen im sttubraedirt erfuhr in der vergangenen Woche «n Vergleich, zum gleichen Ab- schnitte ve» Vormonat« eine Steigerung, da die Beteiligung an den vertraglichen Urberschichteu. die in den letzten beiden Monaten bekanntlich schwach war, neuerding« wieder zu genommen bat. Da» preustisch« Ktrchenan»tri«tsgesetz. In der gest rigen Sitzung der Preutzischen Lande«versammlung wurde da« Gesetz vom 18. Dezember 1918, betreffend die Erleich terung de« Austritt« au« der Kirche und au« den jüdischen Svnaaogengemeinden, mit einem Anträge Koch angenom men, der die Einzelau«tritt«erklLruna vorsteht. Der Münchener Proteststreik. Gegen den »wkistündi- gen Proteststreik weg,» Verhaftung de« kommunistischen Abgeordneten Eisenberger, den die Versammlung der Münchener Betriebsräte mit geringer Mehrheit beschloß, wendrt sich di« sozialdemokratische „Münchener Post-. Auch da« Ort«kart.ll der Christlichen Äewerkschaiten lehnt die Beteiligung ab. Da« Arbeitgeberkartell macht die Arbeiter auf die Folgen eines Tyrifbruch« aufmerksam. Die Ver treter der Gtratzenbahn hatten erklärt, datz e« ihnen un möglich sei, den Streik durchznführen. Eine ähnliche Er klärung hat der Betriebsrat der Eisenbabner abgegeben. Entdeckung eine» Maffenla,erS. Einer Meldung de« .Vorwärts- au« Hirschberg in Schlesien zufolge wurden dort von der Kriminalpolizei in der Schankwirtschaft Jägerwäldchen ein grostes Mastenlager entdeckt, da« aus etwa 2000 Gewehren, über SO grotzen und kleinen Maschinen gewehren und viel Munition besteht. Die Waffen wurden beschlagnahmt und die Munition auf Anweisung des Re gierungspräsidenten vernichtet. Einreiseerlaubnis für russische Gewerkschaftsdele gierte. Wie der „Vorwärts" von unterrichteter Seite erfährt, ist nutzer den zwei Mitgliedern der russischen Gewerkschafts delegation, denrn die Einreise bereits gestattet worden war, durch Kabinettsbeschlutz vier weiteren Mitgliedern der Delegation die Genehmigung zur Einreise erteilt worden. Dem die Delegation begleitenden Hilfspersonal, sowie sieben weiteren Mitgliedern der Delegation ist die Einreise nicht freigegeben worden. Parteitag der USP. am IS. Oktober. Mit Rücksicht auf die politische Situation und darauf, datz der Reichstag bereits am 18. Oktober zusammentritt, bat das Zentral komitee der U. S. P. D. beschlossen, den Parteitag auf Dienstag, den 12. Oktober einzuberufen. Die Abgabe erbeuteten Kriegsmaterials au Frank reich. Von zuständiger Stelle in Berlin wird mitgeteilt: Der Abtransport des nach dem FriedenSvertrag« von Ver sailles an die Alliierten und assoziierten Regierungen ahge- lieserten Luftfahrgeräts ist ini wesentlichen fristgemäß be endet worden. Es folgt nunmehr die Abgabe der Waffen, Munition und anderen s.Zt. erbeuteten Kriegsmaterials an Frankreich und Belgien. Die für Frankreich bestimmten Sendungen werden, aus allen Teilen des deutschen Reiches kommend, über Bischofsheim, die für Belgien bestimmten über Viersen geleitet. Im Ganzen wird es sich um etwa 200 Waggons handeln. Explosivstoffe, geladene Artillerie- Munition, sowie unbrauchbares Material werden nicht ab- befördert, sondern in Deutschland zerstört und verkauft. Die einzelnen Wagen bezw. Wagengruppen werden die Be zeichnung tragen: Beutekriegsmaterlaltransport westwärts zur Erfüllung des Friedensvertrages an Frankreich (Bischofsheim) — Belgien (Viersen). Es wird darauf hin gewiesen, datz diese Transporte nicht aufgebulte« «erden dürfen und datz ihre reibungslose Durchführung im In teresse des Deutschen Reiches liegt. Tschechoslowakei. Die Regierungskrise. Die Kommentare über die Er nennung des neuen BeamtenkabinettS beschränken sich aus- schlirhlich auf die Darlegung der Verhältnisse, die zum Rücktritt des Kabinetts Tusar geführt haben. Die national- demokratischen, agrarischen