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Riesaer W Tageblatt ««-, Attxrigrr (ElbeblM M Arycher). LSegramm-Adreffe: 61Fernsprrch stell, .Tageblatt'. Rt-sa. N--.2L für die Königl. AmtshcmpLtnannschast Großenhain, das Königl. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. 276. Sonnavend, 28 Novemver 1V4, abends. 67. Aahrg. Aa« Riesaer Tageblatt rrschrdtt jede« Tag abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung tu der Expedition in Riesa 1 Marl 50 Psg., durch unsere Träger frei in» Hau» 2 Mart 65 Psg., bet Abholung am Schalter der laiserl. Postanstalten 1 Mark 63 Psg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnement» werden angenommen. Niizeigen-Ännahme für die Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag s Uhr ohne Gewähr. Preis sür die kleingespaitm« 43 nun breite Korpuszeile 18 Psg. tLokalpret» 12 Psg.) Zeitraubender und tabellarischer Sah nach besonderem Tarif. Rotationsdruck und Verlag von Langer t Winterlich in Niesa. — Geschäftsstelle: Soethestraße 5L — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur HSHnel tu Riesa. Stammrollenanmeldung betreffend. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmacl .ing des Herrn Zioiloorsitzenden der König lichen Ersatzkommission des Aushebungsbezirks Großenhain vom 24. November 1914 werden hiermit ave im Stadtbezirk Riesa aufhältlichen Militärpflichtigen, welche im Jahre 1894, 1893 oder früher geboren und zurückgestellt sind, und diejenige», welche noch keine endgültige Entscheidung über ihr MilitciroerhältniS erhalten haben, aufgefor» dert, sich unter Abgabe ihrer MusterungSausweise (LosungSscheine) bi« spätestens zum s. llvLSinbvn 1814 während der gewöhnlichen Geschäftsstunden im Einwohner-Meldeamte, Rathaus, Zimmer Nr. 14, zur Eintragung in die R>krutierungSstammrollen anzumeldeu. - Der Rat der Stadt Rieia, am 28. November 1914. Erdm. Da8 Gesetz- unv Verordnungsblatt für oaS Königreich Sachsen, Nr. 26 bis 31 vom Jahre 1914, sowie daS Reichsgesetzblatt, Nr. 85 bis 102 vom Jahrs 1914, sind hier ein gegangen und können in der Ratskanzlei eingeschen werden. Der Inhalt der Blätter ist aus dem Anschläge im Flur des Rathauses ersichtlich. Der Rat -er Stadt Riesa, am 27. November 1914. Fr. Die in »röba aufhältlichen Militärpflichtigen, welche im Jahre 1894, 1893 ode* früher geboren und zurückgestellt sind, sowie diejenigen, über deren MilitärverhältniS noch nicht end'gültig entschieden ist, haben sich unter Abgabe des MusterungSauSweiseS bez. Losungsscheines spätestens bis zum 5. Dezember, nachmittag« 4 Uhr, im hiesigen Ge meindeamts, Zimmer Nr. 3, zur Eintragung in die RekrUtierungSstammrolle anzumelden. Gröba, am 28. November 1914. Der Semetudevorstand. Freibank Seerhausen. Sovntag, de« 29. November, von früh 7—9 Uhr und Montag von nachmittag- 4 Uhr au kommt fetteS Mastochsenfleisch, Pfund 45 Pf^ zum Verkauf. Der Semeiudevorstand. — Freibank Glaubitz. Nächsten Montag von nachmittag 4 Uhr ÄN kommt Schweiurfleisch, gekocht, HflM 40 Pf, zum Berkaus. Der Gemetndevorstand. Z«m 1. ASveut. Der 1. Adventssonntag ist das Neujahrsfest der Kirche. Die Mehrzahl der Menschen geht an diesem Tage verständnis los vorüber. Wir wollen stille stehen und sinnend einen Blick rückwärts werfen auf das abgelaufcne Kirchenjahr. Es war ein Jahr voll so gewaltiger Ereignisse, wie sie die Weltgeschichte kaum kannte. Der erste Teil des Jahres stand unter einem Fieber. Es war, als ob die Menschheit den Ausbruch der großen Dinge schon ahnte. Gewiß