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Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich t« Riesa. — Mr die Redaktion verantwortlich: Arthur Htlhnel in Riesa. SS8 Mittwoch. 7. Oktober tt>14. adrndS. «7. Aahrg. Zm Westen die Lage nnveröndert. Großes Hauptquartier, 6. Oktober, abends. (Amtlich.) Die fortgesetzten Umfassungsversuche der Kranzosen gegen unser» rechte» Heeresflügel habe» die Kampffront bis nördlich Arras ausgedehnt. Auch westlich Ville und westlich Bens trafen nnsere Spitzen auf feindliche Kavallerie. In unfern Gegenangriffen über die Linie Arras-Albert-Roye ist noch keine Entscheidung gefallen. Auf der Schlachtfront zwischen Oise und Maas, bei Verdun und in Elfaß-Lothringen sind die Verhältnisse unverändert. Auch vor Antwerpen ist heute nichts besonderes zu melden. Die russische Garde-Schützen-Brigade geschlagen. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze ist der russische Vormarsch gegen Ostpreußen im Gouvernement Snwalki znm Stehen gebracht. Bei Suwalki wird der Feind seit gestern erfolgreich angegriffen. In Russisch- Polen Vertrieben deutsche Truppen am 4. Oktober die russische Garde-Schützen-Brigade aus einer befestigten Stellung zwischen Opato und Ostrowicz und nabmen ihr etwa 3000 Gefangene mehrere Geschütze und Maschinen gewehre ab. Am 5. Oktober wurden zweieinhalb russische Kavallerie-Divisionen und Teile der Hauptreserve von Iwangorod bei Ragen angegriffen und auf Iwangorod zurückgeworfen Don einem unserer militärischen Mitarbeiter wird unS geschrieben: Daß der Angriff ans Antwerpen planmäßig voll zogen werde, hatte unS da» Große Hauptquartier am Montag gemeldet. Am Dienstag waren schon Ergebnisse diese» planmäßigen Vorgehens ,u verzeichnen. DaS söge- nannte Eisenbahnsort an der Dahn Mecheln—Antwerpen und ebenso die Stadt Lier an der Reihe wurden von den Unseren genommen, zwei weitere Forts nördlich von Lier, Kessel und Brochem, stellten ihr Feuer ein. Die ganze Elid- und Südostfront der äußersten FortSlinie ist damit in ihrem Widerstand gebrochen und der Widerstand Antwerpen« erscheint immer hoffnungsloser. Zwar sollen Schiffsraum««» — wohl englischen Ursprung« — in die Befestigung»«»!« gebracht worden sein, zwar gehen ja in der Scheldefestung selbst Gerüchte, da« .ganze Vorgelände fei unterminiert und die Deutschen würden beim Vordringen Tod und Verderben erleiden. Aber diese Gerüchte sind nur Selbsttäuschungen, mit denen die Antwerpener daS, wa» ihnen droht und wa« sie durch die Tat nicht abwenden können, wenigsten« in ihren Gedanken Hinwegzuleugnen suchen. In der Ri es en sch lacht in Nordfrankreich versichern unsere Gegner wieder einmal, daß die Gntschei- düng — natürlich zu ihren Gunsten — bevorstehe. Aber da« haben sie scholl so oft gesagt, daß sie es vermutlich selbst nicht mehr glauben. Daß auf unserem rechten Flügel die Kämpfe erfolgreich fortgesetzt werden, beweist schlagend, daß die Franzosen und Engländer gerade auf ihrem Offen- stvflügel, dem linken, in« Gedränge gekommen sind. Schon geben die Franzosen ja auch zu, daß sie an einigen Punkte» haben zurÜSweichen müssen. Daß sie in der Tat mit einem für sie ungünstigen AuSgang der Schlacht rechnen, das geht aus der von der Heeresleitung anbefohlenen Befestigung der Stadt ring« um Paris heror. Eie bereiten sich ganz offenbar auf den Empfang der Deutschen vor. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz sind unsere in Süd polen vorgehenden Truppen gemeinsam mit unseren öster- reichisch-ungarischen Verbündeten im siegreichen Vormarsch gegen die Weichsel begriffen und auch in den Karpathen, am Uszooker-Paß, wurden die Raffen völlig geschlagen. Man wird voraussichtlich schon recht bald von einem neuen, diesmal hoffentlich entscheidenden Sieg der verbündeten Heere gegen die russische Hauptarmes hören. Vom westlichen Kriegsschauplatz. We nunmehr auch da« französische Haupt quartier meldet, sind die Franzosen auf ihrem linken Flügel nördlich der Oise zurückge- wichen. Der Manchester Guardin schreibt über die Bedeutung der Kämpfe in der Gegend vor» Roye und Noyon, daß die Deutsche«« große Ursache haben, bei Noyon mit äußerster Kraft anzugreifen. Die Franzolen seien hier nicht weit von der Eisenbahn von Noyon in nördlicher Richtung nach Stavenlin und Maubeuge, die sür die deutschen