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Mr Kriegslage. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 18. Oktbr, vorm. Auf dem westlichen Kriegsschauplätze ist der gestrige Tag im allgemeinen ruhig verlaufen. Die Lage ist unverändert. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze find unsere Truppen in der Gegend von Lyck im Vorgehen. Der Kampf bei' und südlich Warschau dauert an. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 1i). Oktvr., vorm. Angriffsversuche des Feindes in der Gegend westlich und nord westlich von Lille wurden von unseren Truppen unter starken Verlusten für den Gegner abgewiesen. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze ist die Lage unverändert. unserer jetzigen Offensive gemachten Gefangenen läßt sich natürlich noch nicht annähernd übersehen, nach den bl«- hertgen Meldungen find e« schon mehr al« 15000. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabe«, v. Höfer, Generalmajor. Wien, 18.Oktober. Amtlich verlautbart vom 18. Ot. tober mittag«: Unser Angriff in der Gchlacht betderse.tt« !de«.v1nviazfllufse« wurde gestern fortgesetzt und gelangt« stellenweise bereit« nahe an die feindlichen Linien heran., An einzelnen Punkten vorwärt« arbeitete» sich unsere Truppen wie im Festnng«krtrge mit Laufgräben durch. In der vergangenen Nacht wurden mehrere Angriffsversuch« ider Russen blutig abgewiesen. Auch hente ist die Schlacht auf der ganzen Linie imgange. Unsere schwere Artillerie Hat eingegriffen. .Die Verfolgung de« geworfenen Feinde« ^nördlich Wyszkow wird fortgesetzt. Andere Teile unserer über die Karpathen vorgerückten Kräfte drangen bi«Lubience jaus Höhen nördlich Orow im Raum von Uroz vor. Die Verluste der Russen bei dem Angriff auf PrzemySl werden §auf 40000 Tote und verwundete geschätzt. ! Der Stellvertreter des Chefs des GeneralstabcS. v. Höfer, Generalmajor. ; Die heldeumütige Verteidigung der Festung PrzemySl. .AMMdruck wch Lange r>t«interltchtnR«esa. — Für dio.AedakM» verm,tWrtl^: «»^h«r Hähn,l in Riesa. S4» Mont« 1». vttover »»14 «»ep»S. «7. Jahr«. Bom westliche« Kriegsschauplatz. „Terlinske Tidende" meldet aus London: S-'il Tou- .erLtag ist ein verzweifelter Kampf in der Um gebung von Vpern und Courtrai im Gange, wo die deut schen Abteilungen von Antwerpen mit größter Heftig keit auf den äußersten linken Flügel der Franzosen drücken, um eine Verbindung zwischen dem deutschen westlichen Flügel in Belgien und dem deutschen rechten Flügel in Frankreich herzusiellen. Die Anstrengungen waten bisher erfolglos; sie werden mit unverminderter Gewalt fortgesetzt- Gleichzeitig griff ein starkes ge mischtes deutsches Korps die englische und französische Besatzung von Ostende und die französischen Marine» scldaten an, die den Rückzug der Belgier nach Dün kirchen deckten und eine verschanzte Stellung zwischen Dixmuiden und Roulers vorbereiteten. Der Ausgang hes Kampfes ist nicht bekannt, doch wird nicht geglaubt, daß die Verbündeten ihre Stellung halten werden. Die Bewegung des Heeres ist sehr durch dis flüchtende belgische Bevölkerung gehemmt. Der nächste große .stampf wird bei Dünkirchen erwartet, wo die Franzosen und Engländer starke Feldbefestigungen um oi? Stadt an gelegt und große Ueberschwemmungen vorgenommen haben. Hier das Vorrücken der Deutschen zu verhin dern, ist von allergrößter Bedeutung, da es den lin ken Flügel der Verbündeten gilt. „Eorriere della Sera" berichtet über einen ver hängnisvollen Irrtum der Garibaldi an er, die in einem wütenden Bajonettkarnpf bei Craonne vor: