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sss «7. Jahr, Myutag, S8. September 1S14, abends Eine Schlappt der fraaMschen Flotte bet Cattaro. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Jgalo in Dalmatien: An» 18. d. M. nachmittags bombardierten österreichisch-ungarische Kriegsschiffe Antivari und berr nichtcten dabei eine grössere Abteilung Montenegriner. Bei dieser Gelegenheit singen wir eine drahtlose De pesche der französischen Flotte an die Monteuegriner ab, worin letztere von den Franzosen anfgesordert werden, am 19. d. M. 7 Uhr früh einen allgemeinen Augriff ans die Bocche di Cattaro zu unternehme«, das gleichzeitig durch die Frauzoseu au der Seelette angegriffen würde. Da man also unsererseits über die Absichten des Feindes genan unterrichtet war, konnten die entsprechenden Vorbereitungen getroffen werde». Ain 19. d. M. srüh '/,8 Uhr begaben st« drei kleine nnd sünfzchn grosse frauzösische Kriegsschiffe nach der Bocche nnd kamen im Rebel bis auf 6 Kilometer an die Küste heran. Unsererseits wollte mau sie aus die Minen fahre» lasse», doch machten die Schiffe plötzlich halt nnd begannen »mznkehren. Im Augen blick, als sie sich unseren Befestigungen von der Brett seile zeigten, fiel von der Festung Kobila ein Signal schuss, worauf sofort vier Batteriesalven von de« Fortt Lntziea und Mamola losgingen. Die Kanonade wührtt ungefähr eine Viertelstunde. Die Wirkung ist nicht anszeblieben, denn gleich die erste Salve vernichtet» ei» französisches Kriegsschiff, das von nicht weniger al« 24 Granaten getroffen wurde, wobei alle sechs Schornsteine samt der Kommandobrücke in die Luft gingen. Dann folgte eine KenersSule, und als sich der Rauch verflüchtete, war die Stelle, wo vorher der Franzose gestanden, leer. Zwei andere er litten schwere Havarie«, die übrige» ver schwanden schlenutgst. Die Franzosen hatte« insgesamt Im eroberten Land. (Lon unserem Kriegsberichterstatter.) Große- Hauptquartier des Kestens, 23. September. Eben bin ich von einer dreitägigen Autofahrt zu- rückgekehrt, die mich auf die Schlachtfelder und durch die eroberten Festungen und Städte Belgiens und hin auf auf Pie Trümmer des Sperrforts von Givet führte. Ich war auf den Schlachtfeldern von Neufchateau und Graide, aus denen die siegreiche Armee des Herzogs von Württemberg Franzosen und Belgier zurückgeworfen hat. Ich sah die interessanten Punkte, an denen die Helden der Armee Hausen den Uebergang über die Maas erstritten, die Schlachtfelder nördlich Namurs, auf denen dar KriegSglück die Armee Bülow geleitete und die gewaltigen artilleristischen Erfolge vornehm lich auf den belgischen Festungen. Ich sah aber auch die Schrecken des Krieges, entsetzlich und herzzsr- malmcnd, das tiefe, verbissene Leid, das auf einem von strafenswerten Führern unverantwortlich irregeleiteten blühenden Land ruht, unzählige Verwundete der käm pfenden Nationen und aus manchem blauen Auge eines sch)ver verletzten aber geduldigen deutschen Kriegers die leuchtende Freude, daß er mit dabei war, als her Feind geschlagen wurde. Ich konnte mich aber auch davon über zeugen, wie rasch die deutsche Verwaltung in Belgien Ruhe und Ordnung in das Land bringt, wie die Arbei terschaft in den großen Industriezentren zur Arbeit auf gerufen wird, und wie die Stätten der Verwüstung langsam verschwinden, um neuem Leben Platz zu machen. Und fast noch rascher als sie zerstören, pichten die Deutschen wieder auf. Das iist der Triumvh der Größe uno der Macht der deutschen Kultur. Hunderte deutsche Ingenieure und Baumeister, tausende und tau sende deutscher Arbeiter sind bereits im Lande, auf den deutschen Lokomotiven arbeitet bereits die deutsche Faust. Ein regnerischer Herbstmorgen rief zur Abfahrt. Ain Steuer des Kraftwagens saß ein Herr des freiwilligen kaiserlichen Automobilkorps. Die Ordonnanzen reichten uns die Karabiner in den Wagen, denn es geht durch Feindesland und auf manchen Straßen, die