Westarmeen die Hauptzufuhrlinie bildet. Aber es gäbe noch eine wichtigere Ursache für die Deutschen, westlich von Noyon anzugreifen, nämlich die Durchschneidung der Linie der Verbündeten. Diese hätten einen langen westlichen Flügel, der unweit NoyonS mit ihrem Zentrum fast einen rechten Winkel bildet. Falls eS den Deutschen gelänge,'hier durchzubrechen, würden sie die Linie der Betbündeten durch schneiden und den westlichen Flügel zum Rückzug zwingen. DieS sei wohl die hauptsächlichste Erklärung für die deutsche Konzentration in Rcy-, Wie .Politiken" au« Paris erfährt, verließ Poincarü an der Seite deS KriegSminister« gestern mittag sein Hotel in Bordeaux im Auto. Vtviant schloß sich ihm außerhalb von Bordeaux an. Der ganze Transport besteht au« 14 AutoS. Vertreter der Presse sind nicht zugelaffen. Da« gleichzeitig« Eintreffen de« garen und des P ästdenten in den Hauplquartieren dürfte eher demonstrative al« praktische Zwecke verfolge««. Gestern nachmittag ist folgendes französische Lommuniqub au«gegeben worden: Auf unserem linken Flüael dehnt sich die Front immer mchr au». Große und bedeutende deutsche Kaoalleriemaffen werden au« der Um gebung von Lille gemeldet. Eie befinden sich vor feind- lichen Streitkräften, die eine Bewegung durch die Gegend nördlich der Linie Touicoing-ArmentiereS auSsühreu. Bei ArraS und auf dem rechter« U!er der Somme bleibt die Lage unverändert. Zwischen Eomme und Oise gab e« ab wechselnd Angriffe, die scheiterten. Auf dem rechten Ufer der AiSne nördlich von SoissonS sind wir gemeinsam mit den englischen Truppen leicht vorgerückt. Wir haben gleich- zeitig einige Erfolge in der Gegend von Berri au Bar er zielt. Auf dem übrigen Teile der Front ist nicht» zu mel den. In Belgien haben die belgischen Streitkräfte, welche Antwerpen verteidigen, die Rüpel- und Nethe-Linie stark besetzt. Angriffe der Deutschen daraus scheiterten. Die Time» zollen den deutschen Operationen auf allen Fronten Anerkennung und führen aus: Nnr eine Nation «nit 5 Millionen waffengeübten Männern konnte so viele Unternehmungen zu gleicher Zeit versuchen. Die Deutschen weisen im Ganzen sehr gute Leistungen auf und wenn sie nur wüßten, den Krieg anständig zu führen, so wären sie würdige Gegner. (Notiz de« W. L. B.: Die in den Aus führungen der Times enthaltene Anerkennung der deutschen Leiflüngett wiegt um so schwerer, al« der Schlußsatz deutlich zeit/, wie widerwillig man sie uns zollt.) Die Belagerung von Antwerpen. Die belgische Regierung trifft alle Vorberei tungen, um die Festung auf dem Wasserwege zu ver lassen und nachLondon überzusicdeln. Der ganze äußere Befcstignngsgürtel südlich der Stadt ist in deutschen Händen. Tie Bresche ist 13 Kilo- meter lang. Die inneren Werke werden seit dem 4. Ok tober mit schwerer Artillerie beschossen, die setzt kaum 18 Kilometer von den wichtigsten Anlagen Antwerpens entfernt steht. Auch die Stadt Lanneken an der holländischen Grenze ist von Deutschen besetzt. Airs Antwerpen wird über Rotterdam dem „Berk: Lok.-Nnz." gemeldet: Der Kanonendonner! hielt in dec Nacht ans Montag und während des ganzen Montags an- Die deutschen Granaten fielen bis irr bie Häuser von Linth und Hove und auf die Kaserne von Tontich. Die Forts an der Schelde und Reihe unterhielten das Feuer, um die Versuche der Deutschen, jene Flüsse zu passtcrcn, aufzuhaltcn. Gerüchtweise verlautet, das; die Negierung sich wenigstens teilweise nach Ostende be gebe,« habe. Die Belgier organisieren, wenn möglich, noch eine letzte Verteidigung ihres Landes, aber es scheint dazu keine einheitliche Führung vorhanden zu sein. Als ein Belgier in Eßzhen an der holländischen Grenze sah, wie 70 junge belgische Rekruten nach Ant werpen befördert wurden, um dort eingekleidct und bewaffnet zu werden, sagte er mit einem Seufzer: „Es ist so entmutigend! Für jeden Deutschen, dem wir kampfunfähig machen, gibt es zehn neue, die seine Stelle einnehmen, und dazu kämpfen unsere Truppen in Antwerpen schon seit 14 Tagen unaufhörlich!" — Tie Deutschen requirieren überall in den großen Städten Belgiens die Leitern der Feuerwehr, um sie bei der Rich tung ihrer Artillerie zu benutzen. Der „Köln. Ztg." wird von der holländischen Grenze gemelöct: Aus'Antwerpen wird verbreitet, die Deutsche!