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Veilake znm „Riöfaer TagevZatt". RotaÜonSdmck und «erlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Mr die Redaktion verantwortlich: Arthur Hähnel in Riesa. SSL. Dienstag. « Oktober IV14, avenvs. «7. Jahr». Erfolgreich vorwärts. Großes Hauptquartier, 5. Oktober, abends. (Amtlich.) Vor Antwerpen sind die Forts Kessel und Broechem zum Schweigen gebracht. Die Stadt Lier und das Eisenbahnfort an der Bahn Mecheln-Antwerpen find genommen. Auf dem rechten Flügel in Frankreich wurden die Kämpfe erfolgreich fortgesetzt. In Polen gewannen die gegen die Weichsel vorgehenden deutschen Kräfte Fühlung mit russischen Kräften. Bon einem unserer militärischen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Am rechten Flügel und in den Argonnen gebt der Kampf erfolgreich vorwärts — so meldete uns das Große Hauptquartier am Sonntag abends Was nach den,Ereig- nijjcn bei Roye und Albert zu erwarten war, bat sich also erfüllt. Auch unser rechter Flügel, den der Feind mit der größten Zähigkeit zu umfassen und zu.-zsctrüm- mern suchte, ist jetzt im Bvrwärtsgehen. Englische Blätter wollen schon wissen, die Deutschen hätte!« hier einen Keil in die französische Schlachtlinie getrieben. Das mag übertrieben oder zum mindesten verfrüht sein, aber daß die Gefahr besteht, daß wir auf dem rcchten Flügel die französische Angriffsflanks durch stoßen, das ist nach den neuesten amtlichen Meloungcn .richt zu verkennen- Und wie im äußersten Westen auf dem linken Flügel ihres Hauptheeres, so sind oie Fran zosen auch auf dem linken Flügel ihres Ostheeres durch unseren Vormarsch in den Argonnen in eine gefährliche Lage gebracht. Immer mehr schieben sich unsere Trup pen zwischen der Aisne und Maas vor, und immer ge ringer wird dadurch die Möglichkeit für die Franzosen, oen Zusammenhang zwischen Hauptheer und Ostheer zu wahren. Daß unsere Operationen vor Antwerpen und im Osten sich planmäßig und ohne Kampf vollziehen, ist uns sehr erfreulich zu hören. Bor der belgischen Feste bedeutet das: die Beschießung nimmt ihren erfolgreichen Fortgang, und es gelingt uns, ohne daß der Feind unS hindert, neue Artillerie- und Jnfantrriestellnngeu herzuricklcn, von denen aus wir den Angriff weiter führen können. Im Osten aber kündet dieses planmäßige, vom Feinde ungestörte Operieren neue Kämpfe an, die aller menschlichen Voraussicht nach zugleich Siegs be deuten. Schon hat ja die russische Offensive auf ihrem linken Flügel zwischen Augustow und Suwalki eine schwere Schlappe erlitten. Und wenn wir auch voraussetzen müs sen, oaß die Russen an Zahl nicht unbeträchtliche Trup penmassen über oen Njenisn in Bewegung gesetzt haben, an Wert stehen sie tief unter den Siegern an den masurischen Seen. Die Reste oer Njemen-Armee, die küm merlichen Trümmer der Narewarmee und die ebenfalls schon von den unfern geschlagene Grodnoer-Ncservearmec können ein neues Heer bilden, und man mag die Bestände notdürftig aufgefüllt haben. Aber die moralische Kraft dieses Heeres ist äußerst gering anzuschlageu. Die alten Leute stehen noch unter dem Eindruck der schweren Niederlagen, die jungen aber treten in ein Heer ein, das ohne Vertrauen, ohne Zuversicht kämpft. Darum können wir dieser neuen russischen Offensive in aller Ruhe entgegensehen. Dient sie doch offenbar nur dazu, unsere Aufmerksamkeit von den Dingen abzu lenken, die sich in Südpolen und Galizien vorbsreiteu, Bom westlichen Kriegsschauplätze. Nach einer anscheinend offiziösen Figaromeldung ist da» Ergebnis der Schlacht erst in vier