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Riesaer D Tageblatt und Anzeiger MrblM «nd Riycher). raegramrn-Adresse: ß!^ Fernsprech stell« ras blatt R es» Nr. «4 für die Königl. Amtshauptinannschast Großenhain, das Königl. Amtsgericht und den Rat der Stadt Mesa, sowie den Gemeinderat Gröba. 298 Montag, 28. Dezember 1914, adenvs. 67. Aabrg. Da« Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abends mit Ausnahme der Soim. und Festtage. Viertel,Lhrlicher Bezugspreis bet Abholung tu der Ewedttion in Riesa 1 Marl bü Psg., durch unsere Tröger srei in» Hau» 1 Mark ÜS Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten I Marl 65 Psg-, durch den Briesträger frei in« Hau« 2 Marl 7 Psg. Auch MonatSabonnement» werden angenommen. «»zeige» Annahme sllr die Nummer deS Ausgabetage« bi« vormittag 9 Uhr ohne Gewahr. Preis sür di« kteingespaltene 43 mm breite KorpuSzeil« 18 Psg. tLokalprei« 12 Psg.) Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Taris. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethe st ratze SS. — Für die Redaktion verantloortlich: Arthur Hähne! in Riesa. ! . ' — Bekanntmachung. GS wird hierburS im Koipsbezilk bis auf weiteres die Abhaltung aller öffentlichen »nd nichtöffentlichen TauMrguügcn verboten. Dresden, den 23. Dezembe- ic»'4. Ter kommandierende General. v. Brotz em. Sparkasse Riesa. Wegen de- im Monat Januar bei un- besonder- regen Verkehr- weisen wir darauf hin, daß r- durchaus niokö nötig Ist, in Sparbücher die Zinsen gerade am Jahres beginn zuschreibe» zu lassen. s« kann die» vielmehr ganz gelegentlich, wenn auch erst nach Wochen, Monaten oder gar Jahren, erfolgen. SS erwächst dadurch levin denn alle Zinsen, auch wenn sie nicht im Vparbnche stehen, werden am Jahre-schlusse zum Kapital geschlagen und mit. verzinst, bis die Höchsteinlage, die bis auf wettere- 5000 M. betragen kann, erreicht ist. Sparkassenverwaltung Riesa, am 19. Dezember 1914. B. Die Angehörigen der in Nordpolen kämpfenden Truppen mögen sich nicht beunruhigen, wenn st« etwa von ihren tm Felde stehenden Kriegern die Mitteilung erhalten, daß die Pakete noch nicht eingetroffen seien. Die Zuführung wird sobald als möglich erfolgen. Die Truppen sind über den Grund de- Ausbleiben- der Pakete unterrichtet worden. — M.J. Dec Feldpostbriefverkehr nimmt dauernd an Umfang zu; nur mit Aufbietung aller Kräfte ist es jetzt gelungen, ihn ordnungsmäßig zu bewältigen. Ihm drohen aber neue Gefahren, wenn ein Austausch von Neujahrskarten in dem in FrtedenSzeiten üblichen Um fange zwischen der Heimat und den Angehörigen de« Hiere in diesem Jahr« stattfindet. SS ist unmöglich im Felde, wie dies in der Heimat geschieht, Au-Hilfspersonal einzu stellen, um die durch den Neujahr-briefoerkchr entstehende Mehrarbeit zu bewältigen. Durch solche Maffenoersendungen würde nicht nur der Dienstbriefverkehr, sondern auch der gewöhnliche Prioatbrtefverkehr leiden! Aus diesen Gründen ersucht die Heeresverwaltung das Publikum dringend, die Absendung von Neujahrsglückwünschen an Freunde und gute Bekannte durch die Feldpost zu unterlassen. Auch die Versendung von Glückwünschen in der Heimat sollte man einschränken. Die dadurch ersparten Summen würden, wie dies auch bereit- in früheren Jahren vielfach geschehen ist, wohltätigen Zwecken zuzuführen sein. —8 Das vor den Toren stehende neue Jahr 1915, das dem deutschen Volke hoffentlich recht bald einen glor reichen Frieden bringen wird, ist ein Gemeinjahr von 365 Tagen. Die Juden beginnen in