unser Wagen dahinsäuste, lauern Franktireurs. Erst geht es durchs Luxemburger Land, durch rote Cbereschen-Alleen, dann an Wiesenhalden vorbei, auf den Höhen mit einem herz erfreuenden Blick auf die Ardennenzüge. Schmutzige Dörfer fragen vorbei. Die Leute sind hier ruhig und stumm, aber das Lied: >,Wir wollen keine Preußen sein", singen sie frühmorgens und spät abends im verbor- gensten Winkel ihrer Seele. Wenn man an diesen Dör fern und ihren Menschen wieder vorbei ist, dann er quickt wieder die zarte Landschaft und man möchte das Luxemburger Volkslied summen: „Perlen von Tau, das sind die Diamanten, wo die Alzette durch die Wissen zieht". Vor der belgischen Grenze. Revolver und Kara biner werden geladen. Und dann saust der Wagen.an Martelange vorüber, Rotkleeäckern und Wiesen entlang^ auf denen das Vieh weidet. Fauvillers, Witrv, kleine Dörfer, ruhen wie mitten im Frieden. Da ist kein Hans zerstört, die Leute waren einsichtig und vernünftig. Sic hatten ihre Häuser nicht verlassen. Wir nähern uns Longlier. Ein Güterzug mit Munition verlegt für einige Minuten das Bahngeleise nnd wir halten zum erstenmal M einer Stätte des Krieges. Bor mir dehnt sich eine lange, lange Häuserreihe, rauchgeschwärzte Giebel. Aus leergebrannten Wohn- räumen schauen die Trümmer der Sorge. Tis Tücher find abgestürzt und das Elend kann himmelhoch hinaus wachsen- Cs ist ja so unendlich groß, daß es sich zwi schen Mauern und unter Dächern nicht einschließen läßt. Die Weiterfahrt eröffnet neue Ausblicke auf neue Trüm mer, In den leeren Straßen des Vororts von,Nenf- 'chatsau ist kein Mensch zu treffen. Hier tobte der "Kamps, als in den mittleren Augusttagen nie .Armee des Herzogs Albrecht von Württemberg beiderseits Neuf- chateaus vorging. Neufchateau selbst, ein hübsch ge legenes reinliches Städtchen, mit etwa 3000 Einwoh nern« das ehemals befestigt war, hat in seinem Zen trum nur wenig gelitten. In seinen Straßen patrouil lieren Ländsturmsoldaten. Ueber Karrenwege führt die Straße nach Grap- sontainc. Hier hatten die Belgier und Franzosen lange Schützengräben am Rande niedriger Gehölze angelegt. Tornister und Käppis, die heute noch dort liegen, er zählen von dem Rückzug, der in wilde Flucht ansgcarter sein mag. Zerschmetterte Drahtverhaue flantieren unfern Weg bis Paliseux. Die Häuser der Dörfer zwischen dieser Ortschaft und Graide, das etwa 15 Kilometer von Ncuf- zchatcau entfernt liegt, lagen unter starkem Artillerie- fener, und aus den hohlen Fenstern abgebrannter und eingeschossener Häuser starrt uns das Grauen und die Verwüstung an. In bitterer Ironie schlingt sich nm das Fenster einer kleinen abgebrannten Hütte das hoff nungsvolle Grün des Eipheus. Wo weilen die, die hinter dieser Epheustandc ihr heimatliches Glück geborgen? Die weiten Feldex, die nun vor uns ruhen, zeigen jetzt fast nichts mehr von der Schlacht. Trüben Walde ein Soldatennrassengrab — ein schlickt.'S Holz kreuz darauf. Erdanshöhlüngcn von einem halben Me ter Tiefe zeigen die Stellen, wo die Schrapnells ihre männermordende Arbeit verrichteten. Und 50 Sckritte davon zieht bereits wieder ein belgischer Bauer den Pflug durch die Ackerfurche. Das Auto fliegt weiter auf den prächtigen Chausseen. Wir passieren Bertrtx, ein netieS Städtchen, das eine tzanz ansehnliche deutsche Besat zung hat, Voneche, Beauraing mit seiner malerisch ge legenen Ruine des Schlosses des Herzog? von Ossuna. Wir sausen mit 70 Kilometer Geschwindigkeit oer fran zösischen Grenze zu. Bei Dion geht eS nach Frankreich auf Givet zu; durch die engen Straßen von Givet—St. Hilair' auf dem linken Maasufer zur MaaSbrücke, welche die Franzosen beim Anmarsch der deutschen Truppen gcitrcngt haben. Die prächtige Brücke ragt nur zur .Hälfte vom rechten Ufer über den Fluß, über den rechts von der zerstörten Brücke sächsische Pioniere auf großcn Maaskähnen eine vorzügliche Pontonbrücke er richtet haben. Die führt den Namen „Sachsen brück