bi» fünf Tagen zu erwarten. — Das gestern abend 11 Uhr ausgegebene Bulletin de» französischen Generalstabes lautete: Auf dem linken Flügel tobt der Kampf in der Gegend von Arra», ohne daß irgendwelche Entscheidung gefallen ist. Die Aktion war weniger heftig zwischen dem oberen Tal der Anore und der Somme und zwischen Somme und Oise. Wir find in der Gegend von Soisson» vorgeschritten, wo feind liche Schützengräben genommen wurden. Fast auf der ganzen übrigen Front hält die Ruhe an. Am Woeore haben wir einige Fortschritte gemacht zwischen Apremont und der Maa» und auf dem Nupt de Made. — Anders lautet folgende Meldung au» Genf: Die überaus heftigen Kämpfe bet ArraS dauern fort mit grotzer ErfolgUUssicht für die Deutschen. Ebenso energisch' sitzt Generaloberst v. Kluck seine Aktion in der Gegend von Roye fort. Die Franzosen gestehen zu, daß wegen ernster Bedrohung ihres äußersten linken Flügel» der allgemeine Angriff vor dem Eintreffen von Verstärkungen bedenklich wäre. — Der Lohn de» Ministerpräsidenten Viviant, der al» Infanterist mitkämpft, wird vermißt; vermutlich ist er gefallen. — „Motin" teilt mit: Deutsche Flieger bombardierten Eompiegne und beschädigten namentlich den Bahnhof. — E» verlautet, daß General Joffre, Pau, Castelnau und Eallirnt zu Marschällen von Frankreich ernannt werden sollen. — Die »Franks. Zig.- meldet au» Genf: Nach einer dem »Journal de Genese- au» Havre zugegangenen Mel- düng steht die Landung kanadischer Truppen bevor. Offiziere sowie Unteroffiziere seien bereit» im Norden Frankreich» augelangt, um die Operationen zu organisieren. Ja Havre selbst würden etwa 5000 Mann eiaquartiert werden. Mehrer« Gebäude seien in Lazarette umgewanbelt worden. Ja dem Briefe «ine» französischen Artillerieoffizier» im »Progre»' wird erklär», datz die Franjvseu ans Mangel an ähnlichen Geschützen der deutschen schweren Artillerie gegenüber wehrlos seien. Habe zudem ein deutscher Flieger eine französische Artilleriestellung ermittel», dann bleibe nnr schneller Stellungswechsel übrig. Auch die Maschinengewehre verwendeten die Deutschen meisterhaft. Nach einer Meldung deS „ProgreS" sind die französischen Offiziere infolge ihrer ungeheuren Verluste angewiesen worden, in der Feuerlinie mehr al» bisher Deckung zu nehmen. Ein Londoner Aufsatz im „Giornale d'Jtalia" äußert sich über die Aussichten der Franzosen im Westen sehr pessimistisch. Man hält in Londoner'anilitärischen Kreisen trotz des französischen Heldenmutes eine» grosjen franzö sische« Erfolg für »»wahrscheinlich. Auch daran zweifelt man, daß die Franzosen noch lauge Widerstand werden leiHen können. Wenn aber auch Frankreich unterliege, so werde dies auf die Haltung England» keinen Einfluß haben. England sei entschlossen» alle» bi» zum Ende anzusetzen, nm eine deutsche Vorherrschaft in Europa zu verhindern. In Bezug auf die nächsten Kriegsereignisse macht man sich in London durchaus keine Illusionen. Man wisse, daß die deutsche Verteidigung der russischen Grenze großartig sei, daß die Schwierigkeiten eines russischen Vormarsches un geheure seien, daß die russische Artillerie der deulscheu sehr unterlegen sei; so befürchte man in London, daß der rus sische Angriff wenig Aussicht auf Erfolg biete. Mit Sorge sieht man auch der Haltung der Türket entgegen. Zwar sei die englische Diplomatie in Konstantinopel in letzter Zeit etwas vorsichtiger geworden, man fürchte aber dennoch eine Entscheidung der Türkei für Deutschland und fürchtet die Folgen dieser Entscheidung in den.englischen Kolonien, besonders in Aegypten. So ist die