Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191802143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-14
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beilage z«m „Riesaer Tageblatt". LkStzMknukmlS Verra«: Langer t Winterlich. Rias«. «es»»st«stale: »aet»es»r«i,e S». »«antworillch für Redaktion: «rthnr Hähne!. Riesa; für Anzeigenteil: W1 k?»km'1VMilch.' «<esa F. 38. Dounerstag, 14. Februar 1S18, abenss. -- 71. Jayrg. d:e ganze Kraft Lord Georges Autvort a« Hertliug und Czernin. Reuter meldet aus London: In der Adreßdebatte in« Unterhaus brachte Asquith seine vollständige Neber- einstimmung mit der FriedcnszielerklSrung Lloyd Georges zum Ausdruck. Er verlangte keine Auskunft über die Militärischen Angelegenheiten, richtete aber an den Pre mierminister eine Anfrage über die Erweiterung der Vollmachten des Versailler KricgsrateS. Lloyd George führte hierauf aus: Mein Freund Wquith hat über die jüngsten Reden zur 'Friedensfrage gesprochen. Die Negierung bleibt auf dem Standpunkte der wohlerwogenen Erklärung, die ich in« Anfang dieses Jahres abgegeben habe. Ich lese mit tiefer Ent- rüstungbie Antworten des deutschen Reichs kanzlers 'und des Grafen 'Czernin. Vs ist durch aus richtig, daß hinsichtlich des Tones ein großer Unter schied zwischen der österreichisch-ungarischen und der deut schen Rede besteht, hinsichtlich des Inhaltes kann ich einen Unterschied freilich nicht finden. Die Rede des Grafen Czeroiin war von großer .Härte, wenn inan zu dem wirk lichen Inhalt der von 'en Mliierten ausgestellten For derungen kommt. Es sollen Mesopotamien, Pa lästina und Arabien den Türken vermutlich unter denselben Bedingungen zurückgegeben werden, unter wel chen Deutschland Belgien zurückgcben will. Die Angebote hinsichtlich der italienischen Ansprüche, sagt Czer-' »rin ganz einfach, sind nun zurückgezogen worden. Die Frage, betreffend die slawische Bevölkerung Oesterreichs, ginge uns nichts an. Czcrnin hat keine einzige Friedensbedingung bctanntgcgcbeu, welche zu er- erörtern möglich wäre. Was die deutsche Antwort an belangt, so ist es schwer, zu glauben, das; es Hertliug mit einigen seiner Forderungen ernst war. Tie Forderung, das; Großbritannien seine Kohlenstationen auf der ganzen Welt auf gebe«« müsse, ist zum ersten Male gestellt worden, und ich glaube, das; dies die aller letzte Forderung war, welche Deutschland mit Anstand er heben tonnte. Diese Kohlenstationen sind deutschen Kriegs schiffen und deutschen Handelsschiffen ebenso zugänglich ge wesen, wie britischen, sie erhielten dort den gleichen Bei stand ES bestanden dort deutsche Kohlcnfirmen unter chcn gleichen Bedingungen wie die britischen Firmen. Die Er hebung solcher Forderung zum ersten Male im vierten Kriegsjaw-e ist der beste Beweis dafür, daß das deutsche Reich, oder wenigstens seine gegenwärtigen Leiter nicht in einer Stimmung sind, vernünftige Friedensbedingungen Mit den Alliierten zu erörtern. Ich bedaurc dies aufs tiefste. Die Prüfung dieser beiden Reden hat sich als äußerst enttäuschend herausgcstcllt für die jenigen, denen es aufrichtig am Herzen lag, in ihnen einen echten und wirklichen Friedenswunsch zu finden. Die Handlungsweise des deutschen Reiches gegenüber Rußland beweist, daß alle Erklärungen über Frieden ohne Annexio nen und Entschädigungen keine wirkliche Bedeutung haben. lieber Belgien wurde keine befriedigende Antwort gegeben, desgleichen nicht über Po len und die berechtigten Ansprüche Frank reichs, kein Wort über