und klerikalen Blätter erklären, datz sie von der neuin Regierung keine Wunder erwarten dürsten, aber man dürfe hoffen, datz sie mit Energie die Ordnung in der Republik Herstellen wwde. Sie könne auf die Unterstützung aller staatserhaltenden Elemente rechnen. — Dem Prager Tagblatt zufolge sollte auch rin deutscher Beamter als Minister berufen werden. Die deutschen Politiker haben aber abgelehnt, einen Vertrauensmann in eine Beamtenregierung zu entsenden. Neueste Nachrichten und Telegramme ' vom 17. September 1920. St«dtderord«ete»tefchlüffe iir va«tze«. )< Bautzen. Die Stadtverordnete« bewilligte« gestern L3000 Mark für Holzvertetlnng an Arme und 10S800« Mark, wozu et« erheblicher ReichSznschntz «r- ^Waew^ww». Air^re »rrntzwng »«m Ewvantmenmnttern, «« di« MohunngSnot zu linder«. Ma« ermSstiat« de« ««»drei» um 10 Pf«, kür de« Kubikmeter a«f 180 Mk. De« Erwerbslosen soll et«e Beschast««g»brihtlse vo« 100 Mark für Berkeiratete, SO Mark für Ledige, 80 Mark für Kinder gewährt werden. Mel»««ge« der verllner M,rge«»l>tter. ' XVerlin. Im.Vorwärt«- wird gegen da« ober- schlesische Frrtftaatsvroiekt Stellung aenommen, weil e« »weisello« den Verlust Oberschlesien« für Deutschland be deut», für die Arbeiterschaft Herabdrückung auf das Niveau de« politisch, wirtschaftlich, sozial und kulturell gegenüber Deutschland weit zurückaebltebeuen Polenstaats. Wie au« Elsast-Lothringen berichtet wird, nimmt dort der Gvrachenkamvf an Schärfe immer mehr zu. Selbst solche Hetzer wie Wetterle mühten, «m di« DolkSgunst nicht völlig zu verlieren, gegen die französische Sprachvergewal- tigung öffentlich protestieren. Der Grenzpolizeiwachtmeifter Albrecht an« Buchwalde und der Landwirtssohn Sablotnu sind npch AnSsaaen des Vater« des Letztgenannten bei Elgrnau (Kr. Osterode) von einer po' schen Patrouille auf deutschem Boden festge« «ommrn und verschleppt worden. Gestörte Versammlung. )( Berlin. Im Lehrerverband Groß Berlin sollt« gestern abend der von den Sozialdemokraten zum Ober schulrat vorgeschlagene Dr. Löwenstein über Grundfragen der Schulentwicklung der Stadtgemeinde Berlin sprechen. Di« Versammlung wurde aber andauernd gestört, sodatz der Versammlungsleiter sie vorzeitig schlietzen mutzte. Levis Bericht über Moskau. * Frankfurt«. M. Im Schumann-Theater sprach gestern Rechtsanwalt Dr. Paul Levi über den Kongreß der 3. Internationale in Moskau. Ja seinen Ausführungen verherrlichte er die Tvwjetregiernnq, die er gegen die Dittmannschen Angriffe zu verteidigen suchte. Levi gab aber zu, das; die Sowjets, die bisher allen Aniechtnngcn standgehalten hätten, ani die Dauer nicht bestellen könn ten, wenn sic nicht oie llnterniinung des nuernanonalrn Proletariats für sich .'gewinnen. In der zeitweilig sehr stürmisch verlaufenen Debatte wurde erwähin. bau an geblich in einer gleich'eiu'g abgehalicnen Vernaucns- männervecsammlnnr der Unabb.lngiaeu die Slim i nni nix den Anschluß an Moskau genesen ist. Die Streikbewegung in Italien. )l Mailand. Nack einer Meldung des ..(Lorriere della Sera" find in Biella weitere Fabriken besetzt worden. Bei der Besetzung einer Fabrik kam es gestern zn schweren Unruhen, wobei einige Personen verletzt wurden. Zu den Verhandlungen in Riga. f( Nmsterda >n. Wie der „Telearaaf" meldet, h«t Joffe, das Sauvt der russischen Friedensdelegation, dem Vertreter des „Dail« Ehronicle" mitgeteilt, die Sowjet Regierung halte ihre ursprüngliche Forderung auf Herabsetzung der polnischen Wehrmacht aufrecht, um neue Angriffe in Zukunft zu verhindern. Tie Erkrankung TeSchauels. )( Paris. Wie der.TemvS" mitteilt, sah am 10. Sep tember geaen 6 Uhr morgens ein Angestellter in Schlotz Rambouillet, als er fischte, deil Präsidenten TeSchanel auf fich zukommen. Ter Präsident wünschte ibm guten