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Beilage zrrm „Mesaer Tageblatt". AotaNonSdruck nud »«lag v« Lanzer L «interltch in Rlzsa. — Für dl« Redastio« »«anttvorllich: Arthur Hahn«! in Stlesa. S41 Kreit«,, 1«. Oktober IV14 «»««»«. «7. Jahr,. Zur Kriegslage. Brügge «nd Ostende von de« Deutsche« besetzt. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 16. Oktober. Die Russen versuchten am 14. Oktober sich wieder in den Besitz von Lyck zu setzen. Die Angriffe wurden zurückgewiesen. 800 Ge fangene, ein Geschütz und drei Maschinengewehre fielen in unsre Hände. Brügge wurde am 14., Ostende am 15. Oktober von unseren Truppen besetzt. Heftige Angriffe der Franzosen in der Gegend nordwestlich Reims wurde» abgewiesen. Tie Franzose« melden in einer amtlichen Bekanntmachung, daß sie an ver schiedenen Stellen der Front, zum Beispiel bei Berry au Bac, nordwestlich Reims, merklich Fortschritte gemacht hätten Diese Meldung entspricht in keiner Weise den Tatsachen. Di« Kümpfe in Belgien. »Nteuwe« van den Dog" meldet au« Terneuzen: Deutsche Truppe«, die nach Tausenden zählten, rückten durch Salzaete «ach Weste« vor. In Salzaete wurde ein Aufruf erlassen, daß alle Männer zwischen 18 und 48 Jahren sich binnen zwei Tagen anmelden müßten. — Oester« früh wurde Assemde besetzt. (Assenede liegt etwa 8 km nordwestlich von Salzaete, 5 km von der holländischen Grenze.) »BerlinSke Ltdende" meldet: Ein englischer Korre spondent traf in Veurne die Bortruppeu de« von Ant werpen kommenden belgische« Heeres an. Reisende, die gestern von Ostende nngekommen sind, haben den heftige« Kamps bei vostdaiulerke dicht am Meer beobachtet. (Oostbuinkerke liegt nur 17 Kilometer südlich von Ostende entfernt in unmittelbarer Nähe der Küste. Nachdem die Deutschen auf Zeebrügge, da« nördlich von Ostende an der Küste liegt, «inen erfolgreichen Vorstoß gemacht haben, wird sich da« Schicksal de« umklammerten Ostende bald erfüllen.) »Nieuwe« vau den Dog" meldet: Aper« ist durch die Deutsche« völlig umzi«gelt. Der Strom von Flücht- ltngen, di« sich auf dem Wege nach Calais befinden, weist auf einen allgemeinen Vormarsch der Deutschen nach der Küste hin. Die belgische« ««d englische« Truppen in Holland. Auf holländischem Gebiete sind vorgestern Weitere belgische Truppen als Flüchtlinge interniert worden, darunter 85 Offiziere. G« bestätigt sich, daß engs lischt Truppe» zuerst als Flüchtlinge di« holländische Grenze bet Antwerpen überschritten halten. Erst nach einer Stunde waren die Belgier gefolgt. Wie die Rotterdamer Zettungen melden, kamen die Engländer in wilder Aus lösung, Offiziere und Mannschaften durcheinander, während di« Belgier noch den äußeren Schein von militärischer Würde wahrten und ihren Offizieren den Vortritt über ließen. In Terneuzen und Vlisstngen, wo noch 12000 belgisch-englische Truppen auf den Abtransport in das innere Holland warten, verweigern die belgischen Offiziere ihren englischen Kameraden den Gruß. In den englischen Häfen Deal und Walmer trafen am Montag abend mehr als SOW MtMN der englischen Martuebrtgade aus Antwerpeu unversehrt ein. Sie wurden von den Müttern. Frauen und Bräuten lebhaft begrüßt. Rückkehr der Bevölkerung von Antwerpe«. Nachdem die holländische Negierung sich mit der deutschen über die Rückkehr der Bevölkerung von Antwerpen und den Gemeinden innerhalb des zweiten Festungsgürtel« verständigt hatte, verhandelt sie jetzt über die Rückbeför- derung der Leute au» dem WaeLIand. Weil diese Der- Handlungen noch nicht zum Abschluß gekommen sind, wur den gestern vorläufig noch 3000 WaeSländer nach Norden transportiert. Bltssingen ist von Tausenden der ärmsten Flüchtlinge überflutet. 