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Beilage zrrm „Riesaer Tageblatt". RotationUruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für di« Redaktion »«antwortlich: Arthur Hllhnrl in Riesa. S17 Freitag, 18 September 1«14, «benbs. «7. Jahr,. Die große Schlacht im Westen. Großes Hauptquartier, 17. September, abends. In der Schlacht zwischen Oise und Maas ist die endgültige Entscheidung immer noch nicht gefallen, aber gewisse Anzeichen denten doch darauf hin, daß die Widerstandskraft des Gegners zu erlahme» beginnt. Ein mit großer Bravour unternommener französischer Durchbruchsversuch auf dem äußerste« rechten deutschen Flügel orach ohne besondere Anstrengung unserer Truppe» schließlich in sich selbst zusammen. Die Mitte der deutsche» Armee gewinnt langsam aber sicher Boden. Auf dem rechten Maasuser versuchte Ausfälle aus Verdun wurden mit Leichtigkeit zurückgewiesen. I« Weste« geht «S vorwärts! Da» Ist »er Ärund- to« auf de« die Blätter gestimmt find. Günstige Guts Wickelung »er Schlacht zwischen Oise und Maas! schreibt das Berliner Tgbl. au der Spitze. Wir halten dnrch, sagt die Berliner Morgenpost. Wie das Berliner Tgbl. an» Senf meldet, hat Loni» Dausset, Mitglied der Pariser Stadtverwaltung, erklärt, die Rückkehr der Pariser sei nicht zu empfehle«, solange nicht die Regiernng selbst ihren Sitz wieder dorthin verlegt hat. Wie versichert wird, will die Rc- gieruug erst zurückkehreu wenn kein Deutscher mehr auf französischem Boden steht. Die Episode von Bordeaux kau« fich also unter Umstände« noch recht lauge hin ziehen. MmM IMMMk WKnWsen. Auch am Mittwoch dauerte der Riesenkampf zwi schen Marne und Maas rn unverminderter Heftigkeit fort. Wie am Dienstag, io machten auch in der Rächt zum Mittwoch und am Mittwoch selbst die Franzosen verzweifelte Angriffe gegen unsere Front, aber sie wur de« wiederum zurückgetrieben. Hingegen waren einzelne deutsche Gegenstöße von Erfolg gekrönt. Das alles ist noch keine Entscheidung; in allem Wesentlichen ist viel mehr die Lage gegen Dienstag unverändert. Aber das soll uns nicht in unserer Zu versicht irremachen. Die Franzosen wußten wohl, daß in diesem Kampfe alles für sie auf dem Spiele stand. Sie haben mit der Energie, die dein französischen Volke in schwierigen Zeiten immer eine mächtige Helferin war, das entscheidende Ringen ausgenommen. „Lieber in den Tod als znrückgehen!" das war die Parole des Generalis simus Joffre, und sie beseelte das ganze Heer. Alle verfügbaren Truppen wurden aus das Schlachtfeld ge worfen und mit überlegenen Kräften gingen die Fran zosen -- unterstützt von den Engländern — zum Angriff über. Trotzdem hat dieser Angriff bis heute noch nicht zum Ziele geführt- Die ruhigere, sichere Führung der Unseren, der zähe Wille zum Siege> der in unseren Trup pen lebt, und endlich das Vertrauen in die eigene Kraft, welches die bisherigen Siege schuf, haben alle Anstren gungen des Feindes Wettgemacht. Schon wird aus fran zösischen Quellen gemeldet, daß die französischen Trup pen, wenigstens zum Teile am Ende ihrer Kraft ange langt sind/ Aeußerlichkeiten, wie die schwere und un zweckmäßige Ausrüstung, scheinen dieses Nachlassen dec Kräfte noch zu fördern. Je länger aber das Ringen andauert, umso stärker wird die Gefahr für dis Fran zosen, daß auch ihre stürmische Offensivkraft völlig zu sammenbricht. Tritt dieser Augenblick des Zusammen bruchs aber ein, so wird sich auch für unsere Feld grauen der Lohn tagelangen Ausharrens reichlich ein stellen. In dieser Zuversicht soll uns auch der jüngste Bericht des Großen Hauptquartiers wieder bestärken- und im übrigen lautet die