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- Erscheinungsdatum
- 1918-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191801252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
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Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-25
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Monat
1918-01
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Jahr
1918
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in wiederholter Beratung mit einer geringfügigen, von der , geben werden, daß die Flugkraft der Phantasie dieses Kommission beantragten Abänderung und das Bürgschaft-- ' Amerikaners gewaltig genug ist. um den Atlantischen ficherungSgesetz unverändert nach den Beschlüssen der Kam» Mission angenommen. ,, Veßerreich-Unaar». Rücktritt de» ,,»«arischen Kabinett». Dem »Bester Lloyd" »»folge bat MintfterprSfideut Wekerle die (Sv samtdemtsfion seine» Kabinetts überreicht. Wie die Schiffe untergeyen. . 2ver Gelegenheit hatte, den „Möwe"- oder „U-35"- Film im Ltchtmldertheater zu sehen, der hat einen Begriss davon bekommen, w«e sich im allgemeinen der Todeskamvf eines Schiffes abspielt. Je nachdem, ob der Torpedo, tne Sprengpatronen oder die Granaten ein Leck im vorderen oder Hinteren Schiffsraum verursacht haben, beginnt auch dieser oder jener Teil des Schiffes zuerst vollzulaufen. Bald darauf «pulen die Wellen über Bug oder Leck hin weg, tiefer taucht das Schiffsende in die Fluten ein. dann ein kerzengerades Ausrichten, das Vorder- oder Hinter ende steht senkrecht in die Lust, und hinunter schießt das Schiff in tue unergründliche Tiefe. Wenn auf dem un- terge.henden Schiff noch eine Flagge weht, so kann mon die interessante Wahrnehmung machen, daß diese im Augenblick des Versinkens fast steil zum Himmel ausweht, was von dem im Augenblick des Unterganges aus den Laderäumen entweichenden Luftdruck herrührt. Dieser ist eS auch, der kleinere Wrackteile und Kohlenstaub empor treibt. Seltener schon sinkt ein Schiff auf ebenem Kiel, d. h. e» läuft, besonders wenn es ein Leck in der Schtfssmitte erhalten hat, gleichmäßig voll und gebt in wagcrechter Lage unter, ohne seine ursprüngliche Stellung nennens- wert zu ändern. Hat ein Torpedo in der Mitte des Schis, fe» «in große- Loch gerissen, so kommt es mehrfach vor, daß das Schiff auSeinanderbricht und die beiden Teile getrennt versinken. Eine andere Art des Untergehens besteht in dem Ken tern. Durch das eindrinaende Wasser bekommt das ge troffene Schiff immer mehr Schlagseite, d. h. es legt sich immer mehr nach der Seite über, an der sich das Leck befindet, bis es dann gänzlich umfällt und kieloben auf dem Meeresgrund versmkt. Eine von unseren Ubooten auf leichter Versenkungsstelle gemachte interessante Beob achtung besteht darin, daß man deutlich das harte Aus stößen des Wracks aus dem Meeresboden vernehmen kann, und ferner das Brechen der Spanten und Platten als knirschendes, krachendes Geräusch vernimmt. Au der eng lischen Ostküste, die durchweg ziemlich flaches Wasser aus weist, kommt es zuweilen vor, daß ein gesunlenes Schiff mit dem einen Ende auf dem Grunde aufstößt und mit dem anderen senkrecht aus dem Wasser emporragt. Manchmal verharrt es in diesem Zustande noch stundenlang, ehe es sich dann doch anschickt, ganz und gar unter dem Wasser spiegel zu verschwinden. Die schnellsten, katastrophalen Schisfsuntergänge voll ziehen sich dann, wenn em Schiff Munition oder Spreng stoff geladen hat. Dann vollzieht sich das Schicksal des torpedierten Schiffes in wenigen Sekunden, indem der Dampfer durch die Explosion der in seinem Bauch untcr- gkbrachten gewaltigen Sprengmassen auseinandergerrssen wird und