seinem Laufe am 9. Sep tember ihr 5676. Jahr, die Mohammedaner am 9. Novem ber daS Jahr 1334. Von den hohen Festen fallen 1915 Ostern auf 4. und 5. April, Himmelfahrt auf den 13. Mai und Pfingsten auf den 24. und 25. Mai. Der Frühling beginnt am 21. März, nachmittags 6 Uhr, der Sommer am 22. Juni, nachmittag- 1 Uhr, der Herbst am 24. Sep tember, früh 4 Uhr, und der Winter am 22. Dezember, nacht- 11 Uhr. Sonnenfinsternisse wird daS Jahr 1915 zwei bringen, die erste, eine ringförmige, am 14. Februar, von 2 Uhr 37 Minuten, früh bi- 8 Uhr 20 Minuten vor mittag-, die zweite, ebenfalls ringförmige, am 10. August von abends 8 Uhr 48 Minuten bis zum 11. August früh 2 Uhr 41 Minuten. Keine der beiden Sonnenfinsternisse ist in Europa sichtbar. Mondfinsternisse freien 1915 über haupt nicht ein. Dagegen ist der Mond nach dem hundert jährigen Kalender die JahreSvagent. WaS die Cyklische Rechnung für 1915 betriff», so lautet die goldene Zahl 16. Die Epakte de» Jahre», die da» Alter deS Monde» am NeujahrStage angibt, ist XIV, die Gonnenzirkelzahl 20 und der Sonntag-buchstabe C. Unser König Friedrich August vollendet 1915 sein 50. Leben«, und sein 11. RegierungS- jahr. Der Kaiser wird 56 Jahr« alt. Da« deutsche Reich besteht 44 Jahre. Da« kommende Jahr bringt für da« Reich «nd unser engere« Vaterland mit einer hochbedeut- samen Gegenwart auch eine Reihe wichtiger Zentenargedenk- tage. Am 7. Juni werden 100 Jahre verflossen sein seit der Rückkehr König« Friedrich August de« Gerechten in da wesentlich verkleinerte Sachsen. Seit jenem Tage, an dem die Leipziger Studenten in Dre-den vor dem Restdenzschlosse da- Lied bei einer König-Huldigung sangen, ist die Weis« »Den König segne Gott" die sächsische Nationalhymne. Der 1. April 1915 bringt die Hundertjahrerinnerung an die Gebnrt de- Altreichskanzler« Fürst Bismarck inmitten einer Zeit, die diese« deutschen Nattonalhero« würdig ist. Am 4. Juli find 200 Jahre seit der Geburt de- frommen Sänger« und Gelehrten Christian Fürchtegott Gellert in Hainichen verflossen, während am 21. Januar vor 100 Jahren der gemütvolle Dolk-poet Matthia« Claudiu«, der WandSbecker Bote, an« einem gesegneten Leben schied. —MI. Durch die jahrelange Wühl beit der eng- ltschrn Hetzprrsse ist da- Deutschtum auch in mehrere» Nach Weihnachten. Das unvergeßliche Weihnachtsscst 1914 a-ehört bereits der Geschichte an. Die Glocken haben dir Feiertage schon wieder ausgeläutet, das gewaltige Völkcrringcn, das selbst an dem heiligen Christfest der Liebe nicht eingestellt wurde, ist mit neuen Kräften, mit neuer Erbitterung aus genommen, der Kamps zwirnen den Schützengräben de§ Westens und auf den Schlachtfeldern des Ostens tobt heftiger als je. Niederwerfung des Feindes um jeden Preis, das ist der Gedanke, der unsere Krieger im Felde und unsere Batcrlaudsfreundö daheim wieder völlig be herrscht. Am Tage nach Weihnachten ist'S, als ob über haupt kein Weihnachten in diesem unheilvollen KriegS- jahr gewesen wäre. Und doch war die wehmütige, kurze Kricgsweihnacht keine eindruckstos vorübcrgleitende, gleichgültige Erschei nung. In der Heimat und im Feindeslande haben die wenigen Stunden der Einkehr und Besinnlichkeit vielleicht stärker als die seither verflossenen Kriegsmonate zusammen den Vatcrlandsgedanken gefestigt, die Hoffnung auf bes sere Zukunft belebt. Wir Zurückgebliebenen sind uns mehr als aus allen Feldpostbriefen, Trauerbotschaften und Sic- gesnachrichteu zu Weihnachten des innigen Zusammen hangs bewußt