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- Erscheinungsdatum
- 1918-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191806263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-26
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Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Beilage znm „Riesaer Tageblatt". «NNmÄaük mch Verl«: Langer ä wintarttch. «las«. »rschifKst«»«: «artbestratze LV. Verantwotttt» für Redaktü«: Arthur Riesa; für «nzeigenttttr Wilhelm Dittrich, Riesa Z 116. Mittwoch, SS. Juni 1S18, abends. 7I.Jahrg^^ We Ne des WWWs. — MlsMMi. «mm MM W M MMklllSS Mil MmSllikll im MlMW WMMMII. nir gegenwärtig auch nicht — daß die Nationen, die lStausch eintveten, so wir'. gewisses vertraue» tu die .Anständigkeit und Ritterlichkeit der Gegenseite saßt. Solange jede Eröffnung eines solches Gedanken austausches von dem andern Teil als Friedensoffensive, als Falle, als falsch Unternehmung, nm Zwietracht zwischen den Verbündeten zu säen, aufgesetzt wird, solange jeder Annäherungs versuch von den Gegnern einer Annäherung in den ver schiedenen Lätldern sofort auf das heftigste bekämpft wird, solange ist nicht abzufeheu, wie irgendein Ge dankenaustausch eingeleitet »verden kann, der zum Frieden führt. Ohne einen solchen GedankenauStansch wirbt vet der ungeheuren Größe dieses Koalitionskrieges und bei der Zahl der in ihm begriffenen, auch überseeischen, Mächte, durch rein militärische Entscheidungen allein ohne alle diplomati schen Verhandlungen ein Ende nicht erreicht iverden können. (Lebh. Zurufe: Lesen Sie aus dem unkorrigierten Stenogramm?) Ich habe in meinem Stenogramm nichts korrigiert, was den Sinn meiner Rede berührt. (Zwischenrufe. Unruhe.) Ich fahre in der Verlesung fort: „Unsere Stellung auf den Schlacht feldern, die ungeheuren Reserven an militärischen Hilfsmitteln, die feste Entschlossenheit im Innern gestatten uns, eine solche Sprache zu führen. Wir hoffen, daß unsere Gegner einsehen werden, baß gegen die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, der Gedanke an einen Sieg der Entente Traum und Illusion ist; sie werde», wie Asquith von uns erwartet hat, seiner zeit de» Weg finden, mit einem Friedensangebot an uns heranzutreten, welches den deutschen Interessen entspricht und den deutschen Lebensnotwendigkeiten genügt." Nun hat Graf Westarp in seiner Rede davon gesprochen, baß ich einen Appell a« den gute« Willen Englands gerichtet hatte. Das hat mir total serngelegen. Dieser Appell richtet sich an niemand besonders, und aus dem Zusammen hang meiner Rede geht klar hervor, was die Absicht war: nämlich daß Verhandlungen von Parlament zu Parlament und von Rednerbühne zu Rednerbühne uns — darüber wird wohl ziemlich allgemeine Ucbereinstimmung herrschen — aus dem Wege zu einer Lösung kaum mehr wesentlich fördern können, Also bleibt nichts übrig, als der Weg der vertraulichen oder diplomatischen Fühlung» «ahme. Dieser Weg wird gleichfalls hoffnungslos verbaut, wenn von den Gegnern jede derartige Anregung von vornherein als aus mala tiäss hervorgehend bezeichnet wird. Meine Absicht war dabei zu zeigen, daß die Gegner jeden Weg, der zur Verständigung führen kann, vollständig verrammeln. Weiter hat Gras Westarp ausgeführt, die Aufforderung, uns nicht leben guten Glauben abzüsprechen, sei bei den Engländern an die falsche Adresse gerichtet. ! . Ich beziehe mich auf das eben ^Gesagte: solang« die Gegner