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- Erscheinungsdatum
- 1914-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191412044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19141204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19141204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-04
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Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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In- di« n Fohlenaustuch^ )f«rv«zucht ist also ukunst, besonder» aber >»ls sein wird. dl« sächsisch» MMärverwaltuna M» von >711 »oraestillten Vf«- »orunl« dt, sächfifch. -«cht.mlt 71, LretjäGrtgm rarlreten »ar. In der-anptsach« ftammtm dir angekauften Pferd« au« vfipnutz.n>ntt »W0 etückr dann folgt«, mt» 4W Stück Schlrswta-Hvlstrl«, Qldenbura mit 140 Stück, Sachs«, mit?» Stück uudDestpreutzrn mit nur7Stück. BolljShrta«Pferd«au«Sachsen kamen 1»1tz durch di, Mttttärverwaltnna Überhaupt nicht »um Un laus und an der Deckung de« vedarf« an dreijährige» »ar di« sächsische Lucht mit nur L.HL Prozent beteiligt. Li« vom Staat», vom Landstallamt Moritzburg, vom Sächsischen Fohlenauszucht- ««rein fortgesetzt« Förderung ver inländischen Pferdezucht ist also «im dringend« Uotwendigk«» auch für di, Zukunft, besonders ab«r für di« allernächst« Zeit, die «in« solch« d«« Pferdemanaels s«in »ird. —* vegr«tflich,rweis« ist j«d« Hausfrau darauf bedacht, d«n im Feld« befindlichen Lieben vom heimatlichen Weihnachtsaebäck, dem Lhrtststollrn, «in«Prob« zuzusenden. Au« dies,mGrund« wird Heuer in. vielen Haulhaltungen früher oder zweimal gebacken. Nun senden ab«r viele Frauen «inen großen Stollen in« Feld, ohn« zu bedenken, daß der Krieger ost und plötzlich seinen Standort wechseln und dann den schönen Stollen zurücklassen, bezw. an die Kameraden verteilen mutz, weil er ihn unmöglich mttnehmen kann. Auch wo di« Krieger länger« Zeit an einem Orte lagern, sind groß« Lhrtststollen deshalb nicht praktisch, weil sich für st« selten «in sich«r«r Aufbewahrungsort finden dürft« und sie 'Ntweder stark auötrocknrn, oder schimmeln oder gar von Ratten und Mäusen an- .gefressen werden. Deshalb ist es viel zweckmäßiger, den Lieben 'braunen im Felde öfter« eine Stollensrndung und nur in kleinem Maßstab« zu machen. Da man jetzt di« bequemen Psundpaketchen versrnd«» darf, lätzt sich ein Glück Stollen oder ein Sinpsundstollen leicht verschicken, und rin solcher ist bald aufgezehrt, und seine Er neuerung macht auch immer neue Freude. Schickt man dennoch einen gröberen Stollen ab, weil man weitz, datz der betreffend« Empfänger in einem Standquartier weilt, so sollte man den Stollen mehrmals in echte« Pergamentpapier «inschlagen und eine Lag« davon mit Butter oder Schweinefett «infetten, dadurch wird dem Austrocknen vorgebrugt, da« ja oft schon während de» langen Dran-port« vorkommt. — Von der Postbehörd« wird immer wieder darauf hing,wiesen, datz man di« Adressen auf die Pakete nicht auf kleben, sondern nähen, oder Anhängefahnen verwenden soll, weil der Kleister oder anderer Klebstoff der Klrbeadreffen die Mäuse an lockt und diese oft die ganze ausgeklrbte Adresse abfress«n,> so datz dann Verzögerungen oder gar Verluste der unadressterten Paket« entstehen. Dieser postalischen Aufforderung wird noch viel zu wenig Folge geleistet, weshalb auch hier darauf hingewiesen sei. —MI. Das Ministerium des Innern hat zu dem Verbot geschmackloser Postkarten und Bilder