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Beklage z«m „Riesaer Tageblatt". »MimMtzP«,» Sa«,« » «1-t.rlich, «ftsa. «EN»«a«.r ««ftettnche »». «erant-ortllch ft- «eb«ft«r «rth»e 0«r-l. «cker fist *°z«igtnt.Ur DlNrlch. Mesa S4«. Montag. SL. Ott,»er 1S18. a»ea»s 71. Jahrg. Antwort Amerikas an Oesterreich. Washington. IS. Oktober. (Reuter.) Folgendes ist der Text der Antwort der Bereinigten Staaten auf die österreichische Note vom 4. Oktober, die in Amsterdam und anderswo am 5. und 6. Oktober veröffentlicht wurde, wie sie vom Staatsdepartement durch den schwedischen Ge sandten in Washington an den Minister des Aenßeren von Schweden gerichtet wurde: Staatsdepartement, am 18. Oktober 1S18. > . Mein Herr! Ich habe die Ehre, den Einpfang Ihrer Note vom 7. dieses Monats zu bestätigen, worin Sw eine Mitteilung der k. und k. Regierung von Oesterreich-Ungarn an den Präsidenten übermittelten. Ich habe jetzt den Auftrag vom Präsidenten, Sie zu ersuchen, so freundlich zu sein und durch Ihre Regierung der k. und k. Regierung fol gend« Alltwort zusammen zu lassen: Der Präsident hält es für feine Pflicht, der öster- reichisch-ungarischen Regierung zu erklären, daß er den gegenwärtigen Vorschlag dieser Regierung wegen gewis ser Ereignisse von größter Bedeutung, die seit Abgabe sei ner Adresse vom 8. Januar sich ereigneten und notwen digerweise die Haltung und die Verantwortlichkeit der Re gierung der Vereinigten Staaten änderten, nicht in Be tracht ziehen kann. Unter den 14 F 'iedensbedingungen, die der Präsident damals formulierte, kam die folgende vor: Den Völkern Oesterreich-Ungarns, deren Platz un ter den Nationen wir geschützt und gesichert zu sehen wünschen, sollte die freieste Gelegenheit zu autonomer Ent wickelung gewährt werden. Seit dieser Satz geschrieben und vor dem Kongreß der Bereinigten 'Staaten ausge- sprachen wurde, hat die Regierung der Vereinigten Staa ten anerkannt, daß der Kriegszustand zwischen den Tlchecho-Slowakcn und dem deutschen und österrcrchr^ch-ungarischen Reiche besteht und daß der tschecho-slowaktsche National rat eine de facto kriegführende Regierung ist, die mit der entsprechenden Autorität ausgcstattet ist, die militärischen und politischen Angelegenheiten der Tschecho-Slowaken zu leiten. Sie hat auch in der weit gehenden Weise die Gerechtigkeit der nationalen Aspira tionen der Jungslawen nach Freiheit, anerkannt. Der Präsident verfügt deshalb nicht länger über die Freiheit, die bloße Autonomie dieser Völker als eine Grundlage für den Frieden anzuerkennen, sondern er ist gezwungen, darauf zu bestehen, daß sie und nicht er Richter darüber sein sollen, welche Aktion auf feiten der österreichisch-unga rischen Regierung ihre Aspirationen und ihre Auffassung von ihren Rechten und ihrer Bestimmung als Mitglieder der Familie der Nationen befriedigen wird. Empfangen Sie, mein Herr, die erneute Versicherung meiner höchsten Wertschätzung. (gez.) Robert Lansing. * Die Personalunion Ungarns mit Oesterreich. Die ungarische Regierung wird dem Parlament in den nächsten Tagen einen Gesetzentwurf mit neuen Paragraphen über die Personalunion mit Oesterreich vorlegen. Es ist die so fortige Errichtung einer answärtigen Vertretung vorge sehen; außerdem ist die wirtschaftliche Trennung von Oesterreich nach Ablauf des Ausgleiches ab Ende 1920 ge plant. England dementiert. Das Londoner Auswärtige Amt teilt mit, daß das Gerücht, wonach die englische Regierung mit österreichischen Staatsmännern in der Schweiz oder einem anderen Lande in Fühlung gewesen sei, unwahr ist. Eine Rede Clemeneeaus. Nach einer Meldung der Agence Havas ergriff der Ministerpräsident Clemenceau in der Kammer üach einer Ansprache Deschanels das Wort zu einer Rede, in der er u. a. sagte: Zugleich mit dem Siege entfaltet eine größere Hoffnung ihre Schwingen. Es ist unser« Pflicht, dafür zu sorgen, daß diese Hoffnung, durch di« das beste französische Blut vergaffen wurde, durch unsere Regierung, unsere Kammer und durch das gesamte französi sche Volk zur Wirklichkeit wird. Wir haben für unser Recht gekämpft und verlangen unser Recht in vollem Um fange