nichts, was wir sagen, als geeignete Grundlage ansehen — wie soll da eine Diskussion zustande kommen? Dann hat Graf Westarp gesagt, aus gutem Willen würden unsere Feinde nicht in Verhandlungen eintreten, sondern sie in üblen dazu gezwungen werden. (Sehr richtig! rechts.) Ich Unter» streiche jedes Wort, aber loo ist der Appell an den guten Glauben? Haben wir nicht Siegs zu verzeichnen so groß, wie sie die Geschichte kaum verzeichnet? Erwarten nicht unsere Feinde, wie ihre Presse zeugt, jede Minute neue große Schläge? Sind sdas nicht Momente, die bei.ihnen die Ueberzeugung oder Nachdenklichkeit darüber auslösen können, ob es nicht verständiger wäre, jetzt den Weg der Verhandlungen zu beschreiten? Graf Westarp meinte, di« Voraussetzung für einen guten Frieden bleibe der Sieg unserer Waffen. (Zustimmung rechts.) . Hem stimme ich vollkommen zu. I » Der Sieg ist a«f tmsrree Seite und wir hoffen auch in Zukunft zu siegen, solang« bis die Gegner zu Eröffnungen bereit sind, welche der Lage entsprechen und den deutschen Lebensnotwenhigkeikm Genüge tun. Ferner hat Graf Westarp ausgeführt, wie unser gutes Schwert den Frieden im Osten gebracht hat, so wird das Schwert auch den Frieden im Westen bringen müssen. Der Verlauf im Osten ,st der gewesen, daß die Gegner, als sie einsahen, daß weiterer Widerstand nur noch 'überflüssige Opfer bedeute, die Russen auf dem Wege des Funkspruchs, die Ukrainer auf dem Wege der Delegation nach Brest-Litowfk, die Rumänen auf dem Wegs diplomatischer Unterhandlungen uns ihre Bereitwilligkeit er- klärt haben, in Verhandlungen einzutreten. In der Nedo dos Grafen Bestatt) hieß es weiter, die Fassung meiner Erklärungen .hab« eS vielleicht zweifelhaft erscheinen lassen "können, ob ich auch der 'Meinung gewesen wäre, die ich soeben ausgesprochen habe. > Ich lege den größten Wert darauf, festzustellen, daß ich durchaus dieser Meinung gewesen bin. Nebrigens geht aus den Worten des Grafen Westay) hervor, er könne sich nicht denken- daß ich anderer Meinung! gewesen wäre, aus diesen Worten, di« Graf Westarp zu eine« Zeit gesprochen hat, als ich bereits den Reichstag verlassen hatte, ohne das Stenogramm sei.wr Rede vorher gesehen zu haben, daß ich daran nichts geändert haben kann. Das gebe ich den Herren zu bedenken, drs vorhin der Meinung Ausdruck gegeben haben, rch hätte das Stenogramm geändert. (Sehr gut! links und im Zentrum.) Schließllch hat Graf Westarp mir den Gedanken zugeschrieben, ich wollte nicht di« Ecrt- scheidung durch die Waffen, sondern nur Verhandlungen herbeiführen. Dagegen muß ich auf das entschiedenste protestieren. Graf Westarp hat selbst gesagt, er könne sich nicht denke», daß ich «in« solche Meumng gehabt hätte. Der Sinn meiner Rede war direkt und klar und in dem Hinetnschieben des „nur" liegt eine direkte (der Staats sekretär zögert einen Augenblick mit dem Weitersprechen) Um kehrung dessen, was ich gesagt habe, daß nämlich durch reine mrlitüttsche Erfolge allein, ohne diplomatische Verhandlungen, da» Ende nicht herbeigeführt werden könne. Dabei lag der Schwerpunkt, auf den milttärischen Erfolgen und die diplomati schen Verhandlungen wurdm nur als sekundär gekennzeichnet. Hätte ich das gesagt, waS Graf Westarp sagte, er könne sich nicht denken, daß ich es hätte zum Ausdruck bringen wollen, dann wäre Ihr Angriff in vollem Maße gerechtfertigt. Der Verlauf wird immer der sein, wie er von mir kurz gekenn zeichnet