Erfolg und ging weiter. Plötzlich sah der Fischer den Präsidenten mitten im Kanal, der glücklicherweise an dieser Stelle nicht tief ist, bis zur Mitte des Leibes im Waffer. Der Ange stellte rief um Hilfe, und der Präsident wurde sofort ins Schlotz zurückgebracht, hatte aber von dem Vorfall keine Ahnung. )( Paris. Millerand hatte gestern nachmittag eine Besprechung mit TeSchanel, der ihm mitteilte, datz er wegen seines dauernd schlechten Gesundheitszustandes zurnckzutreten beabsichtige. TeSchanel gab dem Präsidenten Kenntnis von der Botschaft, die er zu diesem Zweck an die Kammer richten will. (Siehe 1. Beilagenseite.) )( Paris. Wie „Jonrnal" meldet, hat Präsident TeSchanel gestern sein Rücktritts schreiben eingereicht. Tag««« deS BölkerbuudSrates. -(Paris. Nach den Morgenblättern hat 'ich der Bölkerbundsrat gestern auch mit der Saanraae beschäftigt. Die Botschafterkonferenz beschäftigte sich gestern mit der Oberschlesischen Frage. Man bat keine Beschlüsse geratzt, weil man erst die Ankunft des Generals Lcrond abwartet. Lerond nach Paris berufen. )( Paris. (Agence Havas.) General Lerond ist nach Paris berufen worden, um vor der Botschaftcrkon'eeenz über die Zusammensetzung und da- Funktionieren der Kommission für Lberschlesten gehört zn werden. Ti« Kleine Entente. )( Sofia. Tie Reise des Ministerpräsidenten Stam- bnlinSky nach Prag erfolgt zu dem Zweck, nm mit dem Minister des Aentzern, Dr. BcneS, über den Beitritt Bul gariens zur Kleinen Entente zn verhandeln. Um Weg und Ziel. Original-Nomnn von Margarete Wolss-Meder. 71. Fortsetzung. „So laß doch nun endlich deine Nörgeleien, Ferdinand ... Sage mal, Kindchen", Frau Tina nahm Inges Hand und tätschelte sie, weißt du näheres über Fran Oll- mamrs Tod? Die Anzeige stand heute früh in der Zei tung. Die Tochter und der Rassoiv auf Butenhof gaben es bekannt. Die Leiche wird hierher gebracht... Jeden falls heute nacht. Morgen mittag ist die Beisetzung von der Kirchhofshalle aus." „Sic wird hier beigesetzt." „Ja." Frau Tina sah die Schwiegertochter erstaunt an. „Wußtest du das noch nickt?" „Auf der Anzeige, die wir kurz vor meiner Abreise bekamen, war von der Beisetzung noch nichts ange geben." Das ser wohl erklärlich, weil ein Leichentransport mit vielen umständen und Laufereien verknüpft wäre, meinte Frau Tina, da ließe sich gewiß nicht so ohne weiteres der Bcisctznngstermin bestimmen. Ferdinand Wiedenkamp aber äußerte sich wieoer m ferner Weise. Er meinte, die Fraü, hätte auch lieber hier bleiben sollen, anstatt den ver rückten Ideen ihrer Tochter nachzugehen. Und dann wollte er von Inge wissen, ob ks ant der Malerei der fahrigen Ollmann denn etwas werde. Er glaube daran nicht; denn die Ollmanns hätten noch nie Ausdauer gezeigt, einer wie der andere. „O, doch. Ich glaube, es wird waS", äußerte Inge. _1lnd nachdem sie Frau Tinas Frage über die Krankheit v der Frau Ollmann beantwortet hatte, entfernte sie sich unter dem Vorwande, noch andere Besuche ab-,»statten. Es ging doch über ihre Kraft, alle diese, gewiß arglosen, aber die jüngsten Geschehnisse wie mit Nadelstichen berührenden Redensarten zn ertragen. Allein, auch der Bater und Frau Halben kamen auf die am anderen Tage stattfindende Beerdigung zu sprechen. Sie wußten ja gleichfalls, datz dieOllmannschen Damen bei ihnen in Berlin verleb'* botten. Ob sie.an der Beerdigung teilnehmen wolle, fragte der Kommerzienrat, seine Tochter. Er wolle der Frau des ehemaligen Bür- gcrs und Stadtverordneten ebenfalls die letzte Ehre er weisen... Inge verneinte. Sie fühle sich leider nicht wohl genug, sagte sie, und Frau .Halden nickte dazu, und versprach, für sie einen Kranz am Grabe der kleinen Frau mederzulegen. So die Stimmen um sie herum, als sie dann schwie gen, erstanden dre heimlichen, die