geworden, der uns mit dem Volk in Waf fen draußen im Felde verbindet. Wärmer als sonst durch flutete ein heißes Gefühl der Dankbarkeit unsere Herzen und feierlicher als sonst gelobten wir, den heimkehren den Siegern eine schönere Heimat, eine einigere Nation, ein reineres Volkstum zu bieten. Die Opfer, die auch wir Daheimgcblicbcnen rn steigendem Maße zu ertragen haben, verloren gerade unter den strahlenden Weihnachts lichtern ihre Schrecken, der Pflichtgedanke stand stärker als sonst im Vordergrund. Wir gegen vertrauender, ent schlossener an unsere Werktagsarbeit zurück. Wir halten durch um jeden Preis, und wer freuen uns der herrlichen Zeiten nach unseren Siegen, wenn das deutsche Volk un bestritten das erste der Welt sein wird. Auch unsere tapferen Truppen im Feindesland und auf unseren Schiffen, in heimatlichen Diensten und in den Lazaretten gehen neugestärkt aus der kurzen Weihnachts stimmung hervor. Hat ihnen der erbitterte Feind auch viel fach eine echt deutsche, gemütliche Feier vergällt, konn ten sie hier und dort auch die Gewehre nicht aus der Hand legen, die Geschützstände nicht verlassen: ihre Gedanken weilten doch länger und zärtlicher als je sonst in der Heimat. Daß dort wenigstens ein ungestörtes Christfest gefeiert werden konnte, darauf waren sie, unsere Helden und Beschützer, mit Recht stolz. Trotziger als je mag in diesen stillen Gedenkstunden der Wille in ihnen gestrafft worden sein, das Letzte hcrzngeben, um Volk und Heimat auch fernerhin die Schrecknisse des Krieges zu ersparen und den erbarmungslosen Feind unter allen Umständen niederzukämpfcn. Bei den Batterien und in den Unter ständen hinter der Front bei bescheidener Fcstfeier haben Lieder und Ansprachen diesen unüberwindlichen Geist neu belebt, ungezählte Millionen von Liebesgaben aus der Heimat haben die Vaterlandsliebe zu neuen Flammen ent facht. Die Begeisterung der ersten Kriegswochen wird un mittelbar nach Weihnachten neue Triumphe feiern! Nach Weihnachten gedenken wir auch der wehmütig traurigen Feiern unserer gefangenen Brüder im Feindes land. Wie wenig Äeußerliches von deutscher Weihnacht mögen sie in den elenden Gefangenenlagern genossen haben! Was treue Liebe der Heimat und opicrwillige Hilfe menschenfreundlicher Feinde vermochte, um ihnen die schweren Stunden zu erleichtern, ist gewiß geschehen. Aber wie wenig kann das alles an die Wirklichkeit herangc- reicht haben, in der sie sonst die Jahre Weihnachten feier ten. Die Zivilgefangenen werden den Unterschied noch schmerzlicher empfunden haben als unsere Krieger, die die Gefangenschaft als Soldatenlos hinzunehmen verpflichtet sind. Umsomehr aber werden aller Gedanken der Heimat zugekehrt gewesen sein und von den rein menschlichen Em pfindungen der Sehnsucht und der Hoffnung haben sic sich gewiß alle ausgeschwungen zu heißen Wünschen und Ge lübden für Alldeutschlands Zukunft. In dem großer» Läuterungs- und Bewährungspro zeß, den wir in diesem gewaltigen Weltkrieg durchmachen müssen, bedeutet das verflossene Weihnachtsfest eine wich- tige Hauptstation. Reiner und pflichteifriger gehen alle Deutschen aus der wehmütigen Kriegswcihnacht hervor. Bestimmter und fester als je beherrscht sie alle heute, am Tag nach den denkwürdigen Feiertagen, der eine unbeug same Wille: zu leben und zu sterben für Deutschlands Ehre und Machtstellung in der Welt! Orrtliches «nd Sächsisches. Nicsa, den 28. Dezember 1914. —* „Weiße Weihnachten" sind uns diese- Jahr beschieden gewesen. Am Abend deS