die Bevölkerung italienischer Rasse und Sprache, die jetzt unter dem österreichischen Joche lebt, weder bei Hertling, noch bei Czernin, kein An zeichen dafür, daß sie bereit seien, die Rechte der Araber tzus Mesopotamien und Arabien anzuerkennen, kein Be weis dafür, daß die Mittemächte bereit seien, Frieden zu Bedingungen zu machen, welche wir uns als gerecht und vernünftig betrachten können. Die Negierung kann Nicht im geringsten von ihrer Erklärung der Kriegsziele abgehen, welche allem Anschein nach die ganze Nation für gerecht und gemäßigt ansieht. Und so wird es unsere traurige Pflicht sein, alle zur Herstel lung des Völkerrechts in der gesamten Welt nötigen Vor bereitungen zu treffen. lieber die Konferenz in Versailles kann ich Naturgemäß dem Lause eine Erklärung nicht abgeben, ohne gleichzeitig die Pläne der Alliierten zu enthüllen. Im November, nach meiner Rückkehr von Der Konferenz in Rapallo, erklärte ich allerdings, es sei nicht die Absicht der Alliierten, daß der neuerrichtete Ktiegsrat anssührende Gewalt haben solle. Inzwischen ist Rußland aus dem Kriege ausgeschieden. Mele deutsche Divisionen sind vom Osten nach Dem Westen gebracht »wichen. Die Lage wurde sehr viel bedrohlicher, als sie damals Ivar. Die Alliier ten sind in der Zeit zusammen gekommen, um die beste« Mittel zur Begegnung dieser Bedrohung im Jahre 1918 zu beraten. Dre Ueberlegenheit der Alliierten an Truppen auf der Westfront hat stufenweise und sogar rasch nachge lassen, besonders während der letzten wenigen Woche«, trotz der von den Deutschen den Russen gegenüber eingeMnge- uur Verpflichtung, baß während des Waffenstillstandes keine Truppen von der Ostfront nach der Westfront ab gezogen werden sollten. Dies müssen «vir nnS auch vor Augen halten, wenn «vir Über FriedenSbedtngungen sprechen (Beifall), denn eS hat einen tatsächlichen Einfluß au« die Bürgschaften. Die Alliierten in Verfaillles mußten Nun ihr Augenmerk darauf richten daß tue ganze Kraft ihrer Truppen von Frankreich, England, Mallen und Amerika für die Stelle, wo der Angriff kommt, verfügbar wäre. Wo wird der Angriff kommen? Wer kann eS wissen? Da« war das Problem, hem wir in Versailles gegenüberstanden. An der ersten Dm- tzrenz traten dre militärischen Mitglittnr zusammen, die Zivilmitglieder trafen sich an einer anderen Stelle, und die militärischen Mitglieder erschienen dann mit einem fer tigen Schriftstück, welches ihre Entschlüsse ausdrückte. Ich kann nicht verhehlen, daß die Erörterung der Kriegfüh rung auf einer derartigen Konferenz eine bloße Farce war. Nun traten zwecks Erreichung einer Entscheidung die zivilen und militärischen Mitglieder, die Höchstkunman- dierenden, die Stäbe und die Ministerpräsidenten auf vier bis fünf Tage zusammen, währenddessen eine freie Er- Srterung stattfand. Das Ergebnis war eine völlige Einmütigkeit. Ich muß mit Vorsicht sprechen, da ich über milltärische Entscheidungen des Kriegsrates spreche. Würde jemand in Deutschland veröffentlichen, zu welchen Maßnahmen die Oesterreicher und Deutschen übereingekom men feien zu dem Zwecke des wirksamsten Angriffes auf unsere Streitkräfte? Er wäre den Alliierten 2!) Armee korps wert. Ich «nutz also mit Vorsicht über die Kriegs konferenz sprechen, und lieber, als daß ich eine Informa tion dem Feinde zukommen ließe, möchte ich, daß die Verantwortung auf anderen Schultern liege als auf den meinigen. Informationen auszup'audern, wäre ein Ver rat ohnegleichen. Es genügt, zu sagen, daß die getroffe