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- Erscheinungsdatum
- 1918-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191806076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-07
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Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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71. Jairrg Freitag, 7. Jinri 1S18, nvenbS Newlxrsey und Cap Delaware auf der Lauer lag. Aus den Berichten gebt hervor, daß die Bemannung Gelegen beit batte, zu entkommen, oder an Bord des U-Boote- ge nommen wurde und dort in einigen Fällen 8 Tage ge fangen blieb, bis sie von einem vorüberfahrenden Schiffe ausgenommen werden konnte. Wie von maßgebender Stelle verlautet, sind Angriffe in der Nähe der Küste nicht unter nommen worden. Man ist besorgt um das Los der 330 Personen an Bord der „Carolina ". Es wird -war behauptet, daß ein Segler 300 MiUahrende von der Carolina ausgenommen bat sowie daß -wei Boote mit Ueberlebenden in einem atlantiftben Hasen angekommen sind. Es besteht jedoch in Newyork über diese Dinge noch keine volle Sicherheit. — Aus den letzten Nachrichten geht hervor, datz 3 Schoner versenkt wurden. Coney Island und andere Küstenstationen innerhalb de« Stadtbezirkes haben infolge eines Befehles, welcher nach Beratung mit den Militärbehörden erlassen wurde, ihre Feuer gelöscht. — Ferner wird noch gemeldet, daß 68 Personen umgekommen und vermißt sind. Aus Lewis wird berichtet, daß 16 von den 35 Personen, welche die „Carolina" mit einem Motor boot verließen, dadurch ertrunken seien, daß das Boot um schlug. — Die Londoner Blätter melden aus Washington, daß ein deutsches Unterseeboot den norwegischen Dampfer „Gibbs' beschossen und versenkt hat. Tie Besatzung wurde gerettet. Deutsche Unterseeboote an der amerikanischen Küste. «n» «asbinaton wird unter« 6. Juni gemeldet r D«S Flottendevarteweut bat die amtliche Nachricht er- Halte«, daff a» der amerikanischen ttülte «in Dampfer «nd drei amerikanische Tchuner von Unterseebooten ver senkt worden sind. Berichte aus Nenyork besaae«, daff bet de« Versenkungen »wei Unterseeboote beteiligt ae- »eke« seien und die Schiffe wahrscheinlich an der Küste von Äen-England und Neujersey verloren gegangen sind. Ein Reuterbericht. Aus Amsterdam wird unterm 6. Juni berichtet: Reut» meldet aus Neuyork: Man schätzt hier, daß seit dem 25. Mai ungefähr 15 amerikanische Schiffe, darunter zwei Dampfer, von deutschen Unterseebooten an der nordatlan tischen Küste versenkt worden sind. Der größte Dampfer, die Karolina, die nach Portoriko unterwegs war, wurde 125 Meilen südwestlich von Sandy-Hook angegriffen. Die Karolina telegraphierte am Abend des 2. Juni, daß sie von einem Unterseeboot angegriffen worden sei. Ein zweiter Funkwruch meldete, daß sie beschossen würde und die Fahr gäste sich in die Rettungsboote begeben Hütten. An Bord der Karolina befanden sich 220 Reisende und 120 Mann Besatzung, von denen 58 vermißt werden. 