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- Erscheinungsdatum
- 1918-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191809123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-12
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Monat
1918-09
-
Jahr
1918
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hat Asegetreide aus schriftlichen Antrag »um freigegrben. Dieses Getreide wird auf Brotm rechnet. Die Vermahlung darf nur gegen eine r direkter ausgestellte „Sondermablkarte erfolge» K en gegen den auch den Fleischer, berg. Mehr Schaden wie Nutzen - KWVM-'ZTKI der Wirtsckaftsbesiürrin Frau verw. Bielia, ».Z. tm Westen. wurden mit dem Siiemen «reu» ausgezeschnet. Rotz «ein. Mangel« anSrrichender Mittel stebt di» varläustg, Einstellung de« Vetriebes der yachschülr für Saloffrr in Rotzwein ikoor: di« Schule bestevt setzt SV Zlatzre. Da«/7Schfische M«n>i»erIun, de« Innern hat di« weitere Bethils. oon 18000 M., di« bi«ber geleitet Mrd«. 1« Hinblick auf d«n Rückgang drr S-üler»a-l während de« Kriege« abaelehut. Pirna. Der Pilzvergiftung in Mügeln bei Pirna, di« in der Familie Sprnnk schon drei LftndeSopfec forderte, ist nun auch der Vater der Kinder erlegen. Die Ehefrau Gprunk schwebt noch in Lebensgefahr. Kamen». Wegen Versendung von Liebeggaben wurde «ine Gutsbefitzersedefrau in Horka in Anklage,«stand ver setzt. Eie hatte an ihren Sohn zahlreiche Paket« mit Butter, Wurst, Schinken, Kuchen und Stollen in« Feld geschickt, von denen 14 Stück abhanden gekommen waren. Infolgedessen Katt« der Soldat bei seinem Kommandeur Beschwerde er hoben. Hierdurch erhielt die Amtshaugimcmnsckast Kamen» davon Kenntnis, daß die Krau den Stollen und den Kuchen au» Weizenmehl gebacken batte, wodurch sie gegen da« Kuchenbackverbot und di« Reichsgetreldeordnnng verftietz. Jnsolgedessen wurde die Anklage gegen sie erhoben. Zwickau. Hier ging seit langer Zeit da« Gerücht um, bah einzelne grotze Lokale aus dem Thüringische« bedeutende Menge» L«ben«mittel durch die Vermittlung eine« Unter- affilier« der Kraftwageuabteiluug bezögen, der mit Militär auto« selbst an Ort und Stelle, natürlich ohne Wissen der Militärbehörden, die Waren etnkaufe. Durch einen Zufall bat da« Gerücht ein« aufsehenerregende Bestätigung gefun den. Der Geraer Gendarmerie war e« schon lang« aufae- fallen, datz ein Militärauto i» rasender Schnelligkeit die dortig« Gegend regelmäßig jede Woche berührte und offen bar iu dem kleinen Ort« Reichens»!« geschäftlich zu tun batte. Este militärischer Zweck konnte dort nicht voruegen. Man lauert« nun dem Auto auf und konnte e« Ende voriger Wach« stellen. Da die im Wagen befindlichen beiden Feld- -raue« kein« befriedigend« Erklärung adgaben, schritt man Wr näheren Untersuchung. Der Kraftwagen enthielt ein Kalb von 1 Zentner, 1'^ Ztr. Weizenmehls 1 Ztr. Weizen, Roggen, Gerste, Butter, Gier usw. DerFübxrr oeSWagen«, «in Unteroffizier, gab an, datz der Wagen au« Zwickau stamm« und das, e« sich um Hamfterwar« handle. Sein Be gleiter, der Militärmantel und -mütze trug, war eine Zivilist, «in Fleischer au« Zwickau. Die Untersuchung dauert fort. La «sa. Unter dem dringenden Verdacht fortgesetzter Wlsenbabndiebstähle wurden die hiesigen Einwohner K., Vater und Sohn, von denen ersterer viele Jahre im Eisen- bahndienst steht, verhaftet. Ziegelheim. Ein hiesiger Landwirt batte, so wird bem „Manch. Tgbl." berrchtet, vor kurzem ein Kalb schwarz schlachten lassen, aber das Gewissen lieh ihm keine Ruhe. Rach wiederholter Rücksprache mit seiner Frau bracht« stch selbst zur Anzeige und auch den Fleischer. Grünlichtenberg. .... . richteten