c". Unser Wagen hält auf ^>er Brücke, und der Blick sucht Charlemont, die Zitadelle auf dem großen Felsen, das Grab vieler Hunderter tapferer Franzosen. Durch den Stadtteil Givet-Notre Dame geht cs aufwärts zum Fort. Auf den Trümmern von Givet-Charlcmout. Tas Auto erkletterte nur mühsam auf den vom Regen ausgi-weichten Straßen die Höhe von Charlemont, auf dem die schwarz-weiß-rote Fahne flattert. Der Weg führt an Abhängen vorbei, deren Baumbestand voll kommen rasiert Wurde. Man tritt durch da? große Tor rn das Fort und cs ist sofort klar: Charlemont, vor dessen Schilderhaus ein deutscher Soldat Wache hält, ist ein Trümmerhaufen, trotzdem es, wenn auch nicht ganz, aus Beton, als ein großes Einheitswerk fortifikatorisch stark gekaut war und bombensichere Unterkünfte bot. Den deutschen Geschossen aber und den Bomben der vsterreichischen 30,5 - Zentimeter - Motor -Mörserbatterien, deren Brummen vornehmlich die Leute von Givet zu hören bekamen, konnten auch diese Werke nicht widerstehen. Die Oestcrreicher standen 12 Kilometer hinter einem Hügelzug nordöstlich von Chile. Von dort sendeten sie gemeinsam mit den 21-Zcntimeter-kalibrigen Geschützen der deutschen Truppen ihre unheilbringenden Kriegs grüße. Treffer saß auf Treffer. Mauerwerk von zehn Meter Dicke zersplitterte wie Gips, wo Geschosse das Erdnerk trafen, öffneten sich tiefe Abgründe. Die Wir kung der Geschosse muß eine furchtbare gewesen fein. Soldaten vom französischen Roten Kreuz, die noch jetzt auf Givet sind, erzählten uns, der Luftdruck habe, wenn die Geschosse oben cinschlugen , unten in den Kase matten, die ein Bild heillos.r Panik bieten, die Men schen wie die Fliegen an die Wand geschleudert. Tic Franzosen kamen nicht zum atmen, denn keiner unserer Schüsse war ein Blindgänger. Unter der unbeschreib lichen Gewalt unserer Geschosse zersplitterten die Bäume im Fort wie Zündhölzchen- Tie Kasematten wurden ein gedrückt, die Dächer der Kasernen gingen in Flammen auf. Ein unbeschreibliches Bild der Verwüstung zeigt die Straße im Fort, in der die Kirche stand und die Häuser, in denen Offiziere wohnten. Tie Kirche ist ein Trümmer- und Steinhaufen- Zerschlagene und zerschmet terte Altarteile, kleine Bruchstücke von Leuchtern und gol denen Ampeln liegen mitten unter den Trümmern neben Meß- uno Profan-Büchern. Eine zerfetzte Soutane, da rauf Unisormstücke, Möbel? Tornister, aus der Erde ragende Eiienrohre — ein Bild, wie es greulicher nicht gesehen werden kann. Und unter den Hügeln von Schutt und zerschlagene» Steiumassen liegen die zerschmetterten Toten. Ein starker Verwesungsgeruch breitet sich über das Trüm merfeld. Auch die Decke des Lazaretts, in dem tue Schwervcrwundeten mit dem Leben rangen, wurde von einem Geschoß eingeschlagen und der von Wolken ver hängte Himmel blickt hier durch ein Loch, groß wie ein einstöckiges kleines Haus in die Tiefe des KrankenjaaleS, der unten in den Kasematten angelegt war. Und oer an haltende Regen bedeckt das Trümmerfelo mit einem dicken, erdigen Brei. Die wenige» »och vorhandene» Parterreräumc in den Kasernen bieten ein Bild größ ter Verwirrung. .Hier wurden Offiziös und Soldaten nur noch von der Verzweiflung hineingetrieben. Ich hebe den Tornister eines französischen Soldaten vom Boden. Sein Eigentümer war Mathieu, Telephonist. Daneben liegt eine Ansichtskarte aus Mezieres. Nur wenige Worte von Frauenhand: „Ich habe Deinen Brief erhalten. Ich umarme Dich. Claire." Das kleine Liebes lied ist aus. Tort in einer Ecke versteckt sich ein nettes Album, von einem Artilleristen mit feingezeichneten Frauenfiguren, wie sie Resniczek schuf, reichlich ver sehen. Auf einem niedrigen Kasten ruht ein eben äuge« fangcnes Tagebuch eines Offiziers. . . Durch das Fen ster dieses Raumes blickt man auf die letzte Szene der Tragödie von Givet. Zwischen Schutt und Eisentrüm- mcrn liegen ein paar Gräber, jedes mit Blumen ge ziert, welche jetzt die deutschen Landwehrmänner