16 von ihnen ertranken infolge Umschlagens eines Rettungsbootes. Die übrigen find gerettet. Der Dampfer Texel, der mit La dung von Portoriko auf dem Wege nach Neuyork war, wurde am Sonntag, 60 Meilen von der Küste entfernt, versenkt. Das Unterseeboot gab drei Schüsse ab. Der deutsche Unterseebootkommandant begab sich an Bord und befahl der Besatzung, das Schiff zu verlaßen. Darauf legte er an Bord des Schiffes eine Bombe und ließ eS in die Luft fliegen. Die aus 36 Köpfen bestehende Bemannung landete später in Rettungsbooten in Atlantic City. Der Kapitän des Schuners Edward H. Cole berichtet, daß sein Schiff am Sonntag abend von einem feindlichen Untersee- boot, daß ungefähr ein Länge von 250 Fuß hatte und mit zwei großen und einem kleine» Geschütz bewaffnet war, an- gegriffen wurde. Die Besatzung der Cole wurde von einem Hilfskreuzer ausgenommen, der ebenfalls später von einem Unterseeboot verfolgt wurde. Da« Kriegsschiff konnte je doch noch den nächsten Hafen erreichen. Im Marinemini- fterinm glaubt man, daß sich die Unterseeboote nach ihrer Tätigkeit nach ihrem Ausgangsbafcn zurückbegeben haben. Nach Schätzungen werden noch immer 350 Personen ver mißt. Auf den ersten Bericht über den Angriff deutscher Unterseeboote hin wurden sofort amerikanische Untersee bootsjäger und andere Kriegsschiffe längs der Küste auSge- sandt. Die Behörden erklären, daß ausreichende Maßregeln getroffen worden seien, um den Angriff auf jeden der Plätze abzuwehren, an dein Truppen nach Frankreich ver schifft werden. Der angebliche Zweck der U-Bootfahrlcn. Reuter meldet aus Newyork: Die ZeitungSkorrespon- denzen in Washington berichten, daß nach allgemeiner An sicht in amtlichen Kreisen die U-Bootfahrten nach der amerikanischen Küste den Zweck haben, die Nückberufung eines Teiles der amerikanischen Flotte von anderswo zu veranlassen. Wenn dem so sei, werde Deutschland sich irren. Wie verlautet, bat der Mariueselcetär Daniels der Flotten kommission des Repräsentantenhauses mitgeteilt, daß die Verteidigungsanlagen an der atlantischen Küste vollständig ausreichend seien und man keine Schiffe ans der Kriegs zone zurückzurusen brauche. Die Blätter sind darüber einig, Laß die Angriffe die geregelte Truppenbeförderung und die Schiffahrt über den atlantischen Ozean nickt behindern werden. „Newyork Times" schreibt, die Deutschen Hütten keinen sichereren Weg wühlen können, die Kriegsstimmung der Amerikaner auzusachen. Die Aufregung in Amerika über die deutsche» U Boote. Aus Rotterdam wird gemeldet: Das Erscheinen deut scher U-Boote an der amerikanischen Ostküste in dem Augenblick, wo nach deck Worten ClemenceauS die Partie gespielt wird in Erwartung der amerikanischen Hilfe, hat in den Vereinigten Staaten und in den Ententelündern in Europa das größte Aufsehen hervorgcrufen und hatte so fort einen Kurssturz an der Newyorker Effektenbörse zur Folge. Die amerikanische Presse betont, daß die Deutschen eine eigenartige Genialität besäßen, die Natur der von ihnen bekämpften Völker zu verkennen und daß sie, indem sie ll-Bgotc für Rcklamezwecke nach der anderen Seite des Ozeans schickten, doch wohl übersehen, daß Amerika sich dadurch nicht einschnchtern lassen werde. Weiter wird ge meldet, daß das Vorgehen der deutschen U-Boote die Frei- willigendienstnahme stark fördere. Tie Zivilbehörden von New-Aork rechneten nach den: Bckanntwerden der ersten Meldungen mit der Möglichkeit, datz die U-Boote nachts in den Hafen eindringen und die Docks bombardieren würden. Tas amerikanische Kabinett über die N-Bootangriffe. Reuter meldet aus Washington: Unterscebootangriffe in amerikanischen Gewässern standen in der letzten Sitzung des Wilsonschen KriegLkabinetts zur Besprechung. Hoover teilte später mit, daß die Lebensmittelversorgung des Heeres über See durch die feindlichen Singriffe nicht ge fährdet werde. Das