auf dem hiesigen Rittergute 7 Soldaten an, die tzn Erntearkeiten dahin kommandiert waren. Bet einer un verhofften Durchsuchung ihrer Unterkunftträume durch die Gendarmerie sand man gegen 4 Zentner gedroschenen Roggen, 1 Zentner Aepfel und V, Zentner Kartoffeln vor. Diese Lebensmittel hatten sie innerhalb einer kurzen Zeit gestohlen. Di« unehrlichen Ernteleut« wurden natürlich so- Dort ihre« Kommando« enthoben. Bauen i. V. Vorletzt« Nackt kurz nach 2 Uhr treni hm fick auf noch unaufgeklärte Weise beim Znrückdrück, »V Güterwagen vom Güterzug 7702 und Uesen gegen dr.. 'am End« de« Ausziehgleistt ausgestellten Prellbock. Hier- hat entgleisten 8 Wagen, wodurch di« beiden Sauptgleise «sperrt wurden. Der auf dem Scklußwaaen sitzende, in Reichenbach stationierte HikLzugschaffiier Richter wurde hier- h«i anscheinend schwer verletzt. Der Personenverkehr wurde jRuech Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalte». Zum Nufaleisrn der entgleisten Wagen traf ein Hilfrzug von Zwickau «in. Wurzen. Eine grotze Anzahl Brotkarten-Abschnittr, tzwlche auf di« Zelt vom v. bi« 1b. September lauten, sowie em» groß« Anzahl Retsebrotmarken sind in einer hiesigen Bäckerei am Montag abend gestohlen worden. Die Brot» borten-Abschnitt« sind wiedergefunden worden, während die Retsebrotmarken noch fehlen. * * * . Weida. Der Grotzh. Bezirksdirektor in Neustadt a. O. hat Lesegetreide auf schriftlichen Antrag »um Vermahlen freigegrben. Diese« Getreide wird auf Brotmarken anae- rechnet. Die Vermahlung darf nur gegen eine vom Bezirk«- direktor ausgestellte „Sondermablkarte* erfolgen, deren Gül tigkeit btt »um 1b. Oktober d. I. beschränkt ist. Da« Lese- getreide ist vom Müller in da« Mahlbuch mit dem Der- Schleichendes Gift. , Roman von ReinholdOrtmann< 71. Fortsetzung. ' Mit dem verstehen und dem abgeklärten BerOkhen deS alten Manne«, den «in lange« Dasein viel Leiden hatte erfahren lassen. Vielleicht, daß setne Worte dem «inen oder dem anderen zu menschlich waren, daß sie den her gebrachten Phrasen wenig entsprachen. Aber att er sich neigt« zum Gebet, da klang Ediths Weinen durch di« Mille. Und der martialische Kommandeur der Franken- Walder Husaren, er räusperte sich verdächtig. Während der Geistliche drinnen die Einsegnung der Leich« d«S Entschlafenen vornahm, hatte sich drauß«n die Arbeiterschaft der Ramboldt-Werle ür einem lange» Zuge formiert. Er war nicht sonderlich beUebt gewesen bet seinen Untergebenen, und er hatte niemals ein Ver hältnis zu seinen Arbeiter« «Wonnen: aber auch hier war der Tod mächtiger gewesen, al« da« Leben. Sie seinem Garge all» — alle, di« ihm geholfen hat- .. seinem Reichtum- Keine Rauchwolke entstieg beut« Lsfeu, die schwär« und düster zum Himmel ausra»- Kein Hammerschlag klang auS den Hallen der Fabrik, n und verödet lag der weit« Hof. ihn au« seinem Hause trug, da buben die Vom und von St. Marien zu läute» a«. Wege, auf dem Ger Trauerzug kommen »«m Friedhof vor dem Berliner Lor dräng ten sich die Menschen. M war doch der mächtigste «wesen hier in seiner Vaterstadt. Und sein Leben wie sein Lod waren wohl danach angetqn, «« Gemüter der Klein städter aufzuregen. ' Di« Zeitungen hatten anläßlich seine« traurigen En des täglich spaltenlange Bericht« gebracht. Danach war er durch die Angriffe, die ein Revolverblatt vor einiger Zeit gegen ihn gerichtet hatte, in einen Zustand nervö ser Ueberreiztkeit geraten, d« sein« Angehörigen und au«, die ihm nahestanden, schon seit langem mit Sorge er füllt babe. Er habe sich wohl auch ein allzu großes Matz von Arbeitet »ugemutet. Der geringfügigste