vermochten nur wenige Menschen das, was kam, vorauszusehen. Aber eS lag der Menschheit etwas im Blut. Es ließ ihre Pulse schneller schlagen. Schweren Krankheiten gehen ja solche Zeiten der Aufregung stets voraus. So war es auch im Leben unserer Kirche. Man stritt erbittert uni allerlei Probleme; man seufzte über den Abfall der Massen oder man kümmerte sich nicht um die Kirche. Ja, man kehrte ihr verächtlich den Rücken; tausend traten aus ihr aus. Auf der einen Seite tlso gesteigertes Innenleben, auf der anderen verdoppelte Gleichgültigkeit oder fast fanatischer Haß. Man fühlte, daß ts so nicht weiter gehen könne. Man sehnte sich nach einer Entspannung. Sie kam. Die ersten Augusttage brachten sie. Gewiß steigerte sich die Anspannung aller Nerven und Em pfindungen auchFda noch, und dennoch ging cs wie eine Er lösung durch die ganze Welt. Der erste Blitzstrahl hatte die Wolkenwand gespalten; der erste Donner hatte gerollt. Nun wußte man, was kommen würde. Und man war bereit, baS Kommende aufzunehmen. Da begann auch für die Kirche eine neue Zeit. Quellen brachen auf, die jahrelang verstopft gewesen; Bäche fingen an zu fließen; Ströme begannen zu rauschen, an deren Vorhandensein man nicht mehr geglaubt, an deren Wiedererwachcn man gezweifelt. Herzen schlugen wieder, die man für steinerne gehalten, Lippen bewegten sich wieder, die für verschlossen gegolten, Augen leuchteten wieder, die erloschen geschienen. Aus dem deutschen Volke, aus Mann und Frau, aus Jüngling und Greis brach etwas heraus, was tief innen wohl geschlummert, aber nie entschlafen ge wesen. Des deutschen Volkes Frömmigkeit, die Erinnerung an der Großväter und Urgroßväter Gottvertrauen war es, was in jenen großen Tagen mit elementarer Gewalt in die Er scheinung trat. Der Kirche Erntezeit brach an. Vergessen war der Streit der Theologen, begraben, was von rechts und links getrennt; nur ein Gedanke bewegte die Herzen der Laien; nur ein Wunsch erfüllte die Männer der Kirche: Gott suchen in dieser ernsten Zeit, Gott finden helfen daheim und auf dem Schlachtfeld. Furchtbare Ernte hat der Tod gehalten in den 4 Monaten. Noch gewaltigere ist der Kirche zugefallen. Sie werden sich wiederfinden, die beiden, die eine Zeitlang getrennt schienen: Kirche und Volk. Und sie werden sich nicht wieder trennen; denn sie wissen, sie ge hören beide eng zusammen. Das deutsche Volk kann auf die Dauer ohne seine evangelische Kirche nicht sein. Sie ist sein Rückgrat in den Kämpfe« des Lebens, sie seine Zuflucht in den Zeiten der Not, sie seine Hoffnung, wenn der Untergang droht. Nun ist morgen der Neujahrstag der Kirche. Ein schweres Jahr bricht für sie an. Große Aufgaben sind ihr gestellt gerade in dieser gewaltigen Zeit. Wir erwarten von ihr, daß sie ihre Stunde erkennt und ihrem Volke dient in Predigt und Seelsorge. Dann wird auch das Volk sich wieder scharen am die Kirche und ein unermeßlicher Segen wird auch ans diesem Gebiete au- dem Krieg erblühen. Orrtliches nnd Sächsisches. Niesa, den 28. November 1914. —* Hauptmann und Kompagniechef Armin Mirüs, Pionier-Bataillon Nr. 22, hat außer dem bereit« früher erhaltenen Eisernen Kreuz 2. Klaffe und Ritterkreuz de« AlbrechtSordenS t. Klaffe nebst Eichenlaub und Schwertern das Eiserne Kreuz 1. Klaffe verliehen erhalten. —* In letzter Zeit ist hier ein unbekannter Be trüger aufgetreten, der in einem Schnittwarengeschäft eine blaue und zwei blau-weiß gestreifte Blusen und drei blaue Schürzen erschwindelt hat. Er hat dort angegeben, daß er