Schatzamt gibt bekannt, datz die U-Bootsgefahr eine Erhöhung der Versicherungssätzc für die Offiziere und Mannschaften der Handelsflotte in der Kriegszone nicht rechtfertige und setzte gemäß den vor den U-Böotsangrisfcn an der atlantischen Küste gemachten Vorschlägen Len Satz von 25 auf 10 Pence für 100 Dollars herab. Der Newyorker Hafen gesperrt! Die englische Presse erfährt aus Newyork, daß der Newyorker Hafen wegen U-Bootgefahr gesperrt worden ist. — Es ist die Änordrkung getroffen worden, daß die Küste verdunkelt bleiben mutz. Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme sind auch die Lichtreklamen auf dem Broadway verboten worden. Tie Gebäude, in denen Licht gebrannt wird, müssen von außen abgeblendet werden. Gründe für diese Maßnahme sind nicht angegeben worden. Aber wahrscheinlich haben sie den Zweck, mögliche Luftangriffe der Deutschen zu verhindern. Weitere Nachrichten über die Verluste. Reuter meldet ans Newyork: Der Marinesckretar Daniels gab gestern abend zu, daß der Segler „Edna", der in der Gegend von Cap Delaware treibend angetroffen und am 27. Mai nach Lewis geschleppt wurde, einem U-Boot zum Opfer gefallen ist. ES ist merkwürdig, daß das U-Boot seine Torpedo sparte und die verschiedenen Schiffe durch Bomben zu versenken suchte, nachdem die Be mannung in die Boote gegangen mar. Die Ueberlebenden, welche die Küste an verschiedenen Stellen erreichten, glauben fast alle, daß die Segler von demselben U-Boote vernichtet worden sind, das seit dem letzten Monat bei Deutscher Reichstag. 1S8. Sitzung. Donnerstag, den 6. Juni rvrth 1»/i IM. Vertagung de» Präsidentenwahl. - Vizepresident Dr. Paasche teilt mit, datz der Nettesten- ansschuß vorschlägt, die Präsidentenwahl «och zu vertagen bis zur Neuregelung der Vizepräsidentcnfrage. Ein entsprechender Antrag wird heute noch eingebracht werden. Ec soll dann der Gesck-äftsvrduuugSkommission überwiesen werden. Erft naclchem diese Bericht erstattet hat, wird di« WM dcS .Präsidenten! erfolgen. Damit ist das HauS einverstanden. Zensur- «nd Belagerungszustand. Kapitän zur See Boy Ed weist Angriffe des Abgeordneten Nothein, gegen den Admiralstab zurück. Der Mg. Struve sei nicht vechirrdert worden, gegen den tzirafen Neventlow zu schreiben. Es seien mir vertrauliche LAtteilunaen des Staats sekretärs, aus die in den Artikeln Hingewiefeu iv-nrde, gestrichen worden. Eiirzelne Artikel des Kapitäns a. D. PerfiuS hätten für unS ungünstig im Auslande gewirkt. Sv sei der Artikel über dis Schlacht von Skagerrak rn Skandinavien gegen uns ausgenutzt worden. 'Mg. Herzfeld (U. So;.): Der Belagerungszustand ist gegen die Verfassung. Unter ihm haben besoiwers die Unab hängigen Sozialdemokraten zu leiden, deren Bersanrmlungen man verbietet. Der Redner bringt eine Reihe von Einzelbeschwer den vor. Er wendet sich besonders heftig gegen Pie Mehrheits sozialisten, die mir erregten Zivischenrufcn antworten, so daß hin und wieder lärmende -Szenen entstehen. Der Redner schließt mit der Erklärung: DaZ Wort vom 4. August prust um- geändert werden. ES heißt jetzt: Ich kenne nur Altdeutsche. Abg. Wern er-Gießen (Dtsch. Irak.) führt Beschwerde über die Pvstzensur in Lodz. Tort wird der Briefverkehr der deutschen Oberlehrer überwacht, während Beamte, die aus Russisch-Polen siammen, die Feldpost benutzen dürfen. Deutsch feindliche österreichische Zeitungen komme» immer noch »ns Land. Der Alldeutsche