angeblichen Preußen — in Wirklichkeit waren rs Turkos — in der Dunkelheit sehr schwer mitgenommen wusdeu. Der „Temps" gibt die Deutsche Meldung vom der Vernichtung zweier französischer K a v a l -- lerie-Dioisionen westlich von Lille ohne Dementi «nieder und berichtet, die Beute in Antwerpen sei noch nicht übersehbar. Weiter folgt eine größere Lücke, eben so in einem Artikel' über die Operationen in Flandern. Paris gesperrt. Seit Wochenfrist'ist jeder Personenzufluß nach Paris abgebrochen. Selbst den in Paris wohnenden Personen ist es unmöglich, dahin zurück^uMren. Tie Behörden verweigern die Ausstellung von Reisepässen. Die Be völkerung, die darüber beunruhigt ist, erblickt darin ßin Zeichen drohender Gefahr. Milleraud befahl die Rückkehr mehrerer Flugzeug geschwader nach Paris zur Bekämpfung deutscher Flieger. Die Rückkehr der Belgier. Zwischen der deutschen und der niederländischen Re gierung ist nach einer halbamtlichen Meldung aus dem Haag eine Vereinbarung getroffen worden, wonach den nach Hyllano geflüchteten Belgiern die Rückkehr r nach ihrer Heimat gestattet sein soll. Daß unsere deutsche Verwaltung, jetzt, nachdem Belgien bis auf ganz ge ringfügige Reste an der nordfranzösischen Grenze in unseren Hänoen ist, einer Rückwanderung der Belgier noch besondere Schwierigkeiten in den Weg legen sollte, war von vornherein nicht anzunehmep. Wir in Deutsch land standen von Anfang an auf dem Stän6pün,kt, daß die Massenflucht der Belgier überaus töricht fei And daß sie nur erklärlich sei aus der infamen Verhetzung durch.Engländer und Franzosen- Solange noch um Ant werpen gekämpft wurde, verbot sich freilich die Rück kehr der Geflüchteten von selbst. Und auch jetzt werden sich die deutschen Behörden die Zurückkehrenden g^nau ansehcn müssen, damit sie nicht den Franktireurkrieg von neuem ins Land tragen. Und die Sträflinge, welche von den belgischen Behörden beim Anrücken oer deut schen „Wilden" auf ihren Wunsch frei gegeben wurden, und die ebenfalls nach Hollanv flüchteten, werden sich wohl nicht mehr der süßen Freiheit erfreuen. Aber im übrigen kann es der deutschen Regierung nur recht sein, lvenn die Belgier wieder nach Hause kommen und dort Handel und Wandel, soweit es die Kriegszeit eben er laubt, wieder in Gang bringen. Und das freund nach b ar liche Verhältnis zu Holland wird sicherlich pur gefestigt werden, wenn die Holländer der Sorge um die bel gischen Flüchtlinge los und ledig werden. Ter „Nieuwe Rotterdamsche Courrant" meldet aus Breda vom 17. Oktober: Zurückkehrende Reisende erzäh len, daß in Antwerpen mehrere Caföhäuser und cinige Läden geöffnet sind. Gestern war wieder frisches Brot erhältliche aber noch keine Milch. Die Straßenbahnen sind noch nicht in Betrieb. Die Wasserleitung wurde an verschiedenen Orten hergestellt. Deutsche Matrosen öff neten heute auf Befehl einen Fleischerladen; aber das Fleisch war verdorben: Auf den Straßen ist es noch sehr still. Die deutsche Besatzung verhält sich gut und wechselt Grüße mit den Vorübergehenden. Gestern wurden an vielen Straßenecken Maschinengewehre ausgestellt und an der Zentralstation ein Feldgeschütz hinter Sandbarri- kaden. Gestern befanden sich noch nicht viele Flüchtlinge aus der Rückkehr. n König Albert gibt die Hoffnung nicht auf. „Daily Expreß" meldet aus dem Haag: Ein.belgischer Diplomat, der von Ostende eintraf, hatte vor einigen Tagen eine Unterredung mit dem König oer Belgier. König Albert sagte: Ich gebe niemals die Hoffnung auf, selbst wenn ich Belgiens Boden verlassen muß. Das Heer, das