Parole für die, welche daheim geblieben: Geduld! Die Kämpfe auf der Linie Berdnn—Toul. Nach der Mitteiluug des Generalquartiermeisters hatte die Armee des Kronprinzen von Preuße» den Angriff gegen die Sperrforts bei Verdun eingeleitet und einige Forts be reits beschossen. Der italienischen Zeitung „Tribuna" wird über die Kampfe aus Paris vom 11. d. Mts. folgendes mit geteilt: Die Deutschen haben gestern abend einen außerordent lich heftigen Angriff gegen den Mittelpunkt der berühmten französischen Befestigungslinie eingeleitet, die von Verdun nach Toni läuft. Der Angriff ist vom Kronprinzen geleitet und von der Armee von Metz ausgeführt worden, nachdem schwere Kanonen in der Ebene placiert worden waren. Sie haben ihr Feuer und ihren Angriff hauptsächlich auf das Fort Gironville gerichtet mit der deutlichen Absicht, an jener Stelle die Befestigungslinie der zu Verdun gehörenden Forts zu durchbrechen. !>« Miierie WnMM dn ZM. Die „Südslaw. Korresp." meldet über den Einbruchs versuch der Serben: Bet Pancsowa im Raume von ve- Mo s Selo aus serbischem Ufer versammelten fich die Serben, etwa eine halbe Division stark, «nb eröffneten am IS. September eine Beschießung gegen die offene Stadt Pancsowa. Unsere Beobachtungstruppen zogen fich bei Beginn des Bombardements zurück, nachdem sestgestellt morde« war, daß die Serben den Uebergang über die Dona« durchführen wollte«. Nach kurzem markierten Widerstande ließe« unsere Truppen die Serbe» de« Uebergang vollziehe«. Nachdem die Serben, 7- bi» 8VV» Man« stark, de« Uebergang vollzogen hatten, rückte et« Teil van ihnen gegen Pancsowa, während das Gros de« Marsch in der Richtung ans Dolovy sortsetzte. Hier wurden die Serbe« von ««seren Truppe« gestellt «nd «ach kurzem Artillerie,efechte mit dem Bajonett angegriffen und gerader« über den Hansen geworfen. Sie erlitten ungeheure Verluste. Unsere Trnppe« «achten Scharen von Gefangene« und erbeuteten fast das ganze ArltSeriematerial. Der Rest der Serbe» ging über die Donau zurück. Der Rückzug kostete Hunderte« das Leben. Sin Monitor beschoß die Fliehenden und demantterte die serbischen Batteriestellnngen gegenüber Pancsowa. Die in Pane- sowa eiugedrungeueu Serben konnte» «nr zum Teil den Rückzug bewerkstellige«; die Mehrzahl sand den Tod. In so ganz tiefen Winterschlaf ist der österreich serbische Krieg doch nicht versunken, seit der österreichi sche Angriff eingestellt, die Truppen über die Save und Drina zurückgenommen und die mit Blutströmen er kauften Plätze Schqbatz und Ljesnitza wieder geräumt wur den, weil Oesterreich, wie man sich ausdrückt, seinen letzten Mann in« Norden brauchte. Vielleicht haben die biederen Serben solche Ausdrucksweise allzu buchstäblich genommen und geglaubt, daß jetzt die günstigste Jahres zeit für einen Spaziergang nach Wien durch das sol datenlose Gebiet der ungarischen Krone sei. Indessen ist es ihnen mit ihrer Herbstwanderung gegangen, wie dem armen Peter einer alten Ballade, der sich nicht über den nächsten Kreuzweg hinwegfindet. Bei Mitrowic und Semlin war sie schon zu Ende. So viel Oestsrreicher waren doch noch zurückgeblieben, um mit den Serben fertig zu werden! Bei Mitrowic ist die Timok-Tivision vollständig, bei Semlin andere Truppenkörper in Stär ken von 15060 Mann zum Teil vernichtet. Und darüber haben die Oesterreicher schon wieder Lust bekommen, selbst einmal in Serbien nachzusehen, was sich da seit ihrem letzten Besuche im August verändert hat; viel leicht auch, sich zu dem alltäglichen serbischen Gerichte Schweinefleisch einzuladen, dem einzigen, bas es dort zulande noch gibt. Denn andere Nahrungsmittel wach ten