Verband ist Herrn Gothein dankbar für dis Reklame, die er für ihn gemacht hat. Notwendig ist eine amtliche Aufklärung über dis Beteiligung de-Z Judentums in de» Kriegsgesellschaften. Bei der Papierverteilung wird die demokratische Berliner Presse bevorzugt, während die Provinz- zeitungeu schwer zu ringen haben. Die unter der Regierung des Herrn von Vcthmann-Hollweg verboteiren Schriften sollten endlich freigegeben werden. Mg. Pospiech (Pole) führt Beschwerde über das Verbot polnischer Versammlungen. Slüg. Meerfeld (Soz.) weist die Angriffe des Abg. Herz feld mit Entrüstung zurück. Die Maßnahmen der Zensur be weisen wenig staatsmännisches Geschick. Die Methoden der Ge neralkommandos erinnern an das Wort, datz unter dem Be lagerungszustand jeder Esel regieren kann. Der Redner bringt Einzelbefchwerden aus Rheinland und Westfalen vor. lieber den Fliegerangriff auf Köln mußte die Presse in Köln am späten Nachmittag melden, datz „leider einige Opfer" zu ver zeichnen seien, obwohl bereits am Vormittag 25 Tote waren. Immer häufiger werden jetzt auch die Uebergrisfe der Zensur aus das Gebiet der Kunst. Die ganze Richtung der Heran wachsenden neue» Dichtergenevation paßt der Zensur nicht. Die jahrelange Eiusclmürung unseres ganzen politischen Lebens mutz verwüstend wirken. Wir verlangen dir Beseitigung Lcr Zensur. i Abg. Dr. M ü ller-Meiningen (Fortschr. Vp.): Man schämt sich allmählich, im Reichstag über diese Dinge noch zu sprechen, weil trotz der Einmütigkeit der großen Dtehcheit dsS Reichstages so gut wie kein Erfolg winkt. Die meisten stell« vertretenden Kommandierenden Generale pfeifen auf das Reichl- Vereinsgesetz und auf die Novelle von 1916. Zn 9!) aller Fälle mischt sich die Zensur in Tänze, die mit den militärischen Interessen nickst das geringste zu tun haben. Die militärische Kommandogewalt wird zu parteipolitischen Zwecken mißbraucht. Der Redner bespricht dann das Zeugniszwangsversahrem gegen den c^rnusaeber "Hera'ei, KorrGpan^cnz". Was wir beklagen, ist dos einseitige Eingreifen des Militärs in die innere Politik zugunsten der Konserva tiven und der Vaterlandsparkei, die nichts anderes ist, als eine Wahlkulisse für die Konservativen. Die Zen sur verfällt häufig der Lächerlichkeit. Das Volk braucht Vertrauen. Mögen diese Debatten hier durch Beseitigung der politischen Zensur endlich aufhören. Staatssekretär Wallraf: Ich habe es stets tief Ledaueert, das; der Krieg ein Eingreifen in die Freiheiten immer noch nötig macht. Dr. Herzfeld bezeichnet die Zen sur als einen Auswuchs des Militarismus; wie steht es da denn mit England und Amerika? Nirgends aber wird so rücksichtslos vorbegangen, wie bei den Bolschewikis, k-as mutz selbst die „Leipziger Volkszeitung" zugeben. Bei der Wiedergabe von Verhandlungen mag sich die Presse bei ihren Anmerkungen möglichster Zurückhaltung befleißigen, vor allen Dingen Rücksicht auf die monarchischen Ge fühle anderer nehmen. Hoffen wir, daß wir zu einer Einigung kommen und die Verhältnisse so gestalten, wie es die Lage des Vaterlandes cs zuläßt. Oberstleutnant von dem Bergh gibt eine Dar stellung über die Möglichkeiten der Beschwerden über die Zensurbehörden. Die Behandlung persönlicher Angelegen heiten sei nicht zensurpflichtig. Abg. Haase (unabh. Soz.': DaS mangelhafte In teresse an diesen Debatten ist auf die Hoffnungslosigkeit sind die Ohnmacht des NeichSiageS zurückzuführen. Nur die Aushebung