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Begleitbriefe traf an de« deutsche« Kronprinzen ein, uuo Ich bin in der Lage, ihn -ter wiederzugeben: Lieber Herr Kronprinz! 2« der Zeitung habe ich eS selbst gelesen. Es sei bisher immer zu knapp gewesen, Was Euch für die Mühen im Feindesland. Den Lieben da draußen die Heimat gesandt. Und da nun bald wird Weihnachten kommen. Hab' ich mir ergebenst die Freiheit genommen Und send« de« Truppen i« Kampf und Streit Für die kalte Kälte 'ne Kleinigkeit. Wir wohnen hier nämlich dichte beim Brockem Da schätzt man Pulswärmer. Strümpfe und Soaen, Zigarren und Tabak leg' ich dazu, Das gibt frischen Mut. neue Seelenruh'. Ein kleiner Trost in den kühleren Tagen Kür jene, die sich so siegreich geschlagen. Damit bald dix neueste Depesche hieß: Hurra! Germania! Deutsch ist Paris! Gern zög' ich gegen die bösen Franzosen Doch trag' ich leider noch kurze Hosen, Und statt in den Kampf ruft täglich die Pflicht Mich früh in die Schule zum Unterricht. Al- Junge, als ganz echter Halberstädter, Herr Kronprinz, gelingt mir's vielleicht auch später, Wenn's wieder mal klappt, daß der Feind zu kühn. Mit Ihnen hinein nach Frankreich zu zieh«. Verzerh'n Sie, wenn ich mich selbst an Sie wende. Und dies Paket für die Ihrigen sende. Als Dank für manch' gelungen Streich. Ein Hoch Hohenzollern! Erich Oestreich. Ke« Kronprinzen hat das Brieslein gewiß gefallen. Julius Hirsch, Kriegsberichterstatter. Vermischtes. Ein englisches Schloß verbrannt. Am 19. Dezember morgens ist daS feudale Schloß in Denny ^Schottland), eine der schönsten Residenzen der Provinz, durch Feuer zerstört worden. In den Flammen kamen drei junge Damen um. Sine von ihnen war erst im Schloß zu Besuch angekommen, um ihren 16. Geburtstag zu feiern. DaS andere Mädchen war 14 Jahre alt und sie drittle Dame war die Sekretärin des Schloßherrn LharleS William ForbeS. Bier Personen in einem Heuschober ver brannt. Auf einem Felde bet Skoruau ereignete sich ein entsetzliches Unglück. Ein nächst der Ziegelei Stress stehen der Strohschober war au» bisher unbekannter Ursache in Brand geraten. AIS die Feuerwehr die noch schwellenden Strohreste auSeinanderwarf, stieß sie auf vier verkohlte Zeichen. Die vier Personen hatten, wie die Erhebungen wgaben, in dem Strohschober übernachte», wo sie von den Flammen überrascht wurden und verbrannten. Die Iden tität der Toten konnte bisher nicht festgestellt werden. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 23. Dezember 1914. * Amsterdam. Die „Daily Mail" berichtet aus Nordfrankreich über heftige Gefechte am Kanal im Osten von Nieuport. Oft standen die Deutschen und Belgier und Franzosen stundenlang gegenüber, während nur das Was ser des Kanals sie voneinander trennte. Ein Flugzeug tag auf der französischen Seite des Kanals bei Paschen- eaele. Es wurde so gedreht, daß es eine Brücke bildete. Die Soldaten umwickelten ihre Schuhe mit Lappen oder gingen auf Strümpfen im Gänsemarsch über das Verdeck und griffen, ehe das Manöver entdeckt wurde, die deut schen Laufgräben an. Es entspann sich ein Bajonettge fecht. Als noch französische Verstärkungen eintrasen, wur den die deutschen Truppen etwas zurückgedrängt. * Christian ia. Armentieres und Arras werden ohne Unterbrechung furchtbar von den Deutschen bom bardiert. * Mailand. Der Berichterstatter des „Secolo" meldet aus Petersburg: Die Kämpfe am linken Weichsel ufer bei den Flüssen Bzura und Rawka dauern bis zur Nida ununterbrochen fort. Besonders heftig tobt der Kampf zwischen Sochaczew und Skierniwiece, wo mäch tige deutsche Heeresmassen sich den Weg nach Warschau bahnen wollen. Auf den Landstraßen am linken Weichsel ufer, auf denen die russischen und deutschen Heere sich auf hielten, ist die Verwüstung