mit den notwendigen Bürgschaften gegen einen neuen Angriff der Barbarei. Dieses Recht werden wir unserer- seits nicht ausnützen, um uns für die Unterdrückungen der Vergangenheit zu rächen. Das ist alles Tyrannei. Was wir auf Grund diese« Rechte« tun werden, ein Wort ge nügt, um da« au«zudrücken: Wiederherstellung de« gesam- te» Lebens Frankreichs auf allen Gebieten. Bor allem aber ist «» notwendig, daß die Befreiung Frankreichs eine solche der Menschheit sei. Di« Frtedensvermittluu, tue Winter 1»1«17. In einem Artikel des Abg. Schulze-Gävernitz war Herrn v. Beth- mann-Hollweg vorgeworfen worden, daß er durch die Er klärung de« U-Bootkrieg«» Wilton« FriedrnSvermitt- lnngSabstcht durchkreuz bade und außerdem diese Ber- mittlungSabstcht de« Präsident«« i« Deutschland ver heimlicht bade. — Zu diesem Artikel wird der „Franks. Zta. von einer Herrn v- Bethmann-Hollweg nahestehenden Seite geschrieben: In Wirklichkeit trugen sich die Dinge in jene»- kritischen Tagen folgendermaßen zu: In den auf die Senat« botschaft vom 22. Januar 1917 folgenden Tagen ließ Prä sident Wilson dem Grafe» Bernstorfs durch einen Vertrauens mann sagen, der Präsident wolle fich erneut bemühen, de« Frieden zu stände z« dringen. Für diesen Zweck werde «s von besonderer Wichtigkeit sein, genauere« über die deut- scheu Friedeu-bedtnguugen zu erfahren. Das Telegramm Bernstorff hierüber lief in Berlin am 28. Januar ein. Da mals warder uneingeschränkte Ubootskrieg bereits beschlossen und alle Vorbereitungen für seinen rum 1. Februar festge setzten Beginn getroffen. Ein Gegenbefehl war eine tech nische Unmöglichkeit. Bernstorfs wurde umgehend hiervon verständigt und beauftragt, der amerikanischen Regierung bei der Uehergabe der Note zu sagen, daß die deutsche Re gierung Wilsons Absicht aufs wärmste begrüße und zur Förderung dieser Absicht die FriedenSbedingungen dem Präsidenten zu eigener persönlicher Information bekannt gebe. Das Friedensprogramm wurde in dem Telegrackm au Bernstorff eingehend entwickelt. Bernstorfs wurde ferner beauftragt, Wilson zu sagen, daß der eingeschlagene UbootS- krieg aus technischen Gründen nicht abgestoppt werden könne, daß aber die Reichsregierung bereit sei, Befehl zur Einstel lung des UbootskriegeS zu geben, sobald es Wilson ge- lungen sei, eine Erfolg versprechende Grundlage für die Friedensverbandlungen zu sichern. Die amerikanische Re gierung beantwortete trotz dieser Mitteilung die Eröffnung des uneingeschränkten UbootskriegeS mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehuiwe». Der Vorwurf der Zweideutig keit gegen die deutsche Politik kann daher nicht aufrechter halten werden. Ebensowenig berechtigt ist der gleichfalls erhobene Vorwurf, daß die politische Leitung andere ent scheidende Instanzen nicht unterrichtet habe. Selbstverständ lich war die politische Leitung auch über dies« Vorgänge mit den militärischen Stellen in dauernder Fühlung. Dieser Depeschenwechsel ist im vollen Wortlaut auch den Mit gliedern des HauptauSschuffeS des Reichstages am 31. Ja nuar 1917 in einer Geheimsitzung mitgeteilt worden. Deutschland «nd Japan. Die „Norddeutsche Allge- meine Zeitung" schreibt redaktionell: In der Presse taucht erneut die Behauptung auf, der Krieg zwischen Deutschland und Japan hätte vermieden werden können, wenn die deut sche Regierung gewissen auf finanziellem Gebiete liegenden lapanischen Wünschen entgegengekommen wäre. Diese völlig unbegründete Behauptung ist schon früher von uns richtiggestellt worden. Gleichzeitig wird die angeblich aus einem Privatbrief entnommene Behauptung ausgestellt, der kaiserliche Botschafter Graf Rex habe von Tokio aus 48 Stunden vor der javanischen Mobilmachung geantwortet: Ihr seht wohl Gespenster in Tsingtau, nachdem man ihn telegraphisch daraus aufmerksam gemacht hatte, daß sich in Japan etwas gegen Deutschland zusammenbraue. Wir können feststellen, Latz ein solches Telegramm niemals er gangen ist. Verzicht der Entente auf de« Wirtschaftskrieg 7 Der Pariser „Temps" meldet, das französische Kabinett habe grundsätzlich einen Antrag Wilsons an die Alliierten an genommen, der