nen Entschließungen einstimmig waren. Es gibt keine Ar mee, deren Sicherheit stärker von der Ausführung dieser Entschließung abhängig ist, als die britische: sie nimmt den wichti g stc u,F r v nta b ich n i t t ein. Ich süHile mich geschmeichelt, als ich erkannte, daß diese neue Armee, in den lebten zwei bis drei Jahren äuS dem Boden ge- . stampft, von Frankreich im Verein mit seiner eigenen großen Armee mit der Verteidigung seiner Hauptstadt und der wichtigsten Teile Frankreichs betraut worden ist, und daß die Häsen entlang der Küste seitens Frankreichs der brlttschen Armee vollkommen freiwillig zur Verteidigung überlassen wurden. Dies ist ein Beweis des Vertrauens zu der Tapferkeit und Tüchtigkeit unserer Armee und ihrer Führung. Mein sehr verehrter Freund sprach von der F tt h r u n g des^HcercS. Niemand sprach wärmere Ausdrücke von der Führung als ich soeben, aber ich bitte, die Regierung 'ncht zu drängen, Mitteilungen zu machen, wie z. B. über die Abmachungen, welche unser Land und die Alliierten getroffen haben, um den großen Streich zu parie ren. (Asquith warf dazwischen: Ich habe um keine derartige Mitteilung ersucht, ich fragte nur nach der be ständigen Erweiterung der Befugnisse des Rates.) Lloyd George fuhr fort: Ich bitte um Entschuldigung, eS lag nnr fern, irgend eine Unterstellung zu machen. ES ist aber unmöglich, dem Hanse niitznteilen, was für Exe- kutivbefugnisse dem Versailler KriegSrat übert age» wor den sind, wenn ich nicht sagen will, was er für eine Auf gabe habe. Das Verösfeutlichnngsverbot ist erst erlas sen worden, nachdem jede eiyzclluc Negierung Veröffent lichungen für unratsam erklärt hatte. Diese Vereinba rung wurde nach reiflichster Ueberlegung getroffen. Ich möchte dein Hause eine Idee über die Einmüti g- keit geben, welche über die Kriegführungsme.thoden be stand. Zuerst gab eS eine Debatte über die V c r «irc h rnng Der Kräfte, dann über die besten Methoden, sie zu -verwenden AileDclcgicrtcn kamen zu denselben Beschlüs se«« über die besten Methoden der Ausdehnung der Macht befugnisse. Wenn man einen Krieg führt, gibt eS Fra gen. welche die Regierung entscheiden muß. Wenn das Unterhaus mit meinen Aeußcrungen nicht zufrieden ist, hat cs nur eine«« Weg, es kann die Regierung ändern, aber militärische Entscheidungen zu disputieren, ich sage es, ist eine militärische Entscheidung von größter Bedeu tung. ES ist schwierig, unter diesen Umständen mehr dar- iilicr zu sagen. Wenn nur zu einem Kricgsrat schreiten, so «nutz jeden«, der sich dorthin begibt, überlassen werden, Entscheidungen zu treffen. Und wenn Sic kein Vertrauen in diese Person, ob Militär oder Zivil, hübe««, gibt cs 'nur einen Weg, dafür andere zu nehmen. Aber die fortwäh rende Erörterung dieser Angelegenheit in den Zeitungen macht die Kriegführung unmöglich. Ich meinerseits würde sie sämtlich verbieten. Nichts macht die Arbeit der Re gierung schwieriger, als die Erörterungen strategischer Fragen in der Presse. Wenn das Untcrl>aus und das Land glauben, daß es eine Negierung gibt, welche den Krieg besser führen könne, dann ist cs in Gottes Namen ihre Aufgabe, diese andere Negierung cinmsetzen, aber solange d«3 Unterhaus sein Vertrauen in die Regierung bewahrt, muß derselben völlig freie Hand in der Krieg führung gewährt werden. Auf diese Weise wird die na tionale Einheit unter den Alliierten ausrcchtcrbalten. Ich appelliere an das Unterhaus, die Regierung in ihrer Ent schlossenheit zu unterstützen, daß, wenn Entschließungen