worden ist, > de, militärische Erfolg Ist dke Doraussehvng und di« «r»«dlag« de« diplomatischen Verhandlung««. Meine gestrige Aufgabe als Diplomat (Zuruf b. d. Soz.: Diplomat?) war, von hoher Warte zusanrmenfassend, die Ereig nisse zu Überblicken. Da mußte auch akademisch und theoretisch die Möglichkeit erörtert werden, wie aus den militärischen Erfolgen seinerzeit auf dem Wege der Verhandlungen der Gewinn auSgemünzt und gesichert werden sollte. Die Ein fügung des „mir", wenn sie berechtigt wäre, würde den Sinn genau ins Gegenteil verkehren, ttziras Westarp fährt fort, ich kann eS mir nicht denken, daß das der Sinn seiner Ausfüh rungen gewesen sein soll. W würde ja draußen im Felda eine Wirkung ausüben, die ich nicht näher ausmalen will, und «8 würde sich auch in scharfem Gegensatz setzen zu Kundgebungen anderer Art, die wir in letzter Zeit oft genug gehört haben, Kundgebungen, die. betonen, baß nur. der Sieg der deutsch«» Waffen zum Ziele fuhren rönne. Nachdem Graf Westarp selbst mehrfach sagt, er könne sich das nickst denke», und nachdem' ich bestimmt versichern kann, daß eS mir nicht eingefallen ist, das zu sagen, muß ich die Folgerungen auf das allerentschic- denste zurücklveiscn. Wir vertrauen auf die Siege der Ver gangenheit und hoffen auf die Siege der Zukunft, und an die ^Ähffttr^Bnfall) b^Eätische Arbeit ansckMßen müssen. Abg. Naumann (Fortschr. Vp): Die Wartezeit an der Westfront ist vorüber, wir sind nicht mehr das umstellte Tier. Wir führen Hen Krieg nicht als riesenhaften Sport, unser« Soldaten sind auch nicht die Banditen, als welche sie von feind- licher Seite immer hingestellt werden, sondern sie tuen cmsach ihre Pflicht und sind zur Menschlichkeit erzogen würben. Einen absoluten Sieg über die znsainnicngebattte Menschheit iverden wir vielleicht nie erzwingen. Da« deutsche Volk wird d«« Weltstnrm aushaltenl (Beifall links.) Die Feinde werden rinsehen, daß Deutschland nicht tot zu machen jft. ES wird gesagt, der Krieg müsse so lauge fortgesetzt werden, bis einer von beiden Kämvsc'rn Deutsch land oder England tot sei. Was fohl aber ans der Menschheit werden, wenn beide nur halbtot sind? (Beifall links.) Mg. Dr. Strcseinann (»!.): Die gestrige Rede des Staatssekretärs von KühUnann hat auch ans' meine politischen Freunde - ' ' ' - gerades» niederschmetternd gewirkt. (Stürmische Zustimmung der Nationalliberalen.) Wir bedauern aufs alleriicssie, daß ein Satz ausgesprochen werden konnte, als wenn unsere militärischen Erfolge'nicht anSreichtc», um zum Frieden zn.tommcn. (Zustimmung.) Dieser Satz ,isr beweis los, gegen das Stück Weltgeschichte, das wir im Osten erlebt haben. Nachdem die Ver- handlungeninBre st-LitowSkgescheitert waren, mrlßtencrstunseretapfern Truppen ei n greifen,' um dann schnell den Frieden zu erzwingen. Es wirkt auch deprimierend auf das deutsche Volk, wenn hier ge sagt wird, der Krieg könne ein siebenjähriger oder dreißig jähriger w»dcn. (Beifall b. d. Nationalliberaleic und rechts.) Dem deutschen Volk iverden alle Reden feindlicher Staats männer vorgesetzt,' und es ist deren Absicht, Lus di« Seele des deutschen Volkes niederdrückend zu wirken. ' Was hätte« Lloyd George ««d Llemeneea« aus de« deutsche« Siegen gemacht? (Stürmischer Beifall.) Weshalb glaubt die Welt nicht an die großen deutschen Siege? Weil unsere Staatsmänner beinahe eine Angst haben vor diesen Siegen. (Lebhafter Beifall.) Redner weichet sich