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A.ri-71.11 n . I4S1 11.75 . 1.7S LSI II.SI-SS.il I . L7S S4.S1 Komteß Jutta. Roman von Willy Scharlau. verletzt. Da» Wvw ftchrtt btt Ealdate« «iederhott a, ß«r Spitz» ixt Go« xxd der Fttnd »urd« oalstäaRg zurückgefchlag««. Französtsch« Latchen bedeckten die Valb- licht»,«« in «raßer Zahl. La der Prinz mehwr« Tag« im Gefecht,«standen and Po» dem Lode sein» Kameraden schmer erfchütttrt »ar, «achte stch bet ihm «in« Herzschwäche bemerkbar, di« sei«, Kräfte auf kurz, Zeit lahm legte. Prinz Vikar fuhr auf Drängen der A«rzt« am Abeud de» 24. September in Begleitung sei«»» Adjutant« Grafen Soden «ach Metz, wo er in» Hotel Europäisch»«! Hof Quartier »atz». Am Sonnabend nachmittag traf sch«, junge Gemahlin, di« Gräfin von Rupptn, dort ein. Der bentfche Kaiser bet« Prinzen Väkar. Kurz vor drei Uhr traf Kaiser Wilhelm in Metz eia, um seinen Sohn zu besuchen; mit ihm kamen sein Leibarzt Dr. Alber», Generaladjutant v. Plessen, der Ehef de« Zivtlkabtnett« de» Kaiser», Szz. v. Lyaoker u. a. Der Kaiser, der im Automobil kam, wurde von der Metzer Bevölkerung mit Jubel begrüßt. Kaiser Wilhelm verweilt» bi» gegen 5 Uhr bei seinem Sohne und Gräfin Anna Maria, auch «ährend sein Leibarzt den Prinzen unter sucht». Um 8 Uhr kehrt« der Kaiser in da» Hauptquartier zurück. Am nächste» Vormittag überbrachte ein kaiserlicher Kurier dem Prinzen da» eisern« Kreuz 1. Klaff». Da» Befinden de» Prinzen hat sich erfreulicherweise so gebessert, daß er gestern nachmittag bereit« sür kurze Zeit da« Bett verlassen konnte und heut« mittag mit einem Eonderzug, den ihm der Kaiser schütte, nach Homburg v. d. H. abrristr. Der erst« Soldat, der bet seiitim Regiment da» eiserne Kreuz erhalten hat, ist »in junger, schwindsüchtiger Soldat, den der Kompagntekommandeur nicht mit in« Feld nehmen wollte Der arme Jung« weint», bi» man ihn mitnahm. E« gelang dem aufgeweckten Burschen, sich'bi» an eine feindlich» vattrrie hiranzuschleichen und ihre Stellung so au»zuz«ichnen, daß e» dann rasch gelang, fl» niederzu kämpfen. Jür dies« Lat wurde ihm der schön, Sohn. Julius Hirsch, Kriegsberichterstatter. vmensn-ISKiilwI, »e»ttvveu-w »oliäv tznaUtätoa, grvkts Kueeeadl vmenwn-ISKnbwS, »mi'KIg naus Nvotoruagov, Lotto Uamov« warinsdiao, sobeearv unä kardig gibt, lasch «nSzuuiitzmr hat. wenn «an überblickt, «ach wt« viele« Seiten und mit wie gewaltig«» Mitteln dl» deutsch« Kriegführung arbeitet, erhält man «in Gesamtbild militärischer Leistunge«, wie st« Kn« einzelne Ratto» über-, Haupt noch niemals, seit«» eia« Staaleugeschicht» gibt, voll bracht hat. von der Vaterlandsliebe dem Opfermut« und der hiugebendeu Tapferkeit, di« da» deutsch« Volk in dieser schweren Zeit betätigt, werden später» Geschleckter mit ve- «nndmung «zähle«. Kri»e kriegerische Stt»m»»g i» Italien. Der soeben von einer Reis« nach Rom zurückgekehrte italienisch« Konsul gibt seine Eiudrück« dahin wieder, daß an «in« allgemeine Mobilmachung in Italien nicht zu denken sei. Auch di« volkSftimmuag sei durchaus nicht kriegerisch. Ueberall seien AriedenSarbetten im Gange, um di« zahl- losen Ein gewanderten zu beschäftigen. Die Ernte lei por- trefflich ausgefallen, Skandtnadteu ist kein Ulmoseuempsßuger Fr««lreick». .Norge« Handelsog Sjoekarl«-Tid«nde" nahm gestern Stellung gegen die von dem Globe und dem Tempi gegen Norwegen gerichteten Angriffe. Da» Platt gibt seiner Be wunderung darüber «»«druck, daß Glätter dieser Größe Berichterstatter nach Christtania senden, die nicht« von den Verhältnissen verstünden. Di« Behauptung, Skandinavien ltrsere Deutschland Gewehre und Pulver, sei eine Erfindung. Wa» die Frage von Frankreich geliehener Gelder angehe, so habe Skandinavien die« immer