in dieser Art getroffen werden, sie auZgesührt werden «müssen und dem Feinde nicht enthüllt werden dürfen, ° um ihm Nachrichtei« an die Hand zu geben, welche ihm er mögliche««, seine Gegenmaßnahmen vorzubcreiten. Lloyd Georges Polemik gegen Hertling ist eine neue Vrobe der Splitterrichterei im Lager unserer Gegner, die so gar keinen Blick für den Balken im eigenen Auge besitzt. Als etwas Unerhörtes wird es hingestellt, wenn deutscher seits die immer und ewig wiederholte Forderung einer „Wiederherstellung" Belgiens «nit der entsprechenden beant wortet wird, Arabien, Mesopotamien und Palästina heraus- zugeben. Lloyd George überschlägt sich förmlich ii« Ent rüstung über Parallelen solcher Art. Er beruft sich auf Araber , die von einem türkischen „Joche" befreit werden müßten. Ob diese Araber ein so dringendes Verlange«« hegen, ihre mohammedanische Obrigkeit mit einer andersgläubigen zu vertauschen, das wird nicht weiter untersucht. Während aber mit solchen Fangschlüffen offenbar ein beabsichtigter Länderraub im Voraus gerechtfertigt werden soll, während man Graf Hertlings — beiläufig nur Hypothetisch aufge worfene — Gegenfrage nach Gibraltar, Malta, Cypern usw. — auch die französischen normannische,« Inseln und die nor wegischen Shetlands könnten in diesem Zusammenhänge noch Erwähnung finden — als „lächerlich" stigmatisiert, er wärmt man sich unentwegt für Elsaß-Lothringen — bekannt lich ein altdeutsches Land — für die „Italia Jrredenta" und ganz neuerdings mit merkwürdigem Eifer auch für die Tschechen. Widersprüche auf Widersprüche bei diesen« Lloyd George und Wilson! — 8«r Veevdignrrs des Kriegszustandes mit Rußland. Das Wiener offiziöse „Fremdenblatt" schreibt zu der Erkläkung des russischen Vertreters in Brest-Litowsk u. a.: Einen förmlichen Friedensvertrag abzuschließen, hat die russische Regierung von ihrem grundsätzlichen Standpunkte aus nicht für zulässig erachtet. Sie will bekanntlich die Entscheidung über das zukünftige Schicksal der ^besetzten Gebiete von Volksabstimmungen abhängig machen, welche nach der Räumung durch unsere Truppen stattfinden sollten, eine Lösung, welche für die Mittelmächte unannehmbar war, was nach den jüngsten Ereignissen in Finnland und der Ukraine wohl nicht erst bewiesen werden muß. Da je doch Trotzky, wenn er auch trotz des weitgehendsten Ent gegenkommens der MittemäLte auf ein Kompromiß nicht «inaing, sich nicht darüber täuschen konnte, daß das russische Volk unwiderstehlich nach Frieden drängt, fand er einen Ausweg, welcher ohne formellen Friedensvertrag die Been digung des Kriegszustandes verkündete. Wir können mit dieser Lösung zufrieden sein. Unsere Kriegsgefangenen werden auch ohne formellen'Friedensvertrag entlassen, und auf dem Wege von beiderseitigen Kompromissen, die teil weise sogar schon zu Ergebnissen gelangt sind, wird sich durch partiell« Vereinbarung«,« tatsächlich ein geregelter Friedensverkehr einstellen, der schließlich zu dem formellen Frieden führen wird. Man «nutz sich hier auf das Gewicht der Anforderungen der Praxis verlassen. Diese sind cs auch, welche den Delegierten der Vierbundsmächte ver wehren, ihrerseits gleichfalls eine Erklärung über die Beendigung des Kriegszustandes abzugeben. Die tatsäch lichen Verhältnisse im ehemaligen Zarenreich sind so unge klärt, die von der Petersburger Regierung ihren revoln« tionären Tendenzen gemäß geforderten, auf Umsturz aus gehenden Bewegunflen namentlich in Finnland nnd der Ukraine vollziehen stch in