dcS Belagerungszustandes und der Zensur kann da helfen. Wohl alle meine Parteifreunde unter liegen der offenen oder geheimen Briefkontrolle. Diese ist noch weit gefährlicher, als der immerhin noch mit einem Schein deS Rechte- umgebene Belagerungs zustand. General von WriSberg: Wenn bemängelt wiick>, datz den aus russischer Gefangenschaft Zurückgekehr- ten vaterländischer Unterricht erteilt wird, so würden wir unsere Pflicht versäumen, wenn wir diesen Unterricht nickt erteilten, zumal die Zurückgekehrten vier Jahre unter rus sischem Einfluß gestanden haben. Damit schließt die Aussprache. Hierauf wird die Entschließung des Ausschusses, be treffend Verhaftung und Aufenthaltsbeschränkung, ange nommen. Der inzwischen crngebrachte Antrag, betreffend Rege lung der Vizepräsidentschaft wird der Geschästsorduungs- kommisslon überwiesen. Nächste Sitzung: Freitag 1 Uhr: Anfragen, Etat dcS Innern. Schluß 7Vs Uhr. St« Antra« zur VrSstdrnteuwehl. Fm Reichstag ist folgender Antrag von fortschritt lichen, nationallibcralcn, sozialdemokratischen und Zen- trumsabgcordneten eingcbracht worden: Der Reichstag wolle beschließen: l. Die Geschäftsordnung für den Reichs tag dahin abzuänderu: 8 9 Ülbsatz 2 und 8 13 Llbsatz 2 erhalten folgende Fassung: 8 9 Absatz 2: Die Wahlen dc? Präsidenten, sodann der drei Vizepräsidenten erfolgen ie m besonderer Wahlhandlung durch Stimmzettel nach ab soluter Stimmenmehrheit; 8 13 Absatz 2: Der Präsident vereinbart mit den Vizepräsidenten die Reiben folge der Vertretung im Falle seiner Verhinderung und ordnet den Wechsel im Vorsitz; 2. auf Grand des vorstehenden 8 9 Absatz 2 der Geschäftsordnung den 2 im Amte befindlichen Vizepräsidenten einen weiteren Vizepräsidenten hinzuzu wählen. Haupte,isschuß des Reichstages. Berlin, den 6. Juni 1918. Dee HaNPtauSschutz deS Reichstags trat heute in die Einzelberatuug des NeichsstempelgesetzeS ein. Mg. Gothein (Fortschr. Bv.) spricht sich gegen die Er höhung deS Stempels für Gesellschaften in. b. H. auS, die Er werb ''der Verwertung von Grundstücken betreiben. Mg. Erzberger (Z.) will die deutschen Kolonlalgcsell- schaften nicht besonders belastet wissen. Abg. Rietzer (nl.) schlügt zu Art. 1 verschiedene formelle Aenderungen vor. Zn den Koloniakgesellschastrn sollten im Ge setze auch die Plantagengesellschasten gerechnet werden. Bei Art. 1: „Gekellsch asts Verträge" beantragt zu den Bestimmungen über „Erhöhung" Mg. Gothein (Fortschr. Vp.), die Erhöhung der Abgabe für Grundstücksgesellschaften m. b. H. auf 7 Prozent zn streichen. Nnterstaatssckretär Schiffer wendet sich gegen den Antrag. Angesichts der vielen Scheingrüudungen bei den Grundstücks- gescllschaftcn m. b. H. ist eine straffe Besteuerung durchaus an gebracht. , Llbg. Wald st ein (Fortschr. Vp.) unterstützt nochmals den Antrag; die Steuer soll keinen Strafcharakter tragen, wenn Ge sellschaften zur Verwertung von Grundstücken sich als G. m. b. H. znfammcnschließen. Staatssekretär Graf v. Roedern: Die Differenzierung im Gescllschaftsstempcl muß beibehalten werden. Abg. Erzberger (Z.) will keine Privilegierung der K. m. b. H. und beantragt für sie und di- Aktiengesell schaften einen einheitlichen Steuersatz von fünf Prozent. Er findet keinen Grund, warum die G. m. b. H. bis zu 300000 mit nur 3 Prozent belastet werden sollen. Abg. Waldstein (Fortschr. Vp.) tritt dem entgegen. Der frühere Zustand hat auch dis kleineren