daun noch gegen den Abg. Erzberger und gegen den Fürsten Lichnowski. Wir protestieren dagegen, daß das Bürgertum fast gan„ von den besseren diplomatischen Stellen ausgeschlossen ist. Um auch Unbemittelten die Laufbahn zu ermöglichen, muffen die Posten dementsprechend bezahlt werden. Des halb ist es nötig, daß unser dementsprechender Antrag an genommen wird. .Abg. Gröber (Ztr.) beantragt, den Antrag der Nationalliberalen dem HauptauSschnß zu überweisen. Das Haus beschließt demgemäß. Abg. Haase (unabh. Soz.): Das Stirnrunzeln der Konservativen und wahrscheinlich bestimmte Depeschen und bestimmte Stellen haben den Kanzler heute zur Rede ge zwungen. Herr von Kühlmann hat es nicht verstanden, einen schönen Tod zu sterben. Sieger ist Graf Westarp ge- blieben. Bei uns herrscht eben die Militärpartei. (Sehr wahr hei den Soz., Gelächter links.) Wie oft soll unser Sieg schon unmittelbar bcvorgestauden haben. Der Sieg im Osten verbürgt nicht den Sieg im Westen. Rußland war durch und durch zermürbt. Ich vermisse bei uns die Erklärung, daß sie auch bei den anderen die Unversehrtheit ihrer Staatsgebilde gewährleistet. Was wir gestern über Belgien hörten, war ein Rückschreiten. Wir haben den Ueberfall wieder gutzumachen. Im Osten finden wir über all eine unheilvolle Politik, die nicht im Einklang mit dem Frieden ist, trotzdem er ein gewollter Friede ist. Durch militärische Erfolge allein ist der Friede nicht zu erringen. Die Vokksmassen müssen begreifen, daß es ihre Aufgabe ist, den Frieden zu erzwingen. Abg. Werner, Gießen (d. F.): Herr von Kühlmann sieht die Friedensresolution noch immer als ein Dogma an. Was versteht er unter den Grenzen, die uns bestimmt sind. Es ist doch unleugbar, daß die geographischen Grenzen für das deutsche Volk bei seinem Wachstum unzulänglich sind. Die Führer des Volkes haben die Pflicht, die großen Taten des Heeres auszunutzen und dürfen nicht die Stimmung herabmindern. Aus unserer Diplomatie muß dec englische Geist mit eisernen Besen ausgekehrt werden. Aus Rußland hätte entschieden noch mehr hcrausgcholt werden können. Die Russengefahr ist für uns noch keineswegs vorüber. Die Entwicklung in Polen gibt zu großen Bedenken Anlatz. Die anstro-polnische Lösung wäre der erste Nagel zum Sarge des deutsch-österreichischen Bündnisses. Ein Sonder herzogtum Litauen muß abgelcbnt und die Personalunion angestrebt werden. Das Selbstbcstimmnngsrecht des deut schen Volkes muß in den Vordcrgrurd gestellt werden. Wir haben überall nur zu fragen, ob deutsche Interessen iu Frage kommen. Die Flamen dürften nicht ihrem Schicksal überlassen werden. Bei der Schroffheit der Gegensätze war ein Ausgleich mit England unmöglich. England gibt seinen Vernichtungswillcn nicht auf, bevor es nicht am Boden liegt. Die Weiterberatung wird auf Mittwoch 2 Uhr vertagt. Außerdem kleinere Etats und Gesetzentwürfe. Schluß 8'/. Uhr. Haiiptansschuß des Reichstages. Vcwun, den Lö. Juni 1918. Der Hauptausschuß dcS Reichstages setzte heute seine Be- ratungen über den rumänischen Friedensvertrag Port. Vor Eintritt in die Tagesordnung regte der Vorsitzende Mg. Ebert an, die Erörterungen kurz zn fassen, damit morgen die Beratung des Friedensvcrtrages abgeschlossen werden kann. In dieser Woche sollen dann die Gesellschaftssteu« und das Be? sitzsteuergcsetz in erster Lesung erledigt iverden. In der über- nächsten Woche soll die ztoeite Lesung möglichst der gesamten