Anlaß habe hingereicht, ihn in die furchtbarste Erregung zu ver setzen. Der Streit, dmerHnjp^nan Kiner besten Freunde «babt habe, sei an und für sich ganzs unbedeutend gewe sen: und nur «in Anfall geistiger Umnachtung, durch Ueberarbeitung und durch beständige Aufregungen her- bei«führt, habe die» traurige, Ende möglich gemacht. Durch di« Auslagen de« Zkgeleiverwallers Otte und ds» Chauffeur«, dtz detzw .des WM«. ümrdv, folgten len zu den Ei ten. 5. .. , stumm und , Al« man Glocken vom Twm Und an dem mutzte, bis »ur 1»1S. f«, hei sselndtt «nie fest» Kind selbst aus , der Gommerfris», abgeholt batte und nun mit ihm gemeinsam den Tod gefunden batte. Die Leichen der Getöteten wurden in da« Cafe Weitend in Schueidemühl gebracht und dort aufgebabrt. Di« Feststel lung der Toten ist infolge der furchtbaren Verstümmelungen zunächst »icht möglich, und tt bleibt nicht« anderes übrig, al« die Eltern der Getöteten nach Schneidemühl kommen zn loffe», damit auf dies« Weise «ine Feststellung erfolgen kann. Die verletzten Kinder wurden in, das Städtische Krankenhaus in Schueidemühl überführt, die Leichtverletzten erhielten auf dem Bahnhof den ersten Verband. Bei den Verletzten handelt e« fick zum großen Teil um Quetschungen der Gliedmaße» und um dnrch Quetschungen hervorgeruseue Verletzungen innerer Organe. Dl« Ursache» der Kätaltrophe sind in einem Versagen der Luftdruckbremse des FerienkinderzuoeS zu suchen. Be reit« auf dem Bahnhof Nakel meldete der den Ferienzug führende Lokomotivführer dem Stationsvorsteher, daß die Luftdruckbremse versage. Darauf wurde der Zug mit Bremsern und Bremserinnen versehe» und setzte ferne Fahrt nach Sckneidemühl fort. Der Lokomotivführer gab sofort, al« er bemerkt«, daß da« Haltesignal vor dem Bahnhof hochging, da« Signal »um Bremsen, jedoch fuhr der Zug infolge de« starken Gefälle« der Strecke mlt fast unvermin derter Schnelliakeit weiter. Der Lokomotivführer rettete sich vor dem Unglück durch Abspringen von der Lokomotive. Eine Lehrerin, die die Ferlenkinder heimbealeltete, teilte dem Berichterstatter de« .D. L.-A. noch folgende Einzelheiten mit: .Al» da« Unglück fick ereignete, schliefen wohl die meisten Kinder. Iw befand mich im vierten Wagen de« Zuges, al» plötzlich die Notfigual« ertönten. Im selben Augenblick wurde ich von der Sitzbank geschleu dert, und die Gepäckstücke der Kinder stürzten puf mich her ab. V» gelang mir, nach dem ersten Schreck unverletzt au» dem Abteil in« Frei« zuaelangen. Ning« war e« noch dunkel, nur «in einziger Mann mit einer Laterne war zu sehen. Die RrttungSarbeiten aber wurden sehr schnell auS- arführt und die Verletzten möglichst rasch in Sicherheit ae- oracht. Erschütternd wirkte, wie eine» der verletzten Mäd chen rief: .Wenn ich sterben muß, grüßen Tie meine Mutters Die Kinder in den übrigen Wagen wurden von den Lehrern und Lehrerinnen beruhigt und der Unglücks stätte ferngehalten." Neueste Nachrichten nnd Telegramme vom 12. September 1918. Melduuse« der Berliner MorgendlStter. )( B e r lin. Der Reichskanzler wird, wie der .Lokal anzeiger" hört, in den nächsten Tagen die Führer der RcickStaaSfraktionen getrennt empfangen. Auch die „Börsenztg." weist auf die Besprechungen des Kanzlers mit führenden Parlamentariern hin und sagt: Wie bei ähnlichen früheren Anlässen werden die Parteiführer Gelegenheit haben, in Einzelunlerredunge» mit dem Grafen Hertling Vie schwebenden Fragen zu erörtern. Der geschitstSfübrende NnSschnst der Nationalliberalen »artet wird am 12. September zusammeutreten, um Stellung zur Reform des LandtagSwahlrechteS und zur Frage der etwa