G. m. b. H. steuerlich be- günstigt. Lausende solcher Geschäfte sind nichts wie Kleine- Leute-Geschäfte. Was den GruudstückSumsatz anlangt, so ist er vor dem Kriege durch die bereits auf ihm ruhenden Kosten nahezu totgeschlagen gewesen. Mg. Keil (Soz.) findet den höheren Satz für die Grund stücksgesellschaften berechtigt, tritt aber dem Antrag Erzberger entgegen, die kleinen G. m. b. H. mit 5 v. H. zu belasten. Mg. Erzbcrger (Z.): Eine G. m. b. H. mit 300000 macht heutzutage mit dis grüßten Geschäfte; in Zukunft wird fast keine Gesellschaft über 300 000 mehr als Grundlage nehmen, wenn sie unter dieser Summe steuerlich begünstigt wird. Ter Antrag Erzbcrger, den Tarifsatz für G. m. b. H. auf ü v. sestzusetzen, wird mit Stimmengleichheit ab gelehnt. Doch wird die Summe, die steuerliche Be günstigung erfährt, von 300 000 .-V auf 50 00 0 .R> herab gesetzt . ' . 0 Der Antrag Gothein wird abgelehnt. Unter „Zusätze" wird der Tarifsatz für die Neichsbauk, die deutschen K o lv n i a l g esel l s ch a ften und die ihnen gleichgestellten deutschen Gesellschaften einem Anträge Erzberger entsprechend, von SVr auf 3 Prozent herabgesetzt. Die Bestimmung über die Ermchtung von offenen Handelsgesellschaften nsw. wird gemäß einem An trags Keil wie folgt gefaßt: „Die Errichtung von offenen Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften, von Gesell- schäften deS bürgerlichen Reck US, sofern diese Gesellschaften ErwerbSzwecke verfolgen, und im GenosssnschaftSregistcr ein getragenen Erwerbs- und WirtschaftSgenossenschafieu, deren Ge schäftsbetrieb über den Kreis ihrer Mitglieder hinauSgeht, ein Zehntel (statt vier Zehntel) v. H. des Wertes der Einlagen abzüglich der Schulden, mindestens aber 20 .tL." Neu ausgenommen wurde hierzu die Besrimnnmg: „Wird eine Erhöhung der Einlagen zur Beseitigung der Verhütung einer Unterbilanz vereinbart oder beschlossen, so ist der hierauf ge richtete Vertrag oder Beschluß von der vorstehend vor- geschricbeuen Abgabe befreit." Unter „Befreiungen" wurde der BuudeSrat zur Aus dehnung der Befreiung auch auf Siedlungsunteruehmutigen er-, mächtigt. Mit diese« Aenderungen wurde Art. 1, sodann Act. 2 uip, verändert angenommen. Bei Art. 4: Besteuerung der Schuld- und Renten verschreibungen regt Abg Erzberger (Z.) eine er hebliche Erhöhung au. Hier fei das Kapital genau so wie das Aktienkapital zu fassen. Der Tarifsatz bei der Position „Papiere inländischer Schuldner" wird von auf 3 v. H., bei der Position „aus ländischer Staaten usw." und „anderer ausländischer Schuldner" ebenfalls von SV, aus 3 Prozent hin aufgesetzt. UnterstaatssekrctLr Schiffer hatte dazu erklärt, der Stempelerhölmng für die Schuldverschreibungen sonstiger in ländischer Schuldner (Industrie-Obligationen) aus 3 Prozent könne unbedenklich zugestimmt werden, dagegen geböten wirt schaftspolitische Erwägungen, den Stempel aus »chuldverschrci« bungeu ausländischer Staaten Nicht über Prozent zn er höhen. Neu aufgenomn'.cn wurde auf Antrag Warmuth die Be steuerung von SchissSbeleihungSbanken, Schisssbankbriefcn und DiedlunaSgesellschasten mit ö vom Lausend. In Art. S wurde auf Anliag Cizbcrger—Müller-Fuloa (Z.) die Bclteurruna der Gewinnmusilicbei» und -zinSbouen von Beilage zum „Riesaer Tageblatt". » Sinter!««. Ries«. «r!«»tts»1er «Eest^e »» venmNvoE wr «edaMom «r»,r --»««». «tesar si»r AnzeignE Wilhelm Dteertch,
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