bogen NuSführungSbcsttmmungen für die Polizeibehör den erlassen. Besonders wichtig ist für alle Kartenhaus ler die Bestimmung, datz die Pflicht zur Vorlegüng nicht den Detaillisten, sondern den Herstellern obliegt. Ferner ist es für alle, die Postkarten entwerfen oder verlegen bez. Herstellen, wissenswert, datz in der Regel folgende Kar ten oder Bilderbogen verboten werden: Darstellungen, die auf unwürdige Verkleinerung oder Verunglimpfung unterer anerkannt tapferen Feinde, deren Herrscher uUd Heer führer hinauSlaufen, solche, die militärische Interessen ge fährden könnten, und nach Befinden auch solche Abbil dungen, die ohne gerade verletzend zu sein, doch durch be sondere Geschmacklosigkeit in Bild und Wort auffallen. —MI. Die stellvertretenden Generalkommandos 12 und Id haben im Einvernehmen mit dem KriegSministe- rium und dem Ministerium des Innern die Ueberwachung der sächsischen Presse den Polizeibehörden hinsichtlich der in ihrem VerwaltungSbereich erscheinenden Tageszeitungen und Zeitschriften übertragen. Die Polizeibehörden haben in Zweifelsfällen die Entscheidung der Generalkommandos einzuholen. Ebenso wird den Polizeibehörden die Zensur von Vorträgen über KriegSvorgänge überlassen, hingegen bedürfen alle Feldpostbriefe vor der Veröffentlichung in den Zeitungen der Genehmigung der Generalkommandos. —MI. Der Kommandierende General des 12. Armee korps gibt bekannt: Die zu Lieferungen für die HeeresverwaltungverpflichtetenFabrikan- ten werden vielfach von ihrer Privatkundschaft, sogar unter Klageandrohuna, zur Erfüllung der dieser gegen über eingegangenen LieferungSverpfltchtungen derart ge drängt, datz das Interesse der Heeresverwaltung darunter leidet. Auf Grund des 8 d deS Gesetze» über den Belage rungszustand vom 4. Juli 1851 bestimme ich daher für den Bereich deS stellvertretenden Generalkommandos deS 12. Armeekorps: Den zu Lieferungen für die Heeresver waltung verpflichteten Fabrikanten wird verboten, ihre Privataufträge vor den Aufträgen der Heeresverwaltung, das heißt unter Zurückstellung der HeereSverwaltungSauf- träge, zu befriedigen. Privataufträge dürfen nur in dem Umfange ausgeführt werden, wie eS die von der Heeres verwaltung bereit» erteilten und noch zu erteilenden Auf träge zulassen. Wer diesem Verbote zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bestraft. Dieses Verbot tritt sofort mit der Verkündung in Kraft. —KM. ES wird darauf hingewiesen, daß jedwede Kartenlieferunaen an das Ausland (auch neu trales Ausland), dessen Bestellungen meistens durch Mit telpersonen erfolgen werden, nach wie vor streng verboten ist. Zuwiderhandlungen werdest mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft. — Nach einer Mitteilung der Ersatz-Eskadron deS Kgl. S. Ulanen - Regiments Nr. 21 in Lhemn tzi sotten am Sonnabend, k. Dezember, mittags 12 Uhr, in der Kaiser- Ulanen-Kaserne zu Chemnitz, Eingang Hausenstraße, vor aussichtlich 20 dienstunbrauchbare Reitpferde zur Ver steigerung gelangen. Die VerkaufSbedingungen liegen am DersteigerunaSorte au». ES werden nur diejenigen Land wirte berücksichtigt, die sich durch amtShauptmann- fchaftliche Bescheinigung als der Berücksichtigung be dürftig auSweifen. Ohne diesen Ausweis kann eine derartige Berücksichtigung keinesfalls ftattftnden . — DieMLul -und Klauenseuche im König- re i ch S a chls-ell wurde am 1. Dezember in 253 Gemeinden und 420 Gehöften amtlich festgestellt. Am 15. November war der Stand 161 Gemeinden