182 entlassene belgische Gefangene wurden nach der Arbeittanstalt Brenhuizen gebracht. Die Beamten de« Gesundheitsamt« überwachen überall die Lager der Flüchtlinge. Die schwerste Aufgabe hat in der ungeheuren Fluchtbewegung die Grenzstadt Bergen op Zoom zu leisten. Sine Illustration dazu bietet die Tat- fache, daß vorgestern allein in einer einzigen katholischen Kirche 30 Kinder getauft wurden, die während der Vortage in den Massenquartieren, Kirchen, Schulen und Scheunen ge- baren wurden. vom Einzug der Deutschen tu Antwerpen. Der Korrespondent der »Newyork World" war der einzige Zuschauer de» Einzuge« der Deutschen in Antwerpen. Nach den Radfahrern kamen Infanterie und einige Feld- batterien, die sofort am Kai auffuhren und auf die am anderen User der Schelde flüchtende Nachhut der Belgier feuerten. Der Haupttetl der Armee kam erst am Sonnabend abend an. 60000 Mann wurden von General v. Schütz und Admiral v. Schröder inspiziert, die mit einem glän- »enden Stabe zu Pferde vor dem KönigSpalast standen.- Die Truppen zogen 5 Stunden lang durch die Straßen, Kompagnie auf Kompagnie, Regiment auf Regiment, Bri gade auf Brigade rückte ein. Nach der Artillerie kam die Kavallerie, Kürassiere, Husaren und Ulanen, dann Seesol daten von der Marinedivision, dunkelblau« bayrische In fanterie, hellblaue sächsische Truppen, Oesterreicher in Silber grau, Gendarmerie in Silber und Grün schloß den Zug. Churchills Fiasko als Landsoldat. In einem längeren Artikel nimmt die »Morningpost" Stellung zu dem englischen Versuch, Antwerpen durch eine kleine Streitmacht von Seesoldaten und Marinefreiwilligen zu entsetzen und tadelt die Entsendung von englischen HilfStruppen in einem Augenblicke, wo eS für die belgische Armee das einzig richtige gewesen wäre, sich auf eine sichere Stellung zurückzuziehen. Dar Blatt führt dann weiter aus, daß den Bewohnern von Antwerpen die Beschießung der Stadt hätte erspart werden müssen. GS befürchtet und zwar mit Grund, so meint da« Blatt, daß die englischen Ver luste weit größer sind, al» der Staatssekretär zuzugeben bereit sei. ES sei nicht angängig, daß Churchill seine Stellung dazu benutze, seine taktischen und strategischen Launen Fachmännern aufzudrängen. Das Blatt nimmt weiter scharf Stellung gegen Churchill und seine Tätigkeit und schließt mit den Worten: Wir schlagen vor, daß Chur- chillS Kollegen dem ersten Lord ganz bestimmt und end gültig erklären, daß die militärischen und maritimen Ope rationen unter keinen Umständen von ihm geleitet werden dürfen. — Die meisten englischen Blätter schweigen zu dieser Kritik, aber der liberale »Dorkshire Obseroer" ver teidigt Churchill und erklärt, der VertetdigungSplan sei im Einvernehmen mit dem Kriegsministerium entworfen worden. »Pall Mall Gazette" bedauert die Wirkung, welche solcher Streit auf Deutschland üben müsse, gibt aber zu, daß die »Morningpost" dem Lande einen Dienst erwies. »Star" verurteilt di« Kritik scharf und betrachtet sie al« böse Folge der Parteisucht. Die belgische Regierung in Le Havre. Der