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Riesaer H Tageblatt uncd Anzeiger (Elbtblatt Mtd MMger). Telegramm-Sdress«: 6 yemsMchstell« r g.dlatt Rt sL rnr.ro. für die Königl. Amtshauptinannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, , sowie den Gemeinderat Gröba. 228. Donnerstag, 1. Oktober 1914, abends. 67. Jahrg. La» Riesaer Tageblatt «scheint jeden Tag abend» mit Ausnahme der Sonn, und Festtage. Bierteliührlicher Bezugspreis bet Abholum, in der Expedition in Riesa 1 Mark 50 Pfg., durch unsere Träger frei in» Hau? 1 Mark 65 Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Marl 65 Psg., durch den Briesträger frei in» Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch MonatSabonnementS werden angenommen. Auzelgru-Aimahme für di Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag S Uhr ohne Gewähr. Preis sür die kleingespaltene 43 nun breite KorpuSzeile 18 Psg. (Lokalprei» 12 Psg.) Zeitraubender und tabellarischer Sah nach besonderem Tari Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethe st raste 5L — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hähnel in Riesa. Auf den Schlachtviehhöfen Chemnitz und Plauen (Vogtland) ist die MtNtl- und ttlaneusenche auSgebroche». Dresden, den 30. September 1914. 1109 «UV Ministerium des Innern. 5564 sttr da» „Riesaer Tageblatt" erbitten wir UN» bt» spätesten» H " a " n. pk A Nbr des ioweiligen Ausgabetages. Die SeschilstSsteTe. Oertliches «ud Sächsisches. Riesa, den 1. Oktober 1914. —* Mit dem EisernenKreuz ausgezeichnet wur- den Osfizier-Stellvertreter Max Mißbach (Riesa) im Res.- Jnf.-Regt. Nr. 103 und Gefreiter Hornist Richard Döhler (Zeithain) im Res.-Jnf.-Regt. Nr. 107. —* Da» am gestrigen Abend im Saale deS Hotels Höpfner veranstaltete Wohltätigkeitskonzert zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger hatte sich regen Interesses und zahlreichen Besuche» zu erfreuen. Lin« markige, von männlicher Begeisterung getragene An- spräche löste ein unserm bedrohten, aber sieghaften Reiche geltendes, brausendes Hurra! an». Der seiner Zahl nach auS dem Rahmen eines Doppelquartettes »unmehr heraus» tretende „Schubertbnnd* brachte mit gewohnter innerer Wärme und feiner Auffassung in seinen Gesängen die er greifende Lyrik deS KriegerabschiedeS zum Ausdruck. Leb haft begrübt wurde das »Kanonier-Quartett* der 2. Batterie deS Res.-Feld-Art.-RgtS. Nr. 54, dessen Entstehung bereits geschildert wurde. Alle Anerkennung verdient es, wie sich die vier guten Kameraden in kurzer Zeit wieder zusammen- gesungen haben. Erinnert sei nur an die tadellos aus geglichenen Pianisstmo-Schlüsse. Kein Wunder, daß sich schnell die Fäden spannen zwischen den breitschulterigen, liederfrohen Kriegersänger» und der Zuhörerschaft. Den künstlerischen Höhepunkt des Abends bildeten die Dar bietungen des Opernsängers Herrn Hermann Siegel. Dramatische Wucht im Bajozzo-Prolog (Leoneaoallo ist unter die römischen Protestler gegen deutsches Vandalentum gegangen!) und tiefe Innerlichkeit in den Löwe'schen Balladen offenbarte er mit hoher Künstlerschaft. Unwill kürlich erinnerte man sich des A. v. Werner'schen Gemäldes »Im Ltappeuquarlier vor Paris 1870". Dort wie hier «in wackerer Sänger in deS Königs Rock an einem unter der Not der Zeit leidenden Flügel! Leider versagte die Klavierbegleituttg zuweilen; sie vermochte den vollständig berechtigten musikalischen und deklamatorischen Intentionen -es