und 252 Gehöfte. * Gröba. Am kommenden Sonntag abend findet im Gasthaus zum Anker ein Kriegsabend -um Besten der Unterstützung von Familien von Kriegsteilnehmern statt. Die VortragSfolge bringt eine Reihe von Einzel- und Chorgesängen, sowie Jnstrumental-EinzelvortrLäen und außerdem einen Vortrag mit Lichtbildern über „Erlebnisse im Felde". Unter Hinweis auf den guten Zweck der Ver anstaltung ist ein reger Besuch zu empfehlen. Nähere- ist au» der diesbezüglichen Anzeige in vorliegender Nummer zu ersehen. .. Strehla. Eine Gchießaffäre, die sicher ein gericht liches Nachspiel haben wttd, ereignete sich am Montag auf Rittergut Ovpitzsch, wo der Besitzer von einem Ar beiter mit dem Revolver bedroht worden sein sott, ersterer dann zum Jagdgewehr gegriffen und eine Schrotladung abgegeben habe« soll, die dem Arbeiter Verletzungen an den Beinen beibrachte. Meißen. Nach der Arbeitslosenstatistik der Meißner Gewerkschaften ist in der vorigen Woche (23. bi» 28. No vember) ein geringe» Ansteigen der Zahl der Arbeits losen eingetreten, und zwar von 648 auf 657. E» hängt die- wohl mit der Jahreszeit zusammen. „M. T" Dresden. Ein Grohseuer zerstörte vorgestern nach mittag und in den Abendstunden die Fabrikation»- und Lagerräume der Musikwaren- und Sprechmaschinen-Groß- handlung der Firma Hahn u. Komp., sowie die Akku- Mlatorenkabrik Vs« Lufcher in einem drei Stock hohen Zur Kriegslage. (Amtlich.) Grstze- Hi«Ptch«Rrtter„ 4. Dezemver, vor«tttrßs. Airs tzrA» Westliche» Krie<»schA»tzlkche Wurde« französische ««Griffe ge-e« mrsere Lnchtze« i« Alimtzera wiederholt «dgewtefe«, etenss t« der Gegend nordwestlich «Wirch, wodei die Arnn-oseit dedentende Verluste hotte«. «nf de« östliche« Krieg,schändliche sind feindliche ««griffe östlich der ma- snrische« Eeeichlotte «»ter -roste« Verluste« für die Stnsse« abgeschlagen worde«. Unsere Vffenside t« Polen nimmt »ormale« Verlauf. Oberste Heeresleitung. («artlich.) Trostes Hauptquartier, 4. Dezember. Seine Majestät der Kaiser ist gestern abend zu kurzem «ufeuthalt in Verli» eiugetrofferr. Oberste Heeresleitung. Hintergebäude deS Grundstücks Grünestraße 20. Der Ge samtschaden, den beide Firmen erleiden, ist sehr groß, jedoch durch Versicherung wahrscheinlich gedeckt. Die seit vorgestern nachmittag 8 Uhr tätige Feuerwehr war noch gestern auf der Brandstätte beschäftigt. Da auch Zellu- koidzellen brannten, entstanden giftige Gase, durch die ein Oberfeuerwehrmann «ine schwere Rauchvergiftung erlitt, so datz er in bedenklichem Zustande in da» Gtadtkranken- bauS etngeliefert wurde. Die Entstehungsursache deS Bran de» ist «och nicht aufgeklärt. Bautzen. Ein Opfer seiner Unvorsichtigkeit wurde der 11 Jahre alte Schulkunde Israel. Er sand auf dem Kinderspielplatz an der Moltkestraße eine Patrone, di« tzr sofort mit einem Stein bearbeitete. Die Patrone ex plodierte und verletzte ihn schwer an der linken-Hank. Zwei Militärärzte leisteten dem Verwundeten die erste Hilfe und veranlaßten seine Ueberführung nach dem Dtadtkrankenhause. Dort mutzten ihm der Daumen und da» Glied eine» Finger» abgenommen werden. Zwickau. Im benachbarten Orte Gehma wurde eine ältere Frau von zwei Modlern angefahren. Die bedauern», werte Krau erlitt so schwere Verletzungen, daß sie an den Folgen gestorben ist. Sie war Mutter von sechs Kindern. * Hartenstein. Im Gemeindeteich ertrunken ist in Beutha der fünf Jahre alte Sohn de» jetzt im Felde stehenden Bergarbeiter» Max Becher. Der Knabe hatte auf dem