Stimmung in London recht wenig zuversichtlich. Die Belagerung von Antwerpen. Die Verwirrung, die in den letzten Tagen in Ant werpen herrschte, ist unbeschreiblich. Man erhält mit unter den Eindruck, daß bürgerliche Autorität und mili tärischer Kommandant der Lage nicht mehr gewachsen seien. Nach der durch die Beschießung einer deutschen Taube ent standenen wilden Panik zogen tausrntze von Flüchtlingen durch die Straßen Antwerpens zum Nathause, wo sie ihre Papiere verlangten. Montag verschlechterte sich die Lage merklich, und als am Dienstag eine große Anzahl Flücht- linge aus Lierre eintrafen, erreichte die Verwirrung ihren Höhepunkt. Schließlich wurde ein Befehl erlassen, daß kein Einwohner Antwerpen mehr verlassen dürfe, während die Flüchtlinge binnen 24 Stunden abreisen sollten. Der „TimeS"-Korrespondent in Antwerpen miildet: Man spürt die Nähe deS Feindes deutlich genug. Die Straßen sind den ganzen Tag über von ungeheuren Menschenmassen ge-, drängt voll, die zu ihrer gewohnten Arbeit keine Ruhe finden können. Ueberall auf den Hauptstraßen ist der Bürgersteig aufgerissen und aus den Steinen sind Barri kaden gebaut. Militärautos und Rote-Kreuz-Wagen fahren unablässig in die Stadt und nach den Forts. JedeSmal, wenn ein Wagen stehen bleibt, stürzt das Volk hinzu, um Neues von der Front zu hören. Fortwährend kommen Scharen von Flüchtlingen aus der Umgegend an, die einen schrecklichen Anblick bieten. Zwischen der holländischen und belgischen Regiernng ist ein Abkommen dahin getroffen worden, daß ein großer Teil der belgischen Flüchtlinge von Antwerpen nach Rotterdam übersiedeln kann, wo die großen Lagerhäuser der Holland-Amerika-Linie ihnen Ob- dach gewähren werden. Man erwartet etwa 20000 Fa- milien in Rotterdam. Die deutsch- »nd österreichisch-russischen Kümpfe. Die Krakauer Zeitung „E-as" erfährt von einer auS Warschau in Krakau eingetroffenen Persönlichkeit, daß das Vordringen der Armee des Generals Hindenburg bis nach Suwalki und Lomfcha eine P-auik in.War schau hervorgerufen habe. Tie Filiale der russischen Staatsbank sei nach Moskau verlegt, der Fabrikbetrieb in Warschau und Lodz eingestellt worden- Der Miliiär- gouverneur von Warschau uud Umgebung bittet in einem öffentlichen Anschläge die Einwohner, ruhig zu bleiben und ihren Beschäftigungen wie im Frieden nachzugehen. Warschau und seine Umgebung seien wie bisher von Sei ten des Feindes außerhalb jeder Gefahr. Vom Kriegsschauplatz iu Galizien wirs vom Kriegsberichterstatter der „B. Z." ans dem öfter-- reichi'cheu Kricgspresseguartier gemeldet: Noch wird nicht gekämpft, aber nach den Tagen der großen uampscö- panw, die nach den vieltägigen Schlachten im September cintrat, ist jetzt alles wieder in Bewegung geraten, wäh rend der Feind zum mindesten an dieser Stelle einen eiligen Rückzug angetretcu Hit Jedenfalls sucht unsere Armecleituug jetzt möglichst rasch Fühlung mit dem Feinde zu erlangen. Tas Schönste aber war, alle Siet- lnngcn, die vor wenigen Tagen noch 'von den Unseren besetzt waren, otwoeuch-rtafsen, dz» die Truppen längst noch vorn gegangen waren. In allen Truppenteilen und - Trains, die wir passierten, fanden wir die gleiche zu» veri'ichtliche Stimmung. Bewundernswert war die in an scheinend bunt zusammengewürfelten Wagemnasseu der verlchiedcnen MunitionS- und Berpflegnngstolonnen, mo- > bilen Feldipitälcrn und Brückcntrains herrschende Ord nung - Der Obergespan des Marmaroser KomitatS hat an die Szajmarer Pehörden ein Telegramm gerichtet, worin er die erfreuliche Nachricht mittcilt, daß sich dis,rus- jischen