Steuergesetze folgen. Ter Vorschlag des Vorsitzenden, auf eine weitere allge meine Aussprache zu verzichten, die einzelnen Artikel gleich twrzunehmen und sich dabei lediglich auf Anfragen zu be schränken, findet di« Zustimmung des Ausschusses. Das erste Kapitel (Wiederherstellung vvu Friede W> Freimdschaft) wird ohne Erörterung angenommen. - - - - Deutscher Reichstag. - „ Sitzung, Dienstag, den 2S. Juni 1V18. Am BundeSratStische: Graf Hertling, v. Payer, v. Kühlmann. ' Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 2 Uhr lü Minuten. ' Au, der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. Auf eine Anfrage des Abg. Prinz zu Schönaich « Ea- »vlath betteffeild im Kemmelgebiet in englische Ge fangenschaft geratene u>ü> dort unmenschlich gemarterte Offi ziere und Mannschaften erwidert Oberst v. Fransecki, baß, falls dies zutreffen sollte, Sühne und strenge Bestrafung wegen dieser niederträchtigen Verbreche» gefordert werden solle. Auf eine weitere Anfrage desselben Abgeordneten, betreffend die Notlage von lüO deutscher Gefangener auf der Insel Malta, erwiderte Ministerialdirektor v. Kriege, daß die Ernährung auf Malta zurzeit besser sei als in England. , Die Abgg. Doormann und Weinhausen (Fortschr. Vp.) svrdern Wiedergewährimg des Feldpvstrechts an di« deutsche AHrechchast in Lodz. ) Geheimer Postrat Ducke sagt Prüfung dieser Frage zu. Abg. Schiele (konst) bittet, während der Erntezeit Land wirte zum Heeresdienst, einzuberufeu. Oberst v. Braun: Allen billigen Wünschen wird Rech nung getragen werden, aber alle Landwirte können nicht zu rückgestellt werden. ' ° Reichskanzlei und Auswärtiges Amt» Die Aussprache wird fortgesetzt. Zunächst erhält das Wort der Reichskanzler. Reichskanzler Graf Hertling: / Ich hatte ursprünglich nicht die Msicht, in diese AüSspttiche einzugreifen. Die Gründe für diese beabsichtigte Zurückhaltung liegen auf der Hand. Es sind die Erfahrungen, die meine Amtsvorgärrger mit denk Erfolg ihrer Reden gemacht haben. Sprachen wir von unserer friedfertigen Gesinnung, von unserer FrieLensbereitschaft, so nnrrde das von den Feinden als ein Symptom unserer Schwäche, unseres umnittelbar bevorstehenden Zusammenbruchs aufgesetzt, von den anderen als eine hinter- slistig gestellte Falle mißdeutet: sprachen wir dagegen vvn unserem unerschütterlichen Willen, den uns frevelhaft auf- gezwungenen Eroberungskrieg erfolgreich abzuwehren, so hörte man auf der anderen Seite die Säbel klirren, und es hieß, das sei die Stimme des preußischen Militarismus, mit dem sich auch die leitenden Staatsmänner wohl oder übel ab- gefunden hätten. Ich bin dann am 14. Februar ei'» Stück weitergegangen und habe Stellung genommen zu der Botschaft des Präsidenten Wilson. Ich Habs seins bekannten vier Punkte hier besprochen imd grundsätzlich meine Zustimmung zu diesen vier Punkten erklärt. Ich habe ausdrücklich gesagt, daß diese vier Punkte möglicher weise die Grmidlage für einen allgemeinen Weltfrieden bilden könnten. Irgendwelche üleußerungen des Präsidenten Wilson sind darauf nicht erfolgt. (Hört, hört!) ES hätte deshalb' gar keinen Zweck, den damals gesponnenen Faden weite» zuspinneu, insbesondere nicht angesichts der Aeußerungeu, di« uns seitdem insbesondere aus Amerika zn Gehör gekommen sind. Diese Auslassungen haben ja in wirklich erfreulicher Deutlichkeit erkennen lassen, was unter dem DSllerbnnd zur Erhaltung vsn Freiheit und Gerechtigkeit zu