dünnen Et» spielen wollen und ist eingebrochen. Flöha. Mit Genehmigung der in Evangelici» beauf tragten Staatsminister, sowie im Einverständnis mit den Königlichen Ministerien de» Kultus und öffentlichen Unterrichts sowie de» Innern wird mit dem 1. Januar 1915 in Flöha eine Guperintendentur errichtet. Die neue Ephorie umfaßt den gesamten Bezirk der AmtShaupt- mannfchaft Flöha. Annaberg. Ein schwerer Unglücksfall trug sich in der Konzessionierten Fleischzersetzungsanstalt im benach barten Tannenberg zu. Der daselbst beschäftigte Feuer mann Dienert wurv« in seinem Blute liegend mit einer Wunhe am Kopfe tot neben der Trommel, die zur Ver nichtung der Kadaver dient, aufgefunden. Man vermutet, datz B. der im Gange befindlichen Trommel zu nahe ge kommen ist. Plauen i. D. Mit einem beträchtlichen Fehlbetrag schließt dieses Jahr die allgemeine Ortskrankenkasse ab. Der Voranschlag auf das Jahr 1915 wurde mit 1742545 Mark festgesetzt. Plauen i. V. An den Folgen schwerer innerer Ver letzungen, welche er sich am Sonntag infolge eines Stur zes auf der Kellertreppe zuaezogen hatte, ist im Kran kenhause der 1858 geborene Handarbeiter Anton Rockstroh verstorben. Der Bedauernswerte stürzte am Sonntag, al» er sich in den Keller begeben wollte, so unglücklich, daß er wegen der erlittenen inneren Verletzungen nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. Belgern. Bei der am Dienstag in Tauschwitz ab gehaltenen Jagd ereignete sich ein bedauerlicher Unfall. Der Knabe Br. von Belgern wurde durch eigene Unvor sichtigkeit von einem Gwrotschuh am Kopfe verletzt, so daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Greiz. Im nahen Reudnitz hat der Fabrikarbeiter Rudolf ein Kind erschossen. Beim Sperlingschießen zielte er im Scherz auf das dreijährige Töchterchen deS Weber- Klau». Da ging der Schuß los und da» Kind sank in die Stirn getroffen tot zu Boden. Das hiesige Landge richt verurteilte den fahrlässigen Schützen zu einem Mo nat Gefängnis. — In Obergrochlitz stürzte der hochbe tagte, seit acht Jahxen erblindete frühere Weber August Heidrich au» dem Fenster seiner Erkerwohnung drei Stock hoch herab und war sofort tot. Der Greis hat angeblich nach einer Nachbarin rufen wollen und dabei wahrschein lich da» Gleichgewicht verloren. Die Frau des Verun glückten liegt seit Jahren schwer krank danieder. Quer durch Armenien. Armenien, da» Grenzland »wischen der Türkei und Rußland, ist noch verhältnismäßig wenig von Reisenden, namentlich deutschen Reisenden besucht worden. Da ist es denn doppelt wertvoll, daß wir eine Schilderung einer Reise durch Armenien au» der Feder eines unserer Rrich»tagSabgeordneten besitzen. Au» den uns liebens würdiger Weife zur Verfügung gestellten Berichten ent nehmen wir folgende Abschnitte, die Armenien» Haupt stadt Eriwan und die wettere Umgebung behandeln. „In glühendem Sonnenbrände", heißt e» da. „traten wir nach mittag» bet 25 Grad Reaumur im Schatten die notwen dige Weiterreise zu Wagen nach Eriwan an, der politischen Hauptstadt Armenien». Wenige Stunden nur hielten wir uns dort auf. Sie genügten uns vollauf, um den großen astatischen Dazar und die sehenswerten Moscheen zu be suchen, in denen fromme Perser mit rotgefärbten Bart haaren und Fingernägeln neben glattrasierten Tartaren mit auSrassierten, buntgefärbten Scheiteln, sowie behäbige, fettleibige Türken ihre Abendandachten hielten, um v,10 Uhr abend» saßen wir bereit» in zwei großen Post kutschen. um in der