sich von Antwerpen zurückgezogen hat, befindet sich in ausgezeichnetem Zustande und hat' sine vorzüg liche Stellung eingenommen. Alle anderen/ ebenso wie ich, sind bereit, ihr Leben für Belgiens Unabhängigkeit zu opfern. Wir müssen noch viele Leiden, ertragen, aber wir vertrauen auf den endlichen Sieg, der größer als jemals sein wird. Wir sind vorläufig geschlagen, aber nicht zerschmettert. Der Diplomat erklärte ferner, die Königin der Belgier sei trotz ihrer angegriffenen Ge sundheit bereit, allen Bequemlichkeiten zu entsagen, und habe den König angefleht, ihm und dem Heers überall hin folgen zu dürfen. Bon den Kriegsschauplätze«« im Osten: Die verbündeten Heere im Osten sind sowohl an tbrer äußersten linken Flanke im Norden wie auch auf der rechten in Galizien im Vorgehen. Daß die Deutschen nunmehr von Lyck au« den Vormarsch angetreten haben, bedeutet das endgültige Scheitern der von Lomscha au« tnS Werk gesetzten russischen Angriffrbewegung nach der masurischen Seenplatte hin. In Galizien drangen unsere Verbündeten nahezu auf der ganzen Schlachtfront von den Karpathen bi« zum Saw vor. Sie erzwangen den Uebergang über den oberen Stryj^ (ein Nebenfluß des Dnjestr) und drängten weiter nördlich bet PodbuS und Stary Sambor die Russen anscheinend vollkommen aus der« Karpathen heraus. Ebenso entwickelt sich das Vorgehen der österreichisch-ungarischen Truppen nördlich PrzemySl am San in befriedigender Weise: So sehr sich auch die Rusten und daS Reütetbüro die Mühe geben, die Welt von der Bortrefflichkeit der neuen russischen Stellung zu überzeugen, die schweren Verluste, welche da« Heer de« Zaren schon in den ersten Taoen der neuen Riesen schlacht erlitten hat — mehr denn 15000 Gefangene be finden sich allein in den Händen unserer Verbündeten — lassen diese russisch-englischen Lobpreisungen al« Schönrederei erkennen, die aus der Not — der russischen Defensive vor-. wärtS der Weichsel und in Galizien — eine Tugend macht. Amtliche Wiener Schlachtbertchte, Wien. Amtlich wird verlautbart: 17. Oktober mittag».' Sowohl die in der Linie Stary-Sambor—Vkedyka und am San-Fluß entbrannte Schlacht, al» auch unsere Operationen gegen den Dnjestr nehmen einen guten Verlauf. Nördlich, Wyszkow wurden die Rusten abermals angegriffen und ge worfen. Bei SynowodSko forcierten unsere Truppen den ' Stryj-Fluß, gewannen die Höhen nördlich bcS OrteS und nahmen dl- Verfolgung des Feinde« auf. Ebenso gelangten die Anhöhen nördlich Podbuz und südöstlich Stäry-Sambor nach hartnäckigem Kampfe in unseren Besitz. Auch nörd lich de« Glrwiaz-FlusteS schreitet unser Angriff vorwärts. Nördlich PrzemyU begannen wir bereit« auf dem östlichen «an-Ufer festen Fuß zu fasten. Die Zahl der während Der Krieg-berichterstatter der „Az-Est", der während »der ganzen Dauer der Belagerung sich in PrzemySl befand, iund so Zeuge der heldenmütigen Berteidtgung der öster reichisch-ungarischen Truppen war, berichtet hierüber: In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober unternahm«» die Rusten einen verzweifelte«, Sturm gegen die östlichen Fort«. Zwar hatte damals der russische Rückzug infolge de« schnellen und überraschenden Vormärsche« der verbündeten Armeen bereit« begonnen. Der Sturm vom st. d. M. hatte Izwek Ursachen. Die eine war die, daß die Rusten wußten, .daß die österreichisch-ungarische Entsatzarmee bereit« unter halb von PrzemySl war. Die zweite war der am 6. Oktober vom Zaren im russischen Hauptquartier erlassene Befehl, daß PrzemySl am 7. Oktober in der Hand der Rusten sein müsse. Der