für den hiesigen Bahnmeister Blusen und Schurzen zur Auswahl holen solle, da dieser eine Lieferung solcher Blusen und Schürzen zu vergeben habe. Der Unbekannte war un gefähr 30 bis 40 Jahre alt, etwa 168 Zentimeter groß, von mittlerer Statur und hat dunkelblonden Schnurbart. Bekleidet ist er gewesen mit dunklem Anzuge. Ferner wurde in letzter Zeit einem hiesigen Einwohner eine silberne Nemontotr-Uhr mit goldener Kette gestohlen. Der Täter ist ermittelte Die Uhr konnte dem Eigentümer wie- der auSgchändigt werden. — Festgenommen und dem hiesigen königliche» Amtsgericht zugefllhrt wurde der Eisen dreher Willy Bernhard Else, der vom Amtsanwalt Kamenz wegen Betruges gesucht wurde. — Bei der Polizei wurde ein Bade-Thermometer als gefunden abgegeben. Der recht mäßige Eigentümer kann eS dort in Empfang nehmen. —* ES wird uns geschrieben: Wie au« dem Inseraten teil unserer heutigen Nummer ersichtlicht ist, veranstaltet der Mustkschuldirektor Dr. Seibel, Leipzig, z. Zt. Sergeant im Landsturm - Depot unsere« Pionier-Bataillon-, am Sonntag, den 6. Dezember, nachmittags 6 Uhr in der TrtnitatiSktrchs ein WohltittigkeltSkonzert zum Besten der im Felde stehenden Truppen unserer Garnison. In Anbetracht des guten Zweckes sowohl, als auch im Hinblick auf das Programm, daS für Niesa viel KeueS und Interessantes enthält, ist ein zahlreicher Besuch der Ver anstaltung, zu der die Herren Bürgermeister Dr. Scheider, Pfarrer Friedrich und Kommerzienrat Schönherr das Protektorat freundlichst übernommen haben, zu erwarten. Außer auswärtigen renommierten Künstlern stellen der ver- stärkte Kirchenchor unter Leitung seine» Dirigenten deS Herrn Kirchenmusikdirektors Fischer, sowie Herr Scheffler, Organist der Trinitatiskirche, ihre geschätzten Kräfte in selbst, loser Weise in den Dienst der guten Sache, der wir ein volles Gelingen wünschen. DaS Näher« ist au» dem heutigen Inserat und aus den Plakaten zu ersehen. — Wir haben bereits am Dienstag die vom Bun- esrat beschlossenen Höchstpreise für Speisekartof- fein veröffentlicht. AuS der heute i» Kraft tretenden Verordnung entnehmen wir noch folgende Bestimmungen: Die Lanüeszentralbchörden können -en Sorten Davor, Im perator, Magnum bonum, Up to dato andere Sorten bester Spcisekartoffeln glcichstellen. Die Höchstpreise gelten nicht für solche mit Konsumenten, Konsumentenveretntgun- gen oder Gemeinden abgeschlossenen Verkäufe, welche eine Tonne nicht übersteigen. Sie gelten ferner nicht für Saat kartoffeln oder für Salatkartoffeln. Dem Produzenten gleich steht jeder, der Speiselartoffeln verlauft, ohne sich vor dem 1. August gewerbsmäßig mit dem An- oder Ver kauf von Kartoffeln befaßt zu haben. Die Höchstpreise gelten für gute, gesunde Spcisekartoffeln von 8,4 Zentimeter Mindcstgröße bet sortenretner Lieferung. Die Höchstpreise eines Bezirks gelten für die in diesem Bezirke produzierten Kartoffeln. Die Höchstpreise gelten für Lieferungen ohne Sack und für Barzahlung bei Empfang: wird ter Kauf preis gestundet, so dürfen bis zu zwei Prozent Jahres zinsen über ReichsbankdiSkvnt hinzuaeschlagen werden. Die Höchstpreise schließen dte Kosten des Transportes bis zum nächsten Güterbahnhofe, bei Wafsertransort bis zur nächsten Anlegestelle des Schiffes oder Kahnes und die Kosten der Verladung ein. In Ergänzung der Festsetzung von Höchstpreisen für Speise kartoffeln sind nunmehr auch für Kartoffelfabrikate und Futterkartoffeln Höchstpreise festgesetzt worden. Die Produzentenpreise verstehen sich frei Bahn und als gleichet Grundpreis für ganz Deutschland. Doch sind für drei von den vier ProduknonSgebieten in Deutschland kleine Zuschläge festgesetzt die sich in dem Frachtunterschied begründen und zwar in dem süd deutschen Bezirk 1,80 M., in dem westdeutschen 1,— M., in dem mitteldeutschen 0,50 M. für 100 kg. Für Ostpreußen ist der Preis um 1,— M. auf 100 Ls ermäßigt. Die Höchstpreise betragen: Für Kartoffelflocken: für 100kg Produzentenpreis 23,— M. (bei Nachbezahlung am Schluffe des Betriebsjahres Großhandelspreis« . 