ungeheuer. Die Bevölkerung hat keine Lebensmittel mehr, sodaß viele Hungers sterben. * Genf. Nach den hier vorliegenden Meldungen nimmt die Schlacht in Polen bei der Weichsel mit großer Heftigkeit ihren Fortgang. Die Lage der Deutschen, deren bedeutende Streitkräfte mit größter Todesverachtung vor gehen, ist bisher günstig. )( Berlin. Im heftigen Kampfe am Bzura- und Rawka-Abschnitt erzwangen unsere Truppen an vielen Stellen die Ueberwindung des Gegners. In glücklicher »nd harmonischer Weise wirken die Generalstäbe der deut schen und österreichisch-ungarischen Armeen zusammen. )( Berlin. Von der Erlaubnis, Materralgaben den gefangenen Deutschen in Frankreich übersenden zu dür fen, hat das Rote Kreuz sofort nach Abschluß der be- -.üglichen Verhandlungen Gebrauch gemacht. Ein Waggon mit warmen Sachen, Lebens- und Genußmitteln ist gestern Äon hier über Stuttgart nach Genf ab gegangen. In Stutt gart wird ein Wagen des württembergischen Landesver- eins vom Roten Kreuz angehängt. Zwei Wagen sind aus München, je einer aus Dresden, Karlsruhe und Darmstadt auf dem Wege nach Genf. Von hier aus werden die Gaben unter Begleitung eines Deutschschweizers nach Frankreich gebracht, wo die Aushändigung unter Aufsicht des ameri kanischen Botschafters erfolgen wird. Auch die Provin zialvereine Preußens sind zur Teilnahme an dieser Ge- sangenenfüriorge ausgeboten worden. Etwaige Geld- oder Materialsendungen werden den Landeszentralstellen oder den Provinzialvorständen vom Roten Kreuz zuzusühren sein, in Berlin dem Zentralkomitee vom Roten Kreuz, Herrenhaus. X Berlin. Berichte aus Selzaete schildern die um fassenden Verteidigungsmaßregeln gegen eine mögliche For mierung der Schelde und einen Angriff durch d.n großen Schiffahrtskanal Gent — Terneuzen durch die englische Flotte. Die Stimmung der deutschen Truppen sei außer ordentlich angefeuert durch die Meldung vom Siege über die Russen. )( Berlin. Zur Angelegenheit deS Dr. Weill heißt eS im „Vorwärts": Unsere Nachforschungen blieben ohne jeden Erfolg. Bestätigt sich die durch die Presse gegangene Mitteilung, daß Werll in die französische Armee einge treten ist, so hat er sich durch diese aufs Schärfste zu verurteilend« Handlung außerhalb der sozialdemokratische« Partei Deutschlands und der Reichstagsfraktion gestellt. Weitere Schritte werden der Partei Vorbehalten. Diese Erklärung wird ausdrücklich vom Partetvorstande und der RetchstagSfraktion veröffentlicht. X Ber «. Der „Bund" vermutet in den Vorstößen der Verbündeten auf dem westlichen Kriegsschauplätze reckt Zur Kriegslage. (Amtlich.) Großes Hautzttzvartier, S8. Dezember, vormittags. An griffe in den Düne« bei Lombartzyde und südlich Bixschoote wiese« unsere Truppe« leicht ab. Vei Richebourg - L'Avoue wurden die Engländer gestern wieder aus ihre« Stellungen geworfen. Trotz verzweifelter Gegeuaugriffe wurde« alle Stellmrgei», die zwischen Richebourg mrd dem Kanal d'Aire - L-la-Baffee de« Gug- ländern entrisse« worden waren, gehalten rmd befestigt. Seit dem 20. Dezember fiele« 750 Farbige «nd Engländer als Gefangene in unsere Hände. 5 Maschinen gewehre und 4 Minenwerfer wurden erbeutet. In der Umgebung des Lagers von Chalons entwickelte der Feind eine rege Tätigkeit. Angriffe nördlich Sillery, süd östlich Reims, bei Sonain und Perthes wurde« von uns zum Teil rmter schwere« Verluste« für die Franzose« abgeschlagen. I« Ost- und Westpreutzen ist die Lage ««verändert. Die Kämpfe in dem Bznra- und Rawka-Abschnitt dauer« fort. Auf dein rechten Pilica-Ufer ist die Lage unverändert. Oberste Heeresleitung. (Nichtamtlich.) Wie«. Amtlich wird verlautbart: Des französische Unter seeboot „Curie" wurde, ohne zu einem Angriff gekommen zu sein, an unserer Küste von 3 Batterien «nd Wachtsahrzeugen