fv gewaltsamen Formen, daß «vir nickt wissen können, ob die Umstände nicht etwa vereiteln, was wir uns vom Frieden mit der Ukraine versprochen ! haben. Natürlich rechnen wir mit aller Bestimmtheit darauf, das; der Friedenszustand unbedingt unantastbar bleibt. Aber, wenn «vir uns durch eine ausdrückliche Er klärung festlcgten, würden wir damit der russischer« Regie rung eine Bürgschaft für alle Fälle geben. Vielleicht wird es der russischen Negierung selbst nickt unwillkommen sein, allzu turbnlrnten Agitatoren gegenüber darauf zu ver weisen, daß sie durch ihr Treiben mehr Unheil stiften können, als sie glauben. Für uns galt es, zu erreichen, was praktisch nötig und nützlich ist. Nach mehr als 40 Monaten Krieges ist sein Aufhörcn das allerwicktigstc. Schuh der Ukraine. Vertretern der Wiener Presse wurde in einem Kommen tar zur Lage im Osten amtlich bekannt gegeben, daß, falls Trotzt» beabsichtige, sich mit seiner Roten Garde pegen die Ukrainer zn wenden, er gewärtigen müsse, das; die Mittels «nächte an-S dem Umstande, daß sie den Kriegszustand gegenüber Rußland noch nicht für beendet erklärt hätten, entsprechende Folgerungen ziehen. Die ukrainische Rada verlegt ihren Sitz! Tie Wiener Blätter melden: Die ersten Folgen des Friedensschlusses mit der Ukraine machen sich benierkbar. Die Nada hat ihren Sitz nach Scbitomir verlegt nnd die direkte Verbindung mit uns hcrgcstellt. ES ist sehr zu hoffen, daß durch diese örtliche Näherrückung eine beschleu nigte Abwicklung aller im Verhandlungswege fcstgclrgtei« Abmachungen erfolgen wird. England erkennt den Frieden «nit der Ukraine nicht an! Dem Rcuterschcn Bureau ist mitgeteilt worden, daß die englische Regierung sich nickt für gebunden hält, den zwi lchen Oesterreich-Ungarn, Deutschland und den anderen Unterzeichnern «nit der Ukraine geschlosseiten Frieden anzu erkennen. Englische Stimmen über de» Fricdcnsschlusr im Osten. Dep, Ncuterschen Büro zufolae sprechen sich die eng lischen Blätter über den Fricdcnsschlnß mit Rußland dahin ans, daß die russische Regierung ein Opfer der Diplomatie der Mittelmächte geworden sei. Ter liberale Daily-Tele graph schreibt, Rußland stelle Deutschland vor die schwierige Frage: Was werdet ihr ietzt tun? lind da Deutschland nicht imstande ist, den hilflosen russischen Staat zu annek tiere««, zn organisiere«« oder zu verwalten, so kann cs dar auf keine abschließende -Antwort geben, lieber den Friede«« «nit der Ukraine sclircibt das Blatt, er verliere seinen Glanz, wenn inan bedenke, daß die ukrainische Negierung jeden Angenblick verjagt werden könne. Die Ukraine könne Deutschland nur Helsen, wenn sie Nordrnßland zur Hungers not verurteile. Das niiionistische Northrlisfe-Mait Daily- Mail schreibt: Wenn auch einige Völker die Freiheit ver gossen oder verrate«« haben, das britische Volk steht noch ebenso fest wie gegenüber Napoleon. — TaS Northcliffe- Blatt „Times" schreibt: ES gebe keine bessere Lektion für aufrichtige Idealisten, die nach eine««« guten Friede«« durch Verhandlungen streben, als die Erniedrigung der Bolschc- «viki il« Brest-Litowsk. Die Bedeutung des Fehlschlagens der Diplomatie der Bolschcwiki sei politischer, nickt mili tärischer Natur. Wilson sei ein Idealist. In seiner Rede an der« Kongreß bringe er seine Ideale beredt und mit praktisckcr Genauigkeit vor. Aber er habe nie.unter dem Einflüsse der bolschewistischen Illusion gestanden, daß der preußische Militarismus durch schöne Worte vernichtet werden könne. Das Blatt