al» ein Geschäft und al» nicht« weiter betrachtet. Von diesem ErstchlSpunkle aus gehend habe Skandinavien sein« Verpflichtungen bi» zum letzten Oer erfüllt, wa« nicht von allen Geldkunden Frank- reich« gesagt «erden könnte. Somit sei da« Berhälni» kn Ordnung. Wenn Frankreich dabei eine Art erwiesener varurherztgkeit sehe, dann bedaure Skandinavien, nicht früher darauf aufmerksam gemacht worden zu sein. Skandi navien wolle Geschäfte mit Frankreich, gleichgültig, ob in Geld oder Waren. Jedoch Almosen nehme Skandinavien nicht an. Die Kämpfe irr be» Kolonie». Da» Reutrrsche Bureau meldet amtlich: Südafrikanische Truppenabteilungen überraschten zwei deutsch« Posten,, den einen bet Grasplatz in der Näh« von Lüderitzbucht, den zweiten bei Snischab, 25 Meilen nördlich von Lüderitzbucht. 5 Deutsch« find gefangengenommen worden, davon war einer tödlich verwundet. Ungeschickte Lockversuche. In russischen Blättern wird ausdrücklich hervorgehoben, England, Rußland und Frankreich hätten sich nur gegen Deutschland, nicht aber gegen Oesterreich- Ungarn zusammengetan. ES handle sich um die Zer schmetterung Deutschland« und de» preußischen Junkertums, nicht Um die Vernichtung Oesterreich«. »Ruflkoje Slowo" schreibt: E« liegt kein Grund vor, daß die habsbur gische Monarchie mit demDeutschenRetch bi» zu letzt zusammenhält. Ein Lfleinstehen Deutschlands müsse dessen Zusammenbruch beschleunigen. Gleichhin müßte Weitere Kriegsnachrichte«. Rebolniio» t« Persien. Au» Konstantinopel meldet die »Südslawische Korrespondenz", datz «ach dort eingelangte« Rachrich, len in Persien der RevoluttouSauSbrnch bedorstehe. An der Grenze in Afghanistan find heftige Kämpfe mit rnsfische« Truppen im Sange. In der Provinz Äser« betdscha« bewaffne« sich alle Etnwvhver gegen Rntz- laud. Der Konstantinopeler „Jkdam" berichtet «nter de« Atel »vor der Revolution in Persien", datz die rusfischen vesatznag-truppru fluchtartig Über die Grenze znrückgrhe«. Deutschland ans sechs Krieg-schanplStze« Miß. Di« Wiener »Zeit- berechnet, daß Deutschland auf sech« Kriegsschauplätzen tätig ist, überdir» mit unausgesetzter Wachsamkeit di« Nordgrenze zu schützen, gegebenenfalls vor Dw vehelfSgranate gleicht «i««r Maurvieüe, an, welcher Sprengkörper befestigt find, welche «ine Zünd schnur verbindet. Auch vrandröhren, die raffiniertesten NLucherbomben, die man ersinnen kann, taten bei« Stur« ebensall» ihr« Schuldigkeit. Die Pioniere schoben auf langen Stangen die vrandröhren in die Oeffnungen der Grubenwehren, um di« französischen Mannschaften hu betäuben, welche hier die FlanAerungägeschütze be dienten. Oft kam e» vor, datz die deutschen Soldaten die französischen fragten, ob sie von den Brandröhren noch nicht genug hätten und sich «rg«b«n wollte«. Die Antwort: „Nir leben noch und deshalb kämpfen wir!" entsprach dem Heldenmut, mit dem sich die Franzosen an dirser Stelle verteidigten. Und die deutsche Frage: „Nq, Kinder habt ihr wirklich noch nicht genug?" wurde laut, bi», die Helden vom Camp de» Romain« betäubt und besinnungslos zusammensanken. Die Verluste der Franzosen auf dem Tamp de» Ro mains waren sehr bedeutend. Trotzdem wurden gegen tM Gesungene gemacht. Ihr Abzug erfolgte unter mttt- tärfichen Ehren, den Offizieren wurden die Degen be lassen. Zwei deutsche Regimenter leisteten die Ehrend:- -eugung, die deutschen Fahnen senkten sich grüßend al» die Besiegten von Camp de» Romain» vorüber- zngen. Wir sahen sie einige Stunden später in St. BenoiS en Wocvre: großgewachsene, starke und frische Gestaltenj keine Jünglinge mehr. Die Mehrzahl trug die Blau hosen der Artillerie, nur wenige Infanteristen waren darunter. Gierig tranken die Leute da» Wasser, das sie erhielte:,. Das Aussehen aller war reinlich