nicht im Lande, und von außen kommt nichts Mehr herein. Im Norden und Westen sind die Grenzen her metisch durch österreichische Heere g-sperrt, Bulgarien läßt aus Bosheit' nichts hinein und seine Komitatschis haben auch in Mazedonien die Eisenbahnbrücken ge sprengt, um die Zufuhren aus dem griechischen Saloniki abzüschneiden. MiWmmnng in Rußland. Nach Blättermeldungen hat die schwere Niederlage der Russen in Ostpreußen auf die russische öffentliche Meinung einen niederdrückenoen Einfluß ausgeübt. Amt lich wurde zugestanden, daß zwei Korps vernichtet wor- den sind. In der russischen Presse zeigt sich das Be streben, die öffentliche Meinung zu beruhigen. Es heißt in diesem Sinne, daß diese Niederlage weder die Stim mung der russischen Armee noch Rußland selbst be drücken dürfe. Der Enthusiasmus, der unmittelbar nuch dem Kriegsausbruchs für England in Petersburg herrschte, hat schon eine wesentliche Abschwächung er fahren. Man erhebt gegen England den.Borwurf, daß es seine Kräfte zur See zu sehr schöne, und ist auch ungehalten über die englische Berichterstattung, die Rußland als quäntita negligeable behandele und Eng land eine führende Rolle im Landkriege zuzuteilen suche. — Alls Kopenhagen wird gemeldet, daß anch das Ergebnis der schweren Kämpfe bei Lemberg in Peters burg eine Depression hervorgerufen hat, da die russischen Operationen nicht den erhofften Erfolg erzielten, län dern an dem hartnäckigen Widerstande der österneichisch- ungarischen Armee gescheitert sind. Der russische General stab hat zwar verbucht/die Nachrichten von schweren Verlusten der russischen Armee sowie von der Gefangen nahme von vielen Tausenden russischer Soldaten zu ver heimlichen, doch verbreitete sich die Meldung hiervon trotzdem und hat die Mißstimmung noch gesteigert. Die Zahl der in Rußland eingetroffenen Verwundeten ist überaus groß, sodaß beispielsweise in Moskau kaum mehr Platz zur Aufnahme der Verletzten vorhanden ist. Weitere Kriegsnachrichte«. Der englische Kreuzer „Glasgow" in den Grund gebohrt. Die in Buenos Aires erscheinende „Laplata-Post" berichtet in ihrer jetzt hier eingetroffenen Nummer vom 11. August folgendes: Dem Hafcnpräfekten von Rio meldet der Kapitän des ' brasilianischen Dampfers „Jt^itube", daß er auf hoher See Rettungsboote, Waffen nnd Rettungsgürtel des englischen Kreuzers „Glasgow" gesunden habe. Ferner wurde gemeldet, daß oieses eng lische Kriegsschiff am Vormittag auf hoher See Kohlen nahm. Bald darauf sei ein zweites Kriegsschiff am Horst zont erschienen, das der Kapitän für ein englisches g: halten habe, das aber ein deutsches — die KriegS- slaggrn beider Flotten sind aus der Ferne schwer zu unterscheide» — gewesen zu sein scheint. Eine dritte vorgestern abend in Buenos Aires verbreitete Meldung besagt, der „Glasgow" sei bei Punta Arenas auf der Fchrc nach der Westlüste gesichtet worden. Aus diesen Meldungen läßt sich mit vieler Wahrscheinlichkeit schlie ßen, daß ein deutscher Kreuzer das englische Kriegs- schiff „Glasgow" in den Grund gebohrt hat. Es ist.aus geschlossen, daß der „Glasgow" Dienstag bei Rio und Mittwoch bei Punta ArenaS gesichtet sein kann. Ein Kr iegsichisf, das nur flieht, wirft auch nicht Rettungs boote über Bord. Dec geschützte Kreuzer „Glasgow", der im Jahre 19o9 von Stapel lief, hatte eine Wafferverdrängung von 4900 Tonnen und eine Schnelligkeit von 26,3 Seemei len. Er war 131 Meter lang, 14,3 Meter breit und hatte einen Tiefgang von 4,7 Meter. Tie Besatzung bestand aus 376 Mann. Er hatte an Bord zwei Schnelladekanvnen von 50 mal 15,2 Zentimeter Rohrlänge und zehn von 50 mal 10,2 Zentimeter Rohrlänge. Ein