erinnert daran, daß WiNon-s Glaube au einen Völkerbund und die Herrschaft von Recht und Gsrechtigkeit eine Politik sei, die nach dem Kriege vielleicht inbetracht komme. Vor dem Siege würden Ver handlungen mit dem Militarismus mir zu einen« traurigen Ende führen, zn dem die Bolschewik gekommen seien. — „Daily News" enthält sich feder Besprechung, da nur deut sche Berichte vorlägen. Der Reichstag und der Friede «nit der Ukraine. lieber die Behandlung des NkrcnncfricdcuS in« Reichs tag wird dem „Verl. Tgbl." geschrieben: Selbstverständlich wird die Genehmigung von allen großen Parteien erteilt werden. Indessen ist e-Z doch zweifelhaft, daß eS zu einem einstimmigen Beschluß kommen wird, wenigstens ist Stimnz- enthaltung zweier Fraktionen, der Polen und der unab hängigen Sozialdemokraten, nicht unwahrscheinlich. Tie Pole«« sind über die Angliederung des Cholmlandes an die Ukraine verstimmt, und der scharfe Protest des österreichischen PolenklnbS hat diese Stimmung noch verschärft. Die Un abhängige» finden selbst diesen Frieden ohne Annexionen und Köiltribntionen noch imperialistisch, nnd zwar wegen des in« Fricdensvertrag angedcntetcn Planes eines mittel- europäische«« (nnd vielleicht auch allrussischen) Zollverbandcü. Tie rnmiinisch-örs^rabische Fragt». Einer Meldung des Az Est aus Stockholm zufolge ver lautet ans Jassy, das; in Verbindung mit der Demission BratianuS König Ferdinand tatsächlich zugunsten des Thron folgers abgedankt habe. Eine Bestätigung dieser Nachricht war allerdings auch heute noch nickt zu erlangen. Tie Mitglieder der vor kurzem errichtete» Parlamente von Bess arabien traten «nit den unzufriedenen Mitglieder«« des Ias- sycr Parlaments in Verbindung. Sie bildeten, eine einheit liche Partei für die Rettung Ruznäuicns. Die Partei er ließ eine Prorlamotivn, in der verkündet wird, dass die Re- publik Bessarabien sich mit dem rumänischen Königreich vereinigen wird. Ans diese Weise soll Rumänien Bessarabien als Entschädigung für die Dobrndscha erhalten, die an Bul- garicn angeschlassen werden soll. Wie aus zuverlässiger Quelle ii« Sofia verlautet, sollen die Friedens-ocrhandluuacn zwischen den Bierbnndinächtcn und Rumänien demnächst beginnen. Eine Rede Drlsmdos. Anläßlich der Wiedereröffnung der italienischen Kammer hielt Ministerpräsident Orlando die nngekündigtc engere Kricgszielrcdc. Er führte n. a. folgendes är«S: Bei Feststel lung der Entente-Kriegszicle hat die besondere Lage Italiens -nllständige Berücksichtigung gefunden, und alle Zweifel find nun zerstreut. Ter Verlauf der Brester Verhandlungen hat bewiesen, Laß die Zentrnlmächte hartnäckig an ihrem Militarismus festhalten und das; der, der sich «nit ihnen auf Verhandlungswege begibt, unterliegen muß. Hertling und Czernin haben in ihren letzten Reden alles verlangt und nichts bewilligt. Eine weitere Diskussion mit ihnen ist deshalb unmöglich und nur schädlich. ES gilt vielmehr den Krieg mit allen Kräften fortzusetzci«, nm zu einem wahren Frieden zn gelangen. Italien muß nnbcdingt seine nationale Einheit verwirklichen und die Sicherheit seiner jetzt ungenügende«« Land- und Seegrenzen znrückgewinnen, Jin zweite«« Teil seiner Rede kam Orlando auf das Ergeb nis des Versailler KricgsrateS nnd der übrigen Entente konferenzen der letzten Wochen zu sprechen. Eine polnische Minifterkrifis. Wie die Warschauer Blätter melden, fand vorgestern eine mehrstündige Sitzung des Ministeriums mtter Vorsitz
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)