Dampfer »Peter de Genenk" ist am Mittwoch abend mit den belgischen RegierungSmitgltedern von Ost ende hier eingetroffen. Zur Begrüßung sanden sich der französische Marinemlnister Augagneur, der Protokollführer Martin, der Präfekt und Abgeordnete de» Departements der unteren Seine, der Gemeinderat und Vertreter der Handelskammer ein. Der belgischen Regierung wurden militärische Ehren erwiesen. Die Bevölkerung brachte be geisterte Kundgebungen dar. Neber eine Panik i« Ostende werden der »Franks. Ztg." auf dem Umwege über Pari» folgende Einzelheiten gemeldet: AuS Ostende berichten die »Daily New«": »Heute früh entstand in Ostende eine große Panik. In den Straßen drängte sich ein« dichte, auf geregte Menge von Flüchtlingen au» den benachbarten Gemeinden. Tausende von Menichen standen am Strande und schauten hinaus auf die See, ob von dort nicht Hilfe käme. Um 2 Uhr nachmittag» bemächtigte sich der Stadt eine grotze Enttäuschung, da mitgeteilt wurde, daß keine Boote nach England mehr abgingen. Der Bahnhof stand voll Menschen, die lärmten und nach Mitteln suchten, wegzukommen. Der trostlose Zustand Ostende» ist um so eindrucksvoller, wenn man an da« frühere Treiben in nor- malen Zeiten denkt. Ein Dutzend englischer Journalisten und Photographen ist gefangen genommen worden." Milten unter den Auftritten am Strande bemerkte man hoch in der Luft einen deutschen Flieger. Ostende ist jetzt buchstäblich ohne Einwohner. In Folkestone sind wieder mehrere lausend Flüchtlinge au» Antwerpen gelandet, von denen viele halbverhungert und ärmlich gekleidet waren. Für die belgischen Flücht linge in England hat nach der »Newyork Time«" die Heils- armer der Vereinigten Staaten 400000 Mund Sterling nach London oesandt. Bom westlichen Kriezsschauplatz. Um da« nunmehr von den Deutschen eingenommen« Lille ist , seit zehn Tage« heitz gekämpft morde«. Dl« Franzosen nehmen an, daß dl« dort neu aufgetauchten deutschen Truppen von der Belagerung von Antwerpen kamen und bl« zu dem Vorstoß mit der Eisenbahn trans portiert wurden. Man erwartet, daß infolge der Verstär kungen die Kämpfe tm Norden noch erbitterter «erden. Wie di, »Köln. Ztg." Über Zürich »rfährt, werdrn von der elsässische« Grenz« her neue Kämpfe gemeldet, die offenbar tm Largtal stattfanden, und deren Mittelpunkt die vorzüglichen französischen Stellungen bei Gept sind. Man erwartet auf französischer Seite die Belagerung vo« velfort. Elemente««» FriedeuSbedtvguvge«. Clemenceau veröffentlicht die FrtedenSbediugungen Deutschland» an Frankreich, wie sie angeblich der deutsche Botschafter Graf Bernstorfs in Washington einem deutschen Bankier erzählte und die Clemenceau von einem amerika nischen Diplomaten gehört hat. E» würde sich nicht ver lohnen, diese Hirngespinste zu beachten, wenn nicht die französische Presse, wie zum Beispiel der »TempS", au« ihnen neue Anklagen gegen Deutschland aufbauten. Deutsch land fordert nach dieser Quelle alle französischen Kolonien, «in Viertel de« französischen Bodens mit 15 Millionen Einwohnern, 60 Milliarden Kriegsentschädigung, Zollsrei- heit auf 35 Jahre ohne Gegenseitigkeit. Abrüstung und ein halbes Dutzend ähnlicher Dinge. Von den Kriegsschauplätzen im Osten. Aus Petersburg wird aus dem Umwege über London gemeldet: Eine große Schlacht findet zwischen Iwangorod und Warschau statt. Die Deutschen stießen