buchstäblich in die Luft fliegt. Es ist natürlich selten, daß irgendeiner der Menschen an Bord die furcht bare Explosion überlebt, deren Wirkung zertwecse derart stark ist, daß sie das in gemessener Entfernung treibende U-Boot in Mitleidenschaft zieht, so daß elektrische Siche rungen durchschlagen werden, Nieten und Schrauben springen oder sogar das Deck des U-Bootes mit einem Hagel von Svrengstücken übersät wird.. Besteht die Ladung eines beschossenen oder torpedier ten Dampfers aus leicht entzündbaren Gütern, z. B. aus Oel, Benzin, Holz, Kork, Heu, Baumwolle, Elicmikalien, so ist der Ausbruch eines Feuers die Regel. Ans allen Luken schlagen die Flammen heraus und hüllen das Schiff in eine dichte Rauchwolke, die den Machteil hat, daß sie feindliche Bewacher hcrbeilockt und andere Handelsschiffe verscheucht. Aber das Ende ist auch hier der Untergang, welcher das Feuerwerk zum Löschen bringt. Man sicht, die Schiffe gehen auf sehr verschiedene Urten unter. Zuweilen sogar trotzen sic dem Leck und können noch mit Mühe und Not eingeschleppt werden. Dann sind sie jedoch zumeist derart beschädigt, daß ihre Wieder herstellung sich nicht lohnt oder im günstigsten Falle Mo nate in Anspruch nimmt. Zur Erreichung des Zieles des U-Bootkrieges tragen auch diese Schiffe bei. Tiigesgeschichte. Deutsche» Reich. Reform der 1. württembergischen Kammer. Der Bund württembergischer Industrieller hat der württem bergischen Zweiten Kammer eine Entschließung voraelegt, in der eine zeitgemäße Reform und neue Zusammensetzung der ersten Kammer unter ausreichender Berücksichtigung der Erwerbsstände gefordert werden. Stürmische Szene im Preußischen Abgeordnetenhaus. Der Antrag auf Sicherstellung des Rechtes der Staats beamten zur politischen Betätigung wurde zur schriftlichen Berichterstattung an die Kommission -urückverwiesen. Der Äbg. Adolf Hoffmann, der sofortige Beratung verlangt und dabei gesagt hatte, das Volk sei müde, sich weiter in den Krieg hineinhetzen m lasten, wir ständen, wie in Oesterreich, 10 Minuten vor Ausbruch der Katastrophe, erhielt einen Ordnungsruf. Der Entwurf eine» WohnnngSgesetz«» wurde in wiederholter Beratung mit einer geringfügigen, von der Vermischtes. Der Flug über den Atlantischen Ozean. Die Möglichkeit eines regelmäßigen Flugverkehrs über den Atlantischen Ozean wird wieder einmal bei den Alliierten erörtert. Den Anstoß hierzu gaben einige Reden des Prä sidenten des Aeroklubs in den Vereinigten Staaten, A. R. Hawley. Im Anschluß hieran bemerkt das Journal des Debats, daß die Möglichkeiten, den Atlantic zu überfliegen, schon im Jahre 1912 besonders von den Amerikanern leb haft besprochen wurden. Einzelne Propheten waren damals der Meinung, daß innerhalb zwei Jahren das Problem ge löst sein könne, aber im Jahre 1914 hatte man bekannt lich Dringenderes zu tun. Immerhin bat der Krieg die Möglichkeit einer Verwirklichung solcher Flugpläne eher gefördert als geschädigt. Denn infolge des Krieges hat während der letzten drei Jabre das Flugwesen einen unge heueren Aufschwung genommen. Nunmehr erklärt, wieder um nach dem Journal des Debats, der bekannte amerika nische Flugzeugkonstrukteur Clenn Curtis, der bereits 1915 einen für diesen Flug besonders konstruierten Apparat herausgebracht hatte, daß er demnächst den Versuch wirklich wagen «volle. Für einen Luftverkehr über den Atlantischen Ozean kämen verschiedene Linien in Betracht, längere und kürzere, die entweder zum großen Teil direkt über das Meer verlaufen oder aber sich nach Möglichkeit über die Erde hin bewegen. Bei der Wahl der betreffenden Li nien ist mancherlei zu erwägen. Gewiße Linien können zu einer bestimmten Jahreszeit mehr Vorteile bieten als andere in einer anderen