notwendig werdenden Neuwahlen zu neh men. Die konservative Fraktion des Landtages versammelt sich am 20. zu einer Besprechung. Der interfraktionelle Ausschuß der MerbeitHparteieu deS Reichstages ist für beute zu einer Sitzung einbernsen worden. Die Germania stellt fest, das es stch dabei ledig- lich um die periodisch wiederkchrende Aussprache zwischen Vertretern der Mehrheitsparteicu deS Reichstages handelt. Da der Reichstag vorerst nicht zusammentrete, hätten die Vertreter der Mehrheitsparteieu da« Bedürfnis, sich über schwebende Fragen auSzufprechen. Die „Voss. Ztg." sagt, daß PeterS zu den ersten deut schen Mimnern gehörte, die Englands wachsende Feindschaft richtig einschätzten, soll ihm ebenso unvergessen bleiben, wie sein Verdienst um die deutsche Kolonialpolitik, die ihm Ost- asrika dankt. (Siehe unter „Deutsches Reich".) Zur preußische« Wahlrechtsreform. * Berlin. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Ein tm Vorwärts veröffentlichter Aufruf der so- »ialdemokrattschen Partei erhebt gegen die Negierung den Vorwurf, daß sie tatenlos zufebe, wie der Ausschuß des Herrenhauses, der die preußischen VeriassuugSvorlagen be- rät, das Zustandekommen der geplanten Reform absichtlich verschleppe. Dieser Borwurf ist unbegründet. Die StaatS- regteruna hat keinen Anlaß, daran zu zweifeln, daß der Ausschuß des Herrenhauses di« großen Aufgaben, die ihm gestellt sind, mir Ernst und Sachlichkeit behandelt. Ter bisherige Verlauf der Beratung läßt keinerlei Berschlev- pungsabsichten erkennen und schließt es keineswegs aus, baß die Kommission zu Beschlüssen gelangt, die dem Juli- merk.Lesegetrelde" rinzuttagen. Da» Verfüttern von Lese getreide ist verboten. . Aurchtwre Kisrnbaheketaftrehhe. !I. «. s« «N-drr Amtlich wird au« Schueidemühl gemeldet: Mittwoch 4 Uhr üb früh ist bei Blockstelle Plättle kur» vor vahnbof Schueidemühl iu Km 2,4 der Strecke Bromberg.Scknetde- muhl der Kindersonderzua 2244 nach MünchenGladbach infolge lleberfahren« dtt Haltesignal« auf den Schluß des GÜterzuge« 7892 aufgefahren Der erst« Wagen de« Kinder- sonderzugtt wurde in den Packwagen hineinaeschoben und btt auf vier Abteil« zertrümmert. Vom GÜterzuge find acht Wagen beschädigt oder zertrümmert. «tzetbwt wurde der Schlnßsckassner ba» GäterzngrS, ei« Mann und SS Kinder. Verletzt wurde« «tue Fra» nnd 18 Kinder leicht, L Kinder schwer. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Zu dem Unglück wird noch berichtet: Von dem Ferien- sonderzug wurden die ersten Magen vollkommen zer trümmert. Von den in diesen Abteilen reisenden Kindern find di« meisten sehr schwer verletzt; bi« jetzt wurden SS Kinder wt au« den Trümmern gezogen, etwa 1ü sind schwer verletzt, einige find mit leichteren Verletzungen davon gekommen. Au« der Stadt war sofort ärztlicke Hilf« zur Stelle. Militär und Eisenbahn-Arbeiter wurden nach der Unsallftell« entsandt, um sofort die Rettungsarbeiten auf- zunebmrn. Die verletzte» Kinder wurden «ach dem städtischen Krankenhaus« in Schneidemübl gebracht. Die vielen eingedrückten und zerbrochenen Wagen sperren die Gleis«. Die Ursache des Unfall« wird auf nicht genügende BremSniäglichkeit des FerieusonderzuaeS zurückgeführt. EL ist noch nicht ein Jahr her, seit im Oktober 1917 gleichfalls «in Fertenlouderzua bet Schönhausen an der Elbe verunglückt«. Auch damals handelte es sich — ei» sonder barer Zufall — um Kinder, die in München-Gladbach und Umgebung »u Hause waren. Dem „Berl. Tabl." wird au« Tchneidemühl gemeldet: Der nahe dem Bahnhof Schueidemühl gestern früh verun glückte Fcrienzug war mit 760 Kindern in Begleitung ihrer