den Verzicht auf einen wirtschaftlichen Krieg nach dem Kriege in sich schließe. Die nächste Reichstagssitzung. Der Aeltcstenrat des Reichstages trat gestern vormittag zu einer Sitzung z«. sammen. In der am Dienstag den 22. Oktober 2 Uhr nachmittags beginnenden Vollsitzung wird zunächst der Reichskanzler das Wort ergreifen. Anschließend hieran findet eine allgemeine politische Aussprache statt, die voraussichtlich 2 bis 3 Tage in Anspruch nehmen wird. Dänische Absichten? Zur Nordschleswigfrage schreibt „BerlinSke Tidende": In dem Augenblick, wo Deutschland sich zu den Wilsonschen Punkten bekannte, wurde die Rück gabe Nordschleswigs an Dänemark eine offene Frage. Für uns bestand sie immer. Jetzt, da das neue Deutschland das nationale Selbstbestimmungsrecht der Völker anerkannt hat, muß natürlich auch unseren Landsleuten Gerechtigkeit ge schehen. Hierzulande herrscht der ungeduldige Wunsch, die Sache aufzugreifen. Eine weitere Erörterung wird über haupt von geringem Nutzen sein. ! Eine weitere Meldung lautet: Die dänische Regierung wird von der öffentlichen Meinung in Dänemark und in anderen skandinavischen Ländern dahin bearbeitet, eine Note an Deutschland zu richten, die die Durchführung deS Art. 5 des zwischen Preußen und Oesterreich im Jahre 1868 geschloffenen Friedens als wünschenswert bezeichnet. Dieser Artikel besagt u. a., daß die Bevölkerung der nördlichen Distrikte von Schleswig, wenn sie durch freie Abstimmung iMn Wunsch zu erkennen gibt, mit Dänemark vereinigt zu werden, an Dänemark abgetreten werden soll. Rücktritt des ukrainischen Ministeriums. Das ukrai nische Gesamtministerium ist zurückgetreten. Der Hetman hat den bisherigen Ministerpräsidenten Lisognb mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt. 4 Strastenkämpfe in Sofia. In Sofia fanden, wie aus Wien gemeldet wird, in den letzten Tagen Straßenkümpfe Mt bolschewistischen Anhängern statt, wobei es etwa «00 Töte gegeben haben soll. Kriegsnachrichten. Die Viiweg««gen, die sich seit einigen Tagen an der Westfront vollzogen haben, lassen allmählich erkennen, daß eS sich um großzügige Bewegungen gehandelt hat, die sich nach einem einheitlichen strategischen Plane abwickelten. Auch dem militärisch weniger geschulten Beobachter wird erkennbar, daß die deutsche Führung dem eigentlichen Kampfzweck, der Verhinderung des Durchbruchs, mit der zunehmenden Größe und Einheitlichkeit der feindlichen An strengungen alle anderen Gesichtspunkte untergeordnet hat. Sie beschreitet augenscheinlich weiter in logischer Weise den Weg deS Abwehrverfahrens, den sie seit Einsatz der groben feindlichen Gesamtoffensive im Juli ständig befolgt hat. Allerdings werden durch das neue deutsche Verteidigungs verfahren weite Strecken des unglücklichen Belgiens und Nordsrankreichs, die bisher von den Schrecke» des Krieges verschont blieben, in Mitleidenschaft gezogen. Bei allem guten Willen ist die deutsche Führung nicht in der Lage, dies zu verhindern. Durch Angriffe auf immer neue Stellungen, deren Stärken und Schwächen dem Gegner erst nach und nach bekannt werden, sollen sich die Kräste de« Angreifers allmählich erschöpfen. Et« Befehl Hindenburgs. Das Hager Blatt „H«t Baderland bringt folgende Meldung: Ein hier aufge- fangeues drahtloses Telegramm besagt: ^ln alle Heeres- gruppen der Westfront. Ich verweise iMnnals auf die durch mich und den Generalquarticrmeister wiederholt ge gebenen Befehle^ daß bei der Räumung besetzten Gebietes lediglich militärische Zerstörungen ausgefuhrt werden dürfen, welche durch die KriegShandlungcn notwendig sind. Hindenburg. Dem „Nieuwe Rotterdamschen Courant" wird aus London gedrahtet: „Daily News" schreibt, es sei viel- sagend, daß keine Spur von Verwüstung durch Brände, die bisher für die deutschen Stückzüge bezeichnend waren, mehr gesunden werde. Diese Tatsache könne in Verbindung mit des Grafe» M»rian bestimmt geäußerter Ansicht, Deutsch land werde Wilsons Bedingungen erfüllen, zur Annahme führen, daß die Deutschen in Erwartung des Waffenstill standes ihre Truppen mit möglichst geringen Verluste» aus dem besetzten Gebiete zurückzieben wollen.