Jahreszeit. Höchst wahrscheinlich wird man aber schließlich die Nativen- digkeit erkennen, die Linien je nach der Jahreszeit, nach dem Rhythmus der großen Luftströmungen usw. wechseln zu lasten. Eine der längsten Linien bietet dafür auch die größte Sicherheit, da sie die meisten Zwischenlandungen gestattet. Sie gebt von New Bork über Labrador, Grön land, Island, die Faröer-Jnseln und Schottland nach Varis. Ihre Gesamtlänge würde 4500 Meilen betragen. Dafür wäre der Neberseeflug auf ein Mindestmaß herab gedrückt, die längste ununterbrochene Ueberfeestrecke würde nur 270 Meilen betragen. Allerdings würde man bei die ser ganzen Reise 1000 Meile,« mehr zurückleycn, als mit den gegenwärtigen Verkehrsmitteln. Neben diesen immer hin ganz vernünftigen Betrachtungen des Pariser Blattes nehmen die Ausführungen des genannten Herrn Hawley sich mehr als phantastisch aus. Er erklärt, daß man vor allem anstelle der Theorien und Berechnungen praktische Versuche unternehmen müße. Seiner Meinung nach wäre es ain besten, wenn die Regierung der Vereinigten Staaten sich dieser Sache annühme, damit die in Bau befindliche amerikanische Flugzeugflotte womöglich mit eigener Motor kraft nach Europa gelangen könne. Jedenfalls muß zuge- «eben werden, dah die Flugkraft der Phantast, dieses tätige 49 Jahre alte Friedrich August Dunkel ein Zimmer abgemietet. Dunkel hatte früher in Freiberg i. Sa. ein Gasthaus gehabt und befand sich seitdem in finanziellen Schwierigkeiten. Ain Mittwochabend war er mit seiner Wirtin, die er in der Stadt getroffen hatte, um 11 Uhr nach Hause gekommen. Während die Freyburg in der Küche mit Kartoffelschälen beschäftigt war, kam Dunkel zu ihr und nach einem Wortwechsel griff Dunkel zu einem dolcharttgen Mester und versetzte der Frau damit lebens gefährliche Stichwunden an der Brust, am Halse, ar, den Armen und unter einem Auae. Durch den blutigen Vor gang war der 13 jährige Sohn der Freyburg aufgeschreckt worden und zu seinen im Erdgeschoß wohnenden Großeltern gelaufen. Diese fanden die Tochter noch lebend und auch bet Bewußtsein vor. Dunkel hatte sich nach der Tat in seinem Zimmer versteckt. Die Polizei fand ihn unterm Bett tot vor. Er hatte Blausäure au» einein Fläschchen genommen, da» er bet sich trug. — Die Stadtverordneten vÄchlofsen die Erhöhung de« Straßenbahntartf» von 10 ans 1V Pfg. mit SS gegen SO Stimmen. von der Abschaffung der Gebetmdivlomatie und voll- ko»«,«, Offenheit der verbandlnngeu spricht, hab« ich nicht» zu bemerken. Doch kann ich mir sehr leicht Fälle denken, in denen beispielsweise zwischen Staate» bändels politische Admnchnvve» zu treffen wären, ohne daß es wünschrntwert wäre, da« noch unfertige Ergebnis der ganzen Welt im vornherein mitzutrilrn. Wa« für Handels verträge gilt, gilt auch für ponttkch« Abmachungen. Was die Abschaffung der Gebeimdtplomatte betrifft, so hätte ich gegen die Berwirklichung diese« Punktes nicht« emzu- wenden, wenn es keine Geheimverträge mehr geben sollte und Verträge ohne Wißen der Oeffentlichkeit nicht bestehen können. Bezüglich der Freiheit der Meere kann ich dem Wunsche Amerikas voll und ganz beipflichten, sofern kein Gewalteingrtff in die Hoheftsrechte unsere« treue» tür kischen Bundesgenossen geplant ist, dessen Standpunkt in dieser Frage auch der unsriae ist. Punkt 3, der sich entschieden gegen einen zukünftigen Wirtschaftskrieg wendet, ist nicht nur richtig und ver nünftig, wndern so oft von un« verlangt morden, daß ich dem ebenfalls nicht« hinzu,ufügen habe. Punkt 4, allge meine Abrüstung betreffend, enthält einen Teil meine« politischen Glaubensbekenntnisses, nach dem Kriege die RüstungSkonkurrenz auf das di« innere Sicherheit der Staaten erfordernde Maß