Lehrer und Lehrerinnen besetzt. Die Kinder, übermüdet von der schon langen Fahrt, schliefen in ihren Abteilen. Plötz lich hörte man em furchtbares Krachen. Die Wagen er- schüttrrte ein heftiger Ruck und der Zug hielt. Jammern und herzzerreißende« Stöhnen erfüllten die Luft. Den von allen Seiten schnell herbeteilenden Etsenbahnbeamtcn bot sich in der grauen Morgendämmerung ein entsetzliches Bild. Die Lokomotive de« FerienkinderzngeS, die letzten Wagen eßitt GÜterzuge«, der ans dem Gleis hielt, und die ersten Wagen de« Feriensondermges bildeten ein Chaos von Trümmern, au« dem da« jämmerliche Schreie» der schwer verletzten Kinder erscholl. Der Packwagen des Ferien- sondrrzuges hatte de» ihm folgenden mit Kinder» voll- besetzten Personenwagen in der Mitte durchschnitten. Au« den Splittern und »usammenaeauetfchen Holz- und Eisen teilen rann da« Blut der Getöteten hervor, rangen sich die blassen Händchen der eingequetsckten, schwer verletzten Kin der empor. Die meisten der in diesem Wagen untergebrnch- ten Kinder waren getötet. Alle in Schneidemühl verfüg- baren SanitätSmannsckaften, Aerzte «nd das auf dein Bahnhof vorhandene Eisenbahnpersonal wurden sofort an die Unglücksstelle gesandt. Nack den ersten Aufräuinungs- arbeiten bot stch de» Arbeitenden ein snrchtbarer Anblick. Unter den Trümmern fand man dreiunddreihig vollständig zerstückelte und zerfetzte Kiuderleichen und die Leiche eines Eisenbahnbeamten. CS wurde seftgrstellt, daß dieser Be- tzAmtltch.) Groß«» 4 «tttt N-rdöstUck mm« Armentieres »nd «n ***Än*Än Kampfstouten entwickelten fick «ährend Le« Tage« unter starkem Feuerschutz mehrfach Jnfanteriwefechte im Vorgelände unserer Stellungen. Am Abend heftiger Artilleriekampf »wischen den von Arra« tzmtz Beronne auf Tambrat führenden Straßen. Englische Angriffe, die bei Eintritt der Dunkelheit argen den Kanalabscknitt Marcoing- Haorincourt vorürachen.jch«lterten vor unseren Linien. Anch »wischrn Vtlett« und Ai»n« «Hm das «rtilleriefeuer am Abend an Starke wieder zu. Die Jnfanterirtätiakeit blieb hier auf Dorfeldkämpfe beschränkt. Auf den Höven nord- östlich von Filme« wurden französische Teilangriff« abge- wiesen. Erfolgreich« VrknndungSgefrckt« an der lothringischen Front und in do» Possen. 1er der Fülle der Blumen, und aus zwei Wagen führte man di« Kränze nach, die -em verstorbenen gespendet waren. Mit Mühe nur gelang es, auf dem Kirchhof Platz für die Leidtragenden zu schaffen. Die Gattin des Entschlafenen wie seine Schwester hatte» sich -er öffent lichen Neugier nicht ausgesetzt. Von seinen nächsten An gehörigen sah man nur seinen Schwager und den Vetter seiner Frau, den Rittergutsbesitzer Joachim von Prettin. Sonst aber waren alle gekommen, die Bedeutung hatten in Frankenwaldc. Der Landrat stand neben dem Obersten von Maltitz unter den Offizieren des Husaven- regtmentS; von den Herren des Amtsgerichts und dec Regierung, von der Stadtverwaltung, dem Magistrat und dem Gemeindekollegium, den Gymnasialprosessoren und den angesehenen Bürgern fehlte kaum einer. Nach dem- Geistliche«, der hier am offenen Grabe sich auf wenige Mort« beschränkte, die für da« Publikum bestimmt waren, ergriff der Bürgermeister das Wort zu einem langen Nachruf, und nach ihm sprachen der erste Ingenieur und der älteste Werksührsr der Ramboldtwerkc. Dann rieselte die Erde auf die Blüten, die man ihm nachgegeben hatte in die Gruft. Langsam schoben sich die Menschenmassen über die breiten Wege den Ausgängen zu. Und die dem Entschlafenen den letzten Dienst erwie sen, die seinen Ruheplatz mit Erde deckten, fragten nicht danach, Nb e« «in