Sänger» oft nicht zu folgen. — Der Reingewinn der dankenswerten Veranstaltung beträgt 566.50 Mk — Duxch die Presse sind neuerdings Nachrichten über die Einberufung deS unausgebildeten Landsturms verbreitet worden. Wie die „Chemnitzer Allgem. Zeitung" an zuständiger Stelle in Dresden erfährt, ist dort von einer Jnaursichtnahme der Einberufung des unausgebildeten Landsturms noch nichts bekannt. Vielmehr findet zu nächst im Oktober das Rekruten-Ersatz-Geschäft statt. —* Am 1. Oktober wird die Jagd auf Fasanen und Hasen frei. Nachdem die Rebhühnerjagden stellenweise ganz und gar versagten, richtet sich die Hoffnung der Jagdberech- mgten auf das volkstümlichste Wild: die Hasen. Nach verschiedenen Urteilen ist hierin eine gute Mitteljägd zu erwarten, für Fasanen sollen die Aussichten sehr gute sein. Leider macht sich auf der Niederjagd der Mangel an tüch tigen Jägern sehr gellend und wird au» diesem Grunde manche größere Jagd nicht abgehalten werden können. Da dal Wild Abwechselung in die Küche bringt, auch unseren tapferen Verwundeten vielfach zugute kommt, ist der Aus gang der Hasen» und Fasanenjagd sehr zu begrüßen. —* Der Verband Sächsischer Mittlerer Lisenbahnbeamten hat ein Tedenkblatt zur Mobili sierung der Eisenbahn herauSgegebea, das zum Besten des Roten Kreuzes verkauft wird. —* Pakete mit Ausrüstung»-, und Bekleidungs stücken für Mtlttärpersonen in festen Standorten 1. nach Slsaß-Lothrtngen, 2. nach den zum Regierungsbezirk Trier gehörigen Kreisen St. Wendel, Ottweiler, Saarbrücken (Stadt), Saarbrücken (Land), Saarlouis, Merzig und Saar burg (Bz. Trier), 3. nach Orten im Fürstentum Birkenfeld, 4. nach den zum Befehlsbereiche der Festungen Straßburg (Elsaß) und Neubreisach gehörigen badischen Postorten können nur befördert werden, wenn dis Pakete unter der Aufschrift der in Betracht kommenden Truppenteile und Militärbehörden abgesandt werden. —§8 Der Verband Sächsischer Industrieller ist in der Lage, mttzuteilen, über welche neutralen VermittelungS- prllrn eine nach Möglichkeit zuverlässige Verbindung derdeutschenJnteressenten mit dem Anstande hergestellt werden kanm Die Behandlung aller Mitteilungen muß vertraulich sein. Der Verband Sächsischer Industrieller gibt nähere Angaben nur auf besondere Anfrage, wobei sich die Ar.fragenden verpflichten müssen, die Angabe nur für ihre Zwecke zu verwenden und nicht weiterzugeben. —* Auf Veranlassung des hiesigen StadtratS geben wir nachstehende Aeußerung de» Direktoriums der Reichsversicherungsanstalt für Ange stellte zu Berlin-Wilmersdorf wieder, die für unsere Handels- und Geschäftsleute, von denen sich versicherte An gestellte im Felde befinden, von Wichtigkeit sein dürste. DaS Direktorium schreibt: Für die Entrichtung der Beitrüge zur Angestelltenvcrstcherung während des Kriege» gilt fol gendes: ES kommt darauf an, ob da» Angestelltenverhältnis aus Anlaß der Einziehung de» Versicherten znr Erfüllung der Wehrpflicht durch Kündigung ordnungsmäßig aufgelöst worden ist oder nicht (8 620 Absatz 2, ß 626 des Bürger lichen Gesetzbuches, tz 60, Z 72 Ziffer 3 deS Handelsgesetz buches). Ist eine Kündigung nicht erfolgt und wird dem Versicherten oder seinen Angehörigen während der Kriegs zeit da» Gehalt fortgezahlt, so sind auch die Beiträge znr Angestelltenversicherung an die NelchSverstchernngSanstalt weiter zu entrichten. Das Gleiche gilt, wenn der Versicherte oder seine Angehörigen nicht das volle