herabzudrücken. Bezüglich Italien», Serbien», Rumänien» und Mon tenegro» weigre ich mich, als Äffekurranz für feindliche KriegSabrnteuercr zu figurieren und unseren hartnäckigen Feinden einseitig Konzessionen zu machen, die ihnen erlaub ten, den Krieg ins Endlose weiter zu schleppen. Herr Wilson hat seinen großen Einfluß auf die Bun- deSgenoffe« dazu benutzt, sie zu Erklärungen ihrer Be dingungen zu bestimmen, unter denen sie zu spreche»« bereit sind. Daß die Zeit und die Fortdauer des Krieges auf die diesbezüglichen Verhältnisse nicht einflußlos bleiben kann, dafür «st Italien ein treffliches Beispiel, das vor dem Kriege ohne einen Schuß einen großen territorialen Erwerb hätte mache» können. Durch seine Ablehnung und seinen Eintritt in den Krieg hat es nickt nur Hunderttausende an Toten, Milliarden an Kriegslasten und zerstörte» Wer ten verloren, sondern anck Not und Elend über die eigene Bevölkerung gebracht. Auch über Punkt 13, daß ein »nab- hängiger polnischer Staat die zwetselloS von polnischer Bevölkerung bewohnte,« Gebiete einscbließen müsse, ließe sich eine Einigung mit Wilson herbeiführen. Der Gedanke der Schaffung eines allgemeinen Völkerbundes stößt nir gends in der Monarchie auf Widerstand. Ein Vergleich meiner mit Wilsons Ansichten ergibt nicht nur in de» großen Prinzipien eine Uebereinfttm- mung, sondern auch in mehreren konkreten Friedens- srageir. Bezüglich der Differenzen könnte eine Aussprache zur Klärung und Annäherung führen. Vielleicht könnte ein Gedankenaustausch zwischen Amerika und Oesterreich- Ungarn »nm AnSgangspunkt sür eine versöhnliche Aus sprache zwischen den Staaten werden, die bisher noch nickt in Besprechungen über den Krieg eintraten. Meine Arbeit gilt dem Frieden mit der Ukraine und mit Petersburg. Der Frieden mit Petersburg ändert an unserer definitiven Lage gar nichts. Der Friede mit Pe tersburg wird uns dein allgemeinen Frieden näherbringen. Der« Friede,« mit der Ukraine wünschen wir, weil sie Lebensmittel exportiere» wird, wenn wir handelseinig werden. Die Nahrungsfrage ist heute eine Weltsorge nicht nur bei unseren Gegnern, bei den Neutralen, sondern auch hei uns. Es ist meine Pflicht, alles zu versuchen, uin der notleidende» Bevölkerung das Ertragen der Entbehrun gen zu erleichtern und deswegen verzichte ich nicht auf den Vorteil, de»« Frieden wen», möglich um Tage oder Wochen früher zu bringen. Ein solcher Frieden braucht seine Zeit, denn der FriedenSschluß muß feststellen, ob, was und wie der ukrainische Kompazient liefern wird. Die «naeklärten «Verhältnisse in diesem neuerstandenen Reiche bilden eine große Erschwerung und Berzögerung der Friedensver- bandlnngen. Wenn Sie uns in den Rücken fallen, und mich zu einem Abschluß Hals über Kopf zwingen. dann geht unsere Bevölkerung des Vorteils ans seinem FriedenSschluß verlustig. Es handelt sich nicht mehr in erster Linie um die Be endigung des Krieges an der ukrainischen Front, denn dieser ist menschlicher Berechnung nach überhaupt zu Ende, da weder die Ukraine noch wir den Krieg fortzusetzen beabsichtigen und uns auf der annexionslosen Basis einig ten. Wir sind in keiner Lage, in der wir lieber beute einen schlechten Frieden ohne wirtschaftlichen Vorteil als morgen einen guten mit wirtschaftlichen Vorteilen schließen müssen. Die NahrungSschwierigkeiten entspringen letzten Endes nicht dem Mangel an Nahnungsmitteln sonder«, zu behebenden Kohlen-, Transport- uns Organisations krisen. Mit Streiks schneiden wir uns ins eigene Fleisch und beschleunige,« durch dieses Mittel den Frieden nicht. Wen«« sie eine Regierung hätten, die aus Eroberungs absichten den Krieg verlängert, so wäre ein Kampf des Hinterlandes gegen die Regierung von besten