und gut. Mn Schimmer der Befriedigung strich über ihre Gesich ter, als wir ihnen sagten, daß sie brillant geschossen hätten. Dann lauschten sie wieder ernst dem Kanonen donner, der aus Liouville kam. LeS Paroches und Troyon haben ihr Feuer am Sonnabend eingestellt. Prinz v-kar von Prevtzen im Feuer. vet den Kämpfen um die MaaSfort« hat auch da» Regiment de» Prinzen Oskar von Preußen mit dem Prinzen an d« Spitze heldenmütig gekämpft. Al» da» Regiment in der Gegend um Verdun lag, schlugen einig« Schrapnell» in ein Dorf. Große Schrapnellsplitter schlugen durch die Tür« eine« Zimmer«, in dem der Prinz eben speiste. Sin Sprengstück traf einen Offizier, der getötet wurde, rin andere« fiel auf den Helm eine« Wachtmeister», ohne daß dieser Schaden nahm. Der Prinz war von dem Tobe de« Offizier» sehr erschüttert. Am 24. rückte da« Regiment vor. Ich stand 24 Stunden später neben einer Batterie im Schrapnrllfeuer, wo tag« vorher der tapfere Kaisersohn handbreit auf Hand- breit den Wald erkämpfen mußte. Turko« halten hier die Bäume erklettert und schossen von oben auf di» deutschen Soldaten. Dies, KampfWweise, mit der die Franzosen wie im Jahre 1870 barbarische Sitten der Wilden nach Europa verpflanzten, erbitterte die deutschen Soldaten derart, daß sie mit flammender Wut gegen den Feind vorgingen. Bet diesem Kamps« fielen mehrer« Offizier« de« Regi ment» an der Seit« de« Prinzen, andere wurden schwer Aaukttwu» — ' lab. knol Ledee» Jutta war aber noch härter getroffen. DaS Mädchen besaß so gut wie nicht». Aber keine Klagen, kein Jammern. Nur liebevolle Trostworte hatte sie sür die alternde Laute. Grä fin Ernestine begriff nicht, woher sie diesen Gleichmut, diese Fassung nahm. Mer da« stark« Mädchen bet stch zu haben, war ihr eine groß, Beruhigung, und weit wies sie den Ge danken an eine Trennung zurück, als Jutta fragte, ob e» nicht doch besser sei, st« siedle nach Hilarhof über. »Aber ich bitt« Dich, Jutta, welch'«ine Idee. Davon ist gar uicht die Rede. Du bleibst unter allen Umständen bei mir. Immer. Wa» sollte ich denn ohne Dich «»fangen l" Tante Ernestine hat geweint, stch aber dann bald beru higt, und nun wurde nie mehr von einer Trennung gespro chen. Jin Salon der alten Gräfin war da» Gespräch in leb haftem Fluß. Fräulein von Ahlemann war schon seit fast einer Stunde anwesend, und di« beiden Damen sprachen eif rig, wie schön «»doch auf dem neulichen Teeabend zum be sten de« Marthaheim« gewesen. Auch Fräulein von Ahle mann aehörte zu den alteren Mitgliedern der Aristokratie^ wenn sie e« auch nicht gern sah, daß man st« schon derselben beizählt». .Ich habe mich ntir gewundert, liebe Gräfin, daß Ihre Nichte nicht dort war,* meint« sie. »Die andern jungen Da men waren vollzählig anwesend. Ich dacht» natürlich, ich würde Jutta auch begrüßen können." .E« hat ihr auch sehr leid getan. Sie wäre sicher gern mitg«kommen und hatte anfana« auch die Absicht. Plötzlich aber erklärt« st«, ich möge allein fahren. Mutmaßlich hat st» Mi gräne gehabt." Fräulein Irmgard von Ahlemann steckte «in« bedauernde Miene auf. E» schien ste diese Nachricht schmerzlich zu berüh ren. „Gewiß," sagte sie. „Ohne einen sehr triftigen Grund wär« sie ja nicht fortgeblieben." »Ah, da ist ja unsere liebe Jutta selbst," rief Fräulein Irmgard, welche bemerkte, daß die Tür zum Nebenzimmer stch öffnete, und di« Genannt« eintrat. Ruhig trat Jutta an den Tisch und begrüßt« freundlich, aber gemessen, di» all» »«kannte de» Hanse«. 