« hätten vergebens versucht, sich an der Ni'thc fcstzu? setzen- Tic Ortschaften Contich und Cdeghem Hütten stark unter oem Feuer der Tcutschen gelitten. Contich liegt aber etwas über halbwegs zwischen dein äußeren und inneren Fortsgürtel, Ldeghem gar unmittelbar an letzterem, woraus mau. schließen kann, daß das Feuer von dem ersten Gürtel auf den zweiten im Gange ist. Tas Geschwätz von einem Rückzüge auf Lierre fällt damit in sich zusammen. Line sMldung des „B. L." aus Rotterdam besagt. General Luise hielt eine Ansprache an die Truppen, worin er das baldige Erscheinen englischer HilfStrup- pen aukündigte. Große Enttäuschung erregte aber die Meldung, daß die Deut f'ch en d i e St a d t T ou r n a i, die die Verbindung zwischen den französischen, eng lischen und belgischen Truppen bilden soll, zurücker obert haben. Tournai ist 84 Kilometer von Brüssel und 25 Kilo meter von Lille entfernt. Der „Köln. Ztg." wird von ocr holländischen Grenze gcnreldet, die Zahl d, er in Ostende ankommen de«, Verwundeten ist io groß, daß die Züge, die sie hierher führen, zwei bi? drei Tage am Bahnhof warten müssen, bevor man Platz für die Verwundeten findet. Man erwartet die Ankunft der Königin aus Antwerpen. Die denlsch- und österreichisch-russische» Kampfe. Nach einer Petersburger Meldung dec „Moruiligpost" erfolgte die Abreise dcs Zaren nach dein Kriegsschauplätze in Galizien in aller Stille nur «nit kleinem Gefolge und ohne Hofbeamte. Die Anwesenheit dcs Zaren auf dein Kriegsschauplätze bedeute keine Einschränkung der Hand lungsfreiheit des Oberbefehlshaber« Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch. Der Zar wolle riur die Truppen ermuntern und anseuern. Als der Zar nach der Front abretste, zeigte die Menge große Begeisterung. Man rief: „Nach Berlin! Nach Wien!", moranf der Adjutant de« Zaren erwiderte: „Keine menschliche Kraft kann n»S widerstehen!" In Petersburg «st eine Meldung unS dem Haupt quartier eingelroffeu, derzufolge der Zar in der Front der Feldarmee angekommen ist. Der Sonderberichterstatter de» Budapester Blattes „Azest* meldet: Der Kampf «nit den eingedrungenen russi schen Truppen ist noch nicht vollständig beendet. ES ist zurzeit noch unmöglich, einen eingehenden Bericht zu geben. Indessen kann schon gesagt werden, daß nordwestlich von Marmaros-Szigeth und bei Taiczkocz die eine russische Kolonne zurückgeschlagen wurde. An diesem Geiechte haben auch inzwischen eingetroffene Peittsche Streitkräfte teil genommen. Zwischen Polena und Ainos «nachten die Russen einen letzten Versuch, unsere Reihen zu durchbrechen. Allein auch hier wurden sie znrückgeschlagen. Unsere Truppen verfolgten die zurückgehenden Ruffen. ES wurden viele Gefangene gemacht. Da« Koinitat Bereg ist von dem letzten Manne russischer JnvasionSfrnppen befreit worden. Verschiedene Nachrichten lassen auf den RÜlkjUg der Russe» in Galizien schließen, der auch durch die erfolg, reichen Kämpfe nördlich von Przemysl erklärlich würde Die Schlacht hat dort am Mittwoch begonnen. Amtlich wird verlautbart aus Wie», 6. Oktober : Das plötzliche Vordringen der deutschen und öster reichisch-ungarischen Streitkräfte scheint die Rnssen vollständig überrascht zu haben. Sie schoben zwar starke Kräfte ans Galizien nach Norden, wurden je doch bei ihrem Versuche, die Weichsel in der Richtung Opatow zn überschreiten, von den Verbündeten übrr den Flutz znrückgcworsen. Unsere Truppen habe» den russische» Brückenkopf bei Sandomtr erobert. I» Galizien rücken wir planmäszig vor. Bet Tarnobrzeg wurde eine russische Infanteriedivision unsererseits geworfen. Heute mittag erhielten wir ferner folgende Fern- sprechmeldung: Nyiregyacza. Mine amtliche Meldung aus Hnsclc: Tie österreichisch-ungarischen Truppe» stehen seit Montag mittag bet Tecsö mit den Russen in hef tigem Kampfe. Ten Russe» wurden ihre Positionen entrissen. Bet Körösfalva fand ebenfalls ein heftiger Kampf statt und endete mit einem vollständigen Siege. Tie Russell wurden vernichtet oder gefangen. Hier bildeten 200« polnische Legionäre die Vorhut. Ac sirckMe m U«M». ilnscrc chinesische Kolonie ist bekanntlich zurzeit hef tigen Angriffen dcs fchmachvvllen Ztveibundes England- Japan ausgesetzt- Heldenmütig verteidigt sich die kleine deutsche Besatzung, obwohl bei der ungeheuren Uebermachl der Ausgang des Kampfes kaum zweifelhaft sein kann