Standpunkt aus verständlich. Da aber die Regierung genau das Gleiche wählt, wie die Majorität der Monarchie, d. h. die baldigste Erreichung des ehrenvollen Friedens ohne annerionisttskbe Ziele, so wäre es Wahnsinn, ihr in de» Rücken zu fallen. Entweder haben Sie Vertrauen zu mir, die FriedenSverhandlungen weiterzuführen, dann müssen Sie mir helfen, oder Sie haben es nicht, dann mästen Sie rnich stürzen. Es soll die Vertrauensfrage vor- gelegt werden, und wenn ich die Mehrheit gegen »nick habe, so werde ich sofort daraus die Konsequenzen ziehen. Mich hält nichts an diesem Platze als Pflichtgefühl, so lange zu bleiben, als ich das Vertrauen des Kaisers und die Mehrheit der Delegationen habe. Kein Minister des Aeußeren aber kann Verhandlungen von dieser Tragweite führen» wenn er nicht weiß, wenn nicht alle Welt weiß, daß er durch das Vertrauen der Majorität der verfassungs mäßigen Korporationen getragen ist. Es geht umS Ganze: Sie haben Vertrauen, oder Sie haben es nicht. Sie müssen mir helfen oder mich stürzen. Ein Drittes gibt eS nicht. Ich bin zu Ende! Graf Czernins Antwort m» Wilson Wl« n, 24. Januar. Im Ausschuß für Arußere» der österreichischen Delegation hielt heute der Minister de« Aeußeren Gras «zerut» eine Rede» in der er etngang« be tont«, daß Jeu«, dt« den Verlauf der Verhandlungen an scheinend zu laugsam fänden, sich auch nicht annähernd eine Vorstellung von den Schwierigkeiten machen könnten, die zu beheben seien. Niems!« hätten FriedenSverhandlungen bei offene« Fenster» stattgesunden, und e« fei ganz auHe- schloffen, daß Verhandlungen von dem Umfang« und der Tiefe der jetzigen, glatt und ohne Schwierigkeiten verlaufen könnten. Wenn, fuhr der Minister fort, das Ergebnis der verschiedenen BerhandlungSstadien in die Welt hinaus tele graphiert wurde, so mußten sie, darüber waren wir un« von vornherein im Klaren, die öffentlich« Meinung auf- peitschen. Wenn wir trotzdem dem Wunsch« der russischen Regierung nach dieser Veröffentlichung sofort stattgaben, so geschah dies, well wir nicht« zu verstecken hatte»«. Die BafiS, auf der Oesterreich-Ungarn mit den vrr- schieden«» neventftandenen russischen Reichen verhandelt, ist die ohne Kompenfattone» und ob«« Annexionen. Da« war mein Programm schon vor einem Jahre, und ich habe der Oeffentlichkeit niemals einen Zweifel darüber gelassen, oatz ich mich nie, auch nur um Haaresbreite, von diesem Wege abbringen lasten würde. Ich verlange keinen Quadrat meter und keinen Kreuzer von Rußland, und wenn, wie iS scheint, Rußland aus dem gleichen Standtpunkt« steht, dann muß der Friede zustandekommrn. Wen»« unsere russischen Kompazientrn von uns eine Gebietsabtretung oder eine Kriegsentschädigung verlangten, so würde ich den Krieg fortseben, trotz de« Friedenswunsches, den ich genau so gut habe, wie Sie, oder ich würde zurücktreten, wenn ick mit meiner Ansicht nicht durchdringen könnte. Der Minister besprach dann die zwei größten Schwierig keiten, die die Gründe enthielte», warum dir Verhandlungen nicht so schnell verliefen, wie alle wünschten. Die erste Schwierigkeit sei, daß mit verschiedenen neventftandenen russischen Reichen, statt niit einem russischen Kompazientrn, »erhandelt werde müsse. Es kam hier inbetracht, das von Petersburg geleitete Rußland, unser eigentlicher neuer Nachbarstaat: die große Ukraine, Finnland und der Kauka sus. Diesen vier russischen Kompazicnten standen die vier Mächte gegenüber. Wir, fuhr der Minister fort, haben es in erster Linie mit der großen Ukraine zu tun, mit der wir «ms aus der vorerwähnten annexionSlvsen und kompcnsationS- lofen Basis einigten. Wir sind uns in großen Zügen auch darüber klar geworden, daß und wie die HandelSbeztebun- nen