verstehen sei. Zn deutlich ist bei unseren Gegnern zu er kennen, was dieser zu bildende Völkerbund nach ihrer Ansicht in Wirklichkeit sein würde, und Laß es ihnen gar kein« Schwierigkeiten machen würde, mit ihm das aufstrebende Deutsch- land zu isolieren und ihm Lurch wirtschaftliche .Abführungen den Lebensnerv abzuschnüren. (Sehr richtig!) ! Ich habe cs dagegen für durchaus angemessen gehalten, baß der Staatssekretär des -MÄvärügeu Mitteilungen über die Einzelheiten unserer politischen Lage im Osten Vvn Finnland bis zum Schwarzen Meer hier.machte, in denen er auf Grund seiner Sachkenntnis und auf Grund der Erfahrungen beson ders berufen war, die er sich durch mehttnvnatige aufopfernde und erfolgreiche Beteiligung an den Friedens Verhandlungen im Osten erworben hat. Ich Lin auch der Meinung, daß der Staatssekretär sich dieser Ausgabe durchaus sachgemäß entledigt hat. Dagegen haben einrg« seiner Aeußerungon, wie ich zu meinem -Bedauern feststellen inuß, in weiten Kreisen eine mehr oder weniger erfrnnlicho Aufnahme erfahren. (Sehr richtig rechts und bei den Nationalliberalen.) Der Staatssekretär hat »le Echuldfrage am Kriege asstreist. Ich ivill darauf nicht weiter eingehen. Diese Schic srage Äm-.en wir getrost der Geschichte überlassen. (Zustimmung.) .Schon jetzt liegen die Zeugnisse vor, die beiveisen, daß Deutsch land nicht schuld au diesem Kriege war, daß Deutschland nicht die Fackel entzündet hat, dre diesen Welt- brano entfachte. (Zustimmung.) Es liegt mir nun daran, einige Mißverständnisse auszuräumen, die, wie mir scheint,' bei der Bettachtung des zweiten Teils der Rede des Staats» fekretärS obgewaltet haben- Die Tendenz dies« Aus führungen des Staatssekretärs waren lediglich die Verant wortung an der Fortsetzung und unabsehbares Davor des entsetzlichen Krieges -den feind lichen Mächten zuzuschretben ganz in dem Sinne, wie ich das hier am 24. Februar getan habe. Denn vvn einer Erlahmung unseres energischen Willens, von einer Erschütte rung unserer Siegeszuversicht kann ja doch selbstver ständlich nicht die Rede sei». (Lebhaft« Beifall.) Kaiser und Reich, Fürst und Volk arbeite» vertrauensvoll zu sammen. (Erneuter Beifall.) Dieses Vertraue» gründet sich auf unsere unvergleichlichen Truppen (Bravo!), auf ihre ge nialen Führer (erneut« Beifall), auf das einheitlich und un erschütterlich zusammenhaltende Volk, das so Großartiges in den hinter uns liegenden vier Jahren geleistet hat. Mr dürfen hoffen, daß der Allmächtige, der uns bisher geholfen, der uns vvn Sieg zu Sieg geführt hat, diese Treue des deutschen Volles belohne. (Sürm. Beifall.) - - ». ! c Heber Einzelheiten wird nunmehr Staatssekretär v. Kühl wann selbst sprechen, um Mißverständnisse aus dem Weg«! zu räumen. . H - Staatssekretär des Auswärtigen Amtes vvn Kühlmann: Graf Westarp hat am Schlüsse der gestrigen Verhandlungen, dem ich leider infolge dringend« Amtsgeschäfte nicht beiwohnen ivknte, verschiedene Kommentare zn meinen Ausführungen ge macht, denen ich zum Teil beitteten kann, zunr Lett aber sehr nachdrücklich entgegenzntteten gezwungen bin. Ich habe geswrn gesagt: „Wenn einmal der Moment gekommen sei» sollte —. wann er kommt, darüber möchte ich mir ge> ' einmal ein« Prophezeiung erlaube» -- —„ — ,—. , --- heute kämpfen, in einen Gedankenaustausch eintveten, so wird vor allem auch di« Vorbedingung nötig sein, man ein
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