beschossen und zmn Sinken gebracht. Die Besatzung wurde gefangen genommen. Unser Unterseeboot 12 griff am 21. De zember in der Otrantostratze die französische Flotte, bestehend ans 16 grotzen Schiffen, an, torpedierte das Flaggschiff vom Typ Courvet zweimal und traf beide Male. Die darauf in der feindlichen Flotte entstandene Verwirrung, die gefähr liche Nähe einzelner Schiffe und der hohe Seegang bei unsichtigen» Wetter verhin derten das Unterseeboot, über das weitere Schicksal des Kriegsschiffes Gewißheit zu erlangen. ernstliche Versuche, in die deutsche Front einzubrechen und sie womöglich zu sprengen. Er nimmt an, daß diese An- griffsbewegungen noch keineswegs abgeschlossen seien, son dern sich auf der ganzen Front weiterentwickcln würden, bis vielleicht eine Stelle sichtbar würde, Ivo an den eigent lichen Durchbruch gedacht werden könnte. Strategisch ge nommen müßte diese am ehesten am Nordflügel liegen, wo bisher schon die blutigsten Kämpfe tobten. Doch wür den bei einer so weit gespannten Front wohl auch schlecht hin verwundbare Stellen wuSfinoig zu machen sem^ um dort einzuhaken. Die allgemeine Lage im Westen sei jetzt stark gespannt. Jeder Tag könne Ueberraschungen brin gen. Beide Parteien würben ihr Letztes hingeben; sie seien einander ebenbürtige Gegner. X Basel. Nach einer Meldung der hiesigen ,,Na- tionalztg." aus Paris ist der Zeichner Walz-Hansi durch Ministerialdekret zum Dolmetscher ernannt und Ann Offi zier befördert worden. * Rom. Auf dem Suezkanal ist ein englisches Was- ser-Zisternen-Schisf in die Luft geflogen. 13 Personen wurden verwundet, 9 getötet. X Nom. Die „Aaenzia Stefani" meldet aus Malta von Jestern: Der sizilianische Dampfer „Letimbro" traf aus Tripolis eine Stunde, nachdem der Hafen für Han- delsschiffe geschlossen war, ein. Während der Danipfer mit der Hafenbehördc Signale austauschte, wurde er von einem Schrapnellschusse getroffen. Auf Ersuchen des ita lienischen Konsuls schickte der Gouverneur unverzüglich einen Schiffskapitän mit einer Kommission an Bord zwecks Prüfung der Schadenersatz- und Schuldfrage. Der Dam pfer „Letimbro" ist nach Syrakus abgefahren. X Rom. Gestern vormittag explodierte vor der St. Clemens-Kirche eine Bombe, wodurch einige Kirchensenster eingedrückt wurden. Eine andere Bombe wurde in der Umgebung gefunden. Es handelt sich um beinahe un schädliche Bomben.- Die Behörden haben eine Unter suchung eingeleitet. ^( Paris. 'Der „Matin" meldet: An den Bürger meistereien Frankreichs wurden am 20. ds. Mts. die Re- krutieruügstafeln der Jahresklasse 1910 angeschlagen. * Athen. Aus Mytilene wird gemeldet, daß ein französischer Torpedobootzerstörer gestern sieben Schuß gegen die kleinasiatische Küste vor Kumburne und Hau tepe abgab. Die Größe des angerichteten Schadens ist unbekannt. Die verbündeten Truppen befinden sich gegen wärtig in großer Bewegung, woraus auf eine bald bevor stehende Aktion geschloßen wird. X Konstantinopel. Amtlichen Nachrichten zu- folge, die von den in der Kaza von Artwin im russischen Kaukasus neueingesetzte Behörden bei der Pforte einge- laufen sind, wurde dort aus Anlaß der Einholung der Fahne des Hilfsregiments, das an den Kämpfen um Karsk im Jahre 1877 teilgenommen hatte, eine großartige Feier veranstaltet. Tausende von Mohammedanern wohnten der Feier bei. Weitere autentische Nachrichten besagen, daß überall, wo die türkische Armee einrückt, die gesamte Be völkerung die Truppen mit Freudentränen begrüßt. Jeder, der Waffen tragen kann, schließt sich ihnen an, während die Frauen und alten Männer Liebesgaben darbringen. )( Frankfurt. Die Frankfurter Zeitung meldet auS Koustautiuo-el: Die türkische Armee zur Befreiung AegypteuS hat am 2v. Dezember vo« Damaskus aus unter dem Oberbefehle Dschemal-PaschaS