Sturm richtete sich hauptsächlich gegen die dtei östlichen Fort« und die dazwischen liegenden Infanterie stellungen. Die Granate»« der Russe«: verursachten an den Fort« einigen Schaden. Dann begann bei Tagesanbruch der verzweifelte Jnfanteriesturm. Unsere BerteidigungS- truppen, von denen ein großer Teil sich au« unseren aüS- gezeichneten Landstürmern zusammensetzte, und welche selbst die mehrwöchige Belagerung nicht erschöpft hatte, schlugen den Sturm in bewunderungswürdiger Weise zurück. ES gab einen Augenblick, wo auf einem Fort« sich bereit« 270 Rusten befanden. Die rechtzeitig herbeigerufene Hilfe umzingelte diese und nahm 200 gefangen, während 70 den Sturm mit dem Leben bezahlten. Die Rusten wurden schließlich gezwungen, so gut sie konnten, sich zurückzuziehen. Der Raum vor den Befestigungen und Jnfanteriestellungen war auf der ganzen Linie mit russischen Leichen bedeckt. Der Befreiung PrzemySl folgten neue Kämpfe auf der Linie Medyka — SiedliSka — Deobronil—Chiro—Stary— Sambor. Ein Teil der russischen Truppen »nachte auf dieser Linie Halt, um den Rückzug der übrigen zu decken. Englische EuttSnschuugeu uud Hoffnungen. Der „Manchester Guardian" schreibt: Im August hielt man den ganzen Krieg für ein Wettrennen zwischen dem Pormarsch der Deutschen gegen Pari» und dem Vormarsch der Rüster« gegen Berlin. AIS wir unsere Leser warnten, den Druck in der Richtung auf Berlin nicht viel vor Oktober zu erwarten, hielt man uns für übertrieben pessi mistisch. DaS Blatt fährt fort: Im Osten fanden große entscheidende Schlachten statt. Die Niederlage SamsonostS -in Ostpreußen war eine größere Sache als selbst die Schlacht bei Mukden. Die Rusten verloren bei Mukden etwa« über 100000 Mann, büßten aber bei Tannenberg dieselbe Zahl allein an Gefangenen ein. Zwei andere ernsthafte Nieder lage»« folgten bei Insterburg und Lyck. Die. an Zahl stärkste Annes kann Niederlagen von solcher Größe nicht ertragen, ohne erschüttert zu werden. Ein Wunder ist nicht, daß die Russe«« Gelände verloren, sondern daß sie imstande waren, eS so schnell zurückzugewinnen. Aber der Preis für die Verstärkung de» russischen Flügel« in Ost preußen war der Verlust der Früchte der Stegs über Oester reich in Galizien. Die Rusten verloren in den letzten zehn Tagen fast allen Boden, den sie durch die zerschmetternden Siege über den österreichischen linken Flügel gewounen hatten. Da» Blatt hält die russischen Aussichten auf Steg an der Weichsel für gut, sagt aber, es müsse die Tatsache anerkennen, daß die Rusten zurückgehen und daß gegen- wärlig ein Einbruch in Schlesien nicht in Frage komme. DaS Blatt fragt, woher die Deutschen alle ihre Männer nehmen. Die Verbündeten schienen die Stärke der deutschen Reserven unterschätzt zu haben. Dagegen sei die Reserve der russischen Bevölkerung so unausgebildet wie die eug» lischt Da die Lebensdauer in Rußland kürzer sei äl» in Deutschland und England, «vielen die Reserven der aus gebildeten Männer einen starken Rückgang auf. Die ge waltige Masse der russischen Bevölkerung werde jedoch früher oder später in» Gewicht fallen, vielleicht aber erst später. Einstweilen befänden sich die Verbündete» trotz ihrer Ueberlegenhett an BolkSzahl über Deutschland und Oesterreich tatsächlich in numerischer Minderheit ans den entscheidenden Punkten deS Felde« und zwar in diesen erste«, Monaten de« Kriege», auf die Deutschland die größten Hoffnungen gründete. Später werde e« ander« sein. Augenblicklich aber, meint da» Blatt, find alle An strengungen sür un» erforderlich. i. i