ersten und im Laufe deS zweiten Festtages gab e- reichlichen Schneefall, dem sich am dritten Feiertage noch Frost hinzugesellte. Gestern kam daher der Rnschelschlitten zu seinem Rechte und wo irgend eine abschüssige Straße die Möglichkeit bot, wurde von der Jugend ausgiebig dem gesunden Ruscheisport ge huldigt. Es war dieses Jahr so recht ein Fest der Kinder. Ellernliebe hatte trotz der schweren Zelt unterm strahlende»» Lichterbanme Glück und Freude »m KinderaugeheMr- gezaubert. Und in welcher Richtung fich-dieWttnsche unserer Kleinen bewegt hatten, da« ließen lante» Trom- petengeschmetter auf den Straßen und die schmucken neuen Uniformen leicht erraten, ganz abgesehen von den Armeen von Soldaten aller Art, die sicherlich unsere kleinen Feld herrn in den Stnben aufmarschieren ließen. DaS Leben der Erwachsenen stand auch am Weihnachtsfeste unter dem Ernst der Zeit. So manches Heim blieb ohne Kerzen schimmer, der Schmerz um ein LiebeS, daS im Kampfe fürs Vaterland geblieben, und die Sorge um liebe, noch draußen in gefahrvollem Kampfe stehende Angehörige ließ keine rechte Weihnachtsfreude aufkommen. Der Andrc' g zu den Gottesdiensten in unserer Trinitati-kirche aber war überaus groß und selten vielleicht ist da« Weihnachts evangelium so tief in die Herzen gedrungen, als in dieser Kriegsweihnacht. —* Mit dem Gi-sernen Kreuz ausgezeichnet wurde Herr Syndikus Assessor Dr. Hans Nitzsche,-Hamburg, Sohn deS Herrn Oberlehre« Nitzsche, hier. —* NeujahrSdienst. Am Freitag, den 1. Januar, werden die Schalter wie an Sonntagen offen gehalten. Die OrtSbrlefbestellung findet vormittags zweimal (wie an Werktagen) und nachmittags einmal, um 4", die Landbe stellung einmal vormittags statt. Geld- und Paketsen dungen werden nicht abgetragen. Die Briefkastenleerungen werden vom 30. Dezember früh bis zum 1. Januar abends in erweitertem Umfange auSgesührt. Die gewöhnlichen Leerungszeiten gelten für diese Tage nicht. — M.J. Feldpostbriefe nach dem Feldheer tm Gewicht über 250 Z bis 500 ß werden für die Zeit vom 11. b»S einschließlich 17. Januar 1915 von neuem zuge lassen. Die Gebühr beträgt 20 Pf. —* Die im Bezirke der Oberpostdirektion Dresden mit Fernsprechbauarbeiten beschästigten Beamten und Arbeiter find mit AuSweiSkarten versehen. ES wird ersucht, nur solchen Personen Zutritt zu den Fernsprechanlagen so wie namentlich auch zu den Bodenräumen und Dächern zu gestatten, welche sich im Besitze von AuSweiSkarten be finde» oder al» Begleiter von »nit Karten versehenen Per sonen erscheinen und von diesen ausdrücklich al- ihre Be gleiter bezeichnet werden. Die roten AuSweiSkarten ver lieren mit dem 31. Dezember d. I. ihre Gültigkeit. Für da- Jahr 1915 werden Karten von grauer Farbe benutzt. —MI. Die in der letzten Nooemberwoche durch die Militärpaketdrpoi- den Truppen zugeführten Weih- nacht-pakete find zum großen Teil bereit- auf dem Kriegsschauplatz angelangt und an die Truppen au»gegebin worden. Nur in Nordpolen haben sich Schwierigkeiten ergeben, die durch die strategische Lage herooryerufen wurden. Die Pakete sind zwar auch hier bei den Etappenbehörden eingetroffen, aber ihre Zuführung zu den Truppen ist zur Zeit unmöglich. Für die durchgreifende Verfolgung der russischen Armeen durch die Truppen de« geldmarschall» v. Hindenburg werden alle Eisenbahnen und anderen Ver kehrsmittel vollständig zu militärischen Maßnahmen in Anspruch genommen. Sie können daher z. Z». nicht für die Zuführung der Weihnacht-pakei« srrigemacht werden.