mit den Russen auf dem linken Weichselufer zusammen. Der Kampf, der vor drei Tagen begonnen hat, wird wahrscheinlich Wochen, vielleicht Monate dauern. Augenscheinlich ist das deutsche Zentrum 'im Feuer. In den amtlichen russischen Berichten wird Ja- wornik (südöstlich von RzsSzow) als Stelle des ersten Angriffes genannt. Daraus geht hervor, daß die Rus sen sich während der Kampfpause in den letzten Wochen von der Kraianer Gegend bis mindestens 35 Kilometer westlich Przemysl zurückgezogen haben. In Warschau hört man schweres Geschützfeuer von Süden und Westen. „Nowa Reforma" meldet aus Warschau, daß das Banditentum dort in furchtbarer Weise zu - n i ni m t. Bei der herrschenden Teuerung und der enor men Zahl der Arbeitslosen befürchtet man in Warschau und in Lodz den Ausbruch einer Hungerrevolte. Täglich werden massenhafte Verhaftungen vorgenommen. Amtlich wird aus Wien verlautbart 5./10. mittags: Gestern eroberten unsere Truppen die befestigten Höhen von Starosol. Auch gegen Stary-Sambor gewann unser Angriff Raum. Nördlich deS Strwiaz haben wir eine Reihe von Höhen bis zur Südostfront von Przemysl in Besitz. Am Sanfluß abwärts der Festung wird gleichfalls gekämpft. Unsere Verfolgung des Feindes über die Karpathen hat Wyszkow und Skole erreicht. Der Stellvertreter des Chefs des Ge neralstabs v. Höfer, Generalmajor. Aus dem österreichischen Kriegspressequartier wird amtlich gemeldet: Am L./10. I Uhr nachmittags über brachte ein Parlamentär des russischen Generals Radko Dimitricfs dein Kommandanten den Przemysl die Auf forderung zur Uebergabe der Festung, da diese umringt und Hilfe nicht mehr zu erwarten fei. Die sofort erteilte Antwort lautete: Herr Kommandant! Ich finde es unter meiner Würde, auf Ihr schimpfliches. Ansinnen eine meritorische Antwort zu erteilen. Der „Nat.-Ztg." wird aus Gumbinnen gemeldet: Die Fabel von der Unerschöpflichkeit der russischen Reserven scheint jetzt ad absurdum geführt zu werden. Bei den russischen Gefangenem hat man zahlreiche Soldaten ge funden, die im Alter zwischen 16 und 18 Jahren stehen und die nicht etwa als Kriegsfreiwillige dienen, sondern zwangsweise eingezogen worden sind. Auch die Ausrüstung der russischen Truppen läßt jetzt an Qualität erheblich nach. Unter den Gefangenen befinden sich viele, die nicht mehr über starke Militärstiefel ver fügen, sondern mit einem häufig ganz unzulänglichen Schuhzcug bekleidet sind Wiederbeginn der Tätigkeit ans dem kubischen Kriegsschauplatz. Wie die „Grazer Tagespost" meldet, wird auf dem serbischen Kriegsschauplätze nunmehr nach vollständig durchaeführter Säuberung Bosniens die Operation gegen Valjcvo wieder ausgenommen, wobei die bei Bajna und Bastard und Visegrad zurückgeworfenen serbischen Truppen verfolgt werden. Die verfolgenden Truppen be drohen die in der Gegend von Valjevo verschanzten serbischen Truppen bereits in der Flanke. AuS Sofia meldet die „Südsl. Korrespondenz": Die „Eambana" meldet aus Nisch, daß die vierte serbische Armee, die über Visegrad nach Bosnien eingefallen war^ unter den schwersten Verlusten von den Oesterreichern hcrauSgeworfen wurde und ungeordnet geflohen sei. Auch die Situation der im Raume von Kupanj gegen die Oesterreicher kämpfenden Armee ist sehr schwierig; die Serben verteidigen sich mit dem Mute der Berzwelse- 'ung. Einer Meldung des „Dnewnik" zufolge berichtet