deutsches Unterseeboot sprengte den „Pathfinders. Am Donnerstag, 10. September, wurde im englischen Unterhaus zugegeben, daß der „Pathfinders nicht auf Hie Mine geraten wäre, sondern von einem deutschen Untersee boot in den Grund geschaffen fei. Der Ort warbeiSt. Abb'S Head an der Südostküste von Schottlands nicht-Mit von dem Eingang der Forth-Pay. man" hatte nach der „Braunschw. Lande»M." väviui'Nach richt bekommen, aber e» wurde ihr nicht erlaubt, die Sacht zu bringen. Aber andere Zeitungen, die beim Preßbüro nicht angefragt hatten, druckten eS ab. '''' Die Bemühungen des Dreiverbandes in Sonstautinopeß Der Politischen Korrespondenz wsid auSKonstantinlwel berichtet: Die Diplomatie, der.MSchte de» Dretverbandt» setzt die Bemühungen, die Politik der Pfopte in Bahnen dieser Gruppe zu lenkens mit,, zchhetz« MhättNihttttHU Die'vollständige Ergebnislosigkeit der UeberredungSversüM, die der Vertreter Englands in dieser Richtung unternahm, schreckten den russischen Botschafter v. Gleis keineswegs Iah, die Rolle des Werber» auf der Pforte zu übernehmen. bediente sich der gleichen Mittel wie sein^ Börgänger^iy- dem er vor den Augen der ottomanischen StaatSmänp« lockende Bilder für den Fall de» Entschlüsse» der Türkei für den Dreiverband mit Drohungen für den Fall der Weigerung ab wechseln läßt. Er war jedoch nicht vpn größerem Glücke he- günstigt, als Sir Edward Malleb. , Alle Kunstgriffe, mithenen eS der Diplomatie/früher mitunter sgelungdn war,iin der Politik der ^türkischen Regierung; SchwqnsWgen herbeiM- führen, 'verfangen jetzt nicht Mehr. ,Die Ueberzeügpng der Pforte hinsichtlich der Stellung,' die - für die Türkei gegen über den gewaltigen europäischen EntscheidungSkampse ge boten ist, hat sich während des Verlaufes der KriegSereig- niste noch vertieft. Da» öfter swiederkehrende Gerücht; daß der Abbruch der diplomatischen Beziehungen Rußlands be vorstehe und da» der Botschafter n, GierS schon seine Koffer packte und das ein russische» Ultimatum überreicht werden solle, bleibt nicht nur ohne Wirkung auf die leitenden Per sönlichkeiten, sondern vermag überhaupt in türkischen poli tischen Kreise» keine Bewegung heroorzubrlngen. Daß man in Petersburg vorläufig noch nicht zu raschem Handeln ent schlossen ist, scheint au» der gedämpfte» Tonart de» letzten i» Umlauf gesetzten Gerüchtes hervorzugehen, wonach der russische Botschafter der Pforte noch einige Zeit zur. Heber- legung lassen wolle. Sollte die türkische Antwort in end- giltig verneinendem Sinne aurfallen, dann werde er Kon stantinopel verlassen. In unterrichteten Kreisen kann man nicht daran glauben, daß sich die Diplomatie des Dreiver bände» wirklich noch Hoffnungen auf eine Sinnesänderung der türkischen Regierung hingtbt. Eine Erklärung der italienischen Regiernng. Die „Agenzia Elefant" veröffentlicht folgende Erklä rung: Zu leicht durchsichtigen 'Zwecke einer tendenziösen Polemik legt man insonderheit einem Blatte dis Quali fikation bei, als offiziös und als Vertretung der Gedanken der Regierung über die gegenwärtige internationale Laße zu gelte». Die Regierung hat keinerlei offiziöse Organe nnd hat niemanden ermächtigt, sich zum Dolmetsch ihrer Absichten und Entschlüsse in der auswärtigen Politik zu machen. Die Regierung, di« während der Tagung der Kammern wiederholt feierliche Beweise de» Vertrauen» de» Parlament» erhalten hat nnd die gegenwärtig von dem Gefühl beseelt ist, stark zu sein durch die Uebereinsttmmung mit der großen Mehrheit de« Lande», ist sich der schweren Verantwortung und der auf ihr lastenden hohen Aufgaben bewußt. Eie wird diese Aufgabe erledigen, indem sie ihrem