Truppe» im Rückzüge befinde» und keine Gefahr mehr vorhanden ;ei. Tie österreichisch-ungarischen Trup pen haben stch, nachdem sie Mmnzigct geräumt hatten, in eine ausgezeichnete Position bei Hoßzumezoe zurück- gezogen und haben dort die von mehreren Seitenein- iresscudcn Hilfskräfte abgcwartet. Tie gingen ociuu zur Offensive über. Die Schlacht hat für die öster reichisch-ungarischen Truppen günstig be- g onue n. Die Nowa Ncforma meldet nach dem Nowoje Wrcmja aus Lublin, daß dortselbst massenhaft russische Verwun dete sich befinden. Sie liegen in großen Scheunen auf Stroh , zu Tanienocn ohne jede Pflege. — In der Gegend bon Lublin haben die Kosaken alle polnischen Gutshöfe, aus welchen die österreichischen Truppen bewirtet wur den, mit Feuer und Schwert vernichtet. Zahlreiche der dortigen Gutsbesitzer sind vollständig mittellos nach War schau geflüchtet . „Politiken" in Kopenhagen erfährt von einem glaub würdigen Dänen ans Dünabnrg, daß dort nm 26. Sept, sich mehrere Militärzüge mit japanischen Truppen be fanden. Eisenbahnbeamte erzählten ihm, das; bis da hin insgesamt 160 Züge von Wladiwostok «»gekommen seien. Nach Aussage russischer Offiziere beliinft sich die Gesamtzahl der erwartete» siir Wilna bestimmten Japaner a»f 150000. Heute mittag ging uns folgende Fernsprechmeldung zu: Amtlich verlautbart ans Wien: den 5. Oktober: Die Operationen in Russisch-Polen und Galizien schreite» günstig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend, warfen die deutsche» nnd österreichisch-ungarischer Truppe» den Feind von Opatow nnd Plimoutow gegen die Weichsel zurück. In den Karpaten wurde» dir Nnüeu im ttzooker-Passe vollständig geschlagen. Tcr Sicllvertretcr des Chefs des GenerilsiabeS. v. Höfer, Generalmajor MM ui> Win in Miu zMMlW. Die „Times" melde» ans Tientsin: Es geht das Gerücht, datz eine vereinigte Artilleriebeschietzung zur See und zu Lande sehr bald beginnen soll. Die Ja paner landeten Bekagernugsgcschiitze für diese beab sichtigten Angriffe. Das Artilleriednell um Tsingtau Lauert immer noch an. Ein japanischer Minensucher wurde bei Tsingtau in die Luft gesprengt, wobei drei Leute getötet «nd 13 verwundet wurden. Ei» zweiter Minensucher wurde beschädigt nnd die Japaner hatten auch dort einen Tote» und sechs Verwundete, -Die deutschen Kriegsschiffe bei Tsingtau eröffneten am Mitt woch ei» heftiges Feuer gegen die japanische» Stellungen. Zwei japanische Offiziere wnrdcn getötet. Deutsche Flngzengc leisteten bei diesem Angriff Hilfe. Heule mittag ging uns folgende Fernspcechmeldung zu: Berlin. Die „B. Z. am Mittag" meldet: Bon nnsercm besonderen Berichterstatter aus Rotterdam wird uns mitgetcilt, das; beim ersten Stnrm auf die Infante» iewerlc von Tsingtan die vereinigten Japaner nnd Engländer mit ciuem Verluste von 2500 Mann zurückgeschlage» wnrdcn. Die Wirkung der deutschen Minen, Geschütze und Maschinengewehre war ver nichtend. Ter rechte Flügel der Verbündeten wurde von dem österreichisch-ungarischen Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" nnd dem deutschen Kanonenboot „Jaguar" wirksam beschossen. Tie dcntschcn Verluste solle» gering sein. Tic Japaner warte» Verstärkung ans Japan ab. Aus Frankreichs Augnstschlachte«. Das Tagebuch eines französischen Stabsarztes bei den 6. Pionieren ist in dcnlschc Hände gefallen. Der Verfasser schildert sehr anschaulich die ungeheure Verwirrung der letzten Angusiwochcu, in denen die gegen die belgische Grenze vordringenden Fcanzosen den von der belgischen Maa»ltnte her vorkommenden Deutschen begegneten und mit. dem)