reicher Fabrikant oder ein hergelaufe ner armer Teufel war, den man hier gebettet lullte. Helmut Mlthofs war der letzte, der den Friedhof ver ließ. Er hatte al« Vertreter der Familie des Entschlafe nen viele freundliche Wort« und viel warme Händedrücke entgegennehmen dürfen. Was ihm der Oberst von Mal- tttz gesagt batte, da« war sicherlich dazu bestimmt gewe sen, die Erinnerung an alle» früher Geschehene auszu löschen. und wieder wie bet seinem Abschied hatte sich's ihm offenbart, wie herzlichen Anteil die Kameraden an seinem Geschick «ahmen. Aber es war ihm doch eine Erleichterung, al« die» Begräbnis mit seinem Gepränge vorüber war. Das er mit dem Toten abzumachen lullte, da« hatte er in den letzten drei Nächten durchgekämpft. All dieS Aeutzerliche hier hatte nicht« mehr mit seinen Gefühlen zu schassen. Att er, dem Wagen abwinkend, tief in Gedanken der- Btrake der Stadt zuschrttt, hörte er dampft bei seinem Namen gerufen. Und ausblickend sah er in Joachim von Prettin« ernste« Gr- dich «wartet. Ich wollte doch «cht MtNsahrm heute, ohne d« rwch einmal die Hand sei «S einwandfrei festgestellt, daß Herrn Paul Teßmar, den Pächter deS Lohezr-Rautener DorlverkS Grabow, nicht da» mindest« Verschulden an dem beklagenswerten Treig- ntt träfe. Der Chauffeur Becker, der in den letzten Le benslagen dtt Fabrikanten wiederholt länger« Fahrten mit ihm gemacht hatte, hatte außerdem erklärt, daß Her mann Rarnbvldt schon mehrmals von OhnmachttanMlen heimgesucht worden sei, und daß er bei jeder Gelegen heit außerordentlich heftig geworden wär«. Der Mann, der sein Leben in strengster Pflichterfüllung, in unermüd licher Arbeit und aufopferndster Tätigkeit für das Ge meinwohl »»gebracht habe, habe tt eben nicht verwinden können, daß man tt «wagt hatte, setne Ehr« und seinen makellosen Namen anzutasten. Die ihn verleumdet hat ten, wären lvohl die eigentlich Schuldigen an seinem Tode, der seiner Vaterstadt den verdienstvollsten Bürger und den bedeutendsten Mann entrissen habe. Da» alles, auSgeschmückt mit den Phrasen phanta sievoller Reporter, hatten die Einwohner von Franken walde tagtäglich schon am Frübstücksttsch lesen können. Und der Umschwung in der öffentlichen Meinung war so schnell und so gründlich erfolgt, wie man zuvor sofort bet bor Hand gewesen war mit seinem vernichtenden Ur teil. Dne durch tue gesellschaftliche Wwykottierung des FabrEanten dazu beigrtvagen hatten, ibn in jenen Zustand Nexvöser Überreizung zu versetzen, sie verspürten jetzt vielleicht etwa« wie leise Gewissensbisse, und sie hatten sich beeilt^ an bem Tot« ' ' an dem Über da» ^machen, wett sie allen aber, die sprachen, — und man sprach in Franken- ivalde kau» von etwa« anderem in diesen Tagen, hatte jetzt nicht «in einziger a« die Wahrheit dessen «glaubt, wa« sich an Beschuldigungen «gen dm Unglücklichen er hoben hatte. Nicht ein einziger hatte auch nur für ein« Stunde an seiner Ehrenhaftigkeit «tzweifelt. S» war ein Rühmen seiner genialen Eigenschaften und seiner geschäft lichen Tüchtigkeit, seine« Buräersinn« und stiner übrigen vortrefflichen Elamsthaftm. Uno an dem Vormittag, da seine sterblich« Hittie der Erde übergeben werden sollte, drängten sich bi« Menschen auf dem Friedhof, an des sen Mauer sich uÄenetnander da« Erbbegräbnis der Fa milie Älthofs und di« vor eintaer Zeit durch Ermann RamboUll erworben« Begräbnisstätte befanden. Rur di« verdienstlichsten Bürger der kleinen märkischen Stadt la gen in dieser Reihe. Und es war keiner, der dem Ver storbenen diesen Platz nicht zuaesprochen hätte.
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