Manier unserer deutschen Großväter wette Wegstrecke« in möglichst kurzer Frist zurückzulegen. Die zufrieden waren unsere Altvordern doch mit dieser Art, zu reisen und wie entsetzlich langsam und un- bequem kommt sie un» modernen Menschen vor! Gewiß ist e» nicht unromantisch, in alterSwinMaem Omnibus, mit acht flinken Kosakenpferden, lauter Gchimmelhengsten, in die linde Nacht hinauszugaloppieren, beim Hellen Gil- berglan» de« Monde» die entzückende orientalische Land schaft zu studieren, alle zwei Stunden neue Pferde vor zuspannen und mit frischen Kräften weiterzueilen. Allein, wenn dann zwei und drei Uhr nacht» herbeikommt und der rauhe Wind de» Hochgebirge» durch alle Mäntel und Dek- keN pseift und da» rüttelnde, rasselnde Ungetüm von Post- wagen trotz bequemer Besetzung keine noch so bescheidene Schlafgelegenheit für den Uebermüdeten bietet, dann geht die Poesie hoch allmählich zum Teufel, und man denkt mit Vergnügen an die Eisenbahn, hie un» in IV, Stunden mit dem vierten Teil der Kosten weiter bringt al» so «ine schnelle Extrapost eine ganze Nacht hindurch, und einen unabhängiger macht von der Witterung als die beste Karete. Endlich um 11 Uhr mittags sind wir nach ununter brochener Postfahrt am Göstschai oder Ssewangsee ange- kommen, einem kristallklaren Alpensee (1925 Meter hoch), von dreifacher Größe de- Bodensee-, dessen Ostufer in hohen vulkanischen Felsen sich hoch austürmt, während die anderen Ufer sanft und eben wie der beste Badestrand sind. Natürlich waren noch kein« fünf Minuten vergan gen, als wir auch schon alle durch die Brandung hin durch gewatet waren und nun vergnügt in den Dellen plätscherten, die nach Höhe und Häufigkeit den Ostsee wellen gleichen. Wie erfrischend doch so ein Seebad nach angestrengter Reise wirkt: als ob wir alle völlig auS- geschlafen hätten und nun große Taten tun konnten, so munter und frisch fühlten wir uns. Im Göstschai liegt einsam ein FelSblock, ohne jede Vegetation, von der Größe Helgolands. Am Fuße diese» ungastlichen Felsens liegt das Kloster Ssewan, einstmals ein Strafexil für ungehorsame oder sonst sündige Mönche von Etschmiadsin, heute nur noch eine abgelegene Filiale des Klosters. Dort war unser heutige» Reiseziel. Schnell wurde mit Hilfe der Küstenbewohner unser Besuch sig nalisiert und bald schon sahen wir das große Kloster boot drüben abstotzen, um uns überzusehen. In brei viertelstündiger herrlicher Segelfahrt waren wir an Ort und Stelle und erhielten den großen Fremdensaal als Wohn- und Schlafraum angewiesen. ES stellte sich in dessen bald heraus, daß wir in diesem Kloster nichts weniger als gut aufgehoben waren. Zwar fehlte eS nicht an gutem Willen, wohl aber an materiellem und vor allem an geistigem Können. Leider war der Bischof deS Klosters gerade verreist. Wäre er zugegen gewesen, würden wir zweifellos mehr Geist von Etschmiadsin verspürt haben al» so. Der heutige Tag sollte un» vom Kloster Ssewan und über den Göstschai zur hohen vulkanischen Gebirgskette deS Ostufers bringen, von wo wir in zwei Tagereisen nach Kedabek kommen sollten, dem bekannten SiemcnSschen Kupferbergwerk, von dem der verstorbene W. v. Siemens in seinen Lebenserinnerungen so fesselnd zu plaudern ge wußt hat. Wir brannten alle darauf, einmal die noch gänzlich unbekannte und unerforschte Gebirgsgegend ken nen zu lernen, durch die uns der Weg führte, und so dann den Einfluß deutscher Kultur auf asiatisches Wesen und Leben an einem Kabinettstück deutschen