den Bormarsch nach dem Suezkaual augetreteu. Mehmet-Senufsi, der Bruder des Scheichs der Seuufsi, befindet sich im Ge folge Dfchemals. Ferns-rechineldimgen nachmittags 5 Uhr. London. Times bespricht in einem Leitartikel die Lage auf dem östlichen Kriegsschauplätze und schreibt: Die russischen Truppen hielten mit Erfolg den Vormarsch der deutschen und österreichischen Truppen über die Karpathen auf. ES ist jedoch ziemlich klar, daß die Russen weder in Galizien noch in Eildpoken in erreichbarer Entfernung vor Krakau stehen. Die Bedeutung dieser Operationen muß ohne Um schweife zugegeben werden. Den Deutschen gelang eS nicht, die nördliche russische Flanke zu umzingel». Sie haben noch nicht den Widerstand der Russe» nördlich der Karpathen »u brechen, noch di« stark befestigten russischen Linien vor War schau zu durchstoßen vermocht. Aber sie habe» die Russen ge zwungen, sich auf einen weiter südlich gelegenen Punkt zurückzu ziehe». Dadurch wurde die russische Kampfltnie ausgeglichen. Sollte eS den Deutschen gelingen, die Linie bei Opoczno oder sonstwo zir durchbrechen, so wstrde die Lage der russischen Armee in G..lizUn gegen die 170000 Feinde,die durch die Karpathen vorbrechen, kritisch werden. Wir hoffen, daß dies nicht der Fall sein wird. Andrerseits ist eS klar, daß ver zweifelte Kämpfe bevorstehen und daß Hindenburg die In vasion in Schlesien und den Fall Krakaus hinauSgeschobeu hat. Polen wird für mehrere Tage der HauptkriegSschau« platz sein. Die dortigen Kämpfe werden mit größter Be klemmung verfolgt werde». Der zukünftige Verlauf deS Krieges hängt stark von der dortigen Entscheidung ab. Paris. Amtlich wird von gestern nachmittag 3 Uhr gemeldet: Zwischen dem Meer und der LyS fanden gestern nur Artilleriekämpfe statt. Zwischen LyS und Otsne wiesen wir einen deutschen Angriff, der von Earency aus erfolgte, ab und nahmen einige Häuser von Blangy. Infolge eine» feindlichen Angriffes aus Mametz und den benachbarten Schützengräben konnten wir an dieser Stelle nicht merklich vorrttcken. In der Gegend von LihonS wiesen wir drei Angriffs zurück. Oestlich und westlich von Tracy-Bal machten wir einen kleinen Gewinn. Unsere Artillerie steht auf dem Plateau Nouvron. I» dem Abschnitt von der AiSne bis Reims fanden Artilleriekämpfe statt. In dem die Champagne und die Argounen umfassenden Abschnitt gab es um Sonain heftige Bajonettkämpse. Wir rückten in diesem Gebiet nicht merklich vor. Bei Perthes, Lei», HurluS nehmen wir drei deutsche Verschanzungen, welche eine Schlltzengrabenfront von 1500 Meter Länge darstellen. Nordöstlich von Beau-Sasour befestigten wir die vorgestern eroberten Stellungen und besetzte» alle Schützengräben läng« des Kammes des CaloarienbergeS. Im Grurie- Walde rückten wir fortgesetzt vor. Bei St. Hubert wiesen wir einen Angriff ab. In BoiS-de-Bolante, wo wir «in neues Gelände verloren halten, nahmen wir zweidrtttel des Gehölzes wieder. Zwischen den Argonnen und der Maas machten wir leichte Fortschritte. Bet VauquoiS, nördlich des Waldes von Malancourt, gelang eS unseren Truppen, den Drahtverhau zu durchbrechen und feindliche Schützengräben zu erobern und zu behaupten. Auf dem rechten Maasufer im Consenwoye-Walde verloren wir daß vom unS gewonnene Gelände und eroberten eS nach heftigem Kampfe wieder. Von den Maashöhen bis zu den Vogesen ist nicht» zu melden. (In der vorstehenden Meldung wird man vieles mit einem Fragezeichen versehen müssen. E» genügt aber wohl, gegenüber den vorstehenden amtlichen französischen Angaben auf die Mitteilungen unserer oberste« Heeresleitung zu verweisen.) Wetterwarte. 73S Sturm Barometerstand von SI. Nathan, Optiker. Mittag« 12 Uhr. Sehr trocken 770 Beständig sch.^ Schön Wetter Veränderlich 7SV Ncgen (Wind) «iel Regen 740