mit der neuerstandcnen Republik wieder aufzuneh- men seien. Bezüalich PoleuS, beste,, Grenzen noch nicht genau fixiert sind, wünschen wir, daß seine Bevölkerung frei und unbeeinflußt ihr eigenes Schicksal wählt. Wir wünschen nur den freiwillige«, Anschluß Polens uud ich halte un widerruflich ^«« dem Standpunkte fest, daß die polnische Frag« den Friedensschluß nicht um einen Tag verlängern darf. Sucht es nach FriedenSschluß eine Anlehnung an uns, so werde«« «vir es gerne aufnehmen. Ich hätte es gern gesehen, wenn die polnische Regierung an de» Verband- langen hätte teilnehmen können, denn meiner Auffassung nach ist Pole»» ein selbständiger Staat. Die Petersburger Regierung spricht der polnischen Negierung dagegen die Be- rechtiqung ab, im Namen ihres Landes zi« sprechen. So wicht«« diese Frage ist, noch wichtiger ist die Beseitigung aller den Abschluß des Friedens verzögernden Schwierig- keiten. Die zweite Schmierigkeit ist unleugbar die MeinungS- differeu» unseres deutschen Bundesgenossen nnd der Petersburger Regierung über die Interpretation deS Selbstbestimmuugsrechtes der russischen Völker der von de« deutschen Truppen besetzten Gebiete. Diese MeinungS- differenzenz ist eine doppelte, denn Deutschland steht auf dem von der russischen Regierung vorerst noch abgelehnten Standpunkt, daß die zahlreich erfolgten Willensäußerungen nach Selbständigkeit und Unabhängigkeit seitens gesetzge bender Körperschaften usw. in den besetzten Provinzen als provisorische Grundlage für die VolkSmeinnng zu gelten hätten, die nachher durch ein VolkSvotufft auf breiter Basis zu überprüfen feien. Zweitens besteht die Meinnngsdiffe- reu- in den, Verlangen Rußlands, daß dieses Volksvotum erst »rach den« Rückzüge sämtlicher deutscher Truppen und Verwaltungsorgane aus den okkupierten Provinzen statt finde, während Deutschland darauf hinmeist, daß eine solche Evakuierung ein Vakunin schaffen würde, das den Ausbruch vollständiger Anarchie und größter Not hervorriefe Die plötzliche Zurückziehung des von den Deutschen geschaffenen großen Apparates der in den okkupierter Gebieten das stattliche Leden ermöglicht, erscheint praktisch unhaltbar. In beiden Fragen muß ein Mittelweg gesunden werden. Meiner Meinung nach sind die Differenzen bei beiden Stand punkten nicht grob genug, um ein Scheitern der Verhand lungen zu rechtfertigen. Sind wir erst mit den Rusten zum Frieden gekommen, so ist meines Erachtens der allgemeine Frieden nicht mehr lause »n Verbinder», trotz aller Anstrengungen der west- licken Entente-Staatsmänner. Die Frucht des allgemeinen Friedens ist meiner Uebcrzeugung nach im Reifen begriffen und e« ist nur eine Frage des Durchhaltens, ob wir einen allgemeinen ehrenvollen Frieden erhalten oder nicht. Hierin hat mich das von Wilson an die ganze Welt gerichtete Friedensangebot bestärkt, in dem ich eine bedeutende An- «Lberung an die österreichisch-ungarischen Standpunkte finde. Unter seinen Vorschlägen sind einzelne, denen wir sogar mit großer Frende »«stimmen könnten. Auf diese Vorschläge erklär« ich zunächst, daß ich getreu den über nommenen Bündnispflichtkn für die Verteidigung der Bundesgenossen vtS »nm Aenßerfte» zu gehen fest ent- schloffen bi». De», vorkriegerischen Besitzstand unserer Bundesgenoffen wie den eigenen zu verteidigen ist der Standpunkt innerhalb der vier Alliierten bet vollstän diger Reziprozität. Die Ratschläge, wie wir bei unS im Innern zu regieren haben, muß ich höflichst aber entschieden ablehnen. Unser Parlament zusammen mit den übrigen verfassungsmäßig berechtigten Faktoren hat allein über interne Angelegen heiten in Oesterreich zu entscheiden. Zu dem Punkt, der
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