Gehalt, sondern nur einen Teilbetrag davon erhalten. In letzterem Falle ist der Beitrag in der entsprechend niedrigeren GehaltSklasse zu entrichten. Ist die Kündigung ordnungsgemäß zustande gekommen und wird dem Versicherten oder seinen Ange hörigen daS Gehalt ganz oder teilweise fortgezahlt, so gelten diese Zuwendungen als freiwillige Unterstützungen und verpflichten nicht zur BeitragSentrichtung. Das wird auch dann zu gellen haben, wenn der Arbeitgeber bei der Kün digung erklärt hat, den gekündigten Angestellten auf sein Ansuchen später wieder in die frühere Stellung aüfzunehmen. Die Kündigung kann selbstredend auch nachträglich erfolgen. Wird die Weiterzahlung der Bezüge gänzlich eingestellt, so entfällt die BeitragSpflicht ebenfalls. —* Aus- und Durchfuhrverbote aus Anlaß des Krieges. Die Handelskammer Berlin hat ein alphabetisches Pcr- zcichuis der Waren herausgegeben, die unter die Aus- und Durchfuhrverbote fallen, sowie der Waren, die ausdrücklich von den Verboten ausgenommen sind. Das Verzeichnis kann von der Kanzlei der Handelskammer Dresden, Albrecht straße 4, zum Preise von 10 Pfg. bezogen werden. Zeithain. In dem hiesigen großen Lazarett sind bis jetzt rund 1500 Verwundete untergcbracht worden. Leider sind einige Soldaten bereits ihren schweren Verletzungen er legen. Sie wurden mit militärischen Ehren auf dem nahen Waldfricdhofe bestattet. Gestern mittag traf der Hilfslazarett zug der deutschen Kronprinzessin hier ein, der bekanntlich von ihr selbst ausgestattct und in sanitärer Hinsicht mustergültig ist. * Dresden. Ein Lazarettzug mit zahlreichen ver wundeten Deutschen und Franzosen traf vorgestern abend 7 Uhr 45 Minuten in DreSden-Neustadt ein. Ge. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg war mit zahlreichen Herren de» Roten Kreuzes und mehreren Offizieren zur Besichtigung des Zuges erschienen. — Die Beförderung von Briefen und Geldsendungen an Angehörige in London bereitet noch immer Schwierigkeiten. An die Zentralstelle für den Fremdenverkehr GroßberlinS sind schon mehrfach bezügliche Anfragen ergangen, ebenso an den Bund Deutscher Ver- kehrsoereine E. V. in Leipzig. Im Einvernehmen mit dem Bund Deutscher VerkehrSvercine teilt die Zentralstelle für den Fremdenverkehr GroßberlinS mit, daß Briefe und Geld sendungen an in England lebende Angehörige, wie noch mals mltgeteilt sei, am besten der Kaiserlich Deutschen Ge sandtschaft in den Niederlanden im Hang zu weiterer Ver anlassung übersandt werden. Die deutsche Gesandtschaft übergibt die Sendungen der amerikanischen Gesandtschaft zur Weiterbeförderung nach London. ES ist hierbei zu be achten, daß Briefe unverschlossen und in englischer Sprache abgefaßt sein müssen. — Der Dresdner ZentralarbeitSpach- weis, der seit Beginn deS Kriege« schon zu wiederholten Malen der Heeresverwaltung wertvolle Dienste leisten konnte, erhielt am vergangene» Sonnabend auS Ostpreußen telegraphisch erneuten Auftrag, 2000 Arbeiter baldmöglichst nach dort abzusendeu. Mit Sonderzug sind Montag nach mittag 945 Arbeitslose vom Dresdner Hauptbahnhof ab gefahren. Der Rest der Arbeitskräfte wird in diesen Tagen der ersten Kolonne folgen. * Königstein. Durch den Sturm wurde hier am Montag nachmittag die elektrische Lichtleitung teilweise derart beschädigt, daß einzelne Straßen vorübergehend kein Licht hatten. Die Ueberfahrt auf der Elbe mußte längere Zeit eingestellt werden. Bei Wendischfähre