25,SÖ Kleinhandelspreis » ( I '.^.^-. 25,90 (un Höchstfälle). Für Kartofselschnitzelr (als Viehfutter geeignet): , Produzentenpreis . 21,75 (0,50 M. Nachzahlung) - " ' " ' ° " Großhandelspreis t » 24,50 H Kleinhandelspreis 24,65 - (im Höchstfälle). " Für Kartoffelwalzmeyk: Produzentenpreis . 27,— (0,50 M. Nachzahlung) . , Großhandelspreis . .... 28,80 Kleinhandelspreis . . . . . . . . . .... 29,40 » . Für Kartoffelstärkemehl: > Produzentenpreis . l l 29,80 „ Großhandelspreis 81,10 . Kleinhandelspreis 31,70 . W— Der Deutsche Judnstrie-Schutzverband« Sitz Dresden, hat an seine Mitglieder die Aufforde rung gerichtet, eS als wichtigste Aufgabe zu betrachten, die Arbeitslosigkeit beseitigen zu helfen, die der Krieg in einer Reihe von Gcwerbezweigen zur Folge hatte, umso mehr da die Arbeitslosigkeit im Winter noch zunehmen werde, wenn man nicht allseitig tatkräftig entgcgcnarbeite. Zur Begrün dung führt der Deutsche Jndustrie-Schutzverband folgendes aus: „Die Erwerbslosigkeiten großer Arbeitcrschichten schä digt nicht nur diese, sondern beseitigt ihre Konsumtionsfähig- kett für die Erzeugnisse der Landwirtschaft wie der Indu strie, und legt dadurch auch den Handel mit denselben lahm, so daß alle Berufszweige davon aufS schwerste beeinträchtigt werden, am schwersten wohl die deutsch; Industrie, Sa der bisherige große Auslandsabsatz während -er KriegSöauer in der Hauptsache gesperrt bleiben wird. ES ist deswegen eine Angelegenheit von höchster Bedeutung für die Indu strie, Arbeitsgelegenheit und damit einen kaufkräftigen Jn- landSmarkt zu schaffen. Staat und Gemeinden sind bereits nach dieser Richtung bemüht, doch nicht in der Lage, allein das auf dem Gebiete Notwendige zu bieten, zumal die von ihnen zu gewährenden Arbeiten nicht für alle vorhandenen Kräfte geeignet sind." — Der Jndustrie-Schutzverband hat selbst bisher im Sinne seiner Aufforderung eine Reihe von Maßnahmen getroffen, über die er folgendes bemerkt: Der Verband hat erstens einen Austausch vermittelt zwischen den an einzelnen (besonders den für Kriegsbedarf arbei tenden) Arbeitsstellen fehlenden und den an anderen über schüssigen Arbeitskräften: zweitens durch Beteiligung an KriegSkredttbanken dem vielfach zu Tage getretenen Man gel an finanziellen Betriebsmitteln mit abzuhelfen versucht: drittens anregend und befürwortend das Vorgehen bet den Regierungsstellen unterstützt, um dte Industrie bester mit Rohstoffen zu versorgen: viertens ist er bei den in Frage kommenden Behörden mit allem Nachdruck dafür eingetreten, a., daß alle begonnenen und in Aussicht genommenen Ar. beiten und Anschaffungen sofort auSgesührt und fortgesetzt werden: b., daß auch die Arbeiten und Lieferungen für späteren Bedarf (EtatSjahr 1915) sofort vergeben werden: c., daß bei den Vergebungen nicht nur einzeln, sondern möglichst viele Betriebe bedacht und Maßregeln dabet vor geschrieben werden, welche dte Beschäftigung einer möglichst großen Arbett---»ahl gewährleisten: daß alle drückend^