224 SO kratin geblendet, ihr« Schönheit gefesselt« St« mußte lächeln über sich selbst, al« fl« ihn so sitz«»» und schreiben sah. Nein, di« Gräfin hatte ihn nicht geblendet, und ihre Schön heit auch nichr. Et« kannte ihren Jungen zu genau, um nicht zu wissen, in seinen Auaen sei eine intelligente einfache Arbei terin ein wertvollere» Mitglied der menschlichen Gemeinschaft al« ein« dilettterende Prinzessin. Freilich kam hier in Bewacht, daß di» Aristokratin Nug und schon war, daß ste ein dem sei nen verwandte» Streben gezeigt hatte. Aber nein, er schrieb so ruhig, ohne jede» äußere Zeichen von Erregung. Ihr Walter hatte sein Herz sicher noch nrcht entdeckt. Und plötzlich ertappt« stch Frau Stahl bei dem Ge danken, fast bedauert« sie, daß ihr geliebter Junge sein Herz nicht verloren habe. Der Mensch braucht ja eine große Liebe, welche ihn hinauShebt über die Alltäglichkeit und den Werk- laaSstaub de« Dasein«. Eine große Liebe, welche ihn veredelt und erst ganz zum Morschen macht. Dies« große Liebe, welche da« Glück ist. Und leis« flüsterte st«: «Ich wünsch« Dir diese» Glück, mein Liebling." S. Kapitel. Al» Tant« Ernestine Bodo« Vries empfing, glaubt« sie zunächst an «inen schlechten Scherz dr» Neffen, welcher in böser Laune «in« augenblicklich« Verlegenheit fiir dauernden Ruin hielt, dann aber, al« fl« sein zweite» Schreiben genau derselben Inhalt» erhielt, ginge» die Wogen der Eutrilstung und Verzweiflung im Her,en oer alten Dame sehr hoch. Sie war geneigt, dem Neffen alle und jegliche Schuld an dem traurigen Ereignis znzusckretben, und e« bedurft« längerer Zeit, vi« st« zu der Einsicht kam, daß auch die Zeitläufte im allgemeinen und ererbte Äißständ« ihr reichlich Teil beige- tragen. Am t. April zahlt« dann Ebmrier wirklich nur die Hälft« ihre« btiherigen Einkommen». Da» war ja immer noch «in« Summe, von welcher manche zlchlreich« Familie leben muß, auch sogar gut leben kann, aber Gräfin Hilarhof glaubt« nunmehr Hunger« sterben zu müsse». Jutta hatte keinen leichten Stand mit veralten Dame. Zu weilen mnßt« st« stch sogar förmlich znsammennehmen, nicht aufzubrausen, drnn de» Klagen» und Jammern» »ar kein Eno«. Taut« Ernestin» war sehr geknickt. 24 Walter stand auf und machte Miene zu gehen. -Wohin willst Du noch, mein Junge?" fragte di« Mittler. »Eigentlich wollte ich noch einmal in den .Destillier- kolhen," um dort mein Privatissimum an die Gräfin Htlar- Hof zu beginnen," antwortete er. .Aber wenn Du mir da» nötige Schreibzeug gibst, kann ich da» ja auch hier tun. Ich erspare mir dadurch eine gehörig« Portion Stufen." .Nun freilich. Nimm Dir doch alle« au» dem Tisch. Ich «erde ganz still sein, um Dich nicht zu stören." .Na, aber!" Er sah die Mutt« liebevoll an. .Wenn ich ihr nun schreibe von Dir und von dem Anteil, den Du gerade an unserem Privatissimum nimmst, würde st« da« Übel ver merken können 1" .Dann wäre fl« törichter, al» Du st« geschildert hast. Sie muß Dir doch nur dankbar sein, daß Du ihr einen Teil Dei ner Zeit opferst." .Ich mein« sogar, Du könntest ihr selbst einmal schreiben. Eigentlich ist'» ganz dasselbe, und vielleicht habe ich bald viel zu tun. Sag schon nicht nein." „Tue ich ja auch nicht! Gewiß, ich bin sogar der An« ficht, daß ich manche», einzelne» natürlich nur, ihr besser sa- zen kann al« Du." .Da» ist sehr gut," mein» er und umarmte zärtlich di» Mutter. .Wir werden un» ergänzen." Bald flog sein« Feder über da» Papi«, und mehr al» «in Vogen bedeckte stch mit seinen großen festen Schriftzeichen. Frau Stahl aber saß im Sofa und sah ihn lang« sinnend an. War'» schon verwunderlich, daß dr« Gräfin Jutta an ihren Sohn schrieb, so erschien «» «rstaunltch, ihn stch di« Stunden abgetzen m sehen, welche di« Korrespondenz mit dein Mädchen kostete. Er war wirklich viel beschäftigt, und oft hatte sie Müh« und Not, ihn zu später Stund« von all seinen Arbeiten lo» zu mach«». Ob« war «» gar ein tiefere», noch unbewußte« I»ter«ss« HM» ÄätzchmF .Hattt ihn de« Verkehr mit der Trift«-