quälten und peinigten sie noch viel stärker: Wo wohl Leberccht weilte? Ob dieser Todesfall ihn zu jener getrieben, die er liebte? Sie kam sicherlich hierher oder befand sich schon in den Mauern des Städtchens... Und Leberecht... Ob er auch?.. Nein, das war ja unmöglich... Das würde er nicht tun Sie her begleiten? Nein? Mit solchen Gedanken... quälenden, eifersüchtigen.... durchwachte Juge die ganze Nacht...., Am Morgen suchte sie mit bebenden Händen die für ihren Vater eingegangenen Briefe durch. Aber cs lvar keiner mit Lcberechts Handschrift darunter. Er schwieg und sic fand auch noch immer nicht den Mut dazu, das zu ge stehen, was noch.nicht verschwiegen bleiben konnte. Wenn der Vater nur nicht so felsenfest von ihrem ehe liche» Glücke überzeugt wäre, dann würde sich, viel leichter ein Augenblick ergeben, an dem das erste Wort über die Lippen kam. So aber verschob sie es wieder und wieder. Und es war nun nichts in ihr als ein Ringen um die sen Entschluß. Damit ivar sie nun in ven groben Garten hinaus geflüchtet, wo sie wie eine Schlafwandelnd« über die verschlungenen Wege schritt. Hier und da blieb std stehen; vor dem Platz mit dem morschen Turngerät, vor dem Bas sin des Goldftschteiches, vor der halbhohen Kindcrlaube und dem zerfallenen Steinhaufen, der einst eine Ritter burg vorgestellt hatte. Da hatte sie als zwölfjähriges Mädchen mit dem viel kleineren Ernst Mdrecht Räuber und Prinzessin gespielt. Sie war der Räuber gewesen und Ernst Albrecht tue Prinzessin, b-t« er emeS Lage« die Räuberrolle hatte haben wollen. Der Jungenhochmut war über ihn gekommen. Da» aber war wohl nur die Stimme der Natur, die den Geschlechtern ihre Plätze nnes, jedes auf den seinen, die trennen» -»d dann wieder einend durch die Welt ging, die nachher die Liebe rief... Liede... Eine Träne rollte über Inges verneinte Züge. Doch rin selben Moment hob sie den Kobs und lauschte. In das Sausen und Brausen des Windes, der die Wipfel der kahlen Bäume bog und schüttelte, war ein anderer Ton hinein geklungen... und ^etzt wieder... und nun schwangen dunkle, tiese Glockenstimmen laut feierlich durch die Luft. Das war für die tleme Fran Ollmann, d e mau auf den Kirchhof zur Ruhe bettete. Inge lauschte mit gefalteten .Händen. Als die Glocke verstummte, schrill sie ins Han - Sie war jetzt entschlossen, mit ihrem Vater zu sprechen. Ein mal mußte cS ja sein. Er ließ lauge auf sich warten. Am Fenster des Wohn zimmers sitzend, sah sie die Wagen vom Kirchhofe zurück- tommen. Nun rollte auf ihren leisen Guniinirädcrn oie väterliche Equipage herbei. Sie brachte aber nur Frau .Halden zurück. Ter Pava wäre noch' von einem Herrn sestgehalten worden, berichtete die alte Dame, die dann sogleich anfing, von der schönen, erhebenden Trauerfcier zu sprechen. Aber die Tochter der Toten habe keine Träne geweint, keinen Laut von sich gegeben. (Ls sei unheimlich gewesen, die anzusehcn. Der Kantor aus dem Strand nest habe sic gleich nach Beendigung der Fcrcr weggeführt. Da wäre sie so steif wie eine Gliederpuppe an seinem Arm zum LSagcil geschritten. , „Stummer Schmerz ist am schwerste»", entgegnete Inge leise. > Frau Halden seufzte und verließ mit, eiuein bekümmer ten Blick auf Inge das Zimmer. Die stand sinnend am Fenster. Minute ans Minute verging, eine Viertelstunde nachher anderen, eine halbe, eine ganze Stunde... Dann endlich sah sie ihres Vaters hohe Gestalt um bas Rathaus herum biegen. Er hielt lächelnd einen Brief m die Höhe „Für mich?" fragte Inge durch stumme Gesten Nickte. Und feinem Gesichtsausdruck nach kam das Schreiben von Leberecht. Inge eilte auf die Diele hinaus. „Da, Kind, vom Herzallerliebsten." Lachend hielt der Kommerzienrat feiner Tochter den Br>« stur.
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