pfle gen. Aus einem der einfachen Kreuze aus Holzlatten stehen die Worte: „Mort pour la patrie." Stolz und schlicht. Wahrlich, hier schlafen Helden! Julius Hirsch, Kriegsberichterstatter Ae Lsgk M im mW» MMM. Grosses Hauptquartier, 27. September» abends. lAmtltch.) Die Lage auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen blieb heute unverüudert. Pressestimmen zur Lage auf den Kriegsschauplätze». Die „Krenzztg." schreibt: Jeder Tag . hat unsere Stel- lung im Westen immer mehr verbessert. Selbst von Beilage znm „Meiner Tageblatt" «otation-druck und Verlag von Langer L Winterlich t» Riesa. - Für dir Redaktion verantwortlich: Arthur HSHnrl in Riesa. gegnerischer Oeite und namentlich von England her, ist die- anerkannt worden, und zwar hat man dabei sowohl auf die Stärke unserer Verschanzungen, wie auf dar überlegene Feuern der deutschen Artillerie hingewiesen. — Z» der gestrigen Meldung vom Kriegsschauplatz aus »em Großen Hauptquartier heißt cs im „Lokalanzeiger": Die hartnäckigen, fast verzweif-ljen Versuche der Fran zose», unseren rechten Flügel noch in letzter Stunde zu werfen, scheiterte» trotz weiter Umgehung in der Rich tung Bapaume an dem Widerstande schwächerer Trup pen" Daraus könnte man den Schluß ziehen, daß eS der französische» Negierung ernster mit diesem Vor» stoß war, als den franzö'ischen Truppen, die vielleicht das Nutzlose ihrer ständigen Angriff.» cinsahcn. Im Zentrum sind unsererseits Fortschritte zu verzeichnen. Die wichtigste Meldung ist jedoch die, dass die südlich Verdun angegriffenen Sperrforts ihr Feuer einstcllten. Damit ist die für uns so wünschenswerte Lücke in dem Sperrfortsgürtel gegeben, und wir befinden unZ be reits in einem Artilleriekampfe mit den westlich der Maas uns entgegengesandten Truppen- — AnS dem Osten schreibt die „Kreuzztg": 150000 Rulsen Und rn den beiden glorreiche» Schlachten gefallen, und eben so vieltz befinden sich als unvcrwundcte Kriegsgefan gene in unseren Händen. Der Lorbeer, den die 8. Armee um ihre Fahnen gewunden, gibt uns das Recht, auf baldige neue Siegestaten zu hoffen. Im „Lokalanzyr." schreibt ein alter preußischer Offi zier zu dem Schließen des eisernen Ringes um Verdun, daß unsere Artillerie durch die Vernachlässigung der schweren Artillerie in Frankreich in den letzten Jahren in dem langen 120 mw- und 150 mm-Geschütz kaum einen ebenbürtigen Gegner finden dürste. Und was die Mörser betreffe, so habe der größte französische Mörser kein größere- Kaliber als 27 cw. So wird Verdun seinen TodeSkamps mit wenig Aussicht auf Erfolg aufnchmen müssen. Da wir auch mit einer tapferen Verteidigung dieser Festung rechnen müssen, so möchten wir raten, nicht unverständig srüh ein Resultat der 42 cm-Geschütze zu verlangen Unsere Feldgrauen haben gerade an dieser Stelle der Mao rin ganz besonders schweres Stück Arbeit zu bewältigen Die deutsche» „Brummer" vor Verdun. Die Franks. Ztg. meldet au? Stockholm: Londoner Meldungen geben z», dass die gefürchteten 42 vn» Ge schütze vor Verdun in Stellung gebracht würden und der Belagerungsring sich merkbar enger nm die Fettung geschlossen habe. Die englischen Verluste an Offizieren. In einer Erörterung der großen Verluste, die die Deutschen und die Engländer an Offizieren gehabt hätten, schreibt die „Times": Die Engländer verloren im Lause eines Monats 1100 tote, verwundete und vermißte Offiziere. Da fünf Infanteriedivisionen au den Kämpfen teiinahmen, von denen jede etwa 600 Offiziere hat, so verloren bie Engländer fast zwei Fünftel aller OWere. Ein deutsches Flugzeug über Antwerpen. Das Reuterbureau meldet aus Antwerpen vom 26. d. M.: Ein deutsches Flugzeug flog heute über Düffel, nahe Antwerpen, und warf zwei Bomben, die ins Wasser fielen. Am Nachmittag flog eine deutsche Taube über Antwerpen. Die FortS eröffneten ein heftiges Feuer. Da» Flugzeug war gezwungen, in große Höhe zu gehen, sodaß eS die belgischen Stellungen nicht erkunden konnkx