Gewerbefleißc» an der Quelle zu studieren. Leider sollten sich unsere sehnsüchtigen Wünsche nicht erfüllen. AIS wir nach endlosen Verhandlungen schließ lich und mit dreistündiger Verspätung endlich einen Mann und Kahn vom Ufer her bekommen hatten, der uns über setzen sollte, da zeigte sich, daß sein Fahrzeug recht primi tiv und stark leck war. Zwar begaben wir uns mit allem Gepäck trotzdem mutig Hinein, um dem winkenden Ziel am hohen Ostufer nahe zu kommen. Aber allmählich sing da» kiellose Boot in dem starken Seegang so bedenklich an zu schwanken und voll Wasser zu laufen, daß uns nur noch schleunige Umkehr retten konnte. Einige Minuten schwebten wir alle in ernster Lebensgefahr — übrigens nicht anders, wie man etwa auf dem Wannsee oder den Müggelsee» bei Berlin mit etwas Leichtsinn in Gefahr kommen kann; der Kaukasus ist ganz unschuldig daran! — Dann hatten wir wieder ruhige See und nach halbstündigem Rudern festen Grund unter den Füßen. War» auch der ungastliche Fel- deS Klosters von Ssewan auf dem wir nun wieder standen, so waren wir doch sämtlich heilfroh, noch so glücklich davonaekommen zu fein. Das Spotten und Witzeln, mit dem wir vor dreiviertel Stunden ausgefahren waren, wollte bei der Landung doch nicht so recht aufkommen. Vermischtes. CK. Die DinterauSrüstung der russischen Soldaten. Im Sommer trägt der russische Soldat leichte, dünne, weiße Leinenbluse; im Frühling und Herbst sieht man ihn selten ohne seinen langen Ueberrock. Wenn der Winter aber mit seiner Kälte einsetzt, dann hüllt er sich in sein wärmste» und bequemste» Kleidungsstück, in keinen Schafspelz. Der englische Berichterstatter Hamilton Fvfe empfing ernen merkwürdigen Eindruck, als er di« ersten Regimenter in ihren Winterpelzen sah. Die behaarte Seite deS Felles wird nach innen getragen, und außen erscheint die rohgegerbte Haut in einem schmutzigen Gelb. So stapfen sie daher, warm und behaglich und sind gegen jede Kälte gerüstet. Wenn der russische Soldat seine rich- richtige Winterausrüstung hat, was freilich durchaus nicht bei allen der Fall ist, dann trägt er feste Schuhe, in die di« Beinkleider gesteckt sind und einen „Baschltk" au» Kameelhaar, der rund um den Kopf geschlungen ist und dessen Enden auf die Schultern herunterfallen. Die Offi ziere tragen pelzbesetzte Lederwesten und große Mützen au- Astrachan. Die Mützen haben aufgeschlagene Krempen, die zu dreiviertel rund herumaehen und abaeknöpft wer den können, um dann über die Ohren und den Nacken heruntergezoaon zu werden. Während die Soldaten der westlichen Lander bet ihrer Winterausrüstung besonder» Wert auf warme Unterwäsche legen, trägt der Rus,e seine dünne Unterkleidung weiter, die er im Gommer hatte. Ihm kommt e» vor allem auf schwer« und warme Ober kleidung an; von ihr erwartet er die meiste Därme. Jeder russische Soldat sott seinen eigenen Kessel haben; manche tragen ihn beim Marsch in der Hand und trennen sich nicht von ihm, denn in dem Kessel kann er sich gleich seinen warmen Tee machen; in ihm holt er sich seine Portion Suppe, die die Hauptnahrung für das Heer deS Zaren bildet. E» ist die bekannte Kohlsuppe, die mit etwa» Fletsch gekocht wird, und in der Kartoffeln schwim men. Dazu ißt er da» dunkle Roggenbrot, von dem er täglich eine Ration empfängt. GS gibt nur eine Abwech selung in diesem etnförmiaen Menü, und da» ist die stets mit Freuden begrüßte „Kascha", ei« Gericht au» Duck-
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