wurde von einem Wagen des 5 Uhr nachmittags eintreffenden Güter- zugeS durch den Sturm da» Dach heruntergerissen. * Zittau. In einer Versammlung der freien Ver einigung selbständiger Schmiedemeistec wurde mitgeteilt, daß an die sächsischen Schmiedemeister die Lieferung von 160000 Paar Hufeisen vergeben worden ist. Die Schmiede der AmlShanplmannschaft Zittau sollen von diesem Bedarf 15000 Glück liefern. Chemnitz. Das Polizciamt hat auf Anordnung des Gariiisvnkommandos eine Verfügung erlassen, nach der all gemein für Schankwirtschaftcn die Polizeistunde cingeführt und auf nachts 2 Uhr festgesetzt wird. Oberwiesenthal. Am Montag herrschte hier ein überaus starker Sturm. Viele Bäume wurden umgebrochen. In Vöhmisch-Wiesenthal wurde ein neues Haus abgcdcckt und der Giebel stark beschädigt. In der Nacht trat auf dem Fichtclbcrge erheblicher Schneefall ein. Der Schnee reicht bis weit hinab. * Schwarzenberg. Der wegen Brandstiftung und Notznchtversnchs gesuchte, mit Zuchthaus bereits vorbestrafte Max Paul Schmidt ist hier festgenommen und in daS Amtsgericht eingeliefert worden. Er steht u. a. im Ver dacht, die jüngst in Waschleithe bei Grünhain und in Elterlein vorgekommenen Brandstiftungen verübt zu haben. Leipzig. Die „Zeitschrift sür Deutschlands Buch drucker" berichtet von der braven Tat eines Buchdrucker gehilfen: Dor dem Rusieneinzug brachte sich ein ostpreußischer Buchdruckereibesitzer schleunigst in Sicherheit und vergaß in der Eile, den Inhalt deS Geldschrankes an sich zu nehmen. Der Gehilfe des Prinzipals aber rettete ans dem Geld- schrank 5000 Mar! und flüchtete nun gleichfalls. Nach längerem Suchen traf der Gehilfe in Danzig seinen Ches »nd händigte ihm dort die 5000 Mark wieder ein. Der Brave meldete sich dann als arbeitslos. Bo« Köln «ach Liittich Von Han» Lämmel, Mcrzdorf-Ricsn. Eines Tages erscheint in der „K. Z." ein amtlicher Bericht, daß Personen, welche früher in Belgien ansässig waren und noch Interessen daselbst haben, mit ausgestelltem Patz die Grenze passieren könnten. Der Zufall wollte, daß wir einen mir bekannten Herrn antrafen, welcher in Brüssel eine der bedeutendsten Buchhandlungen besitzt. Zn Dreien schlossen wir uns ihm an, um die Reise bis Lüttich anzutreteu. Von der Kgl. Linienkommandantur erhielten wir genügend Ausweis. Sonntag, den 20. September, abends kurz nach 6 Uhr bestiegen wir den von K. nach HerbeSthal fahrenden Zug^ wohl versehen mit Proviant für einige Tage. Erst Mitter nacht erreichten wir H., wohin man sonst in zwei Stunden gelangt. Aber wir sinds zufrieden. Bor 7 Wochen war eS noch Grenzstation, jetzt sieht das Bild schon anders au». Wir begeben uns in ein naheliegendes Hotel. Beim Morgengrauen werden wir durch Lrouipstciisignale gew:ckt und schon 630 Uhr geht?, diesmal auf Schuster» Rappen, weiter, den Weg nach Bcrviers einschlagend, wo ich bereits in der Nacht vom 5. zum 6. August die Feuertaufe erhielt Schon bald hinter der Grenze steht man die unheil vollen Folgen deS FranktirenrkriegcS: reihenweise nieder- gebrannte Häuser. Hier und da liegen noch zertrümmerte Möbel, Ocfen, Nähmaschinen, Wäschestücke und Geschirr. Ganze Wälder sind verwüstet, von wohlbestellten Feldern keine Spur. Wie ganz anders sah diese Gegend vor noch IV, Monat au». Friedlich« Ortschaften standen in dieser fluchtbaren Gegend, e» war ein gesegnete» Stück Land. Aber die Leute bnbe» sich die Schuld an alle dem selbst zuzuschreiben.